Titel: | Bericht über die Fortschritte der chemischen Technologie der Gespinnstfasern seit 1889. |
Autor: | Otto N. Witt , Christoph Schmidt |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 107 |
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Bericht über die Fortschritte der chemischen
Technologie der Gespinnstfasern seit 1889.
Von Otto N. Witt und Christoph
Schmidt.
Bericht über die Fortschritte der chemischen Technologie der
Gespinnstfasern seit 1889.
Seit unserem letzten Berichte (1890 275 230) ist ein
grösserer Zeitraum verflossen; die Thätigkeit ist auf allen Theilen des Gebietes
eine ungemein rege, stetig zunehmende gewesen; die ausserordentlich grosse Zahl der
Publicationen und genommenen Patente macht es oft schwer, die Spreu vom Weizen zu
sondern.
Eine weitere technische Verwerthung neuer natürlicher Gespinnstfasern ist nicht zu
verzeichnen. Mit grossem Eifer wird die Herstellung künstlicher Gewebefasern
betrieben.
Die Erfindung der Chardonnet'schen Collodiumseide hat
die Patentirung einer Anzahl ähnlicher Verfahren zur Erzeugung künstlicher
Fasermaterialien (von J. H. du Vivier, F. Lehner und
E. Breuer) im Gefolge gehabt. Chardonnet selbst hat sein Verfahren bedeutend
vervollkommnet, so dass die technische Verwerthung seiner interessanten Arbeiten
vielleicht bald erfolgen dürfte. Durch Behandeln der Nitrocellulosefäden mit
verdünnter Salpetersäure (Dichte 1,32) bei 32 bis 35° will er dieselben denitriren,
den Stickstoffgehalt bis auf ungefähr 6 Proc. herabmindern, sie sind dann nicht mehr
explosiv. Zusätze von Metallchlorüren und oxydirbaren organischen Basen zur
Mutterlösung, die früher gemacht wurden, um die Feuergefährlichkeit herabzusetzen,
sind hiermit überflüssig geworden.
Die denitrirte künstliche Seide lässt sich leicht färben: man wäscht nach dem
Herausnehmen aus der Salpetersäure schnell in lauwarmem Wasser, geht dann in das
Färbebad ein, wäscht kalt und lässt in warmer Luft trocknen.
Die künstliche Seide hat eine Dichte von 1,49, der Fadendurchmesser kann beliebig
hergestellt werden; der Glanz ist stärker als bei der natürlichen Seide, die
Zugfestigkeit angeblich nur etwa 15 bis 20 Proc. geringer als bei dieser.
Ein anderes Verfahren zur Denitrirung besteht im Digeriren der Pyroxylinfasern bei
35° mit beispielsweise einer Kaliumsulfocarbonatlösung von 36° B., welches nach 12
Stunden weisse glänzende Fasern ergibt, die ihre ganze Zähigkeit behalten und die
Zusammensetzung der Baumwolle haben.
Einen interessanten und umfassenden Bericht über den gegenwärtigen Stand der
Seidenindustrie Frankreichs von D. Dollfus bringt das
Bullet. de la Soc. industr. de Mulhouse (Juni, Juli
1890), betreffs dessen Einzelheiten wir auf das Original verweisen. Bemerkenswerth
ist der Rückgang der Production, dieselbe betrug in den Jahren 1873 bis 1878 im
Mittel 851000 k, im J. 1886 nur 677000 k Grege.
Dass die verschiedenen Seiden, wie sie die Natur uns liefert, mehr oder weniger
gefärbt sind, ist genügend bekannt, wie auch die wenig erfreuliche
Widerstandsfähigkeit und Echtheit der Färbungen verschiedener wilden Seiden unseren
bleichenden Agentien gegenüber. Bekannt ist die schöne blassgrüne, ausserordentlich
echte Naturfarbe der japanischen Yamamaï-Seide. Es existiren nun verschiedene
Angaben und Behauptungen, man könnte durch gefärbte Nahrung die Seidenraupe
veranlassen, eine gefärbte Seide zu produciren.
L. Blanc hat (Comptes
rendus) diese Angaben geprüft, die Versuche mit künstlichen und natürlichen
Farbstoffen wiederholt und sie als durchaus falsch und auf schlechter Beobachtung
beruhend befunden. Abgesehen davon, dass die Thiere sich bei solcher Ernährung
durchaus nicht wohl fühlten, schlecht entwickelten und selten bis zum Einspinnen
gelangten, war die Seidensubstanz in der Seidendrüse nicht in einem einzigen Falle
gefärbt. Bei Fuchsinfütterung waren die Secretionsorgane gefärbt und bestäubten
äusserlich die austretende an sich ungefärbte Seide – ähnliche Beobachtungen mögen
die erwähnte falsche Deutung hervorgerufen haben.
