Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 155 |
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Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Schluss des Berichtes S. 133 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Gepresste Gegenstände aus Papierstoff.
Neuestens finden wir verschiedene Gegenstände für den gewöhnlichen Hausgebrauch aus
Papierstoff gemacht. Wegen der geringeren Gebrechlichkeit im Vergleich zu
Thonwaaren, wegen ihrer verhältnissmässigen Leichtigkeit und Billigkeit haben sie
Thonwaaren, Gefässe aus Holz und sogar mancherorten solche aus Blech verdrängt.
Textabbildung Bd. 286, S. 154Fig. 70.Zur Herstellung von Papierpressgegenständen.Carl Joseph Christensen und H.
E. Heyerdahl in Christiania stellen nach dem österreichischen Privilegium
vom 16. August 1889 solche Gegenstände durch hydraulischen Druck her. In Oesterreich
sind die Rechte an die Hirschwanger Cellulosefabrik und Holzschleiferei von Schoeller und Co. übertragen worden. Wir können aus
Fig. 70 die Darstellung eines Kübels ersehen. Auf
dem Presstische A ist die kräftige, durchlochte Form
E mittels passender Ringe e möglichst centrisch festgestellt. Ueber diese Form ist ein geeignetes
Sieb E1, dann ein Kautschukmantel F und endlich wieder eine gelochte Form M,
die Aussenform, gestülpt. Das Ganze wird von einer auf vier Säulen D montirten Haube G
umgeben. Soll gepresst werden, so wird der Tisch A
sammt der Form E u.s.w. so weit emporgehoben (z.B.
durch einen Stempel S mit hydraulischem Druck oder in
sonst passender Weise), bis der Tisch A sich dicht
an die Flansche von G schliesst. Dann pumpt man
Holzstoff in breiiger Form durch das Rohr K ein, so
dass er nach Oeffnung der bezüglichen Hähne durch eines der Zweigrohre L1, L2 oder L3, zwischen Sieb E1 und den Kautschukmantel M so lange eindringt, bis sich der Kautschukmantel allseits fest an die
äussere Form M anlegt. Ist dies geschehen, so wird die
Zufuhr von Papierstoff unterbrochen und durch das Rohr O Wasser zur Ausfüllung des Hohlraumes H mit
entsprechendem Druck eingeführt, welcher durch Manometer und Sicherheitsventil PP1 controlirt werden
kann. Durch diesen Druck wird der Stoff zwischen Mantel F und Sieb E1
so weit entwässert, als es eben auf mechanischem Wege möglich ist, indem das
Stoffwasser durch die Oeffnungen von E abfliesst;
zugleich wird der Körper verdichtet. Lässt man dann das Presswasser ab, senkt
hierauf die Pressplatte, so kann der gepresste Gegenstand herausgenommen, getrocknet
und auf einer Drehbank glatt gedreht werden, sowie die allenfalls noch erforderliche
weitere Ausstattung erhalten. Für kleinere Gegenstände sind auch einfachere
Ausführungen in dem Privilegium vorgesehen.
Eine verwandte Anordnung ist bei der Presse für Röhren aus
Papierzeug (D. R. P. Nr. 48961 an Horace James
Medbury in Mechanicsville) vorhanden.
Textabbildung Bd. 286, S. 154Fig. 71.Papierröhrenpresse von Clark. Wesentlich anders hat jedoch E. W. Clark in
Hartford das Röhrenpressen aus Papierstoff nach dem amerikanischen Patent Nr. 454030
ausgeführt. Die am konischen Ende der Welle c (Fig. 71) aufgeschnittene Schraube d fasst den bei b
einfliessenden Papierbrei und schafft ihn gegen das dünnere cylindrische Ende h der Welle c. Anfänglich
schliessen die Schraubengänge knapp an die Gehäusewandungen e, um den Stoff sicher mitzunehmen, weiterhin treten sie jedoch zurück,
derart Gelegenheit gebend, dass sich ein Rohr zu bilden beginnen kann, welches
endlich, über den cylindrischen Dorn h gepresst, aus
dem am Ende auch innen cylindrisch geformten Gehäuse tritt. Dabei sind kleine Nuthen
f vorgesehen, um die Drehung des austretenden
Rohres zu hindern.
