Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. |
Autor: | L. Kohlfürst |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 59 |
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Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der
Frankfurter Ausstellung.
Von Oberingenieur L.
Kohlfürst.
(Fortsetzung des Berichtes S. 9 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
Ausstellung.
XII. Zuggeschwindigkeitscontrole.
Die Einrichtungen, welche für die Controle der Fahrgeschwindigkeit der Züge Anwendung
finden, theilen sich bekanntlich in solche, welche auf den Zügen selbst, und in
solche, welche stabil in Stationen und längs der Strecke angebracht werden. Die
erstgenannten Anordnungen sind entweder rein mechanische Apparate, wie z.B. die
Tachygraphen von Hipp,
oder von Sombart u.a. und lagen daher überhaupt
ausserhalb des Rahmens der Ausstellung, oder sie zählen in die Gattung der Messwagen, wie dieselben beispielsweise bei allen
grossen Bahnen Frankreichs im Gebrauche stehen (vgl. Kohlfürst, Die Fortentwickelung der elektrischen Eisenbahneinrichtungen,
1891 S. 251). Die Einrichtungen dieser Art von Messwagen sind in der That der
Hauptsache nach elektrische, waren jedoch in Frankfurt
nicht vertreten. Wohl ist von Seite der königl.
Eisenbahndirection Hannover ein Versuchswagen mit „elektrischen
Apparaten zum Anzeigen des Druckes (?) in Luftbremsleitungen und zum Anzeigen
der Geschwindigkeit“ zur Ausstellung angemeldet
gewesen; dieser Wagen konnte jedoch später wegen der Ausführung von Bremsversuchen
nicht entbehrt werden und ist deshalb nicht ausgestellt worden. Allerdings ist
dieser Umstand bedauerlich, denn die eigenthümlichen, sinnreichen elektrischen
Vorrichtungen der von den königl. preussischen Staatseisenbahnen für Bremsversuche
eingerichteten Messwagen sind wesentlich vollkommener als jene Hilfsmittel, welche
für gleiche Zwecke bei den 1887 in Burlington stattgehabten
Brems-Concurrenzversuchen, sowie zwei Jahre später gelegentlich des
Eisenbahncongresses in London Verwendung gefunden haben. Auch sind in der That
einzelne Apparate der gedachten Messwagen zum Messen der Zuggeschwindigkeit geeignet
und bestimmt, allein eigentlich doch nur behufs Ermittelung der
Fahrgeschwindigkeiten unmittelbar vor und während des Bremsens und keineswegs im
Sinne einer Controle während der ganzen Fahrt des Zuges oder für ganze Strecken.
Also selbst wenn der angemeldete Wagen ausgestellt gewesen wäre, hätte er nicht als
ein Vertreter eines fahrbaren, elektrischen Controlapparates
für die Fahrgeschwindigkeit der Züge gelten können.
Um so reichlicher erwies sich die Zahl und Mannigfaltigkeit der ausgestellten Streckencontacte für stabile Controlanlagen.
Hinsichtlich dieser stabilen Einrichtungen darf vielleicht gleich hier erinnert
werden, dass dieselben ihrem Wesen nach aus einem in der Station aufgestellten
Registrirapparate bestehen, welcher mit einer Anzahl längs der ganzen neben
liegenden Bahnstrecke in bestimmten, gleichen
Entfernungen von einander angebrachter Streckencontacte und mit einer Batterie so in
Verbindung gebracht ist, dass er jedes durch einen Zug beim Ueberfahren eines
Streckencontactes bewirkte Thätigwerden des letzteren auf einem gleichmässig mit
bekannter Geschwindigkeit sich bewegenden Papierstreifen anzeichnet.
Eben an derselben Stelle im östlichen Zubau der Halle für Eisenbahnwesen, welche für
den eben erwähnten Messwagen in Aussicht genommen war, befanden sich gleich sechs
verschieden angeordnete Streckencontacte, durchwegs Radtaster, nämlich Contacte, welche von jedem Locomotiv- oder Waggonrade thätig gemacht werden,
das auf dem Schienenstrange läuft, neben dem die Vorrichtung angebracht ist.
Die besagten sechs Radtaster, welche sämmtlich aus der Telegraphenbauanstalt H. Wiesenthal und Co. in Aachen hervorgegangen sind,
müssen mehr oder weniger nur als Illustrationen zur Entwickelungsgeschichte dieser
Apparatgattung angesehen werden, obwohl sie meist erst kurz vor ihrem Abgange zur
Ausstellung aus verschiedenen Haupt-
wie Nebenstrecken des Bezirks der königl.
Eisenbahndirection Elberfeld entnommen waren, wo sie sowohl zur Controle
der Fahrgeschwindigkeit oder auch zum Auslösen von Annäherungssignalen (Ueber
wegläute werken) gedient hatten.
