Titel: | Berechnung und Wahl der Kessel für Warmwasserheizungen. |
Autor: | Emil Hieke |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 271 |
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Berechnung und Wahl der Kessel für
Warmwasserheizungen.
Von Emil Hieke, Ingenieur in
Mailand.
Berechnung und Wahl der Kessel für Warmwasserheizungen.
Die Berechnung und Wahl der Kessel für Warmwasserheizungen verdient mehr Beachtung,
als man denselben für gewöhnlich schenkt, denn von der richtigen Berechnung und Wahl
in Bezug auf Wärme aufnehmende Oberflächen und Wasserinhalt hängt nicht zum
wenigsten, wenn nicht überhaupt, die gute Wirkung einer solchen Heizungsanlage
ab.
Es schien mir wichtig genug, einmal die hierfür dem Ausführenden zur Verfügung
stehenden verschiedenen Formeln, soweit mir dieselben bekannt sind und
anführenswerth scheinen, zusammenzustellen und dieselben auf ihren Werth hin zu
vergleichen.
Somit werden die angeführten Formeln und Entwickelungen keinen Anspruch auf Neuheit
oder Ursprünglichkeit machen sollen, sondern nur im Verein mit den angeführten
Beispielen dazu dienen, ihre mehr- oder minderwerthige Bedeutung für die Berechnung
der Warmwasserkessel zu zeigen.
Geht man von der Erwärmung der Räume aus, so haben die diesem Zwecke dienenden
Heizkörper in der Zeiteinheit eine bestimmte Wärmemenge abzugeben, welche von
der diese Heizkörper in der Zeiteinheit durchfliessenden Wassermenge geliefert
werden muss. Die Wasser menge wird sich sowohl nach dem Wärmeabgabe vermögen – d.h.
nach Material und Form des Heizkörpers – als auch nach dem mittleren Wärmegrad des
hindurchfliessenden Wassers und dem Wärmegrad der den Heizkörper umgebenden und sich
an ihm vorbei bewegenden Luft bemessen. Diese selben Wassermengen, welche in der
Zeiteinheit die Heizkörper durchfliessen und ihre Wärme abgeben, müssen in derselben
Zeiteinheit den Kessel durchfliessen und sich von neuem mit Wärme beladen.
Nun kann es jedoch selbstverständlich nicht damit abgemacht sein, dass man im Kessel
in der gegebenen Zeiteinheit derselben Wassermenge, welche in derselben Zeiteinheit
den Heizkörper durchfliesst, nur so viel Wärme zuführt, als dieselbe im Heizkörper
verliert.
Es kann das Wasser beispielsweise mit 80° in den Heizkörper ein- und mit 60°
austreten, somit wäre der in Betracht kommende mittlere Wärmegrad des Wassers
\frac{80+60}{2}=70^{circ}. Dieselbe Wassermenge tritt in
derselben Zeit vielleicht mit sagen wir 90° aus dem Kessel heraus und kommt auf 50°
abgekühlt zurück, so wäre auch hier die mittlere Wasserwärme
\frac{90+50}{2}=70^{circ}. Während jedoch dieselbe
Wassermenge auf 1 k 80 – 60 = 20 W.-E. im Heizkörper abgibt, müssen derselben im
Kessel 90 – 50 = 40 W.-E. zugeführt werden, d.h. es sind bei Bestimmung des Kessels
auch diejenigen Wärmeverluste in Rechnung zu ziehen, welche auf dem Wege von
demselben zu den Heizkörpern und umgekehrt stattfinden und in den wenigsten Fällen
gleichfalls zur Ausnutzung gelangen. Während man z.B. bei Gewächshausheizungen zur
Berechnung der Heizfläche des Kessels in den meisten Fällen ohne weiteres die
gebräuchliche Formel setzen kann:
F=\frac{W}{M},
worin
F
die gesuchte Kesselheizfläche,
W
die berechneten Wärmeverluste für Heizung undLüftung,
M
ein Coefficient, d.h. die in der Stunde undvon 1 qm Kesselheizfläche
zu überführen mög-liche W.-E.
bedeuten, würde unter Umständen,
wie aus Obigem hervorgeht, für die Berechnung des Kessels
F=\frac{2\,.\,W}{M}
angenommen werden müssen.
Wenn man die durch Heizung und Lüftung verloren gehenden Wärmemengen, welche durch
die Heizkörper ersetzt werden müssen, mit W bezeichnet,
so können die übrigen entstehenden Wärmeverluste, sei es in den Leitungen auf dem
Wege von und nach dem Kessel u. dgl. allgemein mit W1 bezeichnet werden, so dass die obige Formel zu
schreiben wäre
F=\frac{W+W_1}{M}.
Die Angaben nun über die Berechnung des Werthes M
weichen ganz erheblich von einander ab. Während viele Verfasser von einschlägigen
Lehrbüchern z.B. 10000 bis 11000 W.-E. und mehr angenommen wissen wollen und mit Zahlen
beweisen, geben andere an, nur höchstens 8000 bis 10000
W.-E. anzunehmen, ja Ingenieur P. Käuffer gibt als
erfahrungsgemäss richtig 6000 W.-E. an. Danach hätte man M zu wählen zwischen 6000 bis 12000 W.-E. Wir werden uns mit diesen
Werthen von M noch weiter beschäftigen.
Mit der vorstehenden Formel
F=\frac{W+W_1}{M}
wäre die Berechnung der nothwendigen Heizfläche des Kessels erledigt, wenn nicht noch einige andere sehr
wichtige Anforderungen an denselben zu berücksichtigen wären und zwar die Erwärmung des gesammten Wasser Inhaltes bei Beginn des
Heizens bis zum vorgeschriebenen höchsten Wärmegrade und die Dauer desselben, d.h.
das sogen. „Aufheizen“.
Diese letzteren Ansprüche an den Kessel werden in vielen Fällen gar nicht
berücksichtigt, was entschieden ein Fehler ist. Es heisst dann eben unter solchen
Umständen einfach: „Bei Beginn des Heizens, während der ersten Stunde oder Stunden, muss das Feuern verstärkt werden“, was
natürlich nie ohne bedeutende Brennmaterialverschwendung vor sich gehen kann. Es ist
aber wohl jedenfalls richtiger, bei der Berechnung der Heizfläche und des Inhaltes
des Kessels auch die gesammte in den Heizkörpern, Leitungen und Kessel enthaltene
und zu erwärmende Wassermenge zu berücksichtigen. Dann ist es auch nothwendig, von
vornherein die Zeitdauer festzusetzen, während welcher dieses Aufheizen beendet sein
soll, d.h. der regelnlässige Zustand erreicht sein muss.
