Titel: | Ueber stationäre Dampfmaschinen in Amerika. |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 54 |
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Ueber stationäre Dampfmaschinen in
Amerika.
(Fortsetzung des Berichtes S. 1 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber stationäre Dampfmaschinen in Amerika.
I. Schiebermaschinen mit Drosselung des Dampfes,
Die mit gedrosseltem Dampf betriebenen Motoren arbeiten unter allen Dampfmaschinen am
wenigsten ökonomisch und haben auch nur da Eingang gefunden, wo eine billige
Betriebskraft für Leistungen gewöhnlicher Art verlangt wurde; sie sind trotzdem in
ziemlich grosser Anzahl und in Stärken von 1 bis 1000 in Amerika
anzutreffen.
Bis zu Grössen von ungefähr 50 sind bei diesen Maschinen die Schwungradlager
mit der Grundplatte gewöhnlich aus einem Stück gegossen; der Hub ist dann kürzer als
in dem Falle, wo das eine Lager unabhängig von der Grundplatte Aufstellung
findet.
Die in der nachstehenden Tabelle I angegebenen Leistungen normaler
Drosselmaschinen beziehen sich auf die kleinsten Geschwindigkeiten, mit denen diese
Maschinen laufen, wobei ein mittlerer Dampfdruck von 25 Pfund (1,8 at) und eine
Kesselspannung von 60 bis 70 Pfund (4 bis 5 at) vorausgesetzt ist; allgemein und
namentlich in Schneidemühlen ist es jedoch gebräuchlich, mit höheren
Geschwindigkeiten und Kesselspannungen zu arbeiten. Eine Maschine von 12'' (305 mm)
Cylinderdurchmesser für 20'' (508 mm) Kolbenhub lässt man z.B. sehr oft mit 200
minutlichen Umdrehungen laufen, womit sich bei der Kesselspannung von 90 Pfund (6,3
at) eine indicirte Leistung von 90 ergibt; die Kolbengeschwindigkeit
beträgt hiernach 3,387 m und der mittlere Dampfdruck 40 Pfund (2,8 at).
Tabelle I.
(Die Abmessungen sind in Zoll (engl.) ausgedrückt.)
Maschinen mit beiden Lagernan der
Grundplatte
Maschinen mit einem vonder
Grundplatteunabhängigen Lager
Leistungen inPferden
Cylinder-durchmesser
Kolbenhub
Cylinder-durchmesser
Kolbenhub
7
10
7
12
10
8
10
8
12
15
9
12
9
14
20
10
12
10
16
25
10
14
–
–
30
11
14
11
16
35
12
16
12
20
40
14
18
14
20
50
–
–
16
24
75
–
–
18
24
100
In amerikanischen Walzwerken und Sägemühlen denkt gewöhnlich Niemand daran,
Brennmaterial sparen zu wollen, dagegen sind hinlängliche Leistungen der Maschine
bei continuirlichem Betriebe derselben sehr erwünscht; kräftige Maschinen mit
Drosselung, grossen Arbeitsflächen und Schwungrädern mit bedeutenden
Umfangsgeschwindigkeiten entsprechen deshalb den hier gestellten Anforderungen am
besten. Derartige Maschinen mit Cylindern von 28'' (711 mm) oder 30'' (762 mm) im
Durchmesser arbeiten mit Kolbengeschwindigkeiten von über 700' (213,36 m) in der
Minute und mit Schiebern, welche, um zu schnelle Abnutzung der Gleitflächen und ein
Heissgehen der Excenter zu verhüten, ganz oder wenigstens theilweise entlastet
sind.
Aus der auf der nachfolgenden Seite befindlichen Tabelle II sind die Verhältnisse und
Gewichte derartiger, mit Drosselung arbeitender Maschinen zu entnehmen. Die
Abmessungen sind wieder in Zoll (engl.), die Gewichte in Pfund (engl.)
ausgedrückt.
