Titel: | Der Werth des Strohes als Brennmaterial. |
Autor: | v. H. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 261 |
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Der Werth des Strohes als
Brennmaterial.
Der Werth des Strohes als Brennmaterial.
Das Organ der K. Russischen Technischen Gesellschaft für
1890 enthält eine Abhandlung von Ingenieur N. A.
Reszoff über den Heizwerth von Stroh verschiedener Provenienz. Die
Untersuchungen des Verfassers über diesen Gegenstand wurden durch den Wunsch
hervorgerufen, dem fast gänzlichen Mangel an bezüglichen Angaben in der
einschlägigen Litteratur abzuhelfen, bei der Wichtigkeit dieser Brennstoffe für sehr
ausgedehnte Landstriche des Russischen Reiches. Die Steppen Südrusslands und das
Gebiet der schwarzen Erde sind bekanntlich arm an Wald und Steinkohlen, die
Torfgewinnung fehlt auch, die Kohlenreviere sind zum Theil entfernt gelegen, daher
ist seit sehr langer Zeit in jenen Gegenden Stroh als willkommenes Heizmaterial
benutzt worden.
Bis zu den sechziger Jahren diente das Stroh meist nur zur Heizung der Wohnräume der
Landbevölkerung; neuerdings seit der zunehmenden Verwendung von Locomobilen für
landwirthschaftliche Zwecke findet das Stroh eine viel grössere Ausnutzung als
Brennmaterial.
Es gibt gegenwärtig keine statistischen Angaben über den Umfang der Benutzung solchen
Brennmaterials, aber noch weniger gibt es genaue Angaben über den Vorzug der einen
Sorte Stroh vor anderen.
Natürlich verwendet man dasjenige Stroh, welches gerade zur Hand ist, insbesondere
bei Locomobilen, da diese meist zum Betriebe von Dreschmaschinen dienen, wobei man
das Stroh des eben gedroschenen Getreides verbraucht. Es gibt aber auch Fälle, in
denen verschiedenes Stroh zu Gebote steht, oder auch Flachsabfälle in solchen
Gegenden, wo diese bei Gewinnung der Leinsaat als Nebenproduct übrig bleiben, und da
ist es gewiss nützlich, zu wissen, welcher Sorte man den Vorzug geben soll. Dieses
ist ganz besonders in später, nasser Jahreszeit der Fall, da, wie es sich zeigt, der
Heizwerth sich je nach der Luftfeuchtigkeit ändert.
Ausserdem ist es nicht ganz uninteressant, zu erfahren; welche Stelle das Stroh in
der Reihe der anderen Brennstoffe einnimmt; geben doch Péclet und M. Pimont Angaben über den
Heizwerth der Eichenrinde, der Farbhölzer, des Abfalles in Färbereien und anderer
sehr selten zum Heizen verwendeter Stoffe, ohne des Strohes zu erwähnen.
Gleichzeitig erklären die Untersuchungen des Autors auch den Grund, warum bei
sonstiger Verwendung eine Sorte Stroh anderen vorgezogen wird; so wird beim Decken
von Strohdächern dem Flachsstroh der Vorzug gegeben, als Futter dagegen Hirse-,
Hafer- oder Gerstenstroh mit Vorliebe benutzt.
Zu den Untersuchungen wurde Stroh zweier nach einander folgender Jahre verwandt, und
von Ländereien genommen, die wohl über 100 km aus einander lagen, sonst aber
ziemlich gleiche Bodenbeschaffenheit boten; die verschiedenen Getreidearten waren
auf einer etwa 70 cm dicken Humusschicht gewachsen. Um gute Durchschnittsresultate
zu erhalten, wurden die Halme verschiedenen Theilen der Felder entnommen. Das Stroh
wurde in 3 mm lange
Stückchen zerschnitten (für die Analysen 25 mm).
Bei Ermittelung des Gehaltes an hygroskopischem Wasser durch starke Erwärmung
entsteht der Zweifel, ob man nicht zu falschen Resultaten gelangt, indem dabei
organische Substanzen eine Zersetzung erleiden könnten. Gay
Lussac und Thenard führten die Erwärmung bis
100° C., Chevandier und Péclet bis 140° C., Marsilly erwärmte Torf
bis 120°, um das hygroskopische Wasser zu bestimmen, und wies dabei ziffermässig
nach, dass der Torf bei dieser Temperatur schon zersetzt wurde. Wenn man einerseits
lufttrockenen, andererseits bei 120° getrockneten Torf analysirt, so erhält man eben
sehr verschiedene Zahlen, aus denen deutlich zu ersehen ist, dass nicht nur Wasser
verdunstet ist, sondern dass auch Verluste an Kohlenstoff und Wasserstoff
entstanden. Prof. InostranzewIm russischen Organ für Bergbau, 1879 Bd.
