Titel: | Ueber Dreifach-Expansionsmaschinen und die in Whitworth's Laboratorium zu Manchester ausgeführten Dampfmaschinenversuche. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 106 |
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Ueber Dreifach-Expansionsmaschinen und die in
Whitworth's Laboratorium zu Manchester ausgeführten Dampfmaschinenversuche.
Ueber Dreifach-Expansionsmaschinen.
Es wurden, wie die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1892 S. 187, nach Ingeniörs
Föreningens Förhandlingar mittheilt, zu diesen Versuchen, welche von John Ramsbottom, John Robinson und Osborne Reynolds nach einer Berathung mit William Mather angestellt wurden, drei besondere zu
einer Dreifach-Expansionsmaschine vereinigte Dampfmaschinen der heute als die besten
anerkannten Constructionstypen benutzt, deren Hauptdimensionen aus nachstehenden
Angaben ersichtlich sind:
Maschine
Cylinder-Durchmesser
Hub
Stangen-Durchmesser
Nr. I (Hochdruck)Nr. II (Mitteldruck)Nr. III
(Niederdruck)Luftpumpe zu Nr. IIISpeisepumpe zu Nr. III
5 8129 1½
101015 4½2
2¾ 2¾4––
Zoll engl.
Bei jeder Maschine waren die Cylinderwände und beide Deckel mit besonderen
Dampfmänteln versehen, die entweder einzeln für sich oder aber alle zusammen mit
Dampf angefüllt werden konnten oder leer blieben. Jede Maschine war für einen
Dampfdruck bis zu 200 Pfund auf 1 Quadratzoll engl. und für eine
Kolbengeschwindigkeit bis zu 1000 Fuss engl. in der Minute (5,1 m in der Secunde)
construirt und besass eine Expansionsvorrichtung, welche Füllungen von 0 bis 0,8 des
Kolbenhubes gestattete. Eine dieser Maschinen war mit einem Aussencondensator von
160 Quadratfuss Kühlfläche versehen und die beiden anderen waren so eingerichtet,
dass der Abstoss entweder direct in die Luft oder in ummantelte Zwischenbehälter
erfolgte, aus denen dann die nächste Maschine ihren Dampf entnahm. Jeder
Zwischenbehälter stand noch durch ein directes Rohr mit dem Kessel in Verbindung, um
abwechselnd benutzt werden zu können. Der Dampfkessel besass den gewöhnlichen
Locomotiventypus mit 5 Quadratfuss Rostfläche, 200 Quadratfuss Heizfläche und war
für einen Dampfdruck von 200 Pfund auf den Quadratzoll berechnet; in dem Kesselhause
hatte noch ein Vorwärmer von 50 Quadratfuss Erwärmungsfläche Aufstellung gefunden,
in welchem sich die Heizgase in entgegengesetzter Richtung zum Wasser bewegten. Für
die Luftzuführung zur Feuerung benutzte man natürlichen oder nach dem Princip des
verschlossenen Aschenraumes verstärkten Zug; an Brennstoff wurden stündlich 160
Pfund verbraucht. Man suchte durch die getroffenen Vorbereitungen festzustellen, wie
jeder Theil und ebenso die Arbeit eines jeden einzelnen Organes unabhängig von der
Arbeit der übrigen seine Bestimmung erfüllt; zu dem Zwecke hatte man den Kessel und
die drei Maschinen von einander getrennt, so dass die betreffenden Abstände 20,
7 und 12 Fuss betrugen. Den Dampf leitete man durch fünf Rohrsysteme und die
Wellenleitung von den Maschinen erstreckte sich über eine Länge von 36 Fuss. Diese
Maschinenausbreitung verursachte eine bedeutende Erhöhung der Wärmeausstrahlung
zugleich mit vergrösserten Reibungsverlusten, welche Grössen jedoch einzeln gemessen
werden konnten und deshalb das Resultat in keiner Weise beeinflussten. Die ohne
besondere Anstrengungen vorgenommenen, wie eine gewöhnliche Laboratoriumsarbeit
geleiteten Untersuchungen wurden mit zwei Versuchen wöchentlich einen ganzen Cursus
hindurch fortgesetzt; jede Untersuchung nahm zwei, vier bis sechs Stunden in
Anspruch.
