Titel: | Ueber die technische Verwerthung von Kauri- und Manilakopal. |
Autor: | Max Bottler |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 89 |
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Ueber die technische Verwerthung von Kauri- und
Manilakopal.Nachdruck
verboten.
Von Max Bottler.
Ueber die technische Verwerthung von Kauri- und
Manilakopal.
Obwohl Kauri- und Manilakopal seit geraumer Zeit im Handel vorkommen, werden sie doch
nur in beschränktem Maasse in der Industrie verwendet. Die Interessenten sind über
die Beschaffenheit dieser Kopalsorten noch nicht genügend aufgeklärt; auch fehlen in der
einschlägigen Literatur diejenigen Fingerzeige, durch welche eine allgemeine
technische Verwerthung derselben angebahnt werden könnte.
Wie bekannt, stammt der Kaurikopal entweder von Dammara australis Don., der Kaurifichte, einer auf Neuseeland wachsenden
Conifere, oder von Dammara ovata Moore, einem in
Neukaledonien heimischen Gewächse. Derselbe bildet unregelmässige, kantige oder
rundliche Stücke von weisslich-gelber oder bräunlich-gelber Farbe. Die einzelnen,
ziemlich grossen Stücke – die aus Harzgängen ausfliessenden Harze kommen im Handel
meist in grösseren Stücken vor – erscheinen aussen matt und sind oft mit einer
weisslichen Verwitterungskruste, welche überhaupt für die gegrabenen Kopalsorten
charakteristisch ist, bedeckt. Das Kauriharz besitzt einen grobmuscheligen Bruch;
die glänzende Bruchfläche zeigt häufig weissliche Streifen. Der Geruch des
Kaurikopals ist schwach balsamisch – er erinnert manchmal an den Geruch des
Terpentinöls – sein Geschmack ist etwas gewürzhaft. Man erhält beim Stossen
desselben ein weisslich-gelbes Pulver. Er wird schon bei massigem Erhitzen – 50 bis
55° C. – weich und schmilzt – je nach Alter und Gewinnung – bei 145 bis 150° C; bei
stärkerem Erhitzen (200 bis 300° C.) wird er theilweise zersetzt. Sein specifisches
Gewicht bei 15° C. ist – Mittel aus mehreren Bestimmungen – 1,0456. Das Kauriharz
ist weicher als Steinsalz, und der Kaurikopal gehört demnach zu den weichen
Kopalsorten. Die Stammpflanze des Manilakopals ist Vateria indica, ein zur Familie
der Dipterocarpeen gehöriger Baum, welcher auf den Philippinen vorkommt. Dieser
Kopal bildet trübe, grosse, unregelmässige, kantige, oft aber auch in Folge mehrfach
über einander und in die Länge geflossener Tropfen eigenthümlich gestaltete,
stalaktitartige Stücke von gelber und bräunlich-gelber Farbe. Die einzelnen Stücke
zeigen muscheligen Bruch und sind auf der Bruchfläche glänzend. Aussen sind
dieselben mit einer weisslichen oder weisslich-gelben, erdigen Schicht bedeckt. Er
besitzt einen schwach balsamischen Geruch, welcher beim Reiben etwas mehr bemerkbar
wird. Ein charakteristischer Geschmack ist nicht wahrnehmbar. Frische Stücke sollen
etwas bitter schmecken. Der Manilakopal kann in ein weisses bis schwach
weisslich-gelbes Pulver verwandelt werden. Schon bei massigem Erwärmen wird derselbe
weich, fängt bei 105° C. zu schmelzen an und schmilzt vollständig bei 140° C. Bei
stärkerem Erhitzen bläht er sich auf, wird braun, und erstarrt dann beim Erkalten zu
einer blasigen, lockeren Masse. Sein specifisches Gewicht bei 15° C. ist 1,069. Er
wird zu den weichen Kopalsorten gerechnet. Im Handel führt er den Namen „Harter,
gelber Manilakopal“.
Beide Kopalsorten behandelte man, um über ihre Löslichkeitsverhältnisse Aufschluss zu
erhalten, im ungeschmolzenen, im gerösteten und im geschmolzenen Zustande mit
verschiedenen Lösungsmitteln.
Die ungeschmolzenen Kopale wurden grob gepulvert, das Pulver schüttete man auf Hürden
von spanischem Rohr und setzte es bei einer Temperatur von 15 bis 20° C. sechs
Wochen lang der Luft aus.
