Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 212 |
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Neuerungen in der Gasindustrie.
(Schluss des Berichtes S. 187 d. Bd.)
Neuerungen in der Gasindustrie.
Versuche mit einem 100pferdigen Gasmotor für
Dowson-Gas.
Im Bayerischen Bezirksverein deutscher Ingenieure sprach Prof. Schröter über Versuche an einem eincylindrigen Gasmotor
von 100 , welche Prof. Witz an einem grossen
Gasmotor, System Simplex, von Delamare-Deboutteville und Malandin in der
Maschinenfabrik von Matter und Co. vormals Powell in
Rouen ausgeführt hat. Dieselben ergaben Vergleiche zwischen dem mit Dowson-Gas
betriebenen Gasmotor und einer annähernd gleich starken Dampfmaschine.
Die Abmessungen des Gasmotors sind folgende:
Cylinderdurchmesser
0,575
m
Hub
0,950
m
Normale Umdrehungszahl
100
Mittlere Kolbengeschwindigkeit
3,17
m
Durchmesser der Welle im Lager
0,24
m
Zwei Schwungräder: Durchmesser
3,60
m
Gewicht je
3900
k
Die Versuchsergebnisse sind folgende:
Dauer (mit 30 Minuten Unterbrechung)
24
Std.
Mittlere Umdrehungszahl in der Minute
100,8
Gebremste Leistung
75,86
Verbrauch für 1 Stunde und 1
:
Anthracit
0,516
k
Koks
0,096
k
––––––––––
Gesammt
0,612
k
Wasser: für den Generator
0,487
l
im Scrubber
10,200
l
Cylinderkühlung
50
l
––––––––––
Gesammt
60,687
l
Cylinderschmierung: Oel
3,74
g
Sonstiges Schmiermaterial
0,45
g
Dowson-Gas (auf 0° und 760 mm reducirt) von
1487 Cal. absolutem Heizwerth bei constantem Volumen
2,370
cbm
Der Wirkungsgrad ist sehr gering, nämlich 76 gegenüber 112 , also zu 0,69,
was Witz auf zu schwer construirtes Triebwerk und nicht
gutes Oel zurückführt.
Zum Vergleich wird der Betrieb einer Dampfmaschine angenommen, welche mit bester
Kohle von 8700 Cal. Heizwerth auf 1 k eine 10fache Verdampfung bei 5 at Ueberdruck
erzielt; die Dampfmaschine brauche für 1 und Stunde 10 k Dampf; es
entspricht dies einer Ausnutzung von 7,3 Proc., welche sich so vertheilen, dass auf
den Kessel 73 Proc. und auf die Dampfmaschine rund 10 Proc. entfallen, d.h. von der
verfügbaren Wärme der Kohle erhält man 73 Proc. in Form von Dampf und davon wieder 10
Proc. als effective Arbeit.
Beim Gasmotor stellen sich die Verhältnisse wie folgt: Bei einem Heizwerth von 8500
Cal. bezieh. 7300 Cal. für Anthracit bezieh. Koks sind für 1 und Stunde
verfügbar: 0,516 . 8500 + 0,096 . 7300 = 4987 Cal., man gewinnt 2,37 cbm Gas von
1487 Cal. Heizwerth, entsprechend 3524 Cal.; somit ist der Wirkungsgrad des
Generators 70,6 Proc. Mit diesen 3524 Cal. liefert der Gasmotor eine Arbeit von 1
und Stunde entsprechend 636,8 Cal. Somit hat er einen Wirkungsgrad von 18
Proc., und insgesammt ergibt sich 12,7 Proc. gegen 7,3 Proc. bei der
Dampfmaschine.
Die Kosten für einen Tag von 10 Stunden stellen sich beim Gasmotor auf 31,68 M. gegen
38,32 M. bei der Dampfmaschine, somit bei ersterem eine Ersparniss von 17 Proc. bei
ununterbrochener Ausnutzung des Gasmotors. Bei zeitweilig geringerer Beanspruchung
ändert sich die Betriebsökonomie bei dem Gasmotor in ungünstigerer Weise als bei der
Dampfmaschine; allein das in obigen Zahlen enthaltene Urtheil wird hierdurch nicht
wesentlich geändert. (Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1891 Nr. 45 S. 1527.)
Ueber den Ersatz von Cannelkohlen durch Oel von W. Foulis.
