Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 49 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Fortsetzung des Berichtes S. 25 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Eine Construction, welche den Schaber überflüssig macht, ist im D. R. P. Nr. 54939 an
Wilhelm Kittner in Antonsthal patentirt worden.
Ganz eine ähnliche Ausführung zeigt das amerikanische Patent Nr. 421574 an Charles E. Johnson in Watertown, N. Y. In der Kittner'schen Ausführung sehen wir (Fig. 30) eine Walze A aus
Metall oder Hartgummi die Stelle des Schabers vertreten. Diese Walze liegt entweder
nur vermöge ihres Eigengewichtes oder auch noch gedrückt durch das Gewicht am
Gewichtshebel A2 auf
der Oberwalze. Das Wasser aus dem Spritzrohr S spült
wie bei den sonstigen Ausführungen den Filzbezug aus, während der Druck der Walze
A den Schlauch so weit wie möglich auspresst. Weil
A drehend mitgenommen wird, kann nicht leicht
Reibung eintreten und der Filzschlauch wird geschont. Mitgenommene Fäserchen werden
vom Umfange der Walze A durch den Schaber C abgestreift, ohne dass die Gautschwalze zu leiden
hat. Selbst scharfer Druck durch die Walze A, wobei der
Filz gut ausgepresst auf die Papierbahn gelangt, was ja sehr zu wünschen ist, wird
gut ertragen werden. In Johnson's amerikanischem Patent
ist die Gewichtsbelastung der Walze A durch
Schraubenpressung ersetzt. Weiter ordnet derselbe eine Bürste an, welche, in der
Längenrichtung der Gautschwalze maschinell bewegt, den Filzbezug noch etwas
aufrauht, bevor er durch das Spritzwasser ausgespült ist. Ein Schutzbrett, welches
nach Bedarf benutzt wird, verhindert, dass die allenfalls kleben gebliebene
Papierbahn weit mitgenommen wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 49Fig. 30.Presse ohne Schaber von Johnson. Weil das Langsieb leider nur zu häufig ausgewechselt werden muss, ist jede
Anordnung, welche diesen Arbeitsvorgang erleichtert, nur zu empfehlen. Von diesem
Standpunkte aus betrachtet, ist die im amerikanischen Patente Nr. 448441 von Thomas H. Latimer gegebene Lagerung der unteren
Gautschwalze nicht schlecht. Die Lagerböcke p für
dieselbe sind nach unten halbkreisförmig gestaltet (Fig.
31), legen sich in entsprechende Ausnehmungen des Maschinengestelles ein
und werden festgeschraubt. Soll ein Sieb ausgewechselt werden, so entfernt man
vorerst die obere Lagerschale c, fasst dann den Zapfen
n durch ein genügend langes Rohr, schraubt den Bock p ab und hat dann die Walze nach der Seite frei,
ohne sie anheben zu müssen; das Sieb kann dann, wie gewöhnlich, abgestreift
werden.
Textabbildung Bd. 286, S. 49Fig. 31.Lagerung der unteren Gautschwalze von Latimer.Textabbildung Bd. 286, S. 49Fig. 32.Gautschknecht, System Krön Wenn man die aus der Gautschpresse austretende Papierbahn auf den Legfilz
überführen will, so gelingt dies, besonders bei breiterem Papier, oft erst nach
vielen vergeblichen Versuchen. Wesentlich erleichtert soll diese Arbeit durch den
sogen. Gautschknecht, System Krön (D. R. P. Nr. 53240), werden, indem man die aus der Gautschpresse
tretende Papierbahn zuspitzt. Zu diesem Zwecke ist (Fig.
32) quer über die Maschine ein Rohr cc1 gelegt, an das ein drehbares Rohr e, ähnlich, wie ein Krahnschnabel geschlossen ist.
