Titel: | Maschinen zum Hinterdrehen der Schneidwerkzeuge, Fräser und Gewindeschneidbohrer. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 1 |
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Maschinen zum Hinterdrehen der
Schneidwerkzeuge, Fräser und Gewindeschneidbohrer.
Von Prof. Pregél in Chemnitz.
Mit Abbildungen.
Maschinen zum Hinterdrehen der Schneidwerkzeuge, Fräser und
Gewindeschneidbohrer.
Die Vortheile, welche ein Fräsewerkzeug mit gleichbleibendem radialen Formquerschnitt
gegenüber den feingezähnten Fräsescheiben gewährt, sind anerkannt so gross und
vielfach, dass eine besondere Anführung derselben überflüssig erscheinen könnte.
Nichtsdestoweniger wird eine knappe Erwähnung derselben um so mehr angezeigt
erscheinen, als das Wesen der hinterdrehten Fräsewerkzeuge noch lange nicht die
allgemeine Beachtung gefunden hat, welche es verdient.
Namentlich ist die Ansicht verbreitet, dass die hinterdrehten Fräsescheiben nur dort
am Platze seien, wo ausschliesslich ein stets gleichbleibendes Schnittprofil bezieh.
ein gleichbleibender Formquerschnitt der normalen Schnittebene Hauptbedingung
sei.
Dass aber das Anwendungsgebiet der hinterdrehten Fräsewerkzeuge besonders seit der
durch J. E. Reinecker eingeführten Methode des
Schräghinterdrehens der Fräser (D. R. P. Nr. 52042 vom 22. August 1889) eine
ungemeine Erweiterung erfahren muss, scheint sicher zu sein; alsdann steht aber auch
der allgemeinen Einführung der hinterdrehten Fräsewerkzeuge nichts mehr im Wege.
Solange ein feingezähnter Fräser einen einfach gestalteten Formquerschnitt besitzt,
oder eine einfache seitlich unbegrenzte Schnittebene erzeugt, wird derselbe bei
kurzem Eingriffsbogen zweifellos sehr gute Dienste leisten.
Da nun die Schneiden der Fräsezähne durch Nachschleifen an der Rückenseite
zugeschärft werden, so verliert die Fräse bei abnehmendem Durchmesser leicht ihre
genaue Querschnittsform. Deshalb mussten feingezähnte Formfräsen auf
Schleifmaschinen zugeschärft werden, deren Schleifvorgang sich auf die
Schablonenführung gründete, was unter Umständen sehr verwickelt war.
Trotz alledem war bei feingezähnten Formfräsen ein Nachdrehen und Nachschneiden der
ausgeglühten Fräsescheibe und wiederholtes Härten nicht zu vermeiden, was nicht nur
kostspielig und zeitraubend ist, sondern auch das Fräsermaterial entwerthet.
Wenn nun beim Einzelfräser einzig und allein der Formquerschnitt richtig gestellt zu
werden brauchte, muss beim zusammengesetzten Feinzahnfräser jede einzelne
Fräsescheibe nicht nur nach der Querschnittsform, sondern auch nach dem Durchmesser
ins Verhältniss zu den anderen Scheiben gebracht werden, was ausserordentlich
schwierig ist.
Verunglückt nun bei dieser Nacharbeit eine einzige Scheibe, so muss der ganze Satz
nachgearbeitet werden. Um dieser Gefahr aus dem Wege zu gehen, werden die
Satzformfräsen möglichst geschont und nur zum Nachfräsen angenähert vorgearbeiteter
Werkstücke verwendet.
Ein schwacher Schnitt ist übrigens bei jeder Feinzahnfräse bedingt, was natürlich
Verdoppelung der Arbeitsvorgänge oder verlängerte Arbeitsdauer und geringe
Spanleistung mitbedingt. Im Gegensatz hierzu ist der hinterdrehte Fräser zu starken
Schnitten befähigt, weil seine Zähne grob und widerstandsfähig gegen den
Schnittdruck sind, und sobald er richtig zugeschliffen wird, wirkt derselbe auch
gleichmässig und mit stets gleichbleibendem Schnittquerschnitt. Selbst bei sehr
vielgestaltigem Formquerschnitt kann der Gesammtfräser aus einem Stück gefertigt
sein. Nur ist zu beachten, dass die hinterdrehten Fräsezähne nicht an der
Rückenschneide, sondern nur an der vorderen Brust in gleicher Schichtstärke und
diese in stets gleicher, möglichst nach der Fräserachse gerichteter Lage
zugeschliffen werden, damit nicht nur die Schnittkanten in gleichen Kreisen bleiben,
sondern auch damit gleiche Schnittwinkel für alle Zähne erhalten werden.
Würden diese Schleifbedingungen streng erfüllt, so könnte die krumme Linie, nach
welcher die Rückenkanten der einzelnen Fräsezähne verlaufen, beliebig gewählt sein.
Dem ist aber nicht so. Obwohl bei radial gerichteter Zahnbrust der eigentliche
Schneidwinkel stets ein Rechter ist, so ist doch ein gleichbleibender Anstellwinkel
unbedingt erforderlich, damit kein Anstreifen der Rückenfläche und keine
Ungleichmässigkeit in den Zahnkreisen eintrete. Dieser Anstellwinkel, welchen die
Curventangirende mit der Normalen zum Schnittkreise, also mit dem Radius an der
Schnittkante einschliesst, soll für alle Stellen der Rückenlinie gleich bleiben,
weil nach erfolgter Abnutzung durch Nachschleifen auch jede Stelle zur Schnittkante
wird.