Raphael Dubois hat das färbende Princip der gelben Seide
untersucht und aus verschiedenen Farbstoffen, zum Theil krystallisirbaren,
zusammengesetzt gefunden und die wahrscheinliche Identität eines Theiles davon mit
dem Carotin nachgewiesen.
In der Société ind. de Mulh. schilderte P. Richard einen interessanten Versuch über die
chemische Natur der Wolle. Man schreibt bekanntlich der Wollsubstanz den Charakter
einer Amidosäure zu, welcher auch für die aus ihr leicht erhältliche sogen.
Lanuginsäure festgestellt ist. Richard suchte die
Gegenwart einer Amidogruppe in der Wolle mit salpetriger Säure nachzuweisen, und es
hat den Anschein, dass er wirklich eine Diazoverbindung erhalten habe. Die Wolle
zeigt nach Behandlung mit angesäuerter Nitritlösung eine charakteristisch strohgelbe
Farbe, die durch Behandlung mit stark alkalischen Phenollösungen umschlägt: durch
Phenol in Röthlichbraun, Resorcin Granatroth, Pyrogallol Rothbraun, α-Naphtol Granatroth und β-Naphtol in Braun. Diese Eigenschaften den Phenolen gegenüber behielt die
„Diazowolle“ auch nach 24stündigem Liegen in schwachem Ammoniakwasser und
verlor sie nicht vollständig durch längeres Kochen mit Salzsäure, wurde aber
hiernach von Diazonaphtalinchlorid angefärbt, was auf Entstehung einer phenolartigen
Substanz hinzudeuten scheint.
Der Baumwolle auch zu einer Amidogruppe zu verhelfen, bemüht sich ein Patent von L. Vignon und L. Casella und
Co. Die Erfinder erhitzen die Pflanzenfaser mit Chlorcalciumammoniak 6
Stunden lang auf 100°, wodurch dieselbe amidirt und für Wollfarbstoffe empfänglich
werden soll.
Bei der grossen Zahl von eigentlichen und directen Baumwollfarbstoffen, die uns
gegenwärtig bereits zu Gebote stehen, haben diese Versuche, die Baumwolle zu
animalisiren, wohl nur theoretisches Interesse.
Als eine Art von Carbonisation für gemischte Gewebe aus Seide und Wolle schlägt E. Knecht ein Erhitzen mit Wasser unter Druck auf 130°
vor. Die Seide wird dabei nicht angegriffen, während die Wolle solchermaassen in
ihrem Zusammenhange geschwächt wird, dass sie bei leichtem Reiben zu Pulver
zerfällt.
Baumwolle wird unter diesen Umständen gleichfalls nicht angegriffen. Auf die mögliche
Verwerthung der Reaction zur Herstellung von bemusterten Geweben wird
hingewiesen.
Auf gemischten Geweben aus Wolle und Baumwolle, die mit Aluminiumchlorid bedruckt
werden, erhält man bereits solche Carbonisationseffecte von hervorragender Schönheit
und Vollkommenheit.
Persoz fand, dass mit 10procentiger Glycerinlösung getränkte, an der
Luft getrocknete Wolle derart widerstandsfähig gegen Wärme wird, dass man sie
längere Zeit ohne Schaden auf 130 bis 140° erhitzen kann. Diese Beobachtung kann
möglicher Weise grossen technischen Werth erlangen.
Für Cellulose fanden Cross und Bevan ein neues Lösungsmittel, bestehend in einer Auflösung von Chlorzink
in seinem doppelten Gewicht Salzsäure. Die Cellulose soll durch dasselbe nicht
merklich in ihrer Substanz verändert werden.
Ueber das Waschen und Bleichen der Faserstoffe haben wir gleichfalls manches Neue zu
berichten.
J. J. Hummel bespricht (im Journ. Soc. Dyers Vol., 1890 S. 2) das Waschen der Wolle mit flüchtigen
Lösungsmitteln. Er führt 23 Apparate auf, die theils mit Schwefelkohlenstoff, theils
mit Amylalkohol, oder auch mit Kohlenwasserstoffen arbeiten. (Vgl. 1890 277 540.)
Bis jetzt sind alle Versuche in dieser Richtung an dem Uebelstande gescheitert, dass
Lösungsmittel der Wolle auch das im Inneren abgelagerte Wollfett entziehen und sie
dadurch brüchig machen.
Einiges Interesse bietet die mit Benzin arbeitende Burnell'sche Wollwaschmaschine, deren Abbildung The Textile Manufacturer (August 1889) bringt: ein grösseres und kleineres
⋁-förmiges Gefäss neben einander stehend enthalten je
eine grössere Trommel mit rings um dieselbe angeordneten, durch Federn angepressten
kleineren Walzen. Das grössere Gefäss enthält auf dem Boden Wasser und ist im
Bereiche der Walzen mit Benzin gefüllt. Die Wolle wird zwischen Trommel und Walzen
durchgeführt, wobei das Fett gelöst wird, der unlösliche Schmutz zu Boden sinkt und
mit dem dort befindlichen Wasser abgelassen werden kann. Die Wolle geht ausgepresst
in das zweite, warmes Wasser enthaltende Gefäss, wo ihr die wasserlöslichen Salze
entzogen werden, und wird nach Verlassen desselben durch ein endloses Tuch dem
Trockenraume zugeführt. (Vgl. 1890 277 * 540.)
