Titel: | Ueber Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 228 |
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Ueber Dampfkessel.
Mit Abbildungen.
Ueber Dampfkessel.
Ueber die Gefügeveränderung und Verschlechterung der Kesselbleche durch langjährigen
Betrieb machte, nach der Mittheilung Gyssling's in den
Verhandlungen des Bayerischen Dampfkesselrevisionsvereins ein Vereinsmitglied
Mittheilungen über zwei sogen. Siederkessel, welche nach etwa 30jährigem Betriebe
untersucht worden sind, wobei sich Folgendes ergab:
„Nachdem die gusseisernen Köpfe an den Siedern entfernt waren, konnte man mit
einer Hand durch einen mässigen Hammerschlag beliebig viele Blechstücke von 8 qc
kurz abschlagen; der Bruch war glänzend hell und grobkörnig. Aus dieser
auffälligen Erscheinung schloss man, dass die fraglichen Bleche, welche
unmittelbar über oder in nächster Nähe des Rostes lagen, also die erste Hitze
empfingen, durch den häufigen Temperatur- und Spannungswechsel, wie ihn der
Kesselbetrieb mit sich bringt, nach und nach ihr Gefüge verändert und sich damit
in sehr bedenklicher Weise verschlechtert hätten. Dieser Folgerung ist jedoch
entgegenzuhalten, dass nicht festgestellt ist, welche Beschaffenheit jene Bleche
ursprünglich besassen. Es sind dem Vortragenden zwei Fälle erinnerlich, in
welchen neue Schweisseisenbleche ganz dieselbe Erscheinung zeigten, indem schon
beim Abladen vom Wagen Stücke absprangen, deren Bruchfläche ein grobkörniges
Gefüge besassen. Man könnte hier einwenden, dass dann auch sich die schlechte
Qualität der zu den Siederkesseln verwendeten Bleche gewiss schon bei
Herstellung der Kessel gezeigt haben müsste, wenn sie ursprünglich vorhanden
gewesen. Aber auch dieser Einwurf ist nicht unbedingt stichhaltig, wie ein
anderer Fall beweist. Dieser Fall betrifft einen Flammrohrkessel mit einem aus
Wellrohrblech hergestellten Flammrohr, das sich nach einjährigem Betriebe
schadhaft zeigte und herausgenommen werden musste. Schon beim Entfernen der
Nieten brachen am vorderen Rohrende kleinere Stücke heraus; von einem anderen
Theile des Rohres liessen sich ebenfalls mit mässig kräftigen Hammerstreichen
kleine Stücke kurz abschlagen. Die Bruchfläche der Stücke besass ein Gefüge wie
das Gusseisen, einzelne kleine Schichtungen im Querschnitte bewiesen jedoch, dass das
Wellrohr aus Schweisseisen hergestellt war, was auch der Lieferant bestätigte.
In diesem Falle hat also das spröde Kesselblech das Biegen und Zusammenpassen,
das Nieten und Stemmen, kurz die ganze Fabrikation ausgehalten, ohne zu brechen.
Dass sich das Gefüge des Flammrohres durch den nur einjährigen Betrieb so sehr
verändert habe, ist wohl als ausgeschlossen zu betrachten.
„Um über die landläufige Meinung, dass sich die Kesselbleche durch den
Temperatur- und Spannungswechsel allmählich verschlechtern, Aufschluss zu
erhalten, hat der Vortragende aus zwei Siederkesseln, welche während 25 bezieh.
23 Jahren jährlich 3 bis 4 Monate und täglich 13 Stunden lang, also auf stetige
Benutzung berechnet etwa 7 Jahre in Betrieb standen, je drei Probestreifen
herausnehmen und im mechanisch-technischen Laboratorium der königl. technischen
Hochschule zu München durch Prof. Bauschinger
hinsichtlich ihrer Festigkeit prüfen lassen.
„Von den mit Nr. 1 bis 3 bezeichneten Probestücken des Kessels A stammt Nr. 1 aus
dem ersten über dem Feuer liegenden Schusse des einen Sieders, und zwar Nr. 2
von der unteren und Nr. 3 von der oberen Seite. Letzteres gilt auch von den
Probestücken Nr. 1 und 2 des Kessels B, während das dritte Stück aus einer
weiter vom Feuer ab liegenden Stelle desselben Sieders entnommen war. Zu
bemerken ist noch, dass die Stücke aus den Feuertafeln (A2 und B1) durch
Abbrand und Rost erheblich von ihrer ursprünglichen Dicke verloren hatten, und
dass die Faserrichtung bei sämmtlichen Probestreifen nicht mehr mit Sicherheit
festgestellt werden konnte.
