Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 9 |
Download: | XML |
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 285 S.
225.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Weiterverarbeitung der Rohfasern zu Papier.
Textabbildung Bd. 286, S. 9Fig. 1.Transportvorrichtung von Kreiss. Um Rohfasern, wie Strohstoff und Aehnliches, vom Kocherhaus zu jenen
Räumen zu schaffen, wo derselbe gekollert, überhaupt weiter verarbeitet werden soll,
sind Transportbänder, Wagen u. dgl. im Gebrauch. Die Firma Eugen Kreiss in Hamburg führt hierzu eine andere Vorrichtung aus, welche
thatsächlich in einigen Etablissements zufriedenstellend arbeiten soll. Wir sehen in
Fig. 1 ein Rohr, in welches bei A der Stoff einläuft. Im Rohre wird er dadurch weiter
bewegt, dass das Rohr, gestützt durch Federn F, von
einer Kurbel K durch die Schubstange S eine hin und her gehende Bewegung erhält, also in
Schwingungen versetzt wird. Ursprünglich nur für körnige Substanzen ins Auge
gefasst, soll der Apparat auch für Rohstoffe in Papierfabriken bereits gute Dienste
thun.
Hadernschneider.
Für das Hadernschneiden liegt eine Neuerung im D. R. P. Nr. 54422 von Heinrich Pitzler in Birkesdorf bei Düren vor. Die
Neuerung bezweckt, bei rotirenden Hadernschneidern die Lumpen in kleine, ungefähr
rechteckige Fleckchen nur durch Kreismesser auf zwei Wellen zu zerschneiden, während
sonst deren vier nothwendig sind, je zwei für eine Schnittrichtung. Bei zwei
Schneidwellen kann die Maschine natürlich einfacher werden und auch unter sonst
gleichen Umständen vielleicht ökonomischer arbeiten. Wir sehen in Fig. 2 und 3 die Kreismesser auf die
Wellen a und b gekeilt und
zwar sind sieben Messer c1,.....c7 auf
der Welle a und, zwischen diese greifend, sechs
Kreismesser (unter Umständen gezahnte) auf der Welle b.
Von diesen fassen einige die durch das Transportband f
zugebrachten Lumpen und zerschneiden sie in Längsstreifen, welche herab auf das
Transportband f1
fallen, wobei die Wand o ein Herumschleudern verhütet.
Durch f1 werden die
Lumpen der geneigt gegen die Wagerechte gestellten Rinne n zugeführt, welche die Hadernstreifen ungefähr rechtwinkelig gegen ihre
frühere Richtung auf das Transportband f2 abrutschen lässt. Dieses führt die Lumpen wieder
empor zu der zweiten Messergruppe, wie durch Vergleich von Grund- und Aufriss
erkannt wird. Die zweite Messergruppe besorgt dann das Zerschneiden der Streifen in
Fleckchen. In die offenen Zwischenräume bei den Messern c1, c2, c3 und d4, d5, d6 greifen nach Art von Schlägern wirkende Scheiben
g und h, um hängen
gebliebene Hadern von den Messer wellen nach unten abzuschlagen. Der Betrieb
geschieht durch Riemen. Abgesehen von der grösseren Breite, gegenüber den sonst
üblichen, derartigen Maschinen, ist die beschriebene Maschine geschickt
disponirt.
Textabbildung Bd. 286, S. 10
Pitzler's Hadernschneider.
Holländer und Stoffmühlen.
Textabbildung Bd. 286, S. 10Fig. 4.Karger's Holländer. Für die auch in meinem Berichte 1890 277 174
ff. besprochenen Holländer mit lothrechtem Stoffumlauf liegen einige Neuerungen vor,
welche jene Uebelstände abstellen sollen, welche diese Anordnung mit sich bringt und
auf die auch an jener Stelle hingewiesen worden ist. Von A.