Um geröstete Kopale zu erhalten, wurde der grob gepulverte Kauri- und Manilakopal in
flache Porzellanschalen gebracht und einem 48stündigen Röstprocesse bei einer
Temperatur von 40 bis 50° C. unterworfen. Zum Schmelzen der Kopalsorten
verwendete man ein kupfernes trichterförmiges Gefäss mit Deckel und Siebboden,
welches in einer am Rande aufgebogenen Eisenblechtafel steckte. Man legte letztere
derart auf einen Messingmörser, dass sich der Siebboden des Gefässes gerade über der
Mitte des Mörsers befand. Sodann brachte man den grob gepulverten Kopal in das
Schmelzgefäss und legte rund um dasselbe auf das Eisenblech glühende Kohlen, so dass
der Kopal schmolz und durch das Sieb abfloss. Der im Mörser erstarrte Kopal wurde
gepulvert und acht Tage lang der Luft ausgesetzt.
Die grob gepulverten ungeschmolzenen – jedoch gelegenen –, die gerösteten und die
geschmolzenen Kopale wurden vor der Behandlung mit den Lösungsmitteln fein gepulvert
und mit einem gleichen Antheile Glaspulver innig gemengt. Als Lösungsmittel
verwendete man absoluten Alkohol (spec. Gew. 0,795), absoluten Alkohol und
Amylalkohol (Siedepunkt 130° C.) zu gleichen Theilen gemischt, wasserfreien Aether
(0,728), Aether und warmen absoluten Alkohol, kampherhaltigen Aether – bereitet
durch Auflösen von 1 Th. Kampher in 12 Th. Aether –, Chloroform, wasserfreies Aceton
(Siedepunkt 57°, spec. Gew. 0,814), eine Mischung von Schwefelkohlenstoff, Benzol
und rectificirtem Terpentinöl zu gleichen Antheilen, rectificirtes Terpentinöl
(spec. Gew. 0,870), Leinöl, Methylalkohol (Siedepunkt 70° C), leichtes Theeröl,
Harzöl, Camphoraöl.
Die Lösungsmittel wurden im Allgemeinen in der angegebenen Reihenfolge benutzt.
A. Kaurikopal.
α. Ungeschmolzen.
Das Harz quillt mit Alkohol und Alkoholmischung auf und ist grösstentheils klar
löslich. Mit Aether behandelt, löst es sich theilweise; mit Aether und Alkohol
erzielt man eine fast vollständige Lösung. In kampherhaltigem Aether ist es nur
theilweise löslich; mit Chloroform wird es gelatinös und löst sich wenig auf.
Beim Erwärmen mit letzterem Lösungsmittel löst es sich trübe auf, scheidet sich
jedoch beim Erkalten wieder aus. Mit Aceton behandelt, ist es wenig trübe
löslich; mit Benzolgemisch wird es gelatinös; mit den Oelen erzielte man keine
befriedigenden Resultate. In Methylalkohol war der Kopal wenig löslich; in
Theeröl löste sich auch bei erhöhter Temperatur nur sehr wenig von demselben
auf. Bei der Behandlung mit Harzöl zeigte sich derselbe erst bei länger
fortgesetztem Erwärmen etwas löslich; gegen Camphoraöl verhielt er sich
ungefügig.
β. Geröstet.
Der geröstete Kaurikopal quillt mit Alkohol und Alkoholmischung etwas auf und ist
grösstentheils mit gelber Farbe löslich. Ebenso verhält er sich gegen Aether, in
welchem er sich jedoch nur theilweise löst; von Aether mit Alkohol wird er –
nach längerem Stehen bei einer Temperatur von 20 bis 25° C. – nahezu völlig
gelöst. Mit kampherhaltigem Aether quillt er auf und ist mehr löslich, wie im
ungeschmolzenen Zustande. Gegen Chloroform verhält er sich im Ganzen wie der
ungeschmolzene. In Aceton löst er sich theilweise; die trübe Lösung wird bei
längerer Digestion (30° C.) hell. In Terpentin- und Leinöl ist er nur sehr wenig
löslich. Bei den Versuchen mit den übrigen Lösungsmitteln wurden dieselben
Resultate – wie bei dem ungeschmolzenen Harze – erzielt.
