Titel: | Apparat zum Sedimentiren und Abfiltriren von Niederschlägen. |
Autor: | H. Kast |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 14 |
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Apparat zum Sedimentiren und Abfiltriren von
Niederschlägen.Der hier beschriebene Apparat kann durch die Metallwaarenfabrik von Heinrich Pichler in Frankfurt a. M. oder durch
Ingenieur Heynemann in Sachsenhausen-Frankfurt a.
M. (Schifferstrasse 53) zum Preise von 50 M. bezogen werden.
Mitgetheilt von H.
Kast.
Mit Abbildungen.
Apparat zum Sedimentiren und Abfiltriren von
Niederschlägen.
Der nebenstehend abgebildete, von Herrn Ingenieur Heynemann in Frankfurt a. M. construirte Apparat soll das schnelle
Absetzen fester in Flüssigkeiten suspendirter Substanzen bewerkstelligen. In dem
kreisrunden, mit abschraubbarem Deckel versehenen Gehäuse (Fig. 1) befindet sich ein Flügelrad, dessen Welle am unteren Ende in
einem Achatlager läuft und oben durch ein im Deckel befestigtes Rohr geführt wird.
Der Apparat wird durch Wasser aus der Wasserleitung getrieben, weiches durch einen
düsenartig verengten Stutzen in tangentialer Richtung dem Flügelrad zugeführt wird
und durch einen zweiten weiteren Stutzen den Apparat wieder verlässt. Man kann den
Apparat in einfachster Weise durch Ueberziehen eines Kautschukschlauches über einen
Wasserhahn mit der Leitung verbinden und setzt ihn durch allmähliches Oeffnen des
Hahnes in Bewegung. An dem oberen Theile der
Welle ist ein vierarmiges Kreuz befestigt, an dessen Enden die mit der zu
centrifugirenden Flüssigkeit gefüllten Gefässe hängen. Durch das zuströmende Wasser
werden Flügelrad und Welle in so rasche Umdrehung versetzt, dass die am Armkreuz
hängenden Gefässe aus der senkrechten in beinahe wagerechte Lage gebracht werden.
Zur Aufnahme der Flüssigkeit können Reagensgläser verschiedener Grösse bis zu 30 cc
Fassungsraum Verwendung finden, welche, wie aus Fig.
1 ersichtlich, in Drahtkörbchen gesteckt werden. Wie ich mich durch
mehrfache Versuche überzeugte, gelingt es, mit diesem Apparate Niederschläge der
verschiedensten Art rasch zu sedimentiren. Zuweilen setzt sich das Sediment so fest
am Boden des Reagensglases an, dass es kräftigen Schütteins bedarf, um den
Niederschlag wieder in der überstehenden Flüssigkeit zu suspendiren. Verspritzen der
Flüssigkeit oder Zerbrechen der Gläser durch Aneinanderschlagen beim Anlassen oder
Abstellen des Apparates ist nicht zu befürchten, ebenso wenig Wiederaufrütteln des
einmal abgesetzten Niederschlages. Durch langsames Auf- bezieh. Abdrehen des
Wasserhahnes hat man es in der Hand, den Apparat allmählich in Bewegung zu setzen
und auch wieder auspendeln zu lassen, so dass ruckweiser Gang vermieden wird.
Textabbildung Bd. 285, S. 15Fig. 1.Heynemann's Apparat zum Sedimentiren und Abfiltriren von
Niederschlägen. In der beschriebenen Construction ist der Apparat hauptsächlich zum
Gebrauch im bakteriologischen und physiologischen Laboratorium zum Centrifugiren von
Sputum und Harn, zur Beschleunigung der Eiweissbestimmungen u.s.w. bestimmt.
Immerhin wird er auch dem Chemiker des Oeftern gute Dienste leisten können.
Es schien mir aber wünschenswerth, den Apparat so abzuändern, dass derselbe speciell
beim quantitativen chemischen Arbeiten zur Beschleunigung des Abfiltrirens und
Auswaschens von Niederschlägen Verwendung finden könne, Meiner diesbezüglichen
Anregung ist Herr Heynemann gefolgt und hat durch
zweckentsprechende Umgestaltung der Aufhängevorrichtung den Apparat auch für das
chemische Laboratorium brauchbar gemacht. Zur Aufnahme des Filtrates bedient man
sich kurzhalsiger Kochkölbchen oder zweckmässiger kleiner Erlenmeyer'scher Kölbchen, welche man in die beiden unteren Ringe a und b des Drahtgestelles
(Fig. 2) einsetzt.
Ein beweglicher dritter Ring c, weichen man über den
Hals des Kölbchens schiebt, hält dieses während des Centrifugirens fest. Es ist
nothwendig, nur Kölbchen mit kreisrunder Oeffnung zu verwenden, damit ein Kippen des
einzusetzenden Trichters und Herausspritzen der Flüssigkeit beim Beginn des
Schleuderns vermieden werde. Das Filter e setzt man in
einen kleinen perforirten Porzellantrichter d und
diesen wieder in einen gewöhnlichen Glastrichter f.
Letzterer wird ohne weitere Befestigung auf den Hals des Kölbchens gesetzt und nun,
nachdem die zu filtrirende Flüssigkeit auf das Filter gegeben ist, der Apparat in
Bewegung gebracht. Wiederholte Versuche haben mir gezeigt, dass sich selbst schwer
filtrirbare Niederschläge auf dem beschriebenen Apparate sehr rasch filtriren und
auch auswaschen lassen, ohne irgend weichen Verlust.
Textabbildung Bd. 285, S. 15Heynemann's verbesserter Apparat zum Sedimentiren und Abfiltriren von
Niederschlägen. (1/3 nat. Gr.) Wie aus Fig. 3
ersichtlich, kann man in die Drahtgestelle auch kleinere Scheidetrichter setzen.
Flüssigkeitsgemische, welche erst nach längerer Ruhe sich trennen, können durch
Centrifugiren innerhalb weniger Minuten geschieden werden.
Um einen ruhigen Gang des Apparates zu erzielen, ist es nothwendig, denselben
gleichmässig zu belasten. Man wird also stets mit zwei gegenüber aufgehängten oder
mit vier Drahtgestellen arbeiten. Die Dimensionen des Apparates sind so gewählt,
dass an demselben vier kurzhalsige Koch- oder Erlenmeyer'sche Kölbchen bis 250 g Capacität oder vier Scheidetrichter bis
zu 150 cc Fassungsraum angebracht werden können.
Schliesslich lässt sich der Apparat auch noch als Laboratoriumsturbine zum Rühren,
Schütteln u.s.w. benutzen.
An Stelle des abschraubbaren Armkreuzes wird dann ein kleines Triebrad
aufgesetzt.
Karlsruhe, chemisch-technisches Laboratorium der technischen Hochschule, Juni
1892.