Titel: | Neue Gasmaschinen. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 289 |
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Neue Gasmaschinen.
(Patentklasse 46. Fortsetzung des Berichtes S. 193
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Gasmaschinen.
Pendelregulator von Buss, Sombart und Co. in Magdeburg
(* D. R. P. Nr. 57176 vom 5. August 1890).
Diese Regulirvorrichtung ist eine Weiterausbildung der früher beschriebenen, unter
Patent Nr. 35647 patentirten Anordnung und unterscheidet sich von den bekannten
Regulirungen für Gaskraftmaschinen dadurch, dass der regulirende Mechanismus bei zu
schnellem Gange der Maschine nicht, wie solches bisher üblich war, nur ein Organ
steuert – nämlich entweder das Auslassventil offen erhält oder das Gasventil
geschlossen lässt, und dann dieses eine Organ den
Schluss oder die Offenhaltung des anderen durch Gestänge bewirkt, also der Regulator
gewissermaassen indirect durch das Auslassventil das Gasventil und umgekehrt steuert
–, sondern vielmehr eine directe Einwirkung zunächst auf das Auslassventil, dann
aber auch auf das Gasventil ausüben kann.
Textabbildung Bd. 284, S. 289Fig. 51.Pendelregulator von Buss, Sombart und Co. Die Wirkung dieser Vorrichtung erfolgt in der Weise, dass bei zu schnellem
Gange der Maschine der Regulator die Offenhaltung des Auslassventils ermöglicht,
dann aber nicht das Gasventil aufstösst oder aber bei normaler Geschwindigkeit das
Auslassventil ungehindert sich schliessen lässt, dafür aber das Gasventil öffnet. Um
diesen Zweck zu erreichen, ist die Regulirung wie folgt construirt. In Fig. 51, welche die Anordnung für eine stehende
Maschine zeigt, stellt R den Regulator nach dem Patent
Nr. 35647 in senkrechter Anordnung dar, jedoch ist derselbe noch mit einem zweiten
Arme R1 versehen, der
die Steuerung des Auslassventils übernimmt. Dieser Regulator geht mit dem Schieber
oder einem anderen geeigneten Maschinentheil auf und ab und stösst bei dem
Niedergange mit dem vorspringenden Theile a auf die
schiefe Ebene s, welche ihn je nach der Geschwindigkeit
mehr oder weniger weit abwirft; der Regulator wird durch eine Feder oder einseitig
angebrachte Belastung in bekannter Weise in seine frühere Lage zurückgebracht.
Arbeitet der Motor zu schnell, so wird der Regulator durch die schiefe Ebene so weit
abgelenkt, dass der Vorsprung v den Hebel h fasst, bevor er das Auslassventil geschlossen hat und
bei dem Niedergange mitnimmt. Hierdurch wird die Stange S frei und senkt sich durch ihr Eigengewicht herunter, so dass der an
dem Auslassventilhebel H befestigte Knaggen k sich gegen den Kopf K
anlegt; das Auslassventil bleibt demnach offen. Zugleich hat sich der Regulator
weiter nach unten bewegt, während er oben im Eingriff mit dem Hebel h bleibt, wodurch er so weit abgelenkt wird, dass sein
unteres Ende e die Gasventilstange G nicht mehr treffen kann, sondern dicht an derselben
entlang gleitet, das Gasventil also geschlossen bleibt. Bei der Rückwärtsbewegung
des Regulators nimmt der Hebel h, veranlasst durch die
Feder f, das Stück wieder hoch, sobald durch
vollständige Eröffnung des Auslassventils die Klinke k
den Kopf K freilässt. Läuft dagegen die Maschine mit
ihrer normalen Geschwindigkeit, so geht der Haken v bei
dem Hebel h vorbei, das Auslassventil schliesst sich
und der Regulator stösst das Gasventil auf.
Fig. 52 stellt diese Art der Regulirung für eine
wagerechte Maschine dar; alle der obigen Beschreibung entsprechenden Theile sind mit
denselben Buchstaben bezeichnet.