Karger, Papierfabrikant in Aloisthal, ist eine Verbesserung an
Umpherston-Holländern projectirt und von der Maschinenfabrik E. Leder und Co. in Hohenstadt ausgeführt worden. Der Haupttheil der in
Fig. 4 (nach der Papierzeitung) versinnlichten Neuerung ist das Stofftreibrad A. Von der Holländer walze aus angetrieben, schiebt es
bei der Drehung in der Richtung des eingezeichneten Pfeiles der Holländerwalze B Stoff zu, den diese auf der anderen Seite auswirft,
so dass er, unter der wagerechten Scheidewand durch, wieder gegen das Treibrad A gelangen soll. Doch scheint es mir, als ob dies
schwerlich so vor sich gehen wird. Bei der Anordnung des Rades A wie in der Figur müssen unbedingt die oberflächlich
ankommenden Theile erfasst werden, während man sich nicht vorstellen kann, wie der
schwerere, gröbere und zu Boden gesunkene Stoff wieder unter die Messerwalze kommen
soll. Etwas anderes wäre es, wenn das Rad A von ganz
unten Stoff nach aufwärts bringen würde. Es ist demnach kaum zu glauben, dass der
Holländer als Misch- und Bleichholländer gut arbeiten, noch weniger aber, dass
Halbzeug zu gleichmässigem Ganzzeug gemahlen werden wird. Der Berichterstatter
konnte auch durch unmittelbare Anfrage keine genügende Auskunft erlangen.
Textabbildung Bd. 286, S. 10Fig. 5.Krön's Holländer. Ein Beweis, dass man in der Praxis ganz wohl die Unregelmässigkeiten bei
lothrechtem Stoffumlauf erfahren hat, scheint in der durch D. R. P. Nr. 49297
geschützten Construction zu liegen. Rudolf Krön in
Golzern schlägt nämlich vor, die wagerechte Scheidewand theilweise beweglich zu
machen, um den Raum unter derselben besser reinigen, überhaupt dort nachsehen zu können.
Nach Fig. 5 haben wir den Wandtheil ac um e, den Theil bd um f drehbar, derart,
dass die bezüglichen Wellen durch e und f bis ausserhalb des Troges, durch Stopfbüchsen gehend,
reichen. An die Wellenenden können Kurbeln angesetzt werden, damit nach Bedarf die
erwähnten Wandabschnitte in die gestrichelt gezeichneten Lagen gebracht und der
sonst ziemlich unzugängliche untere Kanal nachgesehen werden könne. Die Rührer r dürften hier den Stoff in diesem Kanäle nicht so
leicht zur Ruhe kommen lassen, so dass hier das Absetzen von schwereren
Stofftheilchen kaum so arg geschehen wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 11Mensen's Holländer. Als ein Mittelding zwischen Holländern mit wagerechtem und lothrechtem
Stoffumlauf möchte ich den Holländer von Louis Mensen's
Nachfolger in Hagen (D. R. P. Nr. 55548)
bezeichnen. Anknüpfend an das Patent von Hoyt werden
doch schliesslich, wie aus den Fig. 6 und 7
hervorgeht, zwei Kanäle hauptsächlich neben einander
angewendet, indem von der Messerwalze A weg über den
Abfall G der Stoff nach dem Kanäle C, von diesem um die Scheidewand H herum, wie bei Holländern mit wagerechtem
Stoffumlauf, in den Kanal J und endlich wieder zur
Messerwalze fliesst. Der Kanal J ist also nur ein
kleines Stück von der Verlängerung G des Kanals C überdeckt, daher gut zugänglich, womit eine Reihe von
Uebelständen verschwindet gegenüber Holländern mit streng durchgeführtem lothrechtem
Stoffumlauf. Ich vermuthe, dass dann, wenn der Sandfang K länger gehalten oder doch sein Gefälle weiter vertheilt würde, ein
gleich-massigerer „Zug“ in den Holländer käme. Sehr interessant sind bei
diesem Holländer die beweglichen Grundwerke D mit
regulirbarem Vorschübe. Wie aus der Skizze ersichtlich, ist dies hier so ausgeführt,
wie der Vorschub der Pressen bei Holzschleifern. Es sind in Führungen
Grundwerkstheile verschiebbar und können dieselben durch Vermittelung eines
Zahnstangentriebes, Kette L und Kettenrad innerhalb
bestimmter Grenzen beliebig eingestellt werden. In meinem Berichte 1890 277 121 habe ich darauf hingewiesen, welche besondere
Bedeutung der Pressung zwischen Grundwerk und Messerwalze für die Qualität des
ermahlenen Stoffes und damit schliesslich auch des Papiers zukommt. Hier kann man
nun diese Pressung leicht dem Bedürfnisse anpassen und durch Versuche den besten
Druck finden und auch leicht erhalten. Deswegen möchte ich diese Neuerung als
einen sehr glücklichen Gedanken bezeichnen, insbesondere dann, wenn sich die stramme
Führung der Grundwerkstheile praktisch durchführen lässt, derart, dass dieselben
nicht störend schwanken.
