Titel: | Neuere Drehbänke. |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 158 |
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Neuere Drehbänke.
Mit Abbildungen.
Neuere Drehbänke.
Lister's Leitspindeldrehbank.
Bei dieser kleinen Drehbank von 1524 mm Wangenlänge und 127 mm Spitzenhöhe ist die
Höhenverstellung des Supportdrehstückes bemerkenswerth, welches winkelartig an
der vorderen Schlittenplatte durch eine Stellspindel einstellbar ist. Die Ableitung
der Schaltbewegung ist durch ein an dem Gegenspitzenbügel angeordnetes
Wendetriebwerk bewerkstelligt. (Industries, 1891 Bd. 10
* S. 553.).
Textabbildung Bd. 285, S. 158
Fig. 1.Lister's Leitspindeldrehbank.
Britannia's Leitspindeldrehbank.
Als Gegenstück zur vorigen möge diese grosse, von der Britannia Company in Colchester gebaute Bank nach Iron, 1891 Bd. 38 * S. 201, Erwähnung finden.
Bei einer Bettlänge von 12192 mm beträgt die freie Spitzenlänge 10668 mm, die
Spitzenhöhe 254 mm, die Bettbreite 406 mm und die Betthöhe 279 mm.
Durchmesser der Leitspindel 57 mm, Steigung ½ Zoll engl. (12,7 mm), Durchmesser der
hinteren Steuerwelle 35 mm.
Die Durchmesser der vierläufigen Stufenscheibe steigen von 140 bis 330 mm bei 83 mm
Stufenbreite an.
Die Triebwerkräder haben bei 76 mm Breite 25,4 mm Zahntheilung und 355,6 bezieh. 114
mm Theilkreisdurchmesser, während die Versatzräder bei 38 mm Breite 11,1 mm
Zahntheilung haben.
Um die Bettlänge nutzbar zu machen, ist noch ein zweites selbständiges Drehwerk
aushilfsweise angebracht. Gesammtgewicht 5 t.
Niles' Drehbank.
Die Niles Tool Works in Hamilton, Ohio, haben nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 52 * S. 1, eine
schwere Drehbank mit 760 mm Spitzenhöhe zum Abdrehen schwerer Wellen und sonstiger
Schmiedestücke gebaut, deren Spindelstock grosse Aehnlichkeit mit einer von G. Richards herrührenden Drehbank hat. Eigenthümlich
ist der schwere Reitstock ausgebildet, welcher zum Zwecke des Konischdrehens auf
einem schweren Untersatze verlegbar ist, wobei der Reitstockkolben von einem
vorliegenden Griffrade bethätigt wird.
Textabbildung Bd. 285, S. 158
Fig. 2.Niles' Drehbank.
Zur Verlegung des Untersatzes auf der Wange dienen vier Laufrollen, die in
excentrischen Lagerbüchsen laufen. Wird der Reitstock festgelegt, so sind diese
Laufrollen hochzudrehen, so dass der Untersatz unmittelbar auf das Bett sich
stützt.
W. Asquith's Drehbank.
Diese nach Engineering, 1891 Bd. 51, nachgebildete
Kopfbank mit 3657 mm langer Wange und 305 mm Spitzenhöhe besitzt an der
Bettvorderseite eine Anschlagflache für ein stellbares Querbett zur Auflage des
Supportes beim Umfangdrehen grösserer Scheiben, bis zu 1219 mm Durchmesser. Der
Spindelstock ist auch deshalb mit einem dreifachen Rädervorgelege ausgerüstet.
Textabbildung Bd. 285, S. 159
Fig. 3.Asquith's Drehbank.
Meriden's Drehbank für Formarbeit.
Eine eigenartige Maschine für Massenherstellung von Rothgusstheilen ist die nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 48 * S. 5, in Fig. 4 und 5 dargestellte, von der
Meriden Machine Tool Company in Meriden, Conn.,
gebaute Drehbank.
Textabbildung Bd. 285, S. 159Meriden's Drehbank für Formarbeit. Der Spannkopf, in welchen das Werkstück eingeschlossen wird, kann vermöge
einer Muffe, die sich am Hinterlager befindet, in Thätigkeit gesetzt werden, wozu
ein an eine Daumenscheibe anliegendes Hebelwerk dient.
Sobald der Handhebel der Daumenscheibenwelle vorgedreht wird, öffnet sich das
Spannschloss und der Arbeiter vermag mit seiner rechten Hand die Werkstücke aus- und
einzuspannen. Wird dagegen dieser Handhebel nach einwärts geschwungen, so tritt der
Verschluss des Spannkopfes ein und es rückt vermöge eines Zahnstangentriebwerkes
auch der Werkzeugschlitten gegen das kreisende Werkstück vor, vollendet dessen
Bearbeitung und tritt bei weiterem Vorschübe ausser Eingriff.
Zu diesem Zwecke schwingt der eigentliche Stahlhalter (Fig. 5) um einen
einseitigen Bolzen und wird vermöge einer Kammscheibe dadurch gehoben, dass dessen
Welle durch eine an Seitenanschlägen aufsteigende Hebelknagge gedreht wird.
Bei weiter fortgesetztem Fortschube fällt diese zurück und mit ihr der schwingende
Stahlhalter.
Dass im Reitstockkolben ein stehendes Fräsewerkzeug zur Vollendungsarbeit angebracht
wird, bedarf keiner weiteren Erwähnung.