Schon 1868 machte T. G. Barlow den Vorschlag, die
Cannelkohlen durch Oel als Aufbesserungsmaterial für Kohlengas zu ersetzen; er
mischte Kohle mit Schieferöl und vergaste dies auf gewöhnlichem Wege. Versuche, die
Verfasser mit diesem Verfahren anstellte, ergaben auf 1 t Kohle mit 90,8 l Oel
zusammen 277,5 cbm 25-Kerzengas; als beste Art ergab sich, feine Kohle mit dem Oel
zu vermengen und dies vor dem Laden mit dem grössten Theil Kohle zu mischen. Der
Erfolg war jedoch unsicher, da das Oel ganz verschieden mit den heissen
Retortenwänden in Berührung kam. – Die jetzt gebräuchlichen Oelgasapparate sind sehr
einfach; in Pintsch's Apparat ist die Retorte in zwei
Abtheilungen getheilt, in der oberen steht eine flache Mulde, in welche das Oel
einläuft. Die Dämpfe zersetzen sich beim Durchstreichen des unteren Theils und
bilden ein permanentes Gas. In Keith's und ähnlichen
Apparaten ist keine Scheidewand, das Oel läuft in den hinteren Theil der Retorte,
verflüchtigt sich und zersetzt sich beim Durchstreichen derselben. Bei den in
England üblichen doppeltlangen, durchgehenden Gasretorten wird das eine Steigrohr
verstopft und auf dieser Seite das Oel eingeleitet.
Greenhough leitete das Oel durch ein einzölliges Rohr am
Retortendeckel ein; dasselbe steckt innen in einem 2½zölligen, dieses wieder in
einem 4zölligen Rohr, so dass das mittels Dampf eingespritzte Oel die Rohre
durchlaufen musste. Die Dämpfe treten am rückwärtigen Ende der Retorte aus und
zersetzen sich beim Durchlaufen derselben. Es war möglich, in der Stunde 18,2 l Oel
zu vergasen und pro Retorte in 24 Stunden 212 cbm Gas zu erzielen. –
Die Schiefer selbst zu vergasen ist nicht zweckmässig, da sie nur wenig Gas und
unbrauchbare Rückstände ergeben; das abdestillirte Oel dagegen ergab bei
Hellrothglut der Retorten und 18,2 l Verbrauch in der Stunde 46,7 bis 49,8 cbm Gas
auf 100 l. Die Leuchtkraft betrug 66 bis 62 Kerzen. Höhere Ofentemperatur und
geringerer Oelzulauf lassen die Gasausbeute steigern auf 93,4 cbm Gas auf 100 l
Oel, was 1125 cbm auf die Tonne entspricht. Die Leuchtkraft sank aber auf 28 Kerzen.
Bei sehr hoher Hitze verstopften sich die Rohre zwischen Vorlage und Kühler, und der
Apparat versagte bald. Bei grösserem Oelzulauf als 18 bis 23 l in der Stunde sank
die Ofentemperatur rasch, das Oel destiltirte einfach ab und schied sich in den
Apparaten wieder aus.
Als Mittel für die Gasausbeute kann man 50 cbm von 62 Kerzen annehmen. Die rohen Oele
sind schwer zu behandeln wegen ihres geringen Flüssigkeitsgrades; in Amerika
vergaste man solche, indem man ein Rohr, mit Koksklein gefüllt, mit Oel sich
vollsaugen liess und dasselbe in die Retorte einschob. Für die Herstellung von
Oelgas ist es zweckmässig, eigene Oefen zu bauen und das Oelgas mit dem Kohlengas in
der Vorlage oder möglichst bald nach dieser zu mischen.
In Schottland werden jährlich etwa 170000 t Oel dargestellt, davon etwa 20000 t für
Gasfabrikation tauglich; das importirte Oel beträgt jährlich etwa 400000 t. Der
Import nahm in den letzten 5 Jahren um 42 Proc. zu, während das im Lande selbst
hergestellte Quantum nicht leicht erhöht werden könnte. (Vortrag in der Incorporated
Institution of Gas Engineers, London, 1891; Journal of
Gaslighting, 1891 Bd. 57 S. 593.)
Ueber Gasreinigung von Charles
Hunt.
Die Kohlensäure ist bekanntlich dasjenige Gas, welches von allen im Leuchtgas
vorhandenen Stoffen die Leuchtkraft desselben am meisten herabdrückt.
