Titel: | Luftcompressionsmaschine von Dujardin und Cie. in Lille. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 271 |
Download: | XML |
Luftcompressionsmaschine von Dujardin und Cie. in
Lille.
Mit Abbildungen.
Luftcompressionsmaschine von Dujardin und Cie.
Die von der Firma Dujardin und Cie. in Lille
construirte, zur Erzeugung von Druckluft für städtische Kraft Versorgungen bestimmte
Maschine zeigt sowohl am Motor wie auch an den doppeltwirkenden Compressoren
verschiedene Neuheiten, die beachtenswerth erscheinen.
Textabbildung Bd. 285, S. 271Luftcompressionsmaschine von Dujardin und Cie. Wie Revue industrielle vom 5. März 1892, S.
93, mittheilt, besteht der Motor aus zwei mit einander gekuppelten Maschinen, deren
Kurbeln um 90° gegenseitig versetzt liegen. Der zu jeder Maschine gehörige
Dampfcylinder von 650 mm Durchmesser für 1130 mm Kolbenhub besitzt, wie die
Abbildung (Fig. 1)
erkennen lässt, eine Hahnsteuerung (System Corliss), aus zwei am unteren Theile desselben liegenden
Einström- sowie zwei Ausströmschiebern bestehend, von denen die ersteren der
Symmetrieachse des Cylinders am nächsten liegen und sich in einer gemeinschaftlichen
Kammer hin und her bewegen, welche stets mit frischem Dampfe angefüllt ist, der nach
Oeffnen des Absperrventiles D durch das Rohr C1 nach beiden
Cylindern gelangt. Die in der Nähe der Cylinderdeckel untergebrachten
Ausströmschieber lassen den Dampf nach vollbrachter Arbeit im Cylinder in einen
angegossenen Kasten desselben und von hier durch ein beiden Cylindern
gemeinschaftliches Rohr F1 entweichen. Die hinter den Dampfcylindern
liegenden Luftcompressoren werden durch unmittelbare Kuppelung ihrer Kolbenstangen
mit denjenigen der Dampfcylinder betrieben.
Zur Dampfvertheilung jedes Cylinders dienen zwei auf der Kurbelwelle befestigte
Excenter verschiedener Grösse, von denen das eine G
(Fig. 1) unter
Zwischenschaltung einer am Maschinenrahmen befestigten Schwinge H sowie einer an dieser angreifenden Stange 1 die auf den Spindeln der Einströmschieber frei
beweglichen Kurbeln K (Fig. 2) bethätigt; die
letzteren sind durch kurze Lenkstangen L mit den auf
den Spindeln der Ausströmschieber befestigten Kurbeln K1 verbunden und die Kurbel K eines jeden Einströmschiebers trägt auf einem Bolzen
drehbar eine mit einer Nase versehene zweiarmige Klinke M, deren gerader Arm mit dem auf der Spindel des Einströmschiebers
festgekeilten Hebel N in Eingriff steht. Die
Berührungsflächen beider Theile sind mit gehärteten Stahlstücken armirt und die
Hebel N noch mit je einer Stange O verbunden, welche zu einem Luftbuffer führt.
Die Klinke M schwingt frei um ihre Achse und legt sich
in Folge Eigengewichtes hinter den Anschlag des Hebels N, diesen so lange mitnehmend, bis sie ausgelöst wird. Zu dem Zwecke ist
das Ende des nach abwärts gerichteten Armes der Klinke M kreisbogenförmig gekrümmt und liegt concentrisch zur Spindel des
Einströmschiebers, wenn die Klinke mit dem Hebel N in
Eingriff steht, gleichgültig, welche Stellung die Kurbel K einnimmt; stösst jedoch das Ende p der
durch das zweite auf der Kurbelwelle sitzende kleinere Excenter G1 (Fig. 1) der
Kolbenbewegung entsprechend hin und her bewegten Stange P gegen den gekrümmten Theil der Klinke, so wird diese derart gedreht,
dass nach erfolgtem Auslösen ihres geraden Armes der mit dem Hebel N auf gemeinschaftlicher Spindel sitzende
Einströmschieber unter Mitwirkung des Luftbuffers schnell in seine Abschlusstellung
gelangt.
Das Excenter G1
bethätigt die Stangen P1 und P unter Zwischenschaltung zweier Hebel
R, R1 (Fig. 1), welche um die
festen Zapfen von Muttern zweier mit entgegengesetztem Gewinde versehenen Schrauben
schwingen. Die gemeinschaftliche Spindel der letzteren trägt ausserhalb des sie
umgebenden Rahmens eine Kurbel S, an welche eine
wagerechte Stange T angreift, die mit der Stange U durch eine zweite Kurbel S1 verbunden ist. Die Stange U führt bis zum Absperrventil D und trägt hier einen Hebel V, der von dem
Maschinisten in dem einen oder anderen Sinne bewegt und in jeder Lage festgestellt
werden kann.
Es ist leicht einzusehen, dass durch die übertragenden Theile U, S1, T und
S die Schraubenspindel derartig gedreht wird, dass
durch die an den Muttern derselben drehbar befestigten Hebel R, R1 die Anschläge p der Stange P mehr oder
weniger entfernt von dem gekrümmten Arm der Klinken M
zu liegen kommen und hierdurch eine von Hand veränderliche Expansion erreicht wird.