Es dürfte vielleicht gelingen, das „Zuviel“ des entzogenen Fettes der Faser
nachträglich in geeigneter Lösung zuzuführen und zu ersetzen.
Von A. Wenner in Manchester ist ein neues
Bleichverfahren für Baumwollzeug erfunden worden, das in England mit Vortheil
betrieben wird. Der wesentliche Apparat ist ein grosser eiserner Kasten, in den bis
zu ½ seiner Höhe die Bäuchflüssigkeit eingelassen wird. In der Flüssigkeit und im
übrigen mit Dampf erfüllten Raume befinden sich eine grosse Anzahl von Leitwalzen,
über welche das Tuch zuerst abwechselnd im Dampf und in der Lauge und zuletzt
wagerecht nur im Dampfe hin und her geführt wird.
A. Mahien (D. R. P. Nr. 61668) setzt in der Bleiche bei
der Laugenbehandlung Benzin zu, um die färbenden und harzartigen Bestandtheile der
Faserstoffe besser zu entfernen.
Cross und Bevan haben
Untersuchungen angestellt über den Verbleib des Chlors bei der Chlorbleiche (Journ. Soc. Chem. Ind., 1891 S. 450). Danach gibt
Chlorkalk am meisten Chlor zur Bildung von Chlorsubstitutionsproducten ab, nämlich
26 bis 29 Proc., Natriumhypochlorit etwas weniger und Magnesiumhypochlorit nur 13
bis 16 Proc. In einer Bleichflüssigkeit, die aus Chlormagnesiumlösung durch
Elektrolyse erhalten worden, fand sich nach deren Erschöpfung das ganze Chlor
als Chlorid wieder vor. Danach scheint eine Substitution hier gar nicht
stattgefunden zu haben.
Ueber ein neues, von der chemischen Fabrik E. de Haën
bei Hannover in den Handel gebrachtes technisches Bleichmittel, das
Natriumsuperoxyd, berichtet die Färber-Zeitung. Es ist
ein wasserlösliches, stark alkalisch reagirendes Product, das 20 Proc. activen
Sauerstoff enthalten soll, während Bariumsuperoxyd nur 8 Proc. und 12volumiges
Wasserstoffsuperoxyd nur 1,5 Proc. enthält. Das Natriumsuperoxyd wird zum Bleichen
von Tussah, von Chappe und von Halbseide empfohlen. Das neue Bleichmittel wird als
haltbarer und billiger als Wasserstoffsuperoxyd bezeichnet. Für das Bleichen von
wilden Seiden gibt die Färber-Zeitung, 1891/92 S. 263,
nachfolgende Vorschrift:
100 k Tussah werden in einem 30 bis 35° C. warmen Bade von 9 k Bittersalz in 250 l
Wasser umgezogen und 3 k pulverisirtes Natriumsuperoxyd in 2 bis 3 Portionen
eingetragen und tüchtig verrührt. Man erhitzt dann allmählich, in etwa ¾ Stunden,
auf 80 bis 95°. Nach 1½ bis 2 Stunden säuert man das Bad mit Schwefelsäure an, bis
zur klaren Auflösung des ausgeschiedenen Magnesiahydrats, zieht um und wäscht
tüchtig aus. Dann behandelt man noch heiss mit 30 Proc. Seife in fettem Seifenbade,
¼ Stunde lang, und wäscht gut aus.
Favre und Braun in Mülhausen liessen sich ein Verfahren
patentiren, bedruckte und gefärbte Stoffe während des Seifens zu schützen. Beim
lauwarmen oder heissen Seifen mehrfarbig bedruckter Stücke können sich weniger gut
fixirte Farben theilweise lösen und beschmutzend auf die ihnen als Beize dienende
Nebenfarbe auffallen. Ein vorher leuchtendes Alizarinroth kann durch solchermaassen
gewandertes Methylenblau nach dem Seifen vollständig bordeauxfarben erscheinen.
Diesem Misstande zu begegnen, setzt besagte Firma dem Seifenbade gerbsaure
Metalloxyde, z.B. des Antimons, Zinks u.s.w., zu, welche die abgezogenen, hier
namentlich in Betracht kommenden basischen Farbstoffe aufnehmen und unschädlich
machen. Solcher reinigende Zusatz erlaubt auch Seifenbäder öfters zu benutzen und
bedingt somit eine nicht geringe Ersparniss.
