Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 66 |
Download: | XML |
Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photomechanischen Druckverfahren.
Von Dr. J. M. Eder und E.
Valenta.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 285 S.
299.)
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
Druckverfahren.
Photographie bei künstlichem Lichte.
Ueber verschiedene Arten von Magnesiumblitzpulver
stellten Eder und Valenta
Versuche an.
Es wurden Mischungen von Magnesiumpulver mit Kaliumhypermanganat, ferner mit
Ammoniumbichromat, mit Kaliumbichromat und mit Salpeter untersucht. Die entwickelte
Lichtmenge ist bei allen Gemischen fast ziemlich dieselbe, eine Ausnahme macht nur
Kaliumhypermanganat, wenn es in der berechneten Menge mit Magnesiumpulver vermengt
zur Verwendung gelangt. Als Schlussfolgerung ergaben sich folgende Resultate:
Die Verbrennungsdauer des reinen durch die Flamme geblasenen Magnesiumpulvers beträgt
im Durchschnitt für 0,1 g 1/7 Secunde, für grössere Mengen wächst die
Geschwindigkeit nicht in demselben Maasse, sondern in einem weit geringeren, so dass
z.B. 1 g Magnesiumpulver etwa ¼ Secunde benöthigt. Für explosive Mischungen, wie
oben angegeben, ist die Verbrennungsgeschwindigkeit eine andere als für reines
Magnesiumpulver. Mischungen, welche 1 bis 4 g Magnesiumpulver enthalten, ergeben,
wenn solche aus Magnesium, Kaliumchlorat und Kaliumperchlorat bestehen, 1/10 bis 1/20 Secunde
mittlere Verbrennungsdauer. Mischungen von Magnesiumpulver mit Kaliumpermanganat (1
: 1) oder Salpeter (1 : 1) verbrennen etwas langsamer, geben aber die gleiche
Gesammthelligkeit, während Mischungen von Magnesiumpulver mit Chromaten nicht nur
langsamer verbrennen, sondern auch eine geringere Gesammthelligkeit geben.
Wegen seiner Ungefährlichkeit und dabei doch grossen Lichtkraft wären für Amateure
sowohl Mischungen von Kaliumhypermanganat mit Magnesiumpulver (wie selbe von J. Gädicke als raucharmes
Magnesiumblitzpulver in den Handel gebracht werden), als auch solche von
Magnesium mit Salpeter zu empfehlen, welche neben den obigen Vortheilen noch jenen
des erlaubten Posttransportes haben, während Chloratmischungen nicht auf der Post
befördert werden dürfen und gefährlich zu handhaben sind (Phot. Correspond. 1891). Zur gleichzeitigen Entzündung von
Explosivpulvern wurden von verschiedenen Seiten Apparate construirt. Empfehlenswerth
wegen ihrer einfachen Construction ist die von Gädicke
in Berlin construirte Lampe (Eder, Jahrb. f. Photogr. f.
1892, S. 375). Eine sehr einfache und leicht zu handhabende
Magnesiumblitzlampe, welche es gestattet, grössere Mengen von Magnesiumpulver rasch
nach einander zu verbrennen, indem es in eine Flamme geblasen wird, ist Beaurepaire's Meteorlampe (D. R. P. Nr. 52892). Bei dieser Lampe wird das Pulver,
welches sich in einem kleinen Kessel befindet, radial in eine demselben umgebende
ringförmige Flamme geblasen, wodurch es plötzlich vollkommen unter hoher
Lichtentwickelung verbrennt. (Vgl. ferner über Magnesiumlampen: Eder, Jahrb. f. 1892, S. 166, Phot. Mittheilungen, Bd. 28 S. 271, Phot.
Wochenblatt, 1891 S. 361.)
E. Hackh in Stuttgart verwendet zur Herstellung von
lebensgrossen Bildern Magnesiumblitzlicht (Explosivpulver) und eine einfache Linse
mit sehr langer Brennweite (2¾ m), wodurch er bei einem grossen Cameraauszuge eine
sonst nicht leicht erreichbare Tiefe der Schärfe bei gleichmässiger Vertheilung
derselben erzielt. (Phot. Correspond., 1891 und
1892.)
