Titel: | Rotationsmaschinen. |
Autor: | Wentscher |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 289 |
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Rotationsmaschinen.Vgl. 1892 284 * 157.
Mit Abbildungen.
Rotationsmaschinen.
Die bisher spärlich vertretene und fast ausschliesslich auf Sonderabhandlungen in
Fachjournalen beschränkte Literatur dieses Theiles der Schnellpressenkunde hat seit
unserer letzten Berichterstattung eine dankenswerthe Bereicherung erfahren. Die Rotationsschnellpresse ist der Titel eines im
Verlage von A. Waldow in Leipzig erschienenen höchst
verdienstvollen Werkes des in Fachkreisen sehr wohl bekannten Ingenieurs O. Pilz, technischen Directors der Schnellpressenfabrik
Albert und Co. zu Frankenthal (Rheinpfalz). Allen
denjenigen, die sich schnell und gründlich über den gegenwärtigen Stand dieses
Gebietes der Druckindustrie orientiren wollen, sei obiges Werk hiermit auf das
angelegentlichste empfohlen.
Dass die nie rastende Industrie seit Erscheinen genannten Werkes (Mai 1892) nicht
still gestanden hat, ist selbstverständlich, und so sind wir auch heute in der Lage,
über eine ganze Reihe neuer Erscheinungen auf jenem Gebiet Bericht zu erstatten.
Eine immer noch nicht endgültig erledigte Angelegenheit im Rotationsmaschinenbau ist
bekanntlich die Herstellung einer zugleich einfachen und zuverlässig arbeitenden
Maschine für wechselnde Formate, d.h. verschiedene Bogenlängen. Der bezügliche
Mangel der gewöhnlichen Rotationsmaschine, dass auf ihr nur Bogen von einer ganz
bestimmten Länge gedruckt werden können, wird lebhaft genug empfunden, und solange
derselbe nicht beseitigt ist, kann die Rotationsmaschine als eine abgeschlossene
Maschine nicht angesehen werden.
Zwei Wege sind eingeschlagen worden, dem genannten Mangel abzuhelfen. Die ältere
Methode, nach welcher die Bogen von der endlosen Rolle vor dem Druck geschnitten und mit veränderter Geschwindigkeit den
Cylindern zugeführt werden, verbleibt im Rahmen des ursprünglichen Princips,
insofern als das Einlegen der Bogen selbsthätig und continuirlich erfolgt. Auch
bleibt dadurch die hohe, gerade der Rotationsmaschine eigenthümliche quantitative
Leistung auch den Maschinen für wechselnde Formate erhalten. Gewisse Mängel dieser
Lösung der Aufgabe lassen sich indessen nicht in Abrede stellen. Abgesehen davon,
dass die unbedruckte Randbreite nicht genügend gleichmassig ausfällt, ein
Uebelstand, der auf Mängel in der Papierzuführung durch Bandleitungen
zurückzuführen ist, gibt auch das neuerdings von König und
Bauer u.a. angewendete Princip der Luftansaugung des Bogens durch den
Druckcylinder zu manchen Unzuträglichkeiten Veranlassung, wie auf S. 199 des Pilz'schen Werkes des Näheren ausgeführt ist.
Die andere Methode besteht darin, aus der gewöhnlichen Cylinderschnellpresse, d.h.
einer intermittirend rotirenden Maschine, lediglich unter Ersatz des hin und her
gehenden Fundaments durch ein rotirendes eine continuirlich rotirende Maschine zu
machen. Da in diesem Falle das Einlegen der Bogen in gewöhnlicher Weise durch
Menschenhand stattfindet, so ist klar, dass mit Rücksicht hierauf die
Geschwindigkeit nicht über eine gewisse Grenze hinaus gesteigert werden kann, die
quantitative Leistung dieser Maschinenart also hinter derjenigen der
„Endlosen“ wesentlich zurückbleibt, solange man nicht einen selbsthätigen
Bogenanlegeapparat hat, der mit jeder beliebigen Geschwindigkeit arbeitet. Sollte
diese letztere Aufgabe einmal zur Zufriedenheit gelöst sein, so dürfte die in obigem
Sinne entsprechend abgeänderte Cylinderschnellpresse eine zweckmässige
Rotationsmaschine für wechselnde Formate abgeben.
