Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 133 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Fortsetzung des Berichtes S. 81 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Kalander.
Anschliessend an die Ausführungen über diesen Gegenstand 1890 278 121, wo hauptsächlich der Nutzen der Heizung der Kalanderwalzen aus
einander gesetzt worden ist, sei hier noch einiges besprochen. Frictionskalander scheinen heute noch nicht derart in
den Einzelheiten durchgebildet zu sein, dass sie für alle Papiere günstig zu
verwenden sind. Eine sehr rührige Firma baut schon lange Reibungskalander als
Specialität; insbesondere kann starkes Tauenpapier auf ihren Kalandern beiderseits
Hochglanz erhalten, aber noch immer zeigt es nach dem Verlassen der Glättmaschine
Falten und Streifen, welche zwar bei der bezeichneten Papiergattung wohl kaum als
besonderer Mangel bezeichnet; die aber bei feinsten Papieren nicht geduldet werden
können. Solche Sorten halten auch meist die Beanspruchung in derartigen Kalandern
schlecht aus; es dürfte überhaupt gewagt sein, anderes als sehr gleichförmiges, aus
gutem, festem Zeuge gearbeitetes Papier durch Frictionskalander gehen zu lassen. Der
Antrieb der Frictionswalze, welche das Niederschleifen der Fasernspitzen, gleichsam
Plätten der Papierbahnoberflächen, besorgen soll, muss durch solche Mittel bewirkt
werden, dass Stösse ausgeschlossen sind; denn in diesen, den Zuckungen der
Frictionswalze, sucht man die Ursache der Falten- und Streifenbildung beim
Frictioniren. Beliebt sind Räder mit Winkelzähnen wegen ihres ruhigen Ganges; Riemen
sollen für diesen Zweck lange nicht in dem Maasse befriedigen. Der Grund, warum bei
Buntpapieren Frictionskalander weitaus bessere Resultate liefern, mag darin zu
suchen sein, dass nur die Farbschicht ordentlich verrieben und das Papier selbst
nicht so sehr beansprucht wird.
Von Firmen, welche im Bau von Frictionskalandern viele Erfahrungen gesammelt haben,
wären zu nennen Eck und Söhne, Ferdinand Jagenberg und
die Maschinenfabrik Haubold.
Keineswegs jedoch ist der Hochglanz, welchen man durch Reibungskalander erzielen
kann, bei allen Verwendungsarten des Papieres willkommen. Papiere, auf welche man
lange sehen muss, wie Druck- und Schreibpapiere, werden dann, wenn sie Hochglanz
haben, oft recht unangenehm, sie blenden, sie ermüden das Auge. Man ist deshalb
manchmal bemüht, Papieren, welche in gewöhnlichen Kalandern geglättet worden sind,
den starken Glanz zu nehmen. Man erzielt dies meist durch vorsichtiges, geringes
Feuchten. So lässt z.B. George La Monte in Bound Brook
nach dem amerikanischen Patent Nr. 445898 die geglättete Bahn durch ein Wasserbad
und hierauf nochmals durch Kalander gehen, welche jedoch nur geringen Druck ausüben,
auch geheizte Walzen besitzen, um das Papier wieder zu trocknen.
Während des Stillstandes eines Kalanders, mögen dieselben aus Papier- (oder
Baumwoll-) und Eisenwalzen bestehen, können die härteren Walzen Eindrücke in die
weicheren bewirken, wenn man die Walzen nicht gegenseitig entlastet. Eine recht
einfache Anordnung für diesen Zweck finden wir im amerikanischen Patent Nr. 425978
an Robert
Butterworth in Sommerville. Jede der Walzen erhält
Lager, wie selbe in Fig. 61 skizzirt sind, welche in
die entsprechenden Schlitze der Ständer mit den Flächen ab und cd passen. Unter einander sind die
Lagerkörper durch Stangen s mit Augen z verbunden, wobei die letzteren jedoch nicht genau auf
die zugehörigen Bolzen e passen, sondern dort Spiel
haben. Dadurch wird erreicht, dass bei der Arbeit die Walzen voll aufeinander lasten
können, ohne durch die Stangen s behindert zu sein;
nach der Arbeit kann man jedoch sämmtliche Walzen durch einen geeigneten Mechanismus
so anheben, dass sie sich nicht berühren, also die Papierwalzen auch nicht verdrückt
werden können. Es kann dies so geschehen, dass die letzte obere Stange s ein Gewinde erhält und durch Zahnradvorgelege das
Anheben, wie bei so vielen ähnlichen Einrichtungen bewirkt wird.