Denken wir das Sieb mit der constanten Geschwindigkeit c, das Rohr e mittels des Handgriffes f mit der constanten Winkelgeschwindigkeit ω bewegt, während aus der Mündung von e ein Wasserstrahl lothrecht abwärts auf die Papierbahn
trifft, so wird diese nach einer krummen Linie uv
zertheilt. Die Gleichung derselben auf die Coordinatenachsen durch d, senkrecht und parallel zur Bewegungsrichtung des
Siebes, ist:
y=\sqrt{r^2-x^2}+\frac{c}{w}\,arc\,cos\,\frac{x}{r},
wenn r die Länge des Rohres
e, von d aus gemessen,
angibt. Das heisst aber, dass die Linie uv eine
verlängerte oder verkürzte Cycloide sein bezieh. sich dieser Form mehr oder weniger
nähern wird, weil doch nicht immer genaue gleichförmige Geschwindigkeiten c oder ω vorhanden sein
werden. Jedenfalls erreichen wir aber einen Zipfel bei u, so dass das Ueberführen auf den Filz leichter geschehen kann. Statt des
Spritzrohres, welches allerdings darum besonders empfohlen werden kann, weil das auf
die Papierbahn auftreffende Spritzwasser den Papierrand bei uv verstärkt und die noch so weiche Bahn vielleicht am richtigsten
behandelt, kann auch ein Schneidrädchen oder ein Theilstift an das Ende des Armes
e gegeben werden.
Besonders bei sehr feinen Papieren ist es zu empfehlen, wenn die Papierbahn
selbsthätig durch einen Filz, das Obertuch abgenommen und wenigstens so lange ohne
Eingriff der Bedienungsmannschaft weiter geleitet wird, bis sie so weit ausgepresst,
getrocknet ist, dass sie nicht mehr so leicht beschädigt werden kann. Diesen Zweck
verfolgt u.a. auch Carl Eichhorn, welcher das D. R. P.
Nr. 57685 für eine Anordnung erhalten hat, bei welcher ein sehr langes Obertuch die
Papierbahn aus der Gautschpresse abnimmt und bis in die zweite Nasspresse führt.
Erst nachdem die Bahn aus dieser ausgetreten ist, muss sie unter menschlicher
Beihilfe weiter geleitet werden.
Papiertrocknung. Ventilation.
Textabbildung Bd. 286, S. 50Trockeneinrichtung von Kaiser. Bei den Trockeneinrichtungen von Gustav
Kaiser in Chemnitz (vgl. 1890 277 216), welche
Anlagen bezwecken, die scharfe Trocknung des Papiers im Anfange, solange die Bahn
noch sehr feucht ist, zu vermeiden, indem dieselbe die Trockencylinder nicht
unmittelbar berührt, zeigten sich einige kleinere Uebelstände. Nicht dass etwa der
günstige Einfluss dieser Trocknungsart auf die Qualität der Papiere bestritten
würde, aber die Papierbahn bekam Falten und Runzeln an jenen Stellen, wo sie auf den
Haspelstäben aufgelegen war. Dies verschlägt nicht viel bei solchen Papieren, welche
noch kalandert werden. Anders ist es aber bei solchen, welche nachher nicht
besonders appretirt werden; diese sehen dann unschön aus. Das Zusatzpatent D. R. P.
Nr. 52062 gibt ein Mittel an, durch welches dieser Uebelstand vermieden werden soll.
In Fig. 33 und 34 sehen wir, dass die
Papierbahn über Wälzchen G geführt wird, welche den
Heizkörper E umgeben und in Armen B, bei F verstellbar,
gelagert sind. Die Wälzchen G werden nun ausserhalb der
Papierbahn durch Bändchen angetrieben, so dass die Papierbahn niemals auf den
Wälzchen ruhig liegen bleiben kann. Damit entfällt aber auch der Grund zur Falten-
und Runzelbildung. Das Papier kommt schön glatt aus der Trockenpartie.
Als Schutzvorrichtung bei dem Einführen der Bahn zwischen Filz und Trockencylinder
ist in der Papierzeitung, 1890 S. 1421, eine
Construction veröffentlicht worden. Wir sehen Fig. 35
den Trockencylinder b über der Walze f. Bei der gewöhnlichen Einrichtung wird das Papier
einfach in den Zwischenraum fb eingeführt und darin
liegt die besondere Gefahr. Die Schutzvorrichtung besteht hier in zwei Wälzchen c und d, welche durch
Gewichtsbelastung oder in sonst geeigneter Weise an b
bezieh. f angedrückt werden, so dass dieselben die
durch die Pfeile angedeutete Drehung erhalten. Der Raum zwischen c und d soll nur etwa 1 cm
gross gemacht werden; man kann deshalb die Papierbahn dazwischen bringen,
Schutzvorrichtung ohne dass dieselbe von den Wälzchen c
oder d erfasst und herausgestossen wird, während jeder
dickere Gegenstand, z.B. ein Finger, aus dem Raum zwischen c und d entfernt wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 50Fig. 35.Schutzvorrichtung beim Einführen der Bahn. Einseitig glatte Packpapiere erhalten ihre Glätte auf den Trockentrommeln,
indem diese auf Filzwickelwalzen mit ihrem Gewichte aufliegen und die einlaufende
noch feuchte Papierbahn glätten. Weil das Publikum solche geglättete Packpapiere den
unansehnlicheren ohne Glanz selbst dann vorzieht, wenn die letzteren aus besserem
Stoffe bestehen sollten, was man ja schliesslich nicht so ohne weiteres bemerkt, so
werden diese Packpapiere fast nur mit solcher einseitigen Glätte hergestellt. Dass
dabei die Festigkeit und gute Oberflächenbeschaffenheit der Filzwickelwalze ganz
bedeutenden Einfluss nehmen muss, ist klar. Sehr empfohlen wird für diesen Zweck
guter, starker Baumwollbiber (Calmuc), der viel billiger als Wollfilz zu haben ist
und mindestens gleich gute Dienste leistet. Die bedeutende Wärme des
Trockencylinders bedingt, dass die Wickelwalze immer feucht erhalten werden muss.
