Titel: | E. Hartmann, über Anwendungen elektrischer Kraftübertragung. |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 182 |
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E. Hartmann, über Anwendungen elektrischer
Kraftübertragung.
Ueber Anwendungen elektrischer Kraftübertragung.
Der Oberingenieur E. Hartmann der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin hat in
einem im Verein deutscher Ingenieure zu Berlin am 6. April 1892 gehaltenen Vortrage,
welcher jetzt gedruckt vorliegt, werthvolle Angaben zum Vergleich der elektrischen
Kraftübertragung mit anderen Uebertragungsarten gemacht. Wir entnehmen dem Vortrage
auszugsweise Folgendes:
Die Ausbreitung der elektrischen Kraftübertragung erfolgt so rasch, dass sie wohl
bald die der elektrischen Beleuchtung übertroffen haben dürfte. Jede elektrische
Kraftübertragung bildet eine Verbindung von dreierlei Vorgängen, nämlich: 1) die
Umsetzung mechanischer Energie in elektrische, 2) die Fortleitung elektrischer
Energie von einem Orte zu einem andern und 3) die Umsetzung dieser elektrischen
Energie wieder in mechanische; von diesen haben wir nur den dritten Vorgang als den
die elektrische Kraftübertragung eigentlich charakterisirenden zu betrachten.
Eine elektrische Kraftübertragung kann zweckmässig sein, sofern sich deren Anlage
oder deren Betrieb billiger oder bequemer als eine andere Uebertragungsweise stellt. Bezüglich
der Bequemlichkeit und namentlich der Kosten des elektrischen Betriebes stehen den
weiteren Kreisen der Industrie noch verhältnissmässig wenig Zahlenangaben aus der
Erfahrung zu Gebote, auf Grund deren es mit genügender Zuverlässigkeit möglich wäre,
für Neuanlagen die zweckmässigste Betriebsweise unter den verschiedenen Arten von
Uebertragungen auszuwählen. Namentlich sind Anhaltspunkte über die Betriebskosten der elektrischen Uebertragung von räumlich
geringer Ausdehnung, d.h. auf Entfernungen, wie sie innerhalb grösserer Fabriken und
Fabrikscomplexe vorkommen, bis jetzt noch sehr spärlich veröffentlicht worden.
Behufs der Auswahl der zweckmässigsten Uebertragungsweise in jedem Falle müssen wir
1) die Eigenschaften und Eigenthümlichkeiten der elektrischen gleichwie der
verschiedenen anderen Uebertragungsweisen und 2) die Wirkungsgrade derselben kennen
lernen und gegen einander abwägen.
Die drei Glieder einer elektrischen Kraftübertragung 1) stromerzeugende Dynamo
(Primärmaschine), 2) elektrische Leitung, 3) stromempfangende Maschine (Elektromotor
oder Secundärmaschine) reichen aber für den Betrieb einer Arbeitsmaschine nur dann
aus, wenn diese Maschine die gleiche Geschwindigkeit hat wie der Elektromotor, so
dass sie mit diesem unmittelbar gekuppelt werden kann. Sonst muss noch ein
mechanisches Uebersetzungsglied eingeschaltet werden, das den Gesammtwirkungsgrad
der ganzen Anordnung noch unter Umständen sehr wesentlich beeinflusst. Wir haben
also bei der Wahl dieser Uebersetzungsglieder und für die genaue Kenntniss derselben
sehr vorsichtig zu Werke zu gehen. Wir haben hierzu um so mehr Anlass, als unsere
elektrischen Messinstrumente (das Volt- und Ampèremeter), die gewöhnlich den
elektrischen Kraftübertragungen eingefügt sind, uns jeden Augenblick ein Maass für
den Kraftverbrauch vor Augen halten und uns ein Urtheil über den Zustand aller mit
dem Elektromotor betriebenen Theile oder Glieder gestatten. Der Elektromotor ist
also zugleich ein jederzeit bereiter Kraftmesser, da seine jeweilige
Arbeitsleistung, wie wir gleich sehen werden, sich jederzeit mit Leichtigkeit und
grosser Genauigkeit ermitteln lässt.
Aus der Leerlaufarbeit L in Watt, dem elektrischen
Widerstände des Ankers Wa in Ohm, dem elektrischen Widerstände der
Magnetwicklung Wm in Ohm, der dem Motor zugeführten Stromstärke J in Ampère und der Spannung des Stromes E in
Volt ergibt sich die jeweilige Arbeitsleistung nach der Formel:
A = {JE –
[(E : Wm) E + (J – (E : Wm))2
Wa + L]} : Z,
worin JE die zugeführte
elektrische Energie, die übrigen Grossen die Verluste in der Maschine bedeuten und
zwar (E : Wm) E den
Verlust in den Magneten und (J – E : Wm)2
Wa den Verlust
im Anker; Z aber ist 9,81 bezieh. 736, je nachdem A in Meterkilogrammen oder in ausgedrückt
werden soll.
Für mechanische Transmission dagegen besitzen wir wohl Arbeitsmesser, die mit
hinreichender Genauigkeit arbeiten, doch werden derartige Apparate kaum je bleibend zwischen Transmissionen eingeschaltet; und
daher mag es wohl hauptsächlich kommen, dass wir uns über den Wirkungsgrad von den
bisher üblichen Fabriktransmissionen häufig keine der Wirklichkeit entsprechende
Vorstellung machen, und dass wir den Wirkungsgrad derselben häufig überschätzen.
Um sich nun über die Wirkungsgrade aller dieser Betriebsmittel ein eigenes Urtheil zu
verschaffen, hat die Allgemeine
Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin genaue Versuche angestellt, und der
Vortragende hat zum Zwecke der Vergleichung mechanischer und elektrischer
Transmission eine Reihe von Zahlen mitgetheilt, welche zum Theil Ergebnisse aus
Brems- und Indicatorversuchen sind, theils von Versuchen herrühren, die in den
eigenen Werkstätten der Maschinenfabrik in der Ackerstrasse in Berlin durchgeführt
wurden und die den Anspruch auf Zuverlässigkeit machen können.
