Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 25 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Fortsetzung des Berichtes S. 9 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Bleichen.
Textabbildung Bd. 286, S. 25Bleichtrogbatterie. Eine interessante Einrichtung finden wir im amerikanischen Patent Nr.
458822 geschützt. Es ist dabei auch für diesen Process ein Gegenstromsystem
angewendet, allerdings wird dadurch die Benutzung mehrerer Bleich tröge nothwendig,
statt des sonst üblichen einen Bleichholländers. Wir sehen in Fig. 18 eine Batterie
von vier Bleichtrögen a1.. a4. In
a1 wird durch das
Rohr b fortwährend von unten frischer ungebleichter
Stoff eingeleitet. Dieser wird dann durch die Schöpfschnecke von oben (vgl. auch
Fig. 19) in den
nächsten Trog a2
überleert u.s.f. bis derselbe endlich in den Trog a4 gelangt, aus welchem derselbe durch das Rohr h abläuft. Die Bleichflüssigkeit macht den umgekehrten
Weg. Sie wird frisch durch das Rohr g in den letzten
Trog a4 von unten
eingeleitet, mischt sich dann mit dem Stoffe, welcher in den anderen Trögen schon
vorgebleicht worden ist, denselben derart fertig weiss machend. Durch eine Trommel
d wird die bereits theilweise ausgenutzte
Bleichflüssigkeit, ähnlich wie es mit dem Waschwasser bei Waschtrommeln geschieht,
abgeschöpft und dem nächsten Troge a3 zugeführt u.s.f., bis die fast vollständig
ausgenutzte Bleichflüssigkeit nach a1 kommt, wo dieselbe auf den noch ganz ungebleichten
Stoff trifft und nach erfolgter voller Ausnutzung durch die letzte der Trommeln d in den Ablauf, in das Rohr e fliesst. Bei voller Achtsamkeit und nach vorsichtig erfolgtem
Feststellen der Geschwindigkeiten für die Transportschnecken und die Trommeln d dürfte mit diesem Apparate thatsächlich eine gute
Ausnutzung der Bleichflüssigkeit möglich sein. Doch ist nicht zu leugnen, dass
diese Einrichtung wesentlich complicirter als die gebräuchliche ist. Ob die
Ersparung bei allfällig besserer Ausnutzung der Bleichlösung dies wett macht, kann
nur die Erfahrung zeigen. Ein richtiges Princip ist jedenfalls befolgt und ist es
ganz gut denkbar, dass die Zahl aller Holländer, welche für das Bleichen einer
grösseren Menge Stoff bei dem gewöhnlichen Verfahren erforderlich ist, auch nicht
kleiner ist, als die Gesammtzahl aller Tröge in den eben beschriebenen
Bleichbatterien.
Eine Fülle von Vorschlägen bezieht sich darauf, andere Quellen zu erschliessen,
welche das bleichende Chlor in genügender Menge verhältnissmässig leicht und billig
gewinnen lassen. Durch die weite Verbreitung der Ammoniaksodafabrikation ist ein
empfindlicher Abgang an Salzsäure eingetreten, was auch der Begründer dieses
Sodagewinnungssystems, C. Solvay, bald erkannt hat. Von
ihm selbst rührt eine Reihe von Vorschlägen her, um diesem Mangel abzuhelfen, und
bezieht sich auch das D. R. P. Nr. 51084 auf diesen Gegenstand. Danach soll nicht
ein Gemisch von Chlormagnesium und Magnesia im Luftstrom erhitzt werden, sondern
wasserfreies Chlormagnesium allein. Dieses schmilzt bei ziemlich niedriger
Temperatur und so geschmolzen wird es mit heisser trockener Luft behandelt. Der
Process soll continuirlich in einem geeigneten Reactionsgefäss vorgenommen werden,
indem man einerseits Magnesia als Bodensatz abzieht und neues Chlormagnesium
zufügt.
Das Verfahren von James Greenwood, wonach Chlor und
caustische Soda unter Beihilfe von Elektricität aus Kochsalz gewonnen werden sollen,
will eine englische Gesellschaft The Caustic Soda and
Chlorine Syndicate Ltd. ausbeuten. Nach den Versuchen von Cross und Bevan wäre es möglich, bei Anwendung dieses
Verfahrens etwa 70 Proc. des theoretischen Ergebnisses zu gewinnen.