Es möge die erwähnte gesammte Wassermenge mit Q
bezeichnet sein, die Anfangs wärme des Wassers sei tA°, die
mittlere Wärme desselben tM° und die
Wärme, auf welche dasselbe überhaupt zu bringen, mit tE°.
Die Zeitdauer des Aufheizens, in Stunden ausgedrückt, sei mit s bezeichnet. In diesen s
Stunden betragen die Wärmeverluste s . Wm, wobei Wm entweder = W
oder ein berechneter mittlerer stündlicher, durch Heizung und Lüftung entstehender
Wärmeverlust sein kann. Für die Erwärmung des Wassers hat man in s Stunden
Q (tM° – tA°) W.-E.
zu rechnen.
Hiernach wären zum Aufheizen für die Stunde
\frac{Q\,(t_M^{\circ}-t_A^{\circ})+s\,W_m}{s}\,\mbox{W.-E.}
nothwendig, oder, unter Berücksichtigung noch anderer mit W1 bezeichneter Wärme
Verluste
\frac{Q\,(t_M^{\circ}-t_A^{\circ})+s\,(W_m+W_1)}{s}
Die nöthige Kesselheizfläche berechnet sich danach nach der Formel
F=\frac{Q\,(t_M^{\circ}-t_A^{\circ})+s\,(W_m+W_1)}{s\,.\,M}
Wenn ich nicht irre, findet diese Formel auch für Ausführungen häufig Anwendung und
wird dieselbe, wenn
tM°
= \frac{90+50}{2}=70^{\circ}
tA°
= 20°
s
= 1
W
M
= \frac{30+40}{2\,.\,40}\,W=0,875\ W (W für 40° W.-U. berechnet)
W_1=\frac{W_m}{2}=0,4375\ W
M = 10000
eingesetzt werden
F=\frac{Q\,.\,50+1,3125\,W}{10000}
oder für s Stunden Zeitdauer fürs
Aufheizen
F=\frac{Q\,.\,50+s\,.\,1,3125\,W}{s},
während nach Verlauf dieser Zeit das Feuern zu verschwächen
wäre.
Nach diesen Vorbemerkungen mögen nun einige Formeln und Berechnungsweisen betrachtet
werden, wie solche sich in den verschiedenen Lehrbüchern finden. Was die von den
Prof. H. Fischer (s. Handbuch
der Architektur, Bd. 4), A. Wolpert (s. Theorie und Praxis der Ventilation und Heizung), R. Ferrini (s. Technologie der
Wärme, Heizung und Ventil.) u.a. angegebenen Formeln betrifft, welche mehr
oder weniger einander gleich sind, so ergeben dieselben dann genügend grosse
Kesselheizflächen, wenn in denselben für W nicht nur
die für Heizung und Lüftung stündlich verloren gehenden Wärmemengen in W.-E.
ausgedrückt eingesetzt werden, sondern wie es auch die Verfasser meinen, unter W alle Wärmeverluste verstanden werden, welche
überhaupt von dem Kessel zu decken sind.
Man findet ausserdem unter anderem noch folgende Formeln in einschlägigen Lehrbüchern
angegeben, wie z.B.:
Nr. 1. „Wenn mit W der stündliche Wärmebedarf und mit
H die erforderliche (glatte schmiedeeiserne)
Heizfläche der Oefen oder Heizröhren bezeichnet wird, so ist:
H=\frac{W}{460}\,\mbox{qm}
und die Heizfläche des Kessels
F=\frac{W}{14400} bezieh.
F=\frac{H}{30}\ \mbox{qm}.“
Nr. 2. „Auf 1 qm Heizfläche der Oefen sind (bei Steinkohlenfeuerung) bis 35 l
Wasserinhalt des Kessels erforderlich.“ (Ferrini gibt gar nur 10 l an.) Während das erstere zu viel ist, ist
letzteres zu wenig; man wird am besten thun, das Mittel von beiden zu nehmen, d.h.
also 20 bis 25 l.
„Für je 10 qm Ofenheizfläche sind 0,03 bis 0,05 qm Gesammtrostfläche zu rechnen,
je nach der gegebenen Anheizzeit, welche nicht unter 1½ bis 2½ Stunden
anzunehmen ist.“
„Bei grösseren Anlagen ist auf 0,10 qm Gesammtrostfläche mindestens 1,5 besser bis
3 qm feuerberührte Kesseloberfläche zu rechnen.“
Wie ersichtlich, sind diese vorstehenden Annahmen sehr dehnbar, derart, dass man die
Kesselheizfläche danach für z.B. 100 qm Ofenheizflächen einmal zu 4,5 bis 9 qm, das
andere Mal zu 7,5 bis 15 qm berechnen kann, d.h. also zwischen 1/22 und 1/7 der
Ofenheizflächen. Für gewöhnlich nimmt man jawohl die Kesselheizfläche gleich 1/10 der
Heizkörperflächen.
Nr. 3. „Auf 1 qm Heizkörperfläche sind 10 l Kesselinhalt bei Wasserheizkesseln mit
einem Flammrohr zu rechnen (stimmt mit Ferrini's
Angaben überein). Dabei ist für den Kessel eine Form zu wählen, welche bei
möglichst grosser Wärmeaufspeicherung ein möglichst schnelles Anheizen
gestattet.“
Nr. 4. „Man berechne die Grösse des Kessels so, dass sein Inhalt 1/10 der in
den Heizkörpern und Leitungen umlaufenden Wassermenge beträgt.“ Dies ist in
den allermeisten Fällen zu wenig, denn es kann unter Umständen 9/10 betragen. Man
vergleiche hierbei das hinten angeführte Beispiel einer Heizungsanlage. „Die vom
Feuer berührte Kesselfläche soll 1/7 bis 1/10 der Heizfläche der Heizkörper betragen.“
(Hierbei sind jedoch immer schmiedeeiserne Heizkörperflächen vorauszusetzen.)
Wie ersichtlich, weichen die vorstehenden Annahmen theilweise ganz erheblich von
einander ab.
Die hauptsächlich in Betracht kommenden Formeln sind jene der bereits oben genannten
Verfasser und haben wir nach Prof. H. Fischer (s. Handbuch der Architektur, 3. Th. Bd. 4) zu setzen:
F=\frac{W}{K}\
\frac{1}{\frac{T_1+T_2-(t_1+t_2)}{2}}.
