Titel: | Zum Schlusswort der Herren v. Schroeder und Pässler. |
Autor: | Knapp |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 143 |
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Zum Schlusswort der Herren v. Schroeder und
Pässler.Vgl. D. p. J. 1893 Bd. 287 S.
239.
Von Dr. Knapp.
Zum Schlusswort der Herren v. Schroeder und Pässler.
Die Herren v. Schroeder und Pässler haben die Discussion mit einem Schlusswort ihrerseits fallen
gelassen. Wir thun das Gleiche mit nachstehender Zusammenfassung:
Reimer hat seiner Zeit den Beweis geliefert, dass bei
Gerbversuchen der schliesslich in der Haut aufgesaugt bleibende Theil der Gerblösung
mit dem übrigen ausserhalb derselben keineswegs die gleiche Concentration besitzt;
er hat damit also erwiesen, dass die Bestimmung des von der Haut fixirten Betrags an
Gerbmaterial aus der Vergleichung der Concentration dieses zweiten Antheils der
gerbenden Lösung vor und nach dem Versuch – also aus der Abnahme seiner
Concentration durch die Gerbung – unzulässig ist und zu trügerischen Ergebnissen
führt. Diese Thatsache ist von ihm in eingehender Weise in genauen quantitativen
VersuchenMit Haut, nicht etwa
bloss mit Coriin, wie v. Schroeder und Pässler irrthümlich angeben.
festgestellt worden und zwar für die Gerbung mit Alaun. Eben diese bei Beimer als unanwendbar befundene Methode haben nun die
Herren v. Schroeder und Pässler ihrer Untersuchung über die Theorie der Gerbung – unter Anwendung
von Tannin – zu Grunde gelegt.
Nun hat jene von Reimer constatirte Erscheinung
offenbarnichts mit der besonderen Natur des Gerbemittels, des Alauns, zu thun;
sie ist vielmehr ein blosser Ausfluss der Flächenanziehung von Seiten des
Hautgewebes und der Gesetze der Diffusion. Es war somit mindestens wahrscheinlich,
dass sie sich auch bei Gerbversuchen mit Tannin geltend machen werde. Nach allen
Regeln der Naturforschung musste daher die Peststellung dieses Punktes aller
weiteren Untersuchung vorausgehen, eine Feststellung mit der deren ganzer Werth
steht oder fällt. Dem ungeachtet ist sie von den Herren v.
Schroeder und Pässler gänzlich versäumt, die
entscheidende Präge mit keinem einzigen Worte auch nur berührt, Reimer's Ergebnisse – die ihnen doch ihrer Angabe nach
sehr wohl bekannt waren – nirgends irgendwie erwähnt. In ihrem „Schlusswort“
suchen sie sich dieser Einwendung mit der Bemerkung zu entziehen:
Loh-(Tannin-)gerbung sei nicht Alaungerben. Eben das war es ja gerade, was erst zu
beweisen stand, es war vor allem zu ermitteln, ob sich Tannin – gegen alle
Wahrscheinlichkeit der von Reimer beobachteten
Erscheinung gegenüber anders verhalte als Alaun, und die Versäumniss dieser
Ermittelung stellt den Werth der Versuche von v.
Schroeder und Pässler für die zu lösende Frage
durchaus in Zweifel. Sie macht es begreiflich, wie es kommen konnte, dass eine
concentrirte Lösung schwächer zu gerben scheint, als eine weniger concentrirte.
Die Kritik der Methode ist die erste Grundlage aller Naturforschung. Der praktische
Gerber, auch der verständigste, ist aber nicht competent für wissenschaftliche
Kritik von Versuchen. Sie ist nicht sein Handwerk, sein Zeugniss alterirt darum in
nichts das Fehlerhafte der der Untersuchung zu Grunde liegenden Methode, noch den
irrigen Schluss der Herren v. Schroeder und Pässler auf die Nothwendigkeit allmählich zunehmender
Concentration der Gerblösung, den sie aus ihren Versuchen mit Tannin ziehen, eine
Nothwendigkeit, die beim Gerben mit Lohrinde aus anderweitigen Gründen ja
vorliegt.