Titel: | Bemerkungen über die heutigen Kriegswaffen. |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 73 |
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Bemerkungen über die heutigen Kriegswaffen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 49 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Bemerkungen über die heutigen Kriegswaffen.
Wie die bisher besprochenen Laffeteneinrichtungen der schweren
Schiffsschnellfeuergeschütze in besondere Beziehung zu einer möglichen Nachahmung
bei den Landgeschützen zu bringen sind, so können deren Munitions- und
Verschlusseinrichtungen auch dort Anwendung finden. Zum Theil ist dies schon
eingetreten.
Die Einführung von Metallhülsen, welche, den
Gewehrpatronenhülsen ähnlich, Geschoss, Pulver und Zündmittel umfassen, ergibt
ebenso eine wesentliche Erleichterung des Schiessens, wie es vor einem halben
Jahrhundert die sogen. Einheitspatrone bei den Handfeuerwaffen gethan hat. Diese
Erleichterung ist besonders gross durch den Wegfall des Einsetzens eines
Zündmittels. Auf diese Vortheile konnte schon 1891 281
150 bei Besprechung neuer Krupp'scher Feldgeschütze hingewiesen werden, welche
für Chile geliefert worden waren; gleichzeitig ist auch hervorgehoben worden, dass
die Metallhülsen einen vollständig gasdichten Abschluss nach hinten übernehmen.
Die Hülse scheint bei Begrenzung des Kalibers der Schnellfeuergeschütze eine Rolle zu
spielen, weil ein schwereres Geschoss, als das von 15 cm, wohl nicht durch den Rand
einer hohlen Metallkappe gehalten werden kann, ohne dass diese unverhältnissmässig
schwer wird. Das ganze Gewicht eines Schusses, welches (vorläufig) die Hebekraft von
1 bis 2 Mann nicht übersteigen darf, wird natürlich auch mitsprechen, ebenso die
Länge der ganzen „Patrone“ (ein 15 cm-Schuss von Canet wiegt 64 k, 40 k das Geschoss, 7 k das Pulver, 17 k die Hülse; die
Länge einer 12 cm-Patrone ist in Fig. 10 S. 52 zu
ersehen). Beiläufig sei bemerkt, dass die 15 cm-Geschosse der englischen Geschütze
nicht in die Hülsen gesteckt werden, während dies bei den russischen (Canet'schen) immer geschieht.
Bei den Verschlüssen der Schnellfeuergeschütze haben die
Geschützfabrikanten ein grosses Bestreben gehabt, eine schnelle Handhabung zu
erzielen; das Oeffnen soll womöglich mit einem Griff geschehen, ebenso das
Schliessen. Während dieser Griffe muss selbsthätig das Herausziehen der Hülse des
vorigen Schusses und das Fertigmachen eines Schlagbolzens zum Entzünden des nächsten
stattfinden.
Wie vor 20 Jahren bei den Gewehren, so stehen sich heute bei den Geschützen zwei
Systeme von Verschlüssen gegenüber: die Schrauben- (Cylinder-) Verschlüsse und die
Block- (Riegel- oder Keil-) Verschlüsse.
Bei den Schraubenverschlüssen liegt der Gedanke zu Grunde, den Boden des Rohres durch
eine eingeschraubte Schraube zu bilden. Die dazu dienenden Gewinde wurden, um die
Bedienung zu beschleunigen, durchbrochen, indem man sie in drei gleichmässigen
Längsstreifen ausschnitt. Um die verschlossene Schraube zu öffnen, brauchte man nun
nur ⅙ Umdrehung zu machen, dann lagen die Gewindestücke des Schraubencylinders in
den ausgeschnittenen Stellen des Muttergewindes im Rohre. Damit beim Herausziehen
der Verschluss nicht herausfiel, legte man ihn in ein thürartiges Gehäuse, das sich
um einen senkrechten Bolzen drehte, der in der Hinterfläche der Rohrwandung sass.
Zum Oeffnen waren ausser dem Anheben des Hebelhandgriffes also drei ganz getrennte
Griffe nothwendig: ⅙ Umdrehung der Schraube, Zurückziehen derselben und Aufklappen
der Thür.
Um diese Griffe bei Schnellfeuerkanonen in einen zu
verwandeln, hat die Firma Maxim eine einfache,
sinnreiche Einrichtung getroffen; sie hat die Gewinde nicht in der Richtung eines
Streifens parallel der Seelenachse, sondern in der eines schräge dazu laufenden
ausschneiden lassen (Fig.