Textabbildung Bd. 285, S. 60Radtaster von Wiesenthal und Co. Das eiserne Hebelwerk des ältesten dieser Streckencontacte (Fig. 98 und 99) ist an einer
längeren Querschwelle Q des Eisenbahngeleises und an
der in Q eingezapften Holzsäule P angebracht. Das obere Ende von P, sowie die
beiden Contactfedern a und b sind durch eine Blechhaube geschützt. Eine kräftige, auf die in
Führungen laufende Rundstange S einwirkende Spiralfeder
hebt die von dem gabelförmigen Hebelarme g getragene
Auflaufschiene A stets genügend hoch über die
Schienenoberkante. Beim Befahren der Auflaufschiene wird A durch jedes vorbeikommende Rad des Zuges niedergedrückt, also S hochgehoben, so dass das daumenförmig abgefeilte Ende
der Stange die Contactfedern a und b, von welchen die erstere mit der Controlleitung L, die letztere mit der Erdleitung in Verbindung steht,
an einander drückt, d.h. eine Schliessung des Contactes herbeiführt. Dieser einfache
Apparat stammt bereits aus dem Jahre 1876 und war in der Strecke Hochdahl-Erkrath
eingelegt. Fast das gleiche Alter hatte der in Fig. 100 und 101 dargestellte
Radtaster mit dem Doppelwinkel D, X, A, dessen Daumen
D durch den Druck der auf S wirkenden Spiralfeder in der gehörigen Höhe über die Schienenoberkante
erhalten wird. Zur Contactbildung dienen zwei flache Spiralfedern a und b. Bei den beiden
geschilderten Radtastern beträgt die Entfernung zwischen der nächsten Schiene des
Eisenbahngeleises und der Säule P 150 cm; beim älteren
ist P 112 cm, beim zweiten, jüngeren 85 cm hoch.
Textabbildung Bd. 285, S. 60Radtaster von Wiesenthal und Co. Der kleinste unter den sechs Radtastern ist gleichfalls mit einer
Auflaufschiene A (Fig. 102) versehen; die
sonstige Holzsäule P ersetzt ein 56 cm hoher eiserner
Röhrenständer. Der zweiarmige Hebel der Auflaufschiene ist kaum ein Drittel so
lang als bei den beiden früher geschilderten Radtastern; die Contacte a und b sind einfache
Flachfedern, die beim Befahren der Vorrichtung durch die hochsteigende Stange S an einander gedrückt werden. Diese Anordnung ist nur
in einem Exemplare angefertigt und versuchsweise eingeschaltet gewesen; scheint sich
also nicht bewährt zu haben.
Textabbildung Bd. 285, S. 60Fühlhebeltaster von Wiesenthal und Co. Jünger sind die Fühlhebeltaster
(Schienendurchbiegecontacte) (Fig. 103 und 104). Bei beiden
beträgt die Entfernung vom nächsten Schienenstrange bis zum Ständer P 150 cm; das freie Ende des zweiarmigen Hebels A B lehnt sich vermöge der Lage und des Gewichtes des
Gestänges gegen den Schienenfuss. Der obere Theil der Stange S liegt einem um eine Achse drehbaren Winkel gegenüber. Bei der einen in
Fig. 103
dargestellten Anordnung ist ein Arm des besagten Winkels durch Federn wagerecht
gehalten, während der senkrecht nach abwärts gerichtete Arm ein theilweise mit
Quecksilber gefülltes, wohlverschlossenes Glasgefäss trägt, in welches ein mit der
zugehörigen Controlleitung verbundener, sonst wohl isolirter Platindraht bis an den
Boden hin abtaucht, während ein zweiter solcher, jedoch mit der Erdleitung
verbundener Draht nicht ganz bis zur Oberfläche des Quecksilbers reicht. Bei der
Ruhelage ist also zwischen Leitung und Erde keine Verbindung vorhanden, wohl aber
tritt eine solche ein, wenn die Bahnschiene, durch Fahrzeuge befahren, sich einbiegt
und sonach A niederdrückt, denn die hierdurch nach
aufwärts gehende Stange S versetzt, da sie für diesen
Zweck eigens mit einer Reihe von Einkerbungen versehen ist, den vorbeschriebenen
Winkel in eine rüttelnde Bewegung. In dem hin und her geschüttelten Glasgefässchen
gelangt das Quecksilber mit dem zur Erde angeschlossenen Platindrahte in Berührung
und vermittelt sonach die leitende Verbindung zwischen Leitung und Erde. Aehnlich
geschieht die Thätigmachung des Contactes bei dem in Fig. 104 skizzirten
Fühlhebeltaster; hier tritt jedoch an die Stelle des niederhängenden, das
Quecksilbergefäss tragenden Armes eine dünne Messingstange, von welcher ein Stück
f flach gehämmert und eingebogen wird, so dass es
federt. Allenfalls kann auch eine eigene Stahl- oder Neusilberfeder in die Stange
eingefügt werden. Am unteren Ende dieses Stängelchens ist die in Fig. 105 besonders
herausgezeichnete, eigentliche Contactvorrichtung C
angebracht. Dieselbe besteht aus den beiden durch eine Zwischenlage von einander
isolirten, sonst aber fest mit
einander verbundenen Messingscheibenhälften a und
b; eine in der Isolirung oder in b eingesetzte Achse x
trägt den Messingbügel H, der mittels einer zarten
Drahtspirale L mit der Controlleitung in Verbindung
gebracht ist. Wird nun durch Befahren der Eisenbahnschiene die Stange S (Fig. 104) nach aufwärts
gedrückt, so bringt sie vermöge ihrer Einkerbungen den Contactwinkel in eine
zuckende Bewegung, wobei der schwere Bügel hin und her gependelt wird, so dass bald
die eine, bald die andere der beiden neusilbernen Gleitfedern f1 oder f2 (Fig. 105) mit dem
Scheibensegmente a in Berührung gelangt und sonach die
leitende Verbindung zwischen E und L bewirkt.