Das D. R. P. Nr. 53395 an Georg Nahnsen in Hannover will
Verluste bei der Darstellung von Chlor (und Brom) mittels Elektricität dadurch
vermeiden, dass die Einwirkung des Stromes bei ziemlich niedriger Temperatur
erfolgt. Verwendbar sollen alle chlorid- oder chlorürhaltigen Lösungen,
einschliesslich der Salzsäure sein. Die Abkühlung müsste durch Kältemaschinen
geschehen.
Endlich sind im D. R. P. Nr. 49280 an Dr. Christian
Heinzerling und im D. R. P. Nr. 50329 an die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen zwei interessante
Verfahren angegeben, um Chlor in verdichtetem, flüssigem Zustande herzustellen und
dadurch transportfähig zu machen.
Hermite's Bleichverfahren, das bisher hauptsächlich mit
Chlormagnesium betrieben werden sollte, ist jetzt auch auf die Benutzung von
Kochsalz ausgedehnt worden. Nach dem Journal des fabricants
de papier haben eine Reihe von Fabriken die Einführung dieses Verfahrens
beschlossen. Es muss zugegeben werden, dass die in der genannten Zeitschrift
veröffentlichte Beschreibung einer ausgeführten Anlage nicht gerade sehr complicirt
genannt werden kann. Doch sind keine derartigen Angaben gemacht, welche vermuthen
lassen, dass die principiellen Mängel dieses Verfahrens, auf welche in den früheren
Jahrgängen von D. p. J. hingewiesen worden ist,
beseitigt sind.
Textabbildung Bd. 286, S. 26Kellner's Bleichholländer. Für ein hochinteressantes elektrisches Bleichverfahren hat Karl Kellner das französische Patent Nr. 204827
erhalten. Er entdeckte nämlich, dass durch die Einwirkung von Chlor auf den
Farbstoff, der bei gekochtem Zellstoff vorhanden ist, derselbe derart verändert
wird, dass er wohl, wie bekannt, nicht wasserlöslich, wohl aber in Alkalien löslich
wird. Darauf baut er sein Verfahren auf, welches in der abwechselnden Anwendung von
Chlor und Alkalien besteht, so dass die Farbstoffe allmählich entfernt werden, und
zwar durch eine Chlormenge, die weit geringer ausfällt als wie dann, wenn nur unter
Zuführung von Chlor so lange gebleicht wird, bis der Stoff auch endlich weiss, aber
möglicher Weise überbleicht wird. Kellner will nach
diesem Verfahren mit dem vierten Theil der sonst gebrauchten Chlormenge auskommen.
Auf gewöhnliche Weise Chlorkalk anzuwenden wäre nicht möglich, weil das darauf
folgende alkalische Bad Kalk ausfällen würde, welches gleich einem Mordant die
Farbstoffe auf dem Zellstoff fixiren müsste. Unter Zuhilfenahme von Elektricität
könnte man alle Schwierigkeiten umgehen. In Fig. 20 und 21 ist eine
Bleichholländeranlage nach diesem System, wie sie in der Papetrie veröffentlicht worden ist, skizzirt. Der Holländer besitzt drei
Abtheilungen, in deren mittlere der Stoff durch die Pumpe d befördert wird. Ueber den geneigten Siebboden e fliesst er gegen das Flügelrad f, das
denselben gegen die beiden Seitenabtheilungen weiterschaffen hilft. In diese strömen
nun die beiden Zersetzungsproducte der alkalischen Chlorverbindung durch Rohre g ein. Weil dann beide Stoffpartien in der Richtung der
Pfeile gegen die Oeffnungen c1 kommen und durch diese in einen Sammelbehälter fliessen, vereinigen sich
die elektropositive und elektro-negative Zersetzungslösung, jenen Erfolg
hervorrufend, der oben im Allgemeinen angedeutet worden ist. Die Pumpe d schafft wieder das Gemenge in die Mittelabtheilung
zurück. Während der Stoff aber sich über den geneigten Siebboden bewegt, dringt
Flüssigkeit durch diesen und wird durch das Rohr r der
Centrifugalpumpe i zugeführt, welche die Lösung durch
ein Sieb j2 hindurch zu
den aus Kohle, Zink oder Platin bestehenden Elektroden j1 getrennt durch Scheidewände j3 und untergebracht in
dem elektrolytischen Apparat J, treibt. Die nach unten
offenen Abtheilungen dieses Apparates sind abwechselnd mit einem der Rohre g1 und weiterhin mit
g verbunden. Dadurch ist es möglich gemacht, dass
das eine der beiden Rohre elektropositive, das andere elektronegative
Zersetzungsflüssigkeit in den Bleichholländer ausgiesst. Principiell ganz ähnlich
ist die Anordnung dann, wenn Bleichbottiche verwendet werden sollen.
