Titel: | Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation. |
Autor: | Stammer |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 208 |
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Neue Verfahren und Apparate in der
Zuckerfabrikation.
(Fortsetzung des Berichtes S. 186 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation.
Ein Verfahren zur Reinigung von Füllmassen, Rohzucker und Nachproducten durch von
unten nach oben durchgeleitete Syrupe (Klärsel) von steigendem specifischen Gewichte
wurde Robert Lehmann und A. von
Klauss in Lundenburg patentirtMan vergleiche damit die obige Nichtigkeitserklärung des Steffen'schen Patentes, von welchem sich dieses
kaum durch etwa anderes als den Eintritt der Syrupe von unten unterscheiden dürfte! (D. R.
P. Kl. 89 Nr. 61147 vom 3. December 1889).
Die Erfindung betrifft ein Verfahren, um Zuckermassen zu reinigen
oder systematisch auszudecken, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass man durch
die zu reinigende Masse nach einander Syrupe oder Klärsel von steigendem
specifischen Gewichte, und zwar von unten nach oben hindurchleitet, so dass ein
Syrup den anderen vollständig verdrängt und auf diese Weise eine vollkommene
Reinigung der Füllmassen des Rohrzuckers und der Nachproducte erzielt wird.
Bisher wird das Ausdecken der Zuckermassen durch Zuleiten
(Aufgiessen) von Syrupen (Klärsel) auf die Oberfläche der zu reinigenden Masse
bewirkt, was mit dem Uebelstand verbunden ist, dass hierbei stets
Zuckerflüssigkeiten von verschiedenem Werth sich mit einander vermischen.
Der aufgegossene Syrup dringt nämlich nicht gleichmässig durch die
Masse hindurch, sondern wählt sich diejenigen Stellen, welche einen geringeren
Widerstand darbieten, so dass das Vorrücken der Deckflüssigkeiten an einzelnen
Stellen rascher, an anderen langsamer erfolgt, das Ausdecken (Reinigen) der Masse in
einer wagerechten Ebene daher nie gleichmässig vor sich gehen kann.
Bei diesem bisher allgemein üblichen Vorgange, welchen man ganz
richtig ein „Waschen“ der Zuckermassen nennen kann, ist die zuerst
abfliessende Waschflüssigkeit am stärksten mit dem Syrup der Zuckermasse gemengt;
der Gehalt an Syrup wird beim weiteren Verlaufe des Vorganges immer geringer, bis
schliesslich die Deckflüssigkeit unverändert durchfliesst.
Der Erfindung gemäss werden alle mit dem genannten
Reinigungsverfahren verbundenen Nachtheile dadurch beseitigt, dass man durch ein mit
der zu reinigenden Zuckermasse gefülltes Gefäss unter Druck Syrupe (Klärsel) von
steigendem specifischen Gewichte nach einander hindurchleitet, welche – mit Ausnahme
eines ganz geringen Theiles an den Berührungsflächen – in derselben Reihenfolge
unverändert aus der Masse wieder austreten, so dass also thatsächlich ein Syrup den
anderen verdrängt, ohne sich mit demselben, wie dies bisher der Fall war, zu
mischen.
Zur Durchführung des Verfahrens ist es erforderlich, dass die
Zuckerkrystalle verhindert werden, dem Druck der aufsteigenden Syrupe nachzugeben,
was am besten dadurch bewirkt wird, dass man die zu reinigende Masse zwischen Sieben
festhält.
Ferner müssen die zu deckenden Zuckermassen vor dem Einleiten der
ersten Deckflüssigkeit einen Syrup von geringerer Dichte enthalten, als diejenige
der ersten Deckflüssigkeit ist, was man durch das vorgenannte herkömmliche Waschen
mit Syrup von einer Concentration von 37,5° B. (spec. Gewicht 1,343) bewirkt.
Schliesslich muss das Hindurchleiten der Syrupe von unten nach
oben gleichmässig und nicht zu rasch erfolgen.