Man sieht, dass die Dampfkanäle 8 Proc. in einigen Fällen 10 Proc. der Kolbenfläche
ausmachen; die Durchmesser der Einströmrohre und der Drosselventile betragen ¼,
diejenigen der Ausströmrohre ⅓ vom Kolbendurchmesser. Das Gewicht der Seilscheiben,
welche gleichzeitig als Schwungräder dienen, sichert die Gleichförmigkeit der
Bewegung auch bei den niedrigsten, im Betriebe vorkommenden Geschwindigkeiten. Nimmt
man als geringste Kolbengeschwindigkeit 333' in der Minute (1,8 m in der Secunde)
an, so erhält man das Gewicht W der Seilscheibe in
Pfund aus
W=350000\,\frac{d^2\,s}{D^2\,R^2}.
Tabelle II.
Cylinder
Kurbelzapfen
Kreuzkopf-zapfen
Schwungrad-lager
Mitte Kurbelzapfenbis
Lagerfläche
Schieberhub
Dampfkanal
Durchmesser desEinströmrohres
Grösse des Drossel-ventils
Durchmesser desAusströmrohres
Seilscheibe
Bohrung
Hub
Durch-messer
Länge
Durch-messer
Länge
Durch-messer
Länge
Länge
Breite
Durch-messer
Breite
Gewicht
7 8
1010
2
2¾
1½
2¾
3⅜
7
3
2
⅝⅝
5¾7
1½2
1½2
22½
4044
7½9½
350 475
910
1212
2½
3½
1¾
3½
4⅜
8½
4
2½
¾¾
7⅞9
22½
2¼2½
2½3
4850
12½12½
675 800
1011
1414
2¾
3¾
2
3¾
4⅞
9½
4⅜
2⅞
13/1613/16
8½9¾
2½3
2½3
33½
6066
12½12½
9501075
1213
1616
3¼
4¼
2¼
4½
5⅜
10½
4⅞
3¼
⅞⅞
1112
33½
33½
3½4
7278
14½14½
13501600
14
18
3½
4½
2½
4¾
6⅛
12
5½
3¼
1
13¼
4
4
5
84
16½
1900
16
20
4
5½
3
5½
7⅜
14½
6⅜
4⅛
1⅛
15¼
4½
4½
6
90
16½
2300
(Verhältniss der Länge der Kurbel zur Pleuelstangenlänge 1
: 6.)
Hierin bedeutet:
R die Anzahl der Umdrehungen in der Minute,
D den Durchmesser der Seilscheibe in Fuss (engl.),
d den Kolbendurchmesser in Zoll (engl.) und
s den Kolbenhub in Zoll (engl.).
Diese Formel ergibt etwa ein Gewicht von 33 Pfund (15 k) für die Pferdestärke. Wenn
Kolben und Schieber dicht sind, verbraucht eine derartige Maschine bei ⅝ Füllung, 30
bis 35 Pfund (2,1 bis 2,5 at) mittlerer Dampfspannung und einer
Kolbengeschwindigkeit von ungefähr 450' in der Minute (2,2 m in der Secunde) für die
Stunde und Pferdekraft 33 Pfund (15 k) Dampf. Bei geringer Belastung, niedriger
Geschwindigkeit und mangelhafter Construction kann dieser Verbrauch um 100 Proc.
anwachsen; ein Dampfverbrauch von 40 Pfund (18 k) für Stunde und Pferd ist in
Amerika gar nichts Ungewöhnliches.
Textabbildung Bd. 285, S. 55Regulatortypen amerikanischer Maschinen. Die Erbauer dieser Maschinen fertigen selten auch gleichzeitig die
zugehörigen Regulatoren an, sondern beziehen dieselben meistens von anderen
Fabrikanten, und zwar kommen hauptsächlich fünf Typen von Regulatoren zur
Verwendung, deren Construction aus den Abbildungen Fig. 83 bis 87 hervorgeht; dieselben
sind stets in Grössen für 0,5'' bis 10'' Durchmesser des Dampfeinströmrohres
vorräthig, mit Ausnahme des in Fig. 87 ersichtlichen
Regulators, der nur von 5'' Durchmesser aufwärts gebaut wird. Sämmtliche Regulatoren
können mit Sicherheitsvorrichtungen versehen werden, welche ein Schliessen des
Drosselventils bewirken, sobald der Regulatortreibriemen reisst.