Die Versuche des Verfassers ergaben für die Wirkung der Entfernung der Kohlensäure
die folgende Tabelle; auf dem Wege zum Photometer passirte das Gas zwei
Experimentiruhren, zwischen welchen ein kleiner Kalkreiniger eingeschaltet war. Der
letztere und die zweite Uhr konnte auch umgangen werden. Bei Einschaltung des
Reinigers ergab die Differenz beider Uhren die absorbirte Kohlensäure. Im
vorgeschriebenen Argandbrenner wurden folgende Zahlen erhalten:
Proc.Kohlen-säure
Leuchtkraft bei 5 cbmConsum
Zunahme der Leucht-kraft
Proc. Zu-nahme auf1
Proc.Kohlen-säure
mitKohlen-säure
ohneKohlen-säure
Kerzen
Proc.
7,6
14,04
17,34
3,30
23,5
3,1
5,2
14,08
16,04
1,96
13,9
2,7
3,8
14,62
16,23
1,61
11,0
2,9
6,5
11,17
13,75
2,58
23,1
3,5
2,7
12,21
13,16
0,95
7,8
2,9
Die mittlere Zunahme beträgt auf das Procent entfernter Kohlensäure 3 Proc. der
Leuchtkraft. Bei gewöhnlichem Kohlengas beträgt die Zunahme an Leuchtkraft durch
Absorption der vorhandenen 1,5 bis 2 Proc. Leuchtkraft etwa ½ Kerze.
Die beiden hauptsächlichen Methoden der Gasreinigung gebrauchen entweder für jede
Verunreinigung des Rohgases ein besonderes Material oder nur ein einziges für
sämmtliche zusammen. Im ersten Falle dient Eisenoxydmasse und Kalk, im letzten Kalk
allein oder nur der Vorsicht wegen mit folgender Eisenoxydmasse. Die erste Art
gebraucht acht bis zehn Reinigungskasten, die letzte vier solche, drei im Gang und
einen offen, denen manchmal noch zwei Vorreiniger zugefügt sind. Eine grosse
Reinigungsfläche ist erforderlich, weil Schwefelwasserstoff und Kohlensäure in einem
Kasten aufgenommen werden. Die Menge des nöthigen Kalkes richtet sich nach dem
Gehalt des Gases an diesen Bestandtheilen. Die fortwährende Wanderung des
Schwefelwasserstoffes, welcher aus dem Schwefelcalcium durch Kohlensäure wieder
ausgetrieben wird, lässt die Entfernung der Schwefelverbindungen etwas unsicher
erscheinen; es werden demnach die Reiniger gewechselt nach der Menge der
Schwefelverbindungen im reinen Gas, welche dieselben passiren, aber dies bedingt
vermehrten Kalkverbrauch. Der ausgebrauchte Kalk wird leicht eine Quelle von
Belästigungen. Wird dem Gase etwas Luft oder Sauerstoff beigemengt, so verschwinden
die Schwierigkeiten, indem ein Theil Schwefel als solcher abgeschieden wird, ein
Theil Sulfid bleibt. Die Schwefelverbindungen werden hierbei sicher entfernt, der
ausgebrauchte Kalk ist fast geruchlos. – Der Luftzusatz bei Eisenreinigung
beeinflusst die Leuchtkraft wenig, seine Wirkung ist nur proportional dem
vorhandenen Luftvolumen; in der Praxis zeigt sich gar keine Verschlechterung.
Sauerstoffzusatz ergab sehr günstige Resultate, da derselbe ganz oder fast ganz
absorbirt wird, während von Luft immer der Stickstoff übrig bleibt.
Eisenoxydreinigung lässt etwas Sauerstoff passiren, Kalkreinigung dagegen nicht.
Ueber die Luftmenge, welche dem Gase ohne erhebliche Schädigung der Leuchtkraft
zugesetzt werden kann, gehen die Meinungen sehr aus einander; manche geben 3 bis 4
Proc. an. Dagegen fand Valon, dass 2,5 Proc. Luft und
darüber die Leuchtkraft um 7 bis 8 Proc. auf jedes Procent Luft verringerten. Die
Verschiedenheiten liegen zweifellos in der Art der Messung in verschiedenen Brennern
und bei verschiedenem Gasconsum. Bei Versuchen mit Eisenoxydreinigung und Luft,
welche dem Verfasser zur Verfügung gestellt wurden, fand sich eine nur geringe
Verminderung der Leuchtkraft, welche z.B. durch 0,75 Proc. Luft um 0,27 Kerzen,
durch 1,61 Proc. um 0,77 Kerzen, durch 2,86 Proc. um 0,66 Kerzen sank, in einem
anderen Fall durch 4,86 Proc. Luft um 1,34 Kerzen.