Nach den ersten 24 Probeversuchen stellte man eine Tabelle auf, indem man mit einer
Versuchsreihe über Dreifach-Expansionsmaschinen bei einem Dampfdrucke von 200 Pfund
auf den Quadratzoll engl. mit oder ohne Dampfmäntel begann. Diese 32 Versuche
umfassende Reihe begann im October 1888 und endete im April 1889. Man machte mehrere
Versuche mit allen möglichen Kolbengeschwindigkeiten und da das Resultat bis auf 1
Proc. genau stimmte, nahm man den Mittelwerth von drei Versuchen mit und ohne Dampf
in den Mänteln als Untersuchungsresultat an.
Die Umstände, unter denen diese Versuchsreihen ausgeführt wurden, waren in
ökonomischer Hinsicht viel günstiger, als irgend welche bisher in der Praxis
vorgenommenen, und obgleich man mit diesen Probemaschinen nur beabsichtigte, die
Ursachen eines schlechten Effectes zu ergründen und nicht den höchsten ökonomischen
Nutzen zu erzielen, war es doch sehr wünschenswerth, dass die erlangten Resultate
rücksichtlich der verhältnissmässig unbedeutenden Maschinengrösse auch aus anderen
Gründen nicht weit hinter den Resultaten zurückblieben, die man in der Praxis von
erstklassigen selbst bedeutend grösseren Maschinen verlangt. Der Kohlen- und
Wasserverbrauch in Pfunden in der Stunde und für indicirte Pferdekraft ergab sich
zu:
Mit
Ohne
Dampfmantel
Ganzer Kohlenverbrauch
1,50 – 1,33
1,81 – 1,62
Mit Abzug für Wärmestrahlung
1,30 – 1,21
1,77 – 1,54
Ganzer Wasserverbrauch
14,10 – 12,68
17,30 – 15,90
Mit Abzug für Wärmestrahlung
12,30 – 11,90
16,60 – 15,10
Obgleich diese Resultate als äusserst gut gelten können, so waren doch die Quellen
und das Maass der verschiedenen Verluste deutlich erkennbar. So waren bei Anwendung
von Dampfmänteln 19,4 Proc. aller Wärme, die die Maschine empfing, die Ausstrahlung
unberücksichtigt, in Nutzarbeit umgesetzt worden, und ohne Mäntel 15,5 Proc. Die
grösste Wärmemenge, die in Nutzarbeit umgesetzt werden konnte, insofern keine
secundären Verluste vorkamen, hätte 23 Proc. betragen sollen. Mit Dampfmänteln
erreichten demnach die Verluste durch obige secundäre Ursachen 17 Proc. und ohne
Mäntel 34 Proc. Die Art dieser Verlustvertheilung war auch deutlich in die Augen
fallend. Eine wichtige Quelle, welche mit Mänteln 5 Proc. des Gesammtverlustes
erreichte, kam dabei zum erstenmal an den Tag; dieselbe bestand in der Wärmemenge,
welche von der Oberfläche des Cylinders und der Kanäle fortgeleitet wurde, und zwar
in Folge der Expansion, welche nach dem Dampfaustritte aus dem Cylinder eintrat. Die
Wirkungen, welche die Condensation im (Minder ausübte, zeigte deutlich und klar ein
gewöhnliches Diagramm, welches man während des Versuches nahm. Obgleich diese
Versuche allein nicht hinreichten, um für diese Condensation ein vollständiges
Gesetz aufzustellen, so zeigten sie doch in schlagender Weise, dass diese auf
gewissen und bestimmten umständen beruht. Besonders ein Umstand, der früher keine
sehr grosse Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, erschien hierbei gerade
hinsichtlich der Mantelwirkung von grösster Bedeutung. Das Diagramm zeigte nämlich,
dass, wenn die Temperatur in den Mänteln der Maschine I die gleiche wie die
Anfangstemperatur des Dampfes war, das Einwirkungsvermögen der Mäntel auf die
Cylindercondensation höchst gering war. In der Maschine II dagegen, wo die
Temperatur des Manteldampfes 80° F. höher war als die Anfangstemperatur im Cylinder,
zeigte es sich, dass sich die Cylindercondensation von 30 Proc. auf 5 Proc.
reducirte. In der Maschine III endlich, wo die Mantelwärme 180° F. höher als die
Cylindertemperatur war, war die Condensation vollständig ausgeblieben.
So ergab sich aus diesen Versuchen unter Anwendung frischen Dampfes direct aus dem
Kessel in den Mänteln, dass ein Niederdruckcylinderdiagramm, wahrscheinlich auch zum
erstenmal, erhalten werden konnte, in welchem die Expansionscurve vollständig mit
jener für gesättigtesten Wasserdampf zusammenfiel.