Handelt es sich um die Reinigung von Rohzucker oder Nachproducten,
und kann die gereinigte Waare ausgeschleudert werden, so wäre es unrichtig, reinere
Klärsel zu verwenden. Man bringt dann den den Krystallen anhaftenden Syrup bezieh.
den dichtesten Theil des Gemenges, welches sich beim „Waschen“
ergibt, direct zur Melasseentzuckerungsstation, nicht aber einen besseren Syrup
(wie dies bisher auch beim Affiniren der Fall war), welcher verschlechtert wird. So
wendet man z.B. als ersten Syrup solchen von einem Reinheitsquotienten von 90 bis 92
an. Bei besonders schlechten Nachproducten wird vorher noch ein Syrup vom Quotienten
70 bis 75 hindurchgeleitet.
Sollen auf Deckzucker zu verarbeitende Füllmassen ausgedeckt
werden, so werden statt der bei der Reinigung des Rohzuckers und der Nachproducte
verwendeten genannten Syrupe der Reihe nach der gleichwertige, aber specifisch
leichtere Syrup, ferner hellgelbes Klärsel und schliesslich reinste Deckkläre
hindurch geleitet.
Das beschriebene Verfahren macht nur geringe und unwesentliche
Aenderungen bekannter Reinigungsapparate nothwendig.
Bei Ausführung desselben bringt man die zu deckende Masse
(Füllmasse, Rohzucker oder Nebenproducte) in ein cylindrisches, oben und unten durch
je ein Sieb und einen kegelförmigen Boden und Deckel abgeschlossenes Gefäss.
Der abwaschende Syrup von etwa 37,3° B. wird durch den Deckel oder
eine Oeffnung knapp oberhalb des oberen Siebes eingeleitet und durch ein am Boden
angesetztes Rohr und ein mit demselben verbundenes Rohr ausserhalb des Gefässes bis
zur Höhe des oberen Siebes geleitet, um dort auszutreten.
Zeigt der austretende Syrup beständig 37,5° B., so wird die
bewegliche Zuleitung abgeschraubt und mit dem Einleiten des ersten Syrups von unten
begonnen. Zu diesem Zwecke münden die absperrbar eingerichteten Zuleitungen der
Decksyrupe in das Rohr des kegelförmigen Bodens. Die verdrängten Syrupe treten der
Reihe nach durch die Eintrittsöffnung des abwaschenden Syrups aus. Stehen
Centrifugen zur Verfügung, so genügt zur Reinigung des Rohzuckers und der
Nachproducte das Durchleiten zweier Syrupe, welche der Farbe nach leicht und sicher
getrennt werden.
Beim Ausdecken der Füllmasse auf Würfel nach dem Langen'schen
Verfahren unterbleibt das Abschleudern des Grünsyrups; die Kasten gelangen sofort
nach der Abkühlung auf die entsprechend umgeänderten Decktische, der Syrup der Masse
wird durch gleichwerthigen, aber leichteren Syrup abgewaschen und hierauf von unten
nach oben mit hellgelben reinsten Klärseln von steigendem specifischen Gewichte
gedeckt. Selbstverständlich müssen die Kasten, welche vortheilhaft zu je vier über
einander gestellt werden, entsprechend abgedichtet sein.
Patentanspruch:
Ein Verfahren zum Ausdecken von Füllmassen, Rohzucker und
Nachproducten, dadurch gekennzeichnet, dass Syrupe oder Klärsel von steigendem
specifischen Gewichte nach einander unter Druck von unten nach oben durch die zu
reinigende Masse geleitet werden, so dass ein Syrup (Klärsel) den andern vollständig
verdrängt.
Ein Pülpefänger wurde Forstreuter in Oschersleben unter
Nr. 60397 vom 7. Juli 1891 ab patentirt.
Der Apparat besteht aus einem Behälter mit einem
Siebzwischenboden, welcher um eine dem Rande naheliegende Achse gehoben und gesenkt
werden kann, und aus einem Rüttelwerk, welches den Siebboden in stossweise Bewegung
versetzt, so dass derselbe von der sich an seiner unteren Seite ansetzenden
Fasermasse immer wieder gereinigt wird. Der Saft wird von unten nach oben durch den
Behälter geführt.
Textabbildung Bd. 285, S. 209
Pülpefänger von Forstreuter.