Abney verglich die Wirkung verschiedener Lichtquellen in
photographischer Beziehung mittels Platinotyppapier und fand, dass die Helligkeit
des elektrischen Lichtes, welche dem Auge einer Normalkerze äquivalent erscheint,
photographisch 10 Kerzen, welche 1 Minute einwirken, gleichkomme.
Oxyhydrogengaslicht, welches eine optische Helligkeit von 400 Kerzen besitzt, wirkt
photographisch = 800 Kerzen. Bei gleicher Helligkeit wirkt nach Abney das elektrische Licht 4mal stärker als
Magnesiumlicht. (Bull. Belge Phot., 1891 S. 858).
Auer bringt seit 1891 neue Glühkörper in den Handel,
welche sich durch ein intensives Licht bei geringem Gasverbrauch auszeichnen. Diese
Glühkörper, welche bei genügendem Gasdruck 80 Kerzen Helligkeit geben, eignen sich
sehr gut für photographische Zwecke, namentlich für Vergrösserungen und für
Mikrophotographie. (Eder, Jahrb. f. 1892, S. 380.)
Feinst gepulvertes Aluminium, sogen. „Aluminiumbronzepulver“, gibt, mit
Kaliumchlorat gemischt, verbrannt ein weisses Licht, welches aber demjenigen von
Magnesium-explosivpulver nachsteht und auch nicht viel rauchärmer ist als dieses,
wie behauptet wurde.
Bromsilbergelatineemulsion.
J. Harrison empfiehlt folgende Vorschrift zur
Herstellung einer Rapidemulsion:
1) Man weicht 40 g Nelsongelatine Nr. 1 in 8 Unzen destillirtes
Wasser, fügt 180 g Bromammonium und 10 g Jodkalium zu und löst es in gelinder
Wärme.
2) Andererseits löst man 100 g Silbernitrat in 1 Unze Wasser und
führt es in Silberoxydammoniak über.
3) Man erwärmt die Lösung Nr. 1 auf 170° F. und fügt 165 g
Silbernitrat zu, schüttelt bis sich dieses gelöst und emulgirt hat und gibt dann die
Silberoxydammoniaklösung Nr. 2 hinzu, worauf man 2 Stunden bei 170° F. im Wasserbade
stehen lässt.
Nach 2 Stunden ist die Emulsion auf 80° F. abgekühlt und man fügt
300 g harte Heinrichsgelatine hinzu; die Wärme steigert man auf 100° F., bis sich
alle Gelatine gelöst hat, worauf man die Emulsion in eine Schale ausgiesst, welche
in kaltem Wasser steht; die erstarrte Gallerte wird wie gewöhnlich gewaschen.
(Amat.-Photogr., 1891 S. 207.)
Henderson beschreibt eine neue Methode der
Emulsionsbereitung, welche sich an die alte Monkhofen'sche Methode anschliesst. Der genannte Autor hält es für nothwendig,
um die Bildung von Grün- oder Rothschleier zu vermeiden, dass die Gelatine nicht mit
Silbernitrat in Berührung komme. Dies erreicht er dadurch, dass er das Silbernitrat
mit Ammoniumcarbonat in wässeriger Lösung fällt und das entstandene gut gewaschene
Silbercarbonat der geschmolzenen Gelatine einverleibt, welche vorher mit der zur Umsetzung des
Silbercarbonates in Bromid nöthigen Menge Bromsalz versetzt wurde.
Für sehr dichte Bilder (Laternenbilder oder Linearreproductionen) benutzt Henderson an Stelle des Carbonates das Citrat oder
Acetat des Silbers (Photogr, News, 1891 S. 207.)