Die Grösse dieses Winkels ist in erster Linie von der Grösse des geraden Vorschubes
und von dem Durchmesser der Fräse bedingt. Je grösser der Vorschub, je kleiner die
Zähnezahl und je kleiner der Durchmesser der Fräse, desto grösser soll dieser
Anstellwinkel sein. Auch soll die Rückenkante der hinterdrehten Fräsezähne eine
stetige krumme Linie aus dem Grunde sein, damit die beim wiederholten Nachschleifen
unvermeidlichen Unregelmässigkeiten am Durchmesser bezieh. an der Entfernung der
Schnittkante von der Fräserachse nicht zu fühlbar werden.
Unter allen krummen Linien entspricht dieser Bedingung eines gleichbleibenden
Kreuzungswinkels der Curventangirenden mit dem Radius die logarithmische Spirale am
besten, welche für den Kreuzungswinkel γ = 90° zum
Kreise wird. Es liegt daher nahe, dass man vortheilhafter Weise die Rückencurve der
hinterdrehten Fräsezähne nach einer logarithmischen Spirale formt, obwohl jede
andere, derselben angenäherte Curve auch angängig ist, sofern man dieser Annäherung die
logarithmische Spiralcurve zu Grunde legt.
Wird eine richtig gestaltete, also richtig hinterdrehte Fräse (Fig. 1), bei welcher alle Formquerschnitte stetig nach
der Fräserachse gerichtet sind, an der Zahnbrust ungleichmässig, also schlecht
geschliffen, so dass die Flächen derselben bei einzelnen Zähnen hinter die
Fräserachse fallen, so beeinträchtigt dies keineswegs die Genauigkeit des
Schnittquerschnittes, sobald die äussersten Schnittkanten sämmtlicher Zähne in einem
Kreise liegen, wohl aber die Art der Schnittwirkung.
Textabbildung Bd. 286, S. 2Fig. 1.Hinterdrehter Fräser. Es werden in Folge der Verschiedenheit der Schneidwinkel der einzelnen
Zähne verschiedene Pressungen an den Schnittstellen entstehen, ausserdem bei einem
rasch zunehmenden Formquerschnitt auch noch dadurch bedeutende Unregelmässigkeiten
im Eingriff an den Flanken des Schnittquerschnittes auftreten, weil bei einem
einzelnen unterschliffenen Zahn die stärkere Angriffsbreite näher an die Fräserachse
zu liegen kommt, daher nicht zur Wirkung gelangt. Dafür muss der nächste in den
Eingriff tretende richtige Fräsezahn dieses stehen gebliebene Material entfernen,
was nur durch eine verstärkte Druckwirkung geschehen kann, was zu einem unruhigen
Schnittgang Veranlassung gibt. Hingegen trifft bei einer überschliffenen Zahnbrust
die grösste Breite des Formquerschnittes mehr nach aussen, nach dem Umfang zu, als
beim unterschliffenen Fräsezahn. In Folge dessen wird durch einen einzigen
überschliffenen Zahn, bei welchem der Schneidwinkel grösser als ein Rechter wird,
unbedingt eine Schädigung des genauen Formquerschnittes der normalen Schnittfläche
herbeigeführt. Es ist daher für jeden hinterdrehten Fräser erstes Erforderniss, dass
derselbe an der Zahnbrust nach jener Richtung nachgeschliffen werde, nach welcher
die Verschiebung des Schnittprofils bei der Herstellung des Fräsers, also beim
Hinterdrehen geschwungen ist.
Ganz falsch ist aber ein Fräser hinterdreht, sobald die Richtung des schneidenden
Formstahls beim Hinterdrehen eine wechselnde war. Steht die Richtung der
Schwingungsbewegung des Schneidstahls beim Hinterdrehen winkelrecht zur
Drehungsachse des Fräsers, so entsteht ein normal hinterdrehter Fräser, im Gegensatz
zum schräg hinterdrehten Fräser, bei welchem der Richtungswinkel von 90 bis 0°
eingestellt werden kann, während der Arbeit aber stets sich gleich bleibt. Liegt die
Schwingungsrichtung des schneidenden Formstahls parallel zur Drehungsachse, so
entsteht eine hinterdrehte Stirnfräse, ein Werkzeug von bedeutender
Leistungsfähigkeit und Verwendbarkeit.
Selbstverständlich fällt bei dieser Stirnfräse die Schaltbewegung in die Richtung der
Fräseachse und nicht winkelrecht hierzu. Zwischen den Winkeln von 0 bis 90° sind
daher schräg hinterdrehte Fräser möglich, deren eigentlicher Schnittquerschnitt die
in die Fräserebene fallende Schnittebene des Formquerschnittes ist.
Hiermit werden Schnittcurven, welche seitlich normal zur Fräserachse auslaufen,
ermöglicht, die mit normal hinterdrehten Fräsern nur schwer zu erzeugen sind. Mit
schräg hinterdrehten Fräsern kann aber durch Schräglage der Drehungsebene zur
Schaltbewegungsrichtung gleichzeitig eine Mannigfaltigkeit der Schnittprofile
ermöglicht werden, die sonst nur schwer erreichbar war. Wird der in einem
Stahlhaltersupport eingespannte Formstahl gegen das in absetzender oder
gleichförmiger Drehbewegung befindliche Fräsewerkstück gerade so oft in eine
senkrechte, begrenzte Schwingungsbewegung hierzu versetzt, als die Fräsescheibe
Zähne erhalten soll, so wird aus beiden Bewegungen eine resultirende Bewegung
entstehen, welche eben die Rückencurve des einzelnen Zahnes ist.
Jede einzelne Curve besteht aus zwei Theilen, und zwar dem Zweig für die hingehende
Schwingung, welche langsam erfolgt, und der rascher verlaufenden Rückschwingung des
Formstahls.
