Titel: | Neuere Drehbänke. |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 33 |
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Neuere Drehbänke.
(Schluss des Berichtes S. 8 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Drehbänke.
Dietz-Gang's Drehbank.
Dietz, Gang und Co. in Cincinnati, Ohio, haben bei der
in Fig. 29 nach American
Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 36 * S. 3, abgebildeten Drehbank von 394 mm
Schnittkreisdurchmesserfür den Wechsel des Schlittenbetriebes folgende
Anordnung getroffen. Zwischen der Leitspindel und der Steuerwelle ist an der
Wangenvorderseite die Zahnstange angeschraubt, in welche das durch die Steuerwelle
betriebene, im Schlittenschild untergebrachte Räderwerk eingreift. Diese Steuerwelle
erhält ihre Bethätigung sowohl durch die beiden Riemenstufenscheiben, als auch vom
Versatzräderwerk, indem ein an ihrem linksseitigen Lagerauge angebrachter
Zapfenhebel ein Zahnrad trägt, welches zwar beständig mit einem auf die Steuerwelle
gekeilten im Eingriff steht, doch durch Verdrehung des Zapfenhebels in den Bereich
des an der Leitspindel befindlichen Versatzrades gebracht werden kann.
Textabbildung Bd. 288, S. 33
Fig. 29.Dietz-Gang's Drehbank.
In derselben Weise kann aber auch die Leitspindel bei ausgerücktem Wendetriebwerk
durch die Stufenscheiben betrieben werden.
Bei dieser Anordnung kann unter Umständen auch der Schlitzhebel für das
Versatzzwischenrad als Winkelhebel für das Wendetriebwerk benutzt werden, so dass
das Dreirad-Wendetriebwerk aus passenden Versatzrädern zusammenstellbar ist.
Prentice's Drehbank.
Textabbildung Bd. 288, S. 33
Fig. 30.Prentice's Drehbank.
Prentice Brothers in Worcester, Mass., wenden bei ihren
neuen Drehbänken ein doppeltes Rädervorgelege an, eine Einrichtung, die bereits
früher von G. H. Harvey (Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 584) angewendet worden ist.
Hierdurch wird bei einer vierfachen Stufenscheibe ein zwölffacher Wechsel an
Spindelumdrehungen möglich. Nach American Machinist,
1891 Bd. 14 Nr. 49 * S. 1, wird die in excentrischen Lagerbüchsen liegende Achse für
das Vorgelege in üblicher Weise behufs Ausrückung der Räder verdreht. Auf der Rohrwelle
ist jedoch das Doppelrad (Fig. 30) verschiebbar, so
dass abwechselnd, immer nur eines von beiden, in das auf der Spindel laufende
entsprechende Getriebe eingreifen kann, weshalb diese Spindelgetriebe einen freien
Zwischenraum von Radbreite freilassen.
Die Gegendruckschraube sitzt in einem Gehäuse am Hinterlager, innerhalb welchem das
Spindelgetriebe liegt. An dieses trifft ein gewöhnliches Dreirad-Wendetriebwerk, an
dessen Mittelrade die Stufenscheibe angeschlossen ist. Nun ist die untere grössere
Stufenscheibe für den Betrieb der Steuerwelle auf einem Zapfen frei drehbar
aufgeschoben, dessen Hebel um die Nabe des Steuerwellenlagers schwingt, wobei durch
ein Radpaar die Verbindung mit der Steuerwelle herbeigeführt ist.
Dadurch kann bei verschiedenen Einstellungen dieses Zapfenhebels der Steuerriemen
verschieden stark gespannt oder ganz lose gemacht werden.
Lodge's Riemenscheibendrehwerk.
Riemenscheiben, Zahnräder und dergleichen bis zu 660 mm Durchmesser und 507 mm Breite
werden auf der in Fig. 31 bis 33 nach American
Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 25 * S. 1 und 2, dargestellten Maschine
vortheilhafter, als auf einer gewöhnlichen, zu solchen Arbeiten geeigneten Drehbank
bearbeitet.
Textabbildung Bd. 288, S. 34
Fig. 31.Lodge's Riemenscheibendrehwerk.
Auf dieser von der Lodge und Davis Machine Tool Company
in Cincinnati, Ohio, gebauten, 1800 k schweren Maschine werden die Werkstücke
gleichzeitig gebohrt und abgedreht, wobei auf die cylindrische oder ballige Form des
Riemenscheibenkranzes entsprechende Rücksicht genommen ist.
In der Hauptsache ist die grössere Leistungsfähigkeit dieser Maschine der Massigkeit
und Festigkeit des Bettgestelles A zuzuschreiben,
welches eine geschlossene Rahmenform besitzt, an der die Lagerstellen, Wangen und
Füsse angegossen sind. Eben deshalb läuft auch die 152 mm starke, mit 95 mm
durchgehender Bohrung versehene gusseiserne Spindel B
in 228 bezieh. 203 mm langen Lagern und trägt zwischen diesen das Haupttriebrad C, während an einer Tellerscheibe D des Spindelkopfes B das
Werkstück an den Armspeichen seine Befestigung in der Art findet, dass passende
Unterlagen E und Deckelklötzchen E1 die Arme des
Werkstückes passend umschliessen.