3. untersuchte eine Art russischer Steinkohle und fand
bei Erhitzung bis 150° C. einen Gehalt von 7,76 Proc. Wasser; W. AlexejewW. Alexejew, Die Steinkohlen Russlands,
1886 (russisch). experimentirte mit derselben Kohle,
trocknete sie drei Tage lang unter einer Glasglocke durch Schwefelsäure und fand 1,8
Proc. Wasser.
Diese beiden Methoden sind offenbar Extreme; die erstere gibt zu grosse Zahlen, bei
der zweiten kann man wohl mit Gewissheit sagen, dass man dusch dreitägiges Trocknen
mittels Schwefelsäure nicht im Stande ist, die letzten Spuren des Wassers zu
entfernen; es bildet sich auf der Oberfläche der Säure Hydrat und schwächt die
fernere Wirkung derselben; ausserdem haben Versuche bewiesen, dass Luft, die langsam
über concentrirte Schwefelsäure hinstreicht, noch 0,002 mg Wasserdämpfe auf 1 cbm
behielt.Prof. P. Alexejew, Gas-Analysen, Kiew 1887
(russisch).
Der Autor hat sich daher mit einer vierstündigen Erwärmung bis 110° begnügt, oder das
Stroh in fest verschlossenem Glasgeschirr, das innen mit einer recht dicken Schicht
Phosphorsäureanhydrit bedeckt war, getrocknet. Auf diese Methode wurde er durch eine
Reihe von Versuchen geführt. Bei Erwärmung von Hirsestroh bis 120 bis 130° C.
bemerkte er nämlich einen deutlichen Aethergeruch – ein Beweis, dass die Erhitzung
zu weit getrieben war – und bei Anwendung von Schwefelsäure fand er nach 8 Tagen
immer noch eine Abnahme des Gewichtes – diese Methode war also zu zeitraubend. Er
stellte nun eine Reihe paralleler Vorversuche an: er trocknete Stroh während 4
Stunden, einmal bei 110 bis 115° C., das andere Mal bei 135 bis 140° C., drittens
durch Schwefelsäure und viertens durch Phosphorsäureanhydrid; danach setzte er die
Strohproben dem Einfluss der freien Luft aus; die
Methode musste die zweckmässigste sein, die in kürzester Zeit den grössten
Wasserverlust ergab, zugleich aber auch bei Wiederaufnahme von Wasser das frühere
Gewicht möglichst genau wiederherstellte. Dabei gelangte er aber zu keinen
constanten Zahlen; es zeigte sich eine Abhängigkeit der Gewichtszunahme der
getrockneten Strohproben von der relativen Feuchtigkeit der Luft. Dies erheischte
wieder eine Reihe Versuche, welche ergaben, dass bei der Steigerung der
Luftfeuchtigkeit von 65 Proc. auf 78 Proc. (nach dem Psychrometer von August) der Gehalt an hygroskopischem Wasser bei
Flachsstroh von 10,61 auf 11,49 Proc. stieg, also 1 Proc. Zunahme der
Luftfeuchtigkeit entsprach 0,07 Proc. Vermehrung des Wassergehaltes; bei
Sommerweizen war die entsprechende Zahl 0,14 Proc., bei Hafer 0,13 Proc., bei Gerste
0,08 Proc., Buchweizen 0,06 Proc., Hirse 0,09 Proc., Roggen und Winterweizen 0,05
Proc. Diese Zahlen konnten zur Correctur dienen.