Textabbildung Bd. 286, S. 26Fig. 22.Kellner's Anwendung der Elektricität zum Bleichen. Eine andere Anwendung des Bleichens mittels der zersetzenden Kraft des
elektrischen Stromes ist Karl Kellner durch das D. R.
P. Nr. 57619 geschützt. Nach diesem geschieht die Zersetzung der Bleichflüssigkeit
unmittelbar auf dem zu bleichenden Körper, so dass die Zersetzungsproducte in statu
nascendi zur Wirkung gelangen, wodurch an Energie bedeutend erspart werden soll. Das
Verfahren ist in Fig. 22 für einen Papierstoffdeckel
d versinnlicht. Dieser bewegt sich in der Richtung
des Pfeiles und gelangt, nachdem er durch das Rohr n
mit Kochsalzlösung, welcher chlorbindende Stoffe, z.B. Alkalien, zugesetzt werden
sollen, um das Entweichen des überschüssig entwickelten Chlors zu verhindern,
getränkt worden ist, zwischen die Walzen a und b und damit auch auf den endlosen Filz f. Die Walzen a und b sind aber die Elektroden, so dass der Papierstoff
auch mit dem elektropositiven Aetznatron imprägnirt, endlich bei o aufgerollt, dann abgenommen und an einem nicht zu
kühlen Orte sich selbst überlassen wird. Nach einiger Zeit haben die anwesenden
Chlorverbindungen die Zersetzung der Farbstoffe bewirkt, worauf der Stoff
ausgewaschen werden muss. Das scheint mir nun ein heikler Punkt. Wie leicht kann die
Dauer der Einwirkung zu gross ausfallen und dadurch das Product ernstlich geschädigt
werden. In den Filz dringt ebenfalls Aetznatronlösung ein, weil er beim Passiren des
Troges k auch mit Kochsalzlösung getränkt wird. Ein gut
Theil des Aetznatrons im Filze wird durch die Quetschwalzen h und j ausgepresst.
Die Benutzung von Chlorgas und Alkalien setzt auch ein Verfahren zum Bleichen von
Jute voraus, welches von der Actiengesellschaft
Leykam-Josefsthal verwendet wird.
Zu höchst wichtigen Resultaten sind Cross und Bevan über den Verbleib von Chlor beim Bleichen
gekommen. Die bezügliche Arbeit ist in dem Journal of the
Society of Chemical Industry 1890 veröffentlicht worden. Die Genannten
haben gefunden, dass beim Bleichen mit Chlorkalk nicht alles
Chlor in den Zustand von Chlorcalcium übergeht, sondern dass bis 20 Proc. des
angewendeten Chlors in den Stoff übergehen und mit den Incrusten
Verbindungen
bilden, aus denen das Chlor nicht durch Auswaschen entfernt
werden kann. Dies ist aber eine grosse Gefahr für den Bestand des
Papierstoffes, besonders weil das Chlor mit den üblichen Mitteln in solcher Form gar
nicht nachgewiesen werden kann. Es ist aber im Stoff, indem es Cross und Bevan
thatsächlich gelungen ist, das Chlor aus diesen Verbindungen darzustellen. Möglicher
Weise ist daraus die Veränderlichkeit von Zellstoffpapieren beim Lagern zu erklären.
In Lumpenpapieren, wo kaum noch Incrustenreste vorkommen, könnten auch diese
verdächtigen Verbindungen nicht auftreten, so dass die grössere Dauer und
Unveränderlichkeit solcher Papiere beim Lagern erklärt werden kann.
Anschliessend an das, was ich über Oelbleiche 1890 277 120
gesagt habe, erwähne ich das D. R. P. Nr. 52505 der Firma Heinrich Ermisch in Burg-Magdeburg. Diese stellt ein Bleichöl aus
Chlorkalklösung, schwerem Paraffinöl oder Theeröl und Harzöl her. Mit diesem
Bleichöl werden die Lumpen gekocht und nebstdem die bisher üblichen Mittel, jedoch
in weit geringerer Menge benutzt. Für 1000 k leinene Lumpen wären 5 bis 7 k von dem
Bleichöl nothwendig. Die Wirkung erklärt sich durch das Ablösen der fettigen
Substanzen von den Fasern, wodurch diese der Einwirkung der anderen Zusätze
zugänglicher werden.