Spencer's Radreifendrehbank.
Beifolgend nach Engineering, 1891 Bd. 72 * S. 240,
abgebildete Drehbank ist zum Ausdrehen der Radreifen bis 1143 mm Durchmesser
bestimmt.
Die 1295 mm grosse Planscheibe ist mittels Schneckentriebwerkes unmittelbar von einer
Dreistufenscheibe angetrieben. Mittels eines von der Spindel bethätigten
Kurbelwerkes werden zwei mit einer Kuppelstange verbundene Seiten wellen in
Schwingung versetzt, wodurch je nach Bedarf entweder der Supportschlitten oder der
Supportobertheil der beiden auf der Querwange befindlichen Stahlhaltersupporte durch
Ketten- und Sperradwerke geschaltet werden.
Textabbildung Bd. 285, S. 159
Fig. 6.Spencer's Radreifendrehbank.
Doppelte Radreifendrehbank von Shepherd, Hill und Company.
Radreifen bis 1676 mm Durchmesser können auf dieser Doppeldrehbank ausgedreht
werden.
Auf jedem Spindelkopfe von 241 mm Stärke sitzt eine Planscheibe von 1676 mm
Durchmesser, die vermöge der aus dem Bilde (Fig. 7)
ersichtlichen Rädertriebwerke von einer fünfläufigen Stufenscheibe für 140 mm
Riemenbreite bethätigt wird.
Die Bettplatte und der doppelte Spindelstockkörper sind aus einem Stücke
gegossen. Auf jeder der 2134 mm langen Querwange sind drei selbständige
Stahlhaltersupporte angeordnet, von denen die beiden äusseren zum Drehen der
Radreifen bezieh. zum Abdrehen der Kränze der Radsterne, während der mittlere
Support zum Bearbeiten der Radnabe dient. (Industries,
1890 Bd. 8 * S. 605.)
Textabbildung Bd. 285, S. 160
Fig. 7.Doppelte Radreifendrehbank von Shepherd, Hill und Co.
R. B. Codling's selbsthätige Drehbank.
Zur Massenherstellung kleiner einfacher Cylinder und dergleichen Theile wird nach dem
englischen Patent Nr. 2937 vom 27. Februar 1888 die in Fig. 8 und 9 gezeichnete Maschine
verwendet.
Auf der Wange a des Tisches A erhalten zwei Schlitten B und C
gegensätzliche Einstellbewegung mittels zweier Hebel D,
denen vermöge zweier kreisender Curvenscheiben E eine
schwingende Bewegung zu theil wird. In jedem der beiden Schlitten B und C sind rasch
kreisende. Spindeln gelagert, und zwar in C eine solche
mit einfacher Kegelspitze und in B eine solche mit
viereckigem Hohlkopfe als Mitnehmer. Schwingen diese beiden Schlitten gegen
einander, so werden ihre Spindeln das vorgelegte Werkstück fassen und es zu einer
raschen Kreisung veranlassen.
Textabbildung Bd. 285, S. 160Codling's selbsthätige Drehbank. Wenn nun in diesem Falle ein Schneidstahl g
gegen das kreisende Werkstück gedrückt wird, so kann dasselbe hierdurch eine
passende Bearbeitung erfahren.
Um dies zu ermöglichen, wird in einer zu a winkelrecht
liegenden Führung G ein Schlitten H durch Einwirkung eines Daumens J und eines Hängegewichtes h verschoben.
In einem Ausschnitte des Schiebers H, in welchen der
Drehstahl g eingelegt ist, findet das Werkstück
passenden Platz.
Da nun am Tische A ein Behälter B aufgesetzt ist, welcher den Schieber H übergreift, so wird in der äussersten Rechtslage des
Schiebers H das kurz vorher abgedrehte und aus den
Spindeln B, C freigelassene Werkstück vermöge einer
Federzunge f ausgeworfen, an dessen Stelle aber sofort
ein aus dem Vorrathsbehälter herabgleitendes rohes Werkstück aufgenommen, so dass
bei der darauf eintretenden Linksschwingung des Schiebers H dasselbe in die Achsrichtung der Spindeln B
und C eingestellt wird, worauf Einspannen, Abdrehen und
Auswerfen in der angegebenen Weise auf einander folgen.
Diese Bewegungen werden durch eine langsam umlaufende Riemenscheibe K, welche auf der Welle F
sitzt, durch das Zusammenwirken der Curvenscheiben EE
mit der Daumenscheibe J bewerkstelligt.
F. M. Roger's Hobelwerk an Drehbänken.
Um die Drehbankspindel auch für kleinere Hobel- oder Stossarbeiten nutzbar zu machen,
wird nach The Engineer, 1891 Bd. 71 * S. 319, auf die
Drehbankswange ein Führungsstück aufgeschraubt, an welchem in lothrechter Richtung
ein Schieber auf- und abwärts gleitet. (Fig. 10.)
Textabbildung Bd. 285, S. 160Fig. 10.Roger's Hobelwerk an Drehbänken. Dadurch, dass eine an die Planscheibe der Drehbankspindel aufgeschraubte
Zapfenplatte mit ihrem excentrischen Rollenzapfen in die hintere Quernuth des
Schiebers einsetzt, wird das in diese eingesetzte Werkzeug je nach Bedarf mit 50 bis
200 minutlichen Hüben das im Supportobertheile eingespannte Werkstück
bearbeiten.