Textabbildung Bd. 286, S. 11Fig. 8.Cressman's Holländer. Eigentlich auch mit lothrechtem Stoffumlauf ist der Doppelholländer von George W.
Cressman in Barron Hill ausgestattet und gibt die Ausführung, welche in
Fig. 8 nach dem amerikanischen Patente Nr. 432300
skizzirt ist, ein ziemlich absonderliches Bild. Ist die Scheidewand G herabgelassen, so arbeitet jede Walze D für sich in ihrem Troge, der im Grundrisse rechteckig
gehalten ist, indem der Stoff zwischen Grund werk a und
Walze D bearbeitet, dann nach aufwärts über die Wand
H ausgeschleudert werden und auf der anderen Seite
wieder zufliessen soll. Ist der Stoff noch grob oder schwer zu zerkleinern, so soll
die Wand G eingeschoben werden, indem man dann ein
häufigeres Durchgehen zwischen den Messern erhofft, als dann, wenn die Wand G emporgezogen ist. Das ist nun schwer vorstellbar.
Vielleicht werden sich bei emporgezogener Wand in der Nähe der Kante B Wirbel bilden, wodurch die Stoffe beider Walzen etwas
durchgemischt würden. Aber ob wirklich gerade dadurch ein gleichmassiges Erzeugniss
erzielt wird, wie es in der Patentschrift behauptet wird, mag bezweifelt werden.
Sind die Walzen gleich schwer und haben sie sonst vollständig entsprechende
Einrichtung, so wird der Stoff, ob die Wand G
herabgelassen ist oder nicht, aller Voraussicht nach durch beide Walzen gleichartig
gemahlen werden.
Weiter oben habe ich neuerlich auf die Wichtigkeit der Pressung zwischen Walze und
Grund werk für die Qualität des Stoffes hingewiesen. Diesen Druck nach Bedarf zu
regeln, erstrebt auch die Neuerung von Eduard Rész in
Susak bei Fiume (D. R. P. Nr. 54105) und zwar bei der gewöhnlichen
Holländerconstruction mit wagerechtem Stoffumlauf. In Fig. 9 ist eine solche in
wenigen Linien skizzirt. Die Lager der Walzenzapfen c
befinden sich auf den Hebeln ab. Dieser Hebel ist nun
bei den gangbaren Ausführungen häufig auch durch Schrauben verstellbar, ohne dass
man jedoch, ausser etwa durch das stärkere oder schwächere „Brummen“ beim
Mahlen, erkennen kann, wie es mit der Grösse des Walzendruckes steht. Rész schaltet nun eine Feder ein. Schliessen wir (Fig. 9a und 9b) das Hebelende a einfach mit gelenkiger Mutter an die Spindel e an, so haben wir die gebräuchliche Anordnung, indem
durch Drehen des Handrades n und des Schneckentriebes
bei m das Hebelende a
verstellt wird. Letzteres wird von der Büchse d
ergriffen, welche mit ihrer Verlängerung d1 den oberen Theil der Rankenfeder fasst, welche
unten mit dem Stück j verbunden ist. j besitzt die Mutter für das Gewinde der Spindel e. Weil die Federbüchsentheile d1 und j an
den festen Stangen h bei β
und β1 geführt sind,
wird der Drehung der Spindel e eine Verschiebung des
Theiles j entsprechen, so dass die oben durch a gehaltene Feder aus einander gezogen oder zusammen
gedrückt wird. Das Maass für die dabei entwickelte Kraft gibt die relative
Verschiebung der Theile j und d1; diese