Die von Bauschinger gefundenen Ergebnisse sind in
nachstehender Tabelle übersichtlich zusammengestellt:
Bezeich-nungderStücke
Lage
im Kessel
Querschnitt
Zugfestig-keit in kauf 1
qc
Dehnung in Proc.für urspünglich
Quer-schnitts-con-tractioninProc.
Bruchflächeund sonstige Bemerkungen
Breitecm
Dickecm
250 mm
200 mm
A1
Mantelblech aus dem Oberkessel
5,08
0,92
4450
4,3
5,1
9
feinsehnig, feingeschichtet, zu einem Drittheil krystallinisch,
aufgeblättert.
A2
Feuertafel unten
3,70
0,60
3500
6,1
6,3
8
feinsehnig, feingeschichtet, äusserlich etwas aufgerissen.
A3
„ oben
3,45
0,85
3170
2,6
2,6
10
gröber wie die beiden vorigen, hell und dunkel geschichtet, mit
einigen kleinen krystallini- schen Stellen; äusserlich einige feine
Quer- risse.
B1
„ unten
5,00
0,77
3500
6,2
6,5
14
Bruch ziemlich feinsehnig und feingeschichtet.
B2
„ oben
5,00
0,75
3650
5,3
5,5
8
Bruch durch eine schieferige Stelle beeinflusst, feinsehnig, mit
einigen klein-krystallinischen Stellen, äusserlich einige feine
Querrisse.
B3
Mantelblech aus dem Sieder
4,95
0,75
2650
0,4
0,2
–
Bruch nahe am Ende durch eine schieferige, schwarze Stelle
beeinflusst, die ziemlich tief in den Querschnitt eindringt, sonst
sehnig.
„Vergleicht man diese Prüfungsergebnisse mit den Anforderungen, welche heute an
die Kesselbleche gestellt werden, so wird man finden, dass die Zugfestigkeit der
Probe A3 etwas, die der Probe B3 in erheblichem Maasse zu gering ist, dagegen
bei den vier übrigen Proben genügt; ja sogar die heutige Vorschrift
überschreitet. Die Dehnung genügt bei Probe B2, bei A1 fehlt wenig, bei allen
anderen Proben bleibt sie erheblich hinter den heutigen Anforderungen zurück.
Hierbei darf man jedoch nicht übersehen, dass die Kesselbleche seit etwa 8
Jahren auf die Erfüllung der Würzburger Normen geprüft und deshalb weit
sorgfältiger angefertigt werden, als dies Ende der 50er und Anfang der 60er
Jahre der Fall war; es ist also auch nicht ausgeschlossen, dass die geprüften
Bleche schon ursprünglich nicht mehr Dehnung besassen, als sie nach der
Benutzung zeigten. Jedenfalls lässt sich aus den Prüfungsergebnissen schliessen,
dass kein Grund vorlag, fragliche Kessel wegen muthmaasslicher Verschlechterung
der Bleche ausser Dienst zu setzen.
„Der Vortragende hält es für möglich, dass die Kesselbleche durch Ueberhitzung in
Folge Ansammlung von Kesselstein und Schlamm eine Veränderung des Gefüges und
damit eine Verschlechterung erfahren können, welche sich jedoch durch Beulen und
Risse bemerkbar macht, so dass man rechtzeitig einschreiten kann. Nach dieser
Ansicht würde man einen Kessel ungemessene Zeit betreiben können.
„Freilich werden Kessel selten älter werden als 30 bis 40 Jahre, weil man sie
wegen zu niedrigen Arbeitsdruckes, ungenügender Grösse, allgemeiner
Schadhaftigkeit u. dgl. schon früher ausser Dienst zu setzen genöthigt ist. Bei
30 bis 40 Jahre alten Kesseln sind jedoch noch keine Erscheinungen aufgetreten,
welche deren Ausserdienstsetzung lediglich wegen Blechverschlechterung in Folge
Gefügeveränderung zur zwingenden Nothwendigkeit gemacht hätten.