Textabbildung Bd. 284, S. 289Fig. 52.Pendelregulator von Buss, Sombart und Co. Hier ist der Hebel, der vom Regulator gefasst wird, als Winkelhebel hh1 ausgebildet,
während das Gewichtsstück k mit dem Knaggen in einer
Führung F gleitet. Der zweite Arm des Winkelhebels h1 fasst das
Gewichtsstück K bei i so,
dass, wenn der Regulator denselben erfasst hat, der Hebel h1 sich frei nach unten drehen kann,
während das Gewichtsstück nur so lange fällt, bis der Hebel des Auslassventils Hk dasselbe festklemmt. Kehrt der Hebel hh1, durch die Feder
veranlasst, in seine Ruhelage zurück, so nimmt er das Gewicht mit in die Höhe,
sobald der Auslassventilhebel durch weiteres Oeffnen des Auslassventils das erstere
freilässt. Ein passend angebrachter Anschlag hindert ein zu weites Ansteigen des
Mechanismus.
Führt man den unteren Arm h1 und die Gewichtsführung F nebst Gewicht
doppelt aus, so kann man den Regulator zum Reguliren einer zweicylindrigen
Viertaktgasmaschine benutzen; er muss dann bei jeder Umdrehung der Maschine einen
Hin- und Hergang machen, damit die Regulirung beider Auslassventile erfolgen kann.
Es wird, da die Auslassventile bei zweicylindrigen Gasmaschinen jedoch nicht zu
gleicher Zeit öffnen, stets eines der Gewichtstheile frei bleiben, welches dann von
seinem zugehörigen Hebel durch Einwirkung der Feder f
gehoben wird, sobald der Regulator durch sein Zurückgehen ein Anheben des Hebels h in seine Ruhelage gestattet. Hierdurch ist eine freie
und unabhängige Einwirkung des Regulators auf die Auslassventile gesichert.
Um das Andrehen der zweicylindrigen Gasmaschinen zu erleichtern, trifft man wohl
die Vorkehrung, dass durch Offenhaltung des Auslassventils des einen Cylinders
dieser ganz entlastet und hierdurch das Andrehen der Maschine mit nur einem Cylinder
ermöglicht wird. Ist dieser dann im richtigen Betriebe, so schliesst man das
Auslassventil des anderen Cylinders und lässt auch in diesen Gemisch einströmen.
Pendelregulator von C. Daevel in Kiel (* D. R. P. Nr.
58083 vom 10. October 1890).
Bei diesem Regulator werden Misch- und Auslassventil des Gas- und Erdölmotors etwa
von der Steuerwelle aus durch entsprechende Hebel bethätigt, das Gaseinlassventil
hingegen in Abhängigkeit von der Schwingung eines Pendels geöffnet, welches an dem
einen der besagten Hebel aufgehängt, von dem anderen aus seinen Impuls erhält und
bei zu grosser Geschwindigkeit der Maschine so weit ausschlägt, dass ein
entsprechender Arm desselben während seiner gleichzeitigen Aufwärtsbewegung den
Angriffspunkt der Spindel des Gaseinlassventils nicht mehr erreicht und dieses somit
nicht öffnen kann. Durch die in Folge dessen ausbleibende Explosion wird dann die
Geschwindigkeit der Maschine entsprechend vermindert.
Textabbildung Bd. 284, S. 290Fig. 53.Daevel's Pendelregulator.A ist das Mischventil, B
das Auslassventil. Die Zugstangen c und d, die durch auf der Steuerwelle sitzende
Daumenscheiben gehoben oder gesenkt werden, bewegen die um Zapfen a1 bezieh. b1 schwingenden
Steuerhebel a und b für
das Misch- und Auslassventil. Diese Bewegungen folgen derartig auf einander, dass
a sofort gehoben wird, nachdem b in seiner Ruhelage angelangt ist. An dem Hebel a ist das Pendel fh um
einen Zapfen f1 drehbar
aufgehängt. Der Arm f desselben trägt eine Querstange
p mit verstellbarem Gewicht q, während der Arm h durch die Feder g in einer solchen Stellung gehalten wird, dass dessen
Schneide bei der Aufwärtsbewegung des Hebels a gegen
einen entsprechenden Angriffspunkt der Spindel e des
Gasventils trifft und dieses öffnet. Der Arm b ist
gegen a versetzt angeordnet und trägt einen
zweiarmigen, um den Zapfen l drehbaren Hebel k, welcher durch eine Feder n gegen den Stift i gedrückt wird. Beim
Anheben des Armes b gleitet k über die Schneide m der Querstange p des Pendels f, ohne
jedoch letzteres aus seiner Lage zu bringen, indem die Feder n entsprechend nachgibt. Beim Niedergange des Armes b trifft k dann abermals
gegen die Nase m des Pendels und bringt dieses nunmehr
zum Schwingen, indem k sich bei dieser Bewegung gegen
den Stift i stützt. Kurz vor Ende des Hubes gibt der
Hebel k das Pendel frei und dieses schwingt nunmehr so
weit zurück, bis seine lebendige Kraft durch das Moment der Feder g aufgehoben und der Arm h
des Pendels durch diese in seine ursprüngliche Lage zurückgezogen wird. Bei normaler
Geschwindigkeit des Motors wickelt sich dieser Vorgang derart ab, dass die Schneide
h rechtzeitig wieder unter dem Angriffspunkte der
Spindel e anlangt, um das Gasventil öffnen zu können.
