Titel: | Kühlung erwärmter Flüssigkeiten. |
Autor: | R. Knoke |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 252 |
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Kühlung erwärmter Flüssigkeiten.
Mit Abbildungen.
Kühlung erwärmter Flüssigkeiten.
Die in den letzten Jahren wesentlich gestiegenen Kohlenpreise haben bekanntlich (vgl.
1892 286 289) das Bedürfniss nach Condensation des
Abdampfes wieder lebhafter wachgerufen, so dass heute selbst dort zur
Condensationsanlage geschritten wird, wo die örtlichen und maschinellen Verhältnisse
schwieriger liegen. Condensationsanlagen erfordern aber bekanntlich ein ziemlich
bedeutendes Wasserquantum, im Allgemeinen für Stunde und Pferd mindestens 200 l, die
in vielen Fällen nicht zur Verfügung stehen. Man hat deshalb zu einer künstlichen
Wiederabkühlung des erwärmten Wassers seine Zuflucht nehmen müssen, und sind hier
verschiedene mehr oder minder praktische bezieh. billige Verfahren angewendet
worden, von denen im Wesentlichen zwei eine grössere Anwendbarkeit gefunden haben,
Gradirwerke und Streudüsen. Welches von den beiden Verfahren das zweckmässigere ist,
möge unerörtert bleiben, unserer Ansicht nach ist allerdings den Streudüsen der
Vorzug zu geben. Nachdem nun in diesem Journal dem neuesten Stande der Gradirwerke
bereits Rechnung getragen ist, sei heute das Verfahren der Abkühlung von
Condensationswasser oder anderen erwärmten Flüssigkeiten mittels Streudüsen des
Näheren behandelt.
Zur Lösung der Aufgabe, warme Flüssigkeiten durch kältere Luft rasch und erheblich
abzukühlen, gibt es nur das eine Mittel, das Wasser fein zu vertheilen und an den
Wasserflächen einen erheblichen Luftwechsel herbeizuführen. – Beide Maassregeln
gehen darauf hinaus, die Wärmeabgabe des Wassers durch Berührung oder Leitung, sowie
durch Verdunstung zu fördern.
Im Allgemeinen wurde bislang bei Kühlanlagen die Vertheilung des Wassers und der
Luftwechsel durch getrennte Einrichtungen bewirkt, und zwar bediente man sich zur
Vertheilung der Gradirwerke oder der Bretterthürme, auf welche das Wasser gepumpt
wurde und in denen es auf Haufen von Reisigwerk oder auf Brettern in dünner Schicht
niederrieselte; zur Erzielung des Luftwechsels dienten Ventilatoren. Die diesem
Zwecke dienenden Einrichtungen sind indess kostspielig und kraftraubend, und
bedingen, dass die Kühlanlage, des Ventilators wegen, in der Nähe von bestehenden
Wellenleitungen angebracht werden muss, denn das Legen einer den Ventilator
treibenden Wellenleitung über Hofräume u.s.w. ist wohl niemals oder doch nur in
Ausnahmefällen gestattet. Von dieser Unbequemlichkeit kann man sich nur dann
freimachen, wenn zufälliger Weise elektrischer Betrieb vorhanden ist, so dass der
Ventilator mittels eines einfachen und billigen Elektromotors getrieben werden
kann.
Derartige Schwierigkeiten und Uebelstände werden vermieden, die Anlage wird einfach
und billig, der Betrieb bedarf weniger Kraft und die Gesammtanlage wird in Bezug auf
ihre Aufstellung unabhängig von der Nachbarschaft einer mechanischen Kraftquelle,
durch das System der Wasserkühlung mittels
Streudüsen.
Textabbildung Bd. 287, S. 253Fig. 1.Körting's Streudüse. Dieses Verfahren, das von der Firma Gebrüder
Körting in Körtingsdorf bei Hannover ausgeführt wird, besteht bekanntlich
darin, dass das zu kühlende Wasser mittels Druck durch Düsen hindurch in die Luft
zerstreut wird, um so fein vertheilt mit der Luft in Berührung gebracht zu werden.
Um diese Vertheilung möglichst vollkommen vorzunehmen, haben Gebrüder Körting im Inneren der Düse eine Spirale (vgl. Fig. 1) angeordnet (D. R. P.), durch welche das Wasser
eine drehende Bewegung erfährt und nach Verlassen der Düse in Folge dessen stark
zerstreut bezieh. in Tropfen aufgelöst wird, unter gleichzeitiger Erzeugung eines
lebhaften Luftwechsels.
