Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. |
Autor: | L. Kohlfürst |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 9 |
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Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der
Frankfurter Ausstellung.
Von Oberingenieur L.
Kohlfürst.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 284 S.
265.)
Mit Abbildungen.
Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
Ausstellung.
Eine verwandte Anordnung hatte der von der königl.
Eisenbahndirection Elberfeld ausgestellte Maring'sche Signalrückmelder, dessen Aeusseres Fig. 91 und dessen
Inneres Fig. 92
darstellt. Für jeden Signalflügel ist am Nachahmer wieder ein eigener Magnet M (Fig. 92) vorhanden, der
durch eine eigene Leitung mit dem zu controlirenden Signalflügel in Verbindung
steht. Der magnetische Anker hat die Form eines Winkels und die kleinen
Nachahmerflügel f1, f2, f3, welche ausserhalb
der Vorderwand des Kastens, auf der ein Mast N (Fig. 91) angemalt ist,
sichtbar sind, stecken direct auf der Ankerachse fest. Die verschiedenen Lagen,
welche der Anker bei stromloser Linie, bei positivem und bei negativem Strome
annimmt, sind in Fig.
91, und die Lagen, welche hierdurch die bezüglichen Signalflügelerhalten,
sind übereinstimmend in Fig.
92 gekennzeichnet.
Textabbildung Bd. 285, S. 9
Signalrückmelder von Maring.
Die Ruheströme der beiden möglichen Richtungen werden
natürlich wieder den regulären Signallagen vorbehalten, wogegen die
Stromunterbrechung das Störungssignal gibt. Letzteres stellt sich am Nachahmer
dadurch dar, dass der betreffende Flügel sich hinter einer an der Kastenwand
befestigten Blechblende T1, T2 oder
T3 (Fig. 91) versteckt. Bei
correctem Signal muss f1
in der wagerechten Lage für Halt, sowie in der
schräg aufwärts gerichteten Lage – höher als T1 – voll sichtbar sein, ebenso müssen bei guter
Ordnung alle anderen Flügel wie f2 oder f3 liegen.
Textabbildung Bd. 285, S. 9
Fig. 93.Contactvorrichtung von Maring.
Die Contactvorrichtung, welche Maring anwendet, ist ein vollständiger Stromwender und deshalb genügt es,
dass für jeden Flügel nur eine Batterie in Benutzung
gelangt. Die mittels Flanschen F1, F2 (Fig. 93) und
Schrauben am Flügel des zu controlirenden Mastsignals fest zu machende
Contactvorrichtung hat die äussere Form einer Dose. An der aus Ebonit oder aus
ähnlichem Material hergestellten Bodenplatte der Vorrichtung sind vier
Anschlussklemmen befestigt, welche jede einen winkelförmigen Schleifcontact trägt,
der durch eine Spiralfeder gegen die sich auf der festen Achse x drehende, aus Ebonit hergestellte, mit zwei
eingelassenen Neusilberbacken m und n versehene Scheibe V
gepresst wird. Ein verhältnissmässig schweres Gewicht G
hängt an einem Arm, der mit der Scheibe V fest
verbunden ist, auf x aber lose steckt. Da nun bei den
Umstellungen des Flügels das Gewicht sich immer in die Schwerlinie einstellt, so
werden die Neusilberbacken m und n dabei derart verdreht, dass bei der einen Signallage,
wie es beispielsweise die Zeichnung darstellt, die Leitung b durch m mit E
und die Leitung B durch n
mit L leitend verbunden wird, während bei der zweiten
Signallage die Zuleitung b über m mit L und die Leitung B über n mit E in Verbindung gelangt. Da nun L die zum Rückmelder führende Leitung, E die
Erdleitung darstellen und b zum +-Pol, B zum –-Pol der Batterie
geführt sind, so arbeitet die Vorrichtung, wie bereits bemerkt wurde, als
Stromwender.
Eben ein solcher Signalnachahmer, construirt von A.