Bei zu raschem Niedergang von b, also bei erhöhter
Umdrehungsgeschwindigkeit, wird der Ausschlag und damit die Schwingungsdauer des
Pendels so gross, dass dieses nicht mehr vor Beginn der Aufwärtsbewegung des Armes
a in seine Ruhelage zurückgelangt, die Schneide h somit an der Anschlagfläche von e vorbeigleitet und das Gasventil geschlossen
bleibt.
Anlassvorrichtungen.
Die Inbetriebsetzung grösserer Gasmaschinen verursacht bekanntlich dadurch grössere
Schwierigkeiten, dass das Andrehen der Schwungräder für einen Mann zu schwer wird
und mehrere für diese Arbeit erforderlich werden. Die Anwendung kleiner
Hilfsmaschinen, durch die der grössere Motor erst in Gang gebracht wird, erleichtert
zwar die Inbetriebsetzung, erfordert aber eine recht kostspielige Anlage. Deshalb
wird von Buss, Sombart und Co. in Magdeburg (* D. R. P.
Nr. 60871 vom 30. Juni 1891) folgende Einrichtung vorgeschlagen. An einer geeigneten
Stelle des Cylinders, am besten möglichst in der Nähe der Zündvorrichtung, befindet
sich eine kleine Handpumpe, mit deren Hilfe man unter Offenhaltung des
Auslassventils zündfähiges Gemisch in die Maschine pumpt, deren Kurbel so gestellt
wird, dass bei Entzündung des Gemisches ein sofortiges Anspringen des Motors möglich
ist.
Textabbildung Bd. 284, S. 290Anlassvorrichtung von Buss, Sombart und Co. Die Zündung wird bewirkt mit der an dem Motor angebrachten Glühzündung,
deren Construction aus den Fig. 54 und 55 ersichtlich ist. Bei derselben tritt während der Compressionsperiode,
und sobald der sich hin und her bewegende Schieber dieses gestattet, frisches
Gemisch vom Mischventil durch das Rohr nr in den
glühenden Zündhut z, während die in demselben
befindlichen Rückstände von der vorhergehenden Verbrennung aussen um das Rohr r herum in den Raum i
gedrückt werden. Beim Stillstand der Maschine kann kein zündfähiges Gemisch in den
Zünder gelangen, solange dasselbe nicht durch irgend ein mechanisches Hilfsmittel
dorthin geschafft wird. Dies erreichen wir entweder dadurch, dass wir im Cylinder
Ueberdruck erzeugen, oder indem wir durch eine geeignete Vorrichtung frisches
Zündgemisch vom Cylinder her durch die Zündung saugen.
Bei dem ersten Verfahren findet die Zündvorrichtung nach Fig. 54 in folgender
Weise Verwendung: Nachdem durch die Gemischpumpe eine bestimmte Menge frischen
Gemisches in die Maschine geschafft worden ist, wird das Auslassventil geschlossen,
der Hahn h dagegen geöffnet. Hierauf pumpt man mittels
der Handpumpe noch so lange Gemisch in den Cylinder, bis durch den nunmehr
entstehenden Ueberdruck zündfähiges Gemisch durch den Zündhut z hindurch nach dem Raume m tritt und sich dabei entzündet; der Motor setzt sich in Bewegung,
schliesst durch den Schieber oder auf eine andere geeignete Weise den Hahn h und arbeitet nunmehr allein weiter.