13a) und eine Nuth auf dem Aussenende des Schraubenkörpers angebracht, die
zuerst gleich und parallel einem ⅙ Schraubengange ist und dann in eine Nuth auf dem
Mantel mündet, welche genau in der Mitte eines vom Gewinde befreiten Längsstreifens
liegt. Um das cylindrische Aussenende dieses Verschlusses ist ein Gehäusering
gelegt, der unten seitwärts so mit dem Rohre verbunden ist, dass er sich an dessen
hinterer Bodenfläche vorbeischieben kann. In diesem Ringe sitzt ein Vorsprung, der
in die eben beschriebene Nuth hineinragt; derselbe zwingt durch die Form der Nuth
die Verschlusschraube dann, wenn sie aufgedreht wird und aus dem Gewinde getreten
ist, sich weiter nach rückwärts heraus zu schieben. Bei einem weiteren Drehen
schiebt sich der Gehäusering mit dem zurückgezogenen Verschluss zur Seite und macht
die Rohrbohrung zum Laden frei. Zum Oeffnen oder Schliessen des Verschlusses ist
also nur die Ausführung eines Theils einer ganzen Drehung erforderlich. Die
verschiedenen Rückwärtsbewegungen, erst eine kleine, dann eine grosse, dann gar
keine, stören die Hand des Bedienenden nicht. – Diese Einrichtung hat ausser der
Beschleunigung der Bedienung noch den Vortheil, dass das Material des Muttergewindes
im Rohre gleichmässiger in Anspruch genommen wird, als bei der älteren
Verschlusschraube, deren Gewinde in Streifen parallel der Seelenachse ausgeschnitten
ist. Es lässt sich indess nicht verschweigen, dass die Bedienung eine recht
anstrengende ist, weil der nicht leichte Verschluss zum Schliessen gewissermaassen
angehoben werden muss.
Armstrong hat bei schweren Schnellfeuerkanonen statt der
cylindrischen Schraube eine aus Cylinder und Kegel zusammengesetzte eingeführt, die
Gewinde wieder parallel zur Seelenachse ausgeschnitten, jedoch so, dass ein
gewindefreier Streifen des Kegels an einen mit Gewinde versehenen Theil des
Cylinders stösst (Fig.
13b). Streng genommenist mehr als ein Griff zum Oeffnen oder Schliessen
nöthig (der Weg eines Punktes des Handgriffes (x) ist
in der Figur bezeichnet); aber dadurch, dass der Verschluss nicht mehr um seine
ganze Länge herausgezogen zu werden braucht, sondern nur um die des Schraubenmantels
auf dem cylindrischen Theile, um dann durch die Drehung der Verschlussthür das Rohr
zu verlassen, ist der Griff so vereinfacht und mit so wenig Kraftaufwand
auszuführen, dass er „in einem Ansatz“, wenn man so sagen darf, gemacht
werden kann. Bei dieser Einrichtung vertheilt sich der vom Verschlussgewinde beim
Schusse auf die Rohrwandung ausgeübte Zug auf die ganze umschliessende Innenseite;
es bleiben nicht durchgehende gewindelose Streifen liegen, welche nicht auf ihren
Widerstand in Anspruch genommen werden. Der Verschlusskörper kann deshalb sehr klein
und leicht sein. Die hintere Bohrungsöffnung des Rohres wird ausserdem durch ihre
cylindro-konische Form sehr bequem für das Laden.
Canet ist wieder auf die frühere einfach cylindrische
Verschlusschraube mit Gewindeausschnitten parallel der Rohrseele zurückgegangen, hat
indess bei 15 cm – Schnellfeuerkanonen nicht 3, sondern 4 Streifen ausgeschnitten,
so dass die Schraube nach nur ⅛ Umdrehung gewindefrei wird. Durch eine besondere
Einrichtung auf der hinteren Seite des Verschlusses ist es möglich geworden, ihn mit
einem Griff zu öffnen oder zu schliessen (Fig. 11 S. 52 umfasst die Ansicht des Verschlusses von
hinten). Ein wagerechter Winkelhebel, dessen rechter Arm einen Handgriff hat, kann
sich mit einer senkrechten Achse auf einem Ansätze unten an der Verschlussthür etwas
drehen. Die Achse greift mit einem Stück Zahnrad in zwei radial zur Mitte auf dem
Verschlusse stehende, passende Ausschnitte; letzterer wird also gedreht, wenn der
Handgriff des Winkelhebels zum Oeffnen von rechts nach hinten gezogen wird. Sobald
der Verschluss gewindefrei liegt, wird das bisher unbenutzte Ende dieses
Winkelhebels zu einem Drehpunkt, der in einem Ausschnitte der Verschlussthüre
beweglich ist, und veranlasst dann, dass eine fortgesetzte Bewegung des Handgriffes
über „hinten“ nach „links“ den Verschluss zunächst aus dem Rohre
herauszieht. Ist dieses geschehen, dann klappt die Beendigung der Handgriffsbewegung
nach links die ganze Verschlussthüre auf. Die drei auf einander folgenden Bewegungen
glaubt der Bedienende wie eine einzige auszuführen.