Textabbildung Bd. 287, S. 289Fig. 1.Mailänder's Rotationsmaschine. Eine Maschine von letzterem Typus, mithin für wechselnde Formate, und
zugleich für Schön- und Widerdruck, ist unter Nr. 60422 der Firma J. G. Mailänder in Cannstatt patentirt worden. Ein
Hauptzweck dieser Maschine ist der, dem mit dem Schöndruck versehenen Bogen durch
Führung über einen Trockenapparat und auf einem langen Wege hinreichend Gelegenheit
und Zeit zum Trocknen zu geben, ehe der Widerdruck erfolgt.
Wie aus der schematischen Darstellung in Fig. 1
ersichtlich ist, besteht die Maschine, abgesehen von den nicht dargestellten
Betriebsmechanismen, aus den Druckcylindern aa1, den Satzcylindern bb1 mit darüber angeordnet zu denkenden
Farbwerken, dem Trocken apparat c, dem
Abschmutzcylinder d mit Reinigungswalzen ee1 und der
Bänderführung. Die Druckcylinder sind ähnlich denjenigen der gewöhnlichen
Schnellpresse und mit Greifern ausgerüstet, während die Satzcylinder denjenigen an Rotationsmaschinen gleichen. Der Trockenapparat c besteht aus einem hohlen gusseisernen Kasten, welcher
der Länge nach von drei mit Ausströmungsöffnungen versehenen Gasrohren durchzogen
wird. Der Abschmutzcylinder d ist mit einer
Spannvorrichtung zum Aufziehen von 10 bis 12 Oelbogen versehen. Die
Reinigungsvorrichtung besteht aus zwei eisernen Walzen ee1, welche mit einem weichen Stoff
überzogen sind; dieselben liegen derart auf einander, dass die obere Walze mit dem
Abschmutzcylinder in Berührung steht, während die untere Walze in einem Becken oder
Behälter läuft, der mit pulverisirtem Speckstein gefüllt ist. Die Bandleitung
besteht aus einer Anzahl Bänder, welche je nach dem Format gestellt werden können
und den Zweck haben, den Schöndruck durch den Trockenapparat dem Abschmutzcylinder
und dem Widerdruckcylinder zuzuführen. Satzcylinder und Abschmutzcylinder rotiren
continuirlich, desgleichen läuft das Bändersystem ununterbrochen, während die
Druckcylinder zwar mit derselben Geschwindigkeit wie die Satzcylinder rotiren, aber
behufs Einlegens eines neuen Bogens nach jeder Umdrehung während eines ganzen
Umganges der Satzcylinder stillstehen. Dieser Stillstand, sowie der jedesmalige
Antrieb erfolgt in bekannter Weise durch Auffangegabeln.
Textabbildung Bd. 287, S. 290Fig. 2.Cottrell's Papierzuführung. Die Bandleitung vom Schöndruckcylinder zum Widerdruckcylinder endlich hat
eine solche Länge, dass bereits der zehnte Bogen zum Schöndruck angelegt wird,
während der erste Bogen auf dem Einlegetisch des Widerdruckcylinders anlangt.
Einen Fortschritt in der Papierzuführung an Rotationsmaschinen für wechselnde
Formate, welche mit endlosem Papier arbeiten, weist die Maschine von C. B. Cottrell in Westerly, Nordamerika (D. R. P. Nr.
65501) auf. Fig. 2 und 3 veranschaulichen dieselbe in Längsschnitt bezieh. Ober ansieht, Fig. 4 ist eine theilweise Seitenansicht.
