Titel: | Ueber neuere Kämmaschinen. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 97 |
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Ueber neuere Kämmaschinen.Vgl. D. p. J. 1884 253 305; 1891 282
174.
Von H. Glafey,
Ingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen.
Ueber neuere Kämmaschinen.
Auf dem Gebiete des Kämmaschinenbaues sind in den letzten zehn Jahren zahlreiche
Erfindungen aufzuweisen, welche bei möglichster Einfachheit der Maschinen selbst ein
in hohem Grade vollkommenes Arbeiten derselben anstreben und hierbei entweder auf
einer Verbesserung der vorhandenen Grundsysteme der Kämmaschinen oder aber auf einer
vortheilhaften Zusammenstellung der denselben eigenthümlichen Arbeitsorgane zu neuen
Systemen beruhen. Mit Rücksicht hierauf dürfte es gerechtfertigt erscheinen, der
nachfolgenden Besprechung der einzelnen in Vorschlag gebrachten Neuerungen nicht die
einzelnen Grundsysteme, sondern eine Zerlegung der Kämmmaschinen in zwei Gruppen zu
Grunde zu legen, von denen die erste alle Maschinen umfasst, welche mit Zangen und Kämmen arbeiten, während der zweiten diejenigen
angehören, welche nur mit Kämmen arbeiten.
Der Vertreter der ersten Klasse ist die Heilmann'sche
Kämmaschine, auf sie bezieht sich der grösste Theil der Erfindungen und diese sollen
deshalb zunächst einer Betrachtung unterzogen werden.
Die Reinheit des Kammzuges richtet sich bei der Heilmann'schen Kämmaschine bekanntlich nach der Stellung des Vorstechkammes.
Je näher beim Abreissen des von der Kämmwalze ausgekämmten Bartes der Vorstechkamm
an der Spitze des Bartes in denselben eindringt, desto mehr Fasern werden
zurückbleiben, so dass nur die längeren Fasern in den Kammzug übergehen, aber auch
mehr Kämmling erzielt wird. Je weiter der Vorstechkamm von der Spitze des Bartes
eindringt, desto mehr Kammzug erhält man. Die äusserste Grenze, bis zu der man
hierbei gehen kann, ist durch diejenige Linie bestimmt, in welcher die Spitzen des
letzten Nadelstabes der Kammwalze den Bart durchdringen. Will man also je nach der
Feinheit des Fasermaterials und der Art seiner Verwendung in der Spinnerei den
Reinheitsgrad des Kammzuges verändern, so kann dies nur durch eine Verstellung des
Vorstechkammes geschehen. Mit dieser Verstellung muss aber die Einstellung der
Abreissvorrichtung Hand in Hand gehen, und da letztere ausserordentlich mühsam und
zeitraubend ist, so pflegte man bisher überhaupt auf die Einstellung des
Einstechkammes zu verzichten.
L. Offermann in Leipzig regelt nun die Reinheit des
Kammzuges mit Hilfe der Speisevorrichtung nach dem Inhalt der Patentschrift Nr.
62224 in folgender Weise: Die bisher benutzte Speisevorrichtung (Fig. 1) besteht im Wesentlichen aus zwei Theilen, dem
aus zwei Platten r zusammengesetzten Rost und dem
Speisekamm g. Die beidenPlatten r sind in einem gewissen Abstand fest mit einander
verbunden und nehmen das Faserband zwischen sich auf. Die Nadelreihen des mittels
der Stangen v bewegten Speisekammes g können durch Schlitze der Platten r hindurch in das Faserband treten und der Speisekamm
führt sich zu diesem Zwecke mittels der Stifte u in dem
Roste r.
Textabbildung Bd. 288, S. 97
Fig. 1.Offermann's Speisevorrichtung.
Textabbildung Bd. 288, S. 97
Offermann's Speisevorrichtung.
