Titel: | Eisenbahn-Distanzsignal mit Lärmglocke und Controlklingel. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 35 |
Download: | XML |
Eisenbahn-Distanzsignal mit Lärmglocke und
Controlklingel.
Eisenbahn-Distanzsignal.
Bei der Gelegenheit einer Zusammenstellung der verschiedenen Verwendungen von
isolirten Contacten neben den Schienen (contre-rails isolés) hat E. de
Baillehache in der Lumière
Electrique, 1892 Bd. 44 * S. 519, auch die Anordnung
eines Distanzsignales für Eisenbahnen beschrieben, welchem eine Lärmglocke
beigegeben ist und bei welchem zugleich der Signal- oder Weichenwärter mittels eines
solchen Streckencontactes durch eine Klingel benachrichtigt wird, wenn etwa der
Locomotivführer über die durch das Signal geschützte Stelle hinausfährt.
Man pflegt bekanntlich an gefährdeten Stellen der Eisenbahnen Knallsignale
aufzustellen, damit der Locomotivführer durch den Knall aufmerksam gemacht werde,
wenn er, etwa wegen dichten Nebels, das sichtbare Haltsignal nicht beachtet und über
die durch dasselbe geschützte Stelle hinausfährt. Diese Knallsignale bieten nicht
genügende Sicherheit, weil der das Signal stellende Wärter nicht erfährt, wann ein
Locomotivführer über das Signal hinausfährt. Zudem erfordern solche Signale eine
fortlaufende Bedienung zum Zwecke der Wiederladung, auch kann unter Umständen einmal
der bei ihnen zu haltende Vorrath an Knallkapseln ausgehen.
Wenn man aber an dem Distanzsignale einen Contact anbringt, welcher die Schliessung
eines Batteriestromes durch eine Klingel beim Stell Wärter ermöglicht, falls der
Locomotivführer an dem zur Zeit auf Halt stehenden
Signale vorüberfährt, so wird die Klingel den Wärter unterrichten, wenn ein Zug die
gesperrte Stelle überschreitet. Dazu wird a. a. O. folgende Anordnung angegeben.
An der Dienststelle des Signalwärters wird eine Batterie aufgestellt; der eine Pol
derselben wird mit der einen Bahnschiene und durch diese mit der Erde verbunden, vom
anderen Pole dagegen läuft ein Draht durch eine elektrische Klingel bis zu dem in
1800 m Entfernung davon aufgestellten Distanzsignale und dann noch 1200 m weiter bis
zu dem vom Zuge bei seiner Annäherung zuerst erreichten Contacte A neben der Schiene. Beim Distanzsignale zweigt von dem
oben genannten Leitungsdrahte ein Draht nach einem Umschalter im Signale ab, welcher
bei auf Halt stehendem Signale den Stromweg nach der
vom Signale aus um 30 m nach der Dienststelle hin stehenden Lärmglocke und dem
zweiten Contacte B neben der Schiene schliesst, bei der
Stellung des Signales auf Frei dagegen diesen Stromweg
unterbrochen hält. Die Wagenräder stellen beim Darüberhinfahren eine leitende
Verbindung zwischen jedem Contacte und der neben diesem liegenden Schiene her.
Nähert sich ein Zug, so unterrichtet die Klingel den Signalwärter davon, sowie der
Zug über den Streckencontact A hinwegfährt. Ja, aus den
verschiedenen Tönen der Klingel vermag der Wärter wohl auch zu erkennen, was für ein
Zug sich nähert, wie viel Wagen er enthält, ob es ein Güterzug; ein Personenzug, ein
Schnellzug ist, oder ob bloss eine Locomotive kommt, u. dgl. mehr.
Befolgt der Locomotivführer die ihm durch das Distanzsignal gegebene Weisung, so
verharrt dann die Klingel im Schweigen; denn der Stromkreis ist entweder im
Signalumschalter unterbrochen geblieben, oder er wird im Contacte B nicht geschlossen. Fährt dagegen der Zug über den Streckencontact
B hinaus, während das Signal Halt zeigt, so muss die Lärmglocke ertönen und den
Locomotivführer mahnen, dass er das Signal nicht hätte überschreiten sollen, und
zugleich wird der Signal Wärter durch die wieder ertönende Klingel von der
ordnungswidrigen Ueberschreitung des Signales benachrichtigt.
Wenn es an irgend einer Stelle der Bahn nöthig erscheinen sollte, das Ueberschreiten
des Haltsignales aufzuzeichnen, so könnte man in einen Nebendraht zur Klingel des
Wärters einen Geschwindigkeitsaufzeichner einschalten und einen (Kurbel-)Umschalter
hinzufügen, welcher nach Bedarf den Strom durch die Klingel, oder durch den
Aufzeichner zu leiten gestattet. Man braucht dann für diesen Zweck nicht eine
weitere Anlage.