Die Soc. Ind. de Rouen veröffentlicht (Januar 1891) ein
aus dem Jahre 1880 stammendes Verfahren von Reber und
Schmid, das auf die eben erwähnte Affinität der
Alizarinfärbungen für Methylenblau gegründet ist; Verfasser erzeugen ein Blau und
ein Schwarz durch Ueberfärben von Alizarin auf gewöhnlicher Roth- oder Violettbeize
mit Methylenblau, ein Verfahren, welches übrigens nur eine Erweiterung des längst
üblichen Schönens der Alizarindrucke mit Hilfe von Saffranin oder Methylviolett
darstellt.
V. H. Soxhlet bespricht in der Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie einige Anwendungen des
Permanganats in der Färberei. Er theilt ein erprobtes Verfahren zum Bleichen von
Jutegarn mit, das einfacher und billiger sein soll, als das von Cross und Bevan angegebene.
Die Garne werden 24 Stunden in lauwarmem Wasser eingeweicht, dann 2 Stunden in
10procentiger Sodalösung gekocht, gut gespült (mit etwas Säure) und dann ½ Stunde
auf einem 30° warmen Bade von 5 Proc. Kaliumpermanganat und 1 Proc. Chlormagnesium
belassen, unter häufigem Umziehen. Dann wird gut gespült, auf der Centrifuge entwässert, auf ein
kaltes 2° B. starkes Schwefelsäurebad gebracht, gut gespült und getrocknet.
Wollgarne präparirt Soxhlet für die Indigoküpe mit 7
Proc. Permanganat und 1 Proc. Chlormagnesium. Solches Garn, gleichzeitig mit
unpräparirter weisser Wolle in die Küpe gebracht, färbte sich bis zu 50 Proc.
stärker an als diese.
Mit Baumwollgarn konnte derselbe Effect nicht erreicht werden, und J. Mullerus erklärt den Vorgang als eine Art Oxydation,
entsprechend dem von John Mercer entdeckten und
allgemein gebräuchlichen Chloren der Wolle, welchem er aber das
Permanganatverfahren, als die Faser bedeutend weniger angreifend, vorzuziehen
empfiehlt.
Ueber die Einwirkung des Chlors auf Wolle wurde in jüngster Zeit von E. Knecht und E. E. Milnes
im Journ. soc. chem. ind. eine Untersuchung
veröffentlicht, die auch in Uebersetzung in der Färber-Zeitung, 1891/92 S. 317, erschienen ist.
A. Göbels theilt im Centralblatt
für Textilindustrie seine Erfahrungen mit, über die Anwendbarkeit von
Wasserglas in der Färberei, Bleicherei u.s.w. der Baumwolle. Den gleichen Effect,
wie durch eine mittelgute Chlorbleiche, erreicht er für 120 k Zeug oder Garn durch
zweistündiges Kochen in einem Bad von 5 k Wasserglas, dann gutes Auswaschen in
kochendem Wasserbade und weiteres Waschen soweit nöthig in kaltem Wasser.
Schliesslich wird mit Ultramarin oder Indigo gebläut. Ein kaltes Waschen gleich nach
der Wasserglaspassage ist zu vermeiden, weil es die erweichten, auf dem Zeug noch
lose aufliegenden Unreinigkeiten wieder befestigen würde. Mit Anilinschwarz
bedruckte Stücke können im weissen Grunde röthliche Stellen bekommen, die Göbels durch kein anderes nichtschädliches Mittel
entfernen konnte, als durch ein „Fixationsbad“ aus Wasserglas. Amorphe
Kieselsäure, durch Klotzen des Zeugs mit Wasserglas und Säurepassage
niedergeschlagen, wirkt, wie schon bekannt, als (übrigens recht schlechte) Beize für
Fuchsin. Mit Wasserglas präparirte Mitläufer sollen den Wirkungen der Säure der
Anilinschwarzdruckfarbe sehr lange widerstehen.
Die Veredelung der Baumwollstoffe behandelt ausführlich mit Aufführung und Zeichnung
der gebräuchlichen Maschinen J. Mullerus in der Färber-Zeitung, 1890/91 S. 7. Am gleichen Ort (S. 279)
finden wir eine grössere Arbeit von Lauber und Kácowsky über die Fabrikation der Druckbarchente und
Cattune; wir verweisen auf die Originalabhandlungen. Lauber und Kácowsky wenden seit Jahren mit
gutem Erfolge ein Bleichverfahren an, bei dem sie der Waare, als erste Operation,
auf dem Clapot ein Schwefelsäurebad von 2° B. geben und dann in Haufen 6 Stunden
liegen lassen.
Thies und Herzing wenden
gleichfalls vor dem Bäuchen die Säurebehandlung an und geben dabei (D. R. P. Nr.
61668) einen gewissen Zusatz von Flussäure, von der sie sich eine besonders
lockernde und lösende Wirkung auf kieselsäurehaltige Verunreinigungen
versprechen.