„Die Frage der Gefügeveränderung kann in endgültiger Weise nur durch sorgfältige,
vergleichende Untersuchungen gelöst werden, indem man die neuen Bleche
hinsichtlich ihrer Festigkeitseigenschaften prüft und diese Prüfung in
bestimmten Zeitabschnitten, etwa nach je 5 oder 10 Betriebsjahren wiederholt.
Der internationale Verband der Dampfkesselüberwachungsvereine hat diesen Weg der
vergleichenden Untersuchung betreten und steht deshalb zu erwarten, dass die
vielumstrittene Frage der Gefügeveränderung wenigstens für Dampfkessel in
absehbarer Zeit zum Austrag gebracht werden dürfte.“
In der Frage, welches Material zum Bau der Kessel zu bevorzugen sei, ist eine
endgültige Entscheidung noch nicht getroffen und ist für die nächste Zeit auch wohl
nicht zu erwarten. Unterdessen sind die Eisenhüttentechniker eifrigst bestrebt, das
betreffende Baumaterial zur Verwendung im Kesselbau wie überhaupt zu Constructionen
immer mehr geeignet zu machen, und in zahlreichen Veröffentlichungen der technischen
Tagesliteratur werden die einschlägigen Versuche mitgetheilt. Eine eingehende Studie
über Dampfkesselbleche wurde von Cornut angestellt
und in Bulletin de la Société industrielle du Nord de la
France, 1889 S. 71, veröffentlicht. Ferner verweisen wir auf Stahl und Eisen, 1889 Nr. 9, sowie auf eine
Veröffentlichung von Belleroche in Revue universelle des mines, Bd. 17 S. 315.
Die Verzögerung der Entscheidung der Materialfrage ist darin begründet, dass in den
letzten Jahren neben dem Bestreben, das Eisen- und Stahlmaterial durch die
Behandlung bei der Herstellung so zu verarbeiten, dass die gewünschten
physikalischen Eigenschaften, Härte, Festigkeit, Dehnbarkeit, demselben ertheilt
werden, auch ausgedehnte Versuche mit verschiedenen Legirungen zwischen Eisen und
Stahl einerseits und Mangan, Nickel, Aluminium u. dgl. andererseits angestellt
werden. Die zum Theil ausgezeichneten Ergebnisse dieser Versuche haben zu weiteren
Forschungen angeregt, deren Abschluss wohl noch lange anstehen wird.
Verfahren beim Abkühlen der Dampfkessel.
Wie die Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
mittheilt, empfiehlt C. Cario in einem Flugblatte des
Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb nachstehendes Verfahren zum Abkühlen der
Dampfkessel bei eiliger Arbeit.
Nachdem das Feuer abgebrannt und der Rost abgeräumt ist, wird der noch vorhandene
Dampf aus dem Kessel vollständig abgelassen, während das Wasser im Kessel stehen
bleibt. Der Essenschieber bleibt in offener Stellung stehen. Wenn andere Kessel im
Betriebe sind, deren Zugkraft durch den offenen Essenschieber des nicht geheizten
Kessels beeinträchtigt wird, so öffne man diesen nur wenig, und zwar so viel, dass
ein kühlender Luftzug durch die Kanäle streicht. Dann wird sofort die Asche aus den
Zugkanälen entfernt. Da hauptsächlich Asche und Mauerwerk die Wärme zurückhalten und
die Abkühlung der Anlage verzögern, so müssen alle Maassnahmen zunächst auf die
Abkühlung von Asche und Mauerwerk gerichtet sein; die eisernen Wandungen des Kessels
als gute Wärmeleiter kühlen sich dann von selbst ab. Das Kühlwasser ist daher nicht,
wie es fast überall geschieht, in den Kessel zu bringen, sondern es muss in die
Zugkanäle, in die Flammrohre u.s.w. eingespritzt werden. Dadurch verdampft das
Wasser und entzieht der Anlage die Wärme in sehr wirksamer Weise; der Dampf aber
zieht durch den offenen Rauchschieber und den Schornstein ab. Gleichzeitig wird
dadurch der Staub der Asche gelöscht und die Arbeit des Ascheräumens zu einer
erträglichen Arbeit gemacht.
Steht zum Einspritzen des Wassers in die Zugkanäle eine durch einen Nachbarkessel
betriebene Speisepumpe oder hydraulischer Druck aus einem höher stehenden
Wassergefäss oder eine Feuerspritze nicht zur Verfügung, so kann man einen Schlauch
mit Mundstück an das Ablassventil des Kessels anschliessen und von hier aus
Kesselwasser in die Kanäle spritzen, bevor der Dampf vom Kessel abgelassen wird.