Um den Stickstoff der Luft, welcher immer im Gase verbleibt, zu beseitigen, schlug
Valon Sauerstoffzusatz vor, welcher sich sehr gut
bewährte, indem die zur Reinigung erforderliche Kalkmenge sich nur auf dasjenige
Quantum reducirt, welches sonst für die Kohlensäure allein erforderlich war; dabei
werden die Schwefelverbindungen in reinem Gase bedeutend verringert.
Das für die Gasreinigung erforderliche Quantum Kalk schwankt je nach der Grösse der
Verunreinigungen. Rechnet man, dass 70 Proc. des Aetzkalkes wirklich ausgenutzt
werden, so beträgt die theoretische Menge für die Entfernung von 2 Vol.-Proc. oder
3727 g Kohlensäure in 100 cbm Gas 0,764 cbm Kalk auf 100000 cbm gereinigtes Gas; für
die Entfernung von 1,25 Vol.-Proc. Schwefelwasserstoff oder 1800 g in 100 cbm ist
ferner 0,494 cbm Kalk erforderlich, zusammen also 1,258 cbm. Nur das für
Schwefelwasserstoff nöthige Quantum Kalk kann durch Eisenoxyd erspart, durch Luft-
oder Sauerstoffzusatz verringert werden.
Was den Druckwiderstand betrifft, so soll derselbe nicht mehr als 500 mm
Wasserdruck betragen, wovon ⅓ bis ½ höchstens durch die Reiniger verursacht werden
soll, obwohl dies auch häufig überschritten wird. Mit Eisenoxydmasse ist der
Widerstand geringer als mit Kalk, wenn dieser der ersteren folgt und nur für
Kohlensäure benutzt wird. Der Kalk hat bei der Kohlensäureaufnahme Neigung zum
Erhärten, Schwefelwasserstoff jedoch hält denselben durchlässig. Betreffs der Zeit,
in welcher die Reiniger gewechselt werden sollen, hält Verfasser 2 bis 2½ Tage für
passend bei Kalk, bei Eisenoxyd eine geringere Zeit. (Nach Journal of Gaslighting, 1891 Vol. 57 S. 1004.)
Carburirtes Wassergas von A. G.
Glasgow.
Verfasser gibt Resultate von Wassergasanlagen mit 24 bis 30 Kerzen Lichtstärke, so
dass sich ein Vergleich mit der üblichen Leuchtgasfabrikation ziehen lässt. Die Generatorfeuerung beträgt bei fortwährendem Betrieb
nicht über 51,2 k guten Gaskoks auf 100 cbm Gas, bei halber Betriebszeit 56 k; bei
kleinerer Production als 5700 cbm in 24 Stunden werden diese Zahlen noch
überschritten. Aus der Generatorasche können etwa 8 k unverbrannter Koks wieder
ausgelesen werden. Die Kesselfeuerung beträgt bei 19200
cbm täglicher Leistung der Anlage 12,8 k Koks auf 100 cbm producirtes Gas;
allerdings wird meist Kohlenstaub oder Koksabfälle, auch erhaltener Theer verbrannt.
Der Preis des Oeles bildet die Hauptsache, welche die
Herstellung des carburirten Wassergases beherrscht. Amerikanische Rohöle und leichte
Destillate müssen ihres niedrigen Entflammungspunktes wegen in England ausser
Betracht bleiben. Solche Oele geben etwa 52 cbm Oelgas aus 100 l, d.h. man erhält
Gas von 28 Kerzen, bestehend aus 104 cbm Wassergas und 52 cbm Oelgas. Russisches
Solaröl ergab gute Resultate, der Preis desselben ist 5,17 M. die 100 l. Dies ergibt
für Oel 3,37 M. auf 100 cbm 24-Kerzengas. Der Arbeitslohn ist hauptsächlich von der Leistungsfähigkeit der Anlage und
der Grösse der einzelnen Maschinen abhängig. Bei einer Anlage von 28300 cbm,
bestehend aus zwei Apparaten zu 14150 cbm, sind erforderlich: ein Vorarbeiter für
die Kessel, zwei Gasarbeiter und zwei Gehilfen; für diese fünf Mann zu 4,50 M.
beträgt er bei 8stündiger Schicht 23,3 Pf. auf 100 cbm Gas, bei 12stündiger
Arbeitszeit 15,8 Pf. Für eine doppelt so grosse Anlage beträgt er 11,7 bezieh. 7,9
Pf. Arbeitslohn auf 100 cbm.