Fig. 1 der Zeichnungen
zeigt einen Senkrechtschnitt des Pülpefängers, Fig. 2 einen
Wagerechtschnitt oberhalb des Siebbodens a. Letzterer
ist nahe dem Rande um die Achse b drehbar. An der
gegenüberliegenden Seite ruht derselbe auf einem starken Gummiblock c, welcher in einem an der Gefässwand angebrachten
Halter d befestigt ist. Auf der oberen Seite trägt das
Sieb über dem Gummiblock eine Verstärkung e, auf welche
die Daumen einer durch die Gefässwand g
hindurchreichenden Daumenwelle f wirken. Letztere hat
im dargestellten Falle drei Daumen, welche scharf abgesetzt sind, so dass jedesmal,
wenn ein Daumen die Verstärkung e freigibt, das Sieb
durch den unmittelbar vorher beim Niederdrücken der Verstärkung e stark zusammengepressten Gummi plötzlich um den
Absatz des Daumens hochgeschnellt wird. Es leuchtet ein, dass der Gummi auch durch
eine Feder ersetzt werden kann.
Der Rohsaft tritt durch den Stutzen h
in das Gefäss ein und erfährt durch die über dem Stutzen befindliche Haube h1 eine
Bewegungsänderung, zum Zweck der gleichmassigen Vertheilung des Saftes auf den
vollen Querschnitt des Gefässes. Der Saft steigt dann von unten gegen das Sieb auf
und findet hierbei bereits eine Vorfiltrirung statt, indem die beim Rütteln des
Siebes von der unteren Fläche desselben abfallende Pülpe einen Theil der im
aufsteigenden Saft enthaltenen Fasermassen mit zu Boden reisst.
Textabbildung Bd. 285, S. 209
Fig. 3.Herold's Batterie-Verdampfapparat.
Die feineren Theile der Pülpe legen sich unten gegen das Sieb.
Dieselben würden sehr bald eine Verstopfung des Siebes herbeiführen, jedoch wird
einer solchen durch das in oben beschriebener Weise herbeigeführte Rütteln des
Siebes vorgebeugt, indem die an der unteren Fläche des Siebes angesetzte Pülpe durch
die jedesmalige schlagartige Erschütterung immer wieder abgeschüttelt wird.
Patentanspruch.
Ein Pülpefänger, bestehend aus einem von unten nach oben vom Saft
durchflossenen Gefäss mit Siebzwischenboden (a), welcher durch ein Rüttelwerk periodisch in
Erschütterung versetzt wird, um das Sieb immer wieder von der an seiner unteren
Fläche angesetzten Pülpe zu reinigen und durch diese abgeschüttelte, zu Boden
sinkende Pülpe gleichzeitig eine Vorfiltrirung des aufsteigenden Saftes
herbeizuführenEin anderer Pülpefänger ist beschrieben in D. p.
J. 1892 285 * 116..
Batterie-Verdampfapparat ohne Heizrohre von Johann
Herold in Prag (D. R. P. Kl. 89 Nr. 60780 vom 19. August 1890).
Da die gewöhnlichen Verdampfapparate für stark gespannte Dämpfe
nicht zweckmässig erscheinen, hat der Erfinder einen Schnellverdampfapparat mit
Kammern ohne Heizrohre (Batterienapparat) construirt, der in Fig. 4 im
Senkrechtschnitt, in Fig.
5 im Grundriss dargestellt ist. Fig. 6 zeigt den
Längsschnitt einer Kammer und Fig. 7 die Zusammenstellung der einzelnen Apparate unter einander.
Der Apparat besteht aus einer Batterie von Kammern, welche auf
einander mittels gedichteter Auflageflächen liegen und so zusammen befestigt sind,
dass sie leicht aus einander genommen werden können. Jede Kammer hat vier Stutzen
und besteht aus zwei über einander angebrachten, getrennten Abtheilungen, wovon die
untere für den Dampf und die obere für den Saft dient. Jede dieser Abtheilungen ist
mit senkrechten
Wänden ww1
w2 bezieh. vv1
v2 versehen, so dass
der Saft, wie auch der Heizdampf einen schlangenartigen, in den Zeichnungen mit
Pfeilen angedeuteten Weg von wenigstens 20 m Länge beschreiben muss.