Ein Verfahren zur Herstellung einer sehr feinen reinen Emulsion gibt Bolton. Auch diese Methode beruht auf der Ueberführung
des Silbernitrates in Carbonat, welche jedoch in der Gelatine selbst durchgeführt
wird. Zu diesem Behufe wird die zur Verwendung gelangende Gelatine erst in Wasser
quellen gelassen und hierauf bei gelinder Wärme geschmolzen. Nach erfolgter
Auflösung des Natriumcarbonates wird Silbernitrat in Stücken zugefügt und so lange
geschüttelt, bis alle Krystalle gelöst sind. Der Gehalt der Emulsion an
Natriumcarbonat neben Silbercarbonat ist von Wichtigkeit, da derselbe von Einfluss
auf die Bildung eines feinen Kornes ist. Man digerirt die Emulsion eine Stunde bei
40° C, fügt dann die zur Umwandelung des Silbercarbonates in Bromid nöthige Menge
Bromammonium hinzu; schliesslich wird ½ Stunde bei 38° C. digerirt, erstarren
gelassen und die Emulsion nach dem Zertheilen unter Alkohol, dem etwas Salicylsäure
zugefügt wurde, zum Gebrauche aufbewahrt. (Bull. de la Soc.
française de Photographie, 1891 S. 116.)
Auf die Behandlung von Emulsionen in Centrifugalmaschinen nahm Carl Didbik Hellstrona ein englisches Patent (Nr. 9062
vom 11. Juni 1890). (Das Verfahren enthält nichts wesentlich Neues gegenüber dem
älteren Plener'schen. Anm. der Ref.)
Eine neue Vorschrift zur Herstellung von
Bromsilbergelatineemulsion für photographische Papiere gibt Haffel.
Nach derselben werden 12 g Gelatine, 5½ g Bromkalium, 0,13 g Citronensäure, 0,18 g
Chromalaun und 240 cc Wasser gelöst, im Wasserbade 10 Minuten lang auf 100° C.
erhitzt und sodann 7 g Silbernitrat zugesetzt. Man schüttelt 5 Minuten und giesst
nach Verlauf von ¼ Stunde zum Erstarren aus. Gewaschen wird die Emulsion wie
gewöhnlich, sodann geschmolzen und mit 25 cc Alkohol und so viel Wasser, dass das
Volumen 300 cc beträgt, versetzt. Zur Präparation verwendet Haffel Albuminpapier, auf welchem das Albumin durch Wasserdampf zum
Coaguliren gebracht worden ist, wodurch das Eindringen der Emulsion in die
Papiermasse vermieden wird und die Bilder grosse Brillanz zeigen. (Phot. News, 1891.)
Eine neue Giessmaschine für Bromsilbergelatine zur Herstellung von Trockenplatten
construirte Smith (Talbot,
„Neuheiten“, 1891 S. 299.)
W. Rebikow in St. Petersburg liess sich ein Verfahren
patentiren, Agar-Agar für Emulsionen, lichtempfindliche
Papiere u.s.w. verwendbar zu machen, dessen Wesen darin besteht, dass durch
abwechselndes Erwärmen, Abkühlen und Decantiren, sowie durch mechanische Reinigung
mit Filtrirpapier, Watte u. dgl. die trübenden Theilchen aus der Agar-Agarlösung
ausgeschieden werden. (Phot. Arch., 1891 S. 241.)
Collodionemulsion.
Auf dem Gebiete der Herstellung von Collodionemulsionen sind wesentliche Fortschritte
zu verzeichnen.
Gädicke legte Collodiontrockenplatten in der „Gesellschaft von Freunden der
Photographie“ in Berlin vor, welche von Dr. Neuhauss spectroskopisch geprüft wurden; derselbe fand, dass ihre
Empfindlichkeit von der Frauenhofer'schen Linie G bis D reicht und dass
die Platten sehr geringe Empfindlichkeit für Violett zeigen. Ueber die Bereitung der
Emulsion ist nichts Näheres bekannt. (Phot. Wochenbl.,
1891 S. 355.)
Wilkinson beschreibt die Darstellung von
hochempfindlicher Collodionemulsion, welche er dadurch so hochempfindlich erhalten
will, dass er die Herstellung der Silberhaloidsalze in einer Gelatinelösung
vornimmt, dann dieselben von der Gelatine trennt und in Collodion emulgirt.