Von den Keilverschlüssen muss zunächst der von Krupp bei
Schiessversuchen mit Schnellfeuerkanonen im Frühjahre 1891 vorgeführte erwähnt
werden. Es war im Wesentlichen der seit 20 Jahren eingeführte Verschluss, nur mit
besonderen Einrichtungen versehen, um die Metallkapseln für die Pulverladung der
neuen Munition abfeuern und entfernen zu können. Zum Oeffnen oder Schliessen waren
die bekannten Griffe einer Drehung der Kurbel und eines Schiebens des
Verschlusskörpers erforderlich. Eine Beschleunigung der Bedienung war dadurch
ermöglicht worden, dass das Abfeuern nicht durch eine besondere Handlung, sondern
durch die letzte Kurbelbewegung im Augenblick des vollständigen Schliessens
selbsthätig bewirkt wurde (automatisches Abfeuern). Da die Ausführung eines
eingehenden Vergleiches dieses Verschlusses mit den eben erwähnten zu weit führen
würde, so sind in Fig.
13 zwei der letzteren und der erstere so unter einander gestellt worden,
dass verglichen werden können: die Grössenverhältnisse, die Rohrmassen hinter der
Pulverladung, der Raum, der zur Bedienung gebraucht wird, die Wege der Munition bis
zum Ladungsraum und die der leeren Kapseln beim Entladen.
Textabbildung Bd. 285, S. 74Verschlüsse schwerer Schnellfeuergeschütze.Fig. 13 a.
Maxim-Schraubenverschluss, Schnittfläche unter 31½° zur Senkrechten
geneigt.Fig. 13 b. Armstrong-Schraubenverschluss, Schnitt gebildet
durch zwei sich in der Seelenachse schneidende Ebenen, die untere senkrecht,
die obere unter 30° zum Beschauer geneigt.Fig. 13 c. Krupp'scher
Keilverschluss. Wagerechter Durchschnitt Einige Fabriken (Gruson, Hotchkiss, Maxim)
haben Einrichtungen getroffen, den Keilverschluss mit einem Griff zu öffnen; eine
weitere Ladungserleichterung wollten sie durch seine Bewegung von unten nach oben
(Fig. 5) oder von oben nach unten erreichen.
(In Bezug auf die Zeichnung sei beiläufig bemerkt, dass, wie sie angibt, der Krupp'sche Keil nicht mehr nach links, sondern nach
rechts geöffnet wird, und dass Maxim auf der Londoner
Naval Exhibition ein Schnellfeuergeschütz ausgestellt hatte (Fig. 9), welches sich auch nach rechts öffnete (im
Gegensatz zu Fig. 13);
von den angegebenen vier neuen Verschlüssen öffnet sich also nur der Canet'sche nach links.)
(Von dem durch die Rücklaufvorrichtung bewirkten Oeffnen und Schliessen der
Verschlüsse scheint in neuester Zeit wieder Abstand genommen worden zu sein. Ein so
arbeitendes 7,5 cm-Rohr war indess von Maxim auf der
Londoner Naval Exhibition ausgestellt. Ein Patent Skoda
betrifft auch eine darauf bezügliche Einrichtung.)
Die Wichtigkeit der Verschlussfrage für die Schnellfeuerkanonen ergibt sich aus einer
kurzen Betrachtung über den Werth des raschen Schiessens bei der Marine. Das Gefecht
zweier grosser Panzerschiffe wird im Allgemeinen aus den Versuchen bestehen, den
Schiffskörper des Gegners zum Sinken zu bringen durch Rammen, durch Torpedos oder
Panzergeschosse schwerer Geschütze und darin, alle Gegenstände und Mannschaften auf
dem feindlichen Deck und vielleicht auch die begleitenden feindlichen Torpedoboote
zu beschiessen. Zu letzterem Zweck schienen rasch schiessende Geschütze die besten
und, seitdem das rauchschwache Pulver die durch Rauch entstehenden Feuerpausen in
Wegfall gebracht hat, die einzig möglichen zu sein. Schon lange waren deshalb die
englischen Kriegsschiffe mit Maschinen- (d. i. Gewehrlauf-) Geschützen (von Gatling, Nordenfeldt, Gardner) mit Revolverkanonen und
kleinen Schnellfeuergeschützen ohne Rücklauf in der Laffete versehen. Die
leichtesten standen auf den höchsten Punkten (Mastkörben), um von oben schiessen zu
können. Da mit dem Kaliber auch die Wirkung zunehmen muss, so entwickelten sich seit
1886 schwerere Schnellfeuerkanonen und erregten 1889 auf der Pariser Ausstellung die
Aufmerksamkeit der englischen und italienischen Regierung so, dass sie bei den
dortigen Marinen eingeführt wurden (wie sich aus den französischen
Kammerverhandlungen vom December 1891 ergibt, hatten sie die Aufmerksamkeit des
eigenen Marineministeriums nicht erregt). Sie stehen
meist frei auf Deck, geschützt durch einen Schild oder durch eine nischenartige
Umhüllung von 10 bis 75 mm starken Platten (Fig. 12)
(eine höhere Aufstellung verbietet ihr Gewicht). Da neben ihnen auch noch die
kleineren Schnellfeuergeschütze beibehalten worden sind, so hat ein derartiges
Schlachtschiff oft 4 bis 5 Sorten Schnellfeuergeschütze von 15 cm bis zum
Gewehrlaufkaliber (grosse Panzerschiffe haben natürlich ausserdem noch schwere
Kanonen bis zum 43 cm-Kaliber zum Durchschlagen von Panzerungen).