Fricke, erzeugt bei C. Th. Wagner in Wiesbaden
und zur Ausstellung beigestellt von der königl.
Eisenbahndirection Frankfurt a. M., war auch noch durch hörbare Zeichen
vervollständigt. Der betreffende Apparat, dessen Aeusseres in Fig. 94 – beide Flügel
zeigen die ungehörige Halbstellung, das Störungszeichen – und dessen Inneres in Fig. 95 ersichtlich
gemacht wird, hat wieder für jeden Flügel einen eigenen Elektromagnet. Letzterer
besteht jedoch nur aus einer Rolle mit einem beweglichen Eisenkern, der an seinen
beiden Enden mit Achsen versehen in zwei Messingbügeln b lagert. Die der Vorderwand des Apparates zugekehrte Kernachse ist dabei
so lang, dass sie durch eine Wandöffnung reicht und dass an ihr der kleine
Blechflügel f1 bezieh.
f2.... (Fig. 94) befestigt
werden kann. Zwischen Rolle und Lager hat der Kern vorn wie rückwärts je einen
Polschuh P1 bezieh. P2 (Fig. 95), welche beide,
wenn die Windungen der Rolle stromlos sind, zwischen den vier Polen N und S zweier ∪-förmig
gebogener Stahlmagnete schweben. Zur diesfälligen Einstellung dient das auf einem im
Polschuhe eingeschraubten Messingstäbchen verschiebbare Messinggewichtchen g. Auch jeder der kleinen Signalflügel f1, f2 ist auf dem kurzen
Arm mit einem Ausgleichgewichtchen versehen. Vermöge der geschilderten Anordnung
wird ein Strom je nach seiner Richtung die Polschuhe links oder rechts legen, was
natürlich den beiden regulären Signallagen entspricht, während die schon erwähnte
Stromlosigkeit eine Zwischenstellung des betreffenden Nachahmerflügels bewirkt,
welche Störung bezieh. eine unentschiedene Lage des
zugehörigen Semaphorflügels bedeutet und durch andauerndes Läuten eines Weckers W (Fig. 95) noch besonders
angezeigt wird. Die vorderen Polschuhe haben nämlich eine nach aufwärts stehende
Nase n, welche bei jeder Endstellung des Polschuhes die
gegenüberliegende Contactfeder f vom Contactamboss a abhebt und dadurch den Localschluss des Weckers
unterbricht. Hängt aber P, wie es bei der
Störungsstellung der Fall ist, nach abwärts, so bleiben beide Federn auf a liegen und der Wecker läutet; er läutet übrigens
ersichtlichermaassen, wenn auch nur einen kurzen Moment, bei jeder Umstellung des zu
controlirenden Signals bezieh. bei jeder Aenderung des Bildes, weiches der Nachahmer
anzeigt.
Textabbildung Bd. 285, S. 10Signalmaschine von Fricke.Letzteres besser zu kennzeichnen, können die Localcontacte der einzelnen
Nachahmerflügel, jeder für sich, mit einem anderen, dem gemeinsamen Wecker
allenfalls parallel zu schaltenden Wecker verbunden werden, der sich durch ein
eigenartiges Läuten von den übrigen Weckern deutlich unterscheidet. Um für den Fall
einer länger dauernden Störung das lästige Läuten des Weckers W oder der sonst eingeschalteten Wecker abstellen zu
können, ist noch ein Unterbrecher U (Fig. 95) vorhanden,
dessen Federn durch das isolirte Ende i des Armes p aus einander gedrückt werden, wenn der Beamte mit dem
hierzu bestimmten Schlüssel den Dorn K (Fig. 94 und 95) nach links dreht. Es
erscheint dann aber, damit später die Wiedereinschaltung des Weckers nicht vergessen
werde, hinter einem für gewöhnlich schwarz geblendeten Ausschnitte der Vorderwand
des Nachahmers die Aufschrift: „Wecker
ausgeschaltet“. Der zugehörige Fricke'sche
Mastencontact besteht aus einer metallenen Grundplatte, auf der die Anschlussklemmen
b1 und b2 (Fig. 96 und 97), welche die
Contactfedern f1
bezieh. f2 tragen, dann
der doppelte Contactamboss l und die drei
Anschlussklemmen B1.