Hierin bedeuten:
F die gesuchte Kesselheizfläche in
qm,
K ein Coefficient, welcher hier
gleich 15 bis 18 gesetzt werden kann,
W ist die für die Stunde zu
liefernde Wärmemenge (wobei man wiederum beachten möge, dass hierunter alle Wärme Verluste zu verstehen sind),
T1
= Wärmegrade der Heizgase gleich hinter dem Rost = 1200°,
T2
= Wärmegrade der abziehenden Heizgase = 200°,
t1
= „ des in den Kessel zurückkehrenden abgekühlten Wassers =
60°,
t2
= Wärmegrade des den Kessel verlassenden erwärmten Wassers = 90°.
Hiernach erhält man
F=\frac{W}{11150} bis \frac{W}{9290}\
\mbox{qm}
wofür man im Mittel
F=\frac{W}{10000}\ \mbox{qm}
annehmen kann, wobei für die Gesammtrostfläche
R=\frac{F}{20} bis
\frac{F}{25}
zu rechnen sind.
Prof. Fischer bemerkt noch unter Absatz 217 S. 180 des
genannten Handbuches: „Die Wärmeverluste des Wassers in den Rohrleitungen sind
zuweilen, trotz guter Einhüllung derselben, so
grosse, dass man dieselben bei der Berechnung der Anlagen berücksichtigen
muss.“ Diese Berücksichtigung hat gewiss zu allermeist bei der
Kesselberechnung zu geschehen.
Prof. A. Wolpert sagt in seinem Werke Theorie und Praxis der Ventilation und Heizung: Für die
Berechnung der Warmwasserheizkessel gilt die Formel für die sogen.
„Einstromheizfläche“, weil man es zumeist mit einfachen Walzenkesseln zu
thun habe. Derselbe setzt hierfür
F=\frac{W\,.\,2,302585\,[log\,(T_0-t_1)-log\,(T_1-t_1)]}{k\,(T_0-T_1)}
worin bedeuten:
F die Kesselheizfläche in qm,
W der stündliche Wärmebedarf,
T0
der Wärmegrad am Kessel über dem Rost = 1000° C,
T1
der Wärmegrad der Feuergase am hinteren Ende des Kessels z.B. 300° C,
t1 der Wärmegrad des Wassers im Kessel z.B. 80°,
k = 23 als
Wärmedurchgangscoefficient, d. i. die bei 1° Wärmeunterschied durch 1 qm
Kesselheizfläche in der Stunde gehende Wärmemenge.
(Die hier angegebenen Zahlenwerthe sind die von Redtenbacher und Grashof.)
Diese Werthe in obige Formel eingesetzt ergibt
F=\frac{W}{11250}\ \mbox{qm}.
Hierbei vergleiche man jedoch auch die auf S. 863 des genannten Werkes angeführten
Fig. 356 bis 360, aus welchen gleichfalls hervorgeht, dass bei der Berechnung von
F unter die Wärmeverluste W für die Stunde nicht nur allein jene durch Heizung und Lüftung verloren
gehenden W.-E. einzusetzen sind.
Nach Prof. Ferrini (s. Technologie der Wärme, deutsch von M.
Schröter S. 401) bestimmt man die Abmessungen eines Warmwasserheizkessels,
indem man demselben 6- bis 3mal so viel Inhalt gibt, als die Heizkörper und
Leitungsröhren Wasser enthalten. Hierzu möchte ich bemerken, dass man, wenn man
diese Angabe ohne weiteres wörtlich nimmt, zu ungeahnten Kesselmaassen gelangt. Nach Anführung eines
Beispiels sagt der Verfasser noch (S. 403), dass sich die erwärmte Oberfläche des
Kessels berechnet nach der Formel:
F=\frac{W}{k\left(\frac{\tau_0+\tau_1}{2}-\frac{T_1+T_0}{2}\right)}\
\mbox{qm}
worin bedeuten:
F und W
dasselbe wie früher,
k
=
23 (Coefficient nach Redtenbacher),
τ0 und τ1
=
Anfangs- und Endwärmegrade der dieerwärmte Kesseloberfläche
umspülendenVerbrennungsgase,
T1 und T0
=
die Wärmegrade des aus dem Kesselund in denselben zurück
fliessendenWassers.
Die Formel stimmt, wie ersichtlich, bis auf den Coefficienten k mit der von Prof. Fischer angegebenen
überein. Derselbe Verfasser gibt in einem kleinen, in italienischer Sprache
erschienenen Handbüchlein (Riscaldamento e
Ventilazione. Verlagsbuchhandl. von Ullrich
Hoepli, Mailand) noch Folgendes an: „Auf 1 qm Ofenheizfläche sind 10 l
Kesselinhalt zu rechnen. Hierbei sind cylindrische Heizkörper aus Eisenblech
vorauszusetzen, deren Wärmeabgabe im oberen Theil zu 600 W.-E., im unteren Theil
zu 200 W.-E., also im Mittel zu 400 W.-E. für 1 qm und Stunde angenommen sei,
wobei der Wärmedurchgangscoefficient zu 8 bis 9 eingesetzt wurde. Die erwärmte
Kesseloberfläche ist 1/15 bis 1/20 der gesammten Heizofenflächen zu nehmen. Die
Gesammtrostfläche nehme man zu 1/20 bis 1/30 der Heizfläche.“
Was ich sonst noch an anführenswerthen Formeln in Anwendung weiss, sind folgende:
Es seien die berechneten stündlichen Wärmeverluste wiederum mit W bezeichnet, wobei angenommen sei, dass die der
Berechnung zu Grunde gelegten höchsten und niedrigsten Grade zu + 20° und – 20°,
also 40° W.-U. genommen wurden.
Ferner werde angenommen, dass die Innenwärme während 10 Tagesstunden + 20° betragen
solle, während die Erwärmung während der verbleibenden 14 Nachtstunden bis auf + 10° herabgehen
könne. Indem also der Wärmeunterschied während der 10 Tagesstunden 40° beträgt, wird
der mittlere Wärmeunterschied während der Nacht
\frac{40+30}{2}=35^{\circ} sein. Demnach müssen von der
Heizung während 24 Stunden hergegeben werden:
10\,.\,W+14\,.\,\frac{35}{40}\,W=22,25\ W.
Unter Berücksichtigung aller Verluste kann angenommen werden, dass bei der
Verbrennung von 1 k Steinkohle 3600 W.-E. nutzbar gemacht werden, so dass also
\frac{22,25\,W}{3600} k Steinkohlen
erforderlich würden.