Das Abtrennen der einzelnen Bogen von der gewünschten Länge geschieht in bekannter
Weise durch Einschaltung eines entsprechenden Wechselrades k in das die Speisewalzen CC1C2 bewegende
Getriebe. Zu diesem Zweck ist das Uebertragungsrad j
mit seinem Zapfen in einem zur Achse des vom Druckcylinder mit constanter
Geschwindigkeit bewegten Rades I2 concentrischen Schlitz verstellbar. Die Bewegung
der Speisewalzen überträgt sich durch Zahnräder c3, nn2 (auf gleicher Achse), 13,
15 auf die Walzen FF1 derart, dass diese Walzen stets dieselbe Umfangsgeschwindigkeit
haben wie die Speisewalzen. Zwischen letzteren und den Walzen FF1 liegt die
Schneidevorrichtung I I1, welche für den grösseren Theil ihrer Umdrehung durch das auf der Achse
i des unteren Messers I lose aufgesetzte bereits genannte Rad I2 angetrieben wird, und zwar in der Weise, dass ein
auf i aufgekeilter Arm q
durch den Druck einer Spiralfeder s auf einem an I2 bei r angelenkten
Stift s1 ständig in
Anlage mit einem Stift p des Rades I2 gehalten und daher
von diesem Rade mitgenommen wird. Die Geschwindigkeit der Messer ist dabei gleich
der Umfangsgeschwindigkeit des Cylinders. Diese Geschwindigkeit erfährt eine
Beschleunigung und wird gleich der Umfangsgeschwindigkeit der Speisewalzen bezieh,
der der Walzen FF1 und
der des Papiers jedesmal dann, wenn die Messer den Schnitt ausführen, damit kein
Reissen des Papiers eintritt. Diese Geschwindigkeitsänderung erfolgt durch
vorübergehenden Eingriff des Rades n in einen
Zahnsector t des auf Welle i am anderen Ende aufgekeilten Rades I, so
dass Arm q dem Rade I2 für eine kurze Zeit vorauseilt. Sind n und t wieder ausser
Eingriff, so wird auch q wieder gegen den Zapfen p gepresst.
Textabbildung Bd. 287, S. 290Fig. 3.Cottrell's Papierzuführung. Um nun diese verschieden grossen Bogen rechtzeitig den Greifern des
gleichmässig rotirenden Druckcylinders zuzuführen, ist ein Speisewalzenpaar HH1 eingeschaltet,
welches dieselbe Umfangsgeschwindigkeit wie der Druckcylinder, d.h. für alle unter
dem grössten Format liegenden Formate eine grössere Geschwindigkeit als die
Speisewalzen hat, und welches wagerecht verstellt werden kann, um das vordere Ende
des aus dem Schneidapparat tretenden Bogens früher oder später zu erfassen, dem
Bogen also früher oder später die beschleunigte Bewegung mitzutheilen. Durch
richtige Einstellung der Walzen HH1 wird es demnach (natürlich innerhalb gewisser
Grenzen) immer möglich sein, den Bogen mit seiner Vorderkante rechtzeitig an die
Greifer des Cylinders B zu bringen.
Textabbildung Bd. 287, S. 290Fig. 4.Cottrell's Papierzuführung. Behufs leichter Verstellung der Walzen HH1 sind diese in Armen von Schlitten gelagert, die
sich in Führungen des Maschinengestelles durch Kurbel 26 an Welle 25
und Zahnräder 24 verschieben lassen. Ihren Antrieb erhalten diese
Walzen gleich wie die Zuführungswalzen GG1 vom Zahnkranz B3 des Cylinders und von den konischen Rädern 27, 28, 29, 30, von denen das Rad 28 gleichzeitig mit HH1 verstellbar ist.
Die Bänder E, welche das Papier von F nach G leiten, haben die
grössere Geschwindigkeit der Walzen GG1 und laufen daher nicht direct auf der langsamer
rotirenden Walze F, sondern auf losen Scheiben 6 derselben.
Bezüglich weiterer Details dieser interessanten Maschine sei auf obige Patentschrift
verwiesen.
Eine Mittelstellung zwischen den beiden vorbeschriebenen nimmt die unter Nr. 63979
patentirte Maschine von H. H. Möller in Ottensen bei
Hamburg ein. Dieselbe verarbeitet endloses Rollenpapier, ohne dasselbe zu
zerschneiden, und lässt gleichzeitig in einem gewissen Sinne Formatänderungen
zu.