Die kennzeichnende Eigenschaft der Streudüse in Bezug auf die zu leistende Arbeit ist
also, dass bei ihrer Anwendung die Vertheilung des Wassers sowohl wie der
Luftwechsel gleichzeitig durch die Düse hervorgebracht wird, indem das Wasser in
feinen Tropfen zerstreut wird und diese Tropfen durch die umgebende Luft mit
erheblicher Geschwindigkeit hindurchgetrieben werden.
Eine Kühlanlage mittels Streudüsen erfordert danach an Anlagen nur ein Hebewerk, um
dem zu kühlenden Wasser den nöthigen Druck von 10 m zu ertheilen, eine Rohrleitung
für das Wasser von dem Hebewerke zum Orte der Kühlanlage, und die nöthige
Anzahl von Streudüsen, um die Zerstäubung in erfolgreicher Weise zu bewirken. Die
Rohrleitung kann überirdisch oder unterirdisch angelegt sein, bietet mithin keine
Schwierigkeit und gestattet, dass die Kühlanlage an beliebiger Stelle des
betreffenden Werkes, wo die Bedingungen zur Kühlung die günstigsten sind,
aufgestellt wird.
An Betriebskraft erfordert das System der Kühlung mittels Streudüsen allein die
Arbeit, um dem Wasser den Druck von etwa 10 m zu ertheilen.
Wie bei allen anderen Kühlsystemen, so hängt auch bei dem mittels Streudüsen der Grad
der Kühlung, abgesehen von der Wärme der Luft, wesentlich von dem
Feuchtigkeitsgehalte der letzteren ab. Je trockener die Luft ist, um so grösser ist
die Neigung des Wassers zu verdunsten, und mit dem Maasse der Verdunstung steigt
auch das der Wärmeentziehung durch die Dampfbildung. Die Wärmeentziehung kann so
stark werden, dass das Wasser unter die ursprüngliche Luftwärme abgekühlt wird.
Umgekehrt hört die Neigung des Wassers zum Verdunsten und damit die Wärmeentziehung
durch Dampfbildung vollkommen auf, wenn die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist, also
bei gemischtem oder schwülem Wetter, und in diesem Falle ist man bei der künstlichen
Kühlung allein auf die Wärmeentziehung durch Leitung angewiesen, und auf eine
möglichst feine Vertheilung der Flüssigkeit, um bei dem geringen Leitungsvermögen
der Luft doch noch einen befriedigenden Erfolg zu haben.
Die Neigung des Wassers zum Verdunsten bezieh. das Maass der möglichen Verdunstung
hängt von der Menge des Dampfes ab, welchen die umgebende Luft noch aufnehmen kann.
Diese Menge wächst mit der Luftwärme erheblich, d.h. beim gleichen relativen
Sättigungsgrade ist eine wärmere Luft im Stande, erheblich mehr Wasserdampf
aufzunehmen als eine kältere Luft. Die Folge davon ist, dass in wärmerer Luft die
Verdunstung und dementsprechend die relative Abkühlung des Wassers eine grössere ist
als in kälterer Luft, und man bei warmen Tagen das Wasser der Luftwärme näher bringt
als bei kühlen Tagen, eine Erscheinung, die stets bei Einrichtungen von Kühlanlagen
in Rücksicht gezogen werden muss.
Um dem Wasser durch die Streudüsen eine möglichst feine Vertheilung zu geben, ist es
zweckmässig, wenn man nicht Gelegenheit hat, sehr hohen Druck anzuwenden, Düsen von
geringem Querschnitt, nicht über 10 mm Durchgangsöffnung zu benutzen und dieselben
so aufzustellen, dass der zur Verfügung stehende Raum von dem gebildeten
Wasserstaube völlig ausgefüllt wird. Der nöthige Luftwechsel stellt sich in dem
Räume von selbst ein, einmal durch natürlichen Windzug
und dann durch die treibende Wirkung, welche die Staubstrahlen auf die Luft äussern,
welch letztere in die Höhe geführt und durch frische, unten zuströmende Luft ersetzt
wird.
Um den Luftwechsel möglichst lebhaft zu machen, stellt man die Düsen am besten frei
auf, und zwar über einem Kühlwasserbehälter, so dass das zerstreute Wasser sich ohne
Verlust in diesem dichtgemauerten oder eisernen Behälter wieder sammelt. Die Düsen
vertheilt man dann in solcher Weise, dass die am Rande des Behälters angebrachten
eine Neigung nach der Mitte zu von ungefähr 70° gegen die Wagerechte besitzen,
während die mittleren senkrecht stehen. Die Entfernung der Düsen von einander beträgt dabei am
besten 1,5 bis 2 m, und braucht der Druck des Wassers vor den Düsen zur Erzielung
einer genügend feinen Zerstäubung nicht höher als 10 in zu sein.
