Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 59 |
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Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
und Zubehör.
(Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes S. 15
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
Zubehör.
10) H. Cuenod, E. Sautter und G.
Hochreutiner in Genua haben das englische Patent Nr. 12541 vom 23. Juli
1891 auf eine neue Vorrichtung zur selbsthätigen genauen Einstellung der
Bürsten von Dynamomaschinen erhalten. Der Apparat besteht aus zwei Einstell- oder
Hilfsbürsten b und b1 (Fig. 22), von
denen die eine vor, die andere hinter einer der zu regulirenden Hauptbürsten B und B angebracht ist.
Die beiden Hilfsbürsten sind mit dem Anker eines besonders erregten kleinen Motors
M verbunden, welcher dem Bürstenträger O mit Hilfe des Rädervorgeleges e und des Zahnbogens O1 beeinflusst, so dass der Bürstenträger
entsprechend der Richtung des durch den Anker des Motors M gehenden Stromes sowohl nach rechts, als auch nach links um die
Ankerachse gedreht werden kann. Die Hilfsbürsten b und
b1 werden so
eingestellt, dass in der Mittelstellung die Hauptbürste B genau richtig steht; dann findet kein Spannungsunterschied zwischen den
Bürsten b und b1 statt, der Motor bleibt in Ruhe. Sobald aber eine
Verschiebung der Linie der Stromentnahme eintritt, nähert sich dieselbe einer der
Hilfsbürsten, wodurch ein Unterschied des Potentials zwischen diesen beiden
eintritt, in Folge deren ein Strom von einer zur anderen Hilfsbürste durch den Motor
M gehen wird, so dass derselbe in Thätigkeit tritt
Vorrichtung zur selbsthätigen und den Bürstenträger so lange dreht, bis die
Hauptbürste wieder genau richtig steht.
Textabbildung Bd. 286, S. 59Fig. 22.Vorrichtung zur selbsthätigen Einstellung der Bürsten von H.
Cuenod. 11) R. Thury in Genf bezweckt mit der in dem
englischen Patent Nr. 17108 vom 25. October 1890 erläuterten Erfindung die Aufhebung
der Gegenwirkung des Ankers auf das Feld und zwar durch Anwendung eines zweiten, dem
Hauptanker ähnlichen Ankers in demselben Raum zwischen den Magnetpolen, durch
welchen ein Strom geht, welcher dem durch den ersten Anker fliessenden gleich ist.
Die beiden Fig. 23a
und 23b zeigen zwei
Durchführungen dieses Gedankens bei sogen. einpoligen Dynamo.
Textabbildung Bd. 286, S. 59Aufhebung der Gegenwirkung des Ankers von Thury. In Fig. 23a
dreht sich ein scheibenförmiger Anker in einem gleichmässigen, durch den
röhrenförmigen Magnet M gebildeten Felde. Der in der
Scheibe d entwickelte Strom geht z.B. von der Mitte
nach dem Umfange und wird durch die nahe am Umfange einer zweiten Scheibe d1 angebrachten Bürste
b aufgenommen; d1 führt den Strom nach der Mitte zurück, da sie
denselben Weg zwischen den Magnetpolen in entgegengesetzter Richtung zurücklegt. Die
Bürste b1 steht in
unmittelbarer Verbindung mit der positiven Polklemme und so mit dem äusseren
Stromkreis. Die Wirkung des durch die zweite Scheibe d1
gehenden Stromes ist
gleich der durch die Scheibe d auf das Feld ausgeübten
Wirkung, aber von entgegengesetztem Vorzeichen, so dass sich beide aufheben und die
Drehung der Kraftlinien verhindern. Fig. 23b zeigt dasselbe
System auf einen Trommelanker angewendet.
Textabbildung Bd. 286, S. 60Stromsammler von Davis. 12) H. Davis und A.