Die Kammern liegen auf Stutzen A B C
D der Fundamentplatte, auf welcher sich noch ein besonderer Stutzen F für das Dampfrohr E
befindet. Dieses ist mittels der Stutzen ss1
s2 u.s.w. mit allen
Kammern verbunden. Der Heizdampf tritt durch diese und durch Kanäle kk1
k2 u.s.w. in jede
einzelne Kammer bei uu1
u2 besonders ein,
bewegt sich in den zwischen den Wänden ww1
w2 schlangenartig
gebildeten Räumen nach der Pfeilrichtung bis zu den Austrittskanälen a, wobei er den zu seiner Condensirung nöthigen,
wenigstens 20 m langen Weg beschreibt. Hier tritt er condensirt in das durch die
Stutzen tt1
t2 gebildete Rohr,
durch welches er bei S entfernt wird.
Textabbildung Bd. 285, S. 210
Herold's Batterie-Verdampfapparat.
Ueber dieser Abtheilung für Dampf befindet sich, wie schon
erwähnt, in jeder Kammer eine Abtheilung für den Saft. In diese tritt ebenfalls in
jeder Kammer separat der Saft bei xx1
x2 ein, nachdem er
durch Stutzen X in das durch die Stutzen mm1
m2 gebildete Rohr
eingeführt wird. Dieser Saft bewegt sich entgegengesetzt zum Dampfwege
schlangenartig vom Eingange in die Kammern um die Wände vv1
v2 so lange, bis er
nach einem Wege von wenigstens 20 m seinen Kanal y
erreicht, um da abgedampft durch das durch die Stutzen z gebildete Rohr, bei Y in einen anderen,
zweiten, dritten u.s.w. Verdampfkörper gebracht zu werden. Jede dieser Kammern
verdampft den ihr zugeführten Saft separat, so dass der in eine jede dieser Kammern
KK1
K2 eingeführte Saft nur
in dieser Kammer verdampft wird und in keine weitere Kammer desselben
Verdampfkörpers eintritt.
Textabbildung Bd. 285, S. 210
Herold's Batterie-Verdampfapparat.
Das Gleiche gilt von dem Heizdampf, der in jede Kammer separat
eingeführt wird und aus derselben condensirt abgeht. Der Dampf, der sich bei dieser
Operation aus dem Saft bildet, entweicht aus jeder Kammer auf ihrer Peripherie bei
pp1
p2.
Die oberen äusseren Wandungen der Kammern mit Ausnahme ihrer vier
runden Stutzen sind nämlich, wie in Fig. 3 im Schnitt
und in Fig. 5 punktirt
angegeben, durchweg nicht senkrecht, sondern schräg in der Weise construirt, dass
die obere Peripherie der Kammerwandungen grösser ist (also verbreitert) als
ihre untere. Da nun die Kammern nur mit ihren vier Stutzen auf einander sitzen und
ihre untere Wand (Basis) höher liegt als die wagerechte untere Fläche dieser vier
Stutzen, so entsteht auf der ganzen oberen Peripherie der Kammerwandung ein freier
Raum pp1
p2
, durch welchen nach den in Fig. 1 eingezeichneten
Pfeilrichtungen der Saftdampf entweicht. Da nun dieser Saftdampf in allen Kammern
gleich gespannt sein muss, entweicht derselbe aus allen Kammern in die Höhe und geht
durch B aus einem Apparat in den nächsten über.
Der durch die sämmtlichen Kammerstutzen z herausgelangte abgedampfte Saft entweicht durch den Stutzen Y der Fundamentplatte aus dem Apparat. Um nun diesen
Saft aus einem Verdampfkörper in den nächsten zu bringen, wird dieser Stutzen Y mit dem Safteinlasstutzen X der Fundamentplatte des nächsten Apparates durch ein gewöhnliches
wagerechtes Knierohr q (Fig. 7) verbunden.
Diese Verdampfung ist somit eine Gegenstrom Verdampfung, wobei
jede Kammer als ein selbständiger Verdampfapparat arbeitet und von keiner anderen
abhängig ist, so dass beispielsweise für eine geringe Menge Saft nur eine einzige
grosse Kammer den Verdampfapparat bildet.