Es werde ferner angenommen, dass das Heizen, mit einer längeren Unterbrechung während
der mittleren Tageszeit, 6 Stunden dauere, z.B. früh 3 Stunden und Spätnachmittags 3
Stunden, während welcher Zeit die berechnete Kohlenmenge zu verbrennen und die Wärme
aufzuspeichern wäre. Es sind also für die Stunde
\frac{22,25\,W}{6\,.\,3600} k Steinkohle
zu verbrennen. Da man nun zweckmässig auf 75 k zu verbrennende
Steinkohle 1 qm Gesammtrostfläche zu rechnen hat, so ergeben sich aus der
Rechnung
R=\frac{22,25\,W}{75\,.\,6\,.\,3600} qm
Gesammtrostfläche.
Die Gesammtrostfläche soll aber 1/20 der erwärmten Kesselheizfläche ausmachen, so dass
demnach diese letztere sein müsste:
F=\frac{20\,.\,22,25\,W}{75\,.\,6\,.\,3600}\
\mbox{qm}
oder kürzer:
F=\frac{W}{3640}\ \mbox{qm}.
Bezeichnet man die Stunden der Heizdauer wieder wie früher mit s, so wird nach obiger Formel:
F=\frac{W}{s\,.\,600}.
Wird s = 24 eingesetzt, d.h. beständiges Feuern angenommen, so wird aus der Formel:
F=\frac{W}{14400},
d.h. dasselbe, was der unter Nr. 1 angeführte Verfasser
angibt, jedoch auf anderem Wege gefunden hat.
Wir werden weiterhin Gelegenheit haben, an Beispielen von ausgeführten Anlagen diese
Formel auf ihren Werth zu prüfen.
Eine andere Weise der Kesselberechnung aus der Erfahrung ist folgende:
Die Wärmeverluste in der Stunde durch Heizung seien wiederum mit W bezeichnet. Der Luftinhalt der geheizten Räume werde
mit V bezeichnet und sei derselbe in n Stunden einmal zu erneuern. Vorausgesetzt möge
werden, dass die in Betracht kommenden Aussen- und Innen Wärmegrade – 20° und + 20°
betragen. Der Wärmebedarf für die Stunde berechnet sich demnach zu
W+\frac{V\,.\,11}{n}
11 ist der Wärmeverlust für 1 cbm in der Stunde, entstanden
aus (20 + 17) 0,3.
Der gesammte Wasserinhalt der Oefen, Leitungen und des Kessels in Litern sei wie
früher mit Q bezeichnet. Nun sei angenommen, das Wasser
habe früh Morgens vor dem Anheizen noch 20° und sei bis auf die mittlere Wärme = 80°
zu erwärmen, so werden hierfür
Q (80 – 20) W.-E.
nothwendig.
Es werde die Zeitdauer des Aufheizens zu 2 Stunden angesetzt, so verbleiben für die
Wassererwärmung in der Stunde erforderlich
Q . 30 W.-E.
Die Formel für die Berechnung des Kessels wird hiernach, wenn angenommen wird, dass
für die Stunde und 1 qm Kesselfläche 8000 W.-E. überführbar sind:
F=\frac{W+\frac{V\,.\,11}{n}+Q\,.\,30}{8000}\
\mbox{qm}.
Gibt man dieser Formel eine allgemeine Gestalt, so kann gesetzt werden:
F=\frac{W+\frac{V\,.\,0,3\,.\,\Theta}{n}+\frac{Q\,(t_m-t_a)}{s}}{M},
worin sämmtliche Buchstaben die frühere Bedeutung haben,
während Θ den Wärmeunterschied zwischen Aussenluft und
jener der abgesaugten Innenluft bedeutet.
Eine fernere Erfahrungsformel zur Bestimmung der Heizkörperflächen H und der Kesselfläche F
ist folgende:
Es seien die Wärmeverluste durch Heizung, nicht auch
durch Lüftung, für die Stunde und für + 20° innen und – 20° aussen berechnet mit W gefunden. Dies genügt jedoch noch nicht; um die
Räume, wie verlangt, zu durchheizen, muss ausserdem noch der Luftinhalt der Räume =
V, d.h. die Erwärmung dieser Luftmenge mit in
Rechnung gezogen werden.
Die Zimmerwärme sei bis früh Morgens vor Beginn des Heizens auf + t° hinuntergegangen. Das Aufheizen habe in s Stunden zu geschehen. Der Gesammtwärmebedarf werde
mit Wa bezeichnet. Zur Erwärmung einer Luftmenge = V cbm von t° auf + 20°
sind erforderlich
0,3 V (20 – t°) W.-E.
und während s Stunden für die
Stunde
\frac{0,3\,V\,(20-t^{\circ})}{s}\
\mbox{W.-E.}
Beim Beginne des Heizens besteht der Wärmeunterschied = t + 20°, während derselbe nach Ablauf der s
Stunden, wo t = 20° geworden sein muss, = 40° beträgt.
Im Anfange ist die Ueberführung der Wärme im Verhältniss des wenigen
Wärmeunterschieds geringer und steigt innerhalb der s
Stunden auf die für + 20 und – 20° berechnete. Der mittlere Wärmeunterschied wird
demnach
\frac{t^{\circ}+20^{\circ}+40^{\circ}}{2}=\frac{t^{\circ}+60^{\circ}}{2}
sein müssen.
Der mittlere Wärmeverlust Wm wird also für die Stunde (für W bei W.-U.
= 40° berechnet)
W_M=\frac{t+60}{2\,.\,40}\ W
betragen.
Der Gesammtwärmebedarf für die Stunde wird hiernach:
W_A=\frac{0,3\,V\,(20^{\circ}-t^{\circ})}{s}+\frac{t+60}{80}\
W.
Setzt man in dieser Formel z.B. t = 10° und s = 2, so entsteht daraus:
WA = 1,5 V +
0,875 W
für t = 5° und s = 1, wird
WA = 4,5 V + 0,8125 W.
Sollen die Räume in s = 1 Stunde und t = 5°, bei – 20° aussen auf + 10°, 15° oder 20°
erwärmt werden, so erhalten die Formeln folgendes Aussehen:
für
10°
wird
WA =
1,5
V + 0,9166 W
„
15°
„
WA =
3
V + 0,8571 W
„
20°
„
WA =
4,5
V + 0,8125 W.
Diese Formeln haben nur bedingten Werth, jedenfalls nur so lange, als Wa nicht kleiner wird, als
W + Verluste, d.h. wenn z.B. W für 40° W.-U. berechnet wurde und die Gesammt-Wärmeverluste für die Stunde wieder mit W + W1 bezeichnet werden, so muss mindestens
Wa ≥ W +
W1
sein.