wird bezeichnet an einer Scala in der Verlängerung von d1 durch den Stift i, der an der Verlängerung der Hülse j
angebracht ist. Rész bestimmt die Hauptmarken dieser
Scala in folgender Weise: Er spannt die Feder so weit, dass das ganze Walzenge wicht
aufgehoben wird; dies ist dann geschehen, wenn man einen dünnen Papierstreifen noch
zwischen Walze und Grundwerk durchziehen kann; die entsprechende Stellung des
Zeigers i wird markirt. Dann lässt er die Feder g ungespannt, so dass also die Walze mit ihrem ganzen
Gewicht auf dem Grund werk ruht; erkannt wird dies daran, dass zwischen den
vollständig entlasteten Walzenzapfen und ihren Schalen ein Papierstreifen
durchgezogen werden kann. Diesem Zustände entspricht wieder eine bestimmte Stellung
von i. Weiss man das Walzenge wicht, so kann man
dementsprechend die Eintheilung zwischen den beiden gefundenen Marken so
durchführen, dass die Pressung zwischen Walze und Grundwerk in Kilogrammen angegeben
wird. Setzt man die Eintheilung über die letztermittelte Marke fort, so kann man
eine bestimmte Vermehrung der Walzenpressung angeben, so dass jedenfalls die
Unbestimmtheit hinsichtlich der letzteren verschwindet. Es ist ja ganz natürlich,
dass bei dem Betrieb jene Pressung keine constante sein wird und sein kann. Wenn ein
grösserer Klumpen Hadern oder Stoff durchgezwungen wird, muss sich ja die Walze
heben und die Feder spannen. Aber jedenfalls wird die mittlere Pressung nahe
constant sein, und dem Ideal eines gleichmässig normalen Betriebes dürfte man nahe
kommen. Jene harten Stösse, die gerade in dem früher erwähnten Falle bei den
üblichen Holländerconstructionen nothwendiger Weise vorkommen, verschwinden
hier.
Textabbildung Bd. 286, S. 12Holländer von Rész. Eine Abänderung der Kingsland'schen
Stoffmühle finden wir in der Feinfasermühle von Hermann
Schmidt in Küstrin (D. R. P. Nr. 52781). Die Mühle ist in Fig. 10 skizzirt und
erkennen wir daraus sofort die ausserordentliche Aehnlichkeit, wenigstens der
Anordnung im Ganzen, mit der lang bekannten in Fig. 11 schematisch
gezeichneten Ausführung. Während jedoch bei der Kingsland'schen (Fig. 11) zwei Mahlflächen m1, m2 beiderseits des Läufers l vorhanden sind, arbeitet hier (Fig. 10) nur eine und
wird gerade davon ein besseres Mahlen erhofft. Richtig ist, dass die gute
Einstellung bei zwei Mahlflächen viel Mühe verursacht und möglicher Weise bei nicht
ganz genau montirten Maschinen überhaupt nicht befriedigend geschehen kann. Weiter
müssen wir bedenken, dass bei zwei Mahlflächen das Mahlgut ungefähr in der Mitte bei
b der ersten Mahlfläche m1 eintritt, dann durchgemahlen und
ausgeschleudert wird, um zur zweiten Mahlfläche m2 von aussen zu gelangen und gegen die Mitte zu
streben, damit der Austritt bei g stattfindet. Dieser
Bewegung wirkt aber die Fliehkraft entgegen und es muss daher ein gewisser
Ueberdruck geschaffen werden, damit der Stoff bei m2 thatsächlich gegen die Mitte durchgeht.
Textabbildung Bd. 286, S. 12
Feinfasermühle von Schmidt.