Textabbildung Bd. 286, S. 133Fig. 61.Butterworth's Kalanderschutzer. Bekanntlich benutzt man den Kalander auch dazu, künstliche Wasserzeichen
einzupressen. Das Verfahren von Prof. Husnik in Prag,
auf welches ich seiner Zeit (1888 269 109) hingewiesen
habe, ist seither vervollkommnet worden und liefert sehr schöne Prägungen.
Berichterstatter hatte Gelegenheit, in der grossen Papierfabrik Leykam in Gratwein bei Graz verschiedene nach diesem
Verfahren hergestellte Formen und Papiermuster zu sehen, und muss gestehen, dass der
Erfolg der mühevollen Ausbildung dieses Verfahrens in der genannten Fabrik ein
grosser ist. Es ist auch gelungen, abgetonte Zeichnungen in dem Papiere nach diesem
Verfahren hervorzurufen. Federzeichnungen mit der üblichen Strichmanier sind nicht
anwendbar, weil die Schatten striche in der Wasserzeichenprägung helle Linien
ergeben. Es ist daher nothwendig, eine Art Negativ zu zeichnen, d.h. diejenigen
Stellen, welche hell kommen sollen, dunkel zu schattiren und umgekehrt. Diesem
Vorgange folgend, ist z.B. ein in der That prächtig gelungenes Bildniss Gladstone's
als Wasserzeichendruck hergestellt worden.
Bei dem Walzenprägwerke von Rivage ist die prägende
Walze etwas nachgiebig gemacht. Dies ist dadurch erzielt, dass um einen festen
Eisenkern etwa Papier in mehreren Lagen fest aufgewickelt und erst darüber die
cylindrisch gebogene Prägplatte gegeben wird. Diese umgibt nicht vollständig den
Kern dann, wenn nur Bogen mit künstlichen Wasserzeichen versehen werden sollen und
das Muster kleinere Breite besitzt als der Walzenumfang beträgt. Unklar ist in den
bisher bekannt gewordenen Beschreibungen, wie man endloses Papier zu behandeln habe.
Die Enden der cylindrischen Prägeplatte, wenn auch diese durch Schrauben mit
versenkten Köpfen auf der Walze befestigt wird, müssen wohl Abdrücke, besonders
gekennzeichnete Stellen, in der Papierbahn bewirken. Wenn man Bogen aus der Bahn
schneidet, welche gerade die geeignete Grösse bekommen; dann kann man wohl über
diesen Mangel hinwegkommen, wenn das aber nicht geschieht, so bleiben die Striche,
durch die Prägplattenenden verursacht, deutlich merkbar.
Das Verfahren von A. Michaud in Paris (D. R. P. Nr.
52852) kann auch zu Prägezwecken in der Papierappretur verwendet werden. Michaud stellt nämlich Prägemusterwalzen auf
galvanoplastischem Wege ohne Löthnaht her. Man biegt die geeignet mit dem Muster
versehenen Platten zu einem vollständigen Cylinder zusammen, welcher das Muster
aussen trägt, und nimmt von diesem vorerst ein Negativ und von diesem endlich das
Positiv des ursprünglichen Prägecylinders nach einer der bekannten
galvanoplastischen Copirmethoden. Den letzterzielten (positiven) Druckcylinder kann
man auf einem Metallkerne befestigen, so dass derselbe hinreichend widerstandsfähig
wird und in einem Kalander gebraucht werden kann, ohne dass die Ursprungsplatte
leidet.
Textabbildung Bd. 286, S. 134Fig. 62.Kufner's Kartonwalze. Wenn auch nicht direct Kalanderarbeit, so doch Walzendruck beanspruchend,
ist ein eigenthümliches Verfahren von Anton Kufner in
München (D. R. P. Nr. 56483). Es sollen danach jene sonst meistens durch
Schrägschneiden hergestellten Karten mit Schräggoldschnitt auf ganz andere Art, ohne
den Karton zu verletzen, gemacht werden. Es arbeiten hierbei zwei Walzen zusammen,
die eine, b, vollständig cylindrisch, die andere, a, konisch (Fig. 62).