Dadurch werden diese beiden Bogentheile ungleich lang ausfallen und in der Art
gewählt sein, dass die längere Curve zur Rückenfläche des Fräsezahnes bestimmt und
möglichst als logarithmische Spirale ausgebildet wird, während das gleichgültig
geformte kürzere Bogenstück als Zahnlücke durch Fräsen entfernt wird, was vor dem
Hinterdrehen ganz vortheilhaft geschehen kann. Für die Ausnutzungsfähigkeit und
Dauer einer Fräse ist es wünschenswerth, die Rückenfläche im Verhältniss zur Lücke
möglichst lang, jedoch die Zahnlücke nicht zu eng zu machen, damit eine schwache
Schleifscheibe noch hineinragen kann. Während bei manchen Fräsen das Verhältniss
Rückenbogen zu Lückenbogen kaum (3 : 1) erreichen kann, ist bei anderen ein
Verhältniss (10 : 1) leicht möglich.
Für den Durchmesser der Fräsescheibe ist die radiale Höhe des Profils und die
Spindel- und Nabenstärke bestimmend.
Je grösser die Schnittkraft, desto stärker die Spindel und die Nabe der Fräsescheibe,
desto grösser ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Form des Schnittquerschnittes
und demgemäss die Höhe desselben. Wird nun bei einem Anstellungswinkel, der selten
kleiner als 10° anzunehmen sein wird, also bei einem Curventangentenwinkel γ = 80° das tiefste Profil an die Nabe angestellt und
ein Bogenstück der logarithmischen Spirale angesetzt, so kann man diesen Bogen
beliebig verlängern und daran das Zahnprofil der Fräse radial stehend anlegen und
weiter verschieben.
Diese Winkelverdrehung, zu welcher jene der Lücke zuzuzählen ist, gibt die Theilung
bezieh. die Zähnezahl der Fräsescheibe.
Hierbei ist zu beachten, dass für kurze Eingriffe in das Werkstück die Theilung
klein, dahingegen aber für lange Bogeneingriffe dieselbe grösser gemacht werden soll
bezieh. die Zähnezahl der Fräse passend zu wählen ist. Immerhin ist eine
Beschränkung des Fräsescheibendurchmessers schon aus dem Grunde angezeigt, weil bei gleicher
Schnittgeschwindigkeit die Umlaufszahl der Fräsespindel grösser, die Kraftmomente
und die Uebersetzungen in den Triebwerken der Maschine gleichzeitig kleiner
werden.
Doch ist bei Verwendung grob getheilter hinterdrehter Fräser der Nachtheil eines
wechselnden Schnittdruckes und ganz auffällig wechselnder Spannungszustände in der
Maschine sehr zu bemerken, welcher nur durch kräftige und massige Ausführung
auszugleichen ist.
Deshalb erscheint die Wahl einer nicht zu kleinen Zähnezahl für die Fräse angezeigt,
doch nimmt damit bei ungünstigen Lücken Verhältnissen auch die Betriebsdauer der
Fräse rasch ab, was einem Nachtheil gleich zu achten ist.
C. Falk's Drehbank.
Textabbildung Bd. 286, S. 3Falk's Drehbank.E. Schiess verwendet nach dem D. R. P. Nr. 1276 vom 19.
September 1877 die langsam kreisende Drehbankspindel a
(Fig. 2 bis 4), mit welcher zwischen
Spitzen der Fräserdorn kreist.
Durch ins Rasche übersetzende Versatzräder wird eine Steuerwelle b getrieben, welche für je eine Umdrehung des
Fräsedornes genau so viel Umdrehungen macht als die Fräsescheibe Schneidzähne
erhalten soll.
Mittels Winkelräder c wird eine im Hauptschlitten f lagernde Querwelle d
bethätigt, auf welcher die Curvennuss e (Fig. 4) den Querschlitten
g und damit den stellbaren Stahlhalterschlitten h in Schwingungen bringt.
Bei ausgerückter Leitspindelmutter i erfolgen diese
Schwingungen beständig in einer und derselben, zur Drehbankachse winkelrecht
stehenden Ebene, dagegen kann mittels der Links- und Rechtsgangschraube k die Einrückung der durch Versatzräder mit der
Hauptspindel verbundenen Leitspindel i erfolgen, worauf
bei gleichzeitiger Hinterdreharbeit der Vorschub des Schlittens f bewirkt werden kann.
Hieraus entspringt eine Schraubenbewegung bezieh. es kann eine Schraube mit
hinterdrehten Leisten gefertigt werden, bei welcher die vordere Leistenkante
parallel zur Achse der Schraube ist, sofern keine weitere relative Verdrehung
eintritt, wenn also beispielsweise die in der Steuerwelle b vorgesehene Längsnuth gerade wäre. Weil aber diese Keilnuth in b nach einem steilen Rechtsganggewinde geschnitten ist,
so wird diese Steuerwelle b bei der Verschiebung des
Hauptschlittens gleichzeitig eine Relativverdrehung der Curvennuss e veranlassen, welche sich gleichartig in der Längsnuth
des Werkstückes abbilden wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 3Fig. 5.Gewindeschneidbohrer von Schiess. Der in Fig. 5 gezeigte Gewindeschneidbohrer
von E. Schiess in Düsseldorf-Oberbilk wird nur an der
vorderen Brust der gewundenen Längsnuth nachgeschliffen. Dadurch geht der richtige
Durchmesser nach und nach verloren, so dass dieser hinterdrehte Gewindeschneidbohrer
schliesslich nur als Vorschneider gebraucht werden kann, bis sein Durchmesser so
weit verkleinert ist, dass derselbe der nächst kleineren Gewindenummer
entspricht.