Jener Ueberdruck hängt offenbar von der Läufergeschwindigkeit
ab und kann entweder mittels eines höher stehenden Fülltrichters oder auch durch
eine Speisedruckpumpe erreicht werden. Eigentlich dasselbe sehen wir für eine feste Mahlfläche in Fig. 10 bei der Schmidt'schen Construction. Hier ist das Einstellen der
Mahlflächen, weil nur eine feste vorhanden ist, allerdings wesentlich einfacher, wir
haben aber auch nur eine Arbeitsfläche und kann daher
der Stoff auch nicht so kräftig behandelt werden, als unter sonst gleichen Umständen
von zweien. Statt nun aber für diesen Zweck das Mahlgut in der Mitte einzuleiten und
ausschleudern zu lassen, was mir entschieden einfach und vortheilhaft erscheint,
wird hier doch auch, trotzdem in der Patentschrift die Kingsland'sche Anordnung mit dem nothwendigen Durchdrücken des Stoffes bei
der zweiten Mahlfläche m2 (Fig. 11)
getadelt wird, der Stoff am Umfange den Mahlscheiben zugeführt und in der Mitte
durch g (Fig. 10) abgeleitet.
Allerdings wird, der wechselnden Geschwindigkeit entsprechend, auch der Ueberdruck
angepasst, indem am Läufer gekrümmte Schaufeln e
angebracht sind,
welche den Stoff, ähnlich wie bei einer Centrifugalpumpe, dem Läuferumfange
zuführen. – Damit die Mühle nicht leer gehen kann, ist im Fülltrichter a ein Schwimmer h
vorgesehen. Fliesst kein Stoff mehr zu, so sinkt der Schwimmer h immer tiefer und schliesst endlich vermöge der Hebel
Verbindung ikL das Ablassventil m.
Textabbildung Bd. 286, S. 13Fig. 12.Kegelstoffmühle von Hunter. Von Kegelstoffmühlen erhielt James Hunter in Polton im D. R. P. Nr. 50416 eine
solche mit lothrechter Achse geschützt. Der kleinere Durchmesser des Kegels befindet
sich unten, der grössere oben. Tritt also (Fig. 12)
der Stoff unten bei a ein, so wird er bei rascher
Drehung der Messertrommel B nach aufwärts gegen den
grösseren Halbmesser zustreben und daher zwischen den Messern des Gehäuses S und der Trommel R
aufsteigen; dabei wird derselbe gemahlen. Im oberen Deckel des Gehäuses bei b befindet sich der durch einen Hahn verschliessbare
Auslass. Je nachdem der Hahn mehr oder weniger offen ist, tritt der Stoff leichter
oder schwerer aus, er wird also kürzer oder länger zwischen den Messern zu verweilen
gezwungen werden, wonach sich der Grad der Feinheit des abfliessenden Stoffes
richtet. Die Einstellung der Messer geschieht durch Verschieben der Achse w sammt Trommel R, etwa
mit Hilfe eines Hebels, dessen eines Ende gelenkig mit der Spindel s verbunden ist. Diese kann mittels des Handrades h vermöge des am Spindelende vorhandenen Gewindes
gestellt werden.
In der nach amerikanischem Patent Nr. 447853 in Fig.
13 skizzirten Kegelstoffmühle von Salomon R.