An der Vorder- und an der Rückseite des Bettgestellessind Wangen F und G consolartig
angegossen, auf welchen die Supportschlitten H mit
Quersupport I und Stahlhalterthurm K angebracht werden.
Zur Aufnahme der Bohrstange ist ein im rechten Bettende geführter Schlitten L vorgesehen, während für Erleichterung des Aus- und
Einspannens des Werkstückes ein Stützböckchen vorhanden ist, welches sich in der
Querverbindung M (Fig.
33) des Bettgestelles A führt.
Textabbildung Bd. 288, S. 34
Fig. 32.Lodge's Riemenscheibendrehwerk.
Von der Stufenscheibe N wird bei eingerücktem Getriebe
a durch Vermittelung der Räder b, c und C die Spindel
beim Abdrehen mit einer Uebersetzung (30 : 1) bethätigt, während für das Schleifen
und Poliren durch Eingriff der Rädert, e, c und C bloss eine Uebersetzung (2 : 1) hervorgebracht wird.
Zu diesem Behufe verschieben sich die mit einer Nabenhülse verbundenen Räder a und d auf einem
Längskeil der Antriebwelle P. Auf dieser sitzt, auf der
rechtsseitigen Verlängerung, die Stufenscheibe f,
welche, auf g wirkend, die Schaltungsbewegungen auf die
drei Schlitten durch Einschaltung des Winkelradtriebwerkes auf die Querwelle h (Fig. 33)
überträgt.
Textabbildung Bd. 288, S. 34
Fig. 33.Lodge's Riemenscheibendrehwerk.
An beiden Enden derselben sind Schneckentriebwerke angebracht, die vermöge
Kegelreibungskuppelungen die beiden Bewegungsspindeln der einzelnen Supportschlitten
treiben.
Vom vorderen Schneckenrade zweigt nun die Schaltbewegung sich mittels Räderwerke
i auf eine Schneckenwelle j, die ein ähnlich ausgebildetes Schneckentriebwerk mit Reibungskuppelung
treibt, womit aber durch eine Zahnstangengetriebwelle der Bohrschlitten geschaltet
wird.
Ballige Riemenscheibenläufe werden durch Verwendung von Lehrschienen bezieh.
Bogenschütze Q hergestellt, in welche sich die mit
Röllchen versehenen Enden vom Doppelhebel h führen, die
am anderen Ende zahnbogenartig ausgebildet sind und dadurch den Stützpunkt für die
Spindelmutter des Quersupportschlittens bilden.
Erhalten die abzudrehenden Riemenscheiben gerade Bahn, bezieh. cylindrische Umfange,
so wird der Rollenzapfen des Hebels k entfernt und
dieser Hebel durch einen Einsteckstift o festgelegt,
während die winkelartigen Schlitzplatten Q den
verlangten Ballungen entsprechend vertauscht werden können.
Lang's Bohrdrehbank.
Bei den neueren Bohrdrehbänken von John Lang und Sohn in
Johnstone, N. B. (Fig. 34 und 35), ist die Schaltung des Supports ausschliesslich
mittels Stufenräder durchgeführt. Nach Engineering,
1892 Bd. 53 * S. 761, trägt die seitliche Steuerwelle A
(Fig. 35) drei Stufenräder aufgekeilt, in welchen
drei entsprechende, auf der hohlen Zwischenwelle B lose
gehende Räder in stetem Eingriff stehen.
Textabbildung Bd. 288, S. 35
Fig. 34.Lang's Bohrdrehbank.
In der Bohrung dieser Hohlwelle verschiebt sich vermöge eines Handstellhebels eine
Ausrückstange D, welche am linksseitigen Ende einen
Querkeil C trägt, welcher in die doppelten Keilnuthen
der Stufenräder hineinpasst.
Textabbildung Bd. 288, S. 35
Fig. 35.Lang's Bohrdrehbank.
Nun sind aber die Bohrungen dieser Räder an deren Berührungsstelle so weit
ausgedreht, dass der Querkeil C in dieser
Nabenerweiterung frei stehen kann, so dass in dieser Lage (Fig. 35) die zwei grösseren Räder ungekuppelt sind.
Wird aber dieser Querkeil C noch weiter nach links
gestellt, so ist das grösste Rad des Satzes gekuppelt unddie Steuerwelle A in schnellster Gangart bethätigt, während bei der
weitesten Rechtsstellung des Querkeiles die Schaltung in langsamer Gangart
verläuft.
In das auf der Hohlspindel B sitzende Aussenrad greift
das Mittelrad eines Dreirad-Wendetriebwerks ein, das an derselben Platte angeordnet
ist, in welcher die Gegendruckschraube sitzt.
Auf der im Vorderlager 89 mm starken Stahlspindel sitzt eine 610 mm grosse
Planscheibe, an welcher aber 760 mm grosse Werkstücke sich frei über die Wange
drehen können.