Eine vorzügliche Methode der Herstellung von
Collodiontrockenplatten und orthochromatischen derartigen Platten ist jene,
welche von v. Hübl veröffentlicht wurde.
v. Hübl stellt seine Emulsion her, indem er 40 g
Silbernitrat in 50 cc Wasser löst und dieser Lösung so viel Ammoniak zusetzt, bis
der erst entstandene Niederschlag klar gelöst ist. Er fügt sodann 100 cc Alkohol zu
und lässt vollkommen erkalten. 1)
Andererseits löst man 30 g Bromammonium in 35 cc Wasser, fügt dieser Lösung 70 cc
absoluten Alkohol zu und erwärmt bis zur Lösung. 2)
In einer Glasflasche werden 450 cc 4procentiges Rohcollodion mit der Lösung 1)
gemischt und in der Dunkelkammer bei gelbem Lichte die warme Lösung 2) in drei
Portionen unter Umschütteln zugefügt. Man schüttelt sodann noch 5 Minuten, worauf
zur entstandenen Emulsion so viel Wasser gegeben wird, dass Flockenbildung eintritt.
Dann giesst man das Ganze in viel Wasser (10 l) und rührt um. Das
Bromsilbercollodium wird hierdurch sandig gefällt, setzt sich rasch ab und kann
leicht durch Decantiren gewaschen werden. Zuletzt filtrirt man, wäscht mit Alkohol
und löst in 800 bis 1000 cc Aetheralkohol (gleiche Theile). Die so erhaltene
Mutteremulsion wird sensibilisirt, indem man sie mit Codeïn oder Narcotin (0,5 g)
versetzt und 3 bis 4 Tage reifen lässt. Die Emulsion ist durch diese Behandlung
empfindlicher geworden; sie kann direct zur Herstellung von Trockenplatten benutzt
werden (Unterguss von sehr schwacher Kautschuklösung) oder auch, mit einer
Eosinsilberlösung (0,5 g Eosinsilber, 1 g Ammoniumacetat, 30 cc Alkohol; erwärmen –
Lösung mit 120 cc Alkohol und einigen Tropfen Essigsäure versetzen) sensibilisirt,
zur Herstellung von orthochromatischen Platten dienen.
Dr. Jonas stellte an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt
eine Collodionemulsion her, welche er mit einer Lösung von Eosinsilber und
pikrinsaurem Ammoniak farbenempfindlich machte. (Photogr.
Corresp., 1891; Eder, Jahrb. f. 1892, S.
35.)
Hervorrufung von Bromsilbergelatineplatten.
Ueber Sulfite und Metabisulfite im Entwickler schrieb
Bothamley. Von den verschiedenen Sulfiten, welche
im Handel vorkommen, ist das gewöhnlich vom Photographen verwendete Natriumsulfit
ziemlich rein; sehr unrein und deshalb nicht verwendbar sind die Bisulfite, dagegen
erhält man die Metabisulfite in wohl ausgebildeten Krystallen und von hoher
Reinheit, weshalb sie Bothamley zur Herstellung von
Entwicklern empfiehlt. (Eder, Jahrb. f. Photogr. f.
1892, S. 164.)
Ueber einige Modificationen des Eikonogen und
Hydrochinonentwicklers berichtet Colonel J.
Waterhouse. Derselbe studirte, angeregt durch den im Handel vorkommenden
Entwickler Graphol, welcher Eikonogen, Borax,
Milchzucker und Lithiumcarbonat enthält, die Wirkung dieser Körper, wenn selbe als
Zusatz zu Eikonogen oder Hydrochinonentwicklern verwendet werden.
Seine Versuche eingaben, dass kaustische Alkalien durch Borax in diesen Entwicklern
ersetzt werden können, was für den Gebrauch derselben in tropischen Ländern von
Werth erscheint. Er gibt folgende Vorschrift für Eikonogenentwickler:
Eikonogen
1
Th.