Wagg in Appleton finden wir eine principiell ähnliche Ausführung mit der
1890 277 176 beschriebenen Stoffmühle von F. Marshall. Wenn auch kaum anzunehmen ist, dass die
wirkliche Ausführung so unvollkommen wie die Zeichnung in der Patentschrift erfolgt,
so sehen wir doch, wie die Sache gemeint ist. Bei a, in
der Nähe des kleinsten Kegeldurchmessers, läuft der Stoff ein, fliesst am
Kegelmantel zum grössten Durchmesser, während er gemahlen wird, um dann noch an den
ebenen Mahlflächen bei E von der Mahlscheibe F bearbeitet zu werden. Die Stellung dieser Mahlscheibe
F ist es nun, welche die vorliegende Ausführung
einigermaassen interessant macht. F geht nämlich in
eine Hülse h über, welche die Welle S umfasst. In einen eingedrehten Hals f jener Hülse greift ein Hebel e, dessen eines Ende bei g drehbar gelagert
ist, während das andere durch Spindel c und Handrad C, jedoch nicht unmittelbar, gestellt werden kann,
indem die Spindel c erst auf eine mit Flüssigkeit
gefüllte Kapsel A und diese erst auf den Hebel e drückt. Die Pressung der Flüssigkeit in A und damit schliesslich auch die Grösse des Druckes,
welcher zwischen den Mahlflächen bei E herrscht, wird
dadurch gemessen. Es ist dies neuerlich ein Beweis für die praktische Bedeutung des
Druckes zwischen den Mahlflächen. Selbst bei den Kegelmühlen, bei denen man
durchwegs rein gemahlenes Product leicht erhalten soll, fühlt man sich zu einer
solchen Controle veranlasst. Die Stellung des Kegels geschieht in bekannter Weise
durch Verschieben der Achse.
Textabbildung Bd. 286, S. 13Fig. 13.Kegelstoffmühle von Wagg. Bezeichnend für die Leichtigkeit, mit welcher man in Amerika Patente
erhält, ist das amerikanische Patent Nr. 444644 an Edwin W.
Barton in Lawrence. Hierbei ist patentirt bei sonst ganz normal
ausgeführten Kegelstoffmühlen der Einlauf in dem kleineren Deckel des Gehäuses,
statt wie meistens im Gehäusemantel. Davon wird eine gleichmässigere Stoffzufuhr und
Vertheilung des Stoffes in der Mühle erwartet.
Textabbildung Bd. 286, S. 13Fig. 14.Simonet's Triturateur. Ein ganz eigenthümlicher Apparat ist der „Triturateur“ von M. Simonet in Quintin. Nach dem beigegebenen
Holzschnitt (Fig. 14), welcher der Papierzeitung 1891 entnommen ist, sehen wir die
arbeitenden Theile, Walzen CC und CM, in einem Troge angebracht, der bei der Arbeit bis
auf die Eintragöffnung o im Deckel vollständig
geschlossen ist, Von den Walzen wird nur eine, CM,
angetrieben, während die zweite, CC, nur mitgenommen
wird, weil die schraubenförmigen Schienen am Umfange dieser Walzen wie die Zähne von
Zahnrädern in einander greifen, und zwar haben wir an der Eintragstelle am Umfange
jeder Walze nur vier Schienen, also weite Zwischenräume, während später, sich
einschiebend in die vorhandenen Zwischenräume, im zweiten Längsdrittel acht und dann
sechzehn Schienen vorhanden sind. Den Deckel sehen wir theilweise geriffelt, um
anfänglich den Stoff besser zu halten; unter den Walzen ist auch ein dreischneidiges
Messer angebracht. Die Wirkung der Maschine ist offenbar vor allem eine quetschende,
ein eigentliches Mahlen, Schaben, wie etwa im Holländer, findet wohl nicht statt.
Die gleitende Reibung zwischen den Walzenmessern wird allerdings auch zerfasernd auf
den Stoff einwirken. Den Holländer vermag eine solche Maschine jedenfalls nicht zu
ersetzen, sie kann eine Arbeit verrichten, welche in ihrem Erfolg jener eines
Kollerganges ähnlich sein wird. Holzabfälle und Zellstoff zu zerkleinern mag ganz
gut gehen, wenn – die Zwischenräume sich nicht verstopfen. Während man beim
Kollergang und so vielen anderen Maschinen, welche ähnlichen Zwecken dienen, leicht
nachsehen kann, weil alles offen und zugänglich ist, kann dies bei dem
„Triturateur“, ohne dass man ihn abstellt, nicht geschehen. Er soll mit 5
bis 8 in 24 Stunden bis 6000 k Stoff verarbeiten, was für einen Stoff, ist
dabei allerdings nicht gesagt.