Im D. R. P. Nr. 52205 des Dr. Ludwig Schreiner in
Stuttgart ist als Bleichmittel ozonisirtes Terpentinöl angegeben. Es entsteht durch
Auflösen von 125 Th. Harz in 200 Th. Terpentinöl, dann Zusammenmischen mit einer
Lösung von 22,5 Th. Kalihydrat in 40 Th. Wasser, weiter 90 Th. Wasserstoffsuperoxyd.
Es entsteht eine Gallerte, welche sich bei Zutritt von Licht schon nach zwei bis
drei Tagen, im Dunkeln erst nach Wochen in eine dünne haltbare Flüssigkeit, vom
Erfinder „Ozonin“ genannt, verwandelt. 1 g dieser Flüssigkeit in 1 l Wasser
soll eine Emulsion liefern, welche kräftig bleichend auf Faserstoffe aller Art
wirkt, ohne die Faser anzugreifen und zu schädigen. Auch durch die Einwirkung von
atmosphärischer Luft auf eine wässerige Lösung von Terpentinöl soll die
eigenthümliche Bleichflüssigkeit entstehen.
Mischkästen. Bütten.
Textabbildung Bd. 286, S. 27Fig. 23.Annandale's Mischbottich. Von der üblichen einfachen Form, bei welcher nur Lattenflügel vorkommen,
abweichend, ist eine Anordnung von James Hunter
Annandale in Polton. Wir sehen in Fig. 23
neben den gebräuchlichen lothrechten Lattenflügeln W im
Mischbottich noch ein Rohr g angebracht. Dasselbe ist
unten und oben offen und enthält die mit schiefen Schaufeln ausgestattete
Kegeltrommel U im Rohrtheil f.
U wirkt bei der Drehung ähnlich wie eine Centrifugalpumpe, saugt den Stoff
unten durch die Oeffnungen u an und treibt ihn in dem
Rohr g aufwärts, bis er oben wieder überfliesst.
Dadurch geschieht jedenfalls ein besseres Durchmengen als mit den gebräuchlichen
einfachen Apparaten. Eine im Princip ähnliche Ausführung wurde 1888 269 99 besprochen.
Textabbildung Bd. 286, S. 27Fig. 24.Currier's Rührflügel. Einen ähnlichen Erfolg verspricht sich Mahlon D.
Currier von eigenthümlichen Rührflügeln, die durch D. R. P. Nr. 57194 und
amerikanisches Pat Nr. 436015 geschützt sind. Die der Nähe der Achse halbkreisförmig
gebogenen Rührflügel D (Fig.
24) verengen sich allmählich und bilden endlich ein fast vollständig
geschlossenes Rohr. Dadurch soll der Stoff in der Nähe der Achse erfasst und gegen
den Umfang gedrängt werden.
Das Absetzen von Stoff kann am einfachsten verhindert werden, wenn man liegende Stoff
kästen und Bütten anordnet.
Knotenfänger.
Ein stehender Knotenfänger mit Benutzung von Saugwirkung ist jener von Thomas Goodall und Thomas
Webster in Sunderland und Bertram und Sohn in
Edinburg (Amerikanisches Patent Nr. 435091). Nach der Patentschrift sind die
Siebplatten B (Fig. 25)
stehend im Troge A angebracht. Der Stoff tritt oben
ein, geht durch die Siebplatten B hindurch gegen den
Ablauf C und lässt die Knoten im Raume A zurück. Um eine Saugwirkung zu erzielen, sind Platten
E einerseits an den hängenden Hebel D fest angeschlossen, andererseits mit dem Gehäuse
durch nachgiebige Lederstreifen J verbunden. Durch die
Schubstange F kann aber D
und damit auch E in Schwingungen versetzt werden, durch
welche offenbar eine Art Saugwirkung hervorgerufen wird. Andererseits tragen diese
Schwingungen auch zur Reinhaltung der Schlitze bei, wie es den nach ähnlichem
Princip eingerichteten Knotenfängern allgemein nachgerühmt wird. Durch die Stange
G kann ein benachbarter Knotenfänger ebenfalls
schwingende Bewegung erhalten.