Ich fand da unter anderem noch folgendes Beispiel der Berechnung eines
Warmwasserheizkessels: „Es seien die Wärmeverluste
für
Heizung =
17130 W.-E.
„
Lüftung = 2 . 320 . 10 =
6400 „
––––––
zus.
23530 W.-E.
für die Stunde gefunden. Als Heizkörper seien
schmiedeeiserne Röhrenregister angenommen, deren Heizfläche sich bei 350 W.-E.
für 1 qm und Stunde zu \frac{23530}{350}=67,22 qm
ergibt.“ Dann heisst es weiter: „Erfahrungsgemäss (nebenbei bemerkt; ein
oft gebrauchter Ausdruck, welchem man nie zu viel Vertrauen schenke) erfordert
der zur Erwärmung des Wassers dienende Kessel eine feuerberührte Fläche gleich
1/12 der
Oberfläche der Heizkörper, also hier
\frac{67,22}{12}\sim 5,6\ \mbox{qm},
wofür 6 qm angenommen werden.“
„Bei der Berechnung von Warmwasserheizungen wird jetzt sehr häufig ein grosser
Fehler gemacht, indem nämlich, um rasch die Räume eines Hauses erwärmen zu
können, sowohl der Heizkessel, als auch die Heizkörper von zu geringem kubischen
Inhalt genommen werden. Hierbei geht aber der Hauptvorzug einer
Niederdruckwasserheizung verloren, welcher darin besteht, dass man während des
grössten Theils der Heizperiode durch ein zweistündiges Heizen in dem im
Heizsystem befindlichen Wasser so viel Wärme reservirt, dass bei gewöhnlicher
Wintertemperatur diese Wärme für einen Tag ausreicht, und dass nur dann zum
zweiten Male und zwar des Abends geheizt zu werden braucht, wenn die
Aussentemperatur unter 0° gesunken ist.
Deshalb soll man keine Kesselconstruction wählen, welche grosse feuerberührte
Flächen und wenig Inhalt haben.“
Ich bemerke zu letzterem Satz, dass es viele Leute gibt, welche das gerade Gegentheil
als einen Vortheil bezeichnen. Man kann beiden Theilen Recht geben: es kommt eben immer ganz auf den einzelnen Fall an; was
auf der einen Seite ein Vortheil ist, kann auf der anderen einen Nachtheil bedeuten,
nur muss man sich hüten, dieses oder jenes als allein und allgemein richtig zu
betrachten und gelten zu lassen, d.h. nach der Schablone zu arbeiten. Ferner:
„die angeführten Verlaste durch Transmission, welche für + 20° bei – 20°
aussen berechnet wurden, sind jedoch äusserste, und wenn nur 0° Aussentemperatur
in die Rechnung eingeführt wird, so stellt sich der Wärmeverlust durch
Transmission für die Stunde auf 17130\,.\,\frac{20}{40}=8565
W.-E. Ferner wird man für ein Privathaus auch nur einmaligen (nicht wie
geschehen zweimaligen) Luftwechsel in der Stunde anzunehmen brauchen, woraus bei
20° Temperaturdifferenz 320 . 5 = 1600 W.-E. resultiren. Als nothwendige
stündliche Wärmemenge haben wir demnach
8565 + 1600 = 10165 W.-E.
Und auch diese lassen sich nur für die Tagesstunden
als nothwendig annehmen.
Da des Nachts die Fenster durch Läden, Thüren nach nicht geheizten Räumen
geschlossen gehalten werden, auch durch die Beleuchtung mit Wärme producirt wird
und auch die Temperatur während der Nacht bis zu den Morgenstunden weniger als
20°, etwa 12 bis 15° sein kann, so wird man annehmen können, dass für 12
Nachtstunden nur ungefähr die Hälfte der berechneten Wärmemenge nothwendig wird.
Demnach wären für 12 Tagesstunden
12 . 10165
=
121980 W.-E.
für 12 Nachtstunden
12\,.\,\frac{10165}{2}
=
60990 „
––––––––
zus.
182970 W.-E.
in 24 Stunden nothwendig.
Nimmt man nun das in dem Röhrensystem circulirende Wasser in seiner mittleren
Temperatur zu 60° an und ferner, dass in jedem Kilo Wasser 60 W.-E. reservirt
sind, so wäre für unser Beispiel ein Wasservorrath von
\frac{182970}{60}=3049,5 k nothwendig.
Ist die Hälfte dieser Wassermenge in den Oefen und Röhren vertheilt, so kämen auf
den Kessel \frac{3049}{2}=1524,5 k.“
Man müsste demnach hier von folgenden Annahmen ausgehen:
Die Entwärmung des Wassers bis zum nächsten Morgen während 24 Stunden sei von 80°
bis auf 20°. Die mittlere Anfangswärme wäre
\frac{100+60}{2}=80^{\circ}, die mittlere Wärme gegen das
Ende \frac{60+20}{2}=40^{\circ}, d.h. die mittlere Wasserwärme
überhaupt: \frac{80+40}{2}=60^{\circ}. Früh Morgens wären die
berechneten 3049,5 k in der ersten Stunde des Aufheizens von 20° auf ein Mittel 50°
und In der zweiten Stunde von 50° auf ein Mittel 80° (steigt mit 100° aus dem Kessel
und kommt mit 60° zurück) zu bringen und danach mit Feuern aufzuhören. Die
feuerberührte Kesselfläche müsste werden:
\frac{3049,5\,(50-20)}{10000}=9,15\
\mbox{qm}.
Es heisst weiter: „In dem Falle aber, dass man keine Cylinderöfen, sondern
Register aufstellen würde, die nur den vierten Theil des Wassers aufnehmen
können, so müsste der Kessel ¾ des Inhalts der Gesammtwassermenge haben, das ist
\frac{3049\,.\,3}{4}=2286,6 k.“
Wie man ersieht, wird die Heizfläche des Kessels unter solchen veränderten Annahmen
schon ein bedeutend Theil grosser als zuerst (durch
Theilung mit 1/12)
gefunden worden ist, trotzdem in der ersten Berechnung die
Gesammtwärmeverluste weit höher angesetzt wurden.
Um z.B. die 2287 l Wasser aufzunehmen, erfordert es einen Walzenkessel von
2,91 m Länge und 1,0 m Durchmesser, welcher 10,70 qm Gesammtoberfläche gleich
\frac{10,70\,.\,2}{3}\sim 7,2 qm feuerberührte Heizfläche
enthält. Diese 7,2 qm könnten in der Stunde 7,2 . 10000 = 72000 W.-E. übernehmen, es
müssen jedoch in der Stunde \frac{182970}{2}=91485 W.-E. vom
Kessel aufgenommen werden, d.h. in der Stunde und 1 qm
\frac{91485}{7,2}=12706 W.-E. überführt werden, was nur durch
verstärktes Feuern erreichbar sein würde.