Die Stufenscheibe hat fünf 86 mm breite Läufe, welche von 165 bis 368 mm Durchmesser
ansteigen.
Walker's Bolzendrehbank.
Vollendungsarbeiten an Schraubenbolzen, Muttern und Unterlegscheiben werden nach American Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 2 * S. 8, mit der
kleinen von D. F. Walker in Philadelphia, Pa., gebauten
und im Schaubild Fig. 36 dargestellten Drehbank
ausgeführt.
In der Bohrung der Hohlspindel liegt eine kegelförmige Spannbüchse, welche mit dem
hinteren Handgriffrade gelöst oder gespannt wird, je nachdem der Arbeiter mit seiner
linken Hand das Griffrad bremst oder verdreht. So können bei fortlaufender Spindel
ohne Unterbrechung des Ganges die Werkstücke aus- und eingespannt werden.
Recht hübsch ist die Form des Hohlgussfusses getroffen, welches grosse
Standfestigkeit und Massigkeit besitzt, leider aber den Zugang zur Arbeitsstelle
durch die grosse Fussplatte erschwert.
Putnam's Schraubenschneidmaschine.
Textabbildung Bd. 288, S. 35
Fig. 36.Walker's Bolzendrehbank.
Schraubenbolzen bezieh. Muttern von ⅜ bis 1¼ Zoll engl. werden auf dieser von der Putnam Machine Company in Fitchbury, Mass., mit
einmaligem Durchgang und auf begrenzte Länge mit Gewinde angeschnitten. American Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 23 * S. 3, bringt
die in Fig. 37 bis 39
nachgebildeten Einzelheiten.
Im 373 mm langen, am Maschinenbett angegossenen Lagerauge a läuft die 76 mm starke Hohlspindel b,
betrieben durch eine vierläufige Stufenscheibe c und
ein Radpaar d.
Textabbildung Bd. 288, S. 36
Putnam's Schraubenschneidmaschine.
Vier Schrauben e dienen zur Befestigung einer
Spindelbüchse f, über welche vermöge eines Handhebels
o eine Glockenbüchse g
axial verschiebbar ist, die mit der Spindelbüchse f
durch zwei Federkeile im Drehsinn verkuppelt wird.
Zwei Zapfenröllchen h dieser Glockenbüchse g greifen in die Schrägnuthen i des Schneidkopfes k (Fig. 37 und 38) ein, in dessen
Stirnfläche vier Curvennuthen l eingefräst sind, in
welche die Zapfen der Gewindeschneidstähle eingreifen, die in vier durchgreifende
Radialschlitze des Spindelkopfes b1 sich führen. Eine an diesem Spindelkopf
angeschraubte Kappe m dient zum Abschluss und zur
Sicherung der Führung der Gewindeschneidbacken.
Der rückseitige Bordrand dieser Kappe m ist mit 132
Zähnen versehen, der in ein 42zähniges, zum Betriebe der Oelpumpen dienendes Rädchen
n eingreift.
Es ist ohne weiteres hieraus zu entnehmen, dass eine Rechtsbewegung der Glockenbüchse
g eine Linksdrehung des Schneidkopfes k, mithin ein Zusammenschieben der vier im Spindelkopf
b1 radial geführten
Schneidbacken zur Folge hat, während im Gegensatz hierzu eine Linksverstellung von
g das Oeffnen der Schneidbacken, also die
Unterbrechung des Arbeitsganges herbeiführt. Um diesen letzteren Vorgang selbsthätig
und auf vorbestimmte Länge des Werkstückes begrenzt zu gestalten, dazu dient ein
seitlich geführter Stab p (Fig. 37 punktirt), der
vermöge Anschlag des auf der Wangenführung gleitenden Klemmkopfes axial verstellt
wird.
Dadurch wird ein Hebeldaumen q (auch Fig. 37)
getroffen,eine Querwelle r verdreht und ein
Nasenhebel s aus dem Eingriff mit einer Federhülse t gebracht. Diese oben tellerförmig erweiterte Hülse
t wird durch eine Drahtfeder beständig nach oben
gegen die Nabe des grossen Triebrades d gedrückt,
hingegen vermöge einer eingedrehten Ringnuth durch den vorerwähnten Nasenhebel s in der Tief läge zurückgehalten.
In diese Tieflage wird aber die Tellerbüchse t durch
einen an der Nabe d1
angegossenen Daumenansatz gedrängt, während hierauf eine zweite, am Nabenbord von
d1 angegossene
Kammscheibe an diese Tellerbüchse t trifft, dieselbe
dreht und sammt ihrem Führungskörper u nach links
drängt, wobei die an dem Handhebel o angelenkte
Schubstange v die Glockenhülse s nach links bewegt, wodurch zufolge der sich nunmehr abspielenden
Relativverdrehung des Schneidkopfes k gegen die Spindel
b die Gewindeschneidbacken gelüftet, bezieh. aus
dem Schraubenbolzen frei gelegt werden, was den Stillstand des Arbeitsganges
bedingt.