Titel: | Beiträge zur Technologie der Alkalidichromate. |
Autor: | C. Häussermann |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 93 |
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Beiträge zur Technologie der
Alkalidichromate.
Von C.
Häussermann.
Mit Abbildungen.
Beiträge zur Technologie der Alkalidichromate.
Im Hinblick auf den Umfang, welchen die Fabrikation der Alkalidichromate neuerdings
im Deutschen Reich angenommen hat, und in Anbetracht der Thatsache, dass dieser
Zweig der chemischen Industrie bislang nicht in einer seiner Bedeutung
entsprechenden Weise behandelt worden ist, dürfte eine übersichtliche Darstellung
des allgemein zur Chromatfabrikation üblichen Verfahrens nicht unwillkommen sein. Im
Nachstehenden hat es der Verfasser unternommen, über den heutigen Stand der
Chromattechnik an Hand der in den Zeitschriften zerstreuten Notizen, sowie auf Grund
eigener Beobachtungen oder Versuche in zusammenhängender Form zu berichten.
In Bezug auf die historische Entwickelung dieses Fabrikationszweiges ist
vorauszuschicken, dass derselbe, von England aus sich verbreitendDie ältere Geschichte der Fabrikation ist in
A. W. Hofmann's Bericht über die Wiener Weltausstellung im J. 1873, Bd. 1 S. 723,
nachzusehen., Anfang der 80er Jahre ungefähr gleichzeitig von
zwei deutschen Fabrikanten, P. Römer und C. Neuhaus, aufgenommen worden ist, nachdem die
Regeneration des bei der Alizarinfabrikation abfallenden Chromoxyds schon früher im
Inland betrieben worden war. 1883 folgte dann die Silesia, Verein chemischer Fabriken in Saarau, und 1888 die Chemische Fabrik Griesheim in Griesheim a. M. Als
Ausgangsmaterial für die Herstellung des Natriumdichromats dient in Deutschland und
in England überwiegend türkischer bezieh. kleinasiatischer Chromeisenstein; daneben
wird solcher anderer Provenienz nur vereinzelt benützt. Die Zusammensetzung eines
Durchschnittsmusters von über Smyrna bezogenem Chromerz zeigt nachstehende Analyse,
welche auf wasserfreie Substanz berechnet ist:
Cr2O3
=
51,20
Al2O3
=
12,80
Fe2O3
=
1,45
FeO
=
13,32
MgO
=
12,55
CaO
=
3,15
SiO2
=
4,95
CO2
=
0,20
Verlust
=
0,38
–––––
100,00.
Analysen von Erzen der übrigen Fundorte sind von ClouetAnnal. Chim. Phys., 1869 4. Ser. Bd. 16 S. 90.
Im Auszug: D. p. J. 1869 193 33., sowie von ChristomanosBerichte der chemischen Gesellschaft, 1877 (10)
S. 10. 343. Ausserdem Fels (D. p. J. 1877 224
86). mitgetheilt worden, welch letzterer auch die älteren
analytischen Methoden eingehend gewürdigt hat.Neuere
Methoden sind von Jannasch und Vogtheer, Berichte
der chemischen Gesellschaft, 1891 (24) S. 3206, von E. Smith, ibidem 1891 (24) S. 2182, von Donath, D. p. J. 1887 263 245, u.a. angegeben worden.
Die Verarbeitung des Chromeisensteins erfolgt immer in der Art, dass derselbe unter
Zusatz von Kalk und Soda geröstet wird, worauf man die Masse auslaugt und das in
Lösung gegangene neutrale Chromat durch Zusatz von Schwefelsäure in Dichromat
überführt. Nach Entfernung des gleichzeitig entstehenden Natriumsulfatswird das
Dichromat durch Erkaltenlassen der eingeengten Flüssigkeit in fester Form
gewonnen.Ueber die Art der
Verwendung des Chromeisensteins zur Erzeugung von Chromeisen oder Chromstahl
siehe Moniteur scientifique, 1893 Bd. 7 S.
281.