Letzterer ruht auf der die untere Zangenbacke bildenden Platte
t und ist gelenkig mit den beiden um Zapfen l drehbaren Hebeln m
verbunden, durch deren Schwingungen die ganze Speisevorrichtung auf der Platte t hin und her bewegt wird. Für die Führungsstifte u sind zu diesem Zweck Schlitze in der Platte t vorgesehen. Der Vorstechkamm p ist mittels
der beiden Arme w mit dem Zapfen o der Hebel m verbunden,
so dass derselbe neben der üblichen selbständigen Verticalbewegung auch die gleiche
Verschiebung in Richtung des Faserbandes erhält. Die Hauptstellungen der Zange, des
Vorstechkammes und der Speisevorrichtung sind in den Fig. 2 bis 5 wiedergegeben. Die
Auskämmung des Faserbartes durch das Nadelsegment der Kammwalze erfolgt bei
geschlossener Zange zt (Fig. 2). Während dieser
Zeit tritt der Speisekamm g im Sinne des Pfeiles 1 aus dem Roste r, so dass
beide Theile im Sinne der Pfeile 2 (Fig. 3) um den der
Speisung entsprechenden Betrag x nach rückwärts gleiten
können, ohne das von der geschlossenen Zange zt
festgehaltene Faserband mitzunehmen. Nach erfolgter Rückwärtsbewegung des
Speiseapparates rg muss sich bei noch immer
geschlossener Zange zt der Speisekamm g wieder senken im Sinne des Pfeiles 3 (Fig. 4), weil die jetzt
stattfindende Speisung nicht durch die glatten Flächen der Rostplatten r, sondern durch die Nadeln des Kammes g vermittelt werden kann.
Wenn sich dann nach dem Vorübergange des Kammsegmentes die Zange zt geöffnet hat, erfolgt die Speisung durch Vorbewegung
des Rostes r mit dem Kamme g im Sinne des Pfeiles 4 (Fig. 5).
Der Vorstechkamm nimmt an diesen Bewegungen Theil und senkt sich in den vom
Nadelsegment der Kammwalze gekämmten Faserbart (Fig. 5), sobald die
Spitze desselben von der Abreissvorrichtung erfasst ist. Während des Abreissens hat
nicht allein der Vorstechkamm p im Faserbande zu
verharren, sondern auch der Speisekamm g, weil
letzterem jetzt die Führung der abgerissenen Fasern obliegt. Vorstechkamm p, Rost r und Speisekamm
g bleiben also während des Abreissens unbeweglich,
bis sich die Zange wieder geschlossen hat (Fig. 2). Alsdann erfolgt
wieder der Austritt des Speisekammes und des Vorstechkammes, wie vorhin
beschrieben.
Die neue Speisevorrichtung unterscheidet sich nun dadurch von der bisher
beschriebenen, dass Vorstechkamm, Rost- und Speisekamm bei geöffneter Zange zt (Fig. 5) nicht in ihrer
Lage verharren, sondern gemeinsam eine Rückwärtsbewegung im Sinne des Pfeiles 5 (Fig. 6) ausführen, und
zwar entweder kurz vor Schluss des Abreissens, also zu einer Zeit, wo sämmtliche
Fasern noch von der Abreiss Vorrichtung erfasst sind, oder unmittelbar nach
erfolgtem Abriss, jedenfalls aber bevor die Zange zt
sich wieder schliesst. In Folge dessen wird das Faserband in der gleichen Richtung
zurückbewegt, so dass also nach Schluss der Zange (Fig. 7) der aus der Zange
hängende Bart um den Betrag y jener
Rückwärtsverschiebung gekürzt ist. Da die Menge des ausgeschiedenen Kämmlings
abhängig ist von der Länge des beim Kämmen durch das Nadelsegment der Kämmwalze aus
der geschlossenen Zange vorstehenden Bartes und offenbar geringer wird, wenn in der
beschriebenen Weise das Faserband um den Betrag y (Fig. 7) zurückgeschoben
ist, so ergibt sich, dass man durch Veränderung jenes Betrages die Menge des
ausgeschiedenen Kämmlings und damit die Reinheit des Kammzuges regeln kann. Da der
Vorstechkamm p ferner beim Abreissen wie bisher stets
dicht an den Abreisscylinder herangebracht werden muss, so ergibt sich, dass die
Spei se Vorrichtung nicht wie bisher um den Betrag x
der Speisung gegen die Zange im Sinne des Pfeiles 4(Fig.