L und B2
isolirt, die beiden Contactschraubenständer E1 und E2 jedoch direct
befestigt sind. Davon steht b1 mit B1
, d. i. mit der zu dem +- Pol der zugehörigen Batterie
führenden Leitung, b2
mit B2 und dem –- Pol
der Batterie in Verbindung; l ist mit L, nämlich mit der zum Nachahmer führenden Leitung und
E1 sowie E2 durch den Körper der
Construction mit der Erdleitung in Verbindung. Je nach der Lage des Signalflügels,
an dem die Contactvorrichtung angeschraubt ist, wird das schwere Pendel P, dessen Gangweite durch die Anschlagrollen Z1 und Z2 begrenzt werden, mit
dem im Pendel eingesetzten Hartgummistück h die Feder
f1 von l abdrücken und auf E1 festhalten, während f2 auf l
liegt, wie es Fig. 96
darstellt, oder P drückt, wie in Fig. 97, f2 auf E2
, während f1 vermöge ihrer Federung auf l liegt; ersterenfalls geht der Strom zur Erde und kommt durch die Linie
wieder zurück, anderenfalls geht er durch die Leitung zum Nachahmer und kehrt durch
die Erde zum Zinkpol zurück. Bleibt der Flügel in der Halbstellung, so wird
ersichtlichermaassen weder f1 noch f2 von
l abgehoben und die Batterie geräth dadurch in
kurzen Schluss, der sich im Nachahmer wie eine Unterbrechung äussert. Der ganze
Contact ist mit zwei Schrauben S und S1 an einem
Flacheisen F angeschraubt, weiches seinerseits
wieder am Mastflügel befestigt wird. Die dargestellte Anbringung entspricht der am
obersten Flügel und stellt Fig. 96 die Contactlage bei der Freilage, Fig. 97 jene bei der
Haltlage des Flügels dar. Für die unteren Flügel, welche den umgekehrten Weg
machen, müssen die Contacte an dem Flacheisen
ebenfalls umgekehrt befestigt werden.
Wenn die elektrische Betriebsbatterie in der Nähe des Signalmastes Platz finden kann,
wie dies die in Fig. 96
und 97 dargestellten
Contactanschlüsse voraussetzen, dann ist für jeden Flügel nur eine Leitung und eine Batterie von 2 bis 3
Meidinger-Elementen erforderlich; muss jedoch die Batterie beim Nachahmer
aufgestellt werden, dann sind für einen Flügel zwei Leitungen, für zwei Flügel drei,
für drei Flügel vier Leitungen u.s.w. nothwendig und im gleichen Verhältnisse erhöht
sich auch der Bedarf an Batterien.
Textabbildung Bd. 285, S. 11Mastencontact von Fricke. Von den drei letztgeschilderten Systemen unterscheidet sich ein von der
königl. Eisenbahndirection Erfurt beigestellt
gewesener, von Meyl construirter Nachahmer sowohl in
der äusseren Form als in der elektrischen Anordnung. Der Nachahmer ist nämlich ein
unter Glas gestellter, plastisch ausgeführter, kleiner Semaphor, beiläufig in
derselben Form, wie sie Preece bei seinen
Dreilinienblockeinrichtungen benutzt; betrieben wird dieses Signal mittels
zwischengeschalteter Relais und zwar mit Differenzströmen.
Noch weiter entfernt sich seinem constructiven Wesen nach ein Nachahmer, System
Tormin, der von der königl.