Die Grössenverhältnisse der Hebel R, R1 sind so gewählt, dass bei dem Hub des Excenters
G1, welcher bei den
stärksten Maschinen nicht mehr als 30 mm beträgt, durch eine Ortsveränderung der
Muttern von 10 mm die Stangen P1, P um 25 mm vor oder
rückwärts bewegt werden; auch genügt eine Drehung der Schraubenspindeln von ungefähr
35°, um alle möglichen Füllungen zu erreichen.
Das Excenter G1 ist in
Bezug auf die zugehörige Kurbel nur mit geringem Voreilwinkel auf der Kurbelwelle
befestigt, so dass ein Auslösen an irgend welcher Stelle des vom Kolben
zurückgelegten Hubes stattfinden kann.
Den zu jeder Maschine gehörigen Luftcompressor von 610 mm Cylinderdurchmesser
veranschaulichen die Abbildungen Fig. 3 und 4; die behufs bequemer
Zugänglichkeit im unteren Theile der Cylinderdeckel liegenden Druckventile öffnen
sich wie gewöhnlich unter der Wirkung der comprimirten Luft, während die Eröffnung
der darüber liegenden Saugventile nicht allein von der mehr oder weniger grossen
Depression im Inneren des Cylinders während der Saugperiode, sondern noch von einem
besonderen Mechanismus abhängig ist, welcher die Bewegungen dieser Ventile
beherrscht und dessen Anordnung namentlich aus dem Grunde gerechtfertigt erscheint,
als ein mangelhaftes Functioniren der Saugventile nach den bisherigen Erfahrungen
auf das Güteverhältniss des Compressors nicht ohne Einfluss bleibt. Allerdings ist
immer noch eine gewisse Depression im Cylinder nothwendig, damit das Eröffnen der
Saugventile stattfindet, so dass der Kolben dann bereits einen Theil seines Hubes
zurückgelegt hat; überdies kommt es auch vor, dass die Ventile anfangen zu zittern
und unter der Wirkung ihrer Federn vor Beendigung des Hubes wieder auf ihren Sitz
zurückfallen – auch dieser Uebelstand wird durch die von Dujardin und Cie. getroffene Einrichtung beseitigt.
Die Stange I, welche die beiden lose drehbaren Kurbeln
K der Steuerung des Dampfcylinders bethätigt, ist
durch die Stange I1
(Fig. 1) bis zum
Compressor verlängert und ertheilt dem von einem am Luftcylinder befestigten Zapfen
getragenen Hebel X eine schwingende Bewegung; am oberen
Ende dieses Hebels greifen beiderseits Stangen Y an,
welche mit je einem Hebel z (Fig. 3) verbunden sind,
der am Ende einer wagerechten Welle G
aufgekeilt ist. Auf der Welle G sind ferner in der
lothrechten Ebene der Saugventile liegende Kurbeln m
befestigt, welche senkrecht geführte Stangen j und
Scharniere tragen, welche letztere mit Flach federn H
verschraubt sind, die ebenso wie die Stangen j eine hin
und her gehende Bewegung ausführen. Je nach der Bewegung der Welle G legt sich die Feder H
abwechselnd gegen die durch seitliche Bolzen mit einem auf das äussere Ende jeder
Ventilspindel aufgeschraubten Kopfstück B verbundenen
Rollen 1, 1, was ein Oeffnen und Schliessen des
Ventiles zur Folge hat; einmal geöffnet, bleibt dasselbe so lange in dieser
Stellung, bis es nach Auslösen einer Klinke wieder auf seinen Sitz zurückkehrt.
Wie die Abbildung (Fig.
3) erkennen lässt, tragen nämlich Ansätze der zur Führung der Ventilspindeln
dienenden Büchsen je eine um den Zapfen E drehbare
Klinke, welche sich unter der Wirkung ihres Eigengewichtes gegen einen mit dem
Kopfstück B verschraubten Anschlag legt, so dass die
Ventile während der ganzen Saugperiode geöffnet bleiben. Sobald indess der Kolben am
Ende seines Hubes angelangt ist, trifft die Feder H mit
der äusseren Rolle 1 zusammen, und da auch gleichzeitig
die betreffenden Klinken D durch die Stangen j angehoben werden, wird das Ventil sofort auf seinen
Sitz zurückgeführt, wenn die Compression der in den Cylinder eingesaugten Luft
beginnt.
Um eine Temperaturerhöhung der Luft während der Compression zu verhüten, tritt
mittels besonderer Pumpen gefördertes Einspritzwasser durch die Zerstäuber N in den Cylinder.
Die Druckventile besitzen zur Vermeidung übertriebener Geschwindigkeiten, sowie
hiervon abhängiger Temperaturerhöhungen der Druckluft genügend grosse
Durchgangsquerschnitte und werden durch die in vorliegenden Gehäusen untergebrachten
Spiralfedern, deren Spannung mittels Druckschraube regelbar ist, auf ihren Sitzen
gehalten.
Die Druckluft gelangt von den beiden Cylindern nach einem in Fig. 1 ersichtlichen
Behälter, welcher mit einer Einrichtung zum selbsthätigen Abscheiden des von der
Druckluft mitgerissenen Kühlwassers versehen ist.
Fr.