Titel: | Ueber Neuerungen im Heizungswesen. |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 30 |
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Ueber Neuerungen im Heizungswesen.
(Patentklasse 36. Fortsetzung des Berichtes S. 14.
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Neuerungen im Heizungswesen.
Ein Füllofen für Koksfeuerung ist der Firma Leprince und
Siveke in Herford unter * Nr. 40724 vom 17. Februar1887 patentirt.
Derselbe besteht aus einem Sockel mit einem Planrost, über dem in einiger Höhe ein
von dem Obertheil des Ofens herabhängendes centrales und mit zahlreichen
Perforationen versehenes Füllrohr endigt. Das unterste Ende des letzteren lässt sich
durch eine in passenden Führungen bewegbare mehrzinkige Rostgabel abschliessen. Nach
dem Anfachen des Feuers auf dem Roste wird die Gabel herausgezogen und dadurch der
Kokssäule im Füllschacht Gelegenheit zum langsamen Nachsinken gegeben, ähnlich wie
bei der Construction von Alois Steinhauser in München
(vgl. Bd. 264 S. 112). Die aus den Perforationen des Füllrohres in wagerechter
Richtung austretenden Verbrennungsgase treffen auf einen den Füllschacht
umschliessenden, der besseren Wärmeabgabe wegen äusserst dünn gehaltenen Blechmantel
und entweichen in den Schornstein. Die letztere Einrichtung dürfte weniger zu
empfehlen sein, da die unvermeidliche starke Erhitzung des Mantels zu dem Verkohlen
des in der Luft schwebenden organischen Staubes Veranlassung geben und damit den bei
eisernen Oefen wohlbekannten unangenehmen Geruch des „Sengens“ hervorrufen
wird.
Textabbildung Bd. 288, S. 30
Fig. 11.Rust's Füllofen.
Textabbildung Bd. 288, S. 30
Fig. 12–13. Füllofen von Stuckenholz.
Bei dem von Arthur Rust in Granville-Road, Leicester,
England, construirten Ofen (* D. R. P. Nr. 44159 vom 28. Mai 1887, vgl. Fig. 11) ist das centrale Füllrohr f von zwei Mänteln h und
g umschlossen. Der Zwischenraum zwischen dem
inneren Mantel h und dem Füllschacht ist mit Sand
ausgefüllt, der als Wärmespeicher zu dienen bestimmt ist. In dem Zwischenraum
zwischen den beiden Mänteln h und g sind Rippen k und k1 angeordnet, die an
dem Mantel g derart befestigt sind, dass durch sie
spiralförmige Züge gebildet werden. Die im Rostkorbe d
sich entwickelnden Brandgase treten durch drei in der Platte e ausgesparte Oeffnungen in die Spiralzüge und sammeln sich wieder im
Rauchkasten l, um von hier aus in den Schornstein zu
entweichen. Ueber den Füllschacht f ist ein mit einem
Deckel dicht verschliessbarer Füllhals m gestülpt.
Um die Verwendung auch des feinkörnigsten Brennmaterials, wie Kohlengrus und
Sägespäne, in Füllöfen zu ermöglichen, empfiehlt Gustav
Stuckenholz in Berlin (* D. R. P. Nr. 39723 vom 14. October 1886), die
Wände des Füllschachtes mit Luftzuströmungsöffnungen in verschiedener Höhe über dem
Roste zu versehen (Fig.
12 und 13).
Zu dem Zwecke sind
im Füllschacht b senkrechte Luftwege a angeordnet, welche unterhalb des Rostes c sich öffnen, nach oben hin abgeschlossen sind, dafür
aber durch seitliche Spalten d mit dem Brennstoffraume
e in Verbindung stehen. Die obere Kante df dieser Spalten liegt wagerecht, die untere dg fällt hingegen steil ab. Der staubförmige Brennstoff
wird an der Kante f stets im natürlichen
Böschungswinkel des Materials nach abwärts gelenkt und trifft so die schräge Fläche
dg etwa im Punkte ff.
Der oberhalb der Linie fh befindliche Spaltenraum vom
Querschnitt dfh bleibt also stets von Brennstoff,
Schlacken u. dergl. frei, so dass eine Verstopfung der nach dem Längskanal a überleitenden Spalte d
ausgeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 288, S. 31
Füllofen von Dinz.
