Titel: | Neuere Umsteuerungsvorrichtungen an Dampfmaschinen. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 2 |
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Neuere Umsteuerungsvorrichtungen an
Dampfmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuere Umsteuerungsvorrichtungen an Dampfmaschinen.
D. A. Frazer und G. W.
Cosford in Mancelona, Nordamerika, schlagen behufs Umsteuerung
doppeltwirkender Dampfmaschinen, nach den Industries
vom 17. April 1891 entnommenen Abbildungen (Fig. 1 bis 4), die Anordnung eines
mehrfach durchbrochenen cylindrischen Drehschiebers B
vor, der, zwischen dem eigentlichen Schieberkasten und dem hierzu gehörigen Cylinder
sitzend, mit einer mittleren Aussparung C versehen ist,
welche zur Verbindung des Ausströmkanales D1 im Schieberspiegel mit dem Abdampfrohr D2 dient. Zwei weitere
Aussparungen C1 und C2 in dem Schieber B verbinden die Einströmkanäle D im Schieberspiegel mit
Oeffnungen E1; letztere
münden in Kammern E aus, deren nach entgegengesetzten
Richtungen sich erstreckende Verlängerungen F, F1 zu den Enden des Cylinders G führen. Zwischen den Ein- und Ausströmöffnungen des Dampfes sind zum
Theil im Gehäuse des Drehschiebers, zum Theil in diesem selbst liegende enge
Luftkanäle H angebracht, welche, wenn sämmtliche
Oeffnungen E vom Dampfe abgeschnitten, mit einander
verbunden und geöffnet sind.
Textabbildung Bd. 287, S. 1Frazer und Cosford's Umsteuerung. Der frische Dampf gelangt abwechselnd nach den Einlasskanälen D und entweicht aus dem Ausströmkanal Dl in der gewöhnlichen
Weise. Wenn nun die obere Seite des Drehschiebers B
nach rechts gedreht wird, tritt der durch C1 strömende Dampf in die rechtsseitige Kammer E und von da nach dem vorderen Ende, ebenso der durch
C2 strömende Dampf
in die linksseitige Kammer E und von hier nach dem
hinteren Ende des Cylinders G, so dass die Maschine in
dem einen Sinne ihre Bewegungen ausführen kann; dreht man dagegen die obere Seite
des Drehschiebers nach links, so bewegt sich der Dampf in entgegengesetzter
Richtung wie vordem, d.h. er geht durch C1 nach der linksseitigen Kammer E und dem hinteren Ende bezieh. durch C2 nach der
rechtsseitigen Kammer E und dem vorderen Ende des
Cylinders G, und die Maschine wird sich nun in dem
entgegengesetzten Sinne wie vordem bewegen. Bringt man den Drehschieber in seine
Mittellage, so entweicht der frische Dampf bei geöffneten Luftkanälen unter starker
Drosselung ins Freie.
Textabbildung Bd. 287, S. 1Fig. 5.Umsteuerung von Robinson. Die Umsteuerungsvorrichtung von L. Robinson
in London eignet sich namentlich für Dampfmaschinen mit drei Cylindern, deren
Dampfregelung von einem einzigen Schieber aus erfolgt, welcher von einem Excenter
derart unregelmässig hin und her bewegt wird, dass das Oeffnen und Schliessen der
bezüglichen Kanäle in der Schiebergleitfläche innerhalb passender Zwischenräume
erfolgt, um damit der Ein- und Ausströmung von mehr Dampf, als nothwendig ist,
vorzubeugen. Wie die ebenfalls Industries 1891
entnommene Abbildung (Fig. 5) veranschaulicht, dient
das Excenter A zur Bethätigung des Schiebers sowohl
beim Vorwärts- als auch Rückwärtsgange der Maschine und es trägt zu dem Zwecke die
Welle B, auf welcher dasselbe befestigt ist, eine mit
Schlitz versehene Büchse C; das Ende dieses Schlitzes
kommt mit einem auf der Welle B befestigten Bolzen D in Berührung, so dass das Excenter damit jeder
Bewegung entsprechend eingestellt werden kann.
Der Excenterbügel E besitzt zwei einander
gegenüberliegende Arme F, welche durch Stangen G und K mit den
ungleicharmigen Schenkeln eines Hebels H verbunden
sind, dessen kürzerer Schenkel mittels eines Gelenkes J
die Schieberstange I bethätigt; hierdurch wird die
nothwendige unregelmässige Bewegung des Schiebers hervorgebracht. Behufs Umsteuerung
der Maschine wird die Stange G angehoben und dadurch
ausser Verbindung mit dem Hebel H gebracht; der
Schieber wird dann mittels des Umsteuerungshebels L
entsprechend eingestellt und nach diesem die Stange G
wieder in ihre normale Lage zurückgelegt.
Der Schieber ist ein dreifacher Kanalschieber und die Schieberfläche mit sechs
Oeffnungen versehen, von denen die erste und fünfte bezüglich mit den beiden Enden
des dritten Cylinders, die zweite und dritte Oeffnung dagegen bezüglich mit je einem
Ende der beiden anderen Cylinder in Verbindung steht, um abwechselnd frischen Dampf
aufzunehmen. Die vierte Oeffnung communicirt mit den beiden anderen Enden der
letztgenannten Cylinder und die sechste Oeffnung mit der Atmosphäre oder einen
Condensator. Der eine Schieberkanal dient zur Aufnahme von frischem Dampf, der
andere zur Fortschaffung desselben von Cylinder zu Cylinder und der dritte zur
Ueberführung des wirksam gewesenen Dampfes in das Abdampfrohr.