Es ist letzteres, noch zumal bei der gewählten Gestalt des Kessels, sehr zweifelhaft,
weshalb, wenn die Zeit des Aufheizens mit 2 Stunden festgehalten wird und man die
Wärmeaufnahme des Kessels für 1 qm und 1 Stunde nur zu 8000 W.-E. annimmt, die
feuerberührte Heizfläche desselben sich sogar auf
\frac{91485}{8000}=11,44 qm berechnet. Am besten wird sich im
vorliegenden Falle ein Flammrohrkessel eignen, welcher beiden Anforderungen an
Inhalt und Heizfläche entspricht.
Es sind mir noch einige Berechnungen von ausgeführten Warmwasserheizanlagen bekannt,
welche seinerzeit als Beispiele von Musteranlagen veröffentlicht wurden.
Eine dieser will ich hier kurz erwähnen, da dieselbe geeignet ist, den Werth einiger
der vorhin angeführten Formeln nachzuweisen. Wo und von wem dieselbe ausgeführt
wurde, thut hier nichts zur Sache.
Die zu beheizenden und zu lüftenden Räume hatten zusammen 10500 cbm Inhalt. An
Heizflächen sind vorhanden:
in
Säulenöfen
94 qm
„
Röhrenregistern
590 „
–––––––
zus.
684 qm.
Der Wasserinhalt der Leitungen und Heiz- körper beträgt
18600 l
Jeder der 4 Kessel enthält 4000 l
=
16000 l
––––––
zus.
34600 l.
Jeder der 4 genannten Kessel hat 2 Feuerröhren und 25 qm Kesselheizfläche, so dass
also 100 qm Kesselheizflächen zur Erwärmung des Wassers vorhanden sind. Das Anheizen
erfordert 1½ bis 2 Stunden.
Hier übersieht man sozusagen schon mit einem Blick, dass die Rechnung stimmen
wird.
Das Verhältniss der Kesselflächen zu denen der Heizkörper ist gleich 1 : 6,84;
dasjenige der Kesselinhalte zu jenen der Heizkörper gleich 1 : 1,16. Es kommen hier
auf 1 qm Ofenheizfläche 23,4 l Wasserinhalt der Kessel, während vorn unter Nr. 2 35
l bezieh. 10 l angegeben.
Rechnet man
590
qm
Röhrenregister
zu
je
350
W.-E.
=
206500 W.-E.
94
„
Säulenöfen
„
„
400
„
=
37600 „
–––––––––––
zus.
244100 W.-E.
oder rund 244000 W.-E. Verluste durch Heizung und Lüftung in
der Stunde. Nimmt man ferner an, dass sich der Gesammtwasserinhalt von 34600 l im
Mittel von 75° bis auf 25° abkühlen könne, so decken dieselben für
\frac{34600\,(75-25)}{24400}\sim 7\
\mbox{Stunden}
den Wärmebedarf.
Beim Beginne des Heizens sind für die Stunde zu decken, wenn 2 Stunden Anheizzeit
gegeben werden (ich nehme ausserdem an, dass währenddem nicht oder nur wenig
gelüftet wird und für diese sich ⅓ des oben berechneten Wärmebedarfes berechnet)
2/3\,.\,244000+\frac{34600\,(75-25)}{2}=1027666\
\mbox{W.-E.}
für die Stunde.
Demnach müssten die Kessel
\frac{1027666}{10000}=102,76\ \mbox{qm}
Heizfläche haben. Die gewählten Kessel genügen mithin allen
Anforderungen sowohl in Bezug auf schnelles Anheizen wie auf grosses
Wärmeaufspeicherungsvermögen.
Wenn sich der Ingenieur bei vorstehender Berechnung, nachdem er die gesammten
Wärmeverluste mit 244000 W.-E. für die Stunde gefunden hatte, nun einfach gesagt
hätte: „erfahrungsgemäss“ sind für 1 qm Kesselheizfläche 11000 W.-E. zu
rechnen, ich werde jedoch der „Sicherheit“ halber nur 10000 W.-E. annehmen,
so erhielte er einen Kessel von
\frac{244000}{10000}=24,4 qm Heizfläche.
Hätte derselbe dann auch noch „aus mehrerer Sicherheit“ das Doppelte an
Heizfläche, sagen wir 50 qm, angenommen, so musste das
Anheizen trotz alledem immer noch 4 bis 5 Stunden beanspruchen. Hätte er wirklich
nur einen Kessel von 25 qm Heizfläche gewählt, so berechnete sich der gesammte
Wasserinhalt zu 18600 + 4000 = 22600 l. Es sollen nun früh Morgens nur die Hälfte
der berechneten Wärmemenge, also \frac{244000}{2}=122000 W.-E. in
der Stunde zu decken sein, während wiederum das Wasser von 25° auf 75° in s Stunden zu erwärmen sei, dann hätten wir
\frac{122000+(75-25)\,22600}{s}=25\,.\,10000 oder s = 8 ¾ Stunden.
Es würde also das Auf- oder Anheizen trotz verstärkten Feuerns recht herzlich lange
dauern können.
Vorausgesetzt einmal, wir wüssten vorläufig nur, dass die gesammten Wärmeverluste
sich zu 244000 W.-E. für die Stunde berechnen und dass der Wasserinhalt der
Heizkörper und Leitungen 18600 l beträgt. Das Aufheizen dürfe nur 2 Stunden
beanspruchen. Die Wasserwärme sei bei Beginn des Heizens 25° und solle nach 2
Stunden die mittlere Wärme = 75° haben. Der
Wasserinhalt der Kessel ist noch unbekannt. Führt man nun die Berechnung nach einer
jener vorn angeführten Erfahrungsformel durch, so hätte man die Wärmeverluste
innerhalb 24 Stunden z.B. zu berechnen mit
22,25 . 244000 = 5429000 W.-E.
Angenommen, es soll täglich zweimal 2 Stunden = 4 Stunden gefeuert werden, so sind
nach derselben Formel in der Stunde
\frac{5429000}{4\,.\,3600}=377\ \mbox{k}
Kohlen zu verbrennen. Die Gesammtrostfläche berechnet sich
zu
\frac{377}{75}=5\ \mbox{qm}
und die Kesselfläche zu 5 . 20 = 100 qm.