Sehr gleichmässig kann das geschehen, wenn dieselbe auf einer gusseisernen Walze,
welche aus einem Troge fortwährend Wasser entnimmt, aufruht, sich entsprechend dreht
und so gleichmässig gefeuchtet wird.
Grahl und Höhl in Dresden haben ihren Bogentrockner
(vgl. 1890 277 217) recht praktisch umgeändert (D. R. P.
Nr. 56478). Statt die Bogen auf einer schiefen Ebene aufwärts gehen zu lassen, ist
der Bogentrockner in zwei Abtheilungen A und B (Fig. 36 und 37) getrennt; so dass
etwa bei A unten der Bogen aufgegeben werden kann und
sofort in die Trockenpartie eintritt. Der Bogen läuft dann im Theil A in schraubenförmigen Windungen nach oben, geht dort
in der Pfeilrichtung herüber nach der Abtheilung B und
geht in dieser wieder allmählich abwärts, bis er, unten angelangt, abgenommen werden
kann. Die endlose Kette erfasst die Rahmen für die Bogen seitlich.
Recht interessant und einfach sind die selbstschliessenden Pappenauffänger von Gysae und Krüger in Stolpen i. S. Nach einer der Papierzeitung entnommenen Skizze sind dieselben in Fig. 38 versinnlicht. Auf T-Schienen im Trockenboden
werden stark verzinkte, gusseiserne Gehäuse A
aufgeschoben, welche nach abwärts reichende Ansätze D
und E besitzen. In dem Gehäuse liegt lose der runde
Cementstein C. Die Pappe wird von unten zwischen diesem
und der Nase D eingeschoben, und durch ihr Gewicht zwischen C und D eingeklemmt. Nach
dem Trocknen drückt man C etwas empor und kann dann die
Pappe ohne weiteres abnehmen. Die Vorrichtung wird auch aus Holz ausgeführt.
Textabbildung Bd. 286, S. 51Bogentrockner von Grahl und Höhl.Textabbildung Bd. 286, S. 51Fig. 38.Pappenauffänger von Gysae und Krüger. Das durch die Trockenapparate, insbesondere durch die Trockentrommeln der
Papiermaschinen in Dampf verwandelte Wasser muss geeignet abgeführt werden, wenn man
eine Reihe von sehr empfindlichen Nachtheilen vermeiden will: den Nebel in nicht gut
ventilirten Papiermaschinensälen, das Tropfen des condensirten Wassers, das
Verfaulen der hölzernen Deckenconstructionen u. dgl. Hölzerne Deckenconstructionen
liessen sich wohl vermeiden und könnten dieselben sehr einfach durch die in neuerer
Zeit so beliebten Gewölbe zwischen eisernen Trägern ersetzt werden. Doch befördern
diese, wenn man nicht ganz besondere bauliche Anlagen ausführt, die Condensation des
Wasserdampfes, was man ja vermeiden will. Es dürfte deshalb eine geeignet
eingerichtete Ventilation das einzig richtige Mittel sein, um so ziemlich alle diese
Uebelstände verschwinden zu lassen. Es ist verlockend, irgend einen
Centrifugalregulator, einen Exhaustor anzubringen, wie es ja thatsächlich geschieht;
unter sonst gleichen Umständen wird man damit jedenfalls das ökonomisch günstigere
Resultat erzielen. Wenn aber im Betriebe des Ventilators irgend eine Störung
eintritt, dann hat man wieder alle Unannehmlichkeiten, die oben hervorgehoben worden
sind; eine unglaubliche Menge Ausschuss kann so leicht die Folge einer solchen
Störung sein. Deshalb möchte ich hier eher Einrichtungen das Wort reden, bei welchen
nicht so leicht eine Unordnung vorkommen kann und dies wäre die Ventilation durch
Wärme. Man vermeidet dadurch ganz leicht das Tropfen des Condenswassers, Nebel im
Papiermaschinensaal wird bei richtiger Anordnung nicht entstehen können, der Dampf
kann auch rasch entfernt werden, so dass er die Baulichkeiten kaum oder doch erst
nach verhältnissmässig langer Zeit bedeutender schädigen wird. Eine hübsche und
einfache Anordnung dieser Art ist in der Papierzeitung,
Jahrg. 1890, veröffentlicht worden, nachdem dieselbe sich thatsächlich schon
Jahre hindurch sehr gut bewährt hat. Wir sehen (Fig. 39) in der Decke
des Papiermaschinensaales einen Schlot a münden, in
welchem bei c Heizkörper angebracht sind. Der Schlot
geht hinreichend hoch über das Dach des Gebäudes, ist oben gegen das Hineinregnen u.