Textabbildung Bd. 286, S. 154Fig. 72.Gaberle's Papierspule. Endlich sei noch der Herstellung eines Massenartikels gedacht: Spulen aus
Papierstoff gepresst. Wir finden für diesen Gegenstand an Joseph Gaberle ein österreichisches Privilegium ertheilt. Die Röhrchen a (Fig. 72) können in
irgend einer Weise aus Papierstoff gepresst werden, ebenso die Scheiben S. Noch weich soll a dann
beiderseits umgebörtelt werden, nachdem vorher die Scheiben s aufgeschoben worden sind, worauf durch neuerlich ertheilten Druck
Scheibe s und Röhrchen a,
wie es rechts angedeutet ist, verbunden werden. Um eine längere Dauer zu erzielen,
können kegelförmige Holzbüchsen b eingepresst
werden.
Papierprüfung.
Hervorragendes Interesse in dieser Richtung beansprucht die erfolgte Abänderung der
preussischen Papiernormalien. Durch diese Aenderung ist vielen Wünschen der
betheiligten Kreise aus der Praxis Rechnung getragen worden. Die ehemaligen
Normalien als bekannt vorausgesetzt, mögen hier die hauptsächlichsten Unterschiede
der neuen gegen die alten Vorschriften hervorgehoben werden. Als wichtigste
Bestimmung erscheint vielleicht die, dass die Normalpapiere
mit Wasserzeichen auszustatten sind, welche dann, wenn eine Lieferung an
Behörden beabsichtigt ist, auch bei der Versuchsanstalt in Charlottenburg angemeldet
sein müssen. Form und Beschaffenheit, sowie der Ort im Bogen sind nicht
vorgeschrieben; dagegen müssen diese Zeichen die Firma des Erzeugers und die
Verwendungsklasse enthalten. Wenn es auch einerseits mit Freuden begrüsst werden
kann, dass dadurch jeder Fabrikant sein Erzeugniss mit dem Namen deckt, dafür aber
auch sicher jene Erfolge erntet, welche er verdient, so ist andererseits zu
bedenken, dass das Papier bereits auf dem Langsiebe, also in einem Zustande, wo man
noch nicht sicher behaupten kann, dass die beabsichtigten Eigenschaften sicher
folgen, ein unauslöschliches Merkmal für seinen Werth erhält. Wenn auch bei guter
Leitung und verlässlichem Personale, besonders dann, wenn viel Papier von einerlei
Haupteigenschaften erzeugt wird, ziemlich genau die Stoffzusammensetzung und
Bearbeitung für das gewünschte Endproduct angegeben werden können, so trifft dies
doch nicht immer zu. Da wäre nun das erhaltene, für andere Zwecke vielleicht noch
sehr gut verwendbare Papier fast als Ausschuss zu betrachten, wenn nicht durch
andere Anordnungen diesem Umstände seine Bedenklichkeit fast ganz genommen würde. Es
kann nämlich ein solches, für eine bestimmte Stoffklasse erzeugtes, aber nicht gut
gerathenes Papier durch einen Trocken Stempel nachträglich mit Zeichen versehen
werden, welche die Einreihung des Papiers in eine andere, passende Gruppe ausdrückt.