5), sondern nunmehr um den Betrag (x + y)
vorgeschoben werden muss, also um den Betrag der Speisung x vermehrt um den Betrag y der
Rückwärtsbewegung des Faserbandes bei offener Zange. Dass diese Art der Speisung
gestattet, die Regelung der Reinheit des Kammzuges vorzunehmen, ohne dass die
Abreissvorrichtung eingestellt zu werden braucht, ergibt sich sofort aus Fig. 8. Da nur die
äusserste linke Stellung I des Vorstechkammes p (Fig. 5) unverändert zu
bleiben braucht, so hat man nur den Endpunkt II der
Rückwärtsbewegung des Vorstechkammes nebst Speisevorrichtung zu verändern, derart,
dass einmal diese Theile um den Betrag y, das andere
Mal um einen Betrag y1
bei geöffneter Zange sich rückwärts bewegen und in die Endstellung II bezieh. II1 gelangen. Die Speisung ist dann nur so
einzurichten, dass sie stets um den gleichen Betrag x
erfolgt, also III bezieh. III1 die Endstellungen der
Speisevorrichtung darstellen, welche der Fig. 3 entsprechen
würden.
Man kann also die Abreissvorrichtung ein für alle Mal zur Zange in den Abstand
einstellen, welcher dem schwierigsten Fasermaterial bezieh. der grössten
Kämmlingsmenge entspricht, und durch Veränderung der Bewegungsmechanismen für die
Speisevorrichtung den Betrag y bestimmen, um den das
Faserband bei geöffneter Zange jedesmal wieder zurückbewegt werden muss.
Die ganze Regelung der Reinheit der Kämmung beschränkt sich nunmehr auf eine stets
einfach einzurichtende Einstellung von Bewegungsmechanismen für die Speisung, von
der die Abreiss Vorrichtung ganz und gar unabhängig ist.
Die Bedingungen, welchen dieser Bewegungsmechanismus zu entsprechen hat, ergeben sich
aus Fig. 8. Die
Speisevorrichtung muss bei geöffneter Zange um einen veränderbaren, bei
geschlossener Zange um einen nicht veränderbaren Betrag zurückgeschoben und in jedem
Fall um die Summe beider Beträge vorgeschoben werden.
Ein diesen Bedingungen entsprechender, besonders einfacher Mechanismus ist als
Beispiel in Fig. 9 und
10 dargestellt.
Der durch eine Feder n beständig nach abwärts gezogene
Hebel m ruht mittels der Rolle s auf dem Arme f3 des um Zapfen d drehbaren Hebels f, dessen Rolle f2 auf dem Umfange der Daumenscheibe c der Triebwelle a läuft.
Um den Zapfen d ist ein zweiter Hebel e lose drehbar, dessen Rolle e2 auf dem Umfange einer zweiten
Daumenscheibe b läuft, welche neben der Scheibe c auf der Triebwelle a
angeordnet ist. An den Naben der Hebel ef sitzen ferner
Arme e1f1, von denen e1 mit einer
Stellschraube i versehen ist, welche gestattet, die
Stellung der Hebel e und f
gegen einander beliebig zu verändern.
Damit der Mechanismus in der gewünschten Weise thätig ist, muss nun die Daumenscheibe
b so eingerichtet sein, dass sie unter Beihilfe der
Feder n die Rückwärtsverschiebung des Speiserostes mit
Speisekamm um den Betrag x der Speisung bewirken kann,
während die Daumenscheibe c so zu gestalten ist, dass
sie das Faserband um die Summe beider Beträge x und y verschieben und den Vorstechkamm in die richtige Lage
zur Abreissvorrichtung bringen kann. Der concentrische Theil der Daumenscheibe e entspricht dann der Stellung der Theile während des
Abreissens. Die Veränderung des Betrages y (Fig. 7 und 8) wird durch die
Stellschraube i erzielt. Ist die Schraube i so eingestellt, dass sich die beiden Arme e1 und f1 berühren können, so kann sich der
Hebel f um den radialen Abstand der concentrischen
Theile der Daumenscheiben bc senken, und dieser Betrag
entspricht dann dem Maximum von y und demgemäss dem
Minimum des in der Maschine zu erzielenden Kämmlings. Wird die Schraube i aber so weit nach abwärts geschraubt, dass ihr
unteres Ende beim Uebergang in die Stellung Fig. 6 den Arm f1 des Hebels f berührt, so ist eine Relativbewegung zwischen den
Hebeln e und f
ausgeschlossen; der Betrag y wird also Null, es findet
keine Verschiebung des Faserbandes bei geöffneter Zange statt, die Kämmlingsmenge
wird ein Maximum und die Maschine arbeitet wie die bisherigen Kämmaschinen. Zwischen
diesen beiden Grenzen kann man lediglich mittels der Schraube i die Menge des Kämmlings und damit die Reinheit des
Kammzuges bequem regeln.
Textabbildung Bd. 288, S. 99
Offermann's Kämmvorrichtung.