Der Wasserinhalt der Kessel wird sich danach zu richten haben, für wie viel Stunden
Wärme aufgespeichert werden soll. In dem vorliegenden Falle soll dies für 7 bis 8
Stunden geschehen, es muss also sein
7 . 244000 = (18600 + x) (75 – 25),
woraus x = 15560 l als
Wasserinhalt der Kessel hervorgeht.
Nach einer anderen der vorn genannten Formeln hätte man zu setzen:
W+\frac{V\,.\,11}{n}=244000
und
F=\frac{W+\frac{V\,.\,0,3\,\Theta}{n}+\frac{Q\,(t_m-t_a)}{s}}{M}
Hierin ist zu setzen:
s
= 2,
Q
= 34600,
t
m
= 75,
t
a
= 25,
M
= 8000,
woraus
F=\frac{244000+865000}{8000}=126\ \mbox{qm}.
Setzt man jedoch für M = 11000 ein, so erhält man rund
100 qm Kesselheizfläche.
Aus all dem vorstehend Gesagten und Angeführten geht zur Genüge hervor, dass es
durchaus keiner so verwickelter Formeln zur richtigen Berechnung und
Grössenabmessung des Kessels bedarf, dass es aber auch falsch ist, sich mit Regeln,
welche z.B. beginnen: „erfahrungsgemäss“ u.a. ohne weiteres zufrieden zu
geben.
Bei einer Warmwasserheizung ist der Kessel ein so wichtiger Theil des Ganzen, dass
dessen unrichtige Grössenabmessung die gute Wirkung einer im Uebrigen richtig
berechneten Anlage gänzlich in Frage zu stellen vermag.
Es müssen folgende Vorschriften gelten:
1) Genaueste Berechnung sämmtlicher Wärmeverluste durch Heizung und Lüftung.
2) Genaueste Berücksichtigung der sonstigen Wärmeverluste, welche stattfinden, ohne
nutzbar zu werden.
3) Bestimmung des Wasserinhaltes, dessen nöthige Menge
sich aus 1) und 2) bestimmt, dessen Menge überhaupt
nach dem gewünschten Wärmeaufspeicherungsvermögen zu bemessen ist. Kann letzteres
nicht in den Heizkörpern geschehen, so hat es im Kessel zu geschehen.
4) Ist zu bestimmen, in welcher kürzesten Zeit die unter 3) berechnete Wassermenge
die höchst mögliche mittlere Wärme erreicht haben muss (Dauer des Aufheizens), wobei
zu berücksichtigen ist, auf welche niedrigste Wärme das Wasser herabgehen kann.
5) Nach 4) wird sich die Kesselgestalt und Ausführung, die Feuerung u.a.m. zu richten
haben.
6) Bei der Berechnung der erwärmten Kesseloberfläche ist alles, was unter 1), 2) und
4) gehört, zu berücksichtigen.
Vor allem muss man sich über folgendes klar sein.
Soll eine Niederdruckwarmwasserheizungsanlage schnell in
Wirksamkeit treten, so wird dies von der Grösse, der Gestalt und dem Material, d.h.
also von dem Wärmeüberführungsvermögen der die Wärme abgebenden Heizkörper, von der
gesammten umlaufenden Wassermenge und von der schnellen Erwärmung der letzteren
abhängen. Die schnelle Erwärmung des Wasserinhaltes wird sich wieder nach der
Grösse, der Gestalt und dem Material, d.h. dem Wärmeaufnahmevermögen des Kessels,
sowie auch nach der Art der Feuerung, des Brennmaterials und des Zuges (auch der
Bedienung) richten. Je geringer der Unterschied zwischen dem Wasserinhalt und
der Heizfläche des Kessels ist, desto grösser ist seine Schnellheizkraft; die
letztere wird um so grösser, je geringer das Verhältniss seines Wasserinhaltes zur
erwärmten Oberfläche wird.
Schinz bemerkt sehr richtig in seinem Werke: Die Heizung und Ventilation in Fabrikgebäuden, S. 151:
„Der Vortheil der Wasserheizungen ist eben der, dass man in der Zeiteinheit
in der Feuerstelle viel grössere Wärmemengen produciren kann, welche, an das
Wasser übertragen, noch längere Zeit nach dem Erlöschen des Feuers von dem
Heizkörper abgegeben werden können.“
Dies Wärmeaufspeicherungsvermögen hängt aber von dem grösseren Wasserinhalte ab, und
letzterer wieder von der Wahl der Heizkörper und Kessel. Es wird also, je nach dem
besonderen Fall, diese Wärmeaufspeicherung in den Heizkörpern und dem Kessel oder aber nur in einem von beiden Theilen stattfinden können. Bei Anwendung von
gusseisernen Rippenheizkörpern z.B., welche sich,
nebenbei bemerkt, ihres geringen Wasserinhaltes wegen als Heizkörper für
Niederdruckwasserheizungen sehr wenig eignen, muss man das
Wärmeaufspeicherungsvermögen im Kessel anzulegen suchen.
Gewöhnlich rechnet man den Wasserinhalt auf
1 qm
Heizfläche bei Cylinderöfen mit durchgehendenHeizröhren 15 bis 20
l,
1 qm
Heizfläche ohne Heizröhren 38 l,
1 qm
Röhrenregister 7 l,
1 qm
gusseiserne Rippenheizkörper und sogen. Re-gister 4 l.
Ich kann jedoch nur rathen, sich auf solche Angaben nicht zu verlassen, da meines
Wissens der Wasserinhalt z.B. bei Cylinderöfen je nach ihrem Durchmesser oder der
Anzahl der durchgehenden Röhren 70 bis 90 l auf 1 qm Heizfläche erreicht. Bei den
gusseisernen Rippenheizkörpern ist der Wasserinhalt so verschieden, wie diese
selbst.
Bei Verwendung von gusseisernen Heizkörpern, welche von manchen Fabrikanten geradezu
für Warmwasserheizanlagen empfohlen werden, sind höchstens solche, wie sie unter der
Bezeichnung „Radiators“ (Ausstrahler) in England und Amerika beliebt sind,
zulässig, da dieselben meistens rippenlose Oberflächen,
d.h. also geringere mittelbare Heizflächen bei genügendem Wasserinhalt haben. Es
gibt jedoch auch solche, deren Oberfläche entweder mit Rippchen, Zähnen oder
Wärmeausstrahlungs-Spitzen versehen sind, und
leisten hierin besonders amerikanische Erfinder und Fabrikanten das denkbar
Möglichste.