Borax
2
„
Natriumsulfit
2
„
Wasser
100
„
Der Zusatz von Milchzucker bewirkt im Eikonogenentwickler eine Zunahme der
Dichtigkeit des Negatives, die gleiche Wirkung soll Saccharin ausüben. (Phot. Mitth., Bd. 28 S. 195.)
Natriumnitrat im Entwickler wird von F. Cobb empfohlen,
um bei Ueberexposition die Platten normal zu entwickeln. Die gleiche Wirkung hat ein
Vorbad von 1 Th. Natriumnitrat in 240 Th. Wasser. (Yearbook
of Photogr. for 1891, S. 72.)
Das von Noel als Entwickler empfohlene Kinocyan (C25H12O10?), welches
sich in Wasser und Alkohol mit grünblauer Farbe löst, wird in Combination mit
Natriumsulfit, Aetznatron und Soda verwendet. (Amateur-Photogr., 1891 S. 384.)
Ueber die reducirenden Verbindungen der aromatischen Reihe,
welche sich als Entwickler verwenden lassen, schreiben A. und L. Lumiere in Lyon.
Verfasser haben constatirt 1) dass jene Körper dieser Reihe, welche als Entwickler
verwendet zu werden vermögen, mindestens zwei Hydroxylgruppen oder zwei Amidogruppen
oder endlich eine Hydroxyl- und eine Amidogruppe an den Benzolkern gebunden
enthalten müssen. 2) zeichnen sich unter diesen Stoffen anscheinend die Verbindungen
der Parareihe als eigentliche Entwickler aus. 3) wird das Entwickelungsvermögen
durch eine grössere Anzahl von Amido- bezieh. Hydroxylgruppen im Moleküle nicht
beeinträchtigt. 4) enthält das Molekül zwei oder mehrere Benzolkerne oder eine
Vereinigung von Benzolkernen mit anderen Kernen, so gelten die obigen Regeln, auch
dann, wenn die Hydroxyl- oder Amidogruppen an einen und denselben Kern gebunden
sind. 5) Substitutionen in den Amido- oder Hydroxylgruppen zerstören die Fähigkeit
der Verbindung, als Entwickler zu functioniren, unbedingt, wenn nicht zwei solcher
Gruppen im Moleküle intact bleiben. 6) Substitutionen des Wasserstoffrestes im
Benzolreste heben anscheinend das Entwickelungsvermögen nicht auf. Diese Regeln
gelten natürlich nur für die aromatische Reihe und macht von denselben nur das
Phenylhydrazin (C6H5
– NH . NH2), welcher Körper, allein für sich
verwendet, bereits die Eigenschaft eines Entwicklers hat, eine Ausnahme. Verfasser
geben schliesslich einen Ueberblick über jene Verbindungen der aromatischen Reihe,
welche diesen Bedingungen entsprechen und demzufolge zur Herstellung von Entwicklern
benutzt werden können. (Eder, Jahrb. f. 1892, S.
89.)
Ueber das Paraamidophenol als Entwickler berichtet Dr.
M. Andresen.
Derselbe betont die bereits erwähnte Thatsache, dass es hauptsächlich die
Disubstitutionsproducte der aromatischen Reihe, die Amido- und Hydroxylgruppen
enthalten, sind, welche als Entwickler dienen können.
Es würden sich also vom Benzol durch Substitution zweier Amido- oder Hydroxylgruppen
folgende drei Typen von Entwicklern ableiten lassen:
1) Diamidobenzol
\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left\{{{\mbox{NH}_2}\atop{\mbox{NH}_2}}\right
2) Amidooxybenzol
\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left\{{{\mbox{NH}_2}\atop{\mbox{OH}}\ \
}\right
3) Dioxybenzol
\mbox{C}_6\mbox{H}_4\left\{{{\mbox{OH}}\atop{\mbox{OH}}}\right
Wie bekannt, ist jede dieser Verbindungen in drei Isomeren vertreten. Es zeigte sich
nun, dass die Verbindungen der Ortho- und Parareihe kräftige Entwickler darstellen,
jene der Metareihe dagegen keine Entwicklersubstanzen sind.