Die Maschinenfabrik der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft eignete sich ganz besonders zur Anstellung
solcher Versuche, weil ihr Betriebssystem bei ihrer Erbauung im J. 1888 auf die
Anwendung elektrischer Transmission zugeschnitten worden ist. Sie ist mit einer
Reihe von Elektromotoren der verschiedensten Grosse und Verwendungsart mit einer
Gesammtleistung von etwa 400 ausgestattet. Sie besitzt keine
Haupttransmission, sondern es gehen von den Dampfdynamo aus nur elektrische
Stromleitungen nach den Werksabtheilungen und dienen hier gleichzeitig zur Licht-
und Kraftabgabe. Die Elektromotoren betreiben theils Transmissionsstränge für
grössere oder kleinere Gruppen von Arbeitsmaschinen, theils sind sie unmittelbar an
die Maschinen selbst angeschlossen.
I. Beispiel. Der Betrieb von: 1 Blechschere mit
Lochmaschine und 2 Blechbohrmaschinen geschieht durch 1 Transmissionswelle (von 60
mm Stärke bei 6 m Länge, gelagert in 3 Sellerslagern), welche einerseits
mittels Hauptriemenscheibe und Riemen (90 mm Breite, 6,28 m Geschwindigkeit in der
Secunde) von einem Elektromotor angetrieben wird, andererseits die Kraft mittels 3
Riemen an 3 Vorgelege abgibt, von welchen aus dann der Betrieb dieser 3
Arbeitsmaschinen durch 3 Riemen erfolgt.
Bei der dynamometrischen Messung wurde der Betrieb in seine 3 Stufen zertheilt,
nämlich:
I. Stufe:
Riemenbetrieb zwischen Maschinen und Vor-gelege;
II. Stufe:
Riemenbetrieb zwischen Vorgelege und Haupt-transmission;
III. Stufe:
Betrieb der Haupttransmission sammt Haupt-riemen am
Elektromotor.
Aus den Messungen ergaben sich folgende Wirkungsgrade:
der Maschinen selbst durchschnittlich
0,648
der Maschinenriemen und Vorgelege
0,256
I. Stufe 1)
der Vorgelegeriemen
0,683
II. Stufe 2)
der Transmissionswelle sammt Hauptriemen
0,762
III. Stufe 3)
Der Wirkungsgrad der Maschinen alleinmit 0,648 interessirt uns hier
nicht unmit-telbar, dagegen haben wir die
Wirkungs-grade der 3 Stufen näher zu beachten,welche
zusammen einen solchen von
0,256 . 0,683 . 0,762 =
0,133
4)
ergeben, die beiden letzten Stufen zusam-men einen solchen von
0,683 . 0,762 =
0,520
5)
II. Beispiel. Eine Gruppe von 51 kleineren
Arbeitsmaschinen: kleinen Drehbänken, Fräsmaschinen, Bohrmaschinen,
Schmirgelschleifmaschinen und sonstigen Specialmaschinen u.s.w. wird von einer
Transmissionswelle von 40 mm Durchmesser und 28 m Länge durch einen 6pferdigen
Elektromotor betrieben.
Hieraus ergaben sich folgende Wirkungsgrade:
der Maschinen selbst durchschnittlich
0,33
der Maschinenriemen und Vorgelege
0,86
I. Stufe 6)
der Vorgelegeriemen und Leerlauf- scheiben
0,835
II. Stufe 7)
der Transmissionswelle und des Haupt- riemens
0,84
III. Stufe 8)
der 3 Stufen zusammen
0,86 . 0,835 . 0,84 =
0,605
9)
der beiden letzten Stufen 0,835 . 0,84 =
0,70
10)
letzterer als Wirkungsgrad der Transmissionstheile für sich
allein.
III. Beispiel. Eine andere Messung erstreckte sich auf
eine Gruppe von 141 verschiedenen Maschinen, Drehbänken, Bohrmaschinen,
Blechschneidemaschinen, Stanzmaschinen, Stoss-, Shaping-, Hobel-, Fräsmaschinen u.
dgl., betrieben durch eine mit Riemenscheiben sehr dicht besetzte Transmission von
74 m Länge bei 50 mm Durchmesser und einen 30pferdigen Elektromotor.
Hier fanden sich die Wirkungsgrade:
der Arbeitsmaschinen
0,311
der Maschinenriemen und Vorgelege
0,93
I. Stufe 11)
der Vorgelegeriemen
0,915
II. Stufe 12)
der Transmission nebst Hauptriemen
0,775
III. Stufe 13)
der 3 Uebersetzungstufen
0,93 . 0,915 . 0,775 =
0,66
14)
der letzten beiden Stufen 0,915 . 0,775 =
0,71
15)
Fassen wir die 3 Beispiele zusammen, so finden wir, dass die Wirkungsgrade von
Transmissionen mit 2 Stufen sich bewegen in den Werthen von etwa 0,520, 0,700 und
0,710 oder dem Mittelwerthe
(0,520 + 0,700 + 0,710) : 3 = 0,644 . . . . . . . 16)
IV. Beispiel. Ein Versuch von grösserem Umfang dürfte
insofern auch von Interesse sein, als bei ihm nicht die elektrische, sondern die
bisherige Messungsmethode mit dem Indicator und dem Prony'schen Zaum zur Anwendung gelangte. Eine sehr gut eingerichtete
Fabrik, welche durch eine Dampfmaschine von 250 und 3 Turbinen von 80, 40
und 35 derart betrieben wurde, dass die Dampfmaschine bei wechselndem
Wasserstande mehr oder weniger nachzuhelfen bezieh. auch den ganzen Betrieb zu
übernehmen hatte, wurde auf ihre Leistungsfähigkeit durch Vornahme umfassender
Indicatorversuche geprüft. Hierbei wurde auch der Kraftbedarf der ganzen Fabrik in
ihrer maximalen und normalen Leistungsfähigkeit, sowie derjenige der einzelnen
Werksabtheilungen und endlich auch derjenige für den Leerlauf sämmtlicher
Transmissionen bestimmt. Ehe die Versuche angestellt wurden, waren sämmtliche
Transmissionen auf ihren richtigen leichten Gang und ihre richtige Montirung
untersucht worden. Für den maximalen Vollbetrieb der ganzen Fabrik
war der Kraftbedarf
250
für den durchschnittlichen Tagesbetrieb
175
und der Leerlauf sämmtlicher Transmis- sionen erforderte
80 .