Tritt bei starker Luftströmung eine als unangenehm empfundene Verwehung des
Wasserstaubes auf, so empfiehlt es sich, den Sammelbehälter mit einer Wand aus
wagerechten schräggestellten dünnen Brettern zu umgeben, die eine Entfernung von
etwa 8 cm von einander haben, also hinreichend Raum für den freien Zutritt der Luft
lassen, und dabei doch alle gegenspritzenden Tropfen abfangen und in den
Sammelbehälter leiten.
Was nun die mit derartig ausgeführten Kühlanlagen erzielten Ergebnisse anbetrifft, so
sind dieselben völlig befriedigend, und zwar wird das Wasser bei warmer trockener
Luft auf Luftwärme, bei warmer mitteltrockener Luft auf 3 bis 4° C. über Luftwärme
und bei kühler feuchter Luft auf 8 bis 9° C. über Luftwärme abgekühlt.
Der Verlust an Wasser ist bei Anwendung einer Schutz wand gering und beträgt
höchstens 4 Proc. so dass im Falle die Kühlanlage dazu dient, das Wasser einer
Condensationseinrichtung bei Dampfmaschinen behufs steter Wiederbenutzung desselben
zu kühlen, also die Zunahme an Wasser durch den niedergeschlagenen Dampf den Verlust
im ungünstigsten Falle ausgleicht; im Allgemeinen gewinnt man aber die Hälfte des
verdichteten Dampfes wieder und kann das so gewonnene Wasser zum Kesselspeisen
benutzen.
Die Betriebskosten einer Kühlanlage mit Streudüsen sind verhältnissmässig gering. Sie
bestehen lediglich in der Leistung der Pumpe, um dem Wasser den nöthigen Druck von
10 m zu geben. Die Kühlung von 1 cbm Wasser in der Stunde würde also erfordern
\frac{1000\,.\,10}{3600}=2,8 mk
theoretische Arbeit in der Secunde, und es würde bei einer
Nutzwirkung der Pumpe von 0,5 die Maschinenleistung zum Antrieb der Pumpe = 5,6 mk
sein = 0,075 . Die Pferdekraft mit 1,5 k Kohlen gerechnet und das Kilo Kohle
mit 1,8 Pf., würde die Kühlung von 1 cbm Wasser in der Stunde, abgesehen von
Amortisation und Verzinsung, also 0,2 Pf. kosten.
Handelt es sich darum, eine Anlage zum Abkühlen des Condensationswassers einer
Dampfmaschine zu beurtheilen, so wird man finden, dass selbst unter den
ungünstigsten Verhältnissen mit der Kühlanlage durch Streudüsen noch eine erhebliche
Ersparniss an Kohlen erreicht wird. – Wenn z.B. eine Dampfmaschine von 30
mit 4 at Anfangsdruck und ½ Füllung arbeitet, dann wird dieselbe ohne Condensation
bei 69 Proc. Nutzleistung 30 . 18 k = 540 k Dampf in der Stunde gebrauchen.
Nimmt man z.B. ungünstig an, dass im warmen Sommer das Wasser von der Kühlanlage mit
30° C. zurückfliesst und der Condensator (Wasserstrahlcondensator ohne Luftpumpe) in
Folge dessen nur eine Luftleere von 55 cm erzeugt, bei einem Wasserverbrauch gleich
dem 30fachen des Dampfgewichtes, so ergibt sich ein Dampfverbrauch der Maschine zu
443 k in der Stunde, abgesehen von der zur Kühlung erforderlichen Pumparbeit. Die
letztere berechnet sich bei einem Verbrauche an Wasser von 15000 l in der Stunde zu
\frac{15000\,\mbox{k}\,.\,10\,\mbox{m}}{3600\,.\,75}=\frac{5}{9}
, und die benöthigte Maschinenleistung, wenn man wieder die Nutzwirkung
der Pumpe mit 50 Proc. annimmt zu \frac{10}{9}=1,11
, mit einem Dampfverbrauche von 1,11 . 15 = 16,6 k. Der
Gesammtdampfverbrauch der Maschine mit Condensation und mit Berücksichtigung der
Pumpenleistung für die Kühlanlage würde also sein 443 + 16,6 = 460 k, entsprechend
einer Ersparniss von 80 k auf 540 k = 14,8 Proc.