Die in Fig. 5 in
Seitenansicht, in Fig. 6
im Querschnitt dargestellte Rotationsmaschine dient zur Herstellung hier
beispielsweise zweifarbiger Abdrücke, welche auf einem sich gleichmässig
fortbewegenden Rollenpapierstreifen in beliebig regulirbaren Entfernungen von
einander aufgedruckt werden können, während diese Entfernungen bei einer
gewöhnlichen Rotationsdruckmaschine nur gleich dem Umfang des
Stereotypplattencylinders, oder gleich der Hälfte, einem Drittel, Viertel u.s.w.
dieses Umfanges sein können.
Die Vorrichtungen zum Drucken selbst bieten bei dieser Maschine nichts Neues. Sie
bestehen im Wesentlichen aus den Farbkästen AA1, den Farbwalzen aa1, den Leckwalzen CC1, den Verreibecylindern BB1, den Verreibewalzen bbbb1b1b1, den Auftragwalzen
cc1, den
Plattencylindern DD1
und endlich aus den Druckcylindern dd1.
Der Papierstreifen läuft von der Papierrolle E über die
Leitwalzen ee1e2 zwischen den
Cylindern Dd hindurch, empfängt dabei den Abdruck mit
der ersten Farbe, läuft dann über die Leitwalzen e3e1 zwischen den Cylindern D1d1 hindurch, empfängt hierbei den Abdruck mit der
zweiten Farbe, läuft über die Leitwalzen e5e6 und sodann zwischen Abzugwalzen FF1, durch welche eine
ununterbrochene gleichmässige Fortbewegung des Papiers behufs Weiterverarbeitung
desselben in beliebiger Weise bewirkt wird.
G (Fig. 5) ist die Hauptantriebswelle, g und
g1 sind feste und
lose Antriebriemenscheiben auf derselben. Von hier aus wird die Bewegung einerseits
mittels der Räder h1h2
und h3 auf die
Abzug walzen FF1 und
andererseits mittels der auf G aufgekeilten
Riemenscheibe H auf I
(Fig. 6) und die
Druckvorrichtungen übertragen.
Da die Druckvorrichtungen zeitweise stillstehen sollen, während die Scheibe
gleichmässig weiter rotirt, so ergibt sich hieraus folgende, bei
Rotationsdruckmaschinen bisher noch nicht angewendete Anordnung:
Die Riemenscheibe I sitzt lose auf der Welle i (Fig. 6) und wird mit
derselben durch eine Frictionskuppelung K verbunden.
Auf dem anderen Ende der Welle i sitzt ein Triebrad k1, welches mittels der
Räder k2 und k3 den Plattencylinder
D in Umdrehung versetzt. Vom Plattencylinder D aus wird die Bewegung in beliebiger Weise weiter auf
sämmtliche Theile beider Farbwerke und Druckvorrichtungen fortgepflanzt, derart
dass, wenn der Plattencylinder D zum Stillstand
gebracht wird, auch sogleich sämmtliche Theile beider Druckvorrichtungen
stillstehen.
Textabbildung Bd. 287, S. 291Maschine von Möller. Auf das Ende der Welle des Plattencylinders D
wird eine Wechselscheibe L (Fig. 5) aufgesetzt, und
zwar jeweilig mit ebenso viel Sperrzähnen, als man Stereotypplatten auf jedem der
beiden Cylinder D und D1 angebracht hat. In diese Sperrzähne greift der
Sperrhebel l selbsthätig ein und setzt somit die
gesammte Druckvorrichtung so lange Zeit ausser Thätigkeit, bis er wieder ausgelöst
wird, während der Papierstreifen seinen Weg ununterbrochen fortsetzt. Je länger
dieser Stillstand dauert, um so grösser werden die Entfernungen zwischen den
einzelnen auf einander folgenden Abdrücken. Die Auslösung des Sperrhebels l erfolgt nun durch die Daumenscheibe P, welche je nach Bedarf mit einem oder mehreren Daumen
ausgestattet ist. Der Antrieb der Scheibe P wird durch
Zahnräder Mm und Kettenräder Nn vermittelt. Je schneller sich also die Daumenscheibe P um ihre Achse dreht, desto kürzer werden die
Stillstandsperioden für die Druckvorrichtungen, und desto kürzer werden auch die
Entfernungen zwischen den einzelnen Abdrücken auf dem Rollenpapier ausfallen. Um
diese Entfernungen nach Belieben zu reguliren, hat man nur nöthig, die Zähnezahlen
der Zahnräder M oder m
oder die Durchmesser der Kettenräder Nn entsprechend zu
wählen.