Zur Controle dieser Versuche wurden auch die Turbinen an Stelle der Dampfmaschine
eingeschaltet und nachher unter genau gleichen Gefälls- und Aufschlagsverhältnissen
gebremst. Hierbei wurde der uns hier interessirende Werth für den Leerlauf mit 80
durch Bremsung nochmals festgestellt.
Danach berechnet sich für den Vollbetrieb der Fabrik ein Wirkungsgrad:
(250 – 80) : 250 = 0,68 . . . . . 17)
welcher mit den Werthen in 10) und 15) ziemlich übereinstimmt.
Für den normalen Betrieb der Fabrik mit 175 erhalten wir aber einen
Wirkungsgrad:
(175 – 80) : 175 = 0,543 . . . . . 18)
Dieser geringe Wirkungsgrad mechanischer Transmissionen
braucht nicht zu überraschen, denn er findet sich überall vor, nur tritt er
gewöhnlich nicht in die Erscheinung, weil, wie gesagt, die Mittel zu bequemer
Anstellung von Messungen im Allgemeinen nicht zur Hand sind.
Es gibt ja auch eine Menge von Betrieben, bei denen die normale Belastung der
Vollbelastung nahe gleichkommt, z.B. in Papierfabriken, Holzschleifereien, Mühlen
u.s.w. Dagegen sind aber bei anderen Betrieben grössere Unterschiede, bis zu ¾, ja
manchmal vorübergehend bis fast zu ½ der Vollbelastung, wahrzunehmen, so bei
Maschinenfabriken, namentlich bei solchen, mit denen noch andere, als: Giessereien,
Schneidemühlen u.s.w. verbunden sind.
In den Beispielen I, II und III würden wir, wenn die Haupttransmission und die
Vorgelegeriemen über die Dauer der Arbeitspausen mitlaufen, ¼ bezieh. ⅓ der
Vorgelege selbst aber sammt den Maschinenriemen und Maschinen in den Arbeitspausen
stillstehen, bei einer Belastung von ¾ bezieh. ⅔ der Vollbelastung den Wirkungsgrad
für die 2 stufige Transmission [vgl. 2) und 3), 7) und 8), 12) und 13)] erhalten
zu:
0,465 bezieh. 0,433 in Beispiel I . . . . . . 19)
0,64 bezieh. 0,645 in Beispiel II . . . . . 20)
0,645 bezieh. 0,620 in Beispiel III . . . . . 21)
Daraus können die Mittelwerthe berechnet werden:
(0,465 + 0,640 + 0,645) : 3 = 0,583 . . . . 22)
(0,433 + 0,645 + 0,620) : 3 = 0,566 . . . . 23)
Beim Studium der Werthe 1) bis 23) mag noch beachtet werden, dass die 4 Beispiele aus
einer grossen Anzahl von Beobachtungen neueren und auch älteren Datums
herausgegriffen und unter diesen die Beispiele I und III hauptsächlich zu dem Zweck
ausgewählt sind, um für unsere Betrachtung als Grenzen nach oben und unten zu
gelten. Denn ein Vergleich der Längen der einzelnen Transmissionstränge mit der
Anzahl der darauf sitzenden Riemenscheiben ergibt zur Beurtheilung des Grades der
Ausnutzung dieser Wellen als mittlere Entfernung der Riemenscheiben von
einander:
in Beispiel I:
\frac{6,28}{3}
= 2,08
m
in Beispiel II:
\frac{28}{51}
= 0,55
m
in Beispiel III:
\frac{74}{141+56}
= 0,375
m,
wobei bezüglich der Zahl 56 im III. Beispiel zu bemerken ist,
dass dieselbe zum grossen Theil sich zusammensetzt aus der Zahl von
Zusatzriemenscheiben für den Schlittenrücklauf bei Gewindschneidedrehbänken.
Thatsächlich sitzt – was wohl nur selten vorkommt – auf der Transmissionswelle in
diesem Beispiel fast durchweg Riemenscheibe an Riemenscheibe, so dass eine weitere
Ausnutzung unmöglich wäre, während in Beispiel I die durchschnittliche Entfernung
von 2 m als einer der häufigsten Fälle der Besetzung einer Transmissionswelle
betrachtet werden kann. Auch das Beispiel II mit seiner Anordnung von 1
Riemenscheibe auf je ½ m dürfte noch weit günstiger als das gewöhnliche Mittel
gegriffen sein.
Es wird also der Zusammenstellung dieser Beispiele wohl nicht der Vorwurf gemacht
werden können, dass sie zu Ungunsten der mechanischen Transmission ausgewählt seien.
Sie soll vielmehr gerade zeigen, in welchen ungefähren Grenzen sich die
Wirkungsgrade mechanischer Transmissionen bei ihren verschiedenen Besetzungen
bewegen. Ausserdem mag sie bei Abschätzung des muthmaasslichen Wirkungsgrades neu zu
entwerfender Transmissionsanlagen Anhaltspunkte von Fall zu Fall geben.
Ausser diesen Versuchen über solche Gruppen von Riementransmissionen wurden auch
Einzelbetriebe untersucht und zwar Stirnräderbetriebe und Schneckenradbetriebe. Auf
der Achse des Elektromotors, dessen Wirkungsgrad und Leistung vorher genau
ermittelt war, sass ein Stirnrad, das in ein zweites eingriff und von dessen Welle
alsdann die Arbeit bald von einer angekuppelten Dynamomaschine, bald von einer Brauer'schen Bremse abgenommen bezieh. gemessen wurde.