So ist das der Parareihe angehörige Hydrochinon seit
Jahren als Entwickler in Verwendung.
Das Paraamidobenzol ist desgleichen ein Entwickler, das
Paraamidophenol ist ein vorzüglicher Entwickler.
Das der Orthoreihe angehörige Brenzkatechin
(Orthodioxybenzol) ist desgleichen ein häufig gebrauchter Entwickler, auch das Orthoamidophenol ist ein brauchbarer Entwickler.
Das Orthophenylendiamin entwickelt ebenfalls das latente Bild – dagegen kann weder
das Metaamidophenol, noch das Resorcin (Metadioxybenzol), noch das
Metaphenylendiamin als Entwickler benutzt werden.
Die Paraverbindungen zerfallen im weiteren Verlaufe der Reaction beim Processe der
Hervorrufung des latenten photographischen Bildes in Chinon- oder chinonartige
Körper. Auch die Orthoverbindungen des Benzols verhalten sich ähnlich (Zincke und KüsterBerichte der Chemischen Gesellschaft, Bd.
21 2719.), wie dies auch bei gewissen Orthoderivaten des
Naphtalins der Fall ist und insbesondere beim Eikonogen
Textabbildung Bd. 286, S. 68
in charakteristischer Weise zum Ausdrucke kommt.
Verfasser beschreibt nun eingehend das Paraamidophenol,
welches er als Entwickler fertig gemischt unter dem Namen Rodinal in den Handel bringt. (Das Rodinal ist eine concentrirte Lösung,
welche Paraamidophenol, Aetzkali, schwefligsaures Kali und Wasser enthält. Anm. der
Ref.)
Nach Wicker wirkt kohlensaures
Lithion beim Pyrogallolentwickler als Beschleuniger. Derselbe gibt folgende
Vorschrift für einen Lithion-Pyrogallolentwickler:
Pyrogallol
2 g
Lithioncarbonatlösung (1 : 20)
2 cc
Natriumsulfit
12 g
Wasser
480 cc
(Phot. Arch., 1891 S. 53.)
Bronquart empfiehlt desgleichen die Verwendung des
Lithions. (Rev. Photogr., 1891 S. 461.)
Es sei hier bemerkt, dass die geringen Vortheile, welche das Lithion vor anderen
Alkalien bietet, wohl mit der Preisdifferenz in keinem Verhältnisse stehen. (Anm.
der Ref.)
Hydrochinonmonosulfosäure stellte Stebbin durch Einwirkung von concentrirter
Schwefelsäure auf Hydrochinon dar; dieser Körper soll, mit Natriumcarbonat gemischt,
einen Entwickler für Bromsilbergelatine geben, welcher zur Herstellung von schönen
Diapositiven mit rothbraunen Tönen Verwendung finden kann. (Phot. Arch., 1891 S. 326.)
Newton empfiehlt zinnsaures Natron als Zusatz zum
Eikonogenentwickler für Momentaufnahmen.
Von vielen Seiten werden gemischte Eikonogen-Hydrochinonentwiekler empfohlen.
Wir erwähnen hier den von V. Angerer in Wien verwendeten
Entwickler (A. Wasser 1250 g, Natriumsulfit 150 g, Eikonogen 22,5 g, Hydrochinon 7,5
g und B. Wasser 250 g, Kaliumcarbonat 7,5 g, A und B werden im Verhältnisse von 5 :
1 gemischt). Der Entwickler ist ein Rapidentwickler. (Phot.
Arch., 1891 S. 128.)
Aehnliche Entwickler sind von Chapman (Phot.
Wochenblatt, 1891 S. 163), Vredenburgh (Phot.
Arch., 1891 S. 133) und anderen empfohlen worden und haben in der Praxis
insbesondere in England Eingang gefunden.
