Titel: | Neuere Drehmaschinen. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 224 |
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Neuere Drehmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuere Drehmaschinen.
Bridgeport's Drehmaschine (Fig.
1 und 2).
Dieses in der Vor- und Rückseite abgebildete Drehwerk zeigt die in Amerika übliche
Bauweise und ist in zwei Grossen für 965 und 1066 mm Werkstückdurchmesser bei 685 mm
Höhe desselben und 406 mm Verschiebung des Stahlhalterschlittens von der Bridgeport Tool Comp. in Bridgeport, Conn.,
ausgeführt.
Nach American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 29 * S. 1, dem
diese Angaben entnommen sind, wird die wagerechte Planscheibe unmittelbar durch
einen Winkelradkranz in 20fachern Wechsel der Umlaufszahl von der zwischen den
beiden Seitenständern angeordneten Stufenscheibe und eines damit angeschlossenen
Rädervorgeleges angetrieben. Der Stahlhalterthurm kann vier Werkzeuge zum Bohren,
Umfangdrehen und Gewindeschneiden aufnehmen. Derselbe ist an einem Schlitten drehbar
befestigt, welcher bis 406 mm Selbstgangverschiebung erhält und dessen Schaltung zum
Schneiden von Gewinde von 0,5 bis 6 mm Steigung eingerichtet ist. Dass hierbei eine
selbsthätige Auslösung des Schaltbetriebes vorhanden ist, erscheint
selbstverständlich, sowie auch, dass hauptsächlich eine Selbstgangbewegung des
Stichelhalterschlittens in Frage kommt, während der Selbstgang des wagerechten
Schlittens nur für das Drehen der oberen Stirnfläche und für das Abstechen,
Rillendrehen u.s.w. in Betracht kommt, wobei der Selbstgang eine nur untergeordnete
Rolle spielt.
Textabbildung Bd. 286, S. 225Fig. 1.Bridgeport's Drehmaschine.Textabbildung Bd. 286, S. 225Fig. 2.Bridgeport's Drehmaschine. Dessen ungeachtet ist ein solcher, weil leicht erreichbar, an den
Schaltbetrieb angeschlossen, sowie eine Ausrückung des Querschlittens nach beiden
Bewegungsrichtungen hin durch Vermittelung einer am Querbalken einstellbaren Schiene
angeordnet ist. Weil nun der Stahlhalterschlitten unbedingt für Schrägstellungen
eingerichtet sein muss, so wird die Führungsplatte desselben am Querschlitten
durch einen Schneckenradbogen Verdrehung um die Mittelwelle erhalten, welche
zugleich das Zahnstangengetrieb für die Schlittenschaltung trägt und vermöge eines
Winkelradpaares von der wagerechten Steuerwelle im Querbalken abzweigt.
Dadurch wird eine sicher wirkende Entlastung der Stahlhalterschlitten ermöglicht,
welche durch einen entsprechend über Leitrollen geführten Gewichtszug wirksam
wird.
Der aus der Rückansicht leicht erkennbare Schaltungsbetrieb gestattet die
Einschaltung von Versatzräderwerken, besitzt ein Wendetriebwerk, welches eine
Wiedereinrückung nur dann gestattet, wenn eine volle Zahl von Umdrehungen
durchgeführt wird, was für den richtigen Stahleingriff beim Gewindeschneiden von
Bedeutung ist. Die Hochstellung des ganzen an zwei Seitenspindeln hängenden
Querbalkens wird nur durch Handbetrieb erreicht.
Betts' Drehmaschine (Fig.
3).
Bei dieser von der Betts Machine Comp. in Wilmington,
Delaware, gebauten Drehmaschine werden nach American
Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 10 * S. 1, die Seitenständer von der wagerechten
Planscheibe abgerückt, wodurch das Arbeitsfeld von 2133 auf 3048 mm Durchmesser
erweitert werden kann.
Textabbildung Bd. 286, S. 225Fig. 3.Betts' Drehmaschine. Die gleichzeitige Verschiebung der beiden Seitenständer, sowie die
Höheneinstellung des Querbalkens wird durch gesonderte Krafttriebwerke durchgeführt,
und während die Verlegung der beiden Schlitten am Querbalken nur durch Hand
durchgeführt wird, erhalten die entlasteten Stahlhalterschlitten Spindelschaltung
für den Arbeitsgang und Zahnstangenhandbetrieb für die Einstellungen. Eigenartig ist
die Entlastung der beiden Stahlhalterschlitten eingerichtet, indem die Leitrollen an
je einer Querschiene angeordnet sind, wodurch die Wegleitung der am Seil hängenden
Entlastungsgewichte vereinfacht wird. Damit ist eine Freilegung des Schaltwerkes
erreicht, welches bei dieser Maschine hubartig, bei anderen Maschinen derselben
Fabrik aber auch ununterbrochen wirkt.
Booth's Drehmaschine für Kesselböden (Fig. 4).
Zum Abdrehen der gebördelten Kesselböden wenden George Booth
und Comp. in Halifax eine Drehmaschine an, die ausschliesslich aus einer
Planscheibe und einem seitlich stehenden Stahlhalterböckchen besteht. Das Triebwerk
für die wagerechte Planscheibe ist unter der überhöhten Tischplatte angebracht.
Textabbildung Bd. 286, S. 226
Fig. 4.Booth's Drehmaschine.
Richards' Drehmaschine (Fig. 5 und 6).
Eine weitere Verwendung und Ausbildung zu besonderem Zweck zeigt die zur Bearbeitung
von Kolbenringen ausgerüstete Drehmaschine von der Richards
Machine Tool Comp. in London, welche nach Engineering, 1892 Bd. 53 * S. 179, in Fig. 5 und 6 abgebildet ist. An der
Querbahn des Gestellobertheiles gleitet der Kreuzschlitten mit dem
gewichtentlasteten Werkzeugschlitten, der einen vierfachen Drehthurm besitzt.
Angetrieben wird der mit einem Achszapfen von 203 mm Stärke und in einem oberen
Lagering von 406 mm Durchmesser laufende Tisch durch ein Schneckenwerk.
Textabbildung Bd. 286, S. 226Richards' Drehmaschine. Das nach Eisenmodellen geformte Rohstück ist mittels angegossener Pratzen
auf den Tisch gespannt, während durch die vier im Drehthurme vorgesehenen Werkzeuge
Kolbenringe von 300 bis 600 mm Durchmesser nach und nach vom Rohstücke abgefräst,
abgedreht und abgestochen werden, wie dies in Fig. 6 veranschaulicht
ist.