Auf der Zeichnung ist die aus 13 Kammern bestehende Batterie mit
einem Mantel TU aus Eisenblech versehen, welcher auf
seinem höchsten Punkte einen Saftfänger R zur Ableitung
des in der Batterie erzeugten Saftdampfes besitzt.
Dieser Mantel ist jedoch nicht unbedingt nöthig, und kann man den
Saftdampf auch auf eine andere Art ableiten, wenn man nämlich die sämmtlichen
Kammern auf einander dampfdicht aufsetzt und in jede in der Mitte eine oder mehrere
Oeffnungen, die alle über einander stehen, anbringt. Die oberste Kammer muss dann
mit einem Ableitungsstutzen versehen werden. Beide dieser Constructionsarten haben
ihre Vortheile; diese sind:
1) der Apparat besitzt eine möglichst niedrige Saftschicht, welche
eine schnelle Verdampfung ermöglicht und bewirkt, dass der Saft in jeder Kammer
gerade so eingedickt wird, wie in jedem anderen Apparat, z, B. von 35,7° Brix auf
45° Brix;
2) jede Kammer kann möglichst rasch durch eine andere ersetzt
werden, was durch die Aufhängevorrichtung bei Z und das
Mannloch L erfolgt;
3) jede Kammer kann rasch gereinigt werden;
4) jeder Apparat, d.h. jeder Verdampfkörper eines so hergestellten
Verdampfsystems kann beliebig vergrössert werden, wenn man auf die oberste Kammer
noch eine oder mehrere Kammern aufsetzt.
Der in die Kammer bei X eingetretene
Saft (Fig. 3 und 4) tritt abgedampft bei
Y aus derselben heraus.
Der bei u (Fig. 4 und 5) eingetretene Heizdampf
geht condensirt bei a (Fig. 6) nach dem Stutzen
t ab.
Patentanspruch:
Ein Batterie-Verdampfapparat ohne Heizrohre, bestehend aus Kammern
KK1
K2
..., welche so auf einander stehen, dass eine Batterie
solcher Kammern einen Verdampfkörper bildet, und wobei jede Kammer aus zwei
übereinander gelegenen Abtheilungen besteht und der Saft in der oberen, der Dampf in
der unteren Abtheilung durch geeignete Zwischenwände vv
und ww genöthigt ist, einen langen Weg zu beschreiben,
und wobei ferner der Saft bei xx1
x2... eintritt und bei
yy1
y2 abgeht, während der
Dampf bei uu1
u2... eingeführt wird
und bei aa1
a2... den Apparat
verlässt, und wobei der Saft in jeder Kammer, gesondert vom Heizdampf, so abgedampft
wird, dass er aus dieser sofort in eine Kammer K eines
anderen Verdampfkörpers übergehen kann, in solcher Weise, dass der Vacuumapparat den
letzten Verdampfkörper bildet, zu dem Zwecke, hochgespannten Heizdampf verwenden und
Condensationswässer zur Anwärmung benutzen zu können.
Ein Rieselverdampfapparat wurde M. Schröder in Magdeburg
patentirt (D. R. P. Kl. 89 Nr. 61275 vom 30. Juli 1891Das Patent ist an Haacke und Schallehn in Magdeburg
übertragen.).
Der auf in Fig. 8 und 9
dargestellte Schnellverdampfapparat besteht aus einem stehenden gewöhnlichen
Verdampfapparat mit einem Heizsystem b, gebildet durch
senkrechte Heizröhren, in welche die zu verdampfende Flüssigkeit eingeführt wird,
während um die Röhren herum sich die Heizgase befinden.
Würde die Flüssigkeit, wie dies bei den bis jetzt bestehenden
Apparaten thatsächlich geschieht, unmittelbar in die Röhren in grossen Mengen
eintreten können, so könnte an eine bessere Verdampfung dieses Apparates gegenüber
denen älterer Bauart natürlich nicht gedacht werden. Um nun eine ganz
ausserordentlich schnelle Verdampfung zu erzielen, ist es nothwendig,
dass den Dampfblasen, die sich in den Röhren beim Abdampfen bilden, ein
möglichst bequemer Austritt geschaffen wird, was am besten dadurch zu erreichen ist,
dass die zu verdampfende Flüssigkeit in möglichst dünnen Schichten an den inneren
Rohrwandungen herabrieselt.