Letzteres Verfahren ist selbstredend das ungeeignetere, weil das heisse Wasser
weniger kühlt als das kalte, und ferner, weil eine gewisse Vorsicht hierbei
nothwendig ist.
Spritzt man das Wasser auf die Oberfläche der Asche, so bleibt es zunächst
grösstentheils darauf stehen, und es vergehen oft mehrere Stunden, bis das Wasser
durch die ganze Aschenschicht gedrungen ist. Man warte deshalb nicht auf das
vollständige Durchnässen der Asche, sondern man spritze nach oberflächlichem
Ablöschen des Mauerwerkes und der Asche das Wasser während des Wegziehens der Asche
in die tieferen Schichten in solcher Menge hinein, dass aller Staub vollständig
benetzt und gelöscht wird. Wird die Asche dadurch auch noch nicht völlig abgelöscht,
so wird sie doch immerhin kühl genug, um ohne Schwierigkeit entfernt werden zu
können.
Das Bedenken, dass beim Einspritzen von Wasser in die Zugkanäle auch die warmen
Kesselwandungen stellenweise von dem kalten Wasser getroffen werden, wird als
gegenstandslos bezeichnet, wenn man, wie angegeben, das Wasser zunächst im Kessel
stehen lässt. Es wird sogar empfohlen, die Kesselwandungen überall abzuspritzen,
damit die Arbeit des Russabkratzens für die Leute, des Staubes wegen, weniger lästig
und schädlich wird. Unterdessen kühlt sich das Mauerwerk genügend ab, und man kann
das Wasser aus dem Kessel ablassen, sobald die Zugkanäle ausgeräumt sind; es
empfiehlt sich, gleichzeitig das obere Mannloch zu öffnen. Nachdem das Wasser
abgelaufen ist, öffne man auch das untere Mannloch, wenn ein solches vorhanden ist,
und lasse den Kessel so noch einige Stunden stehen.
Textabbildung Bd. 286, S. 229Fig. 1.Toward's Genetic-Kessel. Auf diese Weise können die Arbeiter 6 bis 8 Stunden nach Einstellung des
Betriebes im Inneren des Kessels arbeiten, ohne von lästiger Hitze etwas zu
verspüren. Handelt es sich beispielsweise darum, den Kessel über Sonntag zu
reinigen, so erledige man die vorgeschriebene Arbeit, einschliesslich des Oeffnens
der Mannlöcher, am Sonnabend nach Arbeitsschluss. Dann kann die Reinigungsarbeit im
Inneren des Kessels am Sonntag früh sofort ohne jede Schwierigkeit begonnen
werden.
Da durch das Vorhandensein eines oberen und unteren Mannloches die Kühlung des
Kesselinneren wesentlich gefördert wird, so empfiehlt sich auch aus diesem Grunde,
bei neuen Kesseln stets zwei Mannlöcher anbringen zu lassen. Bei alten Kesseln mit
nur einem Mannloche schliesse man zur Lüftung des Kesselinneren das betreffende
Mannloch luftdicht mit einem Holzdeckel ab, in welchem zwei runde Löcher von je 180
mm Weite eingeschnitten sind. Von einem dieser Löcher führe man ein entsprechend
weites Blechrohr in den Kessel hinein bis an das entfernteste Kesselende untenhin.
Von dem anderen Loche des Holzdeckels aus führe man ein gleiches Rohr in den
Schornstein. Dadurch saugt der Schornstein alle warme, feuchte Luft aus dem Kessel
heraus und kalte Luft hinein, was mindestens ebenso gut lüftet, wie die Einrichtung
mit zwei Mannlöchern.
Schliesslich wird noch hervorgehoben, dass während der Zeit, in welcher eine schnelle
Abkühlung des Mauerwerkes beabsichtigt wird, nicht alle Einsteigöffnungen in der Kesselmauerung
geöffnet werden sollen, vielmehr sei zunächst der Schornsteinschieber allein, und
erst, nachdem die Abkühlung weit genug vorgeschritten ist, seien die Kanäle an
mehreren Stellen zu öffnen, wenn es der Zugänglichkeit wegen überhaupt erforderlich
ist.
A) Röhrenkessel.