Wenn Holzschliff, in Pappenform geliefert, in den Holländer eingetragen wird, dauert
es mitunter lang, bis er ganz aufgelöst ist, unter Umständen knüllt er sich zusammen
und macht Unannehmlichkeiten. Dem soll eine Zerreissmaschine von William O. Russell in Lawrence nach amerikanischem
Patent Nr. 426217 vorbeugen. In der nach der Patentbeschreibung gegebenen Fig. 15 sehen wir bei B
einen Tisch, auf welchem der Holzschliff den Zuführwalzen ab zugeschoben wird, welche ihn auf der anderen Seite den Einwirkungen der
Stachelwalze A überliefern. Diese, rasch sich drehend,
zerrt den zwischen den Walzen ah gehaltenen Stoff aus
einander und lockert ihn auf diese Weise so weit auf und liefert schon so kleine
Theilchen, dass der Holzstoff im Holländer sich nicht mehr leicht zusammenballen
kann.
Textabbildung Bd. 286, S. 14Fig. 15.Russel's Zerreissmaschine. Aehnlich, wie wir es schon bei vorhandenen Ausführungen finden,
insbesondere in letzterer Zeit nach Patent Krön (vgl.
1888 268 490), wird die Stoffbewegung bei dem neu
patentirten Misch- und Bleichholländer von John Hoyt in
Manchester nicht durch die Holländerwalze, die hier ganz entfällt, sondern durch ein
besonderes Transportorgan veranlasst, das für den Zweck wesentlich besser geeignet
sein kann. Wir sehen in Fig. 16 nach amerikanischem
Patent Nr. 412258 eine Art Schiffsschraube B in der
Scheidewand D des Holländertroges angebracht. Der
Antrieb erfolgt durch die Riemenscheibe S derart, dass
ihre Welle durch Stopfbüchsen in den Trog geht und die Bewegungsschraube B in ihrem Gehäuse dreht. Bei passender Flügelstellung
kann die Bewegung des Stoffes, wie es die Pfeile andeuten, stattfinden.
Jedenfalls möchte ich vermuthen, dass der Stoff bei dem Durchgang durch B energisch durch einander gewirbelt wird, was hier
beim Misch- und Bleichholländer nur erwünscht sein kann. Einen ähnlichen Zweck
erfüllen die Rührarme F auf der Welle E. Bei C haben wir
Waschtrommeln bekannter Ausführung, deren Antrieb auch von der Schraubenwelle E abgeleitet wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 14
Fig. 16.Hoyt's Bleichholländer.
Leimen.
Den Ausführungen 1890 275 29 über das Leimen des Papieres füge ich einige Neuheiten an. Für
Harzleimung hat Carl Baxmann in Berlin das D. R. P. Nr.
51891 für einen selbstreinigenden Leimkessel erhalten. Die Anordnung ist nicht
schlecht; es ist ja zum mindesten unangenehm, wenn sich beim Leimkochen am oberen
Rande des Kessels allmählich eine harte Kruste ansetzt, welche nach dem
gebräuchlichen Vorgange hier und da abgestochen wird. Dabei kann der theuere
Kupferkessel leicht ernstlich beschädigt werden. Nach Baxmann's Anordnung (Fig. 17) haben wir für
den Leim einen besonderen Einsatz a, oben und unten
gedichtet durch Ringe b und c, während der Boden d den Abschluss gegen
das Wasserbad h bildet. Hat sich oben eine Kruste
angesetzt, so dreht man einfach den Einsatz a um und
kann so die Kruste mitbenutzen.