Textabbildung Bd. 286, S. 3Hinterdrehbank der Maschinenfabrik Kappel. Die neueren Ausführungen dieser Hinterdrehbank erhalten eine kreisende
Curvenscheibe, die den Schlitten zwischen zwei Druckröllchen führt, von denen eine
stellbar ist.
Hinterdrehbank Kappel.
Diese von der Maschinenfabrik Kappel in Kappel-Chemnitz
gebaute Hinterdrehbank (Fig.
6 und 7) wirkt
durch ein Kurbeltriebwerk a auf eine Hebelschleife b, die vermöge einer im kurzen Hebelende stellbaren
Schubstange c den Querschlitten d
bethätigt, auf den ein aus Drehtheil e und
Stahlhalterschlitten f bestehender Support gestellt
ist.
Wegen des Schnellganges ist der Antrieb h auf die
Kurbelwelle angeordnet, von der aus mittels Versatzräder i eine Zwischenwelle k und damit die
Drehbankspindel mit dem zwischen Spitzen gespannten Fräsedorn Bethätigung
findet.
Textabbildung Bd. 286, S. 4Frasercurven. Sehr zu beachten sind die aus dieser zusammengesetzten Bewegung
entstehenden Curven, welche in Fig. 8 und 9
und den verschiedenen Kurbelkreisen bei gleichbleibendem Abstand der Kurbelachse vom
Hebelschwingungspunkt entsprechend gezeichnet sind. Um die wirkliche Rückenform der
Fräsezähne zu erhalten, braucht man bloss die auf das Hebelverhältniss (l : L) bezogenen
Schwingungen einzuzeichnen und diese Rückenlinie mit jener einen logarithmischen
Spirale zu vergleichen.
Der einfachen Anordnung dieses Triebwerkes und deren bequemer Stellbarkeit steht der
Mangel entgegen, dass die Rücken curven nur annähernd gleichen Anstellwinkel
besitzen, und dass die Fräsezähne eine verhältnissmässig grosse Lücke erhalten.
Dieser letztere Umstand könnte gar leicht dadurch Abhilfe finden, dass man der
Drehbankspindel sammt dem zu hinterdrehenden Fräser statt einer gleichförmigen
Drehbewegung eine Zahn um Zahn sich absetzende ruckweise Schwingung vermöge eines an
der Kurbelwelle angeordneten Hebelschaltwerkes ertheilt, wobei in Bezug auf die
Zahntheilung das auf der Drehbankspindel vorzusehende Sperrad heranzuziehen
wäre.
Mossdorf's Vorrichtung zum Hinterschneiden von
Fräsern.
Von der Maschinenfabrik Mossdorf und Mehnert in Chemnitz
wird nach dem D. R. P. Nr. 57419 vom 24. October 1890 eine Querhobelmaschine
gewöhnlicher Bauart zum Hinterschneiden von Fräsern eingerichtet, wobei ein
Schaltwerk zur ruckweisen Drehung des Fräsers in Verwendung gebracht ist.
Nachdem die Kurbelschubstange des Hobelstössels a (Fig. 10 bis 13) entfernt und der
letztere festgelegt ist, wird an dem Kurbelzapfen eine Steuerschiene b angesetzt, dessen rechtes freies Ende an dem
Schalthebel angelenkt ist. Um Längenänderungen ausführen zu können, ist diese
Kurbelschiene b zweitheilig und vermöge einer
Schlitzschraube zum Verbinden gemacht.
An dieser Kurbelschiene b ist ein stellbarer
Excenter-bolzen c vorgesehen, an dem ein Stützröllchen
d sitzt, welches bei jeder Ausschwingung der
Kurbelschiene b einen Doppelhebel f durch Vermittelung einer Stellschiene e bethätigt.
Dieser Hebel f schwingt um einen am Stösselkopf
angeschraubten Bolzen g, während das kurze gabelförmige
Hebelende von f eine Stellspindel h fasst, an deren Mutter der Stahlhalter i angesetzt wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 4Mossdorf's Vorrichtung zum Hinterschneiden von Fräsern. Hierauf wird am Tischwinkel der Hobelmaschine ein Lagerböckchen k aufgeschraubt, in dem eine Hohlspindel l sich frei drehen kann. In diese wird der Aufspanndorn
m eingespannt, welcher das zu hinterschneidende
Fräse Werkzeug o trägt, zu deren Lagensicherung noch
ein Reitstöckchen n angeschoben ist. Durch den auf der
Hoblspindel frei aufgeschobenen Steuerhebel q wird von
b aus das Steuerrad p und
damit das Fräsewerkstück o vorgedreht, während zur
genauen Einstellung nach der lothrechten Schwingungsebene des Formschneidstahls s ein am Lager sitzender Sperrkegel r dient.
Hieraus folgt ohne weiteres der Arbeitsvorgang; indem der Formstahl s lothrecht. niederschwingt, beschreibt das
Fräsewerkstück um seine wagerechte Achse eine Bogenbewegung von der Grösse der
Zahntheilung. Im Rücklauf des Steuerhebels q schwingt
der Schneidstahl in die Hochstellung. Zur Erleichterung der Arbeit werden die Lücken
der Fräsezähne vor dem Hinterdrehen ausgearbeitet.
C. H. Brink's Vorrichtung zum Hinterdrehen von Fräsern.
Die auf jeder gewöhnlichen schweren Drehbank einzuspannende Hinterdrehvorrichtung (D.
R. P. Nr. 38202 vom 30. Juni 1886) besteht im Wesentlichen aus einem um die
Drehbankspitzen schwingenden Lagerarm, in dessen Muschel der Fräserdorn, durch Räder
betrieben, langsam kreist, während der Formstahl in einem gewöhnlichen
Drehbanksupport festliegt.