In der durch die Zeichnung veranschaulichten Ausführung erfolgen beide Abdrücke auf
derselben Papierseite.
Will man das Papier beiderseitig bedrucken, so braucht man bei der zweiten
Druckvorrichtung nur Druckcylinder und Plattencylinder mit einander zu vertauschen.
Auf die zahlreichen und eigenthümlichen Combinationen, welche das Princip der Möller'schen Maschine zulässt, im Besonderen, wenn
beide Cylinder mit derselben Farbe drucken und der Abstand der von der ersten
Druckvorrichtung erzeugten Abdrücke gerade so gross bemessen wird, dass die Abdrücke
der zweiten Druckvorrichtung denselben gerade ausfüllen, kann hier nicht weiter
eingegangen werden. Der sich dafür interessirende Leser sei indessen hiermit darauf
hingewiesen.
Textabbildung Bd. 287, S. 292Fig. 7.Lafitte's Rotationsmaschine. Eine Rotationsmaschine eigenartiger Construction für endloses Papier und
einzelne Bogen, für Schön- und Widerdruck, für Mehrfarbendruck und wechselnde
Formate von P. O. Lafitte in London (D. R. P. Nr.
59928) ist in den Fig. 7 bis 10 dargestellt, von
denen Fig. 7 und 8 die
schematische Anordnung der ganzen Maschine bezieh, den Antriebsmechanismus für die
in beliebiger Anzahl hinter einander angeordneten Druckvorrichtungen
veranschaulichen, während Fig.
9 die Schneidevorrichtung und Fig. 10 das Prinzip der
Papierführung erläutert.
Textabbildung Bd. 287, S. 292Fig. 8.Lafitte's Rotationsmaschine. Wie aus Fig. 7 und 10 hervorgeht, besteht
die Transportvorrichtung aus einem endlosen Bande T und
einer endlosen Schnur C, zwischen denen das Papier P durch den von den Leitrollen RR1 ausgeübten Druck eingeklemmt wird. Die
Leitrollen sind an ihrem Umfang mit entsprechenden Auskehlungen versehen, so dass
das Band T und das Papier P durch die Schnur C etwas eingedrückt
werden. Vermöge der dadurch erzeugten Reibung wird das Papier sicher mitgenommen. Um
einem seitlichen Zuge Widerstand zu leisten, werden (Fig. 10) schräg liegende
Leitrollen I nahe an den Leitrollen RR1 angeordnet, so
dass, wie durch Pfeile angedeutet, ein seitlicher Druck auf die Schnur C ausgeübt wird. Das Band T und die Schnur C werden durch Rollen AA1 in Bewegung gesetzt
und durch Presswalzenpaare B und B1 gegen erstere
gedrückt. Die Walzenpaare B und B1 stehen mit den Rädern A und A1 in Eingriff und legen sich unter starkem Druck
gegen die Räder A und A1, so dass Band und Schnur sich ohne Gleitung mit
den Treibrollen A und A1
fortbewegen, während die Umfangsgeschwindigkeit und der Durchmesser der
letzteren gleich denjenigen der Druckcylinder ist.