Praktische Winke ertheilt dem Leinenappreteur ein längerer Artikel des Textile Manufacturer, dessen Einzelheiten uns zu weit
führen würden. Derselbe ist auszüglich in der Färber-Zeitung, 1890/91 S. 116, erschienen, worauf wir den Interessenten
verweisen; desgleichen auf eine grössere Arbeit in Romen's Journal, Jahrg. VI Nr. 8 April
1891 und folgende, „Die Appretur der Wollenwaaren“ nach den Plänen und
Methoden eines amerikanischen Appreteurs.
Eine „Einseif- und Wringmaschine“, die man der Walkmaschine vorschaltet,
verschafft sich mehr und mehr Eingang. Sie bietet den Vortheil einer exacten und
gleichmässigen Vertheilung der Lauge und Seife auf dem zu walkenden Stoffe und einer
Ersparniss an diesen Materialien. Construction und Handhabung der Vorrichtung sind
die denkbar einfachsten: Ein Trog zum Einweichen der Waare mit Leitwalzen und
eventuell noch einer Quetsch Vorrichtung auf dem Grunde, ein Entree oder Ring führt
das Zeug einem Cylinderpaar am Auslauf des Troges zu, wo es nach Bedarf mehr oder
weniger stark ausgepresst wird. Die Stücke kommen so genügend saftig und vorbereitet
auf die Walke, und der Walkprocess kann in allen Theilen der Waare gleichmässig
fortschreiten. Diese Arbeitsweise bietet ganz bedeutende Vortheile gegenüber dem
alten Verfahren, des Angiessens der Walklauge erst auf der Walkmaschine (Deutsches Wollengewerbe).
Bevor wir die Errungenschaften auf dem Gebiete des Beizens und Färbens im Einzelnen
besprechen, müssen wir einer theoretischen Neuerung gedenken, welche auf diese
Operationen neues Licht zu werfen geeignet ist.
Ueber die Theorie des Färbeprocesses bestanden bislang zwei scharf verschiedene
unvereinbare Ansichten. Nach der einen, der „mechanischen“ Theorie, sollten
sich die Farbstoffpartikelchen einfach in der porös gedachten Faser ablagern, die
Farbmoleküle sollten aus der wässerigen Lösung hineinwandern in die
Molekularzwischenräume der Fasersubstanz. – Wie und warum sie dies thäten, konnte
nicht näher erklärt werden, man verglich allenfalls mit der Aufnahme von Farbstoffen
durch Thierkohle, ein Vorgang, der ebenfalls ganz unklar ist. Aber die gegnerische
Ansicht, welche die Entstehung einer chemischen Verbindung nach molekularen
Verhältnissen zwischen Farbstoff und Faser annahm, konnte denn doch für den grössten
Theil der vorliegenden Färbungen auch nicht den Schatten eines. Beweises derselben
erbringen. Generalisirend stützte sie sich auf einige wenige Anzeichen, die für
Entstehung solcher Verbindungen in einzelnen Fällen sprechen konnten, ebenso wie die
„mechanische“ Ansicht sich auf die vielen Fälle stützte, wo eine
chemische Bindung in der Färbung durchaus nicht abzusehen war; keine der beiden
Hypothesen ist im Stande, die Gesammtheit der Erscheinungen des Färbens wirklich zu
erklären.
Solches unternimmt eine dritte, neuerlich von Otto N. Witt
(Färber-Zeitung, 1890/91 S. 1) aufgestellte Theorie des Färbeprocesses.
Danach ist das Färben eine Lösungserscheinung; die Aufnahme des Farbstoffes durch
die Faser erfolgt analog dem Ausschütteln eines Körpers aus wässeriger Lösung durch
Aether, die gefärbte Faser bildet also eine starre Lösung des Farbstoffes. Wie
Aether, mit wässerigen Lösungen geschüttelt, diesen gefärbte wie ungefärbte
Substanzen entziehen kann, soweit er stärkeres Lösungsvermögen für dieselben hat,
ebenso schüttelt die Gespinnstfaser, wenn sie in der wässerigen Lösung umgezogen
wird, farbloses Alkaliblau, Beizen, Farbstoffe – soweit sie stärkeres
Lösungsvermögen für dieselben besitzt – aus der wässerigen Lösung aus. Seide
entzieht der wässerigen Fuchsinlösung den Farbstoff, absoluter Alkohol hat ein noch
stärkeres Lösungsvermögen für Fuchsin als die Seide und zieht von der eingetauchten gefärbten Seide
das ganze Fuchsin herunter; ein Wasserzusatz verursacht ein neues Wandern des
Farbstoffes zur Seide, da der verdünnte Alkohol der Faser an Lösungskraft für
denselben nicht gewachsen ist. Färbungen zeigen die Farbe des gelösten, nicht des
festen Farbstoffes. Fluorescenz tritt sonst nur bei gelösten Körpern auf, Eosin,
Rhodamin u.s.w. fluoresciren auch auf der Faser. Das Fibroin der Seide löst die
meisten Farbstoffe leichter als Wasser, das Lösungsvermögen des Keratins der Wolle
ist etwas geringer, die Cellulose der Baumwolle besitzt nur für wenige Farbstoffe
ein grösseres Lösungsvermögen als das Wasser. Dass Keratin und Fibrin ausser ihrer
für die Erklärung des Färbeprocesses wesentlichen physikalischen Eigenschaft, dem
Lösungsvermögen für Farbstoffe, auch noch eine chemische Individualität besitzen,
vielleicht die von Amidosäuren, soll ihnen gar nicht abgestritten werden. So kann
die Seide die farblose Fuchsinbase auflösen mit der Farbe wässeriger
Fuchsinsalzlösungen. Diese modern wissenschaftlichen Anschauungen haben bis jetzt
einen stichhaltigen Widerspruch nicht erfahren.