Textabbildung Bd. 286, S. 27Fig. 25.Knotenfänger von Goodall. Auf den ersten Blick unterscheidet sich von den meist gebräuchlichen
Drehknotenfängern der Knotenfang von Theodor Volstorf
in Berlin (D. R. P. Nr. 51726), indem bei demselben die Achse schief liegt.
Ausserdem erfolgt vom Eintritte bis zum Austritte eine zunehmende Verdünnung des
Stoffes durch das zugeführte frische Spritzwasser. Wir sehen Fig. 26 in a die
schiefliegende Trommel mit Siebplatten so geneigt, dass der untere Boden bei c vollständig in die Flüssigkeit eintaucht; während der
obere Theil der Sortirtrommel vollständig aus dem Stoff erhoben ist. Der noch nicht
sortirte Stoff läuft in das Innere durch den Konus e
und das Rohr f und tritt von Knoten befreit nach
aussen, um bei t abzufliessen. Fortwährend spritzt
Wasser aus den Röhren U, u1, so dass einerseits die Schlitze rein
gehalten werden, andererseits der Stoff mehr und mehr verdünnt wird. Weil die
Siebtrommel sich fortwährend dreht, werden die im Inneren verbliebenen Knoten durch
die an die Trommel angelötheten Blechflügel, welche schraubenförmig gekrümmt
sind, weiter nach oben gebracht und endlich ausgeworfen. Damit sie nicht etwa wieder
zurück in den gereinigten Stoff gelangen, hat die Siebplattentrommel a einen Winkelring g, der, wie aus der Skizze
ersichtlich ist, gegen diese Möglichkeit schützt. Das Rohr f, durch welches der Stoff einfliesst, ist von einem weiteren Cylinder d umgeben, der, gegen das Eindringen von Wasser
geschützt, als Schwimmer wirkt. Bei geeigneter Schlitzweite werden wir mit diesem
Knotenfänger langsamer als etwa bei einem solchen mit Saugwirkung, aber viel zarter
sortiren können. Auch ist das beständige Ableiten der Knoten, ohne dass dieselben an
die Siebplatten angepresst werden, wie es bei Knotenfängern mit Schabern geschieht,
eine nicht zu unterschätzende Annehmlichkeit.
Textabbildung Bd. 286, S. 28Fig. 26.Volstorf's Knotenfänger. Ein interessantes Verfahren zum Ausbessern schadhafter Knotenfänger hat
Paul Hezel in Mannheim angegeben (D. R. P. Nr.
54744). In der Hauptsache geht man so vor, dass man die Knotenfängerplatte verzinnt,
hierauf die Schlitze verlöthet und dieselben dann neu ausfräst. Im Uebrigen sollen
sich auch neue Knotenfängerplatten durch Verzinnen viel haltbarer machen lassen.
Metalltuch.
Beständig hört man die Klage über die zu kurze Dauer dieses für das zu erzielende
Product so überaus wichtigen Theiles der Papiermaschine. Es ist eben das feine
Gewebe so vielfach beansprucht: denken wir nur an die Krümmungen, welche dasselbe
fort und fort zu überstehen hat, an den Zug, dem dasselbe ausgesetzt ist, das
Verziehen, welches nun einmal dauernd nicht zu vermeiden ist, u. dgl. m. Ein
achtsamer Wärter und möglichst grosse Walzen an den Krümmungen sind nicht genug zu
schätzen. Es ist ja selbstverständlich, dass das Material von ausserordentlicher
Wichtigkeit ist, weil dann, wenn dieses schlecht ist, auch der beste, der sorgsamste
Wärter den raschen Verschleiss nicht hintan halten kann. Aber wenn das Material gut
ist und die sonstigen, theilweise neuerlich hervorgehobenen Umstände günstig die
Dauer beeinflussen, dann kann man auf eine Zeitdauer kommen, wie sie in The Paper Trade Review erwähnt ist, dass auf einem Siebe in Nord-Irland nicht weniger als 484 t
Papier in 9½ Wochen hergestellt worden sind. Das ist allerdings eine Zahl, welche
wohl selten erreicht werden wird, weil man schon mit 5 bis 6 Wochen Siebdauer recht
zufrieden sein kann.