Weiter, und dies scheint noch bedeutungsvoller, dürfen mit
Wasserzeichen versehene Normalpapiere bis zu 10 Proc. hinter den geforderten
Eigenschaften zurückbleiben. Es mag diese Bestimmung in Folge vielfacher
Reclamationen gegeben worden sein, welche erfolgten, weil seiner Zeit schon ganz
geringfügige Abweichungen nach unten die Einreihung in die nächst niedere Klasse
bedingten; vielleicht ist auch erwogen worden, dass ein Mann, der sein Fabrikat mit
seinem vollen Namen deckt, sicher Sorgfalt auf die Herstellung desselben verwenden
werde. Nicht unwesentlich ist auch, dass der Lieferant die Kosten der Prüfung nur
dann zu tragen hat, wenn dieselbe ungünstig ausgefallen ist. – Im Uebrigen finden
wir den äussersten Aschengehalt für reine Hadernpapiere jetzt mit 3 Proc., statt
früher mit 2 Proc. zugelassen; es kann dem auch nur zugestimmt werden, weil die
Bearbeitung von Hadern oft unvermeidlich grösseren Aschengehalt mit sich bringt, den
man in den Rohhadern nicht so ohne weiteres vermuthen kann. Bei der zweiten
Stoffklasse ist der Stroh-, Zeil- oder Espartostoff mit höchstens 25 Proc.
zugelassen worden. Die Zusatzbestimmung zur alten Tabelle I hinsichtlich der
Abwesenheit freier Säure ist entfallen, entsprechend den Forderungen, welche
insbesondere von Dr. Wurster vertreten worden sind, auf
die ich in meinen früheren Berichten auch hingewiesen habe. Zwischen den
Festigkeitsklassen 3 und 4 ist eine neue Stufe mit 3500 m Reisslänge und 2,5
Proc. Dehnung geschaffen worden. Ganz neu sind die Bestimmungen für Druckpapier und
Actendeckel. Damit haben die Papierfabrikanten eine Reihe wesentlicher
Begünstigungen erreicht. Nun dürften mit der weiteren Vervollkommnung der
Untersuchungsmethoden die Klagen über die Papierprüfung fast verschwinden.
Textabbildung Bd. 286, S. 155Fig. 73.Teclu's Papierprobe. Einen Vorschlag zur Prüfung des Papiers, welcher von den bisher üblichen
Methoden zur Papierprüfung absieht und in einer ganz neuen Art und Weise vorzugehen
empfiehlt, hat Prof. Nicolaus Teclu im 1. Jahrg. des
Centralorgans für Waarenkunde und Technologie der
Oeffentlichkeit übergeben. Danach sollen aus dem zu prüfenden Bogen Diagonalstreifen
geschnitten werden von etwa 3 cm Länge und 1 cm Breite. Ein solcher Streifen abcd wird (Fig. 73) dann
thunlichst in der Mitte nach der Linie ef mit einer
Schere so weit eingeschnitten, dass der Punkt f etwa 4
mm von der Kante ad entfernt ist. Dann werden die
beiden Enden bei b und c
in den Klemmen eines eigenthümlichen Festigkeitsprüfapparates, der sogen. Risswage, an deren Stelle wohl auch einer der bekannten
Prüfer von Schopper oder Wendler benutzt werden könnte, befestigt. Bleibt die eine der beiden
Klemmen, etwa jene bei b, fest, während die bei c von b weg in gerader
Linie bewegt wird, so wird der Schnitt ef zuerst
deutlich klaffen, nach Erreichung einer gewissen Zugkraft der Streifen bei f weiter einzureissen beginnen und endlich ganz
durchreissen. Wie bei den gebräuchlichen Papierprüfern ist die Klemme, welche wir
bei b vorläufig fest dachten, nicht ganz unbeweglich,
sondern mit dem Kraftmessapparate verbunden. Wie verhält sich nun ein derart
behandeltes Papier? Es beginnt bald, bei der geschilderten Beanspruchungsweise, sich
bei adf zu verkrümmen, aufzubiegen u. dgl., so dass
dann, wenn es endlich bei f einzureissen anfängt, eine
ausserordentlich verwickelte Beanspruchung eingetreten ist. Wenn wir dagegen die
einfache Zugbeanspruchung bei dem üblichen Prüfungsvorgange betrachten, so fällt es
schwer, dem neuen Vorgange das Wort zu reden, und dies um so mehr, da eine derartige
Beanspruchung des Papiers während des Gebrauches höchst selten vorkommen dürfte.