Eine sehr werthvolle Bereicherung unserer Kenntniss von den Beizen liefert eine
Arbeit von Prud'homme (Moniteur Scientifique, März
1891), der wir einige Daten entnehmen wollen. O.
Scheurer hatte gefunden, dass Phosphorsäure die Arsensäure als
Fixirungsmittel vertreten kann. Diesen fügt Prud'homme
die der gleichen Mendelejeff'schen. Gruppe angehörenden
Elemente, Antimon und Wismuth, als in gleicher Weise wirkend hinzu.
Verfasser erörtert die Thatsache, dass es keine guten einfachen Mordants gibt,
ferner, dass alle Oxyde Beizen bilden können, wenn sie mit einander combinirt
werden. Zink und Magnesium, jedes für sich unbrauchbar, geben vereinigt eine Beize
für Alizarin ab. Eine doppelte Beize kann noch unvollkommen sein, wenn sie auch
besser ist als eine einfache: solches ist der Fall für eine Eisenbeize in Verbindung
mit Phosphor, Arsen, Antimon und Wismuth; sie bedarf zu
ihrer Vervollkommnung des Kalkes oder eines ähnlichen Oxydes.
Die besten Beizen scheinen die Sesquioxyde des Aluminiums, Chroms und Eisens in
Verbindung mit einem oder mehreren Protoxyden zu geben.
Sehr interessant ist für die Farblacke der verschiedenen Oxyde die Regelmässigkeit in
der Aenderung der Wellenlängen ihrer Nuancen mit dem Atomgewichte und der Stellung
des benutzten Metalls im Mendelejeff'schen System.
Die verschiedenen zur Chrombeizung der Baumwollfaser empfohlenen Methoden mit ihrer
Kostenberechnung stellte O. Müller in der Oesterreichischen Wollen- und Leinenindustrie, 1891 S.
60, zusammen.
Von den vielen Publicationen über Türkischrothöl ist insbesondere die von Peter Lochtin (D. p. J. 1890 275 594) zu erwähnen. Verfasser macht genaue Angaben über die zweckmässige
Herstellung des Rothöles. Er hat ferner die reine Ricinusölsäure auf ihre
Verwendbarkeit geprüft und, in Bestätigung der Beobachtungen von Liechti, mit durch Schwefelsäure angesäuerter Alkali-
oder Ammoniakseife des Ricinusöls die gleichen Resultate wie mit Türkischrothöl
erhalten.
Ferner muss noch auf die Arbeit von Scheurer-Kestner im
Bull. de la Soc. industr. de Mülh. verwiesen
werden, derselbe hat die sulfonirten und die nicht sulfonirten Bestandtheile
des Türkischrothöles getrennt zum Aviviren der Alizarinfarben benutzt und nicht
das gleiche Resultat, sondern mit ersteren Karminroth, mit letzteren Gelb
erhalten.
Ein Tanninglykosid und ein Tanninglycerid für Druckereizwecke stellen (nach D. R. P.
Nr. 51122) die Farbenfabriken vormals F. Bayer und Co.
her durch Erhitzen von Tannin mit Traubenzucker bezieh. Glycerin auf 100°. Diese
Körper sind in Wasser und verdünnter Essigsäure leicht löslich, werden beim Dämpfen
in ihre Bestandtheile gespalten und sollen sich besonders zur Herstellung
dauerhafter fertiger Druckfarben eignen, welche nicht, wie die gewöhnlichen
Tannindruckfarben, bei längerem Stehen unter Bildung von Tanninlacken unbrauchbar
würden.
Prud'homme hat eine verbesserte Brechweinsteinreservage
für basische Anilinfarbstoffe angegeben. Er benutzt, auf 10 Gew.-Th. Verdickung, 3
Th. Brechweinstein mit 2 Th. Kochsalz. Die grosse Concentration ermöglicht eine sehr
vollkommene Bindung und Unschädlichmachung des Tannins der darüberfallenden Farbe.
Nach dem Dämpfen wird wie gewöhnlich mit Brechweinstein fixirt. Die Methode gründet
sich auf die hervorragende Löslichkeit des Brechweinsteins in Chloralkalilösungen.