Wer sich besonders hierüber zu unterrichten wünscht, auch sonst noch manches
Nützliche über Wasserheizungen kennen lernen möchte, sei auf das Werk: Hot-Water-Heatiny and Fitting, or, Warming Buildings by Hot-Water. By William J. Baldwin M. Am. Soc. C. E. London 92 and 93,
Fleet-Street, C. E. 1889 verwiesen.
Zum Schluss noch einiges über die Anzahl von Kesseln der verschiedensten Gestalten
und Inhalte, welche für Zwecke der Wasserheizungen zur Verfügung stehen und
besonders angefertigt werden oder im Handel zu haben sind.
Ausser den sogen. Walzenkesseln und Kesseln mit einem oder zwei Flammrohren, welche ihres grossen Wasserinhaltes wegen sich
vorzüglich für genannte Zwecke eignen, sind noch in erster Linie (für grössere Anlagen
geeignet) zu erwähnen: Die Wasserröhrenkessel von Belleville, Root, Steinmüller, A. Büttner und Co., F. G. Schmidt, Heyne
u.a. Meines Wissens werden Heyne-Kessel speciell für Wasserheizanlagen in mehreren
Modellen und diese unter sich wiederum in verschiedenen Nummern (nach Heizflächen)
gebaut. Das Verhältniss zwischen Heizfläche und Wasserinhalt soll bei diesen
letzteren Kesseln, wie stattgefundene ausführliche Versuche und jahrelange
Erfahrungen ergeben haben, ein sehr günstiges sein; dasselbe ist ungefähr 1 : 22 und
die Gesammtrostfläche zur Heizfläche ungefähr 1 : 40.
Diese genannten Röhrenkessel sind da am Platze, wo bei grosser geforderter Heizfläche
nur wenig Raum zur Verfügung steht.
Geeignete Ausführungen sind ferner die senkrechten, aus einem äusseren weiteren und
einem inneren engeren Cylinder bestehenden Kessel, wie solche auch Prof. H. Fischer bereits in D. p.
J., 1876 221 423, sowie auch in seinem Handbuch der Architektur, III. Abth. Bd. 4 S. 229 und
230, genau beschrieben hat. Dieselben sind billig, einfach in der Herstellung und
von grosser Heizwirkung, da die Verbrennung in dem inneren Cylinder vor sich geht.
Man hängt auch wohl bei diesen Kesseln einen gusseisernen Füllschacht mit Deckel in
den inneren Cylinder ein.
Dann kommen noch eine lange Reihe von Kesseln der verschiedensten Gestalten.
Da sind z.B. solche, welche aus einzelnen sich gleichenden Theilen (Elementen)
zusammensetzbar sind (Kessel mit sogen. combinirbaren Heizflächen). Die einzelnen
Theile haben entweder linsenförmige Gestalt (Sphäroidalelemente) oder länglich
rechteckige Gestalt, bei wenig Stärke, mit wenig Zwischenräumen an einander gereiht
(sogen. Taschenkessel). Kessel der vorgenannten und ähnlicher Ausführung werden
vorzugsweise aus Kupferblech hergestellt. In England und Amerika findet man wiederum
die wunderlichsten Gestalten von gusseisernen „Boyler“ (man vergleiche auch
hier das angeführte Werk Hot-Water-Heating and Fitting
u.s.w.). Diese gusseisernen Boyler bestehen gleichfalls aus Elementen von Scheiben-,
Ring- oder Hufeisengestalt, welche Elemente entweder wie die bereits zuerst
angeführten Ausführungen über einander, oder wie jene der letzt angeführten hinter
einander zusammengebaut und verschraubt werden. Wenn solche gusseisernen Elemente
ausserdem noch auf der Aussenfläche mit Rippen besetzt
werden, so ist das genau dasselbe, als wenn man an einem Calorifer anstatt, wie
gewöhnlich, die Rippen nach aussen, dieselben innerhalb, d.h. dem Feuer zugekehrt,
anbringt.
Einer ganz besonderen Beliebtheit und Ausbreitung erfreuen sich die sogen.
„schmiedeeisernen patentgeschweissten“ englischen Warmwasserkessel, von
denen wohl an 40 bis 50 der verschiedensten Modelle zu haben sind und von welchen
Modellen wiederum je eine Anzahl Grössen angefertigt werden.
Die Fabrik von Hartley und Sugden in Halifax (England)
fertigt solche hauptsächlich.
Ihrer besonderen Gestaltungen wegen ist bei diesen Kesseln das Innere schwer oder gar
nicht zugänglich, weswegen Kesselstein absetzende Wasser zur Füllung zu vermeiden
sind. Dieses letztere ist natürlich auch bei Wasserheizanlagen mit anderen Kesseln
zu empfehlen. Eine Undichtheit in den inneren versteckt liegenden und unzugänglichen
Feuerzügen schliesst in den meisten Fällen jede nöthig werdende Ausbesserung
(an Ort und Stelle!) aus, oder ist zum mindesten schwer ausführbar, doch sind meiner
Erfahrung nach solche Undichtheiten sehr selten.
Das Verhältniss des Wasserinhaltes dieser Kessel zur Oberfläche der Heizröhren kann man ungefähr zu 1 bis 2 l auf 1 qm annehmen. Im Uebrigen sind die Gestaltungen
dieser Kessel meist solche, dass eine sehr gute Ausnutzung der Heizgase
stattfindet.
Leider finden sich in den Preis- und Modell-Listen solcher Kessel über die
wärmeaufnehmenden Heizflächen dieser Kessel gar keine Angaben und lassen sich solche
auch aus den angegebenen Längen-, Breiten- und Höhenmaassen nicht berechnen. Es wird
nur angegeben: „Die ungefähre Heizkraft des Kessels
gilt für so und so viel laufende Fuss engl. oder Meter bei 2zölligen oder
4zölligen (glatten gusseisernen sogen. schottischen) Röhren.“ Ausserdem wird
noch der gute Rath ertheilt, von der im Preisbuch angegebenen Heizkraft 25 Proc.
abzusetzen, so dass man also für z.B. 120 laufende Meter Heizrohr einen Kessel zu
wählen hätte, welcher nach dem Verzeichniss für 160 laufende Meter Rohr Heizkraft
hat. Man tappt hierbei sowohl bezüglich der Heizfläche als auch des Wasserinhaltes
dieser Kessel vollständig im Dunkeln.
Wie richtig es aber ist, sich sowohl über das eine wie über das andere genaue
Kenntniss zu verschaffen und sich durch genaue Berechnung Rechenschaft zu geben,
dazu sollten die vorstehenden Zeilen beitragen.