Titel: | Selbsthätiger Rücksteller für Distanzsignale. |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 66 |
Download: | XML |
Selbsthätiger Rücksteller für
Distanzsignale.
Mit Abbildung.
Selbsthätiger Rücksteller für Distanzsignale.
Bei allen jenen Eisenbahnsignalen, welche bestimmt sind, gewisse Punkte der Bahn
dauernd zu decken, und die lediglich für die Einfahrt jedes einzelnen Zuges, dessen
Kommen sonst gesichert und gestattet ist, auf Freie
Fahrt gestellt werden, wogegen sie die übrige Zeit stets auf Halt stehen und insbesondere hinter jedem in die
Deckungszone des Signales eingefahrenen Zuge sofort wieder von Frei auf Halt
zurückgebracht werden sollen, erscheint es am sichersten, wenn diese Rückstellung
nicht erst durch Menschenhände zu geschehen braucht, sondern durch den Zug selbst
bewerkstelligt wird.
Elektrische Vorrichtungen, welche diesem Zwecke dienen, finden bekanntlich vorwiegend
in Amerika und England, selten auch in Deutschland, mechanische dagegen vielfach in
Frankreich und in der Schweiz Anwendung.
Bei der französischen Ostbahn steht ein solcher selbsthätiger Signalrücksteller der
zweitgedachten Gattung in Benutzung, dessen Anordnung die beistehende Abbildung
ersichtlich macht; derselbe zeichnet sich durch Einfachheit aus und soll auch im
Verhältnisse zu anderen verwandten Apparaten einer nur geringen Abnutzung
unterworfen sein.
Die tragenden Haupttheile der Vorrichtung, nämlich das Achsenlager des Gewichtshebels
ab und die beiden gusseisernen Doppelständer S und S1 sind an dem Holzroste R festgeschraubt, welcher neben dem Eisenbahngleise, in angemessener
Entfernung vom Schienenstrange und parallel zu demselben, am Bahnkörper seinen Platz
findet. In einem
an das Gestelle S angegossenen Lager liegt die Achse
x, etwas tiefer als die Unterkante der nächsten
Bahnschiene; die Achse x ist ferner so lang, dass sie,
unter der Bahnschiene weggehend, noch ein Stückchen in das Innere des Gleises
hineinreicht. Auf diesem Achsenende sitzt der bogenförmige Stahlarm P, welcher ganz knapp neben der Innenseite der
Bahnschiene, d.h. genau im Wege der Spurkränze der über die Stelle weggehenden Räder
liegt. Am anderen, ausserhalb des Bahngleises liegenden Ende von x ist der Winkelhebel iq
aufgekeilt, der am Ende seines Armes i eine Rolle und
am Arme q ein verstellbares Uebergewicht t trägt. In den Doppelständern S und S1
läuft zwischen Rollen – wie in Führungen – die Zugstange Z, welche auf der einen Seite mit dem Arme a
des Winkelhebels ab durch die Gelenkstange m, deren Länge mittels einer zwischengeschalteten
Schraubenkuppelung regulirt werden kann, auf der anderen Seite aber mit dem zum
zugehörigen Stellhebel des Signalwärters geführten Drahtzuge D1 der Signalstellvorrichtung in
Verbindung steht. Parallel zu Z befindet sich etwas
tiefer die Zugstange Z1, welche nur im Ständer S auf einer Rolle liegt,
während ihr als zweite Stütze die am Arme i angebrachte
Rolle dient. Die Lage der letzteren wird einerseits durch einen Anschlag,
andererseits durch das auf q sitzende Uebergewicht
bedingt. Die Stange Z1
ist mit der zum Signal gehenden Fortsetzung D des
Drahtzuges der Stellvorrichtung verbunden.
Textabbildung Bd. 287, S. 67
Selbsthätiger Rücksteller für Distanzsignale.
Der ganzen Anordnung liegt also die Voraussetzung zu Grunde,
dass das Signal – ein Semaphor oder eine Wendescheibe – vom Signalwärter aus mit
Hilfe einer eindrähtigen Zugvorrichtung durch Umlegen
eines gewöhnlichen Stellhebels gehandhabt wird; selbstverständlich besteht der
Mechanismus, welcher am Signale selbst die Lage des Flügels oder der Scheibe zu
bewirken hat, wieder aus einem ähnlichen Winkelhebel wie ab. Die Drähte D und D1 arbeiten denn auch wie ein einziger
fortlaufender Drahtzug, indem Z einen nach abwärts und
Z1 einen nach
aufwärts vorspringenden, nasenartigen Ansatz haben, welche Ansätze sich ein wenig
übergreifen. Wenn der Signalwärter das Signal auf Frei
stellen will, so legt er seinen Stellhebel nach rechts; der Drahtzug Di wird gespannt und
das Gewicht G gehoben. Hierbei hat die Stange Z auf ihrem Wege nach rechts auch Z1 mitgenommen,
demzufolge ebensowohl D gespannt und somit das Signal
in die Freilage gebracht worden ist. Z und Z1 machen aber im
umgekehrten Falle, wenn nämlich der Wärter seinen Stellhebel nach links, d.h. auf
Halt zurücklegt, gleichfalls ihren Weg
gemeinschaftlich, weil nunmehr das Gewicht G und das
Gegengewicht beim Signal im gleichen Sinne wirksam sind. Die Handhabung des Signals
seitens des Signalwärters ist also für beide Signalumstellungen gerade so möglich,
als wenn keine Auslösevorrichtung dazwischen geschaltet wäre. Letztere wird aber
wirksam, wenn das Signal auf Frei steht – wobei die
einzelnen Theile die in der Abbildung dargestellte Lage haben – und ein Zug die
Stelle passirt. Gleich das erste Rad des Zuges drückt P
nieder, wodurch Z1 die
Stütze bei i verliert, durch die eigene Schwere ein
wenig niedergeht und jetzt an der Nase von Z vorüber
kann, so dass das Gegengewicht der Stellvorrichtung beim Signal wirksam wird und das
Signal auf Halt zurückstellt. Dem Signalwärter
verkündet diesen Vorgang ein elektrisches Controlklingelwerk, welches in dem Momente
zu läuten beginnt, in welchem das Signal auf Halt
gebracht wurde; er kann dann gelegentlich den Zusammenhang der Stelleitung wieder
herstellen, indem er seinen Stellhebel gleichfalls auf Halt bringt. Es folgt dann die Drahtzugsleitung der Einwirkung des
Gewichtes G; die Stange Z
wird entsprechend weit links gezogen, drückt dabei die Stange Z1 und den Arm i so weit nieder, dass die beiden Nasen an einander
vorbei können, worauf Z1 übrigens sofort wieder durch den Einfluss von t auf die normale Höhe gehoben wird. Das Gewicht G muss natürlich so schwer sein, dass es nicht nur den Drahtzug D1 angemessen spannt,
sondern auch bei der eben geschilderten Rückstellung die Einwirkung von q auf Z1 aufzuheben vermag. (Vgl. Revue universelle
des mines, de la métallurgie, des travaux publics etc., 35.
Jahrg. Bd. 16 S. 84.)