Um wechselnde Formate drucken zu können, bestehen die Cylinder aus festen Kernen vom
Minimaldurchmesser, welche durch Auflegen von Halbmänteln, die in einer
entsprechenden Anzahl von Sätzen vorhanden sind, auf einen grösseren Durchmesser
gebracht werden können. Den verschiedenen Cylindergrössen entsprechen auch Sätze von
Rollen AA1 von jeweilig
gleichem Durchmesser und zugehörige Rollen BB1. Dass die Lager für diese Rollen, sowie für die
Cylinder verstellbar sind, ist selbstverständlich. Um je nach Bedarf das Papier
einseitig oder zweiseitig, einfarbig und mehrfarbig bedrucken zu können, hat jede
Druckvorrichtung ihr eigenes Farbwerk F und lassen sich
Druck- und Plattencylinder gegenseitig vertauschen bei gleichzeitiger Verlegung des
zugehörigen Farbwerks (wie z.B. F1), dessen Farbkasten zu diesem Behufe aus der Lage
K in diejenige K1 umgelegt werden kann. Die Auftragwalzen der
Farbwerke lassen sich entsprechend dem Cylinderdurchmesser in Schlitzlagern
verlegen.
Textabbildung Bd. 287, S. 292Lafitte's Rotationsmaschine. Es ist klar, dass, wenn bei dieser Maschine die Bewegungsübertragung auf
die einzelnen rotirenden Theile in gewöhnlicher Weise durch in einander greifende
Zahnräder erfolgen würde, ihre praktische Brauchbarkeit wegen der bei jeder
Veränderung der Cylinderdurchmesser oder Verlegung der Cylinder dann auch nothwendig
werdenden Auswechselung eines Theiles jener Zahnräder mehr als zweifelhaft
erscheinen müsste. Aus diesem Grunde musste die Bewegungsübertragung mittels
Zahnräderpaare durch einen Universalmechanismus ersetzt werden, der allen jenen
Veränderungen gegenüber constant bleibt. Derselbe ist in Fig. 8 dargestellt und dürfte einen über diesen besonderen Fall seiner
Anwendung hinausgehenden Werth haben, da er absolut genau, mit unvergleichlich
geringerem Kraftaufwande und gänzlich geräuschlos arbeitet.
Zu diesem Behufe wird von der Triebwelle A aus die
Transmissionswelle B angetrieben, die an jedem Ende mit
einer Kurbel C versehen ist; beide Kurbeln sind
rechtwinkelig zueinander verstellt. Auf jeder Seite der Maschine ist in Führungen
wagerecht verschiebbar ein Rahmen G angeordnet, der mit
einem senkrechten Schlitze E zur Aufnahme des Lagers
des Kurbelzapfens C versehen ist. Aehnliche Schlitze
f dienen zur Aufnahme der Kurbelzapfen c, die auf den Wellen der Cylinder D sitzen. Diese Kurbeln stehen unter demselben Winkel
zu einander wie die Kurbeln C und in solcher relativen
Lage, dass, wenn das Gestell G
hin und her
gleitet, sich die oberen Cylinder in der einen und die unteren in entgegengesetzter
Richtung drehen, wie durch Pfeile angedeutet ist.
Indem man die Schlitze f mit Rücksicht auf den grössten
Cylinderdurchmesser hinreichend lang macht und die Länge der Kurbelarme so wählt,
dass ihre Zapfen in den Schlitzen mit einander nicht collidiren, wenn die Cylinder
D ihren kleinsten Durchmesser haben, kann der
Apparat alle möglichen Cylinderpaare, deren Durchmesser zwischen den vorgenannten
Grenzen liegen, mit gleicher Geschwindigkeit treiben.
Die Lager für die Wellen der Cylinder D sind senkrecht
im Seitengestell der Maschine verschiebbar, so dass die Berührung des oberen
Cylinders eines jeden Paares mit dem unteren genau regulirt werden kann. Eine
fernere Regulirung bezüglich des Druckanfangs findet durch Verstellbarkeit der
Kurbeln c gegen ihre Cylinder in der bei
Doppelmaschinen bekannten Weise statt.
Der Schneideapparat (Fig.