Dementsprechend zerfällt die Fabrikation in eine Reihe von Operationen, welche im
Folgenden getrennt behandelt sind.
Röstprocess.
Bevor das Erz der oxydirenden Röstung unterworfen wird, muss es in möglichst
feinpulverige Form übergeführt werden, da gröbere Stückchen der Einwirkung der
Agentien widerstehen. Als Vorrichtung zum staubförmigen Zerkleinern derartiger
harter Materialien eignen sich besonders Kugelmühlen und erweist sich dieses
Werkzeug auch im vorliegenden Fall allen anderen Zerkleinerungsmaschinen weit
überlegen. Bezüglich der Leistungsfähigkeit dieser Mühlen sei erwähnt, dass nach den
Angaben der Firma GrusonwerkKugelmühle mit stetiger
Ein- und Austragung. Fabrikationsspecialität des Grusonwerks. Buckau-Magdeburg, Juni 1892 S.
26. die Kugelmühle Nr. 4 in der Stunde 450 k
Chromeisensteinpulver liefert, welches das Siebgewebe Nr. 130 ohne nennenswerthen
Rückstand passirt.Die Nummer des
Siebgewebes entspricht der Maschenzahl auf den laufenden Zoll
engl.
Auch die als Zuschlag dienenden Materialien, Soda und Kalk, bedürfen einer feinen
Mahlung, und werden zu diesem Zwecke von der genannten Firma in erster Linie
Excelsiormühlen empfohlen, wie sie sich speciell zum Vermählen des Aetzkalks schon
seit längerer Zeit in Zuckerfabriken bewährt haben.Excelsiormühle.
Fabrikationsspecialität von H. Gruson. December
1884 S. 54.
Die gemahlenen und gesiebten Rohstoffe werden sorgfältig gemischt und dann unter
Luftzutritt geglüht. Der hierbei stattfindende Vorgang kann, wenn man von den
accessorischen Bestandtheilen absieht, durch die Gleichung 2FeCr2O4 + 4Na2CO3 + 70 = Fe2O3 + 4Na2CrO4 + 4CO2 wiedergegeben werden.
Der bereits erwähnte Zusatz von Aetzkalk ist jedoch beim Arbeiten im Grossen
unerlässlich, indem er das Zusammenfliessen der Soda bei der zur Röstung
erforderlichen hohen Temperatur verhindert und der Masse eine poröse Beschaffenheit
ertheilt, ohne welche der Zutritt der Luft zu den einzelnen Partikelchen des
Gemenges nur in unvollkommener Weise stattfinden könnte. Was das Mengenverhältniss
der einzelnen Theile der Mischung betrifft, so verwendet man nach den Mittheilungen
von AtcherleyUppenkamp in A. W.
Hofmann's Bericht über die Wiener
Weltausstellung im J. 1873, Bd. 1 S. 725. in England auf
4,5 Th. Erz 7 Th. gebrannten Kalk und 2,25 Th. Alkalicarbonat, während WalbergD. p. J. 1886 259
188. Die Fabrikation des Kaliumsalzes wurde in Russland schon vor einer
Reihe von Jahren durch P. Uschkow eingeführt.
S. Mendeljeff, Grundlagen der Chemie, 1892 S.
955., welcher die in Russland gebräuchliche Fabrikationsweise
beschrieben hat, auf 6 Th. Erz 3 Th. KreideIn den
meisten Fabriken verwendet man gebrannten Kalk; in einer nordamerikanischen
Fabrik werden gebrannte Austerschalen benutzt. und 3 Th.
calcinirte Soda zusetzt.
Bei Benutzung der erstgenannten Zahlen soll es gelingen, etwa 90 Proc. des chargirten
Erzes aufzuschliessen, und erscheint diese Angabe nicht zu hoch gegriffen; über die mit seiner
Mischung erhaltenen Resultate hat Walberg nichts
publicirt und lässt sich deshalb nicht mit Sicherheit beurtheilen, ob sie Vorzüge
vor der zuerst angegebenen bietet.