Wenn man dem Vorgang während dem Einreissen bei vorsichtiger, langsamer
Versuchsausführung folgt, so bemerkt man deutlich, dass der Faserfilz aus einander
gezerrt, die Fasern selten quer durchrissen werden. Ganz etwas Aehnliches haben wir
aber bei der Zugprobe auch, so dass ich auch aus diesem Grunde mich für das neue
Verfahren nicht erwärmen kann.
Der erwähnte Schopper'sche Festigkeitsprüfer ist in
letzter Zeit sehr sorgfältig ausgestaltet worden und liegt über denselben ein sehr
günstiges Zeugniss der Charlottenburger Prüfungsanstalt vor. Nach einer der Papierzeitung entnommenen Zeichnung sehen wir in Fig. 74 Klemmen J, M, in
welche der Papierstreifen P befestigt werden kann. Die
Klemme M ist mit einer Schraubenspindel, weiter durch
Kegelrädertrieb mit dem Handrade B verbunden, so dass
durch dessen Drehung eine Spannung im Papier hervorgerufen werden kann. Die Klemme
J, oben, vermittelt in geeigneter Weise die
Kraftmessung durch den Gewichtshebel D mit abnehmbarem
Gewichte G; ein Zeiger spielt dabei auf der Scala F und gibt die Belastungen in 0,1 k auf den Theilstrich an. Die
Dehnung wird durch die relative Verschiebung der beiden Klemmen J und M mittels der
Zahnstange e und Hebel K
auf der Scala L gemessen, und zwar in Millimeter direct
oder in Procenten für die übliche Länge des Probestreifens mit 180 mm. Bei der
Untersuchung des Apparates zeigten sich die unvermeidlichen Fehler als sehr
gering.
Textabbildung Bd. 286, S. 156Fig. 74.Schopper's Festigkeitsprüfer.Textabbildung Bd. 286, S. 156Fig. 75.Leimfestigkeitsprobe. Eine neue Prüfungsmethode für die
Leimfestigkeit von Papieren haben O. Schluttig
und Dr. G. S. Neumann angegeben. Diese Prüfungsmethode
ist recht einfach und wird in folgender Weise ausgeführt. Man spannt das zu
untersuchende Papier auf ein geneigtes Brett und lässt von der Mitte des Blattes aus
durch ein Röhrchen eine bestimmte Menge einprocentiger Eisenchloridlösung gegen den
unteren Rand herabrieseln. Man kann etwa drei solcher Streifen in etwa 1 cm
Entfernung verursachen: a, b und c,
Fig. 75. Die Eisenchloridmenge, welche auf dem
Streifen verbleibt, ist nicht allerorten gleich dicht, sondern nimmt gegen den Rand
specifisch zu, entsprechend dem Gesetze der Schwere. Weil aber für alle drei
Streifen a, b, c derselbe Vorgang eingehalten wird, so
wird auch bei gleichmässigem Papier die Lösung in allen drei Streifen dieselbe
Vertheilung besitzen. Die Streifen werden weiter in der Mitte zu trocknen beginnen
und am Rande am spätesten trocken werden, so dass gegen den Rand die Lösung am
meisten Zeit hat, in das Papier einzudringen, oder bei nicht genügend leimfestem
Papiere durchzuschlagen. Nach dem Trocknen der Eisenchloridstreifen wendet man das
Blatt um und dreht es um 90°, so dass die früher geneigt gelegenen Streifen
wagerecht liegen. Lässt man dann wieder von der Mitte gegen den Rand einprocentige
Tanninlösung auf dem Papiere abwärts fliessen in Streifen 1,
2 und 3, welche also die auf der anderen
Papierseite befindlichen rechtwinkelig kreuzen, so wird je nach der Leimfestigkeit
entweder sofort; oder erst nach einiger Zeit, oder überhaupt gar nicht, bei den
ausserordentlich leimfesten Papieren, eine schwarze, gerbsaure Eisenverbindung an
den Kreuzungsstellen auftreten. Am ehesten wird dies dort geschehen, wo sowohl
Eisenchlorid- als Tanninlösung am weitesten in das Papier eindringen konnten, also
an demjenigen Kreuzungspunkte, welcher am weitesten von der Papiermitte entfernt
liegt, und das ist offenbar: c, 3. Je nach der Stärke
der Reaction, indem man insbesondere die Abstufungen für die einzelnen
Kreuzungspunkte beobachtet, richtet sich die Entscheidung hinsichtlich der
Leimfestigkeit des zu untersuchenden Papiers.
