Titel: | Neuheiten im Heizungsfache. |
Autor: | F. H. Haase |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 295 |
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Neuheiten im Heizungsfache.
Von F. H. Haase, gepr. Ingenieur
und Patentanwalt in Berlin.
(Schluss des Berichtes S. 244 d. Bd.)
Mit Abbildung.
Neuheiten im Heizungsfache.
Central-Dampfniederdruck- und
Warmwasserheizungsanlagen.
Zu ihrem System der Niederdruckdampf-Warmwasserheizung hat die Firma Gebrüder Körting auch einen neuen
Niederdruckdampfkessel construirt (der 1890 278 397
besprochen und abgebildet worden ist).
Derselbe besteht aus einem mit Feuerröhren (in der Praxis zumeist Siederöhren
genannt) durchzogenen wagerecht liegenden Hauptkessel von ovalem Querschnitt, dessen
Hohe grösser ist als seine Breite. und einem aus Röhren gebildeten Feuerungsschacht.
In den Wasserraum des ersteren taucht, bis zu dem niedrigst zulässigen Wasserspiegel
herab, das die Ueberschreitung eines Dampfdruckes von 0,5 at verhindernde
Sicherheitsstandrohr, mit welchem, behufs Verhinderung einer den Druck der
Wassersäulenhöhe beeinflussenden Erwärmung des Wassers in ihm, ein weiteres
freistehendes Wassergefäss verbunden ist, das mindestens den gleichen Inhalt hat wie
die gesammte Standrohrleitung besitzt. Das Wasserleitungsrohr der Heizungsanlage ist
am Untertheile und das Dampfrohr der Heizungsanlage an höchster Stelle an den
Hauptkessel angeschlossen.
Die ovale Querschnittsform hat die Firma Gebrüder
Körting für den Hauptkessel gewählt, um eine relativ grosse Heizfläche zu
gewinnen, ohne auf eine als Dampfentwickelungsregulator höchst werthvolle grosse
Wassermenge verzichten zu müssen. Diese Einrichtung und die nach der Figur ohne
weitere Erklärung verständliche Art der Einmauerung des Hauptkessels, vermöge
welcher die Heizgase ihre Wärme jedenfalls ziemlich vollkommen an den Kessel abgeben
und den Dampfraum desselben ebenfalls, und zwar in nicht mehr sehr heissem Zustande,
bestreichen, kann jedenfalls nicht als unzweckmässig erachtet werden. Dagegen ist
die Anwendung des von Donneley herrührenden, aus
Wasserröhren gebildeten Feuerungsschachtes weniger zweckmässig, nicht etwa wegen der
Möglichkeit eines raschen Durchbrennens der Röhren desselben, sondern weil dieselben
die Entwickelung einer hohen Verbrennungstemperatur verhindern und deshalb nur eine
unvollständige Verbrennung des Brennmaterials zulassen, so dass der Heizeffect doch
wohl zu wünschen übrig lassen dürfte.
Um so mehr Anerkennung verdient die Construction des Luftzugregulators, welchen die
Firma Gebrüder Körting mit ihrem Niederdruckdampfkessel
verbindet, um die Erhaltung jeweils gewünschter verschiedener Höhe des Dampfdruckes
innerhalb gewisser Grenzen dadurch zu sichern, dass dieser Regulator beim Anwachsen
des Dampfdruckes über einen mittleren Betrag die Zuströmung der Verbrennungsluft
rasch vermindert und gleichzeitig in geringem Maasse kalte Luft in den Zugkamin
(Schornstein) einströmen lässt, um dessen Zugwirkung zu vermindern.
Die Einrichtung dieses Luftzugregulators ist aus Fig.
1 ersichtlich.
Derselbe besteht aus zwei Doppelsitzventilen V1 und V, welche an
ungleich langen Armen eines zweiarmigen Hebels H
hängen, der seinerseits durch den Schwimmer S mehr oder
weniger angehoben wird, wobei das Ventil V1 sehr rasch geschlossen und das Ventil V zugleich langsam geöffnet wird. Das erstere Ventil
regulirt die Zuströmung der Verbrennungsluft und das andere die Einströmung kalter
Luft in den Zugkamin. Die bezüglichen Kanalanschlüsse sind in der Figur nicht
angedeutet, doch dürfte es wohl entbehrlich sein, darüber noch nähere Angaben zu
machen. Die Bewegung des Schwimmers S erfolgt unter
indirecter Druckwirkung des Kesseldampfes, indem dieser durch das Röhrchen D hindurch auf Quecksilber drückt, welches sich in dem
Behälter Q und in dem sich daran anschliessenden U-förmigen Rohrstück befindet.