H. Stokes in Derby haben den in Fig. 24 und 25 dargestellten
Stromsammler entworfen (Englisches Patent Nr. 18206 vom 12. November 1890), welcher
für solche Dynamo bestimmt ist, welche in mit entzündlichen Gasen gefüllten Räumen
arbeiten, und wollen durch die Anordnung desselben die Entzündung dieser Gase durch
an den Bürsten etwa entstehende Funken verhindern und zugleich den Stromsammler und
die Bürsten gegen die Witterung und gegen Staub schützen. Die Stäbe des
Stromsammlers werden durch die auf ihren Enden sitzenden Klemmringe C und D gehalten, die
ihrerseits durch die Stangen B verbunden sind. Die
Stromsammlerstäbe sind sowohl unter sich, als auch gegen die Ringe C und D isolirt. Der
innere Klemmring C ist an einer kreisförmigen Scheibe
C1 befestigt,
welche auf die Stromsammlerwelle M aufgeschraubt ist,
während eine Endplatte E auf den äusseren Ring D aufgeschraubt ist. Durch eine centrale Oeffnung
dieser Platte tritt eine die Bürsten G tragende Hülse
K nach der Innenseite des Stromsammlers. Die
Endplatte E ist noch mit Oeffnungen F versehen, welche mit einem durchsichtigen Material
geschlossen sind, so dass man Stromsammler und Bürsten durch dieselben beobachten
kann. Die Hülse K umgibt die Welle M und ist ausserhalb des Stromsammlers mit einem Ringe
k versehen. Die von K
getragenen Bürstenhalter I sind gegen diese Hülse K isolirt, die von den Bürsten ab nach der Aussenseite
des Stromsammlers hin mit Löchern versehen ist, durch welche die Leitungsdrähte zu
den Bürsten gelangen. Die von I getragenen Bürsten G werden durch Federn nach auswärts gedrückt und durch
Stifte in K geführt; letztere ist mit Armen O versehen, die mittels der Schrauben N in verschiedenen, die Einstellung der Bürsten
bedingenden Lagen an den Ständern P festgestellt werden
können. Da die Endplatte E während des Ganges der
Maschine nicht losgenommen werden kann, und da sie an dem Ring D befestigt werden muss, bevor die Maschine wieder in
Gang gesetzt werden kann, so sind der Stromsammler und die Bürsten von den die
Maschine umgebenden Gasen abgeschlossen, so dass die Gefahr der Entzündung der
letzteren beseitigt ist.
13) Die in England patentirte (Nr. 584 vom 12. Januar 1891) Dynamo oder der
Elektromotor mit Wechselstrom von M. Hutin in Paris und
M. Leblanc in Raimey besteht aus einem
feststehenden Ringe, in welchem eine Trommel sich dreht; beide sind mit je zwei
verschiedenen elektrischen Stromkreisen bedeckt. Die Richtung der Wickelung des
Ringes wechselt in demselben Stromkreise beim Uebergange von einer Spule zur
nächsten, so dass der durch dieselben geschickte Strom abwechselnd positive und
negative Pole im Ringe erzeugt und zwei symmetrisch zu einander angeordnete
Stromkreise gebildet werden. Die Stromkreise der Trommel werden durch Kupferstangen
gebildet, welche abwechselnd an ihren entgegengesetzten Enden verbunden sind. Wenn
zwei Wechselströme von gleicher Wellendauer (Phase), aber um ¼ derselben gegen
einander versetzt, durch die festen Stromkreise geschickt werden und die beweglichen
Stromkreise geeignete Widerstände in sich enthalten, so wird ein auf die
Trommelachse wirkendes Motorpaar entwickelt, welches unabhängig von der
Umdrehungsgeschwindigkeit ist. Die beweglichen Stromkreise enthalten Rheostaten,
deren Widerstände immer gleich sind, aber mit der Geschwindigkeit der Maschine sich
verändern. Beistehende Fig.
26 ist ein Längsschnitt, Fig. 27 theilweise ein
Querschnitt und theilweise Endansicht einer nach diesen Grundgedanken ausgeführten
Maschine.
Textabbildung Bd. 286, S. 60
Elektromotor mit Wechselstrom von Hutin.