γ. Geschmolzen.
Der geschmolzene Kaurikopal verhielt sich im Ganzen wie der geröstete; namentlich
erzielte man bei leichtem Schmelzen nahezu dieselben Resultate, wie bei dem
Röstprocesse. Das vollkommen geschmolzene, wieder erkaltete und gepulverte Harz
löste sich in Alkoholmischung fast vollständig auf; mit den übrigen
Lösungsmitteln behandelt, war es etwas löslicher, wie im gerösteten Zustande.
Hinsichtlich der Behandlung mit Terpentin- und Leinöl dürfte Erwähnung finden,
dass nur durch ein besonderes Verfahren befriedigende Resultate erzielt werden
können. Der leicht geschmolzene Kopal zeigte sich in rectificirtem Terpentinöl
und in Leinöl nur ganz wenig löslich. Besseren Erfolg hatte man, wenn das eben
geschmolzene Harz mit erwärmtem Terpentinöl oder Leinöl übergossen und unter
beständigem Umrühren längere Zeit erhitzt wurde. Jedoch scheidet sich aber auch
bei diesem Verfahren ein Theil des Harzes aus. Das ausgeschiedene Harz muss
wiederholt geschmolzen und mit einer neuen Portion von stark erwärmtem
Terpentin- oder Leinöl behandelt werden. Wurde der Kopal stark geschmolzen, so
erwies er sich etwas löslicher. In letzterem Falle erleidet man aber auch einen
Verlust an Kopal. In Methylalkohol war das Harz nur sehr wenig löslich. Mit
Theeröl quillt der Kopal auf und ist nur sehr wenig löslich. Den geschmolzenen
und gepulverten Kopal mengte man innig mit Harzöl; die Mischung wurde erwärmt
und fortwährend umgerührt, wobei sich das Harz theilweise auflöste; beim
Erkalten schied sich wieder etwas Kopal aus. Wenn man den eben geschmolzenen und
noch flüssigen Kopal mit erwärmtem Harzöl innig mischt und unter fortwährendem
Agitiren längere Zeit erwärmt, so löst er sich theilweise; beim Erkalten
scheidet sich jedoch ein Theil des Harzes wieder aus. Bei der Behandlung mit
Camphoraöl löste sich der Kopal bei längerem Erwärmen theilweise auf.
B. Manilakopal.
α. Ungeschmolzen.
Der ungeschmolzene Kopal löst sich in Alkohol nahezu, in Aether mit Alkohol und
Alkoholmischung bei erhöhter Temperatur vollständig auf; in Aether und
kampherhaltigem Aether ist er grösstentheils löslich. Mit Chloroform wird er
gelatinös und ist wenig löslich, ähnlich verhält er sich gegen Aceton. In
Benzolgemisch ist das Harz bis auf einen kleinen Rest trübe löslich. Bei der
Behandlung mit Terpentin- und Leinöl wurde keine Lösung erzielt. In
Methylalkohol war dieser Kopal sehr wenig löslich; mit Theeröl behandelt,
zeigteer sich bei längerem Digeriren etwas löslich, ebenso verhielt er sich zu
Harzöl. Bei der Behandlung mit Camphoraöl war derselbe schon bei gelindem
Erwärmen zum grösseren Theile löslich; bei länger fortgesetzter massiger
Erwärmung löste er sich nahezu völlig auf.
β. Geröstet.
Der geröstete Kopal war in Alkohol, Alkoholmischung, Aether, Aether mit Alkohol
und kampherhaltigem Aether löslich; man erhielt fast farblose Lösungen. Mit
Aceton quoll er auf und war theilweise, jedoch bei längerem Erwärmen – 25°
C. – etwas mehr löslich. Bei der Behandlung mit Terpentin- und Leinöl löste sich
nur sehr wenig von dem Kopal auf; mit den übrigen Lösungsmitteln behandelt,
verhielt er sich fast ebenso, wie der ungeschmolzene Kopal.
γ. Geschmolzen.