Flachsstroh, bei 72 Proc. Luftfeuchtigkeit abgewogen, und bis 130 bis 135° 4 Stunden
lang erhitzt, verlor 12,6 Proc. an Gewicht; nach viertägiger Einwirkung der Luft
nahm das Gewicht nur um 9,2 Proc. zu bei 70 Proc. Luftfeuchtigkeit; diese Einbusse,
die sogar nach einer Correctur immer noch über 3 Proc. ausmacht, kann nicht durch
nachträgliche Veränderung der Empfänglichkeit erklärt werden. Aehnlich verhielten
sich die anderen Arten Stroh. Bei Erwärmung bis 105 oder 110° war der Verlust an
Gewicht bei Flachs nur 10 Proc., die spätere Zunahme 10,2 Proc.; bei Roggen –
Verlust an Wasser 8,3 Proc., Zunahme 8 Proc. Bei Anwendung von Phosphorsäureanhydrid
war die Abnahme bei Flachs 10 Proc., für Sommerweizen 10,8 Proc., die entsprechenden
späteren Zunahmen 10,3 Proc. und 10,9 Proc. Schwefelsäure ergab bei Flachsstroh erst
nach 8 Tagen eine Abnahme von 8,4 Proc. und dann eine Zunahme von 8,7 Proc. Eine
Probe Flachsstroh wurde 9 Tage mit Schwefelsäure getrocknet und ergab eine Abnahme
von 8,2 Proc., wurde dann noch 3 Tage der Wirkung von Phosphorsäureanhydrid
ausgesetzt und verlor danach weitere 1,6 Proc. – Diese Angaben zur Begründung der
angewendeten Methode. –
Aus seinen Versuchen erhält der Autor eine Reihe Zahlen, die den Wassergehalt des
Strohes in jedem Monate darstellen und für die verschiedenen Monate ungleich sind,
im August und September ihr Maximum, 10 bis 11 Proc., erreichen, im Januar und
Februar das Minimum, 6 bis 7 Proc., sonst aber für alle Sorten annähernd gleich
sind. Diese Zahlen weichen von denjenigen, die Gronven
in seinen Vorträgen über Agricultur-Chemie und Völcker in Zusammensetzung und
Nahrungswerth des Strohes geben, ab. Gronven
gibt für Weizen, Roggen, Hafer u.s.w. etwa 14 Proc., nur für Hirse 6,8 Proc., Völcker für Weizen 13 Proc., für Hafer aber 16,5 Proc.
Diese Verschiedenheiten lassen sich durch die Methode der Ermittelung und den
Einfluss der Jahreszeit erklären.
Diese Angaben beziehen sich auf Stroh in trockenen, geheizten Räumen; vom praktischen
Gesichtspunkt aus ist es aber weit wichtiger, zu ermitteln, wie viel Wasser Stroh in
mit Wasserdampf gesättigter Luft aufnimmt und in welchem Zeitraum. In der Praxis
pflegt das zu verschiedenen Zwecken benutzte Stroh meist das ganze Jahr ohne Schutz
gegen atmosphärische Einflüsse zu sein.
Um diesen Verhältnissen möglichst nahe zu kommen, wurden die Versuche so geleitet,
dass gleich grosse Quantitäten Stroh, 3 g, in Uhrgläsern von 6 cm Durchmesser auf 12
cm hohen Gläsern in mit Wasser gefüllten Tellern unter Glasglocken gestellt wurden,
die für alle Proben gleich gross waren; täglich wurde um dieselbe Zeit gewogen; nach
dem Wiegen hielt man die Glocken über kochendem Wasser zur Anfüllung mit Dampf; um
beim Zudecken einen Niederschlag auf dem kühleren Stroh zu verhindern, wurde dabei
die Glocke aussen mit einem Wasserstrahl gekühlt. Alle Berechnungen bezogen sich auf
Stroh, das bei 110° getrocknet war: gleichzeitig wurden Versuche mit Stroh, das bei
120 bis 130° C. getrocknet war, gemacht.
Die Resultate, graphisch dargestellt, als Abscissen die
Tage, als Ordinaten die Wasseraufnahme in Procenten genommen, ergaben Curven,
die unter sich sehr verschieden, für jede Sorte Stroh aber gleich und
charakteristisch waren. Die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, ist bei verschiedenen
Sorten Stroh sehr verschieden in den Grenzen von 38 bis 40 bis 120 Proc. Flachs
repräsentirt das Minimum 40 Proc., dann folgen Roggen, Winter- und Sommerweizen,
Buchweizen mit 50 bis 66 Proc. und zuletzt Hirse, Geiste und Hafer mit 89 bis 120
Proc. Die Schnelligkeit der Aufnahme war auch verschieden, Flachs erreichte sein
Maximum am 7. und 8. Tage. Das bei 120 bis 180° getrocknete Stroh nahm weit mehr
Wasser auf, die Curven verloren ihr charakteristisches Aussehen.