Die Röhrenkessel nehmen sowohl in der technischen Literatur, als auch auf den
Ausstellungen noch immer den ersten Rang ein, obwohl es nicht an Stimmen fehlt,
welche den Röhrenkesseln die Berechtigung dazu den Grosswasserkesseln gegenüber
streitig machen (vgl. 1891 282 1). Mit besonderem
Nachdruck ist dies in einem vor Kurzem in der Sitzung des Vereins der
Maschineningenieure durch Knaudt gehaltenen Vortrag,
auf den wir noch zurückkommen werden, hervorgehoben. Zur Zeit sind freilich die
Röhrenkessel noch vorwiegend von den Erfindern umworben; wesentlich Neues ist jedoch
auf diesem Gebiete nicht aufgetaucht und wir werden uns damit begnügen, über die
wesentlichen Vorschläge kurz zu berichten.
Textabbildung Bd. 286, S. 230Fig. 2.Röhrenkessel der American Hoist Co.Textabbildung Bd. 286, S. 230Fig. 3.Wood's Röhrenkessel. Ein Röhrenkessel, wie ihn Fig. 1 darstellt,
ist unter dem Namen Genetic-Kessel in Engineering vom
12. Februar 1892 beschrieben. Er besteht aus einem äusseren Kesselmantel und einer
Feuerbüchse, die durch eine Gruppe von Siederohren mit einem ringförmigen, um den
Kesselmantel sich herumziehenden Kanal verbunden ist. Die oberen Wände dieses Ringes
sind durch plattenförmige Anker mit der Kopfplatte versteift. Der in der Figur
dargestellte Kessel ist 3353 mm hoch, 1676 mm weit, hat 100 Röhren, die Feuerbüchse
von 1390 mm Weite ist mit der Kopfplatte verankert. Weitere Grossen sind: Rostfläche
0,93 qm, Heizfläche 26 qm, Kesselspannung 16½ at. Der Kessel ist bei Toward and Comp., St. Lawrence Iron Works,
Newcastle-upon-Tyne, angefertigt.
Ein stehender Röhrenkessel, dessen oberes Ende besonders geschützt ist, wird von
der American Hoist and Derrich Comp. in St. Paul
angefertigt (Fig. 2). Der obere Theil ist doppelt und
mit Wasser gefüllt, so dass die Rohrenden stets geschützt sind. In diesen Raum wird
gespeist, so dass er gleichsam als Vorwärmer dient und das Speisewasser bis zur
Temperatur des Kessels treibt. Das vorgewärmte Wasser steigt durch ein nach unten
führendes Speiserohr in den eigentlichen Kessel. Da sich in dem Vorwärmer auch
etwaiger Kesselstein ablagern wird, so muss der Schlamm oft und mit Sorgfalt
entfernt werden. Nach unserer Quelle, Engineering News,
zeigte der Kessel gute Betriebsergebnisse sowohl bezüglich der Verdampfung, als auch
der Haltbarkeit.
Textabbildung Bd. 286, S. 230Fig. 4.Wood's Röhrenkessel. Ein Kessel nach Wood's Bauweise, wie er 1889
271 * 147 beschrieben worden ist, ist durch ein
System von Röhren erweitert worden, durch welches die Heizgase entweder in einer oder in hin und her gehender Richtung
hindurchstreichen, wie Fig. 3 und 4 andeuten, nach welcher sie durch die Oeffnung g den Zugang zu den Röhren finden.
Der Kessel von T. J. Sullivan in Wallsend-on-Tyne
(Englisches Patent Nr. 17989 vom 17. September 1890) ist seiner ganzen Einrichtung
nach aus den Fig. 5 und
6 zu ersehen. Die
Feuergase durchstreichen vom Raume a aus die Röhren b, den Raum c, die Röhren
e und entweichen dann durch den Schornstein.
Textabbildung Bd. 286, S. 230Sullivan's Kessel. Der stehende Röhrenkessel von J. W. Boulton
in Ashton-under-Lyne ist nach Engineering vom 12.
August 1892 in Fig. 7
und 8 dargestellt.
Derselbe hat ein über dem Roste liegendes Siederohr, ferner eine Anzahl Field'scher Röhren, sowie eine Reihe von wagerechten
Röhren, durch welche die Heizgase in den Schornstein entweichen. Der Kessel ist für
kleineren Betrieb eingerichtet, bei dem rasche Dampfentwickelung erwünscht ist.