Die Abreissvorrichtung der Heilmann'schen Maschine ist
gebildet aus dem mit der Kammtrommel verbundenen Ledersegment und dem im Wagen
ruhenden geriffelten Abreisscylinder. Von der Dicke des letzteren hängt das Maass
des entstehenden Kämmlings ab und wird derselbe deshalb so dünn als möglich
genommen. Da jedoch der für kürzeres Fasermaterial wünschenswerthe
Minimaldurchmesser aus technischen Gründen unerreichbar ist, so sind die neueren
Bestrebungen dahin gerichtet; die gedachte Abreissvorrichtung durch eine Zange zu
ersetzen. Die Abreisszangen haben ausser ihrer Complicirtheit den Nachtheil, dass
durch das plötzliche und gewaltsame Abreissen des Faserbartes ein höchst
mangelhaftes Band gebildet wird.
L. Offermann in Leipzig hat deshalb im J. 1886 eine
Vorrichtung in Vorschlag gebracht, welche die den beiden Abreissvorrichtungen
eigenen Vortheile vereinigen soll und zu diesem Zweck in der Hauptsache aus einem
aus zwei verschieden hoch liegenden Abtheilungen zusammengesetzten Ledersegment
besteht. Die Wirkungsweise dieser durch Patent Nr. 38153 geschützten Vorrichtung ist
die folgende.
k (Fig. 11 und 12) ist die Kammtrommel
mit zwei Nadelsegmenten l und zwei Ledersegmenten d. m ist die Zange, n der
Vorstechkamm und p der im Wagen
ruhendeAbreisscylinder. Die genannten Organe sind von bekannter Ausführung mit
Ausnahme der Ledersegmente d, welche, wie aus der
Zeichnung ersichtlich ist, aus zwei Theilen bestehen. Das Leder a bildet den ersten, a1 dagegen den zweiten Theil des Segmentes. Das Leder
a1 ist auf seiner
ganzen Länge concentrisch, während a nur in seiner
vorderen Hälfte concentrisch, in seinem hinteren Theil jedoch excentrisch ist, so
dass seine hintere Kante x tiefer liegt als die vordere
Kante y des Leders a1.
Textabbildung Bd. 288, S. 99
Offermann's Kämmtrommel.
In Fig. 11 ist die
Maschine dargestellt in dem Augenblick, wo der Abreissobercylinder p gegen das Ledersegment anstösst, der ausgekämmte
Faserkopf von beiden ergriffen wird und durch die Drehbewegung derselben der Abriss
vor sich geht. Es werden dabei alle Fasern abgerissen, welche über die
Berührungslinie c des Cylinders mit dem Segment
hinausragen. Diese Abreisslinie liegt in der Verbindungslinie der Achsen der
Kammtrommel und des Abreisscylinders.
Nachdem das Segment fortgeschritten ist bis zu dem in Fig. 12 dargestellten
Punkte, wo der Cylinder sich in den von den Ledern a
und a1 gebildeten Spalt
gelegt hat und gegen das Leder a1 anstösst, entsteht eine neue Berührungslinie,
welche der Zange näher liegt als die voraufgegangene. Während vorher alle Fasern,
die über c hinausragten, erfasst und vorwärts gezogen
wurden, werden nunmehr auch diejenigen Fasern erfasst, welche über q hinausragen, deren vordere Enden also zwischen c1 und c liegen, und da bei fortschreitender Drehbewegung der
Cylinder p das Leder a
verlässt und auf a1
übergeht, so müssen die in der neuen Berührungslinie erfassten Fasern der
Drehbewegung folgen. Durch die geringe Drehbewegung von c1 nach c
wird die frühere entferntere Abrisslinie zwar wieder hergestellt, allein da die in
c1 ergriffenen
Fasern bis hierher mitgeführt wurden, so bewirkt die fortgesetzte Drehbewegung des
Segmentes, dass auch diese Fasern vollständig abgerissen werden. Dieses zweitheilige
Ledersegment hat demnach auf die Länge des vor der Zange hängenden Faserbartes und
folglich auf das Kämmlingsverhältniss denselben Einfluss wie ein Abreisscylinder von
wesentlich geringerem Durchmesser.
Dieselbe Wirkung wird erzielt, wenn das Leder a
concentrisch angeordnet ist, jedoch einen kleineren Radius hat als a1, so dass der
Höhenunterschied zwischen x und y derselbe bleibt oder auch, wenn das Leder a
concentrisch angeordnet ist und denselben Radius wie a1 hat, der zwischen den Ledern gebildete
Spalt aber angemessen erweitert wird.