Gleiche Versuche wurden mit doppelten Uebersetzungen und mit Schneckengetrieben von
verschiedener Steigung der Schnecke angestellt.
Es ergab sich bei einfachen Stirnradübersetzungen mit Rädern von reichlich bemessenen
Zahnabmessungen, deren Zähne auf der Maschine geschnitten sind, ein Wirkungsgrad bis
97 Proc., bei doppelten bis 90 Proc., während er bei Rädern mit unbearbeiteten
Zähnen bei einfacher Uebersetzung nur etwa 90 betrug und bei doppelter Uebersetzung
auf 70 bis 65 Proc. sank. Bei hohen Geschwindigkeiten, mit denen man bei
Elektromotoren eben doch im Allgemeinen zu rechnen hat, empfiehlt sich deshalb –
auch schon im Interesse eines stillen Ganges – die Anwendung von gefrästen Zähnen in
genauester Ausführung. Wünscht man einen besonders stillen Gang, so kann man den
Metallklang der Räder durch Bleifüllungen noch erheblich dämpfen, oder man fräst die
Zähne etwas schraubenartig schräg und setzt je zwei Räder von entgegengesetzter
Schrägung neben einander. Auf diese Weise erreicht man noch einen verhältnissmässig
stillen Gang selbst bei Geschwindigkeiten von bis zu 6000 Umläufen. Es dürfte dies
der beste Betrieb dieser Art sein, den wir überhaupt haben, zumal er sich für Kräfte
jeder Grösse eignet.
Bezüglich des Schneckenbetriebes, dessen Einfachheit selbst bei Ueberwindung der
stärksten Uebersetzungen besonders bestechend für seine Anwendung erscheint, haben
Versuche gezeigt, dass immerhin einige Vorsicht bei seiner Anwendung zu gebrauchen
ist. Für grössere Kräfte hat seine Verwendung bald ihre Grenze. Dagegen wird er bei
der Wahl fester Materialien als: Stahlschnecke und gefrästes Phosphorbronzerad,
sowie unter Annahme reichlich bemessener Arbeitsflächen zu einem sehr brauchbaren
Uebertragungsmittel für mittlere und kleinere Kräfte. Die eingängige Schnecke eignet
sich mit ihrem geringen Wirkungsgrad von 40 bis 60 Proc. nur für specielle Fälle
einer Zwangslage. Wendet man dagegen höhere Steigungswinkel, z.B. bis 45° an, so
ergibt sich ein Wirkungsgrad von reichlich 84, selbst bis 86 Proc. und es tritt
dadurch der Schneckenbetrieb in die Reihe der für unsere Zwecke brauchbaren
Uebertragungsmittel ein.
Dieser letzteren Reihe von Versuchen an einzelnen Transmissionsmitteln lag noch ein
besonderer Zweck zu Grunde. Sie sollten hauptsächlich dazu dienen, diejenigen
Uebersetzungsglieder herauszufinden, welche sich zur Einschaltung zwischen
Elektromotor und der zu betreibenden Maschine am besten eignen, wenn
Geschwindigkeitsübersetzungen zwischen diesen beiden nothwendig werden.
Es war also der Zweck dieser beiden Versuchsreihen ein gewissermaassen
entgegengesetzter. In der ersten sollten Anhaltspunkte für den wirthschaftlichen
Werth des bisherigen Systems mechanischer Transmissionen zur Ermöglichung eines
Vergleichs mit demjenigen der elektrischen Transmission gefunden werden, in der
zweiten sollten die wirthschaftlichen Eigenschaften einzelner mechanischer
Transmissionsglieder festgestellt werden, wie wir sie bei elektrischen
Transmissionen noch mit in Gebrauch nehmen müssen.
Wir sehen aus der ersteren Reihe, dass die Wirkungsgrade mechanischer Transmissionen,
sowohl bei 2 als bei 3 Uebersetzungstufen sehr weit aus einander gehen. Sie bewegen
sich bei 2 Stufen innerhalb der Werthe von 52, 70 und 71 Proc. (im Mittel 64,4
Proc.) nach den Beispielen I, II, III [siehe 5), 10) und 15)], während bei 3 Stufen
Werthe von 13,3, 60,5 und 66 Proc. (im Mittel 46,6 Proc.) auftreten [siehe 4), 9)
und 14)]. Diese Unterschiede richten sich einestheils nach der jeweiligen stärkeren
oder schwächeren Besetzung der Transmissionswellen mit Riemenscheiben, also nach dem
Grade ihrer Ausnutzung, anderntheils liegen sie in der kraftverzehrenden Eigenschaft
der Riemen. Noch weiter erniedrigen sich die Wirkungsgrade bei Betrieben, in welchen
Maschinen ab und zu stillstehen, so dass die Belastung sich auf ¾ bis ⅔ der
Vollbelastung vermindert. Die laufenden Transmissionen verbrauchen hierbei natürlich
das gleiche Quantum von Leerlaufarbeit und es steigen dadurch procentual die
Verluste. Diese Verluste weisen uns aber augenscheinlich auf den Unterschied
zwischen der mechanischen und elektrischen Transmission hin, denn eine elektrische
Leitung verbraucht keinen Strom für einen Motor, wenn
derselbe in den Arbeitspausen der von ihm zu betreibenden Maschine still steht. Auch bei verminderter Belastung sinkt ihr
Wirkungsgrad nicht, sondern er steigt sogar noch. Denn der Arbeitsverlust, in Watt,
einer solchen elektrischen Leitung stellt sich dar durch den Ausdruck
Av = J2W,
worin J die Stromstärke in der
Leitung und W den Widerstand der letzteren bedeutet. Bei
sinkendem J wird also der Arbeitsverlust Av im
quadratischen Verhältniss der verminderten Stromstärke kleiner. Es können also bei
elektrischem Betrieb alle Verluste durch Leerlaufsarbeiten der
Zwischentransmissionen, welche sonst während der Arbeitspausen der Maschinen
auflaufen würden, erspart werden.