Der Karton c wird, wie aus der Figur ersichtlich,
eingeführt und an der Kante schräg gepresst. Dabei ist also offenbar eine
Verschiebung der Theilchen vom Rande gegen das Karteninnere beabsichtigt. Wenn auch
nicht verkannt werden kann, dass das Schrägschneiden die Ränder verderben kann und
oft auch wirklich verdirbt, so darf andererseits auch der Zweifel nicht unerwähnt
bleiben, dass bei dem Verdrängen der Kartentheile vom Rande gegen das Innere auch
durch Wulstbildung u. dgl. ein unschönes Aussehen folgen kann.
Textabbildung Bd. 286, S. 134Fig. 63.Bacon's Bändchenführung. Die bedeutende Zahl von Unglücksfällen beim Kalanderbetriebe drängt dazu,
immer neue Schutzvorkehrungen zu versuchen, um die Hände der das Papier einführenden
Person thunlichst von dem gefährlichen Winkel zwischen zwei Walzen fernzuhalten.
Eigenthümlich ist es, dass die in dieser Hinsicht bestgemeinten Anordnungen von den
Arbeitern so häufig umgangen, übertreten werden, so dass trotz des Schutzes die
bedenklichsten Verletzungen gerade bei Kalandern vorkommen. So wurde z.B. in einem
Falle eine Schutzleiste vor der gefährlichen Stelle angebracht; trotzdem wurden zwei
Arbeitern die Hände zerquetscht. Es hinderte begreiflicher Weise die Leiste etwas
das Einführen, man wollte sich helfen und von oben, wo weiterer Raum vorhanden war,
das Papier zugeben und in unbewachtem Augenblicke war die Hand erfasst. Deshalb
wurde in dem Falle noch eine zweite Leiste weiter oben angebracht und die zu
glättenden Deckel werden durch den entstandenen Spalt dem Kalander zugeschoben. Je
ferner man den Arbeiter von den Walzen halten kann, desto sicherer werden solche
Unfälle vermieden werden. Recht gut dürfte die Bändchenführung von A. S. Bacon in Manchester, Virginia, nach dem
amerikanischen Patent Nr. 454322 ihren Zweck erfüllen (Fig.
63). Wir sehen die Bändchen oder Riemen J und
L in Schlangenlinien über alle Kalanderwalzen
geführt, wo sie in entsprechenden, eingedrehten Theilen liegen. Vorn bei der
Einführungsstelle gehen sie aber um die beiden Walzen F
und G, so dass sie nur wenig Zwischenraum lassen, um
das Papier P einführen zu können, welches dann
selbsthätig durch den ganzen Kalander geführt wird. Weil die Walzen F und G vollständig
verhindern, dass man bei der Einführung den Presswalzen nahe komme, scheint ein
Unfall hier wohl ausgeschlossen zu sein.
Textabbildung Bd. 286, S. 134Fig. 64.Friedheim's Schutzvorrichtung. Einen sehr guten Schutz finden wir auch bei der Construction von Arthur Friedheim, welche in der Papierzeitung, Jahr 1891, veröffentlicht worden ist. In der Skizze Fig. 64 sehen wir zwei Kalanderwalzen B und B1, sowie den Zuführtisch C bis zu B1
reichend. Die Hände des Arbeiters können jedoch mit dem aufzugebenden Stoss nicht
bis zu den Walzen gelangen, weil ein Schutzgitter, aus Stäben c bestehend, dies verhindert. Die Stäbe c sitzen sämmtlich auf einer in den Ständern gelagerten
Welle a fest und sind unten bei b durch eine Rundstange verbunden. Wenn nicht gearbeitet wird, schliesst
dieses Gitter den Raum vor den Walzen vollständig ab. Soll jedoch geglättet werden,
so wird durch den Fusstritt i, Stange f und Hebel e auf der
Welle a das Schutzgitter etwas, bis in die punktirt gezeichnete Lage angehoben, so dass gerade nur
der aufzugebende Stoss aus Zinkplatten und Papier durchgeht, die Hände des Arbeiters
aber nicht bis zu den Walzen gelangen können.
Textabbildung Bd. 286, S. 134Fig. 65.Prasse's Schutzvorrichtung. Eine andere Ausführung finden wir im D. R. P. Nr. 51271 an Wilhelm Prasse in Langenbielau. Wir sehen in Fig. 65 einen Kasten A,
welcher den Winkel zwischen zwei Kalanderwalzen abschliesst, indem er möglichst nahe
an dieselben gerückt wird. Er kann um Zapfen D an den
Enden der eisernen Schiene B etwas schwingen. Am Kasten
A sind auch noch Bügel F befestigt, welche Augen für die Zapfen der Welle G der Rollen H besitzen. Bei geeigneter
Zusammenstellung ruhen die Rollen H auf der Unterwalze
auf und werden durch diese drehend mitgenommen. Schiebt man also dort ein Papier zu,
so wird es selbsthätig eingeführt. Die Hand, überhaupt dickere Körper können aber
nicht mitgehen, weil dann die Rollen H zu sehr
angehoben, also auch der Kasten A so weit ausschwingen
müsste, dass die Kante bei J sich auf die Unterwalze
auflegt und den Zugang zu den Walzen vollständig versperrt.