Auf der Welle A ist die aus
einzelnen, gegen einander isolirten und durch Kupferbolzen H zusammengehaltenen Eisenscheiben hergestellte Trommel B befestigt. Die Kupferbolzen H bilden Theile der Trommelstromkreise; sie sind durch Streifen C mit einander verbunden und deren Enden bilden
Metallringe D, auf welchen die zu den nöthigen
Rheostaten führenden Stromsammler ruhen. Der feststehende Ring ist aus eisernen,
durch Bolzen zusammengehaltenen Platten E gebildet,
welche mit Aussparungen zur Aufnahme der Spulen F
versehen sind, die eine Grammewickelung darstellen und die beiden Stromkreise des
Ringes bilden. Der feste Ring wird durch zwei Bronzerahmen G gehalten, welche durch in die Lager geschraubte Stifte I an Drehung gehindert sind. – Die Patentansprüche
lauten auf eine Wechselstromdynamo, in welcher vereinigt sind: 1) ein Inductor oder
Feld, bestehend aus zwei gleichen Strömen und so angeordnet, dass jeder von einem
derselben herrührende Pol in gleicher Entfernung von den beiden folgenden Polen des
anderen sich befindet; 2) ein Condensator oder ein Paar Condensatoren, so
angeordnet, dass sie einen Unterschied in den Phasen der Ströme in den beiden
Stromkreisen hervorbringen, welcher ¼ der Wellendauer beträgt; 3) ein gleich dem
Felde aus zwei Stromkreisen bestehender Anker und 4) zwei Rheostaten für die
Ankerstromkreise, deren Widerstände veränderlich, aber jederzeit einander gleich
sind.
14) Ueber amerikanische Dynamo zur Darstellung von Aluminium bringen die Industries vom 24. Juli 1891 * S. 90 einige
interessante Mittheilungen.
Zunächst sind die Dynamo der Pittsburgh Aluminium Reduction
Company erwähnt. Die Werke der Gesellschaft enthalten (zwei) solche
Maschinen, welche durch Westinghouse-Dampfmaschinen von je 200 betrieben
werden. Die Dynamo sind 1890 nach den Entwürfen von John F.
Kelly (vgl. 1892 285 104) von der United States Electric Lighting Comp. erbaut und haben
Trommelanker von 864 mm Länge und nahe 762 mm Durchmesser. Dieselben sind weder mit
massiven Stangen, noch mit zusammengepressten geflochtenen Streifen, sondern mit
runden Drähten parallel gewickelt. Der Widerstand des kalten Ankers ist 0,000 38
Ohm, der des Feldes 0,8 Ohm. Jede Maschine hat an jedem Ende des Ankers einen
Stromsammler. Die Feldmagnete bestehen aus Gusseisen und ähneln im Ansehen
denjenigen einer grossen Bürgin-Dynamo. Jede Maschine gibt 2500 Ampère und 55 Volt,
der elektrische Nutzeffect ist 95,7 Proc. Die Maschinen erscheinen für ihre Leistung
sehr gross.
Die von Crompton und Co. für gleichen Zweck gebauten
„Cowles“-Dynamo haben Anker von 508 mm Durchmesser und 914 mm Länge und
geben (anstatt dem Verhältniss nach nur 70000 Watt, d.h. die Hälfte der
Pittsburgher) doch eine Leistung von 300000 Watt. Die Pittsburgher haben weniger
Kupfer und dürften sich, da die gusseisernen Magnete weniger kostspielig sind als
schmiedeeiserne, billiger stellen als die genannten englischen Maschinen.