Wenn wir also im Stande sein werden, elektrische Transmissionen so zu bauen, dass
deren Verluste schon beim Vollbetriebe geringer oder zum mindesten nicht grösser als
diejenigen der mechanischen Transmission sind, so wird der wirthschaftliche Werth
der elektrischen Transmission in manchen Fällen ihrer Einführung die Wege zu ebnen
vermögen. Und wir erkennen auch bereits, dass sich die Verhältnisse namentlich bei
intermittirenden Betrieben um so günstiger gestalten werden, je grösser die
Arbeitspausen im Vergleich zu der wirklichen Arbeitsdauer sind.
Sehen wir nun zu, wie es mit den elektrischen Wirkungsgraden bestellt ist. Hier
interessiren uns hauptsächlich diejenigen der Dynamo und der Elektromotoren, denn
die elektrische Leitung macht uns keine Sorge, da wir entweder durch Vergrösserung
des Leitungsquerschnittes oder Erhöhung der Stromspannung den Wirkungsgrad auf fast
beliebige Höhe zu bringen vermögen. Innerhalb einer Fabrik zumal kann der
Wirkungsgrad der Leitung immerhin im ungünstigsten Falle zu 97 bis 98 Proc.
angenommen werden.
Was nun die Dynamo betrifft, so ist die Verwendung des Stromes in einer Fabrik in der
Mehrzahl der Fälle eine mehrseitige, so dass die stromerzeugende Maschine eine
Centrale bildet, die auch die Beleuchtung mit versorgen kann, die deshalb also
immerhin schon unter die Mittelklasse der grösseren Dynamo zu rechnen ist, und bei
welcher dann auch ein Wirkungsgrad von 90 Proc. und mehr vorausgesetzt werden
kann.
Die Wirkungsgrade der Elektromotoren dagegen, sofern sich der Strom auf mehrere
derselben vertheilt, sind entsprechend der verschiedenen Grosse der Maschinen auch
verschieden und werden günstiger mit zunehmender Grösse der Motoren.
Beispielsweise sei über die Motoren der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft bemerkt, dass der Wirkungsgrad selbst der
kleinsten, der ⅓pferdigen Motoren, bei voller Belastung schon 70 Proc. beträgt, dass
derselbe dann bei den grösseren Motoren, z.B. bei 9,5pferdigen, bereits 89 Proc.
erreicht, während er bei 60pferdigen schon 90 Proc. übersteigt. Ferner sinkt er bei
einer niedrigeren als der Normalbelastung, z.B. bei ⅔ derselben, nur um wenige
Procent bei den grösseren Motoren und bei den kleinsten um nur 7 Proc. Selbst bei
einer Verminderung der Belastung bis auf ⅓ beträgt die ganze Senkung bei den grossen
nur etwa 8½ Proc. bei den kleineren etwa 10 Proc.
Diese günstigen Eigenschaften der Elektromotoren, gegen welche andere Motoren als:
Dampfmaschinen, Gasmotoren u.s.w. und auch manche der gewöhnlichen
Transmissionsmittel zurückstehen müssen, verdienen hier hervorgehoben zu werden.
Gehen wir nun über zur näheren Betrachtung elektrischer Transmissionen in ihrer
Zusammenstellung:
I. Beispiel: Es sollte eine der Kraftquelle
fernstehende, 7 zum Betriebe erfordernde Schrotmühle in einer Brauerei von
einer elektrischen Centrale aus, welche für die Kellerbeleuchtung beständig im
Betriebe ist, elektrisch betrieben werden.
Der Gesammtwirkungsgrad der elektrischen Transmission setzt sich zusammen aus:
Wirkungsgrad der mit einer Dampfmaschine unmittelbar gekuppelten
Dynamo
0,90
Wirkungsgrad der elektrischen Leitung
0,98
„ des 7--Elektromotors
0,865
„ einer Stirnradübersetzung zwi-schen
Elektromotor und Schrotmühle
0,97
Daraus berechnet sich der Gesammtwirkungsgrad zu
0,90 . 0,98 . 0,865 . 0,97 = 0,74.
Eine mechanische Transmission, welche durch diese elektrische ersetzt wurde,
erforderte mit ihren 3 Stufen laut Indicatormessungen folgende Betriebskraft:
I. Stufe:
Riemen zwischen Vorgelege undSchrotmühle
0,2
II. Stufe:
Vorgelege welle, 26 m lang, 40 mmstark sammt Riemen
2,7
III. Stufe:
Primärtransmission, 60 m lang,40 mm stark sammt Antriebsriemen
3,8
–––––––––
in Summa
6,7
Danach betrug der Gesammtwirkungsgrad der Transmissionsanlage:
7 : (7 + 6,7) = 0,51.
Es wurden also durch die Einrichtung der elektrischen Transmission gespart: 100 (0,74
– 0,51) : 0,74 = 31,1 Proc.
In gleicher Weise würde die Anwendung elektrischer Transmission zweckdienlich
sein für: abseits liegende Wasserpumpen, fernliegende Ventilatoren zur Lüftung von
Trockenräumen in chemischen Fabriken, Appreturanstalten, Schlichtereien,
Leimfabriken, von Gährräumen und Kellern in Brauereien und Brennereien, Centrifugen
in der Textil- und Zuckerindustrie, Schmiedeventilatoren, Fallhämmer mit
Riemenbetrieb in Schmiedewerkstätten, Arbeitsmaschinen, welche – in
Maschinenfabriken – unabhängig von der Haupttransmission und ohne Unterbrechung
fortbetrieben werden sollen, z.B. Cylinderbohrmaschinen, Plandrehbänke u.s.w. (Sind
solche Maschinen z.B. direct an einen eigenen Elektromotor angeschlossen und ist
eine elektrische Speisebatterie vorhanden, so können solche über Nacht von letzterem
weiter betrieben werden, während die Dampfmaschine ruht.) Ferner:
Holzbearbeitungsmaschinen für Modelltischlereien, fernliegende Aufzüge u.s.w.
II. Beispiel: Bei einer grossen Zahl dieser Betriebe
arbeiten die Maschinen nicht continuirlich und es treten dann die Wirkungsgrade Nr.