Textabbildung Bd. 285, S. 61Fühlhebeltaster von Wiesenthal und Co. Der letzte und jüngste unter den in Betracht stehenden sechs
Streckencontacten stammt aus dem Jahre 1888 und hat wieder eine Auflaufschiene mit
einem zweiarmigen Hebel AB (Fig. 106 und 107) von 150 cm Länge.
Die Stange S steht an ihrem oberen Ende mit einem
Krummzapfen in Verbindung, der auf einer Drehachse festsitzt, an der auch die starke
Messingscheibe i aufgekeilt ist. Letztere hat einen
bogenförmigen Ausschnitt, der eine Falle bildet, in welche die an der kräftigen
Feder a angebrachte Nase hineinpasst; a steht mit der Erdleitung in Verbindung, während an
einer gegenüberliegenden, isolirt befestigten Feder b
die Leitung angeschlossen wird. Beim Befahren der Auflaufschiene drückt jedes
passirende Rad die Stange S nach aufwärts und diese
dreht dabei die Scheibe i derart, dass letztere wie ein
Excenter wirkend die Feder a aus der Falle heraus und
gegen die Feder b drückt.
Textabbildung Bd. 285, S. 61Fig. 108.Radtaster von Galke. Seitens der königl. Eisenbahndirection
Magdeburg waren zwei ungleich grosse Galke'sche Radtaster ausgestellt, welche sich durch einen eigenthümlichen
Schleifcontact auszeichneten. Der kleinere der beiden gedachten Radtaster, welcher
hinsichtlich des Contactes mit dem grösseren genau übereinstimmte, ist in Fig. 108 und 109
ersichtlich gemacht. Die Welle W ist in einem
gusseisernen, auf der Querschwelle des Geleises befestigten Gestelle HH gelagert und durch die Wurmfeder F so festgehalten, dass das auf ihrem viereckig
abgekanteten Ende aufgesteckte Auflaufstück A (Pedal)
genau in angemessener Lage festgehalten bleibt. Am zweiten Ende der Welle W sitzt der Arm S fest,
welcher mittels der an seinem oberen Ende angebrachten Contactfedern die Verbindung
zwischen Controlleitung und Erdleitung herstellt, sobald A durch die Räder der vorüberfahrenden Züge oder Locomotiven
niedergedrückt wurde. Der Contact selbst (Fig. 110)
besteht aus einer Anzahl Messingspangen M, die an einer
Hartgummi- oder paraffingetränkten Holzunterlage befestigt und unter einander, sowie
mit der Controlleitung bei r in Verbindung gebracht
sind. Genau gegenüber steht das Ende des Armes S (Fig. 108). An dieser Stelle sind an einer Achse x ebenso viele Messingbügel mn über einander angebracht, als gegenüber an der Gehäusewand bezieh. an
dem Isolator J Messingspangen M befestigt sind, so dass sich also jeder Spange ein Bügel gegenüber
befindet. Die letzteren werden durch je eine Feder f
beeinflusst, die einerseits an dem Stift w befestigt
ist und mit dem anderen Ende durch eine Bohrung des Messingbügels geführt wird. Der
Druck dieser Feder presst den Schenkel m stetig gegen
den Stift i. In der Ruhelage des Radtasters kann eine
Berührung zwischen M und n
– die Bügel Amn sind durch die metallischen
Stifte und den eisernen Arm S (Fig. 108) mit dem ganzen Gestelle zur Erde verbunden – nicht eintreten,
sie erfolgt jedoch, sobald das Auflaufstück des Tasters befahren und der Arm S sonach in der Richtung des eingezeichneten Pfeiles
bewegt wird, wobei n auf M
schleift, was natürlich auch am Rückwege bis knapp vor der End- oder vielmehr
Ruhestellung von S der Fall ist.
Textabbildung Bd. 285, S. 61Fig. 109.Radtaster von Galke. Die beiden Galke'schen Radtaster erschienen
gegenüber den früher besprochenen sechs alten Streckencontacten viel sorgfältiger
und solider ausgeführt, also im Ganzen weitaus vertrauenswürdiger; sie sollen diesem
Eindrucke jedoch in der Praxis keineswegs vollständig entsprechen.
Textabbildung Bd. 285, S. 61Fig. 110.Radtaster von Galke. Ein von H. Tormin construirter
Streckencontact, welcher im Wesentlichen eine interessante Vervollkommnung des in
Frankreich viel verbreitet gewesenen Lartigue'schen
Blasebalgcontactes ist, war von der königl.
Eisenbahndirection Köln (rechtsrheinisch) zur Anschauung gebracht worden.