Im Allgemeinen erweisen sich jedoch Mischungen mit relativ hohem Kalk- und niedrigem
Sodagehalt am günstigsten und gelingt die beinahe vollständige Aufschliessung des
Chromeisensteins selbst dann, wenn erheblich weniger Soda vorhanden ist, als der
obigen Gleichung entspricht, indem in diesem Fall eine entsprechende Menge von
Calciumchromat entsteht, wie diese schon Atcherley
angedeutet hat.
Textabbildung Bd. 288, S. 94
Das Rösten wird in aus feuerfestem Material erstellten Flammöfen von verschiedener
Bauart vorgenommen. Eine zweckentsprechende Construction zeigen die vorstehenden
Figuren, welche einen modificirten, mit Recuperativsystem versehenen Bicheroux-Ofen
in 1/100 der
natürlichen Grösse darstellen.
Ueber die Wirkungsweise der Feuerungsanlage ist Folgendes zu bemerken: Die aus dem
Generator aufsteigenden Gase mischen sich in einer über demselben angebrachten
Verbrennungskammer mit der durch zwei Reihen wagerechter Schlitze zuströmenden,
vorgewärmten Secundärluft und verbrennen in dem anstossenden, mit einem Gewölbe
überspannten Flammraum, welchen sie von vorn nach hinten durchziehen, den grösseren
Theilihrer Wärme an das auf der Herdsohle lagernde Material abgebend.Die Höhe der Schicht darf 10 cm nicht erheblich
übersteigen. An dem hinteren Ende des Flammraumes werden die Gase
durch eine in der Herdsohle ausgesparte Oeffnung abwärts und in den darunter
gelegenen Kanal geführt, in welchem sie sich in der entgegengesetzten Richtung nach
dem Fuchs bezieh. Schornstein zu bewegen. Hierbei umspülen sie die Seitenwände sowie
die Decke des in die Längsachse des Ofens eingebauten Recuperators und erhitzen die
durch diesen einziehende Secundärluft vor ihrem Eintritt in die Verbrennungskammer
auf eine Temperatur von 300 bis 400°, was für die
ökonomische Seite des Röstverfahrens von grosser Wichtigkeit ist.
Die Bestimmung der übrigen Theile des Ofens, wie der Chargir- und Arbeitsöffnungen
u.s.w. ergibt sich von selbst und ist nur hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der
Anlage hinzuzufügen, dass mit einem Aufwand von etwa 4500 k guter Steinkohlen rund
2500 k Erz innerhalb 24 Stunden durchgesetzt werden können.
Das Chargiren des Ofens erfolgt in der Art, dass zunächst ein Drittel der
Tagesoperation auf der direct unter dem Fülltrichter gelegenen Terrasse ausgebreitet
wird, von wo aus es nach 8 Stunden auf die mittlere Abtheilung und dann nach
weiteren 8 Stunden auf die an die Feuerbrücke stossende Herdfläche gelangt, während
der Rest der Charge
in entsprechender Weise nachgegeben wird. Durch das mit dem Ueberschieben verbundene
Umwenden, sowie durch zeitweilige Bewegung der Masse mit eisernen Werkzeugen wird
die Oxydation erheblich beschleunigt; das Ziehen der fertigen Partie erfolgt, sobald
eine abgewogene, mit verdünnter Säure behandelte Probe den entsprechenden Titre an
Chromat anzeigt.Die Bestimmung der
Chromsäure gelingt am schnellsten mit Hilfe von Ferroammonsulfat in
bekannter Weise.
Was die Temperatur im Flammraume betrifft, so soll dieselbe an der Stelle, an welcher
die Gase nach dem unteren Kanal abziehen, annähernd die Aluminiumschmelzhitze
erreichen, während sie direct hinter der Feuerbrücke nicht erheblich unterhalb der
Goldschmelzhitze liegen darf.