Für die Untersuchung des Fasermaterials, aus welchem Papier zusammengesetzt ist, wird
in letzterer Zeit vielfach Prof. Höhnel's sogen.
Papierschwefelsäure verwendet. Sie wird gebildet, wenn man 125 Th. Schwefelsäure von
1,85 spec. Gew. mit 15 bis 20 Th. Wasser mengt. Bringt man auf das geeignet
präparirte (u.a. mit verdünnter Kalilauge gekochte) Papier einen Tropfen Jodlösung,
entfernt den Ueberschuss und gibt dann einen Tropfen der Papierschwefelsäure hinzu,
so zeigen sich für die verschiedenen Faserarten verschiedenartige Farbenreactionen.
Wenn wir die wichtigsten Fasern herausgreifen, so finden wir: 1) Leinen, Hanf,
Baumwolle rothviolett bis weinroth; 2) Holz- und Strohzellstoff wird grau bis
graublau; 3) Holzschliff, überhaupt verholzte Fasern werden goldgelb bis dunkelgelb
gefärbt. Insbesondere bei der mikroskopischen Untersuchung und bei der Abschätzung
des procentischen Gehaltes an jedem Fasermateriale kann das Verfahren offenbar
viele, gute Dienste leisten.
Zur quantitativen Bestimmung des Holzschliffes haben Rudolf Benedict und Max
Bamberger in der Chemiker-Zeitung, 1891, einen
neuen Weg vorgeschlagen. Sie fanden, dass Holz, mit Jodwasserstoffsäure gekocht,
Methyljodid bildet. Weil nun reiner Zellstoff, sowie die Extractivstoffe des Holzes
mit Wasser und Alkohol kein Methyljodid bilden, so schlössen sie, dass die Ursache
der Bildung von Methyljodid nur in dem sogen. Lignin zu suchen sei, und bauten
darauf eine neue Bestimmungsmethode auf. Dieselbe scheint viel für sich zu haben,
weil sich zeigte, dass die verschiedenen Hölzer verschiedene Mengen von Methyljodid
bei sonst gleichartiger Behandlung lieferten. – Dagegen empfiehlt W. Herzberg die Methode mittels Phloroglucin,
allenfalls unter Zuhilfenahme des Mikroskopes.
Weil die bekannte Reaction mit Quecksilberchlorid bei dem Nachweis von thierischer Leimung sich als wenig empfindlich zeigt, wird
von Dr. Rudolf Hefelmann in Leipzig eine
Ammoniakreaction empfohlen. Dieselbe wird erzielt, wenn man den thierischen Leim
auszieht, abscheidet und mit Natronkalk glüht. Geschieht dies in einem oben offenen
Röhrchen, so kann man etwa durch befeuchtetes Lackmuspapier leicht das Ammoniak
nachweisen.
Zur Prüfung des Trockengehaltes sind eine Reihe von Apparaten, z.B. von Friedr. Plaschke in Aschaffenburg, Max Kähler und Martini in Berlin und von Dr. O. Knöfler und Co. in Charlottenburg, angegeben worden,
bei welchen durch ein Wasserbad erwärmte Luft die in einem Siebkörper befindliche
Substanz trocknet. Es sei der Apparat von Friedr.
Plaschke nach einer Zeichnung in der Zeitschrift
für angewandte Chemie in Fig. 76
wiedergegeben. Wir sehen mehrere concentrische Mäntel, zwischen zwei derselben wird
durch das Rohr F Wasser bis zur Höhe des Hahnes H eingefüllt. Man lässt dasselbe niemals bis unter den
Hahn H1 sinken. Die
Luft strömt von aussen, wie die Pfeile andeuten, zu und entfernt sich durch den
Schlot K. Wenn der Apparat gebraucht wird, hebt man den Deckel D ab, hängt den Siebcylinder S mit dem zu trocknenden Körper ein und schliesst wieder den Deckel.