Auf im Wesentlichen demselben Principe beruht die eigenartige Construction von Felix Dinz in Saint Jean des Vignes bei Chalon sur
Saône (* D. R. P. Nr. 49177 vom 27. März 1889), Fig. 14. Der Ofen ist
aus einzelnen Formsteinen von feuerfestem Material aufgebaut, die trichterförmige
Hohlräume d besitzen. In den obersten Formstein wird
das pulverförmige Brennmaterial eingefüllt, das aus dem sich nach unten konisch
verjüngenden Hohlraum durch die Oeffnung bc in den
ebenfalls trichterförmigen Hohlraum des nächsten Formsteins fällt, in welchem es
sich nach seinem natürlichen Böschungswinkel schüttet, so dass zu beiden Seiten der
Schüttung freie Räume verbleiben. Von den schiefen Ebenen ef und gh dieser Abtheilung herabgleitend,
fällt das Brennmaterial in den nächsten Hohlraum und langt schliesslich in der
letzten Abtheilung an, unter der sich der Aschenfall befindet. Die Verbrennungsluft
strömt durch einen seitlichen Kanal in den freien Raum neben der Schüttung der
untersten Abtheilung ein, in welcher das Brennmaterial entzündet wird. Die sich hier
entwickelnden Brenngase steigen durch einen neben dem Schüttraum der darüber
liegenden Abtheilung befindlichen Kanal in die Höhe, umspülen die Schüttung und
durchstreichen die Spitze derselben, um in den nächsten Abtheilungen ebenfalls mit
dem Brennmaterial in die innigste Berührung zu kommen und schliesslich durch j zu entweichen.
Die Patentschrift zeigt verschiedene Ausführungsformen desselben Princips, von denen
die die bemerkenswertheste sein dürfte, bei welcher die einzelnen über einander
liegenden Abtheilungen durch fortlaufende Schraubengänge n ersetzt sind (Fig. 15). Dieselben sind sowohl in der Aussenwandung j als auch in dem centralen, als Abzug der
Verbrennungsproducte dienenden Kern h in der Weise
angeordnet, dass das nach seinem Böschungswinkel sich schüttende Material sie nicht
vollständig anfüllen kann.
Bei dem Füllofen von August Ackermann in
Grellingen, Schweiz (* D. R. P. Nr. 48677 vom 27. September 1888) ist der
Füllschacht vor der directen Berührung mit dem Feuer geschützt. Derselbe mündet
oberhalb eines halbkugelig gestalteten, mit radial gestellten Roststäben versehenen
Rostes und ist concentrisch von einer Anzahl von Rohren umgeben, welche den
Feuertopf mit einem im Gesims des Ofens liegenden, den Füllschacht ringförmig
umschliessenden Rauchsammler verbinden. Die gesammten Verbrennungsgase passiren
diese Rohre, ohne mit dem Füllschacht in Berührung zu kommen und entweichen aus dem
Rauchsammler durch zwei seitliche Rohre in den Schornstein. Im Sockel des Ofens ist
eine Anzahl kurzer Rohre in dem Zwischenraum zwischen dem Feuertopf und einem das
Ganze umschliessenden Mantel angeordnet, durch welche die Zimmerluft eintritt, um
erwärmt am Obertheil des Ofens auszuströmen.
Textabbildung Bd. 288, S. 31
Fig. 16.Willgeroth's Ofen mit Ventilation.
Textabbildung Bd. 288, S. 31
Fig. 17.Büttgenbach's Füllofen für Briquettes etc.
A. Willgeroth in Stadt-Oldendorf empfiehlt, durch
Ansaugen der Verbrennungsluft im Obertheil des Ofens eine gute Ventilation des
Zimmers zu bewirken (* D. R. P. Nr. 45461 vom 1. Januar 1888), Fig. 16. Dem auf dem Rost a brennenden, aus dem verschlossenen Füllschacht h nachfallenden Brennmaterial wird daher die Verbrennungsluft sammt den
aus dem Wasserkübel e3
aufsteigenden Wasserdämpfen allein durch das Rohr e
zugeführt. Das verstellbare Ventil e2 vertheilt das auf seinem Wege vorgewärmte Luft-
und Dampfgemisch sowohl nach dem Füllschacht als nach dem Raum über dem Rost. Die
Verbrennungsproducte schlagen um die Zunge c herum und
ziehen in stehenden und fallenden Zügen, deren Reinigungskappen l im Sandverschluss liegen, zum Schornstein. Der Russ
sowie die Flugasche fällt durch das Rohr m in den
Sockel A des Ofens.
Der Füllofen von Daniel Wintermeyer in Barmen (* D. R.
P. Nr. 50315 vom 31. März 1889) stellt eine Erweiterung der durch die *
Patentschrift Nr. 21238 bekannt gewordenen Construction eines Zwillingsofens mit
zwei Füllschächten dar. Rechts und links von dem zweischössigen Kochraum des Ofens
liegt je ein Füllschacht, der nach oben in einen gemeinschaftlichen Fülltrichter,
nach unten in einen
gemeinschaftlichen, durch einen eingesetzten Stehrost getheilten Korbrost mündet.