Unter diesen Bedingungen geht der Oxydationsprocess auch bei geringem
Sauerstoffüberschuss der Feuergase ziemlich lebhaft von statten, und gelingt es bei
sorgfältiger Arbeit verhältnissmässig leicht, ein Röstgut zu erzielen, welches nur
noch etwa 1 Proc. unangegriffenes Erz enthält. Da in Folge der Reaction zwischen
Chromeisenstein, Soda und Luft Kohlensäure frei wird, so ergibt die Bestimmung der
relativen Menge der letzteren in den Abgasen nur unsichere Anhaltspunkte für die
Beurtheilung des Ganges der Feuerung; eine um so grössere Bedeutung kommt dagegen
dem von Zeit zu Zeit zu ermittelnden Sauerstoffgehalt der Rauchgase zu.
Die Ausbeute an fertigem Röstgut, welches Stücke von gleichförmiger, grünlich-gelber
Farbe darstellt, beträgt ungefähr 5 Proc. weniger, als dem Gewicht der chargirten
Materialien entspricht, was sich durch den Verlust an Kohlensäure, Feuchtigkeit und
Flugstaub erklärt.
Bezüglich der zahlreichen anderen Methoden, welche bis jetzt ohne oder mit nur
vorübergehendem Erfolg zum Aufschliessen des Chromerzes im Grossen vorgeschlagen
worden sind, muss auf Stohmann-Kerl, Encykl. Handbuch der
technischen Chemie, IV. Aufl. Bd. 2 S. 654, verwiesen werden.
An dieser Stelle soll nur das neuerdings von P.
KestnerProcédé de la fabrication simultanée de la Baryte
caustique et des Chromates alcalines par P.
Kestner. Bull, de la Société du Nord de la France, 1892 S. 29. Im
Auszug: Bull, de la Soc. Chim. de Paris, 1892
Bd. 7 S. 708. Französisches Patent Nr. 208809 vom 14. October
1890. empfohlene Verfahren kurz beleuchtet werden, weil es in
industriellen Kreisen einiges Aufsehen erregt hat.
Im Wesentlichen besteht der Kestner'sche Process darin,
dass das Erz unter Zusatz der etwa 3fachen Menge Bariumcarbonat 1 bis 1½ Stunden
lang einer Temperatur von 1200 bis 1300° ausgesetzt wird, worauf man das entstandene
Bariumoxyd durch Auskochen mit Wasser von dem „desagregirten“, freies
Chromoxyd enthaltenden Rückstand trennt und letzteren in einer besonderen Operation
durch Glühen mit Soda auf Chromat verarbeitet.
Abgesehen davon, dass es vom wirthschaftlichen Standpunkte aus nicht unbedenklich
erscheint, die Production zweier, in Hinsicht auf Absatzfähigkeit durchaus
verschiedener Artikel von einander abhängig zu machen, beruhen die Annahmen Kestner's zum Theil auf unrichtigen Beobachtungen. Die
Angabe, dass Bariumcarbonat bei Gegenwart eines indifferenten Verdünnungsmittels;
ohne vorher zu schmelzen, Kohlensäure verliert und dass auf diesem Wege
verhältnissmässig leicht Aetzbaryt erhalten werden kann, ist zweifellos richtig;
dagegen gelingt es nicht, den gesammten Baryt als solchen wiederzugewinnen,weil
beim Glühen von Bariumcarbonat mit Chromeisenstein immer Bariumchromat gebildet
wird. Dass diese Thatsache Herrn Kestner entgangen ist,
erklärt sich dadurch, dass derselbe den mit Wasser erschöpften Glührückstand direct
mit Salzsäure behandelt hat, wodurch eine grünlich-gelbe Lösung entsteht, in welcher
die Farbe des Chromats durch diejenige des entstandenen Eisensalzes verdeckt ist.
Digerirt man jedoch das mit Wasser ausgezogene Glühproduct anstatt mit Salzsäure mit
heisser Sodalösung, so nimmt die Flüssigkeit in Folge der Bildung von Natriumchromat
eine rein gelbe Farbe an, während gleichzeitig Bariumcarbonat gebildet wird, wie die
Untersuchung der unlöslichen Partie ergibt.