dgl. geschützt und erhält noch allenfalls eine zweite Wand wie bei b, um die Wärmeabgabe nach aussen zu erschweren. Unten
sind Rinnen d angebracht, um doch allenfalls
entstehendes Condensations-wasser aufzufangen, seitlich abzuleiten und nicht in Form
von Tropfen auf die Maschine gelangen zu lassen. In der Praxis wird auch der Schlot
unten zu einem Trichter erweitert; dessen lothrechtes Mittel nicht mit dem des
Schlotes zusammenfällt, so dass wie in Fig. 40
Condensationswasser aus dem Schlot nicht auf die Maschine kommen kann. Doch möchte
ich bei der Einrichtung wie in Fig. 39 diese Vorkehrung
für überflüssig halten. Liefern die Heizkörper bei c
genug Wärme, so wird der Dampf hinreichend abgesaugt, besonders dann, wenn mehrere
solche Schlote, bei grösseren Anlagen, eingebaut werden. Hat ja doch der Dampf in
sich selbst eine grosse Wärme, welche man nur zu erhalten bestrebt sein muss, damit
sich kein Wasser bilde. Führt man die Decke des Papiermaschinensaales doppelt, mit
zwischenliegender stagnirender Luftschichte aus, so erreicht man einen weiteren
Schutz gegen die Entnahme von Wärme aus dem gegen die Decke strömenden Dampf.
Textabbildung Bd. 286, S. 51
Ventilation durch Wärme.
Ausgiebigkeit des Papierzeugs.
Eine Reihe von Ursachen bedingt bei dem Verarbeiten des Stoffes auf der Maschine mehr
oder weniger grosse Verluste. Weil man mit so viel Wasser arbeiten muss, wird durch das Abwasser
eine merkliche Stoffmenge entführt; welche nur theilweise in den Zeugfängern
wiedergewonnen wird. Andererseits wird das Papier wohl in den allermeisten Fällen
beschnitten, so dass hierdurch „trockener Ausschuss“ entsteht. Weiter sind
Ursachen da, welche mit den Unregelmässigkeiten im Betriebe zusammenhängen. Bei den
Papiercalculationen pflegt man gewöhnlich erfahrungsgemäss diese Umstände zu
berücksichtigen, wobei man die Verschiedenheit in der Stoffmischung nicht beachtet.
Und doch ist diese wenigstens für die fortwährenden Verluste, wie durch das Abwasser
und den trockenen Ausschuss, keineswegs belanglos. Es ist hierüber in der Papierzeitung, Jahrg. 1891, eine interessante Studie
von Martini veröffentlicht worden. In dieser Arbeit
wird ein Weg angegeben, wie man für eine bestimmte Maschine genauere
Ergiebigkeitszahlen sich verschaffen kann. Denken wir uns Papier aus Hadern,
Zellstoff und Holzschliff hergestellt. Machen wir nun so viel verschiedene
Stoffmischungen, als verschiedene Rohstoffe, also hier drei, verwendet werden,
nehmen wir weiter den Gesammteintrag von demselben Gewichte und bestimmen wir das
Gewicht zum Schlusse für jede einzelne Machung, so lassen sich die
Ergiebigkeitsziffern berechnen. Nehmen wir an, dass sich ergebe:
Gruppe I
Gruppe II
Gruppe III
k
k
k
HadernZellstoffHolzschliff
H
1
Z
1
S
1
H
2
Z
2
S
2
H
3
Z
3
S
3
Einige-tragenin
dieHollän-der
Gesammtgewicht des Eintrags
G
G
G
Erzeugung aus gutem Papier
P
1
P
2
P
3
Trockener Ausschuss
A
1
A
2
A
3
Zeugfang
F
1
F
2
F
3
Sobald man die Stoffmischung in den drei Gruppen merklich ändert, werden auch die
Grössen P, A und F für
jede Gruppe andere Werthe ergeben, sie sind abhängig von der Stoffmischung.