Der Aschenfall unter letzterem ist durch eine senkrechte Scheidewand ebenfalls in
zwei getrennte Abtheilungen getheilt. Die auf dem rechten oder linken Theile des
Korbrostes entwickelten Verbrennungsgase treten durch eine, beiden Theilen
gemeinsame Oeffnung in der Hinterwand des Ofens in die Züge desselben, umspülen die
Kochplatten und entweichen entweder unmittelbar in den Schornstein oder
durchstreichen nach Verstellung einer Zugwechselklappe noch die neben den
Füllschächten, sowie die im Sockel des Ofens angeordneten Züge.
Füllöfen für Briquettes (Presskohlen, Kohlenziegel). Die
beständig zunehmende Verwendung von Briquettes, dem bekannten, aus pulverförmiger
Braunkohle durch starken Druck hergestellten Brennmaterial, hat zum Bau von Füllöfen
geführt, welche ausschliesslich zur Beschickung mit diesem in seinen äusseren Formen
stets gleichmässigen Brennmaterial bestimmt sind. Diese Gleichmässigkeit der Gestalt
lässt sich constructiv insofern günstig verwerthen, als man danach im Standeist, die
Abmessungen des Füllschachtes genau der Grösse der Kohlenziegel anzupassen.
Eine der frühesten Constructionen dieser Art, welche im Wesentlichen alle erst den
letzteren Jahren angehören und etwa mit dem Aufschwünge der Briquettefabrikation
zusammenfallen, ist die von Franz Büttgenbach in
Herzogenrath bei Aachen (* D. R. P. Nr. 52018 vom 5. December 1889), welche in Fig. 17 dargestellt ist. Die Verbrennung der
Presskohlen erfolgt hier auf einem von aussen zu bewegenden Schüttelrost r, von dem aus die entstehenden Gase auf dem durch
Pfeile bezeichneten Wege zum Abzugsrohr R entweichen.
Der Füllschacht F, welcher an dem oberen Ende dicht
verschlossen ist, endigt unten in einem Abstande über dem Rost r, welcher etwa einer
Briquettelänge gleichkommt und trägt hier einen Bügel b, der die im Füllschacht F vorhandenen
Briquettes stützt. Der Füllschacht ist in vier bis acht Abtheilungen von solchem
Querschnitt getheilt, dass ein auf die hohe Kante gestellter Kohlenziegel gerade
darin Platz findet. Die auf dem Rost r brennenden
Flammen umspülen nun die untersten, mit ihrer halben Länge aus dem Füllschacht
herausragenden Presskohlen, die unter der Einwirkung der Hitze und des Druckes der
darüber lagernden Briquettes allmählich zerbröckeln, auf den Rost r herabfallen und dort völlig verbrennen.
Bei dieser Bauweise ist eine Verstärkung des Feuers zum Zweck einer stärkeren
Wärmeabgabe nur schwer möglich, da die Verbrennung auf dem Roste r nur in dem Maasse erfolgen kann, als aus dem
Füllschacht neues Material hinzufällt. Um letzteres beliebig beschleunigen und
zugleich auch die Länge, um welche die Kohlenziegel aus dem Füllschacht herausragen,
beliebig abändern zu können, ist in der aus Fig. 18 und 19 ersichtlichen Weise
von dem Buderus'schen Eisenwerk in Hirzenhainerhütte (*
D. R. P. Nr. 59040 vom 18. November 1890) der Bügel des Büttgenbach'schen Ofens durch einen Pyramidenrost ersetzt. Und zwar kommt
entweder ein solcher mit nach unten oder nach oben gekehrter Spitze zur Anwendung.
In beiden Fällen sind die einzelnen Rostteller beweglich angeordnet, so dass durch
Heben und Senken derselben mittels eines Hebels H,
welcher sich dauernd ineiner beliebigen Lage einstellen lässt, das Herabfallen
der Briquettes aus dem Füllschacht beschleunigt werden kann. – Bei einer zweiten,
von derselben Firma herrührenden Construction (* D. R. P. Nr. 60052 vom 26. August
1890) ist der Füllschacht aus der Mitte des Ofens an die Seite desselben verlegt.
Hierdurch war naturgemäss eine Abänderung der Rostconstruction bedingt, und zwar ist
der Rost derart umgestaltet, dass sich derselbe unter dem seitlichen Füllschacht ein
Stück schräg nach abwärts erstreckt, um dann in einen Planrost überzugehen, an dem
der aus der vorigen Construction her bekannte Hebel H
angreift. An der höchsten Stelle des schrägen Rosttheiles befinden sich wieder die
zur Unterstützung der Briquettes im Füllschacht bestimmten Träger.