Das wirkliche specifische Gewicht wurde mittels eines Pyknometers bestimmt, dessen
Inhalt 100,023 cc war; das Pyknometer war gehörig tarirt, eine Correctur für das
verdrängte Luftgewicht wurde gemacht und das specifische Gewicht mit Wasser von 4°
ermittelt. Die Zahlen für eine und dieselbe Sorte Stroh gaben schon Abweichungen in
der zweiten Decimalstelle, z.B. Flachs 1,644, 1,610, 1,630, im Mittel – 1,628. Diese
Abweichungen können nicht auf Ungenauigkeit der Versuche zurückgeführt werden,
sondern müssen von dem verschieden grossen Aschengehalt bei derselben Sorte in
verschiedenen Theilen des Strohes abhängen, was auch beobachtet worden ist. Die
Durchschnittszahlen sind für Roggen 1,649, Winterweizen 1,667, Sommerweizen 1,668,
Hafer 1,679, Gerste 1,684, Hirse 1,687, Buchweizen 1,692. Der Unterschied ist also
nicht gross. Bei verschiedenen Holzarten variirt das specifische Gewicht zwischen
1,46 und 1,53. Die Zusammensetzung des organischen Theiles des Holzes ist derjenigen
mancher Stroharten sehr nahe, der Unterschied des Gewichtes der Asche bei Holz und
Stroh ist aber sehr bedeutend; bei Holz ist er nach Wittstein, Chevandier, NeubauerDr. E. Wolff, Aschen-Analysen,
1871. 0,25 bis 2 Proc., selten mehr, bei Stroh ist das Minimum
3,1 Proc. bei Flachs, bei allen anderen Sorten ist er höher und bei Buchweizen über
7 Proc.; man sieht also deutlich, dass das specifische Gewicht mit dem Aschengehalt
steigt.
Die Berechnung des (scheinbaren) specifischen Gewichts mittels des Volumenometers
ergab kleinere Zahlen, was ganz natürlich ist, da die Luft in den Zellen schwerlich
vollkommen genau der Comprimirung oder Ausdehnung der Luft im Apparat folgen kann;
doch sind auch diese Zahlen für die Praxis nicht ohne Werth, da sie ein
anschaulicheres Bild des Gewichtes der Volumeneinheit verwandter Körper geben.
Der benutzte Apparat war dem Regnault'schen sehr
ähnlich, nur hatte er Vorkehrungen, um etwaige Fehler bei den Temperaturschwankungen
zu vermindern.Beschrieben
in den Memoiren des St. Petersburger Technologischen
Instituts, 1890 (russisch).
Das Stroh war in 3 mm lange Stücke geschnitten; 40 bis 50 g wurden jedes Mal benutzt,
gleichzeitig wurde durch 3- bis 4stündiges Trocknen bei 110° der Wassergehalt
bestimmt. Durch Division des bekannten Gewichtes durch das Volumen erhielt man das
Gewicht einer Volumeneinheit, die Differenz mehrerer Bestimmungen überschritt nicht
1,2 Proc.
Das specifische Gewicht erwies sich im Durchschnitt bei Sommerweizen 0,983,
Winterweizen 0,960, Roggen 1,040, Hafer 0,809, Gerste 0,830, Buchweizen 1,055,
Hirse 0,935, Flachs 1,075; dabei war der Wassergehalt durchschnittlich 6,5 Proc.,
nur beim Flachs betrug er 7,2 Proc. und bei Hirse 8 Proc.
Nach diesen Zahlen kann man das Gewicht des gleichen Volumens verschiedener Sorten in
folgenden Zahlen ausdrücken, wenn Haferstroh = 100 angenommen wird: Hafer 100,
Gerste 102, Hirse 106, Winterweizen 119, Sommerweizen 122, Roggen 127, Buchweizen
131, Flachs 132.
Bei directem Abwiegen erhielt man entsprechend Hafer 100, Gerste 108, Weizen 126,3
und 129,1, Buchweizen 129,1, Flachs 173,8; die Reihenfolge ist dieselbe.
Bei den Analysen des Strohes wurde die Asche nicht weiter genau untersucht, da es
gute Aschenanalysen genug gibt.Dr. E. Wolff, Aschen-Analysen.