Textabbildung Bd. 286, S. 5Brink's Hinterdrehvorrichtung. Am muschelförmigen Lagerkörper E (Fig. 14 und 15) ist ein topfförmiges
Gehäuse F angeschraubt, zwischen dem, frei drehbar, das
Rad Z4 eingeschlossen
ist und das vermöge eines Mitnehmers o den um die
Spitzen G und H drehbaren
Aufspanndorn mit dem Fräsewerkstück a treibt. Ein
kleiner Reitstock M ermöglicht das Umspannen des
Domes.
Nun schwingt das Lagergehäuse E, F um die
Drehbankspitzen XX, wozu ein starker Zapfen N dient. Um diesen Zapfen N kreist, durch den Mitnehmer K getrieben,
eine Büchse l, auf welchen ein Zahnrad Z1 und eine
Unrundscheibe m gekeilt sind. Während vom Rade Z1 durch die Räder Z2 und Z3 das Scheibenrad Z4 bethätigt und der
Fräserdorn in langsamer Gangart gedreht wird, schwingt der ganze Lagerkörper EF um die X Achse
\left(\frac{Z_4}{Z_3}\,.\,\frac{Z_2}{Z_1}\right) mal hin und
her.
Diese Bogenschwingung um XX wird durch einen am Gehäuse
F angelenkten und um den Zapfen Q drehbaren Hebel p, r
bewirkt, der, an dem festen Stützzapfen s frei
anliegend, bei jeder Drehung der Unrundscheibe m
ausschwingen muss, wodurch das Gehäuse E, F mitgenommen
wird.
Die Schwingungsweite wird entweder durch Auswechselung der Unrundscheibe m oder durch Verstellung des Stützzapfens s erhalten, während die Aenderung der Zähnezahl am
Fräser a nur durch Verwechselung der Räder Z1 und Z2 möglich wird, was
sehr umständlich ist.
Uebrigens besitzen die auf dieser Vorrichtung hinterdrehten Fräser keinen
gleichbleibenden Formquerschnitt, weil das Mittel C der
Fräsescheibe a (Fig. 16) während jeder
Schwingung einen Bogen um D beschreibt, welcher von der
Richtung des Schneidstahles mehr oder weniger abweicht. Dadurch wird das Querprofil
des Fräsezahnes veränderlich ausfallen und sich nach der Tiefe der Rückenlinie zu im
Betrage von t zu t . cos α
verjüngen, wenn t die radiale Höhe des Zahnprofils und
α der Ablenkungswinkel ist. Wenn auch dieser Fehler
geringfügig erscheint, so begründet er doch Abweichungen bei kleinen Fräsern mit
grosser Theilung und tiefem Radialprofil.
J. E. Reinecker's Drehbank zum Normal- und Schräghinterdrehen
von Fräsern.
Zum Hinterdrehen von Fräsern in einem Richtungswinkel, welcher von der Senkrechten
bis zur Parallelen an die Drehungsachse abweichen kann, dient nach dem D. R. P. Nr.
54070 vom 28. Februar 1890 die oben bezeichnete Drehbank von Reinecker in Chemnitz-Gablenz.
Die von der Steuerwelle a (Fig. 17 und 18) mittels Winkelräder
b betriebene stehende Welle d trägt die Curvenscheibe e, welche
unmittelbar auf den in einer Drehplatte g laufenden
Schlitten s einwirkt. Im Schnittgang drückt diese
Daumenscheibe den Schlitten vor, während die Rückstellung durch Federwerke i durchgeführt wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 5Reinecker's Fräser-Hinterdrehvorrichtung. Sofern die Scheibenfräsen nicht durch einen Spannkopf gehalten sind,
werden dieselben auf einem in einer Lagerbüchse des Reitstocks laufenden und in die
Drehbankspindel eingeschobenen Dorn befestigt.
Diese Vorsicht ist zur Erzielung eines ruhigen Ganges gebraucht, weil die Zahnlücken
vor dem Hinterdrehen in die Fräser eingearbeitet werden, und weil alsdann der
Schnittansatz etwas stossweise erfolgt.
J. E. Reinecker's Universal-Hinterdrehbank.
Mit dieser Universal-Hinterdrehbank (D. R. P. Nr. 54070 vom 28. Februar 1890, Fig. 19 bis 23) können Fräser und
Schneidwerkzeuge normal und schräg hinterdreht werden, die sowohl gerade als auch
rechts- oder linksgängig gewundene Steilnuthen besitzen. Es können darauf auch
Schraubengewinde nach englischem und deutschem Normalmaass bis zu vier Gang auf den
Zoll, sowie 2- bis 32zähnige Werkzeuge mit gewundenen Steilnuthen bis 2500 mm
Steigung und 750 mm Länge hergestellt werden, wozu eine Leitspindel und
entsprechende Versatzräder vorgesehen sind.
Textabbildung Bd. 286, S. 6Reinecker's Universal-Hinterdrehbank.Textabbildung Bd. 286, S. 6Fig. 22.Reinecker's Universal-Hinterdrehbank. Zum Hinterdreben eines schraubenförmig genutheten Werkzeuges werden drei
Bewegungen erforderlich, welche vermöge eines Wendetriebwerkes von der Hauptspindel
A und vermöge eines
Winkelrad-Differentialtriebwerkes auch von der Vorgelege welle B abzuleiten sind, und die sowohl auf die Leitspindel
C, als auch auf die in der Wange lagernde Welle D für den Betrieb der Unrundscheibe gleichzeitig
einwirken.