Eine Vorstellung von der Wichtigkeit der Feuergeschwindigkeit erhält man, wenn man
sich das Gefecht eines im J. 1890 mit gewöhnlichen
Kanonen ausgerüsteten französischen sogen. „geschützten (d.h. leichtgepanzerten)
Kreuzers“ und eines englischen mit Schnellfeuerkanonen von 1891 versehenen denkt und dabei annimmt, Geschützzahl,
Kaliber, ballistische Leistung, Werth der Mannschaft wären gleich. Wie der Ausfall
eines solchen Gefechtes sein würde (wenn man von der mehr zufälligen Wirkung gegen
den Schiffsrumpf absieht), ist wohl gar nicht zweifelhaft, wenn die heutigen
englischen Schnellfeuerkanonen nur doppelt so schnell schiessen, als
gleichkalibrige französische Kanonen von 1889 und früher.
So eigenthümlich es zuerst klingt: die Schussgeschwindigkeit der Schnellfeuerkanonen
lässt sich mit der des Zündnadelgewehres vor einem Vierteljahrhundert sehr wohl
vergleichen. Das letztere schoss im Mittel 4 Schuss in der Minute, ein Vorderlader
unter Umständen 2mal, eine 15 cm-Schnellfeuerkanone schiesst 10 mal in der Minute,
eine solche von 12 cm 12 mal. Dabei war der Durchmesser des Zündnadelgeschosses 13,6
mm, sein Gewicht 30 g, das der 15 cm-Granate ist 40 k (also 1333 mal so schwer).
Wenn man in der Schrift über das Zündnadelgewehr von
v. Löbell aus dem Jahre 1867 liest: es wird gesagt,
dass der Erfinder des Zündnadelgewehres die Ladefähigkeit so gesteigert haben soll,
dass es 8mal in der Minute abgefeuert werden kann, so muss man den Eindruck
gewinnen, dass die Wirkung der Waffen überhaupt durch die Schnellfeuerkanone in
einer ungeahnten Weise gesteigert worden ist. Wenn man sich die Thatsache ins
Gedächtniss zurückruft, dass die Ueberlegenheit des Zündnadelgewehres vor 27 Jahren
nur in der Feuergeschwindigkeit, nicht in der ballistischen Leistung bestand, dann fällt es
eigenthümlich auf, dass allen Ernstes der Versuch gemacht worden ist, die
Ueberlegenheit von Schnellfeuerkanonen im schnellen Schiessen durch Verbesserungen
der ballistischen Leistungen alter Geschütze auszugleichen (französische
Kammerverhandlung vom 9. December 1890). Wenn man auf das eben angeführte Beispiel
vom Gefecht zweier gleich grosser Kreuzer zurückgreift und wieder annimmt, das
englische Schiff schösse doppelt so schnell als das französische, würde dann die
Vermehrung der Anfangsgeschwindigkeiten der französischen Geschütze um 10 Proc. (wie
durch die Marine Verwaltung in Aussicht gestellt war), selbst wenn sie noch durch
eine Erhöhung der Treffähigkeit um 10 Proc. begleitet wäre, jemals die
Ueberlegenheit an Feuergeschwindigkeit ausgleichen?Die Annahme, welche diesem gedachten Gefechte zu Grunde liegt, stützt sich
zum Theil auf die Erklärung des französischen Marineministeriums. Danach
sollte zu Ende 1891 die französische Flotte mit 100 Schnellfeuerkanonen
ausgerüstet sein. Nach Zeitungsnachrichten besass aber die englische Flotte
schon um die Mitte des Jahres 400. Es wäre somit gar nicht unmöglich gewesen
und würde im Augenblick (Anfang 1892) auch noch möglich sein, dass ein
Kriegsschiff mit gewöhnlichen Kanonen einem mit Schnellfeuerkanonen
ausgerüsteten begegnet.
Aus einer derartigen Betrachtung ergibt sich, wie nothwendig es ist, alle einzelnen,
anfänglich oft bedeutungslos erscheinenden Punkte, welche zu einer Steigerung der
Feuergeschwindigkeit führen können, wie Verschlusseinrichtungen, Stehenbleiben der
Visirlinie während des Schusses u. dgl. in Betracht zu ziehen.