19, 20 und 21 mit den Mittelwerthen Nr. 22 und 23 für mechanische Transmissionen bei
zweistufiger Uebersetzung in Vergleichung. In diesen Fällen müsste also die volle
Leerlaufarbeit für eine oder zwei der Stufen, die der Kraftquelle zunächst liegt,
bei jeder Belastung, auch einer geringeren, bei mechanischer Transmission
aufgewendet werden, und es liegt deshalb der Gedanke nahe, diese vollzubetreibenden
Stufen durch elektrische Transmission zu ersetzen, um die Verluste durch die
Leerlaufarbeit zu sparen. Wir denken uns eine solche Einrichtung alsdann so, dass
einzelne Gruppen von Arbeitsmaschinen mit oder ohne Vorgelege durch je eine kleinere
gemeinschaftliche Transmission betrieben werden, an welche ein Elektromotor von
entsprechender mässiger Grösse und mässiger Geschwindigkeit unmittelbar angekuppelt
ist, während zwischen diesem und der Centraldynamo nur die elektrische Leitung
existirt, durch welche die schwere Haupttransmission ersetzt ist.
Der Wirkungsgrad einer solchen Anlage berechnet sich wie folgt:
Wirkungsgrad
der stromerzeugenden Dynamo
0,90
„
der Leitung
0,98
„
des Elektromotors (z.B. etwa
9,5 )
0,89
daher Gesammtwirkungsgrad = 0,90 . 0,98 . 0,89 = 0,78.
Sofern man mit einer solchen Anlage 2 Stufen, wie dies bei einer sehr grossen Zahl
von Fällen zutreffen wird, ersetzen kann, deren Gesammtwirkungsgrad also nach Obigem
im Mittel 64,4 Proc. beträgt, wird die Anwendung elektrischer Transmission mit ihrem
Wirkungsgrad von etwa 0,78 sich als zweckmässig erweisen; sie wird es vielfach auch
dann noch bleiben, wenn man an Stelle eines theureren langsam laufenden Motors einen
billigeren und gedrängteren schnellaufenden Motor mit mindestens gleich hohem
Wirkungsgrade setzt und zur Ausgleichung der Geschwindigkeiten zwischen Transmission
und Motor eine nach unserer früheren Beschreibung ausgeführte Stirnradübersetzung
mit 0,97 Wirkungsgrad einsetzt. Denn es vermindert sich dann der Gesammtwirkungsgrad
nur auf etwa 0,97 . 0,78 = 0,75, stellt sich also gegen obige ungefähr 64,4 Proc.
immer noch vortheilhaft. Auch erhält man dadurch bei billigem Betrieb noch eine
relativ billige Anlage, wenigstens billiger, als wenn man zu dem äussersten Fall
schreiten und jede Arbeitsmaschine mit einem besonderen Elektromotor betreiben
wollte, der in Folge seiner Kleinheit dann auch einen geringeren Wirkungsgrad hat,
so dass sich der erhoffte Nutzen zum Theil wieder aufhebt. Immerhin kann man damit
schwerere Haupttransmissionen mit ihren oft kostspieligen Fundamenten und viel
Schmiermaterial und Unterhaltungskosten sparen, abgesehen davon, dass die
Montirungskosten einer solchen elektrischen Leitung gegenüber denjenigen schwerer
Haupttransmissionen verschwindend gering sind.
Diese Art elektrischen Betriebes scheint sich durch ihre verhältnissmässige
Billigkeit in Anlage, durch die Leichtigkeit und Einfachheit ihrer Ausführung wie
nicht minder durch ihren angenehmen und billigen Betrieb einer besonders günstigen
Aufnahme und Einführung zu erfreuen.
Auch bei einer anderen Gattung von Betrieben noch bringt die Einschaltung
elektrischen Betriebes wirthschaftliche Vortheile. Man findet häufig in
ausgedehnteren Fabriken ausser einer grösseren Betriebsmaschine eine Zahl kleinerer
Dampfmaschinen, welche, in den einzelnen Werksabtheilungen aufgestellt, dieselben zu
betreiben haben, z.B. in Maschinenfabriken, an welche grössere Betriebsabtheilungen
als Giessereien, Schneidemühlen, Holzbearbeitungs-Werkstätten u.s.w. angeschlossen
sind, ferner in Hüttenwerken, Kattunfabriken, Appreturanstalten, chemischen Fabriken
u.s.w. Diese Dampfmaschinen haben mehr oder weniger lange Dampfleitungen, sind
meistens von mässiger Grösse und als Auspuffmaschinen eingerichtet. Solche Anlagen
lassen sich mit ganz wesentlichem Erfolge dahin abändern, dass man eine einzige
Centraldampfmaschine mit mehrstufigem Verbundsystem und Condensation aufstellt, von
welcher aus die Betriebskraft durch elektrische Uebertragung nach den verschiedenen
Verbrauchsorten an Stelle der kleineren Dampfmaschinen geleitet wird.
Rechnen wir die Verluste an Wärme und Spannung in den Dampfleitungen zu nur 15 Proc.
und nehmen wir an, dass die kleineren Auspuffdampfmaschinen durchschnittlich und
stündlich nicht mehr wie 18 k Dampf für 1 effect. und Stunde verbrauchen,
so beträgt die entsprechende Dampfentnahme aus den Kesseln:
18 : (1 – 0,15) = 21,2 k für 1 effect. und Stunde.
Bei der zweiten Anlage mit Centralmotor ist die einzige Dampfleitung gewöhnlich kurz
und betragen die Verluste in derselben höchstens 5 Proc. Der Wirkungsgrad der
Leitung also 95 Proc.
Es beträgt ferner:
der
Wirkungsgrad
der
Centraldampfmaschine
85
Proc.
„
„
„
Centraldynamo mindestens
90
„
„
„
„
elektrischen Leitung
96
„
„
„
„
Elektromotoren durchschn.