9) besteht für sich, ist auf Rollen R
verschiebbar und kann auf jedem Ende der Maschine in grösserer oder geringerer
Entfernung vom Druckcylinder aufgestellt werden, um das Papier vor oder nach dem
Druck in jeder beliebigen Formatgrösse zu zerschneiden. Das Messer N gleitet senkrecht in einem auf dem Tisch O angebrachten Gestell, während der Tisch selbst durch
ein verstellbares Excenter und Excenterstange wagerecht hin und her bewegt wird.
Das Messer wird durch Federn gehoben und durch den Hebel P mittels Kurbel oder Excenter nach unten gedrückt. Die Bewegung der
Theile ist so berechnet, dass während des Niederganges des Messers und Ausführung
des Schnittes der Tisch O sich wagerecht mit derselben
Geschwindigkeit bewegt, mit welcher das Papier vorrückt.
Die beiden zuletzt beschriebenen Maschinen lassen, wie erwähnt, nach Belieben ein
Bedrucken des Papieres von nur einer oder auch von beiden Seiten zu, machen aber
beim Uebergang aus der einen in die andere Art ein Vertauschen des betreffenden
Druckcylinders gegen den zugehörigen Plattencylinder, mithin eine immerhin
zeitraubende Arbeit erforderlich.
Diese Umständlichkeiten sind in der neuerdings unter Nr. 66014 patentirten
Rotationsmaschine der Maschinenfabrik Augsburg
vermieden, auf welcher Maschine man mit einem und demselben Plattencylinder, ohne
denselben zu verlegen, das Papier entweder auf der einen oder auf der anderen Seite
bedrucken kann. Erreicht wird dieses Resultat dadurch, dass zu jedem Plattencylinder
zwei Druckcylinder gehören, und dass der in bekannter Weise verstellbar gelagerte
Plattencylinder je nach Bedarf mit dem einen oder dem anderen seiner Druckcylinder
zusammenarbeitet. Es ergeben sich demnach unter Zugrundelegung der gewöhnlichen
Anordnung von zwei Plattencylindern die in den Fig. 11, 12, 13 und 14 dargestellten
Combinationen, in denen die Plattencylinder mit P1 und P2, die zugehörigen Druckcylinder mit D1D3 bezieh. mit D2D4 und die Vorder- und
Rückseiten des Papiers mit 1 bezieh. 2 bezeichnet sind.
Gleichzeitig gibt Fig.
11 bei Hinweglassung der Druckcylinder D3 und D4 die gewöhnliche Anordnung einer Augsburger
Maschine. In welcher Weise in jedem der vier Fälle die Einführung und Ausführung des
Papiers stattzufinden hat, ist gleichfalls aus den Zeichnungen ersichtlich.
Erhält beispielsweise der Plattencylinder P1 von einem Farbwerk schwarze und der
Plattencylinder P2 von
einem zweiten Farbwerk rothe Farbe, so wird das Papier bei der Einstellung (Fig. 11) auf der
Vorderseite schwarz und auf der Rückseite roth, nach Fig. 12 auf der
Vorderseite gar nicht, auf der Rückseite dagegen schwarz und roth, bei Fig. 13 auf der
Rückseite gar nicht, auf der Vorderseite dagegen schwarz und roth, und endlich bei
Fig. 14 auf der
Rückseite schwarz und auf der Vorderseite roth bedruckt. Es können also alle
möglichen Aenderungen in der Zusammensetzung zweier Farben mit einer
Rotationsdruckmaschine erzielt werden.
Textabbildung Bd. 287, S. 293Rotationsmaschine der Maschinenfabrik Augsburg Solche verstellbare, mit je zwei Druckcylindern wechselweise in Verbindung
stehende Plattencylinder können auch an solchen Maschinen angebracht werden, welche
mit mehr als zwei Plattencylindern und Farbwerken versehen sind. Ebenso kann diese
Anordnung sowohl bei Rotationsmaschinen, die das Papier vor dem Druck, als auch bei
solchen, die das Papier nach dem Druck schneiden, Anwendung finden.
Wentscher.