Titel: | Zimmertelephoneinrichtung von R. Bauer in Wien. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 160 |
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Zimmertelephoneinrichtung von R. Bauer in
Wien.
Mit Abbildungen.
Zimmertelephoneinrichtung von Bauer.
Für nervöse Personen ist das in den Telephonen vernehmbare Nebengeräusch, welches
durch die Induction aus benachbarten Leitungen, sowie die Einschaltung der
Mikrophonbatterie erzeugt wird, nicht angenehm, noch weniger dann, wenn etwa die
angerufene Stelle den Signalaufruf bezieh. die Rückmeldung mit der Klingel aus
Unachtsamkeit oder auch mit Bedacht ertönen lässt, während der Rufende das Telephon
an das Ohr hält. Ferner erfordert zur deutlichen Verständigung fast jede Anordnung
der Telephoneinrichtungen im Zimmer eine gewisse Haltung des Körpers, entweder beim
Sprechen oder beim Hören, was beim öfteren Gebrauche gleichfalls nicht zu den
Annehmlichkeiten gezählt werden kann.
Textabbildung Bd. 286, S. 160Zimmertelephoneinrichtung von Bauer. Besonders für grössere Anstalten, wie Bahnen, Banken u.s.w., wo die
einzelnen Schreibzimmer häufig in die Lage kommen, umfangreiche Mittheilungen
gegenseitig zu wechseln, hat der Adjunkt der k. k. Generaldirection der
österreichischen Staatsbahnen Richard Bauer (vgl. 1891
282 * 180) die nachstehende Anordnung gewählt, bei
welcher die vorerwähnten Nachtheile beseitigt sind.
Wenngleich derartige Einrichtungen nur für Mittheilungen auf kurze Entfernungen
dienen, so werden doch für diese Anordnung grundsätzlich nur Apparate von besonderer
Güte verwendet, weil eine Telephoneinrichtung, soll dieselbe dem praktischen
Bedürfnisse wirklich entsprechen, nie laut und deutlich genug sein kann, damit der
Empfänger der Nachricht nicht gezwungen wird, sich dieselbe öfters wiederholen zu
lassen oder die Hälfte davon zu errathen. –
Fig. 1 zeigt (in ⅕ der
natürl. Gr.) eine für den Schreibtisch bestimmte vollständige Telephonstation. Das
Telephon T ist fest mit dem Gestell verbunden. Der am
unteren Theile des Gestelles rechts sichtbare Tasterknopf K dient zum Anrufe. Beim Beginne eines Gespräches wird das durch eine
Kabelschnur verbundene Mikrophon M vom Haken abgenommen
und bis nahe zum Munde geführt. Während des Sprechens hat man den am Mikrophon
befindlichen Knopf B zu drücken, welcher die
Mikrophonbatterie einschaltet.
Die Vortheile, die durch diese Einrichtung geboten werden, sind somit leicht zu
erkennen. Je näher auf die schwingende Platte eines Mikrophons gesprochen wird, um
so deutlicher und kräftiger wird die Sprache übertragen. Die Nebengeräusche im
Telephon sind zwar hier auch noch vernehmbar, aber nicht störend, weil ja das
Telephon nicht an das Ohr gehalten wird. Eine besondere Haltung des Körpers ist
ebenfalls nicht erforderlich, da das Mikrophon, welches sich in einer Hartgummidose
befindet, nicht feststehend ist und deshalb bequem zum Munde geführt werden kann.
–
In Fig. 2 und 3 ist die Einrichtung im
Wesentlichen die nämliche, jedoch ist hier am Gestelle noch ein Block G angebracht, welcher während des Gespräches zum
Aufzeichnen von Notizen dienen kann.
Die Inductionsspule für das Mikrophon ist mit dem Anruf weck er und der
Mikrophonbatterie in einem Kästchen befindlich, welches neben dem Schreibtische oder
einem anderen geeigneten Orte aufgestellt wird.
Derartige Telephonanordnungen sind seit längerer Zeit schon im Gebrauche und haben
sich als sehr zweckmässig erwiesen.