85
„
und endlich kann man als stündlichen Dampfverbrauch der
Dampfmaschine für 1 indicirte , 6,5 k rechnen,
dann erhält man als entsprechende Dampfentnahme aus den
Kesseln für 1 effect. , welche von den Elektromotoren abgegeben wird:
6,5 : (0,95 . 0,85 . 0,90 . 0,96 . 0,85) = 10,96 k.
Die Ersparnisse an Dampf betragen also in diesem Falle
100 (21,2 – 10,96) : 21,2 = 48,3 Proc.
Hierbei ist zu beachten, dass der Dampfverbrauch von 18 k für Auspuffmaschinen noch
ein günstiger genannt werden kann, da er bei kleinen Maschinen oft bis 25 k und mehr
beträgt. Ziehen wir diesen Werth aber in Rechnung, so steigern sich die Ersparnisse
bis auf 62,6 Proc.
Dies sind Zahlen, welche der Sache deutlich genug das Wort reden und die Anwendung
solcher Centralisationen fast immer empfehlenswerth erscheinen lassen.
Es liegt ja hier allerdings der Erfolg nicht unmittelbar in der elektrischen
Uebertragung selbst, sondern in dem bekannten wirtschaftlichen Unterschied der
beiden Dampfmaschinengattungen und -grössen, allein die sparsam arbeitende und
bequem auszuführende elektrische Uebertragung gibt das passendste Mittel ab zur
Ermöglichung einer solchen Betriebscentralisation.
Als ein Beispiel grösseren Umfanges möge die elektrische Betriebseinrichtung der Actiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahnmaterial zu
Görlitz erwähnt sein, in welcher:
21
ElektromotorenElektromotor
von„
30 20
zum Betriebe der Schneide-mühle und Tischlerei;
1
„
„
15
zum Betriebe einer Hobel-maschine bezieh. der
neuenSchlosserei;
1
„
„
1,5
zum Betriebe von Farbmühlen;
1 fahrbarer Elektromotor von 1 zum Betriebe
einer transportablen Bohrmaschine
in Thätigkeit sind. Vor Einführung des elektrischen Betriebes wurde nämlich diese
Werksabtheilung durch eine besondere Dampfmaschine betrieben, welche ihren Dampf von
dem fernliegenden Kesselhause erhielt. Durch eine sparsam arbeitende elektrische
Kraftübertragung wurde der Anschluss an die sehr ökonomisch arbeitende grosse
Centraldampfmaschine bewirkt und mit bedeutendem wirthschaftlichem Erfolge die
zweite Dampfmaschine ersetzt.
In der gleichen Weise ist natürlich die Fabrik Ackerstrasse der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft eingerichtet.
Neben 2 kleineren je 150pferdigen Verbunddampfdynamo sendet eine 300pferdige
Verbunddampfmaschine mit Condensation und unmittelbar gekuppelter Dynamo Strom für
Licht und Kraft nach den einzelnen Werksabtheilungen, und zwar befinden sich in
der
Maschinenfabrik, Schmiede, Tischlerei
und Ankerwickelei
21
Elektromotoren
mit
zus.
91
Ankerfabrik
7
„
„
„
61
Kabelfabrik
3
„
„
„
22
Gummifabrik
1
„
„
„
80
Probirstation
8
„
„
„
156
–––––
––––––––––
im Ganzen also
40
Elektromotoren
von
zus.
410
Wie schon früher betont, sind es aber ganz besonders die zeitweise aussetzenden
Betriebe, bei welchen die elektrische Transmission zweckmässig erscheint, und unter
diesen sind es besonders die Hebevorrichtungen, als: elektrische Aufzüge, Winden,
Kräne, Schiebebühnen, Drehscheiben, Pumpen für Wasserstationen auf Bahnhöfen u.s.w.,
welche noch einer eingehenderen Betrachtung unterzogen werden sollen. Denn bei
diesen sind die Arbeitspausen fast durchgehends bedeutend grösser als die
Arbeitszeiten, und ausserdem sind die Winden sehr häufig so gelegen, dass sie von
mechanischen Transmissionen nur in mehr oder weniger umständlicher oder schwieriger
Weise zu erreichen sind.
Man findet häufig in Berlin hydraulische Fahrstuhlanlagen, bei welchen der Fahrkorb
von einem Tauchkolben getragen wird, der durch Wasserdruck gehoben oder gesenkt
wird. Das erforderliche Wasser wird geliefert entweder:
1) durch eine mittels Gasmotors betriebene Wasserpumpe, welche es nach einem
hochgelegenen (gewöhnlich im Dachraum des Hauses untergebrachten) Behälter oder nach
einem (irgendwo im Hause, je nach Umständen auch im Keller untergebrachten)
Windkessel schafft und nach Befinden hierzu das verbrauchte Wasser stets wieder
verwendet. Da ein Gasmotor nicht selbsthätig anlaufen kann, so ist hierzu ein
Maschinist nöthig, der durch zeitweilige Ingangsetzung des Gasmotors den Behälter
bezieh. den Windkessel stets genügend voll zu halten hat. Oder:
2) von einer städtischen Wasserleitung unmittelbar in den Hochbehälter im Dachraum,
in welchem ein Schwimmerventil das verbrauchte Wasser selbsthätig stets durch
frisches wieder ersetzt.
Nach den Berechnungen des Vortragenden ergeben sich für 100 Fahrten täglich auf 18 m
Höhe bei einem auf 500 k Bruttolast berechneten Fahrstuhle für die
Metertonnenstunde:
1)
für den Betrieb mit Gasmotor
M. 0,364
bezieh. für einen verkleinerten KolbenKann
beim hydraulischen Fahrstuhl die Tauchkolbensäule derart verstärkt
werden, dass deren Durchmesser bezieh. deren Kolbenfläche auf die
für den Wasserdruck allein maassgebende Abmessung verkleinert werden
kann, so vermindert sich der Wasserverbrauch und die Kosten
dafür.
M. 0,230
2)
für den Betrieb durch die städt. Wasserleit.