Bei Anwendung der Vorrichtung nach Fig. 55 wird zunächst,
wie vorher, frisches Zündgemisch bei geöffnetem Auslassventil in den Cylinder
gepumpt, dann das Auslassventil geschlossen und der Hahn h geöffnet. Saugt man nun mittels des Kolbens k, indem man denselben nach links bewegt, die Rückstände aus der
Zündvorrichtung heraus, bis frisches Gemisch zum Zündkörper gelangt, so entzündet
sich dieses und leitet hierdurch die Verbrennung des Gemisches im Cylinder ein. Die
Ausdehnung der verbrennenden Gase setzt den Motor in Bewegung, der nun vermöge der
lebendigen Kraft des Schwungrades weiter läuft und normale Arbeitsvorgänge
herbeiführt. Durch eine geeignete Vorrichtung wird entweder bei der Linksbewegung
des Kolbens h oder durch den Schieber der Maschine der
Hahn h geschlossen, so dass sich die Zündvorrichtung
für die nächsten Zündungen wieder in ihrem normalen Zustande befindet. In beiden
Fällen, sowohl gemäss Anordnung nach Fig. 54, als auch nach
Fig. 55, ist
selbstverständlich erforderlich, dass ein zwischen Zündhut und Cylinderkanal
eventuell vorhandenes Abschlussorgan, wie hier z.B. Schieber s, so eingestellt ist bezieh. in der Anlasstellung des Motors so steht,
dass die Verbindung zwischen Cylinder und Zündhut offen ist.
Anlassvorrichtung von F. W. Lanchester in London (* D.
R. P. Nr. 59673 vom 30. November 1890).
Während der Kolben noch stillsteht, werden in den Arbeitscylinder entzündliche Gase
oder Dämpfe eingeführt, welche einen Theil der im Cylinder befindlichen Luft
austreiben und sich mit der zurückbleibenden Luft mischen, bis ein explosives
Gemisch entsteht. Es sind Hilfsmittel angeordnet, durch welche die Bildung des
erwähnten Gemisches von aussen sichtbar angezeigt und nach Abstellen oder Vermindern
der Zufuhr von entzündlichen Gasen oder Dämpfen das im Cylinder entstandene Gemisch
behufs Antriebs der Maschine zur Explosion gebracht wird; dieselben Hilfsmittel
ermöglichen auch, während die Maschine im Gange ist, die Entzündung explosiver
Ladungen im Cylinder bei Atmosphärendruck bei Beginn des Anhubes und gestatten bei
Compressionsmaschinen nach Ingangsetzung derselben sowohl die Festhaltung des
Druckes der explosiven Ladungen im Cylinder annähernd auf den des
Atmosphärendruckes, bis die Maschine die genügende Geschwindigkeit erreicht hat, um
den Compressionswiderstand überwinden zu können, als auch die Anbringung eines
Hilfsdaumens, wie solcher bei einigen Compressionsmaschinen zur Verringerung der
Druckkraft angewendet wird, bis genügende Geschwindigkeit zur Ueberwindung des
Compressionswiderstandes erzielt ist.
Bei einer Viertaktgasmaschine, welche mit einer nach vorliegender Erfindung
construirten Antriebsvorrichtung versehen ist, wird die Compressionskammer mit
einem Ansatz ausgestattet, welcher mit der Kammer in Verbindung steht und in eine
Expansionsdüse ausläuft, die gegen eine äussere Flamme zu oben offen ist. Dieser
Ansatz kann durch einen Hahn ständig geschlossen werden und ist mit einem Ventil
versehen, welches für gewöhnlich durch sein eigenes Gewicht den Ventilsitz offen
hält, denselben aber bei plötzlich eintretendem Druck im Cylinder schliesst.