Weniger sicher erscheint die Schutzvorrichtung von F.
Erdt in Berlin (D. R. P. Nr. 51484), weil das Blech, welches Schutz
gewähren soll, meines Erachtens nicht verhindert, dass die Hand des Arbeiters
mitgenommen werden kann.
Eine Rollenbogenführung, welche wohl für sich allein kaum gegen Unfälle schützt,
aber ganz leicht mit einer der anderen Ausführungen so verbunden werden kann, dass
dieser Zweck erreicht wird, ist jene von Ernst Müller
in Neuschönefeld und Gottfried Herrmann in Leipzig (D.
R. P. Nr. 50041). Die Führung des Papiers geschieht durch Gummileitrollen b (Fig. 66, 67 und 68),
welche vermöge ihrer Beschaffenheit die Walzen nicht schädigen. Diese Rollen
befinden sich in Bügeln e, welche durch Federn c, deren Spannung durch die Flügelmuttern f geregelt werden kann, von der Schiene C weg und daher mit den Röllchen b gegen die Walze A
gedrückt werden. Diese Bogenführung dürfte ihren Zweck sehr gut erfüllen.
Textabbildung Bd. 286, S. 135
Herrmann's Bogenführung.
Besondere Papiergattungen.
An erster Stelle möge der sogen. Sicherheitspapiere gedacht werden, d.h. derjenigen
Papiersorten, welche ein Nachahmen erschweren sollen. Wir haben ein solches Papier
als Banknotenpapier mit localisirten Fasern neuestens in Gebrauch. Derselbe Zweck
soll gemäss dem amerikanischen Patent Nr. 447336 nach James
Macdonough in New York dadurch erreicht werden, dass regelmässig oder auch
ganz unregelmässig gestaltete Papierstückchen in die Papierbahn eingearbeitet
werden. Entweder mischt man die Papierstückchen dem Holländerinhalt bei, wo sie wohl
ziemlich vertheilt, doch bekanntlich nicht in ihre Fasern aufgelöst werden können,
oder man streut die Papierstückchen auf die sich auf dem Metalltuche bildende
Papierbahn.
Anders geht Richard Nowak in Turnau vor. Gemäss den
Auseinandersetzungen in seinem österreichisch-ungarischen Privilegium werden zwei
Papierbahnen auf ein gemustertes Seidengewebe aufgegautscht. Man kann hierzu
endloses Papier oder geschöpfte Bogen verwenden. Dieses Papier hat neben der
erschwerten Nachahmung noch den Vortheil besonderer Dauerhaftigkeit für sich, weil
das eingebrachte Seidengewebe ungemein die Haltbarkeit erhöhen muss. Für lang
aufzubewahrende Documente z.B. könnte solches Papier, trotz des sicher nicht
geringen Preises, sehr gut dienen.
Ein ähnliches Verfahren beobachtet Karl Schiller in
Zizkow bei der Herstellung von Osmosepapier. Er
gautscht eine Bahn Papier, welches für diesen Zweck durch seine Zusammensetzung
geeignet sein muss, mit einem Fasergitter von etwa 3 mm Maschenweite aus
Flachs-Jute-Fasern zusammen. Das Verfahren ist durch das österreichische Privilegium
vom 2. Januar 1890 geschützt.
Eine entfernte Verwandtschaft damit hat das sogen. Blechpapier, hergestellt nach dem Verfahren von Karl Sartorius in Jülich (D. R. P. Nr. 49203). Papierbahnen auf Blech
aufzugautschen ist wohl nicht möglich, wohl aber soll Sartorius ein geeignetes, in der Wärme flüssiges Bindemittel verwenden, so
dass die Papierbahnen auf das Blech geleimt werden und man ein Product erhält,
welches der geleimten Pappe am nächsten steht, wohl viel fester als diese ist, doch
begreiflicher Weise eine Reihe anderer Eigenschaften derselben nicht besitzt. In
Amerika werden unter anderen von der Firma J. H. F.