M. 3,18
bezieh. für einen verkleinerten KolbenKann
beim hydraulischen Fahrstuhl die Tauchkolbensäule derart verstärkt
werden, dass deren Durchmesser bezieh. deren Kolbenfläche auf die
für den Wasserdruck allein maassgebende Abmessung verkleinert werden
kann, so vermindert sich der Wasserverbrauch und die Kosten
dafür.
M. 1,97
3)
für den Betrieb mit Elektricität
M. 0,298
Alle diese Berechnungen stützen sich bis jetzt auf die Annahme, dass der Fahrkorb
stets mit seiner Maximallast beladen wird. Dies tritt indessen in Wirklichkeit nur
dann und wann ein und erfahrungsgemäss ergibt sich als durchschnittliche Belastung
höchstens ⅖ der Maximalbelastung. Hierfür würde sich bei elektrischem Betriebe für
die Metertonnen stunde M. 0,155 ergeben, oder M. 0,172 bei Berücksichtigung des
Umstandes, dass der Wirkungsgrad des Elektromotors bei sinkender Belastung ebenfalls
sinkt.
Zum Ueberblick über unsere bisherigen Betrachtungen sind die gefundenen Werthe in
folgender Tabelle zusammengestellt, welche zugleich diejenigen Fälle finden lehrt,
wo der Ersatz anderer Transmissionsmittel durch den elektrischen Betrieb in der That
zweckmässig erscheint.
Vergleichstabelle der Wirkungsgrade
mechanischer und elektrischer Transmissionen.
Beispiel Nr.Besetzung
derWellen
1
2
3
4
schwach
gut
voll
gut
1. MechanischeTransmissionen.Wirkungsgrad der I.
StufeWirkungsgrad der II. StufeWirkungsgrad
der III. StufeGesammtwirkungs- grad 2 stufig
0,2560,6830,7620,520
0,860,8350,840,70
0,930,9150,7750,71
im Mittel 0,644
Gesammtwirkungs- grad 3 stufig
0,133
0,605
0,660
0,68
Bei Vollbelastung
im Mittel 0,467
Gesammtwirkungs- grad 2 stufig
0,465
0,640
0,645
Bei ¾ der Vollbelastung
im Mittel 0,583
Gesammtwirkungs grad 2 stufig
0,433
0,645
0,620
Bei ⅔ der Vollbelastung
im Mittel 0,566
Mittlere Entfernung der Riemenschb.
2,08 m
0,55 m
0,375 m
2.
Dampfbetriebe
Kleine Hoch-druckmaschinenmit
Central-dampfleitung
Grosse Central-dampfdynamomit
elektr.Uebertragung
Ersparnisse beielektr. Uebertragungin
Proc.
Stündlicher Dampf- verbrauch für 1 geleistete
k
21,2–30,0
10,96
48,3–62,6
3. Mittel-
und
Grenzwerthe
Mechan.Transmiss.
Elektr.Trans-mission
Ersparnissedurch elektr.Transm.
inProc.
a) Mittelwerthe:Wirkungsgrade
bei 2 StufenWirkungsgrade bei 3 StufenWirkungsgrade
bei 2 StufenWirkungsgrade bei 2 Stufen
0,6440,4670,5830,566
0,720,720,700,70
10,535,116,719,2
Bei VollbelastungBei VollbelastungBei ¾ der
VollbelastungBei ⅔ der Vollbelastung
b) Grenzwerthe:Wirkungsgrade
bei 2 StufenWirkungsgrade bei 3 StufenWirkungsgrade
bei 2 StufenWirkungsgrade bei 2 Stufen
0,521–0,710,133–0,660,465–0,6400,433–0,645
0,700,700,700,70
25,5–080,5–5,733,6–8,638,3–7,9
Bei VollbelastungBei VollbelastungBei ¾ der
VollbelastungBei ⅔ der Vollbelastung
4.
Fahrstuhl-
anlagen
Betr. durchPumpe mitGasmotor
Betr. durchstädt.
Wasser-leitung
Betr. durchElektricität
f. tägl.100Fahrten
f. 1 Met.-tonnen-stunde
f. tägl.100Fahrten
f. 1 Met.-tonnen-stunde
f. tägl.100Fahrten
f. 1 Met.-tonnen-stunde
M.
M.
M.
M.
M.
M.
Kosten bei der Maximalbelastung
1,64
0,364
14,33
3,18
1,34
0,298
Kosten bei der Maximalbelastung
1,03
0,230
8,80
1,97
1,34
0,298
Kosten bei ⅖ der Maximalbelastung d.h.
Durchschnitts- belastung
1,03
0,230
8,86
1,97
0,775
0,172
Aus den vorstehenden Angaben geht hervor:
1) Dass schwach besetzte Transmissionen von ausgedehnterer
Wellenlänge oder mehrstufiger Riemenübertragung wohl stets mit Vortheil durch
elektrischen Betrieb ersetzt werden und zwar entweder:a) dadurch, dass der Motor unmittelbar an die
Arbeitsmaschine angeschlossen wird, so dass dieser mit der letzteren ein
organisches Ganzes bildet, oder:b) dadurch, dass der Motor, die Haupt- und
Zwischentransmission ersetzend, eine kleinere Gruppe von Maschinen
treibt mittels einer möglichst unmittelbar an ihn angeschlossenen
Zwischentransmission, welche thunlichst leicht, kurz und dabei dicht
besetzt ist.
2) Dass der Ersatz von Dampfcentralen – mit einer Reihe kleiner
Auspuffmaschinen, die an erstere angeschlossen sind – durch eine elektrische
Centrale – bestehend aus einer ökonomisch arbeitenden Centraldampfdynamo mit
einer Reihe an dieselbe durch Leitungsdrähte angeschlossener Elektromotoren –
stets ganz erhebliche Vortheile bringt, indem dadurch selbst kleine Betriebe mit
geringen Unterschieden der wirtschaftlichen Vorzüge grosser, sparsam arbeitender
Dampfmotoren theilhaftig werden.
3) Dass die Anwendung elektrischen Betriebes auf
intermittirende Betriebe (Hebemaschinen, Fahrstühle) wirthschaftlich rationell
erscheint.