Bei der Analyse wurde Kupferoxyd angewandt und gegen Ende der Verbrennung ein
Sauerstoffstrom durch die Röhre geleitet, was gute Resultate gab und das
Zurückbleiben von unverbrannten Kohlentheilen in der Asche verhinderte. Der Process
dauerte kaum 40 Minuten; statt einer Glasröhre wurde eine solche aus Porzellan
verwendet, die vorzüglich gut hielt; ein Ende der Röhre war mit den Substanzen
verbunden, die Wasser und Kohlensäure aufnahmen, das andere je nach Bedürfniss mit
der Luft oder mit dem Sauerstoff, die schon von Wasser und Kohlensäure befreit
waren; am Anfang der Röhre befanden sich Silberspäne zur Zersetzung von
Stickstoffverbindungen, danach folgte das Kupferoxyd. Das Stroh (0,3 g) wurde in
eine kleine Platinaschale oder in eine Platinadrahtkapsel hineingelegt, an denen ein
dünner Platinadraht zur Bewegung derselben befestigt war. Gegen das Ende der
Verbrennung wurde die Stelle, wo das Stroh sich befand, während 15 Minuten sehr
stark erhitzt mittels eines besonderen Brenners mit Gebläse, fast bis zur Weissglut.
Der Gehalt an Stickstoff wurde durch Behandlung mit starker Schwefelsäure ermittelt;
das dabei entstehende Ammoniak wurde wiederum von Schwefelsäure absorbirt. Den
Sauerstoff bestimmte man aus der Differenz. Die Quantität der Asche wurde durch
gesonderte Verbrennung im Platinatiegel controlirt. Hier folgen einige Resultate der
Analysen:
Flachsstroh, getrocknet bei 110°
C:
C
H
N
O
Asche
47,348,0
5,85,9
0,670,63
43,142,3
3,13,2
vom nämlichen Felde vomJahre 1887
47,548,047,3
5,65,75,8
0,590,600,64
42,842,242,2
3,53,53,5
von verschiedenen Stellenim Jahre 1886
47,6
5,8
0,63
42,6
3,3
Mittel bei 110° getrocknet
44,7
5,45
0,59
40,16
3,1
„ „ 6 Proc. Wasser
42,8
5,2
0,57
38,43
3,0
„ „ 10 „ „
Winterweizen:
C
H
N
O
Asche
46,1
5,6
0,42
43,71
4,1
bei 110° getrocknet im Mittel
43,3
5,26
0,39
41,19
3,85
„ 6 Proc. Wasser
41,49
5,04
0,38
39,40
3,69
„ 10 „ „
Sommerweizen:
C
H
N
O
Asche
45,8
5,6
0,51
43,21
4,9
bei 110° getrocknet im Mittel
43,05
5,26
0,48
40,61
4,6
„ 6 Proc. Wasser
41,2
5,04
0,46
38,89
4,4
„ 10 „ „
Roggenstroh:
C
H
N
O
Asche
45,8
5,7
0,52
44,41
3,5
bei 110° getr. im Durchschnitt
43,05
5,36
0,48
41,81
3,3
„ 6 Proc. Wasser
41,2
5,12
0,46
40,02
3,2
„ 10 „ „
Hirsestroh:
C
H
N
O
Asche
44,6
5,25
0,95
43,3
5,9
bei 110° getr. im Durchschnitt
41,92
4,80
0,90
40,7
5,67
„ 6 Proc. Wasser
40,14
4,68
0,86
38,99
5,32
„ 10 „ „
Haferstroh:
C
H
N
O
Asche
44,38
5,18
0,45
42,9
7,2
bei 110° getrocknet im Mittel
41,72
4,87
0,42
41,2
6,7
„ 6 Proc. Wasser
39,96
4,66
0,41
38,49
6,48
„ 10 „ „
Gerstenstroh:
C
H
N
O
Asche
42,75
5,28
0,93
44,53
6,5
bei 110° getr. im Durchschnitt
40,1
4,97
0,88
41,94
6,11
„ 6 Proc. Wasser
38,47
4,77
0,85
40,06
5,85
„ 10 „ „
Buchweizenstroh:
C
H
N
O
Asche
42,0
5,15
0,51
45,14
7,2
bei 110° getr. im Durchschnitt
39,45
4,80
0,48
42,51
6,76
„ 6 Proc. Wasser
37,8
4,68
0,46
40,58
6,48
„ 10 „ „
Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass der grösste Gehalt an Kohlenstoff und
Wasserstoff und gleichzeitig der geringste Aschengehalt sich beim Flachs finden;
Weizen und Roggen sind fast gleich, dagegen haben die übrigen einen bedeutend
grösseren Aschengehalt bei geringerer Kohlenstoffmenge. Viel Stickstoff zeigen Hirse
und Gerste. Andere UntersuchungenRautenberg, E. Wolff, Wag, Ogston: Aschen-Analysen.
E. Wolff, Gutkowsky: Untersuchungen der Flachsstengel (Memoiren des St.
Petersburger Technologischen Instituts, 1881). haben
sehr verschiedene Werthe für den Aschengehalt des Strohes geliefert, zwischen 3 und
7 Proc., innerhalb der Grenzen dieser Zahlen liegen auch die angeführten
Resultate.