Aus Tabelle II ist ferner zu ersehen, dass zu jedem Kolbenhube immer zwei
verschiedene Cylinderdurchmesser gehören, ausgenommen in den beiden letzten Fällen.
Dies ist insofern beachtenswerth, als dadurch einzelne Theile, wie Welle, Kurbel,
Grundplatte, Führungen, Kreuzkopf u. dgl., stets für zwei verschiedene
Maschinengrössen verwendbar sind. Die Dimensionen dieser Theile sind für die
Maschine mit grösserem Cylinder berechnet, für diejenige mit kleinerem Cylinder
demnach vollständig genügend; das Mehrgewicht für letztere wird durch den ersparten
Arbeitslohn hinreichend aufgewogen.
II. Schnellaufende Maschinen mit selbsthätiger Expansion und
zwangläufiger Steuerung.
Die schnellaufende Maschine mit selbsthätiger Expansion ist aus der transportablen
Locomobilmaschine, sowie der Drosselmaschine entstanden, deren Lager mit der
Grundplatte ein einziges Gusstück bilden, und zwar entlehnte sie von der ersteren
die Steuerung, von der letzteren die allgemeine Anordnung.
Einer der bekanntesten Maschinenfabrikanten Amerikas, J. C.
Hoadly, construirte die erste transportable Locomobilmaschine mit
selbsthätiger Expansion, bei welcher ein auf der Schwungrad welle sitzender
Regulator Hub und Voreilwinkel
des Excenters derart beherrschte, dass man verschiedene Füllungen und
Compressionen bei annähernd constanter Voreilung erreichen konnte. Die
Geschäftsnachfolger von Hoadly veränderten und
verbesserten die ursprüngliche Form des Regulators und brachten eine abgeänderte
Construction desselben auf den Markt, welche als Type der in grosser Anzahl von
anderen Maschinenfabrikanten immer vollkommener nachgebauten Regulatoren angesehen
werden kann.
Die Maschinen kamen zu einer Zeit in den Handel, in welcher auch die elektrische
Beleuchtung eingeführt wurde, und fanden wegen ihrer grossen Umdrehungszahl, der
kräftigen Construction und gleichförmigen Bewegung sehr bald zum directen Betreiben
von Dynamomaschinen allgemeinere Verwendung.
Die mit diesen Maschinen erreichten Umdrehungszahlen schwanken zwischen 350 und 300
in der Minute bei Cylindern von 6'' (152 mm) und 7'' (178 mm) und zwischen 275 und
250 Umdrehungen bei Cylindern von 14'' (356 mm) und 15'' (381 mm) Durchmesser. Die
Kolbengeschwindigkeiten betragen bei den kleineren Maschinen 500', bei den grösseren
650' in der Minute (2,54 bezieh. 3,3 m in der Secunde).
Der Geschwindigkeitsregulirung wurde besondere Aufmerksamkeit zu Theil und man
construirte Regulatoren, welche bei sorgfältiger Einstellung die Geschwindigkeit der
Maschinen derart beherrschen, dass Schwankungen in der Tourenzahl über ⅓ Proc. nicht
vorkommen. Die grosse Anzahl der Kolbenhübe in der Minute setzt den Regulator in
Stand, auf den Füllungsgrad innerhalb sehr kleiner Zeiten einzuwirken, wodurch eine
grosse Gleichmässigkeit der Bewegung erreicht wird. Bei diesen grossen
Geschwindigkeiten fallen auch die Gewichte der Schwungräder nur äusserst gering aus
und diese werden zu kräftig gebauten Riemenscheiben.
Derartig regulirte Maschinen gehen auch selten durch, da bei richtiger Dimensionirung
der Steuerung bei eintretendem Regulatordefect die Schieber in eine derartige
Stellung gelangen, dass die Maschine zum Stillstande kommt.