Bezeichnen wir die Ergiebigkeitscoefficienten bei der Papier ausbeute für Hadern,
Zellstoff, Holzschliff der Reihe nach mit x, y, z, so
bestehen für die einzelnen Gruppen die Gleichungen:
I.
H
1
.x
+ Z
1
.y
+ S
1
.z
= P
1
II.
H
2
.x
+ Z
2
.y
+ S
2
.z
= P
2
III.
H
3
.x
+ Z
3
.y
+ S
3
.z
= P
3
wenn man annimmt, dass die Ergiebigkeit jedes einzelnen
Stoffes durch die Mischung nicht beeinflusst wird. Dann haben wir aber drei
Gleichungen für drei Unbekannte und können daher die Ergiebigkeitscoefficienten x, y, z für eine bestimmte Papiermaschine finden.
Aehnlich können wir es mit dem trockenen Ausschuss A
und dem im Zeugfang gewonnenen Stoffe F thun, obwohl
diese Zahlen gegenüber jenen, welche die Papierausbeute bestimmen, geringere
Bedeutung besitzen. Auf diesem Wege hat Martini
gefunden, dass Holzschliff die grösste Ergiebigkeit 0,954, Zellstoff die kleinste
0,798 und Hadern 0,88 aufweist. Hübsch ist der Grundgedanke dieser Ermittelung, doch
scheint mir der Vorgang nicht ganz einwandfrei. Es scheint mir nämlich keineswegs
ausgemacht, dass die Ergiebigkeit jedes Stoffes in allen Gruppen oder bei allen
Stoffmischungen wirklich dieselbe sei, dass also x, y,
z als gemeinsame Wurzeln der obigen Gleichungen angenommen werden können.
Darüber müssten aber weitere Versuche Aufschluss geben, so dass man für x, y, z nicht bloss drei Gleichungen, sondern noch mehr
erhält, welche man zu dreien gruppirt. Ergeben sich dann immer dieselben Ergiebigkeitsziffern, dann können wir auch erst die gewonnenen Resultate als zweifellos richtig
betrachten. Doch scheint mir, dass auch schon jetzt auf diese Weise bei
Papiercalculationen vorgegangen, jedenfalls verlässlichere Beurtheilungen als durch
blosse Schätzungen möglich sind. Im Interesse einer schärferen Calculation würden
sich eingehendere Versuche sehr empfehlen.
Längsschneider.
Textabbildung Bd. 286, S. 52Längsschneider von Kögel. Um einen reinen Schnitt zu erzielen und die Kreismesser länger, ohne
nachzuschleifen, benutzen zu können, gibt Charles Kögel
in Holyoke nach D. R. P. Nr. 52974 seinen Längsschneidern eine besondere
Einrichtung. Während bei den gewöhnlichen Ausführungen die Ebenen der Kreisschneiden
nicht bloss parallel, sondern, durch Federdruck verursacht, in derselben lothrechten
Ebene zusammenfallend angeordnet werden, ist es bei Kögel möglich, die eine der beiden Messerscheiben etwas schief zu stellen,
so dass die beiden Kreisschneiden sich nur mehr in einem Punkte treffen können.
Dadurch soll der Einfluss des Stumpfwerdens der Messer auf längere Zeit beseitigt
und ein reiner Schnitt erzielt, das Ausfransen der Bahn vermieden werden. In Fig. 41 sehen wir bei
f die angetriebene Messerscheibe, an welche die
Scheibe e (Fig. 42) durch eine
Feder angedrückt wird, so dass sie drehend mitgenommen wird. Scheibe e sitzt auf dem wagerechten Arm m des Trägers d, welcher recht einfach in
einem Schlitz der Traverse c eingestellt werden kann.