Dieser von einem aus starkem Blech hergestellten
Gehäuse G (Fig. 111) geschützte
Apparat ist wieder für die Thätigmachung durch einen Fühlhebel H eingerichtet, dessen kürzerer Arm sich gegen die
Schienenunterkante lehnt. Die Gehäuseklappen bb
verhindern hier das Eindringen von Kies und Steinen in das Gehäuse. Das Ende des
langen Armes des Hebels H ist durch ein Gelenk mit der
nach aufwärts reichenden, durch die zwei Führungsrollen f und f gehaltenen Stange S verbunden. Das obere Ende der letzteren besteht aus
einem aufgeschraubten Rohrstück d, das zu oberst eine
aufrecht stehende Rolle r trägt.
Textabbildung Bd. 285, S. 62
Streckencontact von Tormin.
Durch Höher- oder Tieferstellen von d erhält S die richtige Länge, und damit sich
dieselbe, einmal gehörig eingestellt, durch Lockerung während der Inanspruchnahme
nicht mit der Zeit wieder ändern könne, ist nach dem Einstellen die Klemmschraube
s gehörig festzuziehen. Vermöge der gewählten
Grössenverhältnisse bringen die durch das Befahren des Eisenbahngeleises erzeugten
Schieneneinbiegungen ein doppelt so hohes Aufwärtsgehen der Stange S hervor, wobei der während seiner Ruhelage durch eine
starke Spiralfeder stetig ausgedehnt gehaltene Blasebalg B zusammengepresst wird. Die im letzteren enthaltene Luft dringt zufolge
dieser Pressung durch das Kugelventil V aufwärts in den
oberhalb B gelagerten kleinen Blasebalg Q, der behufs besserer Uebersicht in Fig. 112 besonders
dargestellt erscheint. Auf der Deckplatte von Q ist
eine zugeschmolzene Glasröhre in geneigter Lage befestigt. In diese Röhre sind zwei
Platindrähte eingeschmolzen, wovon der eine durch das Kabel K (Fig. 111)
mit der Controlleitung, der andere mit der Erdleitung in Verbindung gebracht wird.
Im Ruhezustande drückt das Bleigewicht p den kleinen
Blasebalg zusammen; die Glasröhre hat dann eine gegen links hin geneigte Lage, so
dass das Quecksilber, mit dem die Röhre zur Hälfte gefüllt ist, die beiden
Platindrähte nicht berührt. Wird jedoch der kleine Blasebalg in der oben
geschilderten Weise beim Befahren der bezüglichen Geleisstelle ausgedehnt, so ändert
sich die Lage der Röhre derart, dass das Quecksilber nach rechts rinnt und dort die
leitende Verbindung der beiden Platindrähte bewirkt. Der Ueberschuss der aus
dem grossen in den kleinen Blasebalg hineingetriebenen Luft entweicht durch eine in
der Deckplatte vorhandene Bohrung t; dieselbe ist aber
so enge, dass das vollständige Entweichen der Luft durch den Druck des Gewichtes p erst innerhalb 2 bis 3 Secunden nach der erfolgten
Thätigmachung des Apparates bewirkt wird. Die metallische Verbindung zwischen
Controlleitung und Erdleitung bleibt also nicht nur während der ganzen Dauer des
Befahrens bestehen, sondern währt überdem noch mindestens 2 Secunden hinterher.
Jedes Wirksamwerden des Contactes bringt nicht eine Reihe kurzer Stromschliessungen,
sondern einen einzigen fortlaufend andauernden, längeren Stromschluss hervor, was
als ein werthvoller Vorzug gelten darf. Radtaster der Tormin'schen Construction sind bereits seit sechs Jahren auf den
Bahnstrecken Wanne-Bremen und Wesel-Wenlo mit bestem Erfolge im Gebrauche.
Textabbildung Bd. 285, S. 62Radtaster von Siemens und Halske. In mehrfachen Exemplaren hatten Siemens und
Halske in Berlin ihre Radtaster, sowie ihre
Schienendurchbiegecontacte ausgestellt. Die
Hebelvorrichtung der erstbenannten, in Fig. 113 (Draufsicht)
und Fig. 114
(Querschnitt) ersichtlich gemachten Radtaster ist im Gegensatze zu den meisten
ähnlichen Anordnungen dieser Gattung verhältnissmässig leicht hergestellt und an dem
in zwei Kugelgelenken k und k1 lagernden Doppelhebel HH1 ist eine lange
Auflaufschiene A angebracht, welche federt, damit die
Stösse der Fahrzeuge auf den Taster möglichst abgeschwächt werden. Der Doppelhebel
HH1 wird innerhalb
des gusseisernen, durch einen Blechdeckel staubdicht abgeschlossenen Gehäuses G durch die Einwirkung zweier Spiralfedern F und F1 mit dem Verbindungsstücke mn auf die aus den beiden Seitenwänden vorstehenden und an diese
angegossenen Anschlagdaumen a und a1 gelegt und also auf
diese Weise mit dem anderen, die Auflaufschiene tragenden Ende in entsprechender
Höhe über die Oberkante der Bahnschiene S gehalten. An
der Rückwand des Gehäuses G ist, durch eine
Zwischenlage gehörig isolirt, der Messingbügel P
befestigt, welcher die Contactschraube c trägt, und zu
dem die Leitung L, welche
als Kabel K von unten her durch eine eigens zu
diesem Zwecke im Gehäuseboden vorhandene Oeffnung eintritt, mittels einer
Klemmschraube angeschlossen wird. Das Querstück mn
trägt die nach aufwärts gekehrte Blattfeder f, welche
durch die Metalltheile der Gesammtanordnung mit der Schiene S bezieh. mit der Erdleitung in Verbindung steht und jedesmal mit der
Contactschraube c in Berührung gelangt, so oft AB durch das Rad eines die in Frage kommende
Geleisstelle passirenden Fahrzeuges niedergedrückt wird. Wie der Radtaster mittels
Klemmplatten und Kopfschrauben an der Bahnschiene befestigt ist, geht aus Fig. 114 ohne weiteres
deutlich hervor.