Die grosse Veränderlichkeit der Expansion, die hohe Kolbengeschwindigkeit, die
schmalen und leichten Schwungräder ermöglichen, diese so leistungsfähigen Maschinen
mit einem äusserst geringen Materialaufwand herzustellen. Bei 90 Pfund (6,3 at)
Kesselspannung und einem mittleren Druck von 50 Pfund (3,5 at) auf den Kolben kann
eine Maschine mit 15'' (381 mm) Cylinderdurchmesser bei 650' Kolbengeschwindigkeit
in der Minute (3,3 m in der Secunde) eine Leistung von 170 entwickeln,
wobei ihr Gewicht ungefähr 12500 Pfund (5670 k) beträgt. Bei 7'' (178 mm)
Cylinderdurchmesser und 500' Kolbengeschwindigkeit in der Minute (2,54 m in der
Secunde) entwickelt eine 3000 Pfund (1360 k) schwere Maschine unter denselben
Verhältnissen 30 . Bei schwerer Belastung, wie sie zeitweise in elektrischen
Betrieben im Laufe des Tages vorkommt, stellt sich der mittlere Dampfdruck auf 55
bis 60 Pfund (3,2 bis 4,2 at); gewöhnlich beträgt derselbe 40 Pfund (2,8 at), wobei
das Gewicht der Maschine, je nach der Grösse, zwischen 90 bis 120 Pfund (40 bis 54
k) für die Pferdekraft schwankt. Die Beschaffungskosten stellen sich auf 12 bis 15
Doll. für die Pferdestärke, wobei allerdings nicht nur das Gewicht, sondern auch die
Construction der Maschine und Güte der Ausführung maassgebend sind.
Drosselmaschinen kosten ungefähr dasselbe, sie arbeiten indess mit einer viel
niedrigeren mittleren Dampfspannung; ihr Gewicht ist in Bezug auf die Grösse der
Cylinder kleiner als dasjenige der schnellaufenden Maschinen mit selbsthätiger
Expansion, bei denen sich jedoch das Gewicht für die Pferdestärke niedriger
stellt.
Die schnellaufenden Maschinen arbeiten mit kurzem Hub, was besonders dann
vortheilhaft ist, wenn ein einziger Schieber und Excenter die Dampfvertheilung
regelt, denn bei geringer Füllung ist das Verhältniss zwischen dem schädlichen Raum
und demjenigen, welcher sich durch die Kolbenstellung ergibt, nachdem der Schieber
den Ausströmkanal geschlossen hat, ein solches, dass die Compression leicht höher
steigt, als der Anfangsdruck im Cylinder beträgt, vorausgesetzt, dass die
schädlichen Räume nicht übermässig gross genommen werden. Bei 80 Pfund (5,6 at)
Kesselspannung sollte der schädliche Raum ⅕ bis ⅙ desjenigen betragen, welchen der
Kolben, um an das Ende seines Hubes zu gelangen, noch zu durchlaufen hat, nachdem
der Einströmkanal durch den Schieber abgeschlossen ist; Compression bei geringer
Belastung der Maschine beginnt oft schon bei ½ Hub, was einen schädlichen Raum von 8
bis 10 Proc. nöthig macht. Bei grösserem Hube müsste auch der schädliche Raum
verhältnissmässig grösser ausfallen, was nicht erwünschte Constructionsabmessungen
im Gefolge hat.
Textabbildung Bd. 285, S. 56Schnellaufende Maschine von Armington und Sims. Mit Einführung der schnellaufenden Maschinen war man auch auf eine
genügende und vorzugsweise selbsthätige Schmierung ihrer Einzeltheile sorgfältig
bedacht, um so mehr, als diese Maschinen oft 24 Stunden lang und zuweilen sogar eine
ganze Woche hindurch ununterbrochen im Betrieb bleiben müssen. Die Oelvertheilung
nach den arbeitenden Flächen der mit grosser Geschwindigkeit laufenden Theile
bildete den Gegenstand zahlreicher Erfindungen.