Soll e ausser Berührung mit f kommen, so wird der Hebelarm w wagerecht
gestellt und v drückt die Scheibe e weg. Soweit wäre die Einrichtung principiell mit
bisherigen übereinstimmend. Nun kann aber d in einer
Hülse drehbar gemacht werden. Benutzt man dies, so kann durch eine geringe
Verdrehung des Theiles d die Schneidkante der Scheibe
e aus der Ebene der Schneidkante f gebracht und dadurch jener oben erwähnte Zustand,
durch welchen auf längere Zeit ein reiner Schnitt erhofft wird, hervorgerufen
werden. Dieselbe Lagenänderung der Scheibe e kann auch
erreicht werden, wenn (Fig.
43) e auf eine gegen die Achse m excentrische Muffe m1 aufgeschoben wird. Wird diese verdreht, so stellt
sich e gegen f schief.
Eine nicht unwesentliche Zuthat zum Schneidapparate ist eine Welle, stärker gegen die Lager und
schwächer gegen die Mitte. Weil die Papierbahn von der Papiermaschine gewöhnlich mit
faltigen Rändern kommt, dieselbe also an den Bändern länger als in der Mitte ist, so
soll dadurch ein Ausgleich geschaffen, das Papier in der ganzen Breite straff
gemacht werden, dass die vorerwähnte Walze angeordnet wird. Die Bahn tritt dann ohne
Falten in den Schneidapparat, wodurch das Einreissen wesentlich beschränkt und
erklärt wird, dass mit dem Kögel'schen Längsschneider
nach vorliegenden Angaben noch ½ cm breite Randstreifen anstandslos abgetrennt
werden. Hervorgehoben sei noch, dass in Amerika zwischen Kögel und Bess, welch letzterer eine der
beschriebenen Ausführung sehr ähnliche baut, ein Patentprocess schwebt.
Um eine Papierbahn in sehr viele Längsstreifen zu zerschneiden, vereinigen C. E. Pope und E. J. Pope
in Eau Claire nach amerikanischem Patent Nr. 451278 eine Reihe von Messerscheiben in
einer Walze, welche entsprechende parallele Eindrehungen erhält. An diese lehnen
sich dann Messerscheiben, welche, zwischen Muffen verschraubt, sich auf einer Welle
befinden, welche so weit an die Walze herangerückt werden kann, dass gut geschnitten
wird. Durch die Anwendung einer Walze statt einer Gruppe von Messern ist es möglich,
die Rolle mit dem aufgewickelten geschnittenen Papier auf jener aufliegen und durch
Reibung mitnehmen zu lassen, wodurch das Aufwickeln mit geeigneter Geschwindigkeit,
ähnlich wie bei Wickelmaschinen geschieht.
Bei dem Längsschneider von Jakob Berger in Berg (D. R.
P. Nr. 51733) wird eine einzige Schneidscheibe benutzt, welche so eingestellt werden
kann, dass ein bestimmter Theil des Umfangs derselben verwendet wird. Während des
Schneidens bleibt hier das Kreismesser fest, die Papierrollen, deren mehrere
vorhanden sein können, werden gedreht. Nach der Zahl der gebrauchten Kreismesser
richtet sich die Zahl der Streifen, welche erhalten werden. Bezweifelt mag werden,
ob auf diese Weise der Schneidscheibenumfang so regelmässig wie bei sich drehenden
Messern ausgenutzt werden kann.
Zum Beschneiden von Tapeten verwendet Lewis P. Jackson
in Hartford City nach dem amerikanischen Patent Nr. 440879 ein einfaches
Schneidrädchen mit Handgriff. Die Schneidscheibe arbeitet gegen einen festen
Anschlag am Tische, auf welchem die Tapete ausgebreitet ist.
Querschneider und Beschneidmaschinen.
Für diese liegt wenig principiell Neues vor. In Amerika ist wohl für ein neues
System, bei welchem das Messer fest, der Papierstoss gegen dieses bewegt wird, viel
Reclame gemacht worden. Die Anpreisungen scheinen mir ganz unbegründet zu sein, weil
der Arbeitsvorgang ganz derselbe bleibt, dann dürfte es aber wohl einfacher sein,
das Messer zu bewegen und den Papierstoss mit dem schweren Schlitten ruhen zu
lassen.
Leo Carrer in Düsseldorf hat seine 1890 277 217 beschriebene Papierschneidmaschine wesentlich
vereinfacht. Nach D. R. P. Nr. 50972 wird dem Messerbalken, während derselbe abwärts
gedrückt wird, dadurch seitlich hin und her gehende Bewegung ertheilt, dass in
denselben S-förmige Nuthen eingearbeitet sind, in welche Rollen ragen, welche am
Maschinengestelle befestigt sind.