Zu diesem Zwecke sind, wie aus Fig. 9 zu ersehen ist,
kleine halbkreisförmige oder tellerförmige Einsätze tt
in jedem einzelnen Heizrohr angebracht, die so weit von den inneren Rohrwandungen
abstehen, als die Schicht der herunterlaufenden Flüssigkeit dick gewünscht wird.
Diese Teller sind zur Achse der Röhren etwas schiefwinklig angeordnet, damit die
Flüssigkeit sich nicht auf denselben längere Zeit aufhalten kann, sondern
schnellstens an die Rohrwandungen geführt wird.
Die Teller sind, um ein freies Abfallen der Flüssigkeit zu
vermeiden, selbstverständlich versetzt auf der Stange S
angeordnet, so dass jeder Flüssigkeitstropfen entweder den ersten oder den
darunterliegenden Teller berühren muss, um von dem einen oder dem anderen an die
Rohrwandung angepresst zu werden. Die entwickelten Brüden gehen auf der anderen der
nicht durch einen Teller verschlossenen Seite der Heizrohre nach oben. Um nun eine
möglichst gleichmässige Vertheilung der Flüssigkeit im Apparat zu erreichen und um
nicht Gefahr zu laufen, dass sich diese nur die ihr zunächst liegenden Heizrohre zum
Hinablaufen aussucht, ist es nöthig, dass über dem Rohrboden eine Vorkehrung
getroffen wird, die ermöglicht, dass die Flüssigkeit in ganz dünnen Strahlen allen
Röhren gleichmassig zuläuft. Dieser Zweck kann dadurch erreicht werden, dass ein
starkes Sieb aus gelochtem Blech fest in den oberen Saftraum eingebaut wird; auf
diesem Sieb befindet sich ein zweites, ebenfalls aus gelochtem Blech von derselben
Lochung als das darunterliegende.
Textabbildung Bd. 285, S. 211
Schröder's Rieselverdampfer.
Das obere Sieb kann mittels einer kurzen bogenartigen Zahnstange,
die auf demselben befestigt ist, wagerecht verschoben werden, so dass auf diese
Weise die Löcher des unten liegenden Siebes ganz nach Bedarf geöffnet oder
geschlossen werden können. Die Zahnstange wird durch ein kleines Getriebe mit
Stellvorrichtung von aussen bewegt.
Patentansprüche.
1) Ein Verdampfapparat, bei welchem die zu einer schnellen
Verdampfung erforderliche Zuführung der Flüssigkeit in möglichst dünnen
Rieselschichten an die Heizflächen dadurch erzielt wird, dass in den stehenden
Heizröhren Tellerausschnitte (t) in Abständen versetzt
unter einander vorgesehen sind.
2) Bei einem Verdampfer der unter 1) gekennzeichneten Art: über
dem oberen Rohrboden der Heizröhren angeordnete, wagerecht gegen einander nach
Bedarf von aussen verschiebbare Siebböden zum Zwecke der Vertheilung der zu
verdampfenden Flüssigkeit in die einzelnen Röhren.
Die Wochenschrift des österreichisch-ungarischen
Centralvereins für Rübenzuckerindustrie, 1892 Nr. 6, entnimmt Folgendes dem
Scientific American über das in Nord-Amerika
versuchte Verfahren der Reinigung von Rohzucker aus
Zuckerrohr mittels Auswaschens durch Alkohol.