Die Hin- und Herbewegung des Abreissapparates beschränkt die Arbeitsleistung der Heilmann'schen Kämmmaschine wesentlich, weil in Folge
dieser Bewegung nicht über eine gewisse Geschwindigkeit hinausgegangen werden kann.
Zur Beseitigung dieses Mangels haben Bourcart fils &
Co. in Gebweiler i. Els. im J. 1886 einen Abreissapparat in Vorschlag
gebracht, bei welchem die Schwingbewegung dadurch vermieden wird, dass der
abgerissene Faserbart nicht von zwei Walzen, vielmehr nur von einer, der unteren
Abreisswalze, in Gemeinschaft mit einem schwingend beweglichen Klemmbacken
festgehalten wird.
Das Zusammenspiel der Organe ist hierbei folgendes: Das Auskämmen des von der Zange
MM1 gehaltenen
Faserbartes α (Fig. 13) bietet nichts
Bemerkenswerthes; während dieser Periode ist sowohl der Abreisscylinder A, als auch der Abzugscylinder D ausser Berührung mit der Kämmwalze. Der Riffelcylinder C steht still und die Backe O drückt den zuvor gekämmten Faserbart β
gegen den Cylinder D. Der aus der von letzterem und der
Backe O gebildeten Zange hervorhängende Faserbart wird
nun zunächst bei der Weiterdrehung der Kämmwalze von dem Kammsegment B gekämmt (Fig. 15). Sobald jedoch
der diesem Kammsegment folgende geriffelte Sector S dem
Cylinder A gegenüber zu liegen kommt, senkt sich dieser
und erfasst das vordere Ende des aus der Zange MM1 hervorhängenden Faserbartes a (Fig. 14), indem er gegen
den geriffelten Sector S drückt. In Folge dessen wird
bei der Weiterdrehung der Kämmwalze der gekämmte Faserbart α durch den gesenkten Vorstechkamm hindurchgezogen,während der
Kämmling zurückbleibt. Gleichzeitig dreht sich auch die Backe O im Sinne des Pfeiles 2
(Fig. 13), so dass
auch der Abzugscylinder D sich auf den Sector legt, die
Angriffsfläche x der Backe O aber sich vom Abzugscylinder entfernt (Fig. 14). Sobald der
Cylinder D mit S in
Berührung gekommen ist und die Backe O das Faserband
β freigegeben hat, beginnen der Riffelcylinder C, sowie der Abzugscylinder D sich zu drehen, und es erfolgt die Vereinigung des hinteren Endes des
Faserbandes β mit dem vorderen Ende des vom Cylinder
A abgerissenen Faserbartes α. Ist diese Vereinigung beendet, so wird die Backe im Sinne des Pfeiles
3 (Fig. 14) gedreht, die
Fläche x drückt das Faserband β gegen den Cylinder 2), derselbe wird vom Sector abgehoben und kommt in
demselben Augenblicke, ebenso wie der Riffelcylinder C
zum Stillstand. Desgleichen entfernt sich auch der Cylinder A nach Beendigung des Abreissens von der Kämm walze und gelangt zum
Stillstand. Beim Weiterdrehen der letzteren wird dann das hintere Ende des von D und O gehaltenen
Faserbartes β von dem folgenden Kammsegment gekämmt
(Fig. 15) und die
folgenden Operationen wiederholen sich in der beschriebenen Weise.
Textabbildung Bd. 288, S. 100
Bourcart's Kämm- und Abreissapparat.
Wenn man den Abreisscylinder A fortfallen lässt, so muss
der Cylinder D das Abreissen allein übernehmen und also
dem Vorstechkamme F möglichst nahe gebracht werden. Da
die Dauer der Drehung von C und D die Länge des aus der Zange DO frei
heraushängenden Faserbartes einerseits und die Länge der Uebereinanderlage der
einzelnen Faserbärte andererseits bestimmt, so kann man beides entsprechend der
Faserlänge dadurch reguliren, dass man die Cylinder C
und D sich längere oder kürzere Zeit drehen lässt.