Textabbildung Bd. 286, S. 53Schneid- und Glättmaschine für endloses Papier von Müller. Eine Reihe von einzeln bekannten Constructionen finden wir hübsch vereint
in der Schneid- und Glättmaschine für endloses Papier von Friedr. Müller in Potschapel (D. R. P. Nr. 57190). Der Messerbalken h (Fig. 44 und 45) erhält hier
Drehbewegung. Dieselbe wird durch die Kurbel e bewirkt,
welche, jedoch nur zeitweise, den zweiten Arm des Messerbalkens untergreift, diesen
nach Ueberwindung der Spannung der Feder F hebt, also
den Messerbalken h abwärts drückt, so dass derselbe
schneiden kann. Die Kurbel e wird dadurch fallweise
unter den zweiten Arm des Hebels h gebracht und dann
wieder entfernt, dass dem Hebel g, welcher mit seinem
Ende in den eingedrehten Hals der Kurbelnabe greift, von der Nase auf der Scheibe
f eine Schwingung ertheilt wird. Weil nun die Dauer
dieser Schwingungen von der regelbaren Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe f abhängt, so ist es möglich, Bogen von verschiedener
Breite aus dem von a über die angetriebene Walze b und eine Reihe von Leitrollen kommenden, endlosen
Papier zu schneiden. Natürlich ist es nothwendig, das Papier während des Schnittes
festzuhalten. Dies geschieht ganz ähnlich wie bei anderen Ausführungen durch den
Pressbalken i, welcher bei dem Niedergang des Messers
nach Freigabe des Hebels l sinkt und beim Aufgang des
Messers durch den Hebel l angehoben wird. Die
geschnittenen Bogen werden selbsthätig auf den stellbaren Tisch m abgelegt. Dies bewirken die Führungsbänder r, welche über Rollen o
und Walzen p1pq endlos gelegt sind und durch den Schnurtrieb nn1 angetrieben werden,
dessen Geschwindigkeit so zu regeln ist, dass das Papier etwas rascher ab- als
zugeleitet wird, damit es während des Schnittes straff gespannt ist. Die Anordnung
der Glättstange s mit Holzfeder F, Schubstangenkurbeltrieb ist bekannt bis auf die mögliche Ausrückung
derselben. Dieselbe kann bequem vom Fusstritte z aus
geschehen, indem dieser durch die Stange y, Hebel x, w mit der Stange v
verbunden ist. Tritt man abwärts auf z, so geht v in die Höhe, erfasst die Rolle u, welche auf der Stange s
angebracht ist, und drückt auch diese aufwärts, so dass der Glättstein c die Papierbahn verlässt.
Eine einfache und doch sinnreiche Einrichtung finden wir bei der Schneidmaschine von
G. L. Geisler in Chatelles im englischen Patent Nr.
12573. Nach den Industries werden die Bogen durch
Drehmesser E abgeschnitten (Fig. 46, 47 und 48). Die Drehmesser sind
schraubenförmig gekrümmt, so dass also nicht alle Punkte der Messerschneide
gleichzeitig auf die sich fortwährend bewegende Papierbahn treffen (Fig. 47 bei EF). Die Bahn würde also ohne besondere Vorkehrung
nicht senkrecht zu den Rändern, sondern, wie in Fig. 46 bei GI angedeutet, schief durchtrennt werden. Denken wir
uns die Bahn an der Seite bei I zurückgehalten, bis der
G senkrecht gegenüberliegende Punkt H an die Stelle von I dann
gelangt, wenn das Messer die Bahn bei I, jetzt H, zu schneiden beginnt und dies im entsprechenden
Verhältniss durch die ganze Bahnbreite gemacht, so werden wir einen zu den Rändern
senkrechten Schnitt erhalten. Dies geschieht einfach, indem vor das feste Messer F eine Streifschiene L
aufgesetzt wird (Fig.
48), welche unter I (Fig. 46) die grösste
Höhe, unter G die kleinste erhält. Damit haben wir
erreicht, dass die Bahn auf der Seite I (Fig. 46) einen grösseren
Weg als auf der anderen Seite machen muss, also gleichsam zurückgehalten wird, was
nach der obigen Auseinandersetzung geschehen sollte.
Textabbildung Bd. 286, S. 54Schneidmaschine von Geisler. Eine interessante Vorrichtung zum Schmal- und Schrägschneiden haben Friedrich Müller Söhne in Elberfeld durch D. R. P. Nr.