Die besten Schmierapparate sind wohl diejenigen, bei denen das Oel in einem Gefäss
sichtbar untergebracht ist und die Wirkung desselben beobachtet werden kann.
Centrifugalöler für die Zapfen seitlich gelegener Kurbeln sind bereits früher
erwähnt.
Der bedeutende Oelverbrauch hat auch zu Vorrichtungen
geführt, welche bezwecken, einen Theil des aufgefangenen Oeles nach
vorhergegangener Filtration wieder benutzen zu können. Viele Maschinen sind, um ein
Umherspritzen von Oel zu verhüten, mit ringsum die Kurbel umgebenden Schutzblechen
versehen.
Dampfverbrauch. Bei ökonomischem Betriebe brauchen die
Maschinen zwischen 50 und 150 Leistungsfähigkeit für Stunde und Pferdekraft
ungefähr 32 Pfund (14,5 k) Speisewasser, wobei eine Kesselspannung von 80 Pfund (5,6
at) vorausgesetzt ist. Wenn eine Doppelschiebersteuerung angeordnet ist, erhält man
etwas bessere Resultate.
Die durch den Regulirmechanismus eingestellten Schieber müssen so beschaffen sein,
dass sie ihrer Bewegung nur einen geringen Widerstand entgegensetzen; es sind
deshalb hier hauptsächlich Kolbenschieber, mit und ohne Dichtungsringe, sowie
vollständig entlastete Flachschieber verschiedener Construction in Anwendung
gekommen.
Die gangbarsten Grössen der Maschinen mit ihren wichtigsten Abmessungen sind in der
Tabelle III zusammengestellt; es ergibt sich aus derselben, dass die Ein- und
Ausströmrohre des Dampfes grössere Durchmesser als bei den Drosselmaschinen
besitzen, und zwar betragen sie hier ungefähr ⅓ bezieh. ⅜ des Cylinderdurchmessers.
Der Querschnitt der Dampfkanäle beträgt in Anbetracht der hohen
Kolbengeschwindigkeiten ungefähr 12 Proc. der Kolbenfläche.
Tabelle III.
(Die Abmessungen sind in Zoll (engl.) ausgedrückt.)
Wirthschaftlichste Leistung in
20–27
30–38
40–50
50–60
70–80
90–100
120–135
135–155
Umdrehungen in der Minute
300–350
300–350
250–300
250–300
250–300
250–300
200–240
200–240
Cylinderabmessungen (Durchmesser und
Kol- benhub)
7 bei 10
8 bei 10
9 bei 12
10 bei 12
12 bei 12
13 bei 12
15 bei 16
16 bei 16
Schwungraddurchmesser
36–48
36–48
40–60
40–60
40–66
40–66
48–72
48–72
Breite des Riemens
10
10
12
12
12 oder 14
12 oder 14
16
16
Durchmesser des Einströmrohres
2
2½
3
3½
4
4½
5
6
Durchmesser des Ausströmrohres
2½
3
3½
4
4½
5
6
7
Textabbildung Bd. 285, S. 57Schnellaufende Dampfmaschine. Die in Fig.
88 und 89
ersichtlichen Abbildungen stellen eine der ersten schnellaufenden Maschinen von Armington und Sims mit einem von der Maschine
selbsthätig eingestellten Kolbenschieber dar. Das Excenter war in den ersten
Ausführungen zwischen Schwungrad und Lager untergebracht, wurde dann aber
später, wie auf den Abbildungen angegeben, nach aussen gelegt, um den
Steuerungsmechanismus namentlich für die Schmierung zugänglicher zu machen.