Diese Schaltbewegungen wickeln sich in folgender Weise vom Spindelrade a ab. Durch das Wendetriebwerk b, c und d und durch das Rad e wird das am Schlitzhebel F laufende Radpaar g, h und von diesem durch
Rad i die Leitspindel C
zum Gewindeschneiden oder gewöhnlichen Drehen betrieben, wobei die am
Schlittenschild befindliche Mutterausrückung E zur
Abstellung der Schlittenverschiebung dient.
Am linken äusseren Ende der Leitspindel C treibt ein Rad
k durch Vermittelung des am zweiten Schlitzhebel
G sitzenden Radpaares l,
m ein am Lagerbock H laufendes Rad m1, welches durch das
Stirnrad o und f zugleich
das zum Differential werk gehörige Winkelrad p
bethätigt, während das zweite hier zugehörige Winkelrad q auf der Vorgelegewelle B des Hauptantriebes
frei umläuft. Weil aber auf die Verlängerung dieser Vorgelegewelle B ein Zapfenstück J
gekeilt ist, welches die zwei in p und q eingreifenden Winkelrädchen r trägt, und weil ferner das Winkelrad q
vermöge der Stirnräder s, t, u und v die Curven Scheiben welle D treibt, so wird aus der vereinigten Wirkung der Räder p, q und r irgend eine
vor- oder nacheilende Relativverdrehung der Welle D
eintreten, wodurch rechts- oder linksgängig gewundene Steilnuthen entstehen, an die
sich die Hinterdrehbewegung naturgemäss anschliesst.
Um diese Schaltbewegungen der gestellten Anforderung entsprechend zu machen, müssen
die an den Schlitzhebellagern befindlichen Räder vertauscht werden können, und zwar
auf F die Räder g, h, auf
G die Räder l, m und
auf K die Räder t, u
versetzbar sein, wobei das für den Hauptantrieb der Spindel angebrachte
Rädervorgelege ein Uebersetzungsverhältniss
\frac{Z}{y}\,.\,\frac{x}{w}=\frac{3}{1}\,.\,\frac{2}{1}=6
besitzt, so dass die Vorgelegewelle B bei eingerücktem
Räderwerk 3mal so viel Umdrehungen als die Drehbankspindel A bezieh. das Spindelrad a macht.
Auf Grund dieser Verhältnisse und für eine bestimmte Steigung C der Leitspindel kann für ein verlangtes Gewinde S des Werkstückes und für eine gegebene Anzahl der hinterdrehten Zähne Z darauf, sowie für eine annähernd gewählte Steigung
der Riffennuth Y ohne weiteres das Verhältniss der drei
Räderpaare gefunden werden.
Die logarithmische Spirale als Rückencurve für die Zähne
hinterdrehter Fräsewerkzeuge.
Damit die Rückenbegrenzung der Fräsezähne, welche als resultirende Weglinie einer
gleichzeitig durchgeführten Drehung des Werkstückes und einer geradlinig radial
gerichteten Schwingung des Schneidwerkzeuges eine logarithmische Spiralcurve werde,
braucht bloss das Bildungsgesetz dieser Curve befolgt zu werden. Nach diesem wachsen
die Curvenradien in einem geometrischen Verhältnisse, während die zugehörigen
Centriwinkel dieser Radien nur in einem arithmetischen Verhältniss zunehmen.
Es werden daher den
Winkeln
α = 0,
1 . α,
2α,
3α...
die Radien
ϱ . x°,
ϱ . x1,
ϱ . x2,
ϱ . x3...
oder
ϱ0,
ϱ1= ϱ0 . x,
ϱ2 = ϱ0x2,
ϱ
3
= ϱ
0
x
3
...
entsprechen.
Hiernach kann auch für den Winkel φ = n . α der Radius ϱn
= ϱ0xn angenommen
werden, und ebenso
n=\frac{\varphi}{\alpha} gesetzt, so dass
\rho_n=\rho_0\,.\,x^{\frac{\varphi}{\alpha}}
geschrieben werden kann.A. Steinhäuser, Die Elemente des graphischen
Rechnens mit besonderer Berücksichtigung der logarithmischen
Spirale. Wien 1885.
Da für den Winkel α = 0 der Radius ϱ0 = a gesetzt wird, so folgt als Gleichung für die
logarithmische Spirale allgemein:
\rho=a\,.\,x^{\frac{\rho}{\alpha}} . . . . . .
(1)
Für φ = 180° oder φ = π entsteht ein Radius
b=a\,.\,x^{\frac{\rho}{\alpha}}. . . . . .
(2)
und durch eine entsprechende Rechnung folgt
\rho=b^{\frac{\rho}{\pi}}. . . . . . . (3)
als Gleichung der Curve, wobei, wie vorbemerkt, b und a gegensätzlich
liegen und Radien der Spirale sind, die 180° von einander abstehen.
Wird die Gleichung (3) logarithmisch behandelt, so folgt
log\,\rho=\frac{\varphi}{\pi}\,.\,log\,b
oder
log\,\rho=\varphi\,.\,\frac{log\,b}{\pi}=\varphi\,.\,m,
und indem
\frac{log\,b}{\pi}=m
gesetzt ist, so entsteht eine neue Gleichung der Spirale:
log\,\rho=m\,.\,m\rho . . . . . . (4)
Hierin stellt mφ ebenso wohl den zum Winkel φ° zugehörigen Kreisbogen vom Halbmesser m, als auch den Logarithmus des Radius ϱ der logarithmischen Spirale vor, dessen
Logarithmensystem eben
m=\frac{log\,b}{\pi}
entspricht.
Ebenso wird
log b = m.π
und
b = ymπ
und für
m = 1
auch
b = yπ
sein, sofern y die Grundzahl
dieses Logarithmensystems ist.