Der stehende Kessel von Stehlik und Meter in Wien (D. R.
P. Nr. 55249 vom 11. Januar 1880) hat zurückkehrende Feuerrohre, die ∩-förmig gebogen sind und mit einem Ende auf der
Feuerbüchse befestigt sind; das andere Ende führt die Feuerungsgase in einen um den
Kessel gelegten Abzugskanal. Zur Abführung und Ablagerung des Schlammes unterhalb
des Rostes ist der Dampfkessel mit einem verengten Unterkessel versehen.
Gustav Hose in Dortmund wendet mehrfach gebogene
Rohrschleifen an, die er an vierkantige, senkrecht stehende Röhren anschliesst und
auf diese Weise Kessel bildet, die den Vortheil einer grossen Heizfläche mit der
freien Beweglichkeit der Röhren verbinden. (D. R. P. Nr. 55288.)
Auf dem Gebiete der Kesselconstructionen wird ausweislich der Patentbeschreibungen
des englischen und des amerikanischen Patentamtes etwas ganz Ausserordentliches geleistet. Es ist
kaum eine Form denkbar, die hier nicht zu einem „sehr wirksamen, äusserst
leistungsfähigen Kessel, der sich ausserdem noch durch überraschende Einfachheit
auszeichnet“ verarbeitet würde. Es ist nur zu bedauern, dass man trotz des
besten Willens bei näherer Betrachtung die gerühmten Eigenschaften nicht finden
kann, sondern nur zu der Vermuthung gelangt, dass die betreffende Erfinderfirma der
Reclame bedurfte, die sich ja an jedes Patent leicht anknüpfen lässt.
Textabbildung Bd. 286, S. 231Boulton's Röhrenkessel. Als Belag für das Gesagte führen wir in Fig. 9 bis 11 drei Kesselformen von
J. Wild, Royton und Lancashire vor. Die Kessel
haben einen halbkugelförmigen Feuerraum C, von dem aus
die Feuergase in eine Hohlkugel A gelangen, diese ist
bei der dritten Anordnung mit Galloway-Röhren L
versehen; bei den beiden anderen Fällen befindet sich im Inneren eine zweite
Hohlkugel D, die mit A
durch glatte Röhren H oder durch Galloway-Röhren K verbunden ist. I ist ein
Einsteigestutzen und J ein Rohr zur Beförderung des
Wasserumlaufes. Wie ersichtlich, lassen alle drei Kessel an Einfachheit alles zu
wünschen übrig, besonders auch bezüglich der Herstellung.
Textabbildung Bd. 286, S. 231Kessel von Wild, Royton und Lancashire. In ähnlicher Weise verwickelte Constructionen finden sich in Menge; wir
übergehen dieselben, da wir einen entwickelungsfähigen Gedanken in denselben nicht
finden konnten. (Vgl. 1891 283 * 99, jetzt D. R. P. Nr.
54843.)
Das Wesen des D. R. P. Nr. 61439 vom 17. Juli 1891, ertheilt an F. v. Grubinski in Warschau, geht aus dem
Patentansprüche in Verbindung mit der Fig. 12 hervor.
Nach demselben verwendet der Erfinder bei Dampferzeugern mit spiralförmig gewundenem
Dampfentwickelungsrohr eine Einrichtung zum Vorwärmen und Einspritzen des
Speisewassers, bei der das Speisewasser in einer das Dampfentwickelungsrohr a umgebenden doppelten Haube g von den abziehenden Gasen vorgewärmt und dann mittels Pumpe durch
Rohre d und l in das Rohr
a nahe dessen innerem oder äusserem Ende
eingespritzt wird, wobei das unten geschlossene flache Rohr l bis zum Boden des Rohres a reicht, nur in
seinen Schmalseiten Löcher hat und die Breitseite des Rohres a nicht berührt, so dass der im inneren Ende von a entwickelte Dampf zwischen den Breitseiten von a und l hindurchströmen und das aus der
entgegengesetzt liegenden Schmalseite von l
ausströmende Wasser mit sich fortleiten muss. Die Spirale ruht auf Winkelconsolen
und ist inwendig und auswendig durch Ringe b gehalten,
inwendig durch die Stäbe c abgestützt.