In Vorliegendem erscheint manches abgekürzt, wie die Behandlung der äusserst
wichtigen Verschlussfrage, anderes ist nicht erwähnt, so ist z.B. eine Vorrichtung
nicht beschrieben, welche ein vorzeitiges Losgehen des Schusses verhütet, ferner ist
noch nicht angedeutet, dass die Schnellfeuergeschütze meist mit elektrischen
Zündvorrichtungen versehen sind, dass Einrichtungen zum Bewegen derselben mittels
Elektromotoren getroffen worden sind, dass die Getriebe für die Seitenrichtung
ausgeschaltet werden können, um ein schnelleres Drehen der Laffeten nach weit
abliegenden neuen Richtungen zu gestatten; der Transport der Munition aus dem
Schiffsinneren ans Geschütz durch
Paternosterwerke oder andere Einrichtungen müssten noch erwähnt werden.
Eine Erweiterung der vorliegenden Besprechung würde aber vielleicht nur für Fachleute
bemerkenswerth gewesen sein. Hier sollte nur ein allgemeines Bild von der gewaltigen
und plötzlichen Umgestaltung des Geschützwesens gegeben werden, welche lediglich
durch die Privatindustrie hervorgerufen und durchgeführt worden ist.
(Als Quellen sind benutzt: Revue d'Artillerie, The
Engineering, und The Engineer von 1891,
ausserdem Notizen des Verfassers von der Londoner Naval Exhibition 1891.)
Auf dem Lande haben Schnellfeuergeschütze in den letzten Jahren bei Befestigungen
Verwendung gefunden in Verbindung mit Panzerungen. Da die Industrie stark von diesen
Arbeiten berührt worden ist, so verdienen die zur Zeit ausgedehntesten derselben
eine Erwähnung.
Die belgische Maasbefestigung.
Zur Verteidigung der Maas hat Belgien Lüttich und Namur mit Forts ganz neuer Art
umgeben lassen, welche beinahe fertiggestellt sind. Nach dem zwischen diesen Städten
gelegenen Huy sollen vielleicht noch einige kommen und wahrscheinlich werden die
Werke von Antwerpen der Waffenwirkung der Neuzeit entsprechend so umgearbeitet, dass
dieser Ort wieder der Hauptplatz der Landesverteidigung wird, wie es früher der Fall
war.
Textabbildung Bd. 285, S. 76Fig. 14.Belgische Maasbefestigung. Geschützstand für 12
cm-Kanonen.Getriebe zur Bewegung der
Kuppel. Ventilatorgetriebe. Die Forts werden von aussen wie riesige Betonblöcke von dreieckiger oder
trapezförmiger, in den Ecken abgerundeter Oberfläche erscheinen, welche sich 3 bis 4
m über dem natürlichen Boden erheben. Das Mörtel werk ist bis 10 m in den
gewachsenen Boden eingelassen, bietet einer Besatzung den nöthigen Hohlraum und
dient zur Aufnahme von Panzerständen für Geschütze, Scheinwerfer (und
vielleicht für den Feuerleitenden [Commandeur]). Diese Stände sind in brunnenartige
Vertiefungen eingelassen und so eingerichtet, dass sie von aussen schwer zu bemerken
sind, oder dass sie ganz nach unten verschwinden können, um im Gebrauchsfalle für
kurze Zeit über der Betonmasse zu erscheinen. Bei Namur sind 9, bei Lüttich 12
solcher Forts angelegt mit zusammen 192 Panzerkuppeln, von diesen dient eine in
jedem Fort für den Scheinwerfer, die übrigen für Geschütze und zwar 77 als
versenkbare Panzerkuppeln für (leichte) Nordenfeldt- (Schnellfeuer-) Kanonen;
Panzerstände sind eingerichtet für eine 21 cm-Haubitze, für zwei 15 cm- und für eine
oder zwei 12 cm-Kanonen.
Die recht erheblichen Arbeiten zur Herstellung der Geschützpanzerstände waren an vier
Gruppen von Fabriken übertragen worden und zwar an:
1) Cockerill (Seraing) und die Aciéries de la marine (St. Chamond).
2) Cockerill und das Grusonwerk (Buckau bei Magdeburg).
3) Atéliers de la Meuse (Lüttich), Marcinelle-Couillet (Hainaut) und Chatillon-Commentry.
4) van de Kerckhove (Gent) und Schneider (Le Creusot).
Krupp lieferte die 21 cm-Haubitzen und 15 cm-Kanonen,
die belgische Staats-Geschützgiesserei die 12 cm-, Cockerill die Nordenfeldt-Kanonen, die Atéliers de la Meuse die Scheinwerferkuppeln (phares à éclipse).
Um eine Anschauung eines Panzerstandes zu geben, ist in Fig.