Textabbildung Bd. 286, S. 61Wilson's Dynamo zur Aluminiumdarstellung. Nach der angeführten Quelle ist in Fig. 28 und 29 eine von Thomas L. Willson für die Willson Aluminium Comp. entworfene Dynamo dargestellt. Das
Willson-Verfahren der Aluminiumdarstellung unterscheidet sich von dem von Cowles durch Anwendung einer Art Siemens-Ofen für die
Reduction des Corund oder Bauxit. Um das Verbrennen der Elektroden zu vermeiden,
wird die zur Reduction des Oxydes nöthige Kohle in Form eines Kohlenwasserstoffgases
zugeführt, welches durch die Mitte der Kohlenelektrode eintritt. Auf diese Weise
wird nicht nur Brennmaterial für die Reduction des Aluminiums zugeführt, sondern
durch Ablagerung von Kohle gleichzeitig die Elektrode aufgebaut. Die Willson-Dynamo
hat einen Gramme-Anker, dessen Kern 559 mm Durchmesser und 914 mm Länge. Eine
besondere Eigenthümlichkeit besteht in der Nichtanwendung eines besonderen
Stromsammlers. Die Ankerwickelung besteht aus massiven Stäben und ist für 50
Volt und 15 000 Ampères (etwas mehr als 1000 ) berechnet; auf ihrem Umfange
schleifen die Bürsten. Das Gestell der Maschine besteht aus Gusseisen wie bei der
vorher beschriebenen Kelly-Maschine; das Gesammtgewicht ist etwa 14 t, wovon etwa
3382 k (7456 Pfd.) auf das Kupfer kommen. Die Magnetkerne und Polstücke sind von
Schmiedeeisen.
Nach unserer Quelle haben kleinere Maschinen derselben Bauart wohl gute Erfolge
gehabt, doch lässt sich bei den vorliegenden grossen Maschinen dies weniger
erwarten. Zunächst dürfte bei längerem Gange eine bedeutende Erhitzung eintreten, da
im Inneren der Maschine kein nennenswerther Luftwechsel stattfinden kann. Die
äusseren Stäbe der Wickelung sind etwa 38 mm breit, woraus ein grosser Kraftverlust
folgt, wenn dieselben aus dem Feld austreten. Ausserdem ist die Querinduction so
gross, dass das Feld unter den Enden der Polstücke, wo die Bürsten liegen,
vollkommen umgekehrt sein wird. Die Maschine wird daher Funken geben.
Auch hinsichtlich der mechanischen Anordnung bietet die Maschine Eigenthümlichkeiten,
die nicht zu ihrem Vortheil sprechen. Der Anker wird nicht durch einen festen
Kreuzkern oder ähnliche Anordnung angetrieben, sondern sitzt auf einem Dorn, welcher
sich erweitern lässt, dabei die inneren Windungen gegen die inneren Seiten der
Scheiben drückt und so den Anker durch Reibung mitnimmt. Ebenso scheinen auch die
äusseren Leiter von einer Art Reibungskuppelung abzuhängen und werden durch ein
einziges Band in der Mitte zusammengehalten, so dass voraussichtlich die
Centrifugalkraft eine sehr nachtheilige Wirkung ausüben wird.
15) Laurence, Scott und Co. in den Gothic Works zu
Norwich (vgl. 1892 283 253) führen für Schiffsbeleuchtung
eine mit der Betriebsmaschine unmittelbar gekuppelte, mit dem Modellzeichen S. L. 5
bezeichnete Dynamo aus. Dieselbe hat nach dem Londoner Electrical Engineer, 1891 Bd. 8 * S. 443, eine Leistung von 65 Volt und
140 Ampère bei 260 Umdrehungen in der Minute.
Das Gewicht der Feldmagnete wird durch Bronzezwischenstücke von zwei starken Rippen
aufgenommen, welche von einer Seite zur anderen der Grundplatte gehen und durch
starke, durch kräftige Ansätze der Grundplatte gehende Bolzen von Muntzmetall
gehalten werden. Ausserdem sind kreisförmige Zwischenstücke zwischen den Ansätzen
der Grundplatte und den Magnetpolen angeordnet. Der nach Laurence, Scott und Co.'s gewöhnlicher Ausführung hergestellte Anker
besteht aus einem Kern von weichen Eisenblechscheiben, die mit sechskantigen Löchern
versehen und mit Isolirung auf die sechskantige stählerne Welle aufgepresst sind.
Die Wickelung liegt in Längsnuthen, welche in den Umfang des Kernes eingefräst sind.
Erfahrungsgemäss
darf die Breite dieser Nuthen nicht grösser sein, als die doppelte Entfernung
zwischen Anker und Polstücken. Der Strom sammle v der
vorliegenden Maschine hat 110 Abtheilungen, je eine für eine Windung des Leiters.