Textabbildung Bd. 286, S. 14Fig. 17.Baxmann's Leimkessel. Beim Lösen der schwefelsauren Thonerde geht man oft so vor, dass man mit
Blei ausgefütterte Eisenbehälter benutzt. Natürlich dürfen offene Fugen im Blei
nicht vorhanden sein, sondern alles muss durch Löthen thunlichst dicht hergestellt
werden. Trotzdem geschieht es nicht selten, dass sich undichte Stellen ergeben,
durch die Eisenoxyd eindringt, welches die Lösung wesentlich verunreinigt. Das
Auffinden der undichten Stellen hat seine Schwierigkeiten, weil das Blei ziemlich
verquetscht ist. Deshalb ist ein Vorschlag beachtenswerth, welcher in der Papierzeitung 1891 gegeben worden ist. Danach wird die
Bleiausfütterung nicht unmittelbar an das Eisen angelegt, sondern allseits ein
Zwischenraum von 5 bis 6 mm gelassen. In diese Zwischenräume werden genügend
Holzleisten gebracht, damit das Blei sich nicht verbiege, da es in einem so grossen
Gefäss sich selbst zu tragen nicht vermag. Entsteht nun eine undichte Stelle, so
dringt die Lösung in den Raum zwischen Blei und Eisen und kann durch Löcher, welche
im Boden des Eisengefässes angebracht sind, abfliessen.
Um Eisen aus den Lösungen von schwefelsaurer Thonerde zu entfernen, wird nach
E. Augé in Montpellier (D. R. P. Nr. 55173) die
Sulfatlösung mit einem Ueberschuss von Thonerde oder einem Thonerdemineral einige
Stunden gekocht, wozu dann noch später zur Absonderung des in schleimiger Form
vorhandenen Eisens Kalialaun gegeben wird.
Zu dem D. R. P. Nr. 34420 hat Prof. Mitscherlich ein
Zusatzpatent D. R. P. Nr. 54206 erhalten. Es soll damit der Gerbstoffgehalt der
Sulfit ablaugen besser nutzbar gemacht werden. Leimlösungen werden in feinen
Strahlen etwa der fünfzigfachen Menge Ablauge zugesetzt bei gewöhnlicher Temperatur.
Dadurch soll der Leim eine verhältnissmässig bedeutende Gerbstoffmenge aufnehmen.
Dieser Gerbstoffleim wird dann, allenfalls unter Zuhilfenahme von Harz zur Leimung
des Papierbreies verwendet, wodurch nach Versicherung Prof. Mitscherlich's auch bei bedeutenden Mengen von Holzschliff und Füllstoffen
ein verhältnissmässig festes Papier erhalten werden kann.
Eine Bemerkung will ich anschliessen. Die häufigen Klagen über leimschwaches Papier
haben oft ihre Ursache nicht gerade an schlechter Leimung. Die Sache liegt manchmal
wo anders. Es kann sein, dass an einzelnen Stellen die Trockenfilze zu faulen
beginnen und deshalb alkalisch werden. Wenn aber Harz mit alkalischer Flüssigkeit in
Berührung gekommen ist, kann Wasser adhäriren und vermag deshalb auch Tinte
durchzuschlagen.
Nach dem D. R. P. Nr. 51782 an Dr. F. J. Homeyer und Otto Wolf in Frankfurt a. M. soll beim Leimen statt der
gebräuchlichen schwefelsauren Thonerde die Kieselfluorwasserstoffsäure oder deren
lösliche Salze benutzt werden. Die Erfinder erwarten davon nicht bloss, dass die
Leimung ganz ähnlich geschehe, wie bei der Benutzung der schwefelsauren Thonerde,
sondern dass auch durch das entstehende kieselfluorwasserstoffsaure Kali oder
Natron, welche im Wasser sehr schwer löslich sind, ein im Papier verbleibender
Füllstoff geschaffen und die Verunreinigung der Abwässer mehr hintangehalten werde.
Bekanntlich wird auch Blanc fixe manchmal direct im Holländer erzeugt, indem
Chlorbarium in Lösung dem Holländer zugetheilt und der schwefelsaure Baryt, das ist
ja Blanc fixe, durch Zusatz von Glaubersalz oder schwefelsaurer Thonerde ausgefällt
wird. Dabei hat man Erfahrungen, dass, in solcher Weise vorgehend, mehr Füllstoff im
Papier erhalten werden kann.
(Fortsetzung folgt.)