14 der Durchschnitt eines solchen für zwei 12 cm-Kanonen dargestellt. Er
ist der Revue de l'armée beige vom October 1891
entnommen. Die Stände der 15 cm-Kanonen und 21 cm-Haubitzen ist nach bekannt
gewordenen Angaben auch nicht sehr wesentlich abweichend. In dem brunnenartigen
Einbau der Betonmasse ist ein Absatz gebildet, welcher die ganze Aushöhlung in drei
Stockwerke zu theilen scheint. Auf denselben ist ein (kreisförmiger) eiserner Rand
gelegt, um die Bahn für eine Anzahl von konischen Walzen zu bilden, auf welchen sich
die Unterkante eines aus 2 cm dicken Eisenplatten bestehenden Hohlcylinders stützt
und drehend bewegt. Derselbe trägt eine 20 cm dicke Panzerkuppel und bietet einen
aus Eisenträgern, Balken und Bohlen bestehenden Zwischenboden zur Aufstellung der
(beiden) Geschütze dar; er ist 2,2 m hoch und hat 5 m Durchmesser. Die sehr flache
Panzerkuppel ist aus Walzeisen (fer laminé, nicht aus Hartguss); sie hat eine sehr
kleine Scharte für die Geschützmündung und ein „Mannloch“ zum Eichten über
ein auf der Aussenfläche befindliches Visir und Korn. Unter derselben liegen, sich
anschmiegend, zwei starke Blechplatten. Jede Laffete besteht im grossen Ganzen aus
zwei mit einander verriegelten Wänden; jede derselben hat einen (in der Zeichnung
nach rechts gerichteten) Ansatz, welcher zur Verbindung mit der Wand des
panzertragenden Hohlcylinders dient und gleichzeitig den Drehpunkt für ein
Verbindungsstück mit dem in der Scharte liegenden Vordertheil des Rohres abgibt. Die
Wände sind mit dem Zwischenboden verschraubt. Sie dienen einem um das Rohr gelegten
Mantel (einer sogen. „Schumann'schen Jacke“) als Führungscoulisse.
Der Mantel reicht bei diesen 12 cm-Kanonen fast von der Mündung bis zu den
Schildzapfen. In ihm kann sich das Rohr nach rückwärts (in der Zeichnung nach
„links“) bewegen. Diese Bewegung wird durch eine Vorrichtung geregelt,
welche sehr ähnlich der bei der Hotchkiss-Schnellfeuerkanone (mit Bremse
„neben“ dem Rohre, Fig. 6) ist. Die
Schildzapfen des Rohres stecken in einem Gehäuse, welches mit den Kolbenstangen
zweier im Hintertheil der „Jacke“ neben dem Rohre liegenden Bremsen verbunden
ist. Nuthen in diesem Gehäuse unter den Schildzapfen gleiten über Leisten, welche
ebenfalls mit der „Jacke“ verbunden sind, und sichern die Führung des Rohres
beim Rücklauf. Das Vorbringen desselben bewirkt eine Feder (récupérateur), welche
aber hier nicht „neben“, sondern „unter“ dem Rohre liegt. Der
Hintertheil der „Jacke“ ist so eingerichtet, dass er beim Schusse sich gegen
entsprechende Leisten an der Innenseite der Laffetenwände lehnen kann; die gekrümmte
Form der letzteren ist der Drehung des Rohres (und seines Mantels) um den dicht bei
oder in der Scharte gelegenen Drehpunkt angepasst. Das Heben und Senken des Rohres
wird mittels Zahnrad-Vorrichtung bewerkstelligt; es muss indess erwähnt werden, dass
eine besondere Bremsvorrichtung nothwendig zu sein scheint, welche macht, dass die
Jacke ihre Richtung beibehält, wenn das grosse Hintergewicht des zurück gelaufenen
Rohres stark nach unten zieht. Der Rücklauf ist auf nur 14 cm (bei den 12
cm-Kanonen) bemessen. (Es war der Vorschlag gemacht worden, das Rohr unmittelbar an
der Panzerkuppel zu befestigen; es ist dies aber nicht geschehen, um die Stütze und
die Drehungsvorrichtungen derselben zu schonen und leichter machen zu können.)
Unter dem Zwischenboden sind an der Innenseite des Hohlcylinders zwei gezahnte
Hohlräder über einander angebracht – dieselben dienen zum Drehen der Kuppel. Für
gewöhnlich wird dies durch das Stirnrad einer Stange vermittelt, welche durch ein
Handgetriebe im untersten Stockwerke in Bewegung gesetzt wird. Zum schnellen Richten
kann ein anderes Handgetriebe auf dem Zwischenboden der Drehkuppel benutzt
werden.
Zwischen den gezahnten Hohlrädern befindet sich an der Innenwand des Hohlcylinders
eine Gradeintheilung, welche zum Einstellen der Kuppel in eine bestimmte Richtung
dient.
Ein Munitionsaufzug führt vom unteren Stockwerke nach oben, ein Sprachrohr dient zur
Verbindung der Stockwerke. Da der nach hinten aus dem Rohre austretende Pulverdampf
sehr lästig wird, so ist ein besonderer Ventilator zum Wegschaffen desselben
angelegt. – Um das Eindringen des giftigen Rauches platzender mit Melinit geladener
feindlicher Geschosse zu verhindern, ist in der Kuppel der Raum zwischen Scharte und
Rohrjacke durch besondere elastische Mittel geschlossen.