Für Mittelpapiere werden aus der Erfahrung neuerlich die drillirten oder
gezwirnten Metalltücher warm empfohlen. Dieselben sind wohl merklich theurer als die
sonst üblichen, machen dies aber durch längere Dauer, insbesondere an den Rändern,
durch ungestörteren Betrieb reichlich wett. Mag die Webart nun welche immer sein,
als Material empfiehlt sich Phosphorbronze insbesondere bei Celluloseverarbeitung,
weil Phosphorbronze eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen Säuren besitzt.
Durch das an Paul Tourasse in Bridoire (Savoyen)
ertheilte D. R. P. Nr. 54525 ist eine Herstellungsart für Metalltücher patentirt
worden. Doch besitzt diese Erfindung viel Verwandtes mit der in D. R. P. Nr. 24827
von Gustav Pickhardt. Wir haben es dabei nicht mit
einem Gewebe zu thun, sondern mit einer Art Geflecht, indem Drähte schraubenförmig
auf einer geeigneten Maschine gekrümmt und dann in einander geschraubt werden, wie
bei a (Fig. 27) zu
ersehen ist (vgl. 284 * 221). Die Achsen der
Drahtwindungen stehen senkrecht zur Länge des Metalltuches. Durch diese
eigenthümliche Herstellungsweise, welche für gröbere Drahtgitter häufig vorkommt,
ist es möglich, die Enden des Metalltuches ohne Naht zu vereinigen, indem man den
Schlussdraht einfach in beide Enden einschraubt, wie auch aus der Stelle bei a entnommen werden kann. Der Wegfall der Naht ist eine
nicht zu unterschätzende Annehmlichkeit. Dagegen sind die Ränder, wenn keine weitere
Vorkehrung getroffen wird, schutzlos. Fraglich ist auch der Umstand, ob ganz feine
Siebe auf diese Weise hergestellt werden können. Zweifellos sind jedoch solche Siebe
für Pappenmaschinen möglich. Auch Karl Zeyen in
Solingen stellt solche geflochtene Siebe her.
Textabbildung Bd. 286, S. 28Fig. 27.Tourasse's Metalltuch. Für die Schonung des Siebes ist es wichtig, die Registerwalzen aufmerksam
zu bedienen. Nach einem Stillstande kann es leicht geschehen, dass sich Rost auf den
Zapfen der Walzen festsetzt; dann ist es Metalltuch, begreiflich, wenn dieselben
sich nicht recht drehen wollen. Ein beachtenswerther Vorschlag aus der Praxis ist
deshalb der, Rothgusszapfen und Lager anzuwenden. Das „Einrosten“ der Zapfen
wird dann nicht stattfinden können.
Vordruckwalze. Wasserzeichen.
Bekannt ist, dass für viele Papiersorten die Vordruckwalze in der gebräuchlichen
Ausführung zu schwer wird und ihr Gewicht häufig, wenn auch nur zum Theil
ausbalancirt werden muss. Dabei ist das Gerippe für die Walze aus Stäben gebildet.
Nach dem D. R. P. Nr. 53872 an Jul. Pohle in Raguhn
soll an Stelle dieses Stabgerippes ein cylindrisches Drahtgewebe treten. Gebildet
wird dieses (Fig. 28) aus Längsdrähten b und einer aus Hohldraht a bestehenden Drahtspirale. In die Aushöhlung dieses Drahtes legt sich
eine Drahtspirale s, welche unmittelbar dem
Siebwalzenüberzug g als Stütze dienen soll (Fig. 29). Seitlich sind Kränze d mit Zapfen e angebracht. Ob bei dieser
Ausführung wirklich ein wesentlich geringeres Gewicht und eine grössere
Durchlässigkeit als bei den bekannten Ausführungen erreicht wird, erscheint wohl
fraglich. Auch vermag das Gerippe keineswegs über genügende Festigkeit im
Zusammenhange mit der Walze zu beruhigen.
Wasserzeichen, die über den ganzen Bogen gehen und derart an einander gereiht
sind, dass sie eine endlose Folge bilden, trifft man verhältnissmässig selten. Sie
haben wohl den Vortheil, dass sie das Theilen der Papierbahn in Bogen ohne besondere
Vorsichten gestatten, doch ist es nothwendig, die ganze Mantelfläche der
Egoutteurwalze mit der bezüglichen Stickerei zu versehen. Dies verursacht ziemliche
Kosten, welche begreiflicher Weise den Preis des Papiers immerhin beeinflussen. Weil
dieser nun ohnehin recht gedrückt ist, so vertragen nur feinere, theuere Papiere das
Anbringen einer solchen Musterung. Eine nette Art solcher endloser Wasserzeichen ist
z.B. das unter Fabriksnummer 794 in das Musterregister der Stadt Düren eingetragene.