Der Ankerkern hat aber nur 55 Nuthen von je 9 mm Breite. Dies würde eine ganz
ungewöhnliche Breite sein; es ist daher bei Ausführung der Wickelung jede Nuth in
zwei Theile getheilt durch Einlegen von drei die ganze Tiefe und Länge der Nuth
füllenden Streifen von Holzkohlen eisen, die sowohl gegen den Leiter, als auch gegen
den Kern isolirt sind. Die Nuthbreite wird hierdurch auf 3,56 mm verringert und die
Oberfläche des Ankers in magnetischem Sinne genügend geebnet, um sowohl Erhitzung
der Polstücke, als auch das lästige Geräusch zu vermeiden, das die weiteren Nuthen
hören lassen würden. Der Anker hat 333 mm äusseren Durchmesser, 282,6 mm Durchmesser
im Grunde der Nuthen und 229 mm Länge. Die Wickelung besteht aus vier parallelen
Lagen aus geflochtenen Drähten Nr. 13. Die Magnete bieten keine Besonderheiten,
bestehen aus Lowmoore-Eisen und haben 548,4 qc Querschnitt. Die Ampèrewindungen im
Nebenschluss betragen 9370 und in der Reihenschaltung 7840.
Textabbildung Bd. 286, S. 62Fig. 30.Wechselstrommaschine von Rankin Kennedy. Die abgebildete1892 283 * 253, Fig. 16; irrthümlich ist die daselbst
abgebildete Maschine als „Tesla's Motor“
bezeichnet worden. Maschine wurde vor ihrer Ablieferung bei einem
sechsstündigen Versuch mit 200 Ampère betrieben, sie zeigte dabei keine Funken und
die Temperatur des Ankers war am Ende des Versuches nur um etwa 27° C.
gestiegen.
16) Die in Fig. 30 nach den Industries vom 6. November 1891 * S. 449 abgebildete
Wechselstrommaschine von Rankin Kennedy in Glasgow
(vgl. 1889 272 * 119 und * 120) gehört zu denjenigen
Maschinen, bei denen sowohl die erregenden, als auch die erzeugenden Spulen fest
stehen, während den sich drehenden Theil aus Eisenplatten zusammengesetzte
Inductoren bilden. Aehnliche Maschinen sind von Knight,
Wheatstone, Henley und neuerdings von Kingdon
ausgeführt worden; auch Mordey und Forbes haben solche Maschinen entworfen.
Die vorliegende Maschine zeichnet sich besonders durch die neue Anordnung der
Drahtspulen und des magnetischen Kreises aus, wobei nur zwei erregende und zwei
erzeugende Spulen erforderlich sind, wie gross dieselben sowie die Spannung und
Häufigkeit der Stromwechsel auch sein mögen. Die Maschine ähnelt in ihren Theilen
sehr einem Stromumsetzer und ist fast ebenso einfach in ihrer Bauart. Die eisernen
Feldmagnettheile umgeben die aus einfachen Ringen von isolirtem Draht bestehenden
Kupferspulen; die Inductoren werden von Bronzerädern getragen, bei ihrer Drehung
öffnen und schliessen sie abwechselnd den magnetischen Kreis rund um die
Kupferspulen und induciren den Strom in denselben. Es findet keine Umkehrung des
Magnetismus in irgend einem Theile des Arbeitens der Maschine statt, nur ein
geringes Steigen und Fallen der magnetischen Strömung. Das Eisen besteht aus so
grossen Stücken, dass die Induction niemals sehr hoch steigt und niemals bis auf
Null fällt. Die Erregung ist beständig, aber die Induction ändert sich mit der
Stellung der Inductoren. – Bei den mit der kürzlich gebauten, in Fig. 31 bis 34
abgebildeten Maschine angestellten Versuchen betrug die elektromotorische Kraft 8
Volt für eine Windung der erzeugenden Spulen, die Umdrehungszahl 750; die Erregung
15 Ampère bei 35 Volt; die Maschine hat 6 Inductoren auf jeder Seite und die
gesammte Spannung war 2400 Watt; mit 300 Drahtwindungen der erzeugenden Spule wurde
eine Leistung von 24000 Watt erzielt.