Um die Kuppel legt sich, eine Fuge frei lassend, ein Vorpanzer aus Hartguss. Es ist
anzunehmen, dass diese Fuge in Wirklichkeit durch einen Blechring geschlossen
wird, denn sonst würde der durch feindliches Feuer herumgeschleuderte
Betonschutt durch die Erschütterungen der eigenen Schüsse ein Verkeilen
herbeiführen, welches eine weitere Bewegung der Kuppel unmöglich macht. (Wenn in die
Rohrmündung Sand oder kleine Steinstücke hineingeflogen sind, so schadet das dem
Rohre nicht, sie werden durch das Geschoss des nächsten Schusses hinausgeschoben,
wie Schweizer Versuche gezeigt haben.)
Nur sehr viele Treffer vermögen die Kuppel zu zerstören; einzelne erzwingen nur dann
eine zeitweise Einstellung des Feuers, wenn sie die Rohrmündung treffen; nach dem
Einlegen eines neuen Rohres kann aber das Schiessen wieder aufgenommen werden. Am
meisten werden diese Forts mit Panzerständen durch die Zerstörung des Betons zu
fürchten haben, welche durch alle auftreffenden, besonders durch die ein Kuppelziel
verfehlenden Geschosse verursacht wird; die immerhin denkbare Durchbrechung der
Betonmasse am und unter dem Vorpanzer würde einen ganzen Geschützstand wehrlos
machen. 1000 15 cm- und 21 cm-Melinitgranaten, d. i. die Schussleistung von vier
Angriffsbatterien während eines Tages, würden die Widerstandsfähigkeit eines Forts
erheblich schwächen, wenn sie nur seine Betondecke träfen. Es unterliegt aber keinem
Zweifel, dass ein derartiges Betonfort mit Panzerkuppeln eine Zeitlang, vielleicht
einige Tage Widerstand leisten kann; ist es ein Sperrfort, so vermag es wohl auf
diese Dauer ein Gelände für ein Heer zu sperren.
Es ist das eine bemerkenswerthe Thatsache; denn durch die Einführung der Turpin'schen Melinitgranate (seit 1886) waren die
damaligen Befestigungsbauten sehr werthlos geworden, eine Beschiessung von wenigen
Stunden würde sie in Trümmerhaufen verwandelt haben. Die Artillerie schien also,
wenn man so sagen darf, die „Fortification“ nutzlos gemacht zu haben. Dies
ist jetzt wieder geändert; letztere hat durch die neuesten Bauten ihre
Daseinsberechtigung dargelegt.
Textabbildung Bd. 285, S. 77Fig. 15.Verschwindungskuppel mit Scheinwerfer. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass gerade in Deutschland die
Geschützpanzerstände durch die Thätigkeit eines verstorbenen Oberstlieutenants a. D.
Schumann und durch das Grusonwerk auf ihren hoben Grad der Vollkommenheit gebracht worden sind.
Genanntes Werk hat bekanntlich vor zwei Jahren eine Reihe von Versuchen mit
Panzerständen ausgeführt (letztere wurden, wenn die Kuppel gewissermaassen als
Laffete für das Rohr
diente, „Panzerlaffeten“ genannt). Bemerkenswerth ist vielleicht die
Anordnung des Werkes, die Kuppel ein kurzes Stück (hydraulisch oder mechanisch) zu
heben; dadurch wurde es möglich, die Fuge zwischen Kuppel und Vorpanzer fest zu
schliessen; nur vor dem „Eichten“ wurde erstere einige Centimeter gehoben, um
die nöthige Drehung zu erlauben. (Es ist noch nicht bekannt geworden, ob diese
Einrichtung bei den belgischen Panzerständen für 21 cm-Haubitzen in Anwendung
gekommen sei.)
Um gleichzeitig eine Vorstellung von den bei der Maasbefestigung angewandten
versenkbaren Kuppeln für Nordenfeldt-Schnellfeuerkanonen kleinen Kalibers zu geben,
sei hier die Beschreibung einer Verschwindungskuppel für Scheinwerfer gegeben
(dieselbe kann wahrscheinlich im Bedarfsfalle zur Aufnahme eines Geschützrohres
dienen).
An einem hoch gelegenen Punkte jeden Forts ist eine brunnenförmige Einlassung
angebracht für einen kleinen (in Fig. 16 s.
Fortsetzung dargestellten) Hohlcylinder mit Kuppel, Fussboden und Apparat zum
Beleuchten des Vorgeländes. Der ganze Hohlcylinder wird hydraulisch gehoben oder so
weit gesenkt, dass seine Kuppel zwischen dem Vorpanzer vollständig versenkt liegt;
seine Drehung geschieht durch ein Handgetriebe. Der Beleuchtungsapparat steht in
Verbindung mit einer besonders für solche Forts erbauten Maschine, welche auch die
Beleuchtung des Inneren des Werkes auszuführen hat. Bei 60 cm Linsenweite kann das
Gelände noch bis auf 4000 m genügend beleuchtet werden (bei 75 Ampère; nach neueren
Versuchen kann vielleicht bei 85 noch über 6000 m weit geleuchtet werden).