Dixon in Philadelphia Blechpapierbänder zu ähnlicher Verwendung wie starker
Bindfaden geliefert.
Zum Wasserdichtmachen von Papier empfiehlt H. E. Bird in Brooklyn (Amerikanisches Patent Nr.
426633) eine Mischung von 50 bis 60 Proc. Pech, 20 bis 35 Proc. Erdölrückstand
(„Tailings“) und 10 bis 15 Proc. Asphalt. Die geschmolzene, dickflüssige
Masse soll mit Hilfe von Walzen gleichmässig auf beiden Seiten des Papiers
aufgetragen werden und ein Fabrikat liefern, welches lange geschmeidig bleibt und
nur schwachen Geruch besitzt. Nach dem D. R. P. Nr. 59485 an Karl Lenz in Wien wird wasserdichtes Papier erhalten, wenn ausser den für
die gewöhnliche Harzleimung nothwendigen Stoffen noch etwa 1 bis 2 Proc. Chromalaun
der Masse im Holländer zugesetzt wird.
Neuestens wird für Buntpapiere auf Paraffin verwiesen. Wenn man dieses statt einer
Wachslösung den Buntpapierfarben beimengt, sollen dieselben waschecht werden und bei
dem Glätten einen hohen Glanz annehmen. Das Paraffin wird dazu in
Schwefelkohlenstoff oder in Petroläther gelöst. –
Will man Papier durch Tränken mit Oel durchscheinend
machen, so eignet sich nach dem Moniteur de la
papeterie française am besten eine Mischung von 1 Th. Ricinusöl und 2 Th.
Alkohol. Mit diesem Mittel erhält man befriedigende Resultate; das Papier wird desto
durchscheinender, je weniger Füllstoffe es enthält, was ja schliesslich begreiflich
ist.
.Die Abfälle von Pergamentpapier bilden einen höchst
unangenehmen Balast und lassen sich durch die für Papierabfälle sonst üblichen
Arten, durch den Kollergang u. dgl., nicht wieder in verarbeitbaren Zustand bringen.
Nach dem amerikanischen Patente Nr. 441462 an J. W.
Barnes in Chester und H. W. Morrow in
Wilmington wird die veränderte Oberfläche des Papiers vorerst durch Behandeln mit
Pottasche- oder Sodalösung erweicht und schliesslich entfernt, während das
verbleibende gute Papierblatt wie sonstige Papier ab fälle wieder verarbeitet werden
kann.
Pergamentirte Pappensubstanz wird nach dem amerikanischen Patent Nr. 439526 an Otto Klette in Breslau als Papierstuck für die verschiedensten Gegenstände benutzt. Die Pappe wird
mit einer Mischung von Leim, Gyps, Siccativ und Schwefelsäure imprägnirt. Hierauf
gepresst, soll die Pappe metallhart werden.
Imitirtes Pergament wird bekanntlich meistens aus
Sulfitzellstoff hergestellt. Mancherorts mischt man denselben noch mit Strohstoff.
Am besten soll sich jedoch ein solches Papier dann zeigen, wenn man auf 100 k
trocken gedachten Stoff etwa 2 k Stearin zufügt. Immer aber ist es erforderlich, den
Stoff schmierig, lang zu mahlen; sehr gut soll es auch sein, wenn er nach beendeter
Mahlung bis ½ Stunde bei angehobener Holländerwalze gepeitscht wird. Bei der
Trocknung muss ausserordentlich vorsichtig vorgegangen und nur ganz allmählich
getrocknet werden. Solches Papier zeigt sich dann am Ende der Maschine aufgerollt
stark elektrisch geladen und kann man ihm kräftige Funken entlocken.
Chromopapier mit rein weissem Anstrich kann mit vielem
Vortheil, nach einer in der Papierzeitung, Jahr 1890,
veröffentlichten Angabe, durch einen dünn aufgetragenen Anstrich von Tragantine und
Analinweiss erzeugt werden. Die Farbemischung ist einfacher herzustellen als die
sonst gebräuchliche mit Blancfixe und Kölner Leim, überdies soll Analinweiss besser
haften, recht widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit sein und das Papier viel leichter
machen als mit Blancfixe. Der reinweisse Ueberzug eignet sich für
Illustrationszwecke sehr gut.
Bezüglich der Herstellung von Buntpapieren sei vorerst
der Bemühungen gedacht, welche bezwecken, die Handarbeit bei marmorirten Papieren
durch Maschinenarbeit zu ersetzen. Bekannt ist ja, welch reizende Muster man nach
diesem Verfahren erzielen kann. Doch kann begreiflicher Weise der Preis kein sehr
niedriger werden, solange die Handarbeit nicht durch Maschinenarbeit ersetzt wird.