Die Vortheile des Auswaschens von Zucker mit Alkohol nach älteren
Verfahren haben von der bedeutenden Zollvergütung hergerührt, da diese Methode in
Folge des grossen Alkoholverbrauches sehr kostspielig war. In dem von Rammon F. Cordero in Venezuela patentirten Apparat wird
der Alkohol wieder zurückgenommen und neuerdings zum Waschen der nachfolgenden
Zuckerbeschickung verwendet. Die Operationen des Waschens des Zuckers, das
Destilliren und Condensiren des Alkohols werden hinter einander vorgenommen. Das
Waschen einer Zuckerfüllung geschieht gleichzeitig mit der Trennung des Alkohols von
der Melasse der vorhergehenden Ladung. Der Zucker, der gewaschen werden soll, kommt
in ein (konisches) trichterförmiges Gefäss, wird niedergedrückt und mit einem
Presstuch bedeckt, über welchem ein Drahtsieb angebracht ist, um den Alkohol
gleichmässig zu vertheilen. Durch einen aufgeschraubten Deckel ist der Trichter
verschlossen. Der Alkohol (gewöhnlich 38 Proc.) fliesst derartig durch ein
Ausflussventil des zweiten von zwei über einander angeordneten Behältern, dass die
Verbindung hergestellt ist und der Alkohol den Zucker durchsickert. Im unteren Theil
des Konus ist eine Glasplatte angebracht, durch die man das Fortschreiten des
Processes beobachten kann. Bei Beginn des Processes wird auch ein Abflusshahn des
Trichters successive geöffnet. Der Trichter selbst steht mit einem langen, liegenden
Reservoir in Verbindung. Das Oeffnen des Hahnes wird derartig vorgenommen, dass der
die Melasse abführende Alkohol keinen Zucker mitreisst. Sobald man an der Glasplatte
des Abflussrohres sieht, dass der abfliessende Alkohol keine Melasse mehr enthält,
werden die beiden Hähne geschlossen und ein in der Deckplatte befindlicher Hahn zum
Einlassen von Luft geöffnet; ebenso ein Hahn, der zu einer Pumpe führt, wodurch
entweder heisse oder kalte Luft durch den gewaschenen Zucker gesaugt wird, bis durch
eine kleine Oeffnung mit einem Hahn (Probirhahn), die an der Druckseite der Pumpe
angebracht ist, kein Alkoholgeruch mehr wahrnehmbar ist. Diese mit Alkohol
geschwängerte Luft streicht nun durch zwei Waschgefässe (das erste kleiner als das
zweite), wo der Alkohol absorbirt wird. Die gereinigte Luft entweicht sodann. Aus
dem zweiten Gefässe wird das Gemisch von Alkohol und Wasser in das
Alkoholmelassereservoir geleitet. Hierauf wird der Zucker aus dem Konus genommen und
eine neue Charge eingefüllt. Wenn man nun glaubt, dass die Melasse mit dem Alkohol
und Wasser in dem langen Reservoir gut gemischt ist, wird das Gemisch in einen
Siedekessel geleitet, wo es auf eine höhere Temperatur gebracht wird. Der Kessel ist
mit einem Helm überdeckt, der mit einem Lutterkasten in Verbindung steht, von
welchem ein Rohr zum ersten der beiden Kühler führt. Die Destillirblase hat ein
Ventil zum Ablassen der Melassen und aller Unreinlichkeiten und ein zweites zum
Entweichen der Luft, die darin enthalten ist. Ebenso befindet sich an der
Destillirblase ein Wasserstandglas mit Eintheilung, um die Grösse der Beschickung in
den Zeitperioden feststellen zu können. Die Kühler sind von allen Seiten von kaltem
Wasser umspült. Die Windungen des ersten Kühlers sind an ihrer tiefsten Stelle mit
dem Lutterkasten durch ein Ventil in Verbindung, um den niedergrädigen Alkohol
hinunter zu schicken. Ausserdem sind auch die Windungen des ersten Kühlers mit dem
oberen Ende des zweiten Kühlers derart verbunden, dass hochgradiger Alkoholdampf
übergeht. Von dem zweiten Kühler geht der Alkohol in das Reservoir, von welchem er
durch eine Röhre herausfliesst, um den Process von vorne zu beginnen. Ein mit einem
Hahn versehenes Rohr führt von diesem Behälter zu einem anderen, der mit dem
Zuckerwaschtrichter in Verbindung steht, während ein gebogenes Rohr mit einem Hahn
an seiner höchsten Stelle den Luftdruck in den zwei Behältern ausgleicht. Dampf oder
irgend eine andere Heizkraft kann bei diesem Apparat ebenfalls verwendet werden, der
bestimmt ist, eine grosse Arbeitersparniss, ebenso wie eine vollkommene Ausnützung
zu erzielen, einerseits in Folge der Unlöslichkeit des Zuckers in Alkohol und
andererseits der besseren Qualität des erhaltenen Productes.
Stammer.