Titel: | Elektrische Strassenbahnmotoren der Short Electric Railway Company. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 259 |
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Elektrische Strassenbahnmotoren der Short
Electric Railway Company.
Mit Abbildungen.
Elektrische Strassenbahnmotoren der Short Electric Railway
Company.
Der in D. p. J. 1891 281 240
kurz beschriebene, keinerlei Räder- oder Riemenübertragung besitzende elektrische
Motor für Strassenbahnen, dessen Einrichtung in den Engineering News vom 5. September 1891, * S. 204, bei Gelegenheit der
Beschreibung des neueren bis ins Einzelne dargelegt worden ist, hat bei den
Strassenbahnbeamten keinen Anklang gefunden; deshalb hat sich die Short Electric Railway Company in Cleveland, Ohio,
veranlasst gesehen, einige andere Formen von Motoren für solche Bahnen auszuführen,
über welche Iron vom 5. Februar 1892, * S. 114,
folgende Mittheilungen gebracht hat.
Der in Fig. 1
abgebildete Motor hat ebenfalls keinerlei Uebertragung und ist von allen bisherigen
Formen ganz verschieden. Die Zahl der Lager ist auf zwei für jeden Motor, also im
Ganzen bis auf vier für jeden Wagen vermindert. Die Umlaufsgeschwindigkeit ist bis
aufs Aeusserste herabgebracht, d.h. bis auf die Geschwindigkeit der Wagenachsen
selbst. Der Lärm der Uebertragung und der Bürsten ist ganz beseitigt, und an jedem
Motor sind nur drei der Abnutzung unterworfene Stellen vorhanden. Der Ringanker hat
einen verhältnissmässig grossen Durchmesser und wirkt an einem vergrösserten
Hebelarme. Er ist auf eine hohle Stahlachse aufgekeilt, welche über die Wagenachse
geschoben und von dieser ringsum um 25 mm absteht. Die Ankerrollen sind, wie in
allen Short-Maschinen, vollständig unabhängig und vollkommen gelüftet. Der Motor hat
acht Feldmagnete, vier auf jeder Seite des Ankers. Ihre Pole stehen einander in
bloss 250 mm Abstand gegenüber und bilden so ein sehr kräftiges magnetisches Feld.
Sie sind an den Rahmen des Motors angebolzt, und in der Mitte desselben befinden
sich die Lager, welche die hohle Ankerwelle tragen.
Textabbildung Bd. 286, S. 259Short's elektrischer Strassenbahnmotor. Auf der hohlen Welle sitzt ganz nahe am Anker der Stromsammler, welcher
durch die ihn umgebenden Polstücke gegen Beschädigung geschützt ist. Er ist mässig
ausgeführt und viel länger, als jeder der bis jetzt benutzten; dadurch und durch
seine langsame Umdrehung sollte seine Abnutzung aufs kleinste Maass herabgebracht
werden, und eine sechsmonatliche Benutzung solcher Motoren soll dies als erreicht
nachgewiesen, auch noch andere entschiedene Vorzüge der längeren Stromsammler klar
gemacht haben.
Fig. 1 lässt die
Montirung dieser einfachen Maschine erkennen. Ein dreiarmiger Stern sitzt an jedem
Ende der hohlen Achse. Jeder Arm besitzt am Ende einen Zapfen, welcher ein
Kautschukkissen oder eine Feder aufnehmen kann. Diese Kissen wirken auf an die
Wagenräder angegossene Ansätze und übertragen die Umdrehung des Ankers auf die
Wagenräder. Die Kautschukkissen erfüllen einen doppelten Zweck: Isolirung und leichtes
Angehen. Jeder Arm vermag das Rad, worauf er wirkt, nur in einer Richtung zu drehen;
damit indessen der Wagen nach beiden Richtungen bewegt werden kann, sind die Sterne
an den vier Rädern so angeordnet, dass das vordere linke und das hintere rechte Rad
getrieben werden, wenn der Motor in der einen Richtung, das vordere rechte und das
hintere linke dagegen, wenn er in der anderen Richtung umläuft.
Von der Mitte der Achse bis zum Boden des Mantels sind 320 mm. Bei einer
Geschwindigkeit von 19 km in der Stunde macht der Anker 94 Umdrehungen in der Minute
mit einem Rade von 900 mm Durchmesser. Die elektrische Leistung dieses Motors soll
sich auf den drei elektrischen Bahnen in Cleveland ergeben haben zu: 410 Volt im
Mittel; 24 Ampère; elektrische 15,44; Zahl der Fahrgäste 48.
Textabbildung Bd. 286, S. 260Fig. 3.Short's elektrischer Strassenbahnmotor. Der Motor mit einfacher Uebertragung oder der wasserdichte Motor ist in
Fig. 2 abgebildet.
Ein Getriebe und ein Eingriff ist beseitigt und zugleich ist dafür gesorgt, dass der
noch vorhandene Eingriff in Oel stattfindet. Die Maschinen sind im Wesentlichen die
nämlichen, und die damit angestellten Versuche haben auch nur geringe
Verschiedenheit in der Oekonomie und Leistung erkennen lassen. Diese Maschine ist
der leichteste und schmälste unter den bisher gebauten Strassenbahnmotoren. Er wiegt
etwas unter 1800 engl. Pfund. Er wird ganz eingeschlossen und geschützt von einem
eisernen Rahmen und kann auf 750, 825 und 900 mm Rädern arbeiten, und auf einem
Geleise bis zu 972 mm (3 engl. Fuss) herab. Er wird für Schmalspurbahnen sehr
verlangt, ebenso für Minen, und andere elektrische Förderung.
In Fig. 3 endlich wird die Abbildung eines
Short-Motors mit zweifacher Uebertragung oder zweifachem Eingriff gegeben; derselbe
ist der erste von der Short Company gelieferte Motor,
und in ihm treten die Eigenthümlichkeiten zu Tage, welche die elektrischen Maschinen
der Short Company noch jetzt besitzen: z.B. der
Ringanker, das vielpolige Feld, der grosse Stromsammler und eine solche Anordnung
der einzelnen Theile, welche eine vollkommene Lüftung derselben gestattet. Dieser
und der nach ihm entstandene wasserdichte Motor sollen die einzigen Motoren sein,
welche Verzahnungen mit Holzkämmen besitzen, mittels deren die vollkommene Isolirung
des Motors gegen seinen Rahmen und das Wagengestell sicher gestellt ist. Die
Getriebe bestehen aus starkem Stahl, haben grossen Durchmesser und grosse Zähne. Der
Kranz der Holzverzahnung besteht aus Gusstahl. Der Motorrahmen ist bei dieser und
bei den beiden anderen Motorformen aus einem Stück gebildet und wird von
biegsamen Stützen getragen.