Hierauf kann auch das Thermometer T eingesenkt und der
Apparat in Betrieb gesetzt werden. Der Knöfler-Kähler'sche Apparat ist auch gleich mit einer geeigneten Wage
versehen, um die mechanische Thätigkeit noch weiter zu vereinfachen.
Textabbildung Bd. 286, S. 157Fig. 76.Prüfungsvorrichtung auf Wassergehalt. Es ist eine aus der Erfahrung folgende Thatsache, dass das Rütteln des
Stoffes auf dem Langsieb von wesentlichstem Einfluss auf die Güte des Papiers ist.
W. Schacht hat sich der mühevollen Aufgabe
unterzogen, eine lange Reihe von Prüfungen in dieser Richtung zu veranstalten. Der
Erfolg ist der, dass sich herausgestellt hat, dass für jede der in ihrer
Verschiedenheit ins Unendliche gehenden Stoffmischungen eine ganz bestimmte
Rüttelung, sowohl was Hub, als Hubzahl anbelangt, zur Erzielung des günstigsten
Resultates anzunehmen ist. Weil nun der Praktiker während der Papierbildung auf dem
Langsiebe am besten den Vorgang beobachten und daraus seine Schlusse ziehen kann, so
wäre eine in jeder Richtung befriedigende Vorrichtung sehr wünschenswerth, welche
die Verstellung des Hubes und der Hubzahl während des Ganges gestattet. Leider hat
noch keine der bekannten Ausführungen dies Ziel zu erreichen vermocht.
Schon lange wurde ein Zusammenhang zwischen der Dicke des Papiers und der Reisslänge
vermuthet. Zur Aufhellung des Dunkels, welches in dieser Richtung herrscht, wurden
von Herzberg und dann auch von Dr. R. Lenz eingehendere Versuche gemacht. Schon Herzberg schloss aus verhältnissmässig wenigen
Versuchen, allerdings noch zurückhaltend, dass bei sonst gleicher Beschaffenheit der
Papiere, also insbesondere gleicher Stoffzusammensetzung, die Reisslänge mit der
Dicke abnimmt, die Bruchdehnung jedoch zunimmt. Diese Resultate, wenigstens
hinsichtlich der Reisslänge, sind durch die Versuche von Dr. Lenz vollständig bestätigt worden. In der That scheint mir auch diese
Erscheinung dem Vorgange bei der Papierbildung entsprechend. Es ist nämlich
leichter, dass gute Verfilzung bei dünnerer Papierbahn eintrete als bei dickerer, wo
möglicher Weise die Verfilzung nur aussen gut stattfindet, im Inneren dagegen nicht.
Es dürfte allerdings schwer sein, volle Sicherheit der Erklärung in dieser Richtung,
bei den kleinen in Frage kommenden Dicken, zu erreichen. Doch bleibt das
Versuchsresultat: Papiere bei sonst gleichen Eigenschaften
haben für grösseres Gewicht kleinere Reisslänge. Anschliessen will ich,
dass Versuche von Dr. Lenz einen eigentlich
naheliegenden Schluss, dass grösserer Wassergehalt die Reisslänge herabbringe,
bestätigen.
Ein interessanter Aufsatz über den Einfluss der verschiedenen Theile der
Papiermaschine auf die Eigenschaften des Papiers findet sich im französischen
Fachblatte La Papeterie. Die gewonnenen Hauptresultate
wären etwa die folgenden: Das Papier hat schon hinter der Gautschpresse grössere
Reisslänge in der Längsrichtung als in der Querrichtung, dagegen die Dehnung noch
nahe gleich; weiterhin ergeben sich jedoch immer grössere Unterschiede für
Längs- und Querrichtung. Diese Unterschiede erreichen ihren höchsten Werth beim
Trocknen. Anderwärts werden auch merkliche Unterschiede in den Eigenschaften der
Seiten und der Mitte der Papierbahn nachgewiesen.