Um mittels der Heilmann'schen Kämmaschine Fasern rein
kämmen zu können, ist es bekanntlich erforderlich, den oberen Zangenbacken möglichst
nahe an die Nadelspitzen des Kammes zu stellen; wodurch jedoch bei weniger kräftigem
Fasermaterial leicht ein Zerreissen der Fasern eintritt. Behufs Vermeidung dieses
Uebelstandes hat L. Offermann in Leipzig im J. 1883 in
der Patentschrift Nr. 23870 (1884 253 306) ein System von
Druckschienen angegeben, welche den Faserbart von der Zange herab und in die Zähne
des Kammsegmentes eindrücken. Gleichzeitig ist der letzte Kamm des Kammsegmentes
beweglich eingerichtet, derart, dass er, nachdem die Druckschienen den Bart
eingedrückt haben, den bereits vorgekämmten Theil des Bartes rein kämmt. Auf diese
Weise ist allerdings erzielt, dass der obere Zangenbacken etwas weiter abgestellt
werden kann, indessen ist der angedeutete Uebelstand nur theilweise beseitigt, wie
sich aus folgenden Erwägungen ergibt. Der Faserbart soll sachgemäss von den Nadeln
des Kammsegmentes erst von dem Punkte durchstochen und ausgekämmt werden, wo der
Vorstechkamm eintritt. Das Kämmen zwischen dieser Stelle und dem Kneifpunkte der
Zange ist nicht allein überflüssig, sondern auch schädlich, weil hier die Fasern
stets stark zusammengepresst sind. Bei Wolle beträgt diese nicht zu kämmende Länge
etwa 7 bis 8 mm, und da die Speisung gleich gross ist, so folgt, dass mit den bisher
bekannten Kammsegmenten die Wolle an der bezeichneten Stelle zweimal gekämmt wird,
wodurch die erste Kämmung unter den erwähnten ungünstigen Bedingungen erfolgt.
Textabbildung Bd. 288, S. 101
Fig. 16.Offermann's Verbesserung an Heilmann's Kämmaschine.
Bei den gewöhnlichen Kämmaschinen und auch bei denjenigen des Patentes Nr. 23870
bewegen sich die Spitzen der Nadeln sämmtlich auf einem Kreisbogen, sie müssen daher
stets an einem Punkte einstechen, welcher zwischen Vorstechkamm und Zange liegt, es
wird also der angedeutete Uebelstand nicht beseitigt. L. Off
ermann will dies nun bei seiner durch Patent Nr. 62073 geschützten Maschine
dadurch erreichen, dass er sämmtliche Nadelstäbe, ähnlich wie er dies bei dem Patent
Nr. 23870 für den letzten Nadelstab vorgeschlagen hat, beweglich macht und bei der
Drehung der Kammtrommel so steuert, dass ihre Spitzen keine Kreislinie beschreiben,
sondern unterhalb der Zange in das Innere der Trommel zurück, dannerst in der
Arbeitsrichtung des Vorstechkammes in den Faserbart eintreten. Die Kämme wirken dann
ähnlich wie die Kämme einer Nadelstabstrecke und es wird die erste schädliche
Auskämmung des Faserbartes vermieden. Die Einrichtung bietet den weiteren Vortheil,
dass die Stelle, an der die erste Auskämmung beginnt und später der Vorstechkamm in
den Faserbart eintritt, erheblich näher nach der Zange verlegt werden kann, wodurch
die Maschine auch zur Verarbeitung von kurzfaserigem Material sehr geeignet wird.
Dieser Uebelstand ist angesichts der unbefriedigenden Leistung der Heilmann'schen Kämmaschine in ihren bisherigen Bauarten
beim Kämmen kurzfaserigen Materials, insbesondere der kurzen Baumwollarten, von ganz
besonderer Bedeutung. Die Beweglichkeit sämmtlicher Nadelstäbe ermöglicht es ferner,
durch besondere am Rücken der Nadelstäbe angeordnete Streichbleche die Nadelstäbe
selbsthätig auszuputzen und die Entfernung der Unreinigkeiten durch die Bürsten
walze zu befördern.
Die Nadelstäbe können entweder eine radiale Verschiebung oder auch eine
Schwingbewegung unter Vermittelung von Leitschienen ausführen. Den letzten Fall
veranschaulicht Fig. 16. Die Nadelstäbe sitzen auf
Schienen e, welche die Ausputzbleche m tragen und mit diesen auf Armen q ruhen. Die letzteren befinden sich drehbar an der
Trommel und werden durch Federn g derart nach aussen
gedrückt, dass ihre Köpfe an der Leitschiene K entlang
gleiten und mit den Nadeln die erforderliche Bewegung ausführen.
(Fortsetzung folgt.)