Recht enthusiastische Berichte finden sich in The Paper
World über eine nach langwierigen Bemühungen angeblich befriedigend
hergestellte Maschine von C. H. Bellamy aus Holyoke.
Danach wäre allerdings eine Umwälzung zu gewärtigen, wenn – – eben jene Nachrichten
den Thatsachen entsprechen. Wie weit sie berechtigt sind, kann nicht beurtheilt
werden, weil die Angaben in The Paper World allzu
lückenhaft sind, und ist Vorsicht jedenfalls am Platze, weil seit der vor einiger
Zeit geschehenen dunklen Mittheilung es merkwürdig still geworden ist. Es mag nicht
behauptet werden, dass eine solche Maschine unmöglich sei, doch ist wohl zu
bedenken, wie viel bei jener Arbeit nicht bloss auf die Handfertigkeit, sondern auch
schliesslich auf die Intelligenz des Arbeiters ankommt.
Wolkiges Papier mit ein- oder mehrfarbigem Ton wird nach
dem amerikanischen Patent Nr. 443658 von J. H.
Carpenter in Chicago und Ch. E. O'Hara in New
York unmittelbar auf der gewöhnlichen Langsiebmaschine erzeugt. Es wird nämlich aus
einem Farbebehälter dicht hinter der Brustwalze auf die noch ganz feuchte Papierbahn
ein Farberegen vermittelt. Die Farbe vertheilt sich rasch, andererseits wird das
Papier bald darauf entwässert, bezüglich mit der Entwässerung begonnen, wodurch
verhindert wird, dass der Farbenton gleichmässig wird, so dass also Farbe wellen
erzeugt werden. Auch die Cylinderpapiermaschine kann ganz ähnlich benutzt werden. –
Lässt man den Farberegen auf das bereits getrocknete Papier fallen, so wird man,
wenn die Farbe fein zerstäubt wird, ein gesprenkeltes Papier bekommen, wie es in
ähnlicher Weise schon einige Zeit ausgeführt wird. Darauf bezieht sich auch das an
Thomas Strahan in Chelsea ertheilte amerikanische
Patent Nr. 430707.
Textabbildung Bd. 286, S. 136Fig. 69.Lehmann's Papiermaschine für Muster. Zur Herstellung bunt gemusterter Papiere auf der Papiermaschine hat Ernst Lehmann das österreichische Privilegium vom 23.
Januar 1891 erhalten. Es befindet sich nämlich (Fig.
69) vor der ersten Presse der Papiermaschine an der Stuhlung eine
Blechwalze b, auf welcher durch Perforirung das
darzustellende Muster erzeugt ist. Auf diese Walze wird Farbe durch einen
schleifenden Filz d übertragen, welcher die Farbe aus
dem Troge C erhält, indem aus diesem durch Vermittelung
der Wollfäden e Farbe auf den Filz tropft. Unter der
Walze b, auf dem Pressfilz, bewegt sich aber die
Papierbahn, so dass die Farbe auf diese übertragen wird. Die Farben können dann,
wenn sie auf der noch feuchten Bahn nicht verfliessen sollen, mit Alaunlösung
versetzt werden.
Gold-, Silber-, Kupferpapier u. dgl. wird häufig dadurch
hergestellt, dass auf einer Platte ein dünner elektrolytischer Niederschlag erzeugt
und auf diesen ein Papierblatt geklebt wird, welches dann die Metallschicht
abzulösen ermöglicht. Es ist dies eine schwierige Arbeit; die Metallschicht verletzt
man leicht, weil sie an der Elektrodenplatte fest haftet. Nach dem D. R. P. Nr.
51643 von John v. Poppenburg in Berlin wird die Platte,
auf welcher die feine Metallschicht niedergeschlagen werden soll, mit einer feinen
Oelhaut vorher überzogen, so dass nachher das Abheben des feinen Niederschlages
leicht gelingt. Es hat dieser Vorgang viele Aehnlichkeit mit Vorsichtsmaassregeln,
welche bei der Herstellung galvanischer Abdrücke schon lange gebräuchlich sind.
Jedenfalls ist es aber hier möglich, solche Metallpapiere weitaus sicherer in Bezug
auf das Gelingen der Arbeit und Verminderung des Ausschusses herzustellen.
(Schluss folgt.)