Es stellt ein Spinnengewebe mit Spinnen vor. Dasselbe ist leicht endlos zu machen,
doch dürfte, besonders mit Rücksicht auf die saubere Ausführung, die Herstellung
nicht billig zu stehen kommen.
Textabbildung Bd. 286, S. 29Fig. 28.Pohle's Drahtgewebe.Pietro Miliani in der alten Papiermacherstadt Fabriano
in Italien liefert prächtige Wasserzeichen in Wertpapieren. Darunter finden sich
solche gewöhnlicher Art, wie sie z.B. auf dem Schöpfsieb gebildet werden, doch auch
andere von jedenfalls wesentlich abweichender Darstellung. In den italienischen
Hundert-Lirenoten z.B. ist der Körper der Buchstaben LIRE CENTO so hergestellt,
dass, auf bedrucktes Papier aufgelegt, durch jene Buchstabenkörper deutlich der
unten liegende Druck gelesen werden kann, was sonst nicht möglich ist. Es verhalten
sich diese Stellen also ähnlich wie Pauspapier und dies lässt wohl die Vermuthung
zu, dass die auf gewöhnliche Weise hergestellten Wasserzeichen noch geeignet
imprägnirt worden sind.
Textabbildung Bd. 286, S. 29Fig. 29.Pohle's Siebwalzenüberzug. Eine französische Gesellschaft hat das D. R. P. Nr. 52340 für ein
Verfahren erhalten, welches bezweckt, Papier auf der Maschine durch Wasserzeichen
fortlaufend zu numeriren. Dies geschieht allerdings nicht durch den Dandyroller,
sondern derart, dass mit der Siebwalze ein Numerirapparat geeignet verbunden wird.
Indem man dabei eine Schaltung, ganz ähnlich wie sie bei den bekannten Ausführungen
solcher Numerirwerke vorkommt, benutzt, ist es möglich, beweglich eingestellte
Ziffern rechtzeitig in die feuchte, weiche Papierbahn einzudrücken, wodurch der
Zweck erreicht ist. Schliesslich ist der Vorgang principiell dem bei der
Egoutteurwalze gleich, nur dass bei dieser eine unveränderliche Drahtstickerei die
Wasserzeichen verursacht.
Gautschpresse und Nasspressen.
Höchst ärgerlich ist es für den Betrieb, wenn die Papierbahn fortwährend klebt und
sich von den bezüglichen Walzen nicht ablösen will. Es wirken dabei eine Reihe
von Umständen mit, die oft für den besonderen Fall schwer zu finden sind. Es kann
sein, dass der Filzschlauch schon sehr abgenutzt ist; es mag der Schaber nicht genug
Druck haben, um den Filzschlauch nach Möglichkeit entwässert zur Berührung mit der
Bahn zu bringen; die Ursache kann aber viel weiter liegen, sie kann in der Art der
Mahlung, in der Leimung, sie kann auch im verwendeten Stoffe selbst zu suchen sein.
Es kann da nothwendig werden, den Harzverbrauch zu mindern, Alaun in grösserer Menge
zuzusetzen, das Papier wenn möglich leichter zu arbeiten, den Walzendruck
herabzusetzen u. dgl. Begreiflich ist, dass dann, wenn der Schaber an die obere
Gautschwalze fest angedrückt wird, damit dieselbe thunlichst trocken zur Papierbahn
zurückkehrt, der Schlauch bälder abgenutzt wird. Man ist derart sich
widersprechenden Forderungen gegenübergestellt und muss trachten je nach der Art des
Stoffes, des Siebes und der sonstigen einschlägigen Factoren den richtigen Ausgleich
zu treffen. Dies mag allerdings häufig recht schwer sein, muss aber geschehen, wenn
man das „Siebdrücken“ und damit das baldige Zugrundegehen des Siebes
vermeiden will. Gummiwalzen werden deshalb vielfach statt der Filzwalzen empfohlen
und liegen darüber auch einzelne sehr günstige Berichte vor. Schwer zu glauben ist
allerdings, dass solche Walzen acht Jahre im Dienste erhalten bleiben sollen.
Immerhin können durch dieselben viele Mängel, die gerade nur in der Anwendung des
Filzschlauches liegen, vermieden werden.
(Fortsetzung folgt.)