Textabbildung Bd. 286, S. 62Inductoren, Spulenpaar und Feldmagnetblock zur
Wechselstrommaschine.Fig. 31 zeigt die
Inductoren auf der Welle, Fig. 32 ein Spulenpaar und zwar sind P, P1 die Enden der erregenden, S, S1 diejenigen der Strom erzeugenden
Spule, Fig. 33 stellt
einen Feldmagnetblock dar. Wie aus der Ansicht Fig.
30 hervorgeht, sind zwei Paar Spulen, und nach Fig. 31 zwei Reihen von
Inductoren angeordnet. Die erzeugende Spule wird zuerst gewickelt und isolirt, dann
wird die erregende Spule darüber gewickelt, das Ganze dann isolirt und hierauf in
den Aussparungen der Feldmagnetblöcke befestigt (Fig. 33), die ihrerseits
wieder zwischen Lappen eingeschoben werden, die an die beiden Gestellwände
angegossen sind; letztere werden durch Bolzen
zusammengehalten. Durch die Verwendung von zwei Paar Spulen und zwei Sätzen von
Inductoren und durch die Erregung der Spulen in der Weise, dass die Feldblöcke mit
einem Pol in der Mitte und mit zwei gleichen Polen an beiden Enden magnetisirt
werden (Fig. 33), wird,
wenn die beiden erregenden Spulen hinter einander geschaltet sind, jede
Inductionswirkung auf die eine erregende Spule durch die auf die andere ausgeübte
Inductionswirkung ausgeglichen. Die beiden erzeugenden Spulen können hinter einander
oder parallel geschaltet werden, während die erregenden Spulen immer hinter einander
zu schalten sind.
Wie aus dem Vorhergehenden zu entnehmen, ist die Maschine sehr einfach und
verhältnissmässig billig herzustellen; es finden sich keine Schwierigkeiten
hinsichtlich der Isolirung und es kann dieselbe für jede beliebige Spannung und
Häufigkeit der Stromwechsel gebaut werden. Bei grossen Maschinen werden vier Paare
Spulen und vier Inductoren angewendet.
In der abgebildeten Maschine hat jeder Inductor 534 mm Länge, die Spulen haben 540 mm
inneren Durchmesser, die elektromotorische Kraft der erzeugenden Spule ist etwa 1,35
Volt für 1 Fuss engl. (305 mm) bei sehr massiger Induction und massiger
Geschwindigkeit, kann aber bis auf 2 Volt für 1 Fuss gesteigert werden.
Die Maschine ist ebenso gut für niedrig gespannte Wechselströme anwendbar.
In Centralstationen elektrischer Beleuchtungsanlagen, welche von Abnehmern umgeben
sind, empfiehlt es sich, Maschinen mit niedriger Spannung zu wählen und die in
unmittelbarer Nähe der Anlage befindlichen Abnehmer unmittelbar von der Dynamo zu
speisen, während für die entfernt wohnenden Abnehmer Stromumsetzer mit
Spannungserhöhung anzuwenden sind.
Soll die Maschine als Motor verwendet werden, so muss sie, wie jeder andere
Wechselstrommotor, synchron gemacht werden.
Eine Maschine mit Inductoren von 1219 mm Durchmesser gibt eine Leistung von 150 000
Watt (100 Volt und 1500 Ampère) bei etwas mehr als 200 Umdrehungen in der Minute.
Dieselbe ist besonders geeignet für die eben besprochene Vertheilung des
elektrischen Stromes von einer Centralstation aus.
Die Verwendung von bloss zwei Spulen bei grossen langsam gehenden Maschinen lässt
erwarten, dass die Schwierigkeiten beseitigt sind, auf welche man bisher bei grossen
Maschinen stiess, welche meist zwei erzeugende Spulen für jede Periode in einer
Umdrehung erfordern. Eine gewöhnliche Maschine mit einer Umdrehung in der Secunde
würde 200 Spulen erfordern, wenn sie 100 Stromwechsel in dieser Zeit liefern
sollte.