Textabbildung Bd. 287, S. 254Fig. 2.Diagramm. Viel günstiger stellt sich natürlich dies Verhältniss, wenn die
Dampfmaschine mit variabler Füllung ausgestattet ist. Die Maschine, welche vorher
ohne Condensation 540 k Dampf verbrauchte, würde dann bei gleicher Kraftleistung und
einer Luftleere von 55 cm im Condensator, oder 50 cm im Cylinder, nur 346 k Dampf
verbrauchen, wohinzu der Dampfverbrauch zum Betriebe der Pumpe mit 11,5 k zu rechnen
wäre, entsprechend einem Gesammtdampfverbrauche der Maschine von 357,5 k oder eine
Ersparniss von 33,8 Proc.
Dass diese Rechnungsergebnisse der Praxis völlig entsprechen, zeigt das Diagramm
(Fig. 2), welches von einer mit Strahlcondensator
und Streudüsenkühlanlage ausgestatteten Hochdruckmaschine in der Weise genommen ist,
dass die Maschine bei genau gleicher Kraftleistung einmal mit Auspuff und
abgehängter Pumpe und ein andermal mit Condensator und angehängter Pumpe arbeitete.
Das Vacuum am Condensator war 55 cm und betrug die Wasserwärme am Einlauf 30° C., am
Auslauf 50° C.
Die Maschine hat 220 mm Cylinderdurchmesser, 560 mm Hub, macht 100 Touren in der
Minute bei 5 at Admissionsdruck. Aus den Ergebnissreihen dieser Anlage seien noch
folgende Zahlen mitgetheilt, welche die verhältnissmässig hohen Luftleeren selbst
bei wärmerem Wetter kennzeichnen:
Datum
Luftleere
LuftwärmeimSchatten
Wärme desCondensationswassers
Wetter
hinter demStrahl-condensator
nach derKühlung
cm
Grad C
Grad C
Grad C.
1. Juli
58
21
48
27
bedeckt
9. „
61
21
40
24
„
20. „
63
16
38,5
25
regnerisch
30. „
55
32,5
49,5
33
sonnig
Die nebenstehende Fig. 3 zeigt eine Kühlanlage auf der
Grube „Skalley“ der Oberschlesischen Kokswerke und
Chemischen Fabriken, Actiengesellschaft, bei welcher 60000 l stündlich
mittels sechs Streudüsen gekühlt werden.
Ferner sei noch eine jüngst gelieferte Körling'sche
Streudüsenkühlung auf den Vereinigten Breslauer Oelfabriken,
Actiengesellschaft, erwähnt. Hier werden stündlich 70000 l mittels acht
Patentstreudüsen bei 13 m Wasserdruck gekühlt, und bemerken die Vereinigten Breslauer Oelfabriken, dass die Kühlung des
Condensationswassers der 300 - Verbundmaschine eine so vollständige ist, dass die
Temperatur des abgekühlten Wassers nahezu der der Luft gleichkommt. Die
Leistungsfähigkeit wurde im Hochsommer 1892 insofern auf eine harte Probe gestellt,
als eine bedeutende Hitze herrschte, bei welcher, trotzdem das Kühlbassin fast den
ganzen Tag den Sonnenstrahlen ausgesetzt war, dennoch eine völlig ausreichende
Abkühlung stattfand. Der Kraftverbrauch betrug bei 60 Proc. Nutzleistung der Pumpe
nur etwa 6 .
Die grösste bisher ausgeführte Körting'sche
Streudüsenkühlanlage, die erst kürzlich in Betrieb gekommen ist, befindet sich auf
dem Hasper Eisen- und Stahlwerk Krieger und Co. in
Haspe, und werden hier stündlich etwa 700,000 Liter mittelst 180 Stück 10 mm Düsen
gekühlt. Die Anlage ist eine Centralcondensation für Walzenzugsmaschinen von etwa
2800 mit Körting's Gefälle-Condensatoren (vgl.
1892, letztes Heft). Nähere Angaben liegen z. Z. noch nicht vor.
Textabbildung Bd. 287, S. 255Fig. 3.Kühlanlage. Was schliesslich die Anlagekosten einer Wasserkühlung durch Streudüsen
betrifft, so sind dieselben nur gering, und setzen sich, wie aus Obigem hervorgeht,
zusammen aus den Kosten:
1) der Pumpe,
2) der Rohrleitung,
3) der Streudüsen,
4) des meist gemauerten Sammelbehälters des Wassers,
5) gegebenenfalls einer Bretterschutzwand um den Sammelbehälter zum Verhindern des
Verwehens.
Die Betriebskosten bestehen lediglich in der Amortisation und Verzinsung des obigen
Anlagekapitals und in der Pumparbeit, welchen Aufwendungen z.B. bei
Condensationsanlagen eine namhafte Dampfersparniss gegenübersteht, welche die
Rentabilität einer solchen künstlichen Kühlung unter allen Umständen sichert.
R. Knoke.