Führungen und Kreuzköpfe sind wie bei den Locomotiven gestaltet und aus Gusseisen
hergestellt; die Gegengewichtsscheiben mit einem Durchmesser gleich dem 2¼fachen
Hube sind auf die gussstählerne Kurbel aufgepresst. Der Kolbenschieber arbeitet ohne
Dichtungsringe und gibt doppelten Dampfeinlass; seine Construction, sowie diejenige
des zugehörigen Regulators geht aus den 1890 276 Taf. 20
Fig. 7 bis 9 ersichtlichen Abbildungen einer in Paris 1889 ausgestellt gewesenen
Armington und Sims-Maschine zur Genüge hervor.Siehe auch Die Dampfmaschinen der Pariser
Weltausstellung 1889 von Freytag S.
99.
Textabbildung Bd. 285, S. 57Fig. 92.Entlasteter Schieber für eine schnelllaufende
Dampfmaschine. Der Regulator besteht aus zwei schweren gusseisernen Gewichten, deren
Centrifugalkraft durch zwei starkgespannte Federn von rechteckigem Querschnitt im
Gleichgewicht gehalten wird; durch das Ein- und Ausschwingen der Gewichte werden
zwei durch Hängestangen mit ihnen verbundene Excenter bethätigt, von denen das
innere, lose auf der Schwungrad welle sitzende, das andere, aussen liegende trägt,
auf welchem sich der Excenterbügel bewegt. Durch die Wirkung der Gewichte werden die
Excenter derart verdreht, dass nahezu constantes Voreilen erreicht wird.
Textabbildung Bd. 285, S. 57Regulator zur schnellaufenden Maschine. Eine andere Maschine mit ähnlicher Anordnung veranschaulichen die
Abbildungen Fig. 90 und
91; sie arbeitet
mit einem entlasteten Flachschieber (Fig. 92),
welcher doppelte Ein- und Ausströmung des Dampfes zulässt; letzterer tritt von oben
in die Mitte des Schiebers ein und
entweicht, nachdem er die Arbeit im Cylinder vollbracht hat, rund um den
Schieber herum in den Schieberkasten.
Der Regulator (Fig. 93
und 94) dieser Maschine
ist besonders bemerkenswerth. Die Kugeln drehen eine am Ende der Schwungradwelle
excentrisch sitzende Scheibe von grossem Durchmesser, welche einen excentrischen
Zapfen trägt, von dessen jedesmaliger Stellung der Voreilwinkel und Hub des
Schiebers abhängt; bei dieser Anordnung vermindert sich die Voreilung bei sehr
kleinen Füllungen. Das wichtigste Merkmal des Regulators besteht in der Verbindung
des Buffers D mit der Feder S, wodurch plötzliche Stösse bei Aenderungen der Kugelstellung vermieden
und die Hauptfedern derart gespannt werden können, dass sie sich in beinahe
vollständigem Gleichgewicht mit der Centrifugalkraft der Kugeln befinden; hierdurch
erreicht man eine sehr feine Regulirung und einen äusserst gleichmassigen Gang der
Maschine.
Textabbildung Bd. 285, S. 58Schnellaufende Dampfmaschine mit Kolbensteuerung.Textabbildung Bd. 285, S. 58Maschine der Straight Line Eng. Co. Die Abbildungen Fig. 95 und 96 zeigen eine Maschine, deren Steuerung durch einen mit Liderungsring
umgebenen Kolbenschieber erfolgt; der Regulator besitzt nur ein Gewicht und eine Feder; ein mit Glycerin
gefüllter Buffer, der mit dem einen Ende eines Gewichtshebels verbunden ist, dient
dazu, den Regulator weniger empfindlich gegen, die veränderliche Excenterreibung zu
machen und eine zu rasche Bewegung des Schwunggewichtes bei plötzlicher
Geschwindigkeitsänderung der Maschine zu verhüten. Bei dieser Maschine ist ein
Hauptaugenmerk auf die Schmierung gelegt; die Kurbelscheiben sind zu dem Zwecke
vollständig eingekapselt und tauchen bei ihrer Bewegung in Oel, welches durch die
Centrifugalkraft der Scheiben auf die Führungsgleise und in angegossene Rillen des
Kurbelkastendeckels geschleudert wird, von wo es dann nach dem Excenter, den Lagern
u.s.w. gelangt. Das zum grössten Theil nach dem Kurbelkasten zuruckfliessende Oel
lässt sich stets wieder von neuem benutzen.