Textabbildung Bd. 287, S. 2Umsteuerung von Strathern. Den zum Umsteuern und ausserdem zum Ingangsetzen einer Dampfmaschine
dienenden Apparat von M. und G. Strathern in Glasgow
zeigen die Industries 1891 entnommenen Abbildungen
(Fig. 6 und 7); derselbe besteht aus
einem Dampfcylinder A in stehender Anordnung, dessen
Kolbenstange C mit derjenigen E eines darüber liegenden mit Wasser oder Oel gefüllten Cylinclers B mittels des Kreuzkopfes D in Verbindung steht; in eine Aussparung des letzteren greift das eine
Ende des Hebels F, dessen anderes Ende ein
Zahnkranzsegment G bildet, welches nach erfolgter
Drehung des Handhebels I mit einem Wurmgetriebe H in Eingriff kommt, so dass dann der ganze Apparat mit
Hilfe des Handrades J in Gang gesetzt werden kann. Die
Kolbenstange E ist auf ihrem oberen Ende mit einem
gabelförmigen Stück verbunden, in welchem eine nach dem Steuerungshebel der
Hauptmaschine führende Stange liegt. K ist der in einer
cylindrischen Kammer gleitende Schieber von ebenfalls cylindrischer oder
segmentförmiger Gestalt, welcher durch den Hebel L in
der Längsrichtung hin und her bewegt werden kann, und ferner mit dem Kreuzkopf D durch eine am Hebel M
angreifende Stange derart verbunden ist, dass er bei der Auf- oder Abwärtsbewegung
des ersteren eine Drehung erleidet. Bei einer Ortsveränderung des Schiebers mittels
des Handhebels L wird demnach bei der Aufwärtsbewegung
des Kolbens auch der Hebel M mitgenommen, und durch die
Drehung des Schiebers, dessen Ein- und Ausströmöffnungen im Uebrigen so angeordnet
liegen, dass je nach der Bewegung des Hebels L ein
früheres oder späteres Dampfabschneiden erreicht werden kann, erfolgt das
Abschneiden des vordem unter dem Kolben wirksam gewesenen Dampfes.
Bei der Umsteuerungsvorrichtung von J. Wild in
Oldham, Lancs., wird nach Mittheilungen in Engineering 1891 die Schieberstange J (Fig. 8 und 9) von einem Gleitstück
1 bethätigt, welches durch die um den Zapfen E schwingende Coulisse A1 abwechselnd hin und her bewegt wird;
letztere erhält ihre Bewegung mittels der Stange C1 von der Gegenkurbel B
aus und der für Vor- und Rückwärtsgang der Maschine nöthige Voreilwinkel wird
dadurch geschaffen, dass Treibstange C1 und Coulisse A1 um einen Winkel, gleich dem doppelten
Voreilwinkel, drehbar sind. Dies geschieht mit Hilfe der Umsteuerungswelle F, dem um ihren Mittelpunkt drehbaren, mit der Coulisse
verbundenen Hebel K, sowie dem Umsteuerungshebel K1. Ist der Hebel K so weit gehoben, dass seine Mitte in die punktirte
Linie, von F (Fig. 8) ausgehend, fällt,
so geht die Coulisse A1
aus einem Hebel erster Ordnung in einen solchen zweiter Ordnung über und erhält die
Schieberstange und damit auch die Maschine eine der früheren entgegengesetzte
Bewegung.
Textabbildung Bd. 287, S. 2Umsteuerung von Wild.W. Thomson in Bristol befestigt, wie die Abbildung
(Fig. 10) erkennen lässt, behufs Umsteuerung von
Dampfmaschinen mit gewöhnlicher Schiebersteuerung auf der einen Seite des Excenters
b ein konisches Rad c,
welches sich auf der Schwungradwelle s lose dreht und
mit einem zweiten, auf dem Umsteuerungshebel a
ebenfalls lose befestigten konischen Rade d in Eingriff
steht. Der Umsteuerungshebel ist in eine die Schwungradwelle frei umgebende Muffe
eingeschraubt und ferner noch ein drittes, ebenfalls mit dem Rade d in Eingriff stehendes, jedoch auf der Schwungradwelle
festgekeiltes konisches Rad angeordnet. Wird nun der in einem mit Einkerbungen
versehenen Quadranten h festzustellende
Umsteuerungshebel a um die Schwungradwelle herumbewegt,
so erhält auch das Excenter mittels der genannten konischen Räder eine entsprechende
Drehung, wonach sich die Umlaufrichtung der Kurbel i
bestimmt.
Textabbildung Bd. 287, S. 2Fig. 10.Thomson's Umsteuerung. In ähnlicher Weise bewirkt A. Gretschaninoff
in Charkoff, Russland, die Umsteuerung einer Dampfmaschine.
Wie die wieder Engineering 1891 entnommenen Abbildungen
(Fig. 11 und 12) veranschaulichen,
sitzt auf der Schwungradwelle eine nach Art der Stufenscheiben geformte Trommel a mit innerer Verzahnung; in letztere greift das auf
der Kurbel c der Schwungradwelle d befestigte Zahnrad b,
über dessen verlängerte Nabe das Excenter e greift, um
so je nach der Bewegung der Trommel a aus ihrer
Mittelstellung nach rechts oder links eine Vor- oder Rückwärtsbewegung der Maschine
zu erhalten.
Fr.
Textabbildung Bd. 287, S. 3
Gretschaninoff's Umsteuerung.