Die Kosten für Gasreinigung sind dieselben wie bei
Kohlengas. Der Verbrauch an Wasser ist etwa 806 l auf
100 cbm. Die Auslagen für Reparatur und Unterhaltung
überschreiten kaum 7,4 Pf. auf 100 cbm.22,1 Pf.
decken sicher alle Auslagen sammt Reparaturen am Gasbehälter. An
Aufsicht ist nicht mehr als 14,7 Pf. auf 100 cbm
erforderlich; dieser Betrag nimmt mit steigender Production rasch ab.
Oeltheer gewinnt man bei Anwendung von amerikanischem
Rohöl etwa 15 Proc. des angewandten Oeles; derselbe enthält etwa 25 Proc. Wasser.
Derselbe kann unter dem Kessel verbrannt oder an chemische Fabriken und
Theerdestillationen verkauft werden. Jedenfalls gleicht der Gewinn an Theer den
Verbrauch an Wasser aus.
Die Kosten von 100 cbm carburirtem 24-Kerzen-Wassergas im Behälter sind etwa:
64 k Koks zu 15 M. die Tonne
95,7
Pf.
Rohöl
338,3
„
Arbeitslohn
44,1
„
Reinigungsmaterial
14,7
„
Reparaturen und Unterhaltung
22,1
„
Aufsicht
14,7
„
––––––––
Gesammt
5,30
M.
Gegenüber der gewöhnlichen Kohlengasanlage hat die Herstellung von carburirtem
Wassergas folgende Vortheile: bedeutende Raumersparnisse billigere Anlagekosten. Es
ist die Möglichkeit vorhanden, die Leuchtkraft rasch zu ändern. Die Production kann
stets zur vollen Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Ist glühender Koks vorhanden,
so ist nur halbe Zeit erforderlich. Die Anlage kann ohne Gasverlust ausser Betrieb
gesetzt werden und auch ohne Verlust ausser Betrieb gehalten werden. Die Anlage ist
von der Herstellung schlechten Cannelkoks unabhängig. Der Abfall an Koks ist
geringer als in Kohlengasfabriken.
Nicht nur als Aufbesserungsmittel, sondern auch zur directen Abgabe eignet sich das
carburirte Wassergas sehr gut, und besonders ist demselben noch in Verbindung mit
der gewöhnlichen Kohlengasfabrikation ein weites Feld offen, indem die ganze Kohle
in Wassergas verwandelt wird. – Für den Betrieb einer Anlage für carburirtes
Wassergas sind folgende Punkte wichtig: möglichst gleichmassige Temperatur des
Generatorfeuers, also kurzes Gasmachen und Heissblasen. Genügend hohe Koksschicht im
Generator, um genügende Zersetzung des Dampfes zu sichern; man lasse aber nicht zu
viel Dampf eintreten. Beim Heissblasen soll Generator und Ueberhitzer grösste Hitze
erhalten, wobei alles entstandene Heizgas im letzteren vollständig verbrannt wird.
Alle Oele werden besser durch längeres Verweilen in gemässigter Hitze vergast als
durch kurze Berührung mit hoch erhitzten Flächen. Je grösser der Ueberhitzer gebaut
ist, um so geringer ist die Temperaturänderung während eines Runs und um so geringer
auch die Theerproduction. Die Hitze darf nie so hoch sein, dass sich Kohle im
Ueberhitzer ausscheidet; eher darf sie sich zu Theerausscheidung neigen. Die Grösse
des Erhitzers ist auch bedingt durch den Gasverlust, welcher durch das in demselben
verbleibende Gas eintritt, durch grössere Wärmestrahlung, durch die Schwierigkeit,
im Ueberlitzer gleichmässige Temperatur zu halten; ferner durch die Grösse der
Zersetzung der Oeldämpfe durch hohe Temperatur. (Journal of
Gaslighting, 1891 Bd. 57 S. 952.)
Untersuchung von Gasheizöfen von Reichard.