Eine „Desagregation“ des Chromeisensteins in dem von Herrn Kestner angedeuteten Sinn geht zwar bei der angegebenen
Temperatur vor sich; die leichte Bildung von Chromat beruht aber theilweise auf der
zwischen bereits vorhandenem Bariumchromat und Alkalicarbonat stattfindenden
Umsetzung, welche sich allerdings schon bei geringer Hitze vollzieht. Damit ist der
Nachweis erbracht, dass dem Verfahren von Kestner nur
unter ganz besonderen Verhältnissen eine Bedeutung für die fabrikmässige Herstellung
der Chromate zukommen kann.Jahrbuch der Chemie von R. Meyer, Jahrg. I S. 326.
Auslaugung.
Zum Zwecke der Trennung der Chromate von dem gleichzeitig entstandenen Eisenoxyd etc.
wird das Röstgut zunächst mit einer wässerigen Sodalösung ausgelaugt. Da die
Umsetzung zwischen Calciumchromat und Natriumcarbonat nur bei Gegenwart von
überschüssigem Alkali und einer 100° übersteigenden Temperatur rasch und vollständig
vor sich geht, arbeitet man in der Art, dass man der Masse nach dem Uebergiessen mit
etwa dem doppelten Gewicht Wasser (bezieh. Wasch wässern) ungefähr 5 Proc. mehr Soda
zusetzt, als für die Bildung des Natriumsalzes erforderlich ist, und dann das Ganze
2 bis 3 Stunden lang auf 120 bis 130° erhitzt. Die Operation wird in
schmiedeeisernen, stehenden oder liegenden Cylindern ausgeführt, welche mit
Oeffnungen zum Füllen und Entleeren, sowie mit einem kräftigen, maschinell zu
betreibenden Rührwerk versehen sind.Abbildungen
von für diesen Zweck geeigneten Vorrichtungen finden sich in Mühlhäuser, Die Technik der
Rosanilinfarbstoffe. Stuttgart 1889. Taf. II Fig. 7a und 7b, sowie
Taf. VIII Fig. H. T. Das Erhitzen erfolgt durch Einleiten von
directem Dampf, durch dessen Wirkung auch der breiige Kesselinhalt schliesslich in
eine Filterpresse getrieben werden kann. Die Zusammensetzung des Rückstandes ist von
verschiedenen Factoren abhängig; in einem Fall, in welchem Erz und Kalk im
Verhältniss von 1 : 1,36 angewendet worden waren, ergab die Analyse des sorgfältig
ausgewaschenen Presseninhalts nach dem Trocknen bei 100° folgende Werthe:
Na2O
=
0,2
Proc.
CaO
=
46,5
„
MgO
=
12,2
„
Fe2O3
=
7,5
„
Al2O3
=
5,4
„
Cr2O3
=
1,0
„
in
HCl
löslich
CrO3
=
1,8
„
„
„
„
SiO2
=
1,4
„
„
„
„
CO2
=
5,2
„
H2O
=
16,0
„
Unlösliches
=
1,2
„
Der unlösliche Theil bestand aus Chamotte (von Ofenmaterial herrührend) und
unverändertem Chromeisenstein; das mit Salzsäure ausziehbare Chromoxyd, sowie die in
Salzsäure, nicht aber in Alkali lösliche Chromsäure, sind sehr wahrscheinlich in der
Form von chromsaurem Chromoxyd, welches sowohl durch Reduction von Chromsäure als
auch durch Oxydation aus Chromoxyd entstehen kannMendeljeff, Grundlagen
der Chemie, 1892 S. 960 Abs. 6. , vorhanden.
Die Aufarbeitung des Pressrückstandes erscheint wenigstens zur Zeit nicht lohnend und
dient derselbe nur gelegentlich als Auffüllmaterial, zum Abstumpfen saurer Abwässer
u.s.w.Neuerdings hat P. Römer (D. R. P. Nr. 67780 vom 18. Juli 1892,
II. Zusatz zu Nr. 66533 vom 15. Januar 1892, Kl. 75) diese Rückstände bei
dem ihm durch das Hauptpatent Nr. 66533 und das I. Zusatzpatent Nr. 67320
vom 28. Mai 1892 geschützten Verfahren zur Herstellung von Kaliumcarbonat
aus Kaliumsulfat mit Hilfe von Kaliumdichromat, Kalk und Kohlensäure
verwerthet.