Die Affinität dieser Substanzen für einander zeigt sich in der Bildung von
Doppelsalzen. Ein solches, bestehend aus 1 Mol. Brechweinstein mit 4 Mol. Kochsalz,
lässt sich leicht darstellen.
Das zuerst in der Färberei loser Wolle zur Anwendung gekommene Princip, bei ruhender
Faser die Farbflotte zu bewegen, welches zur Construction der so wichtigen Obermayer'schen Apparate führte, findet immer
ausgedehntere Benutzung. J. Alsberge in Gent (Teint. prat., 1891 S. 149) wendet dasselbe in der
Garnbleiche an; mit einer Ersparniss an Arbeit, Zeit und Bleichmaterial erhält er
ein gleichmässig gebleichtes und im Faden starkes Garn. Er macht in der Woche 40 t
Garn nach dieser Methode fertig.
Die Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie bringt
eine anschauliche Abbildung des nach dem gleichen Princip arbeitenden sehr
vollkommenen Färbeapparates für Kammzug in Bobinen von Schulze und Co. in Schmölln. An einem geeigneten Gestell sind 6 bis 12
Gelenkhähne angeschraubt, welche die zur Aufnahme der Bobinen bestimmten Cylinder
tragen. Diese Hähne sind durch ein gemeinsames Zuleitungsrohr mit der rotirenden
Pumpe verbunden, welche die Circulation der Farbstofflösung besorgt und mit der
Farbkufe durch einen Dreiwegehahn verbunden ist. Bei senkrechtem Hängen der Cylinder
ist der Gelenkhahn nach der Pumpe zu offen, eine Rinne unter den Cylindern führt die
ablaufende Farbflotte in die Kufe zurück. Jeder einzelne Cylinder kann durch Zug an
einer Kette wagerecht gestellt und in dieser eingehängt werden, wodurch sich der
Gelenkhahn von selbst (gegen die Pumpe) abschliesst und die Füllung oder Entleerung
vorgenommen werden kann. Zur Bedienung eines Apparates von 12 Cylindern (35 : 31 cm)
ist nur ein Arbeiter nöthig, der die Füllung und Entleerung derselben in 10 Minuten
bewerkstelligen kann.
Hier sei noch auf den Kornfeld'schen Färbeapparat D. R.
P. Nr. 56369 aufmerksam gemacht.
Die Leipziger Monatsschrift bringt die Zeichnung einer neuen amerikanischen
Doppeldruckmaschine, welche die Schwierigkeit des zweiseitigen Druckes zu lösen
sucht durch einfache Weglassung des centralen Presscylinders und dafür jeder Druckwalze
ihre eigene Pressionswalze entgegensetzt. In dem mittleren freien Raume wird dann
die Umkehrung des Stückes vorgenommen.
Eine Färbemaschine von César Corron (D. R. P. Nr. 56613)
für Gewebe erlaubt die Behandlung der Waare gleichzeitig in zwei Flüssigkeiten. In
einem grösseren Troge ist ein kleinerer wasserdichter Bottich angebracht, die Waare
wird durch beide Gefässe hindurchgeführt, und während das eine derselben das
Färbebad enthält, kann das andere mit einer Beize, einer Waschflüssigkeit oder auch
einem zweiten Färbebad versehen werden. Durchlöcherte Dampfröhren besorgen die
faltenlose Ausbreitung des Gewebes, das endlich noch durch eine Presswalze dem
Walkprocesse unterworfen wird.
In demselben reichen Maasse, wie die Textilindustrie von den Farbenfabriken mit deren
neuen Producten beschenkt wird, vergrössert sich die Mannigfaltigkeit der
Arbeitsweisen des Färbers und zum nicht geringen Theil sind es die grossen
Farbenfabriken selbst wieder, aus deren reich ausgestatteten Versuchsfärbereien die
neuen Methoden hervorgehen. Wir werden weiter unten nochmals dieser Thatsache
gedenken.
Ueber die sogen. „trockene“ Seidenfärberei dürften einige Mittheilungen nicht
ohne Interesse sein.
Bei der grossen Aufnahmebegierde, dem hervorragenden Lösungsvermögen der Seide für
Farbstoffe, ist ein ungleichmässiges Aufgehen der Farbe aus wässeriger Flotte auf
Seidenzeug ein schwer zu bekämpfender Uebelstand. Ebenso misslich ist das Einlaufen
der benetzten Seidenstoffe, das um so stärker ist, je mehr Seidenfäden besserer
Qualität die Waare enthält. Der Gedanke, die Anwendung des Wassers beim Färben von
Seidenstoff ganz zu umgehen, hat zu der „trockenen“ Färberei geführt, welche
die Farbstoffe aus anderen Lösungsmitteln der Seide zur Aufnahme darbietet.
Ueber dieses Färben der Seide auf trockenem Wege theilt M.