Textabbildung Bd. 285, S. 63Streckencontact von Siemens und Halske. Die zweitgedachten, auf Schienendurchbiegung beruhenden Siemens und Halske'schen Streckencontacte unterscheiden
sich von den bisher besprochenen Apparaten gleicher Gattung ganz wesentlich durch
den Umstand, dass die Einbiegung, welche die Bahnschiene zwischen zwei Stützpunkten
vermöge der Belastung durch die Fahrzeuge eines Zuges erfährt, nicht durch
Vermittelung eines Hebelwerkes, sondern auf hydraulischem Wege zur Herstellung des
Contactes ausgenutzt wird. Die nähere Einrichtung, welche von C. Frischen im Aprilhefte 1886 der Elektrotechnischen Zeitschrift zuerst bekannt gegeben
worden ist, erhellt aus Fig.
115 und dem Querschnitte Fig. 116. Mittels
Backen und Schrauben ist der gusseiserne Bügel M, L, P,
L1, M1 (Fig. 115) an der
Bahnschiene S festgeschraubt. Dieser Bügel hat in der
Mitte die Form eines flachen kreisrunden Tellers, welcher mit der Stahlblechplatte
bb (Fig. 116) abgeschlossen
wird. Auf bb ruht eine Eisenscheibe cc, welche in ihrer Mitte eine ausgedrehte Vertiefung
hat, in der ein Metallcylinder d ruht. Die Höhe von d ist so bemessen, dass das obere Ende genau die untere
Fläche des Schienenfusses berührt, wenn der Apparat richtig befestigt wurde. Ein
gusseiserner Deckel aa schliesst den Raum oberhalb der
Platte bb ab und hat in der Mitte eine Oeffnung von der
Form einer kurzen Röhre, in welcher sich der Cylinder d
bewegen kann. Zwischen Schienenfuss und dem Deckel aa
wird gleich beim Festmachen des Apparates auch noch der Gummiring t eingelegt, welcher es verhütet, dass Staub oder Sand
zu d eindringe. Der vorerwähnte durch bb bedeckte Tellerraum steht durch die Bohrung ff mit dem seitlich an den Gestellsbügel P1, M, P (M, L, P, L1, M1 in Fig. 115)
angegossenen Topfe G in Verbindung. Das senkrechte
Stück von f geht als Rohr nach aufwärts in den Hohlraum
des Topfes, erweitert sich oben und gewinnt die Form eines Kelches r. In diesem Kelche ist ein Hartgummi- oder Glasrohr
eingesetzt, das eine weitere directe Fortsetzung von f
innerhalb r bildet. Die von f aufwärts gehende Röhre communicirt mit dem Hohlraume des durch den
Deckel T dicht abgeschlossenen Topfes auch noch durch
eine kleine Seitenöffnung h; desgleichen befindet sich
am Boden des Kelches ein enges Loch s. Der ganze Teller
unter bb, die Röhre f und
ein Theil des Topfes G sind mit Quecksilber gefüllt, so
hoch, dass der Kelchboden eben bedeckt ist. Durch den Druck der in G stehenden Quecksilbersäule auf die Platte bb wird der Cylinder d mit
ungefähr 30 k nach aufwärts gegen den Schienenfuss gepresst. Biegt sich die Schiene
S beim Passiren von Fahrzeugen, so drückt der
Schienenfuss mittels d, der Scheibe c c und der Platte b b
Quecksilber durch f aufwärts; dasselbe füllt den Kelch
r sehr bald an, da sich die Fläche des Tellers zum
Querschnitte von f wie 600 : 1 verhält. Hören die
Einbiegungen der Bahnschiene auf, dann läuft das übergeflossene Quecksilber an r durch s in den Hohlraum
des Topfes und auch durch die Oeffnung h in f und in den Teller zurück und auf diese Weise stellt
sich in etwa 10 Secunden das ursprünglich bestandene Verhältniss wieder her. In den
Kelch r und das isolirte Röhrenmundstück reicht die
drei- oder fünfzinkige Gabel i hinein, welche an die
isolirte Leitung, welche als Kabel K durch eine
Stopfbüchse in den Topfraum eingeführt wird, angeschlossen ist. Diese Gabel wird von
einem oberhalb des Kelches r angebrachten Glasdeckel
p getragen und kann ohne Schwierigkeiten mittels
einer Schraubenmutter tiefer oder höher gestellt werden, wodurch sich die kürzere
oder längere Dauer der Contactgebung innerhalb ziemlicher Grenzen nach Bedarf ändern
lässt. Laut einer von der Firma Siemens und Halske
ausgegebenen statistischen Zusammenstellung haben dieselben bis Ende 1889 von den
vorher geschilderten Radtastern 1898 Stück für deutsche
und 78 Stück für ausländische Bahnen und von den zuletzt behandelten Schienendurchbiegecontacten 1120 Stück für deutsche und
91 Stück für ausländische Bahnen abgeliefert.
Die ersten Registrirapparate zu stabilen elektrischen
Zuggeschwindigkeits-Controleinrichtungen sind von M.