Textabbildung Bd. 284, S. 296Fig. 1.Körting's Luftregulator. Neben dem Quecksilberbehälter Q befindet sich
ein zweiter, ebenfalls mit dem Raume unterhalb des Schwimmers S communicirender Quecksilberbehälter Q1 und darüber ein
Röhrchen w, in welchem für gewöhnlich das Quecksilber
so hoch steht, dass es dem über dem Quecksilberspiegel des Gefässes Q lastenden Dampfdruck das Gleichgewicht hält. Dieses
Röhrchen w steht aber zugleich mit der oberen
Ausmündung des Sicherheitsstandrohres St des Kessels in
Verbindung, so dass, wenn in diesem aus irgend welchem Zufallsgrunde das Wasser
überkochen und auslaufen sollte, von demselben ein Theil das Röhrchen u anfüllen würde.
Da der Druck der in diesem Falle in dem Röhrchen w
befindlichen Wassersäule dem höchsten überhaupt vorkommenden Kesseldruck gleich ist,
so bewirkt derselbe natürlich sofort ein vollständiges Abschliessen des Ventils V1 und weitestes
Oeffnen des Ventils V und demzufolge, dass das Feuer
des Kessels hinreichend stark gedämpft wird, um ein Durchbrennen oder Erglühen der
Feuerrohre zu verhüten, wenn dieselben nicht mehr unter Wasser stehen
sollten.
Ferner ist der Hebel H des Luftzugregulators unter
Zwischenschaltung einer Spiralfeder F an einer mittels
Kurbel K drehbaren Drahtrolle angehängt, so zwar, dass
durch Verstellung der Kurbel der Hebel H von vornherein
mehr oder weniger hoch schwebend angehoben und demzufolge erst bei Eintritt eines
bestimmten (grösseren oder weniger hohen) Dampfdruckes eine Druckwirkung von Seiten
des Schwimmers S erfährt. –
So interessant dieser Luftzugregulator auch ist, so ist er doch auch nicht ganz von
Mängeln frei.
In erster Linie wird durch das Anheben des Hebels H
mittels der Kurbel K die Zuströmung von
Verbrennungsluft zur Kesselfeuerung gerade für den Fall vermindert, in welchem Dampf
von relativ hohem Druck erzeugt werden soll – in der mir vorliegenden Beschreibung
heisst es zwar, dass das Ventil V die Zuströmung der
Verbrennungsluft und das Ventil V1 die Zuströmung kalter Luft zum Zugkamin
(Schornstein) reguliren soll, diese Angabe beruht aber offenbar auf einer
Verwechselung der Buchstaben, denn das Ventil V wird ja
bei wachsendem Dampfdruck geöffnet. Anscheinend ist die Feder F mit dem Hebel H an
unrichtiger Stelle verbunden und müsste jenseits des Drehpunktes desselben an diesem
Hebel angreifen, um eine Gegenwirkung gegen den Dampfdruck auszuüben. Wird diese
Veränderung vorgenommen, so bleibt es noch bedenklich, dass der Luftzugregulator
fortwährend kalte Luft in den Zugkamin einströmen lässt und dadurch den Nutzeffect
der Feuerungsanlage verringert, sobald er die Zuströmung von Verbrennungsluft zu der
Feuerung vermindert. Indessen liesse sich dieser Misstand vielleicht mit einer
kleinen constructiven Aenderung beheben, wenn man etwa in geeigneter Weise zwischen
den Zugstangen, welche die Enden des Hebels H mit den
Ventiltellern verbinden und diesen letzteren Spiralfedern einfügen würden, um zu
verhindern, dass sich das Ventil V öffne, bevor das
Ventil V1 vollständig
geschlossen ist. Es scheint eine derartige Anordnung auch der Absicht des
Constructeurs zu entsprechen, da in der mir vorliegenden Beschreibung eine solche
Art der Functionirung des Luftzugregulators besprochen ist; es lässt sich aber nicht
ersehen, wie eine solche Functionirung bei der in Fig. 3 dargestellten Einrichtung
möglich sein soll.
Eine selbsthätige Constanterhaltung eines beliebigen Dampfdruckes bietet allerdings
manche Vortheile, wenn sie nicht auf Kosten einer Verminderung der Wärmökonomie
erzielt wird; da für eine grössere Heizungsanlage aber doch immer eine Person
erforderlich ist, welche sich um deren Wartung bekümmert, so kann diese Person auch
die durch Abstellung und Anschliessung einzelner Heizkörper verursachten
Dampfdruckschwankungen beachten und durch Verstellung der Luftzugregister
beseitigen; dagegen kann jede Vervollkommnung von Sicherheitsvorkehrungen immer nur
empfohlen werden, und da eine solche Vervollkommnung durch die Verbindung des
beschriebenen Luftzugregulators mit dem Sicherheitsstandrohre mittels des daran
anzuschliessenden Röhrchens w wirklich erzielt wird, so
ist diese Einrichtung jedenfalls als ein Fortschritt anzuerkennen.