Guédron einige Einzelheiten mit (L'industrie
text., Bd. 73 S. 32; auch ref. in Färber-Zeitung, 1890/91 S. 394). Danach ist Sprit für die Zwecke dieser
Färberei zu theuer und gibt auch wenig ansehnliche Färbungen; man benutzt jetzt
ausschliesslich Benzin als Lösungsmittel für die zunächst nur in Betracht kommenden
basischen Anilinfarben, die man durch Ueberführen in stearinsaure oder harzsaure
Salze, als „Fettfarben“ und „Harzfarben“ benzinlöslich macht.
Es werden z.B. 25 g Methylviolett mit 100 g Marseiller Seife in 2 l heissen Wassers
gelöst und mit 50 g Salzsäure die Fettfarbe abgeschieden. Den vierten Theil
derselben löst man zum Färben eines Kleides in 20 l Benzin, behandelt den Stoff in
diesem sehr concentrirten Bade, bis die gewünschte Schattirung erreicht ist, nimmt
heraus und trocknet schnell.
Die Färbungen mit Fettfarben sind nicht licht- und luftbeständig, echter erweisen
sich die mit Harzfarben hergestellten. Harzfarben erhält man durch Zusatz der
Farbstofflösung zu einer klaren Harzseifenlösung und Abscheidung des Productes
mittels Alaunlösung (vgl. auch D. p. J. 1889 273 139).
Die Seidenstoffe werden vor dem Färben auf trockenem Wege gut gereinigt und dem
Reinigungsbade mit Vortheil 5 bis 10 g Oel für 1 1 zugesetzt. Auch dem Färbebad
setzt man 2 bis 5 g Oel für 1 1 zu. Nach dem Färben wird in reinem Benzin
gespült. Die Färbebäder werden nicht erschöpft und müssen aufbewahrt werden zu
öfterer Benutzung.
Die ausserordentlichen Erfolge, welche die Wollfärberei mit Anwendung der
Alizarinfarbstoffe, statt der unechteren Holzfarben, zu erzielen im Stande ist,
erregt noch fortgesetzt das lebhafteste Interesse, wie die zahlreichen Publicationen
in allen Fachzeitschriften beweisen. Ein Vortrag, welchen Otto N. Witt im Verein zur Beförderung des Gewerbefleisses (4. Januar
1892) gehalten hat über „die Alizarinfarbstoffe in ihrer Bedeutung für die
Wollfärberei“ bietet ein ausführliches Bild der Tragweite des
Gegenstandes.
Eine originelle und überzeugende Illustration der Vorzüge des alizarinschwarzen vor
dem blauholzschwarzen Wollgarn bot die Badische Anilin- und
Sodafabrik in einem dermaassen aus beiden Garnen gewobenen carrirten
Muster, dass ein Theil der Felder nur aus alizarinschwarzem, ein anderer nur aus
blauholzschwarzem Garne bestand, während die dazwischen liegenden beide Garne
enthielten. Der Walke, der Carbonisation, wie auch dem Lichte ausgesetzt, bestanden
die alizarinschwarzen Partien die Probe in überraschender Weise, im Vergleich zu den
blauholzschwarzen. Letztere zeigten eine besonders durch das Gefühl wahrnehmbare
schlaffere Walke und erschienen etwas faltig und von offener Oberfläche; erstere
waren kerniger im Griff und zeigten eine geschlossenere, elegantere Oberfläche. (Deutsches Wollengewerbe.)
Es ist zu verwundern, dass die Militärverwaltungen nur sehr zögernd zur praktischen
Anerkennung des hier Errungenen übergehen.
Walter M. Gardner hat im Textile
Manufacturer einige Studien über die Anwendung der Congofarben auf
Baumwolle veröffentlicht. Die Anwendung von Kochsalz wurde bei der Ausfärbung aller
Congofarben am nützlichsten befunden mit Zusatz von etwas Essigsäure oder Soda, je
nach der Natur des benutzten Farbstoffes. Bei Benutzung von 0,05 g bis 0,5 g
Farbstoff in 1 l des Färbebades war eine verschiedene Bemessung der zuzusetzenden
Kochsalzmengen nicht erforderlich. Dagegen gibt es für jeden besonderen Farbstoff
einen bestimmten Kochsalzzusatz zu 1 l der Färbelauge, durch welchen die dunkelsten
Farbentöne erhalten werden. Die reinsten und klarsten Töne erhält man aber durch
andere, meist geringere Salzmengen. Bei Farbstoffcombinationen sollten mittlere
Salzmengen gewählt werden. Für die meisten Congofarben existirt auch ein maximaler
Salzzusatz, bei welchem ein Ausfärben nicht mehr möglich ist. Bei Erica B ist dieser
Punkt mit 160 g in 1 l noch nicht erreicht, während die günstigste Salzmenge 40 g
beträgt. Für Erica G liegt die Grenze bereits bei 80 g, das günstigste Verhältniss
ist hier 20 bis 40 g.
Auch diese Beobachtungen bilden eine Stütze für die Auffassung der Färbung als
Lösungsvorgang.
(Schluss folgt.)