Hipp in Neuenburg construirt und, wie es scheint, zuerst auf der Strecke
Olten-Basel etwa in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre in Betrieb genommen
worden. Bei den ältesten Apparaten bewegte eine genau gehende Uhr eine langsam sich
drehende und gleichzeitig sich längs ihrer Drehachse verschiebende schmale
Papiertrommel, auf welcher die Umdrehungszeit bereits vorgedruckt war; der
Schreibstift erzeugte bei jedesmaligem Thätigwerden eines Streckencontactes eine
Reihe von Punkten, deren Anzahl zugleich der Achsenzahl des betreffenden Zuges
entsprach. Später erhielt der Registrirer die Form eines Morsefarbschreibers, dessen
Laufwerk durch Zuhilfenahme einer genau gehenden elektrischen Uhr für eine bestimmte
Ablaufgeschwindigkeit des Papierstreifens regulirt wurde; bei den neuesten
Controlwerken schreibt die regulirende Uhr auch noch die Zeit auf den
Papierstreifen. Von dieser Art waren die durch Peyer,
Favarger und Co. in Neuenburg und in der Sammlung der königl. preussischen
Staatsbahnen ausgestellt
gewesenen Exemplare, deren allgemeine Anordnung aus der schematischen
Darstellung Fig. 117 hervorgeht, während der
eigentlich registrirende Theil des Apparates in Fig. 118 in der Ansicht
und in Fig. 119 in der
Draufsicht dargestellt erscheint. Die Uhr U (Fig. 117) ist eine elektrische nach dem bekannten Hipp'schen System. Das schwere Halbsecundenpendel P hängt an einer Feder und nimmt bei seinen
Schwingungen eine eigenthümliche Ankervorrichtung mit, durch welche eine Schubklaue
das Steigrad Zahn für Zahn vorwärts schiebt. Die Uebertragung der Bewegung von der
Steigradachse auf das Minuten- und Stundenrad erfolgt in der sonst üblichen Weise.
Am unteren Ende der Pendelstange ist ein eiserner Anker A angebracht, welcher knapp über dem in der Schwerlinie des Pendels
aufgestellten Elektromagneten m1 hin und her geht. In m1 darf sonach so lange kein Strom
vorhanden sein, als die Schwingungen des Pendels genügend weit sind, um den
regelmässigen Uhrgang zu erhalten. Werden aber die Schwingungen kleiner als
zulässig, dann wird m1
erregt werden müssen, damit durch die anziehende Wirkung auf A ein neuerlicher Antrieb auf P ausgeübt
werde.
Textabbildung Bd. 285, S. 64
Fig. 117.Registrirapparat von Peyer, Favarger und Co.
Zu diesem Zwecke hat die Pendelstange eine seitlich abstehende
prismatische Stahlnase von dem Querschnitte ∆, mit der sie unter einer Contactfeder
f wegstreift. An f
hängt ein kleiner Stahlkeil n, der beim Vorüberkommen
des Näschens in der Regel nach links oder rechts einfach zur Seite geschoben wird,
ausgenommen dann, wenn P gerade in dem Momente die
Bewegungsrichtung wechselt, in welchem n den höchsten
Punkt der Stahlnase berührt, denn in diesem Falle stemmt sich n. Dadurch wird f gehoben
und mit ihrem sonst isolirt liegenden Ende gegen die Contactschraube d gedrückt, daher ein Strom der Batterie B2 über m1 geschlossen. Damit
das Stemmen des Stahlkeiles n sicher erfolge, ist die
Stahlnase zu oberst nicht scharfkantig, sondern mit einer Rille versehen. Die erste
Aufgabe der elektrischen Uhr ist es nun, das Laufwerk X, welches den Papierstreifen bewegt, zu reguliren. Es geschieht dies,
indem bei jeder Schwingung des Pendels, also alle halbe Minuten einmal, der Hebel
h1 auf und nieder
bewegt wird, welche Bewegung die Stange S auf den um
o drehbaren Hebel h2 überträgt. Aus h2 steht seitlich ein Stahlprisma w (Fig. 118) vor, welches
die bei v1 und v2 in dem Hebel i eingesetzten ähnlichen Stahlstifte bald fängt, bald
loslässt. Der letztgedachte Arm sitzt oben, gleichsam an Stelle eines Windflügels,
auf der letzten Achse des den Papierstreifen ziehenden Triebwerkes XX und der Lauf des letzteren wird also durch das alle
halbe Minuten erfolgende Anhalten und Loslassen der besagten Windflügelachse genau
regulirt bezieh. corrigirt. Durch Abänderung der Entfernung zwischen v1 und v2 kann die
Geschwindigkeit des Papierlaufwerkes überhaupt in ziemlich weiten Grenzen
beeinflusst, d.h. geändert werden, so dass man es in der Hand hat, durch Anwendung
des geeigneten Stückes i dem Streifen eine
Geschwindigkeit von 30, 40 oder 60 mm in der Minute zu ertheilen.