Textabbildung Bd. 286, S. 231Fig. 12.Grubinski's Spiralrohrkessel. Durch das österreichisch-ungarische Privilegium vom 18. Februar 1892 ist
J. Eisele in Budapest ein Dampfüberhitzer bei
Wasserrohrkesseln patentirt, der das aus den Oberkesseln von Wasserrohrkesseln etwa
mitgerissene Wasser rasch verdampfen und den gelieferten Dampf nach Möglichkeit auch
überhitzen soll.
Textabbildung Bd. 286, S. 231Fig. 13.Eisele's Dampfüberhitzer. Der Ueberhitzer ist in einem der Feuerzüge des Kessels eingebaut und
besteht aus zwei geschweissten oder genieteten Kam mern, welche durch eingewalzte
Siederohre mit einander zu einem Ganzen verbunden sind.
Textabbildung Bd. 286, S. 231Fig. 14.Eisele's Dampfüberhitzer. Das Rohrsystem des Ueberhitzers hat entweder dieselbe Neigung wie
dasjenige des Kessels oder ist auch wagerecht. Der Ueberhitzer kann auch der Quere
nach liegen.
Das im Unterkessel a sich bildende Dampf- und
Wassergemisch steigt im Stutzen b zum Oberkessel c empor, wo sich Wasser und Dampf abscheiden. Der Dampf
muss nun durch das Rohr d in die Kammer e strömen und bewegt sich durch die Rohre f entgegengesetzt der Richtung der Feuergase nach der
Kammer g, um seinem Zwecke zugeführt zu werden. Die
Verbindung zwischen Kessel und Ueberhitzer ist ausschaltbar.
Das D. R. P. Nr. 59297 vom 1. November 1891 (Oesterreichisch-Ungarisches Privilegium
vom 24. Februar 1892) zeigt eine Anordnung von Dampfüberhitzern bei
Wasserrohrkesseln von Max Gehre in Rath bei
Düsseldorf.
Die Dampfüberhitzrohre a sind gleich den Wasserrohren
b in derselben Kammer und in derselben Weise
eingesetzt, überhaupt genau so angeordnet wie letztere.
Nach dem Kesselinneren zu sind sie durch Verschlüsse c
abgedichtet, durch welche mittels Röhren dd der Dampf
in die Rohre a ein- oder ausgeführt wird. Soll der
Dampf von ausserhalb des Kessels ein- oder ausgeführt werden, so gehen die Rohre d durch die Verschlüsse e
und münden ausserhalb in die Dampfleitungen. Soll der Dampf vom Innern des Kessels
entnommen werden, so wird er durch die Rohre d vom
Dampfraume des Kessels aus in die Ueberhitzrohre geführt und in derselben Weise nach
Verlassen derselben zum Oberkessel.
Textabbildung Bd. 286, S. 232Gehre's Dampfüberhitzer. In Fig. 15
ist die oberste Reihe der Wasserröhren für die Ueberhitzung des Dampfes verwendet,
wobei die zugehörigen Rohrleitungen dd im Innern des
Kessels liegen. Bei Fig.
16 ist die Dampfentnahme sowohl wie der Dampfabgang nach aussen verlegt
und ausserdem eine tiefer liegende Rohrreihe für die Ueberhitzung gewählt, für den
Fall, dass höhere Temperatur erwünscht ist. Fig. 17 zeigt die
Anordnung bei Wasserrohrkesseln mit schräg liegenden Field-Röhren.
Ein Wasserröhrenkessel mit liegenden Field'schen Röhren
ist C. Stroomann in Deutz durch D. R. P. Nr. 57009 vom
14. September 1890 ab patentirt worden. Nach Fig. 18 und 19 hat derselbe zwei eng
an einander stehende Wasserkammern a und b, welche den Wasserröhren drei Walzstellen dfg darbieten. Die Röhren erhalten bei m und n zwei Löcher, durch
welche die Dampf blasen ungehindert aufsteigen können. Die Kammer a dient zum Speisen der Wasserröhren.
Eine Scheidewand k im Oberkessel führt das
aufsteigende Gemenge von Dampf und Wasser im Oberkessel nach hinten und von dort
wieder zum Stutzen h. Die Stutzen h und i bilden die
Verbindung des Oberkessels mit den Kammern a und b durch Winkelringe, so dass man die in der Fabrik
fertig gemachten Kesseltheile an Ort und Stelle verschrauben kann.
Textabbildung Bd. 286, S. 232
Stroomann's Wasserrohrkessel.
(Fortsetzung folgt.)