Textabbildung Bd. 284, S. 291Fig. 56.Lanchester's Anlassvorrichtung. Um eine mit dieser Antriebvorrichtung versehene Maschine in Gang zu
setzen, wird dieselbe in eine solche Stellung gebracht, dass ihre Kurbel sich etwas
hinter der Mittelstellung befindet, dann wird die äussere Flamme der
Antriebvorrichtung angezündet und das Gas zugeleitet bezieh. durch eine oder mehrere
geeignete Düsen mittels des vorhandenen Gasdruckes oder durch sonst passende Mittel
in den Arbeitscylinder gepresst. Das Gas oder der Dampf verdrängt zunächst einen
Theil der im Cylinder befindlichen Luft, welche durch die Düse der
Antriebvorrichtung entweicht, dann strömt mit der Luft das sich fortwährend
vermehrende Gas oder der zuströmende entzündliche Dampf so lange heraus, bis sich
dieses Gemisch mit dem bekannten charakteristischen Geräusch an der Aussenflamme
entzündet und zur Düse herausbrennt. Wird nun die Gaszufuhr vermindert oder ganz
abgestellt, so schlägt die aus der Düse brennende Flamme in den Cylinder zurück,
entzündet die Ladung und bringt sie zur Explosion, welche durch die Druckvermehrung
zum Antrieb der Maschine genügt. Sofort nach der Explosion schliesst sich
selbsthätig das Ventil in der Antriebvorrichtung, welche dann durch Umstellung des
Hahnes ausser Thätigkeit gesetzt wird, da deren Verbindung mit dem Cylinder
abgestellt ist; die Maschine arbeitet dann in gewöhnlicher Weise weiter.
Bei Compressionsmaschinen kann ein Hilfsdaumen (wie solcher oft angewendet wird, um
den Antrieb mit der Hand zu erleichtern) angeordnet werden; derselbe hält die
Auslassöffnung während der Compressionsperiode längere oder kürzere Zeit offen und
erleichtert die Ueberwindung des Gegendruckes der Compression bei dem durch die
Anfangsladung bewirkten Antrieb.
Bei einer anderen Anordnung kann ein Hilfsapparat angebracht werden, welcher die
Auslassöffnung des Cylinders so lange offen hält, bis der Kolben seinen
Compressionshub vollendet hat.
Die Maschine wird in Gang gesetzt, und nach dem Austreiben der Verbrennungsproducte
der ersten Explosion strömt eine frische Ladung ein, welche zunächst beim Rückwege
des Kolbens bezieh. bei der Compressionsperiode durch die Auslassöffnung und durch
die Düse der Antriebvorrichtung ausgetrieben wird. Sobald der Kolben ruht, d.h. im
Moment des Hubwechsels der Kurbel im Todtpunkt, hört die Ausströmung des explosiven
Gemenges durch die Düse auf oder dieselbe vermindert sich, die aus der Düse
brennende Flamme schlägt in den Cylinder zurück und das in demselben befindliche
Gemenge explodirt.
Auf diese Weise erhält man eine Reihe von Explosionen. Sobald die Maschine die
genügende Geschwindigkeit zur Ueberwindung des Compressionswiderstandes erlangt hat,
werden der Hilfsdaumen und die Antriebvorrichtung abgestellt und die Maschine
arbeitet in gewöhnlicher Weise.
Wie aus der Zeichnung (Fig. 56) ersichtlich wird, ist
der hintere Theil des Cylinders oder der Compressionsraum mit einer aus dem
cylindrischen Raume 2 und einem Absperrhahne 3 bestehenden Anordnung versehen, welche mit dem
Cylinder derart in Verbindung steht, dass bei geöffnetem Hahne 3 die in dem Cylinder befindlichen Gase oder Dämpfe in
den Raum 2 und von hier durch eine mit letzterem in
Verbindung stehende konische Düse 5 nach aussen ins
Freie treten können.
Im cylindrischen Raume 2 ist ein Ventil 4 angebracht, welches für gewöhnlich durch sein eigenes
Gewicht offen bleibt und nur durch Druck im Cylinder den Ventilsitz automatisch
schliesst.
Die Düse 5 ist nach oben zu konisch erweitert und öffnet
sich gegen eine äussere Flamme 6, welche durch die
Stellschraube so gerichtet werden kann, dass sie das aus der Düse 5 herausströmende Gas entzünden muss, sobald das
Gemenge explosiv geworden ist. Die Flamme 6 wird durch
ein mit der Gasleitung verbundenes Rohr 8 gespeist und
durch Hahn 9 regulirt und zum Auslöschen gebracht.