Textabbildung Bd. 288, S. 32
Pyramidenrost der Buderus' Eisenwerke.
Textabbildung Bd. 288, S. 32
Fig. 20.Simons Füllofen.
Textabbildung Bd. 288, S. 32
Fig. 21–22. Zerlegbare Heizvorrichtung von Krell.
Hans Simons in Köln a. Rh. (* D. R. P. Nr. 60086 vom 5.
April 1891) verwirft den Füllschacht gänzlich und sucht auf andere Weise einen
Vorrathsbehälter für die Kohlenziegel zu gewinnen. Seinen Ausführungen zufolge
verstopfen sich bei Verwendung verschiedener Briquettegrössen leicht die verticalen
Kammern des Füllschachtes. Ausserdem liegt die Füllöffnung bei einigermaassen
ausgedehnten Oefen so hoch, dass die Beschickung derselben mit mancherlei
Unbequemlichkeiten verknüpft ist. Der Füllschacht ist daher in der in Fig. 20 zur Anschauung gebrachten Construction ganz
beseitigt und dafür ein Raum R vorgesehen, der durch
die Thür o zugänglich und nach oben hin dicht
abgeschlossen ist. Dieser Füllraum ist durch ein nach unten offenes dachförmiges
Winkelblech a getheilt. Die Schenkel desselben laufen
derart aus einander,
dass die unten übrig bleibenden Oeffnungen p dem Rost
genügend Brennmaterial zuführen, ohne dass die darüber befindliche Füllung in Glut
versetzt werden könnte.
Unterhalb des Winkelblechs a ist der halbkreisförmig
gestaltete Rost b angeordnet, dessen Stäbe nach der
Mitte zu in immer engeren Zwischenräumen zu einander stehen. Dieser Rost fängt die
ihm durch die Oeffnungen p hindurch zufallenden
Briquettebrocken auf, bewirkt deren weitere Verbrennung und führt die kleineren
Brennmaterialtheilchen durch seine Spalten dem untersten Rost c zu, auf dem die völlige Ausnutzung derselben erfolgt.
Letzterer ist um eine wagerechte Achse d zu kippen und
zum Zweck der Luftzuführung auch dann, wenn die Spalten des Rostes verstopft sein
sollten, mit einem dachartigen Aufsatz e mit
durchbrochenen Wandungen versehen. Die Feuergase ziehen auf dem durch Pfeile
bezeichneten Wege ab, während die Zuführung der Verbrennungsluft durch einen mit
Schieber versehenen Kanal g erfolgt, in welch letzterem
eine kräftige Vorwärmung derselben stattfindet. Zum Zweck der Kühlung des hohlen
Einsatzes a sowie um etwa in demselben sich sammelnde
gasförmige Destillationsproducte zu entfernen, ist die Rückwand desselben mit einer
regulirbaren Oeffnung i versehen, durch welche die
Zimmerluft eintreten kann.
Schliesslich sei noch einer zerlegbaren Heizvorrichtung für Briquettes von Georg Krell in Husten (* D. R. P. Nr. 64597 vom 5.
Januar 1892) erwähnt. Die hierbei zur Verwendung gelangenden Briquettes sind jedoch
nicht die sonst gebräuchlichen, sondern sie bestehen aus gepresster Holzkohle. Der
Ofen ist nämlich dazu bestimmt, im Bedarfsfalle in Räumen beliebig aufgestellt zu
werden, ohne eines Abzugs für die Feuergase zu bedürfen. Es kommt daher darauf an,
die Bildung des giftigen Kohlenoxydgases zu hindern. Nach Angabe des Erfinders, dem
wir die Verantwortung dafür überlassen müssen, lässt sich dies dadurch erreichen,
dass eine Anzahl Herde über einander angeordnet wird, deren jeder mit Holzkohle
beschickt wird. Die bei der Verbrennung sich bildende Kohlensäure kann seitlich
entweichen und kommt nicht mehr mit glühender Kohle in Berührung, aus welcher allein
das giftige Kohlenoxyd entsteht, da sich dieses nur durch eine Reduction nach der
Formel CO2 + C = 2CO bildet. Der Ofen selbst wird
daher aus lauter einzelnen, übereinstimmend profilirten Blechen B aufgebaut (Fig. 21), die sich zum
Transport in der aus Fig.
22 ersichtlichen Weise zusammenlegen lassen. Beim Gebrauch werden
dieselben sperrig über einander gesetzt und auf den Tellern T in ihrer Mitte mit den erwähnten Holzkohlenbriquettes beschickt.
(Fortsetzung folgt.)