Es muss hier eingeschaltet werden, dass Sorge getragen ist, Beleuchtungsapparate auch
ausserhalb der Forts aufstellen und mit den dortigen Maschinen bedienen zu können.
Die Benutzung der beschriebenen Verschwindungskuppel (coupole-phare cuirassée à
éclipse) wird doch nur in wenigen Fällen angängig sein. Die 60 cm Durchmesser
haltende Linse ist leicht verletzlich durch feindliche Schüsse und durch
herumfliegende Mörtelstückchen (durch letztere wird sie „blind“). Dann aber
würde ihre Benutzung den Truppen des Angreifers genau die Stelle des Forts angeben
und letzterem dadurch von sehr grossem Nutzen werden.
(Da noch wenige Erfahrungen über elektrische Beleuchtung im Kriege vorliegen, so darf
eine hierauf bezügliche Erfahrung aus den Jahren 1870/71 wohl eingeschoben werden.
Die Angriffsbatterie 10 auf der Südfront von Paris sollte so gebaut werden, dass die
Front-Brustwehr gegen Fort Vanves gerichtet lag; mehrere Schulterwehren sollten
senkrecht zur Front eingebaut werden. Beim Anfange des Baues wurde der rechte Flügel
der letzteren aus Befürchtung vor Flankenfeuer so weit zurückgelegt, dass sie mit
der ursprünglich beabsichtigten Lage einen Winkel von ungefähr 20° bildete. Die
Schulter wehren wurden aber unglücklicher Weise senkrecht zu dieser neuen,
wirklichen Baufluchtlinie gelegt. Als der Bau schon fertig war, wurde eines Abends
eine Latte nach dem in Fort Vanves auftretenden elektrischen Licht eingerichtet und
festgelegt. Am anderen Morgen wurde die Lage der Schulterwehren danach untersucht;
dieselbe war so, dass ein Schiessen nach dem befohlenen Ziele unmöglich gewesen
wäre; es fand deshalb schleunigst ein Umbau statt. Ohne das elektrische Licht von
Fort Vanves hätte die Batterie ihr Feuer dorthin zur festgesetzten Zeit nicht
eröffnen können. Da es jetzt Grundsatz geworden ist, Batterien so gedeckt wie
möglich gegen Sicht des Gegners anzulegen, und da die Zeit, um deren Schuss- und
Fluchtlinien festzulegen, in der Regel sehr spärlich bemessen sein wird, so kann es
häufig vorkommen, dass die Schusslinien dann, wenn das Feuer eröffnet werden soll,
gar nicht oder unrichtig abgesteckt sind. Leuchtet nun während der Baunacht das
demnächst zu beschiessende Ziel mit einem starken Licht gegen das Vorgelände, so ist
der Batteriebauende meist im Stande, aus dem Lichtkegel seine Schusslinien dorthin
leicht und gefahrlos festzustellen; und das kann ein Mittel sein, um möglicher Weise
viele Zeit, viele Munition zu sparen, es kann unter Umständen die Hauptsache des
Gelingens des ganzen Angriffs werden. – Um dem Angreifer durch Beleuchtungsapparate
keine zu grossen Vortheile zu verschaffen, bleibt dem Vertheidiger nur übrig, seine
Scheinwerfer so viel wie möglich vor-, rück- oder seitwärts der Forts an immer
wechselnden hohen Punkten, auf Bäumen und leichten Gerüsten aufzustellen; eine
Panzerung wird aber dann wohl nur gegen Shrapnelkugeln und Gewehrgeschosse möglich
sein; als Vorbereitung würde aber im Frieden schon die Herstellung eines gesicherten
Leitungsnetzes für starke Ströme nothwendig sein.)
Die vorliegenden Andeutungen geben vielleicht ein Bild davon, wie wichtig die
Befestigungskunst und die Waffentechnik für die Thätigkeit der Privatindustrie
werden kann. Der Umbau der Sperrforts in Frankreich, die Passbefestigung in der
Schweiz, die rumänischen Befestigungen haben wahrscheinlich noch andere grosse
Beschäftigung geliefert, ebenso vielleicht die Herstellung der kleinen
transportabeln „Panzerlaffeten“ mit ihren Schnellfeuerkanonen kleinen
Kalibers, welche vor zwei Jahren vom Grusonwerk zuerst
gezeigt worden sind.
Es liefert die Gesammtbetrachtung über die Panzerkuppeln und die Schnellfeuerkanonen
aber auch den Beweis von der Bedeutung der Privatindustrie für die Militär- und
Marineverwaltung; nach den vorliegenden Thatsachen darf man wohl sagen: die
Privatindustrie eröffnete der Befestigungskunst und der Artillerie ganz neue, bisher
unbekannte Wirkungskreise.
(Schluss folgt.)