55423 patentirt erhalten. Beim Beschneiden von Stössen ist ein Anschlag, an welchen
sich das Papier lehnt, nothwendig. Werden die zu schneidenden Streifen schmäler als
der Pressbalken, so wird der Anschlag hinderlich. Dieser wird deshalb in solchen
Fällen gewöhnlich federnd hergestellt, dass er unter dem Druck des Pressbalkens
nachgeben kann. Bei der Müller'schen Construction
ist man dem aber durch eine besondere Form des Anschlags und des Pressbalkens
ausgewichen. In Fig. 49 sehen wir den Anschlag H als ungleichschenkeliges U-Eisen ausgeführt, während
der Pressbalken F einen Theil L angeschraubt erhält, welcher beim Niedergang den Anschlag H seitlich umfasst. Es hängt also die Breite der
Streifen nur von der Dicke des pressenden Theiles von L
ab und diese Dicke kann, wie aus der Figur sofort zu ersehen ist, innerhalb weiter
Grenzen beliebig klein gemacht werden. An H kann ein
mit beliebig schief gestellten Anschlägen versehener Theil geschraubt werden, so
dass z.B. Ecken beliebig schief abgekantet werden können.
Textabbildung Bd. 286, S. 54Fig. 49.Vorrichtung zum Schmal und Schrägschneiden von Müller. Andere für Beschneidmaschinen und Pappenscheren verliehene Patente
betreffen unwesentlichere Anordnungen, deren Nützlichkeit für den praktischen
Gebrauch mir theilweise fraglich erscheint. Hinweisen möchte ich auf die Maschine
von Karl Krause in Leipzig (D. R. P. Nr. 53245), welche
mit nur einer Einpressung drei, allenfalls vier Seiten eines Stoffes zu beschneiden
gestattet und für diesen Zweck als entschieden sehr verwickelt bezeichnet werden
mag. Dagegen ist eine Schutzvorrichtung bei Krause'schen Beschneidmaschinen hübsch und einfach erdacht. Nach D. R. P. Nr.
54606 senkt sich, dem Messerbalken voreilend, ein Schutzgitter herab. Letzteres ist
lothrecht geführt und hat an der Führungsstange eine Rolle, welche auf einer
entsprechend gekrümmten Schiene am Messerbalken läuft.
Ueber Pappenritzmaschinen sei hier einiges
angeschlossen. Karl Krause in Leipzig-Crottendorf hat
im D. R. P. Nr. 54793 ein eigenthümliches Hobelmesser geschützt erhalten, welches
mir für das Ritzen von Pappen ganz vorzüglich geeignet erscheint und die bezügliche
Arbeit gut und rasch verrichten dürfte. Das Messer ist ein elliptischer
Hohlcylinder, welcher im Meisselhalter jeder Pappenritzmaschine befestigt werden
kann. Zugeschärft werden die Scheitel der grossen Achse, so dass vier Schneiden
erhalten werden. Mit diesem Werkzeug wird ganz so wie beim Hobeln verfahren, der
Span tritt durch die Höhlung des Cylinders aus. Damit er in dieser sicherer geleitet
und auch das Werkzeug versteift werde, ist bei der kleinen Achse ein Steg eingefügt.
Die Pappe wird dabei sehr schonend behandelt, so dass beim Umbiegen der Pappe
dieselbe nicht leicht einreissen dürfte. – Einige Verwandtschaft mit diesem hat ein
pflugscharartiges Hobelmesser nach D. R. P. Nr. 52529 an E.
Salzkorn und L. Nicolai in Dresden.
So einfach und praktisch die eben erklärte Vorrichtung ist, so verwickelt ist die
einem schliesslich so überaus einfachen Arbeitsvorgange dienende Pappenritzmaschine
von Ladislaus Grumm in Fünfhaus bei Wien (D. R. P. Nr.
55943). Bei dieser sind wie bei bekannten Ausführungen Kreismesser und Hobelmesser
angewendet. Um diese Arbeit aber sehr genau zu verrichten, sind Schraubenstellungen
so feiner Natur vorgesehen, dass sie mir hier durchaus nicht am richtigen Platze
erscheinen. Möglichst einfach und doch gut scheint mir hier vielleicht mehr als
anderswo für gute Arbeit bei nicht besonders geschultem Arbeiterstande dringend
nothwendig. Ich bin überzeugt, dass die Feinheiten dieses Apparates kaum von einem Arbeiter, wenn er nicht fortwährend
beaufsichtigt wird, benutzt werden.
(Fortsetzung folgt.)