Der eigentliche Registrirapparat (Fig. 118 und 119) ist stets gleich
für zwei Strecken, d.h. mit zwei Elektromagneten M1 und M2 eingerichtet, die mit Schreibrädchen r versehen sind, welche mit ihrem unteren Theile in das
gemeinsame Farbgefäss T eintauchen und durch
Vermittelung der beiden Zahnräder t1 und t2
, von welchen das letztere auf einer Laufwerksachse
sitzt, in Umdrehung versetzt werden. Die Elektromagnete M1 und M2 sind einerseits zu einer Batterie B (Fig. 117),
andererseits zu der Leitung angeschlossen, welche zu den Streckencontacten führt,
und arbeiten nicht anders, als jeder gewöhnliche Morsefarbschreiber. Die Zeichen der
beiden Schreibräder liegen in zwei verschiedenen, natürlich zu einander parallelen
Zeilen. Auf dem Papierstreifen ist eine Zeitbezeichnung nicht vorgedruckt, sondern
die Markirung der Zeit geschieht erst am ablaufenden Streifen, der durch die flache
Führungsrinne K1
K2 geführt – die übrige
Führung des Papierstreifens YY ist in Fig. 118 deutlich zu
ersehen – und hier durch den Stangenstift p alle
Minuten gelocht wird. Der Elektromagnet m2 steht nämlich mit der Batterie B2 (Fig. 117), sowie mit einem an der Uhr angebrachten
Contact c1, c2 in leitender
Verbindung. Der letztere wird durch die Uhr selbst alle Minuten einmal geschlossen;
der demzufolge thätig werdende Elektromagnet m2 zieht seinen Anker A3 (Fig. 118) an. Eine im
Ankerhebel eingeschraubte Stellschraube drückt dabei auf den kurzen Arm n des um x drehbaren
Hebels H, der Stift p
schnellt nach aufwärts und locht das Minutenzeichen in den Papierstreifen. Wie Fig. 117 zeigt, ist einer der beiden
Batterieanschlüsse des Elektromagnetes m2 nicht direct zur Contactvorrichtung c1
c2 geführt, sondern
passirt unterwegs noch einen zweiten, am Laufwerke X
angebrachten Federcontact a, b. Dieser letztere bleibt
regulär geschlossen, solange das Laufwerk des Papierstreifens im Gange ist. Während
der zugsfreien Zeit wird jedoch, um das überflüssige Ablaufen des Papieres zu
vermeiden, das Triebwerk durch die umgelegte Kurbel k
bezieh. durch den auf der Kurbelachse u sitzenden
Arretirungsarm u1
abgestellt; beim Abstellen bezieh. beim Umlegen von K
wird zugleich der Daumen u2 gegen die Contactfeder a gedrückt und
sonach auch der Localschluss des Elektromagnetes m2 unterbrochen, d.h. der Lochstift p ausser Thätigkeit gesetzt.
Die zweite, insbesondere in Deutschland verbreitete Siemens
und Halske'sche Form von Registrirapparaten hatte diese Firma (Berlin) in
zweierlei Ausführungen zur Anschauung gebracht. Bei beiden Anordnungen wickelt eine
genau gehende Uhr den aufgerollten Papierstreifen mittels einer Stiftenwalze ab. Der
Papierstreifen ist nämlich gelocht, und in seine je 6 mm von einander entfernten
Löcher greifen die Stifte der Walze ein; der Streifen kann sich also genau nur mit
derselben Geschwindigkeit und Gleichmässigkeit abwickeln, wie sich die Stiftenwalze
dreht. Demgemäss entspricht die Entfernung von einem Streifenloche zum nächsten
einer halben Minute und der Streifen
macht daher einen Weg von 12 min in der Minute. Ausser den Löchern sind am
Streifen auch noch Zahlen vorgedruckt, welche Stunden sowie Minuten angeben. Beim
Einlegen des Streifens wird derselbe so auf die Stiftenwalze gebracht, dass er auf
seinem höchsten Punkte jene Zeitdaten zeigt; welche gleichzeitig die Uhr ersehen
lässt; demzufolge werden auch späterhin die am höchsten Streifenpunkte angemerkten
Zeiten mit jenen, welche jeweilig die Uhr zeigt, fortlaufend übereinstimmen.
Textabbildung Bd. 285, S. 65Registrirapparat von Peyer, Favarger und Co.Textabbildung Bd. 285, S. 65Fig. 120.Registrirapparat von Siemens und Halske. Die Schreibvorrichtung war es allein, in welcher bei den angeführten
zweierlei Ausführungen der Unterschied lag. Bei der älteren Form trägt der als
Schreibhebel dienende Ankerhebelarm genau oberhalb des höchsten Punktes der
Stiftenwalze ein kleines mit verdünnter Anilinfarbe gefülltes Metallgefäss, das nach
unten trichterförmig gestaltet und mit einem feinen Auslaufschlitze versehen ist.