Die Verschiedenheit lässt sich durch Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit und des
Untergrundes erklären; in unserem Fall waren diese Momente fast ganz gleich.
Der Autor begnügt sich damit, den Heizeffect des Strohes nach der Dulong'schen Formel zu berechnen:
8080\,\mbox{C}+\left(\mbox{H}-\frac{\mbox{O}}{8}\right)\,34462,
und gibt die folgende Zahlenreihe:
getrocknetbei 110°
bei 6 Proc.Wasser
bei 10 Proc.Wasser
Flachsstroh
3724
3431
3237
Winterweizen
3477
3199
3015
Sommerweizen
3478
3200
3016
Winterroggen
3451
3175
2991
Hirsestroh
3312
3043
2865
Haferstroh
3216
2955
2780
Gerstenstroh
3154
2896
2724
Buchweizen
3090
2836
2666
Am höchsten steht nach der Wärmeentwickelung der Flachs, die folgenden drei
Stroharten sind fast gleich, stehen jedoch dem Flachsstroh weit nach. Nimmt man die
Heizkraft des getrockneten Holzes gleich 4000 an, so steht das Stroh demselben weit
nach, nur das Stroh des Flachses kommt dem Holz einigermassen nahe. Nimmt man die
Heizkraft einer Gewichtseinheit von Haferstroh als 100 an, so erhält man folgende
Reihenfolge: Buchweizen 96, Gerste 98, Hafer 100, Hirse 103, Roggen 107,
Winterweizen 108, Sommerweizen 109, Flachs 116. Meist hat man bei Gebrauch von Stroh
nicht mit Gewichtseinheiten, sondern mit dem Volumen zu thun, da der Heizraum,
vornehmlich bei Locomobilen, gleichzeitig nur ein gewisses Volumen fasst, daher ist
es nützlich, durch Multiplication der angeführten Zahlen mit dem specifischen
Gewicht und entsprechende Reduction eine neue Zahlenreihe zu bilden: Hafer 100,
Gerste 100, Hirse 109, Buchweizen 125, Winterweizen 129, Sommerweizen 132, Roggen
136, Flachs 153. Letzterer entwickelt beim gleichen Volumen 1,5mal mehr Wärme
als Hafer und Gerste.
In der Praxis gibt es aber kein vollkommen trockenes Stroh, auf welches sich diese
Zahlen beziehen; berücksichtigt man die Neigung, mehr oder weniger Wasser
aufzunehmen, so verändern sich diese Zahlen zu Gunsten des Flachses und zum
Nachtheil des Hafers, und der Unterschied wird noch bedeutend grösser; Flachs nimmt
nur 40 Proc. Wasser auf, Hafer aber über 100; in feuchter, später Jahreszeit ist das
sehr zu berücksichtigen.
Der Autor zieht nun folgende Schlüsse:
1) Die chemische Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften der
verschiedenen Sorten Stroh sind nicht gleich.
2) Man kann danach alle Sorten Stroh in drei Gruppen theilen: a) Flachsstroh hat am
meisten Kohlenstoff und Wasserstoff, am wenigsten Asche, mit dem grössten
scheinbaren specifischen Gewicht und dem kleinsten wirklichen, nimmt in feuchter
Luft am wenigsten Wasser auf und hat die höchste Fähigkeit, Wärme zu entwickeln; b)
Roggen und Weizen, die unter sich fast gleich sind; c) Gerste und Hafer, zu denen in
einigen Beziehungen sich Buchweizen und Hirse gesellen; letztere könnten jedoch auch
zwischen der zweiten und dritten Gruppe aufgeführt werden; diese vier letzten Sorten
enthalten weniger Kohlen- und Wasserstoff bei grösserem Aschengehalt; das wirkliche
specifische Gewicht ist am grössten, das scheinbare für Hafer und Gerste am
kleinsten; Hirse und Gerste enthalten viel mehr Stickstoff; Hirse, Hafer und Gerste
besitzen die grösste Empfänglichkeit für Wasser; der Heizeffect ist bei dieser
Gruppe am kleinsten.
3) Die Zunahme des wirklichen specifischen Gewichtes geht mit dem Aschengehalt
parallel.
4) Die Verminderung des scheinbaren specifischen Gewichtes geht in der nämlichen
Reihenfolge wie die Zunahme der Empfänglichkeit, Wasser aufzunehmen.
v. H.