Für die weitere Behandlung des Papiers, insbesondere für das Satiniren finden wir
ausführliche Untersuchungen in der Papierzeitung, Jahr
1890, veröffentlicht. Sie bestätigen die bisherigen von mir schon seiner Zeit
mitgetheilten Thatsachen. Doch konnte aus diesen Versuchen kein besonderer Vortheil
der Plattenglättung gegenüber der Rollenkalandrirung erwiesen werden.
Eine interessante Frage ist die, wie Handpapier von Maschinenpapier unterschieden
werden könne. Wenn das letztere mit hinreichender Sorgfalt hergestellt worden ist,
so erscheint die Unterscheidung von Handpapier ausserordentlich schwierig. Nach
Versuchen Herzberg's zeigen sich eine Reihe von
Eigenschaften bei beiden Papiersorten ganz gleichartig. Nicht Verfilzung noch andere
Umstände, wo man am leichtesten Unterschiede vermuthen möchte, lassen sicher eine
Unterscheidung zu.
Von der Leipziger Papierprüfungsanstalt sind Versuche über die Haltbarkeit von Cellulosepapieren durchgeführt worden,
welche sehr interessante Ergebnisse geliefert haben. Danach ist die Verschlechterung
der hervorragenden Eigenschaften, Abnahme der Reisslänge z.B., keinesfalls als Regel
anzusehen. Damit wäre die Vermuthung bestätigt, welche ich in einem früheren
Berichte ausgesprochen habe, dass nämlich die damals gefundene Abnahme in der Güte
von Cellulosepapieren nicht unumgänglich aus der stofflichen Zusammensetzung
derselben folgen dürfte, sondern sehr wahrscheinlich durch die Unvollkommenheiten
der Darstellung des Zellstoffes zu erklären sein wird. Heute, wo die Erfahrung zu
mancher wesentlichen Vervollkommnung geführt hat, wo wirklich nahe tadelloses
Material geliefert werden kann, ist das Misstrauen gegen Zellstoffpapiere kaum mehr
gerechtfertigt; wenigstens ist es jetzt schon für viele Zwecke geeignet, für welche
es seiner Zeit nicht empfohlen werden konnte.
Papierfabriksanlagen.
In der Papierzeitung, Jahr 1891, finden wir zwei Anlagen
in Skizzen, deren eine, eine Sulfitzellstoff-Fabrik, nach System Mitscherlich eingerichtet ist.
Textabbildung Bd. 286, S. 157Fig. 77.Papierfabrik in Fujigori. Die in Fig. 77 dargestellte Anlage ist jene
zu Fujigori in Japan. Holz- und Sulfitstoff werden in den Gebäuden A
und B gewonnen und wandern dann in die eigentliche
Papierfabrik. Wir finden zwei Kugel- und einen Cylinderkocher bei K1 und K2. Der Stoff wandert
aus diesen in Abtropfkästen und dann in den Holländersaal H. Drei Holländer dienen zum Halbstoffmahlen und Bleichen, sechs weitere
zum Ganzstoffmahlen, je drei davon bedienen eine Papiermaschine. Die Abtropfkästen
für den gebleichten Stoff befinden sich unter dem Holländerraum. Ausserdem finden
wir zum Feinmahlen für jede Papiermaschine eine Kegelstoffmühle, System Jordan. Eigene Mischholländer sind hier nicht
vorhanden. Das Mischen geschieht hier nur durch den Stoffumlauf, von der Rührbütte
in die Stoffmühle und von da in eine zweite Rührbütte. Die nöthige Arbeit wird von
einer Pumpe geleistet. Weiter gelangen wir dann in den Papiermaschinensaal P. Die Papiermaschinen arbeiten mit 1,8 m Arbeitsbreite
und 21 Trockencylindern von 915 mm Durchmesser. An diesen Maschinenraum schliessen
sich dann die zur weiteren Appretur, sowie jene zum Sortiren und Packen des Papiers
nothwendigen Säle.