Zur Verhütung von Cylinderdeckel- oder Kolbenbrüchen bei Ansammlung von
Condensationswasser dienen an den Cylinderenden aufgesetzte Sicherheitskapseln (Fig. 95), deren
absichtlich dünn gegossene Wandungen a bei
Ueberschreitung des zulässigen Druckes im Dampfcylinder bersten.Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
1888 S. 734.
Der frische Dampf tritt in den inneren Raum des Schieberkastens (Fig. 96) ein; der
Auspuffdampf entweicht central von dem vorderen Dampfkanal durch den Schieber
hindurch und wird am hinteren Schieberkastendeckel abgeführt.
Textabbildung Bd. 285, S. 58Fig. 99.Maschine der Straight Line Eng. Co. Ueber eine ebenfalls hierher gehörige, von der Straight Line Engine Company in Syracuse, N.-Y., erbaute schnelllaufende
Dampfmaschine ist 1890 276 * 402 weiteres zu
entnehmen.Siehe auch Die Dampfmaschinen der Pariser
Weltausstellung 1889 von Freytag S.
97.
Der Regulator besitzt auch hier nur ein Gewicht und eine Feder, deren Verbindung, um den Reibungswiderstand
zu verringern, durch ein Stahlband bewirkt ist. Das Excenter wird so verstellt,
dass mit Abnahme der Füllung auch das lineare Voreilen geringer wird.
Es gibt in Amerika nur wenige schnellaufende Maschinen, deren Dampfvertheilung durch
doppelte, in einem gemeinschaftlichen Schieberkasten untergebrachte Schieber
geregelt wird. Fig. 97
und 98 stellen eine der
gangbarsten Maschinen dieser Art dar. Der lange kastenförmige, mit
Entlastungsplatten an seinen Enden versehene Vertheilungsschieber (Fig. 99) regelt die Voreilung, den Auspuff, sowie die
Compression, und wird von einem festen Excenter bewegt, während der innerhalb
desselben liegende, aus zwei Theilen bestehende Expansionsschieber durch ein vom
Regulator eingestelltes, frei bewegliches Excenter mit constantem Hub, aber
veränderlichem Voreilwinkel mitgenommen wird.
Textabbildung Bd. 285, S. 59Fig. 100.Regulator zur Straight Line Co. Den zur Maschine gehörigen Regulator veranschaulicht Fig. 100. Die Maschine kann nicht gut mit doppeltem
Krummzapfen versehen werden, da ein gewisser Zwischenraum zwischen Regulator und
Hauptlager vorhanden sein muss. Um nun die Maschine nicht mit einem von der
Grundplatte unabhängigen Lager bauen zu müssen, hat man der Grundplatte die in der
Abbildung Fig. 98
ersichtliche Gestalt gegeben, d.h. das auf die seitliche Ausladung derselben
aufgegossene Aussenlager unverrückbar mit den übrigen Maschinentheilen verbunden.
Diese Anordnung gestattet auch, zwei Riemenscheiben auf die Kurbelwelle zu
setzen.
Die älteste schnellaufende, wohl allgemein bekannte Porter-Allen-Maschine ist
namentlich als Walzenzugmaschine für grosse Leistungen in Amerika noch häufig
anzutreffen. Eine bereits genannte derartige Maschine von 44'' Cylinderdurchmesser
für 66'' Kolbenhub (1118 bezieh. 1676 mm) arbeitet mit einer Kolbengeschwindigkeit
von 900' in der Minute (ungefähr 4,75 m in der Secunde), wobei der Regulator selbst
den grössten Schwankungen in der Belastung der Maschine Genüge leistet; die oben
erwähnte Maschine soll wenigstens bei einem Anwachsen der Leistung von 275 auf 2124
innerhalb weniger Umdrehungen eine Aenderung der Geschwindigkeit nicht
haben erkennen lassen.
(Schluss folgt.)