Was die Behandlung der von der Filterpresse ablaufenden Flüssigkeiten anbelangt,
welche freies Natriumhydrat neben neutralem Chromat enthalten, so werden sie –
abgesehen von den dünnen, zum Auslaugen des Röstguts geeigneten Wasch wässern –
zunächst in eisernen Pfannen auf ein specifisches Gewicht von etwa 1,5 concentrirt.
In diesem Stadium werden die noch heissen Laugen, aus welchen beim Erkalten die
Verbindung Na2CrO4 +
10H2O auskrystallisiren würde, auf Dichromat
verarbeitet. Die vorhergehende Abscheidung des überschüssigen Natriumhydrats als
Bicarbonat hat sich bis jetzt nicht einzuführen vermocht, obwohl sie bei hohen
Sodapreisen rentiren dürfte.
Säuerung.
Diese Operation besteht darin, dass zu der concentrirten Lauge eine zum Neutralisiren
des Natronhydrats, sowie zum Ueberführen des neutralen Chromats in Dichromat
ausreichende Menge Schwefelsäure von etwa 80 Proc. Gehalt an H2SO4 gegeben
wird:
2Na2CrO4 + H2SO4
= Na2SO4 + Na2Cr2O7 + H2O.
Unter den angegebenen Bedingungen scheidet sich der grösste Theil des Sulfats in
wasserfreier Form als schwer löslicher Niederschlag ab, während das Dichromat in
Lösung bleibt.Die in Gmelin-Kraut's Handbuch
der anorganischen Chemie, Bd. II (2) S. 356, übergegangene Angabe
Siewert's, dass Natriumdichromat aus dem
neutralen Salz nur mit Hilfe von Chromsäure erhalten werden könne, ist, wie
sich aus dem Vorstehenden ergibt, unrichtig. Dagegen ist der auf das
Verhalten des neutralen Natriumchromats gegen Salpetersäure bezügliche
Vordersatz zutreffend. Durch Behandeln mit Kohlensäure kann entgegen der
Behauptung von Pontius (D. R. P. Nr. 21589 s.
Fischer, Jahresber. der chem. Technologie
1883 S. 435) neutrales Natriumchromat technisch nicht in Dichromat
umgewandelt werden, während Kaliumchromat in Dichromat übergeht. (D. R. P.
Nr. 67780). Das Mischen der Lauge und der Schwefelsäure wird in
eisernen, mit Dampfmantel versehenen und innen mit Blei ausgekleideten Gefässen
vorgenommen. Vor dem Zugeben der Säure, welche möglichst frei von reducirenden
Verunreinigungen, wie arsenige Säure, Stickstoffoxyden u.s.w., sein muss, wenn
Verluste an Chromsäure vermieden werden sollen, wird die Lauge erwärmt, um einer
Ausscheidung von neutralem, in festem Zustand nur schwierig zersetzbarem Chromat
vorzubeugen. Hierauf lässt man unter beständigem Umrühren so lange Schwefelsäure
einfliessen, bis eine herausgenommene Probe das Vorhandenseinfreier Chromsäure
erkennen lässt, wozu man sich nach dem Vorschlag von DonathZeitschrift für analytische Chemie, 1879 (18)
S. 78. bezieh. Walbergl. c. am besten des
Jodkaliumstärkepapiers bedient. Der Säureüberschuss muss durch Neutralisiren mit
alkalischer Lauge genau ausgeglichen werden, da bei Gegenwart freier Chromsäure das
später folgende Concentriren der Flüssigkeit nicht ohne Nachtheil in Eisen
vorgenommen werden kann.
Nach dem Decantiren der auf etwa 50° abgekühlten Dichromatlösung wird das in dem
Säuerungsgefäss zurückgebliebene Sulfat centrifugirt und durch Umkrystallisiren
u.s.w. von der noch anhängenden Mutterlauge befreit.
(Schluss folgt.)