Der geschmolzene Manilakopal verhielt sich bei der Behandlung mit Alkohol u.s.w.
wie der geröstete. Nur leicht geschmolzen, war er in Terpentin- und Leinöl wenig
löslich. Wenn man das Harz einige Zeit im Schmelzen erhält und zu der
geschmolzenen Masse unter fortwährendem Umrühren Leinöl in massigen Portionen
hinzufügt, so wird er in erheblichem Grade löslicher. In ähnlicher Weise verhält
sich dieser Kopal auch gegen Terpentinöl. Sollte sich Harz ausscheiden, so
schlägt man das bei dem geschmolzenen Kaurikopal angegebene Verfahren ein. In
Methylalkohol war der Kopal wenig löslich. Bei der Behandlung mit Theeröl
zeigte, das Harz nahezu dasselbe Verhalten, wie im ungeschmolzenen Zustande. Der
geschmolzene und gepulverte Kopal wurde mit Harzöl innig gemengt, die Mischung
erwärmt und fortwährend umgerührt, wobei er sich theilweise löste; beim Erkalten
schied sich ein Theil des Kopals wieder aus. Aehnlich verhielt sich das Harz
auch, wenn es eben geschmolzen und in noch flüssigem Zustande mit dem erwärmten
Harzöle innig gemengt und unter fortwährendem Umrühren abermals längere Zeit
erhitzt wurde. In Camphoraöl war der geschmolzene Manilakopal völlig löslich.
Man erhielt eine klare Lösung. – Die Lösungen des Kauri- und Manilakopals können
als „Lacke“ technische Verwerthung finden. Wie die vorliegenden Versuche
ergeben haben, lassen sich zur Herstellung flüchtiger Lacke bei Verwendung von
ungeschmolzenem und gelegenem Kaurikopal folgende Lösungsmittel mit gutem
Erfolge benutzen: a) Absoluter Alkohol, b) eine Mischung von absolutem Alkohol
und Amylalkohol zu gleichen Theilen, c) eine Mischung von Aether mit warmem,
absolutem Alkohol. Zur Lösung des gerösteten und geschmolzenen Kopals kann auch
kampherhaltiger Aether verwendet werden. In Bezug auf die Bereitung von
flüchtigem Kopallack – mit Terpentinöl – und von fettem Lack – mit Hilfe von
Leinöl – sei hier auf das bei A. γ. Erwähnte
verwiesen. Bei Verwendung von ungeschmolzenem und gelegenem Manilakopal können
als gute Lösungsmittel zur Darstellung flüchtiger Lacke dienen: a) absoluter
Alkohol, b) eine Mischung von absolutem Alkohol und Amylalkohol zu gleichen
Theilen, c) wasserfreier Aether, d) eine Mischung von Aether mit warmem,
absolutem Alkohol, e) kampherhaltiger Aether, f) eine Mischung von
Schwefelkohlenstoff, Benzol und rectificirtem Terpentinöl zu gleichen Antheilen,
g) Camphoraöl. Hinsichtlich der Anfertigung von Lacken – mit Terpentinöl und
Leinöl – muss auf das bei B. y. angegebene
Verfahren hingewiesen werden. Auf 1 Th. Harz wurden bei den Versuchen meist 5
Th. eines flüchtigen Lösungsmittels verwendet. Durch Verdampfung eines Theiles
des Lösungsmittels lässt sich die Harzlösung beliebig verdicken. Man kann die
Verdampfung in einem Destillirapparate vornehmen und so das überschüssig
zugesetzte Lösungsmittel wieder gewinnen. Bei der Bereitung von fettem Kopallack
verwendet man gewöhnlich auf 8 Th. Kopal 25 Th. Leinöl und 20 Th. Terpentinöl.
Der Kauri- oder Manilakopal wird geschmolzen und mit dem heissen Leinöle
unter fortwährendem Umrühren innig gemengt. Nach erfolgter Lösung kocht man mit
Hilfe von Manganborat – für 50 Th. Leinöl sind 0,125 Th. Manganborat
erforderlich – zu Firniss. Schliesslich fügt man das erwärmte Terpentinöl in
kleinen Portionen hinzu. Das zur Anfertigung von Kopalfirniss bestimmte Leinöl
soll vorher mit Bleisulfat gebleicht werden. Die mit Hilfe von Manila- und
Kaurikopal hergestellten Lacke kann man mit Anilinfarben, mit Drachenblut,
Gummigutt u. dgl. färben, sie können auf Papier, Glas, Holz und Stein
aufgetragen werden und geben glänzende, haltbare Ueberzüge.
Agricultur-chemische Versuchsstation der Stadt
Bad Kissingen. October 1892.