Eder und Valenta geben für
das Paraamidophenol folgende Entwickler Vorschriften: Paraamidophenol 4 g, Wasser
1000 g, Natriumsulfit 80 g, Soda 40 g oder: Paraamidophenol 4 g, Wasser 1000 g,
Natriumsulfit 120 g, Potasche 40 g. Beide Entwickler geben sehr befriedigende
Resultate. (Photogr. Corresp., 1891.)
Gebr. Lumière empfehlen, statt der genannten Alkalien
Lithionoxyd zu verwenden. (Revue suisse de Photogr.,
1891 S. 395.)
Die Firma Hauf in Feuerbach brachte jüngster Zeit zwei
neue Entwicklersubstanzen in den Handel, welche sich durch ihre Verwendbarkeit und
die schönen Resultate, welche mit denselben erzielt werden, auszeichnen. Die eine
dieser Substanzen, der Erfinder nennt sie Metol, ist
das schwefelsaure Salz des Monomethylparaamidometakresols
und stellt ein weissliches Pulver dar, welches sich in Wasser leicht löst; diese
Lösung bildet bei Gegenwart von Natriumsulfit oder anderen schwefligsauren Salzen
der Alkalien eine nahezu farblose Flüssigkeit, die sich viele Wochen lang in
verschlossenen Gefässen, ohne eine Zersetzung zu erleiden, hält.
Sie bleibt bei Gegenwart von Alkalicarbonaten farblos und wirkt als kräftiger, klar
arbeitender, rascher, vortrefflicher Entwickler für Bromsilbergelatineplatten und
bei geringer Concentration auch für Chlor- und Chlorbromsilberplatten.
Insbesondere kommt die Verwendung für Bromsilberplatten in Betracht, und im
Nachstehenden sind die hierfür geeigneten Entwicklervorschriften angegeben.
1. Metol-Potasche-Entwickler.
Lösung A:
Destillirtes Wasser
1000
Th.
Neutrales Natriumsulfit
100
„
Metol
10
„
Lösung B:
Wasser
1000
Th.
Potasche
100
„
Es werden gemischt:
Metollösung
60
cc
Potaschelösung
20
„
Der Entwickler kann sofort verwendet werden und ist wochenlang in gut verschlossenen
Gefässen haltbar. Das Bild kommt bei richtig belichteten Platten fast momentan
zum Vorschein und gewinnt gleichmässig an Kraft; in 2 bis 3 Minuten ist die
Entwickelung vollendet.
2. Metol-Soda-Entwickler.
Lösung A:
Destillirtes Wasser
1000
Th.
Schwefligsaures Natron krystallisirt
100
„
Metol
10
„
Lösung B:
Destillirtes Wasser
1000
Th.
Soda krystallisirt
100
„
Vor dem Gebrauche mischt man gleiche Theile der Lösungen.
Dieser Entwickler arbeitet etwas langsamer als der Metol-Potasche-Entwickler; er
eignet sich jedoch gleichfalls zur Hervorrufung von Porträt-, Moment- und
Landschaftsaufnahmen.
Die zweite Entwicklersubstanz, welche von der genannten Firma erzeugt wird, ist ein
Salz des Diamidophenol
und führt den Namen Amidol.
Das Amidol ist ein weisses, aus kleinen flachen Krystallen bestehendes Pulver,
welches sich sehr leicht in Wasser löst. Die Lösung ist schwach röthlich gefärbt und
reagirt sauer. Sie gibt mit Natrium- oder Ammoniumsulfit einen sehr brauchbaren
Rapidentwickler, welcher I sauer reagirt.
Die Vorschrift zur Herstellung eines Amidolentwicklers lautet:
Amidol
5
Th.
Natriumsulfit
50
„
Wasser
1000
„
(Eder, Photogr. Corresp., 1892.)
Dr. E. Just empfiehlt für seine
Bromsilbergelatinepapiere das Rodinal und den Lainer'schen Rapidentwickler.Vgl. unser
Referat in D. p. J. 1891 282 91.
(Fortsetzung folgt.)