Für das natürliche Logarithmensystem ist
y = e = 2,7183 . . . .
und daher
b = eπ bezieh. log
b = π.log e = 3,14.0,4343
oder
log b = 1,3637
woraus
b = 23,14
für a = 1 folgt.
Es kann ebenfalls,
u = aφ= eZ . . . .
. . (5)
oder
φ.log nat a =
z log nat e
sein, und weil der Logarithmus der Grundzahl stets gleich der
Einheit ist, demnach
log nat e= 1
sein muss, so wird
φ.log nat a = z,
demnach
log nat u = φ log nat a = z
sein, woraus
u = e
φ.lognat a
folgt.
Wird vorläufig log nat a = k angenommen, so erhält man
u = ek.φ . . . . . . (6)
als Gleichung einer bestimmten logarithmischen Spirale (Fig. 24).
Die logarithmische Spirale hat noch die Eigenschaft, dass der Winkel, welchen der
Fahrstrahl mit der Tangirenden am Curvenpunkt einschliesst, also der sogen.
Kreuzungswinkel, für jede einzelne Spirale gleichbleibend ist.
Textabbildung Bd. 286, S. 7Logarithmische Spirale. In der um den Pol O (Fig. 25) angeschlossenen
Gruppe ähnlicher Dreiecke von gleichen Spitzwinkeln a
und y ist das Seitenverhältniss
\frac{\rho_1}{\rho_0}=\frac{\rho_2}{\rho_1}=\frac{\rho_3}{\rho_2}=x.
Es ist somit
ϱ
1
= ϱ . x
ϱ
2
= ϱ1.x = ϱ.xx = ϱx2
ϱ
3
= ϱ2.x = ϱ.x3 . . . . u.s.w.
Es wachsen hiernach diese Seitenlängen nach einer geometrischen, während die
Gesammtwinkel α, 2α, 3α nach einer arithmetischen Reihe zunehmen, was dem
Bildungsgesetz der logarithmischen Spirale entsprechend ist.
Um Weitläufigkeiten zu sparen, kann man sich den Winkel α sehr klein denken, so dass die Verbindung der
äusseren Dreieckspunkte zu einer stetigen Curve der logarithmischen Spirale
wird.
Es ist nun leicht einzusehen, dass, je nach dem Grundwerthe x, die Spirale auch verschiedene Winkel γ
erhalten wird, weil die rascher wachsenden Radien auch eine flachere Spirale mit
kleinerem Winkel γ ergeben müssen.
Mit Umgehung umständlicher Rechnungen kann
log nat a = cotg γ . . . . . (7)
gesetzt werden, so dass auch
k = cotg
γ
ist.
Hierauf kann für einen gegebenen Kreuzungswinkel γ die
entsprechende logarithmische Spirale gefunden werden, so dass
u = eφ.cotgγ . . . . . . (8)
als Gleichung derselben anzusehen ist.
Da nun
e
cotgγ
=
a
ist, so folgt
u = aφ . . . . . . (9)
ebenfalls als Gleichung derselben.
Wird der Werth u für den gegebenen Winkel γ und für den Winkel φ = 1
(entsprechend φ° = 57,3°) (Fig. 24) vorher
berechnet, so folgt
u = a
1
als Radius zum Winkel
φ = 57,3°.
Die Berechnung von a wird logarithmisch durchgeführt, so
zwar, dass
log a = cotgγ.log
e
bezieh. weil
log e = log 2,7183 = 0,4343
ist,
log a = 0,4343. cotgγ
und
Num log 0,4343. cotgγ = a
wird.
wird.
Zum Beispiel
γ
=
45°
cotgγ
=
1
log a
=
log e = 0,4343
Num log 0,4343
=
2,7183 = a
u
=
2,7183
Radius bezieh. Abstand des Curvenpunktes vom Pol O für den Kreuzungswinkel γ = 45°.
Werden nun die Fahrstrahllängen u für verschiedene
gebrauchte Kreuzungswinkel y berechnet und in eine
Tafel zusammengestellt, so kann man jederzeit die logarithmischen Spiralen für die
verschiedensten Einheitsgrössen mit Zuhilfenahme einfacher zeichnerischer
Rechenverfahren aufzeichnen.
Tafel für die Radien u, für φ = 1.
γ°
cotg γ
m.cotg γ = log α
Num log α = u
45
1,0
0,4343
2,718
60
0,5774
0,2508
1,782
65
0,4663
0,2025
1,594
70
0,3640
0,1581
1,439
75
0,2679
0,1163
1,307
77
0,2309
0,1003
1,260
79
0,1944
0,0844
1,214
80
0,1763
0,0766
1,193
81
0,1584
0,0688
1,172
82
0,1405
0,0610
1,151
83
0,1228
0,0533
1,130
84
0,1051
0,0456
1,111
85
0,0875
0,0380
1,092.
Wird der Einheitswinkel φ = 57,3°, ein Winkel,
dessen Bogenlänge gleich dem Halbmesser ist, z.B. in vier gleiche Theile getheilt,
so heissen diese Winkel
φ = ¼, 2/4, ¾
bezieh. 4/4
und die Radien zu den entsprechenden Curvenpunkten
u_0=a^0=1
u_1=a^{¼}=\sqrt[4]{a}
u_2=a^{2/4}=a^{1/2}=\sqrt[2]{a}
u_3=a^{3/4}=\sqrt[4]{a^3}
u_4=a^{4/4}=a^1=a=u.
Da nun a bereits bestimmt ist, so bietet die Berechnung
der Fahrstrahllängen (Radien) keine besonderen Schwierigkeiten mehr.
Um aber diese Arbeit noch zu erleichtern und das Zahlenrechnen zu beschränken, kann
das zeichnerische Verfahren des Potenzirens in vortheilhafte Anwendung gebracht
werden.