Wird zufolge des Befahrens eines Streckencontactes der Schreibelektromagnet erregt,
so schreibt das Farbgefässchen auf dem Papierstreifen einen Strich, dessen Länge,
vorausgesetzt, dass der Contactschluss auf der Strecke ein continuirlicher ist, der
Zeit entspricht, welche der Zug braucht, um den Streckencontact zu passiren. Die
Entfernung der einzelnen Striche (von Anfang zu Anfang) stellen dagegen die Zeit
dar, welche der Zug benöthigte, um von einem Contacttaster zum anderen zu
gelangen, und mit Hilfe eines entsprechend reducirten Maasstabes kann also am
Streifen an diesen Entfernungen ohne Schwierigkeit gleich die Geschwindigkeit des
betreffenden Zuges abgelesen werden.
Bei der jüngeren Apparatform, die in Fig. 120
schematisch dargestellt erscheint, vertritt ein kleines meisselartiges Messer die
Stelle des Farbgefässes und der Elektromagnet des Schreibhebels wird nicht durch
einen continuirlichen Strom, sondern durch rasch auf einander folgende Stromimpulse
thätig gemacht, weil mit demselben eine Selbstunterbrechung verbunden ist. Ein
beispielsweise in der Leitung L1 in einem der Streckencontacte erfolgter Erdschluss
wird einen Stromweg herstellen von (+) B über die
Gestellswand, durch den Anker und über den Contact n,
über M1 in die Leitung
L und durch die Erde zum Zinkpol zurück. Der
hierdurch angezogene Anker unterbricht den Contact n,
die Abreissfeder stellt ihn aber wieder her u.s.w. Solange also ein Streckencontact
geschlossen bleibt, schwirrt das Messerchen wie ein Neef'scher Hammer auf und nieder und bei jedem Niedergehen durchstösst es
mit seiner Schneide den Papierstreifen. Da nun diese Einschnitte ausserordentlich
knapp neben einander liegen, erzeugen sie im ablaufenden Papierstreifen ein
prismatisches Loch, welches also die farbige Marke der älteren Apparate ersetzt.
Eine eigene Vorrichtung bewirkt eine Verlängerung des Stromschlusses zu dem Zwecke,
dass auch für sehr rasch fahrende, kurze Züge oder für leere Locomotiven deutliche
Zeichen erhalten werden. Es ist nämlich auf dem Ankerhebel ein Zahnrädchen r und eine Sperrfeder h2 angebracht, wovon die letztere in das erstere
eingreift und einen Rücklauf von r verhindert. Ein
zweiter Sperrhaken, der gleichfalls in r eingreift, ist
an der Gestellswand befestigt. Oberhalb des Elektromagnetankers befindet sich ferner
ein von der Gestellswand isolirter, drehbarer Hebel H,
der an seinem vorderen Ende einen seitlich vorstehenden Stahlstift trägt, mit
welchem er auf einem ähnlichen Stifte, der seitlich aus dem Zahnrade r vorsteht, aufliegt. (Zur Verdeutlichung dieses
Apparattheiles ist derselbe auf der linken Seite der Fig.
120 gleichsam von rückwärts dargestellt.) Der Hebel H steht mit der zugehörigen Elektromagnetspule in
leitender Verbindung, und unter H befindet sich eine
mit der Erdleitung verbundene Contactschraube m.
Erfolgt in einem der Streckencontacte der Stromschluss, so wird der Ankerhebel
angezogen und der sodann bei n
eintretenden Unterbrechung wegen gleich wieder losgelassen; dadurch oder durch
mehrmaliges Auf- und Niedergehen des Ankerhebels wird das Zahnrädchen durch h1 um ebenso viele
Zähne weiter gedreht. Es verliert demzufolge der aus H
vorstehende Stift seine Stütze und H fällt abwärts auf
m. Es ist nunmehr von (+) B über die Gestells wand, den Ankerhebel, die Contactschraube n, den Elektromagnet M1
, ferner über H und m zum Zinkpol ein kurzer
Schluss entstanden, der so lange anhält, bis der Stift am Rädchen r wieder unter den Stift des Hebels H gelangt und diesen von m
abhebt. Diese Anordnung bringt es also mit sich, dass die kürzeste Marke, welche die
Fräse im Streifen auslocht, mindestens so lang sein muss, als es der Zeit
entspricht, welche das Rädchen r zu einer vollen
Umdrehung benöthigt, mag auch der Schluss im Streckencontacte viel kürzer gewesen
sein. Wenn der Apparat für zwei Strecken dienlich sein soll, so wird der zweite
Schreibelektromagnet mit all den zugehörigen Theilen in symmetrischer Lage auf der
zweiten Längshälfte der Gestellswand angebracht; die Geschwindigkeitsmarken
erscheinen dann natürlich in zwei parallelen Zeilen, zwischen welchen die
vorgelochte Zeitlinie liegt. Laut des schon früher erwähnten statistischen Berichtes
der Firma Siemens und Halske sind bis zum Beginne des
Jahres 1890 für deutsche Bahnen 545 Stück und für österreichische, schweizerische
oder niederländische Bahnen 20 Stück Registrirapparate ihrer Construction
ausgefertigt worden.
(Fortsetzung folgt.)