Titel: | Thomson-Houston's unmittelbar wirkender elektrischer Aufzug für Bergwerke. |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 186 |
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Thomson-Houston's unmittelbar wirkender
elektrischer Aufzug für Bergwerke.
Mit Abbildung.
Thomson-Houston's unmittelbar wirkender elektrischer Aufzug für
Bergwerke.
Der rasche Aufzug schwerer Lasten aus tiefen Gruben unter unmittelbarer
Kraftübertragung auf die Aufzugwelle ohne Räderwerk bietet für die Anwendung eines
elektrischen Motors im Förderbetriebe die günstigsten Bedingungen. Es kann dabei
eine bessere wirtschaftliche Verwendung der Kraft erlangt und sicher und leicht eine
grosse Fördergeschwindigkeit erzielt werden, was für die Bewältigung grosser
Erzmassen von Wichtigkeit ist. Die Thomson-Houston Electric
Co. hat dazu den abgebildeten Aufzug entworfen, welcher im Allgemeinen mit
flachem Drahtseil arbeiten soll. Dieser Aufzug besitzt nach dem New Yorker Electrical Engineer, 1892 Bd. 13 * S. 577, an beiden Enden der
Aufzugwelle je einen Motor (M. P.-Type); jeder kann 500 leisten und der
Aufzug soll eine Last von 4540 k aus 760 m Tiefe in einer Minute fördern. Beim
Fördern oder Hinablassen von Mannschaften und für andere Zwecke kann nach dem Willen
des Maschinenführers jede gewünschte Geschwindigkeit erreicht werden. Das
Hinablassen kann unter vollständiger Ueberwachung der Motoren und nach Wunsch ohne
Benutzung der Bremsen erfolgen. Die sehr kräftigen und wirksamen Bremsen werden
durch Stäbe oberhalb und unterhalb der Aufzugwelle angezogen, so dass alle Theile
sich in parallelen Linien bewegen und die Abnutzung gleichmässig auf die Bremsschuhe
vertheilt und der Druck an zwei vom Mittelpunkte gleich weit, entfernten Punkten in
jeder Bremse ausgeübt wird. Die Schuhe sind auch im Mittelpunkte gelagert, so dass
sie rasch den Stirnflächen der Bremsräder angepasst werden können. Die Klauen sind
backenförmig und der Theil der Welle, auf welchen sie wirken, ist sechskantig.
Sowohl die Bremsen, wie die Klauen werden durch Cylinder mit Druckluft bethätigt;
ein kleiner Luftverdichter wird durch einen kleinen, in der Mitte des Aufzugs
liegenden Elektromotor getrieben und liefert die dazu nöthige Druckluft. Der
Luftverdichter braucht gar keine Aufsicht und arbeitet selbsthätig und ganz
unabhängig vom Aufzuge; er bleibt stehen, wenn der Druck in dem unter ihm liegenden
Behälter eine gewisse Grosse erreicht hat. Zwei Gruppen von Ventilen, welche durch
Handräder betrieben werden – eine für die Bremse und eine für die Klaue – sind
bequem für den Maschinenführer auf jeder Seite von der Mitte des Aufzugs aus
angebracht; jede Gruppe beherrscht die Bremse und die Klaue auf ihrer Seite.
Textabbildung Bd. 287, S. 187Thomson-Houston's elektrischer Aufzug. Die Bremsräder, die Aufzugwellen u.s.w. sind, wie ersichtlich, von der
gewöhnlichen Form; das Bremsrad ist auf die Nabe der Welle aufgekeilt und letztere
läuft lose auf der Welle, wenn sie nicht in der Klaue ist. Die Wellennaben sind in
harter Legirung gebettet, und Mittel zum Oelen und bequemen Wegnehmen derselben sind
vorhanden.
Zeiger, welche durch Schneckenräder an den Wellennaben getrieben werden, sind an
jeder Welle angebracht und zeigen zu jeder Zeit die Lage des Förderkastens im
Schachte. Alle Hebel sind bequem für den Maschinenführer zu erreichen, so dass
ein Mann leicht beide Wellen mit den Bremsen bedienen kann.
Der Aufzug nimmt nur etwa die Hälfte des Raumes von einem Dampfaufzuge von gleichem
Leistungsvermögen ein, was eine grosse Ersparniss rücksichtlich der Baulichkeiten
sichert, während die bekannte Güte des elektrischen Motors für Kraftübertragung
seine Anwendung bei grosse Kraft fordernden, unmittelbar wirkenden Aufzügen von
grosser Wichtigkeit rücksichtlich der Betriebskosten ist.
Solche Aufzüge werden von 500 bis zu 3000 gebaut, und der grösste derselben
vermag eine Last von 14500 k aus einer Tiefe von 915 m mit einer Geschwindigkeit von
915 m in der Minute zu heben.