Dieselbe erstreckt sich auf 11 Oefen aus 7 verschiedenen Werkstätten, nämlich: 1) ein
Dessauer Säulenofen, 2) ein Dessauer Kaminofen, 3) ein Houben'scher Kaminofen, 4) ein Karlsruher Schulofen, 5) ein Kutscher'scher Ofen, 6) und 7) kleiner und grosser
Ludwigshafener Ofen, 8) ein französischer Ofen „L'Incandescent“, 9) ein Ofen
von Schäffer und Walker, 10) ein Warsteiner Kaminofen,
11) ein Wybauw-Ofen. Eine unvollständige, schlechte Verbrennung des Gases wurde bei
keinem Ofen bemerkt; die Frage bezüglich Eintreten von Verbrennungsproducten,
Kohlensäure und Wasserdampf in den zu heizenden Raum musste durch Bestimmungen der
Kohlensäure in der Luft entschieden werden. Das Versuchszimmer war 9,4 m lang, 6 m
tief und 4,2 m hoch, hatte also 230 cbm Inhalt. Vor beginn der Beobachtungen,
morgens 7 Uhr 45 Minuten, wurden die Fenster geöffnet, der Stand der Gasuhr notirt,
um 8 Uhr der Ofen angezündet und der Versuch begonnen. Vor und während des
Versuches wurden Kohlensäurebestimmungen nach Pettenkofer's, von Fischer modificirter
Methode angestellt. Der Gasverbrauch wurde stündlich notirt, die Temperatur der
Rauchgase vor Eintritt in den Kamin halbstündlich, auch wurde die durchschnittliche
Zusammensetzung derselben bestimmt, indem in einem gemessenen Gasquantum Wasserdampf
mit Chlorcalcium und Phosphorsäure, Kohlensäure mit Natronkalk absorbirt wurde. Aus
diesen Beobachtungen liess sich der Kohlensäuregehalt der Luft und die
Verunreinigung derselben durch Austritt von Verbrennungsproducten und der Nutzeffect
der einzelnen Oefen ermitteln. Die Anwesenheit von zwei Personen, welche die
Versuche ausführten, verursachten allein eine Erhöhung des Kohlensäuregehaltes der
Zimmerluft von 0,46 ‰ auf 0,78 ‰ in 3½ Stunden, in der Stunde also um etwa 1 ‰. Bei
einer Zunahme des Kohlensäuregehaltes der Zimmerluft von nicht über 0,5 ‰ wird man
also keine Veranlassung haben, dieselben den Oefen zuzuschreiben.
Der Kohlensäuregehalt der Luft betrug:
Ofen
Am Anfangdes Versuches
Nach4 Stunden
Zunahme
‰
‰
‰
1
0,547
1,458
0,911
2
0,652
–
0,172
(nach 3½ Std.)
3
0,392
0,520
0,128
4
0,432
–
0,202
(nach 3 Std.)
5
0,361
0,634
0,273
6
0,487
0,746
0,259
7
0,415
0,717
0,302
8
0,530
3,253
2,723
9
0,453
1,071
0,618
10
0,501
0,613
0,112
11
0,494
0,961
0,467
Nur die Oefen 1 und 8 gaben also grössere Mengen Verbrennungsluft in das
Versuchszimmer ab, 9 nur in geringer Menge; bei den übrigen Oefen war dies nicht der
Fall.
Die Wärmeausnutzung durch die Gasöfen wurde in der Weise ermittelt, dass einerseits
aus dem verbrauchten Gasquantum und der Verbrennungswärme des Leuchtgases die
entstandene Wärmemenge festgestellt, andererseits die in dem Rauchgase verloren
gegangene Wärme bestimmt wurde. Die ausgenutzte Wärme ergibt sich als Differenz, der
Nutzeffect als Verhältniss der ausgenutzten Wärme zur erzeugten. Die
Verbrennungswärme des Gases wurde ohne Condensation des Wassers zu 5200 Cal. für 1
cbm berechnet.
Die Ergebnisse der 11 untersuchten Oefen, nach dem Nutzeffect geordnet, sind
folgende:
Ofen
Gasverbrauchin der Stundecbm
Temperaturder RauchgaseGrad C
Aus-nutzungProc.
VerlustProc.
1
0,70
105
88,7
11,3
2
1,97
141
83,0
17,0
3
1,0
110
80,7
19,3
4
1,0
131
78,2
21,8
5
0,9
222
75,6
24,4
6
1,1
172
71,8
28,2
7
1,2
170
68,3
31,7
8
1,1
112
60,8
39,2
9
0,7
190
52,0
48,0
10
0,3
115
49,3
50,7
11
1,0
280
29,4
70,6
(Bericht der Gasheizcommission des Deutschen Gas- und Wasserfachmännervereins,
Vortrag, gehalten auf der Versammlung 1891 zu Strassburg. Journal für Gasbeleuchtung, 1892 Bd. 35 S. 57.)