Die Compressionskammer 1 ist ebenfalls mit einer
geeigneten Düse 10 versehen, durch welche Gas bei
Oeffnung des Zuflusshahnes 11 in den Cylinder gelassen
werden kann. Das Gas kann, wie in Fig. 56, durch den
gewöhnlichen, in den Gasleitungsröhren vorhandenen Druck in den Cylinder
hineingetrieben oder durch eine Handpumpe zugeführt werden.
Um eine mit dieser Antriebvorrichtung versehene Maschine in Gang zu setzen, wird
dieselbe so gestellt, dass ihre Kurbel etwas hinter der Mittellage des Arbeitshubes
steht; die äussere Flamme 6 wird angezündet und das Gas
oder der entflammbare Dampf durch die Düse 10 in den
Arbeitscylinder geleitet. Der Druck in der Gaszuleitung zwingt das Gas, in den
Cylinder zu strömen, verdrängt einen Theil der darin befindlichen Luft, welcher
durch die Düse 5 entweicht, und führt neues Gas durch
die Düse 10 zu, welches sich mit der im Cylinder
zurückgebliebenen Luft zu einem explosiven Gemenge mischt und zum Theil ebenfalls
durch die Düse 5 nach aussen tritt, wo es von der
Flamme 6 mit dem bekannten Geräusch entzündet wird. Man
erkennt somit sofort, sobald das Gemenge im Cylinder explosiv geworden. Wird
nunmehr der Gaszufluss durch Absperrung des Hahnes 11
unterbrochen, so tritt die aus der Düse 5 brennende
Flamme in den Cylinder und bewirkt hier die Explosion der Ladung; in demselben
Moment geht durch den Druck das Ventil 4 nach oben und
schliesst sofort den Ventilsitz der Antriebvorrichtung im Raum 2. Soll die Maschine nach ihrer Ingangsetzung in
gewöhnlicher Weise fortarbeiten, so wird der Hahn 3
zugedreht und hierdurch die Antriebvorrichtung ausser Thätigkeit gesetzt.
Sind zur Beschleunigung eine Anzahl Explosionen unter geringem Drucke erforderlich,
so wird ein Daumen (Nocken) 13 an der Steuerungswelle
derart angebracht, dass er das Auslassventil 14 während
der ganzen Compressionsperiode der Maschine offen hält.
Dieser Daumen wird vor der ersten Explosion eingeschaltet, und wenn sich die Maschine
unter seinem Einflüsse bewegt, so ist die geänderte Wirkung der nachfolgenden
Explosionen folgende:
Die von der ersten Explosion herrührenden Verbrennungsproducte werden während der
Ausströmungsperiode entfernt, dann schliesst sich das Auslassventil und bei der
Ansaugeperiode kommt eine neue Ladung Gas und Luft in den Cylinder; eine grosse
Menge des Volumens der explosiven Mischung wird bei der folgenden
Compressionsperiode durch das vom Daumen 13 offen
gehaltene Ventil 14 entleert, so dass der Druck nahezu
demjenigen der äusseren Atmosphäre gleicht, jedoch immer noch genügend Ueberdruck
vorhanden ist, um die Mischung zu zwingen, durch die Antriebvorrichtung zu strömen
und aus der Düse 5 zu brennen, nachdem sie von der
äusseren Flamme 6 entzündet wurde.
Wenn der Kolben seine Endstellung erreicht hat bezieh. die Compressionsperiode
beendet ist, so schliesst sich das Auslassventil 14,
der Druck fällt rasch und die Flamme schlägt in den Compressionsraum am Ende des
Cylinders. Es entsteht auf diese Weise eine weitere Explosion und der Kolben erhält
einen neuen Impuls zur Vorwärtsbewegung. Solange der Daumen 13 eingeschaltet bezieh. in Thätigkeit und der Absperrhahn 3 der Antrieb Vorrichtung offen bleiben, fährt auch die
Maschine in der Bewegung fort und erhält bei jeder zweiten Umdrehung mit geringem
Drucke einen neuen Antriebimpuls.
Wenn die Beschleunigung der Kurbel gross genug geworden ist, um den
Compressionswiderstand überwinden zu können, so wird der Hahn 3 geschlossen, der Antriebdaumen 13 ausgerückt und die Maschine arbeitet dann mit ihrer
gewöhnlichen Entzündungsvorrichtung unter Druck weiter.
(Fortsetzung folgt.)