Eisenbahndirection Köln (rechtsrheinisch) in der Apparatsammlung der
königl. preussischen Staatsbahnen zur Anschauung gebracht war. Bei dieser Anordnung
ist die Contactvorrichtung nicht an dem zu controlirenden Signalflügel angebracht,
sondern in dem zur Signalstellung dienenden Drahtzuge eingefügt. Die hinter der
verglasten Wand des Apparatkästchens erscheinenden Flügelsignalnachahmungen werden
nicht unmittelbar elektrisch, sondern durch Beihilfe eines täglich aufzuziehenden,
im Kästchen untergebrachten Federtriebwerkes hervorgerufen.
Schliesslich zählt unter die Signalcontrolapparate noch eine Einrichtung, welche von
der königl. Eisenbahndirection Köln (linksrheinisch)
zur Ansicht gebracht war und allerdings nicht den Zweck hatte, die Signalzeichen
eines Einfahrtsemaphors rückzumelden bezieh. nachzuahmen, sondern alle Phasen der
Signalhandhabung, d.h. der Signalisirung selbst hinsichtlich ihres Zeitpunktes genau
zu registriren. Dieser nach den Anordnungen des Inspectors Schellens bei C. Th. Wagner in Wiesbaden
ausgeführte Controlapparat besteht im Wesentlichen aus einer in einem für Unbefugte
unzugänglichen Kasten angebrachten, genau gehenden Uhr, die eine senkrecht nach
abwärts hängende cylindrische Trommel innerhalb 24 Stunden einmal voll herumdreht.
Auf letzterer werden täglich entsprechend vorgedruckte Papierstreifen befestigt, auf
weichen nadelförmige, durch Elektromagnete bewegte Schreibstifte von Fall zu Fall
Punkte einstechen. An dem ausgestellt gewesenen Apparate waren zwölf Registrirstifte
vorhanden (für zwei Einfahrtsignale bemessen), aber nur sechs davon (eine Einfahrt)
eingeschaltet. Letztere standen in elektrischer Verbindung erstens mit zwei
Leitungen, welche behufs Ertheilung des Auftrages zur Freistellung des Signals von
einem im Telegraphenbureau befindlichen Siemens'schen
Magnetinductor zu Abfallscheiben geführt sind, die beim Weichenstellwärter sich
befinden; ferner mit Contactvorrichtungen, welche an dem Stellhebel des zu
controlirenden Einfahrtsignals und am Signalflügel des betreffenden Semaphors
angebracht sind. Vermöge dieser Verbindungen kennzeichnet der Apparat 1) den Moment
jeder Ertheilung des Auftrages zum Freistellen, 2) die daraufhin erfolgte Umlegung
des bezüglichen Hebels am Stellwerke von Halt auf Frei, 3) die hierdurch bewirkte thatsächliche
Einstellung des Flügels selbst in die Freilage, 4) einen allfälligen Widerruf des
unter 1) ertheilten Auftrages, 5) die Zurückstellung des Stellwerkhebels auf Halt und 6) die wirklich und vollkommen erfolgte
Haltlage des Flügels. Diese in Lochschrift dargestellten Zeitdaten können auf
Secunden genau abgelesen werden und leisten solche controlirende Aufschreibungen
nicht nur unter den gewöhnlichen laufenden Verhältnissen wichtige Dienste als
moralisches Pressionsmittel zur Anbahnung einer prompten Dienstesabwickelung,
sondern sind insbesondere auch für Feststellungen bei nachträglichen Erhebungen
äusserst werthvoll. Hinsichtlich der elektrischen Betriebsform dieses
Registrirapparates wäre schliesslich nur noch zu bemerken, dass die einzelnen
Controlleitungen nicht direct von der Contactvorrichtung zum betreffenden
Schreibhebelelektromagnete geführt sind, sondern dass die letzteren mit Hilfe von
Relais im Localschlusse bewegt werden. Die angewandten Relais sind aber solche mit
Selbstunterbrechung, wie Rasselwecker, damit die Schreibstifte sich sehr rasch
bewegen und nicht durch
längerdauerndes Eingedrücktbleiben das Papier etwa festhalten und dadurch den
Uhrgang störend beeinflussen.