Werden auf das Achsenkreuz X.Y (Fig. 26) vom Mittelpunkt o aus die
Streckeneinheit u0 = 1
und senkrecht dazu der Radius u_1=a^{¼}=\sqrt[4]{a} aufgetragen,
die Endpunkte durch die Gerade u0u1 verbunden, so ist diese die Richtungslinie für die
Potenzrechnung eines gegebenen Grundwerthes u = a.
Textabbildung Bd. 286, S. 8Fig. 26.Herstellung der Fräser. Wenn nun auf diese Richtungslinie durch die Achsenschnittpunkte
fortlaufend Senkrechte von Achse bis Achse gezogen werden, so geben diese Abschnitte
auf den Achsen X und Y die
Potenzen von a bezieh. die Wurzelwerthe desselben
an.
Aus der Aehnlichkeit der Dreiecke folgt:
u2 :
u1
= u1 : u0
u_2=\frac{{u_1}^2}{u_0}=\frac{(\sqrt[4]a)^2}{1}=\sqrt[2]{a}
Ebenso
u3 :
u2 = u2 : u1
bezieh.
u_3=\frac{{u_2}^2}{u_1}=\frac{a}{\sqrt[4]{a}}=\sqrt[4]{\frac{a^4}{a}}=\sqrt[4]{a^3}
Endlich verhält sich
u4 :
u3
= u3 : u2
und es ist
u_4=\frac{{u_3}^2}{u_2}=\frac{\sqrt[2]{a^3}}{\sqrt[2]{a}}=\sqrt[2]{a^2}=a
bezieh.
a = u.
Wird dieses Verfahren fortgesetzt und die gefundenen Radien auf den zugehörigen
Winkelschenkeln aufgetragen, so gibt die Verbindungslinie der Endpunkte die
gesuchte logarithmische Spirale.
Eine grössere Genauigkeit ist erreichbar, wenn man diese Potenzrechnung nicht von u0 = 1 ausgehend nach
a, sondern von a nach
u3 und von der
Richtungslinie u3a aus nach u0 = 1 das Rechenverfahren durchführt, wobei das
Ergebniss in dem Eintreffen zur Einheit die Bestätigung der Richtigkeit findet.
Alsdann ist im Verhältniss
a : u3 = u3 : u2
(u3)2
= a.u2
= a√a = √a3
u_3=\sqrt{\sqrt{a^3}}=\sqrt[4]{a^3}
wie bereits vorher gefunden.
Ist die Streckeneinheit u0 = 1 verhältnissmässig gross, so würden die Curvenpunkte der Spirale weit
aus einander zu liegen kommen, was zu einem ungenauen Ergebniss führen würde. In
einem solchen Fall braucht man den Winkel φ = 1 bezieh.
φ° = 57,3° bloss in acht Theile zu zerlegen und als
äussere Richtungslinie (au7) anzunehmen, wobei
u_7=\sqrt[8]{a^7} ist oder die bequemere innere
Richtungslinie (u0u1), worin
u_1=\sqrt[8]{a} wird, was leichter auszurechnen geht.
Textabbildung Bd. 286, S. 9Fig. 27.Fräserspirale. Hat man sich bei der Herstellung eines Fräsers für einen entsprechenden
Anstellungswinkel (90 – γ) entschlossen, so braucht man
bloss die zum Winkel γ gehörige Spirale zu zeichnen und
dieselbe als Rückenlinie am Fräsezahn zu übertragen (Fig.
27).
Wird ferner die Bogentheilung ab des Fräsezahnes (Fig. 28) in gleiche Theile eingetheilt und diese
Eintheilung auch auf den Kreisumfang der Curvenscheibe (Fig. 29) übertragen, wird ferner der Ausschnitt bezieh. der Bogen für die
Rücklaufcurve des Fräsezahns bestimmt, so kann ohne weiteres die Form der
Curvenscheibe ermittelt werden.
Textabbildung Bd. 286, S. 9Fig. 28.Fräser. Bemerkenswerth sind die Rücklaufcurven a, b,
c an der Fräse (Fig. 28) und an der
Unrundscheibe (Fig. 29).
Da zur Schonung des geschlossenen Formschneidstahls dieser Bogentheil vor dem
Hinterdrehen ausgefräst zu werden pflegt, so verlieren diese Rücklaufcurven ihre
Bedeutung.
Nur wird zur Erhöhung der Betriebsdauer eines Fräsewerkzeuges es stets erwünscht
sein, diesen Ausschnitt d (Fig. 28) knapp zu halten. In e ist ein stark
abgeschliffener und abgenutzter Fräsezahn, in f ein
neuer dargestellt.
Zum Schluss sei nochmals auf die Bedeutung eines richtig durchgeführten
Schleifvorganges hingewiesen, da für einen normal hinterdrehten Fräser jedes Ueber-
oder Unterschleifen zu einer Aenderung des Schnittquerschnittes führen muss und dann
ein hinterdrehter Fräser in Bezug auf gleichbleibenden Formquerschnitt der
gestellten Bedingung niemals entsprechen kann.
Textabbildung Bd. 286, S. 9Fig. 29.Fräser.Textabbildung Bd. 286, S. 9Fig. 30.Schleiflehre für Fräser. Zur Prüfung der richtigen Lage der Schleiffläche bezieh. der Schneide
verwendet J. E. Reinecker eine kleine Schleiflehre
(Fig. 30), ein Kopflineal, welches in die Bohrung
der Fräsescheibe eingelegt und nach der Schneide eingestellt wird, wobei die
Linealkante auf die Bogensehne zur Bohrung winkelrecht steht und diese halbirt, also
durch die Fräserachse geht.