Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Elektrometallurgie. |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 258 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der
Elektrometallurgie.
Neuerungen auf dem Gebiete der Elektrometallurgie.
Die jährliche Zahl der Verfahren, auf elektrochemischem Wege Metalle darzustellen
oder zu raffiniren, hat in den letzten Jahren eher zu als abgenommen. Fast
allwöchentlich berichten die Fachzeitschriften über neue Methoden und preisen oft in
den verlockendsten Worten die grossen Vorzüge derselben gegenüber dem bereits
Bekannten.
Auf keinem Gebiete der Industrie ist indessen grössere Vorsicht geboten, als hier.
Denn trotz des bedeutenden Beobachtungsmaterials, welches uns vorliegt, trotz der
ziemlich weit vorgeschrittenen theoretischen Kenntnisse sind wir doch über manche
Erscheinungen der Elektrolyse noch völlig im Unklaren, und sodann, angelockt durch
den Reiz der Neuheit und verleitet durch den nicht zu leugnenden Erfolg, den
einzelne Processe aufzuweisen haben, legten sich viele aufs Erfinden
elektrolytischer Verfahren, denen so ziemlich Alles dazu fehlte, nämlich gediegene
und umfassende Kenntnisse und schöpferischer Geist.
Dieser Gesichtspunkt war auch bei Abfassung der vorliegenden Abhandlung bezüglich der
Auswahl des Stoffes maassgebend; auch wurden nur solche Verfahren berücksichtigt,
die Aussicht auf praktische Verwerthung zu bieten scheinen. So ist z.B. das Eisen
nicht in den Bereich dieser Abhandlung gezogen worden, obgleich es nicht an
Vorschriften und Patenten mangelt, die die Umwandlung des Eisens in Stahl zum
Gegenstande haben. Jedoch bei dem heutigen Stande des Eisenhüttengewerbes halte ich
die Verwendung des elektrischen Stromes bei der Raffination des Roheisens für völlig
ausgeschlossen. Ich muss es jedoch schon jetzt aussprechen, dass trotz meines
eifrigen Bestrebens die vorliegenden Neuerungen möglichst vollständig zu bringen,
das wirklich Brauchbare leider nur einen geringen Raum einnimmt, denn die heutige
Elektrometallurgie ist arm an wirklich originellen Gedanken.
Zur besseren Uebersicht des vorhandenen Materials sei es gestattet, bei der
nachfolgenden Beschreibung von neuen oder verbesserten elektrolytischen Verfahren,
Apparaten u.s.w., die althergebrachte Eintheilung in „nasse“ und
„trockene“ oder besser „feurig-flüssige Verfahren“
beizubehalten.
A. Nasse Verfahren.
1) Zink. Die Gewinnung von Zink unter Zuhilfenahme des
elektrischen Stromes ist verhältnissmässig jungen Datums; wenn es trotzdem nicht an
zahlreichen Vorschlägen fehlt, auf diesem immerhin kostspieligen Wege Zink zu
gewinnen, so hat dies darin seinen Grund, dass die Erzeugung von Zink auf dem
gewöhnlichen hüttenmännischen Wege auch heute noch mit ganz erheblichen
Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Diese liegen zumeist darin, dass die
Reductionstemperatur des Zinkoxydes ausserordentlich hoch, nämlich fast bei
Weissglut liegt. Bei dieser Temperatur kann das durch Kohle reducirte Zink nur im
dampfförmigen Zustande bestehen und muss auf sehr umständliche und zu erheblichen
Verlusten Veranlassunggebende Weise condensirt werden; ausserdem aber
dissociirt die etwa bei der Reduction des Zinkoxydes gebildete Kohlensäure bei der
hohen Temperatur schon ganz bedeutend in Kohlenoxyd und Sauerstoff, welcher
natürlich einen entsprechenden Theil des bereits reducirten dampfförmigen Zinkes
wieder zu Zinkoxyd oxydirt.
Dieser und andere bis jetzt durch kein Destillationsverfahren zu verhindernde
Uebelstände sind zumeist die Veranlassung gewesen, zur Zinkgewinnung sich des
elektrischen Stromes zu bedienen. Freilich hat man auch hier mit ganz bedeutenden
Schwierigkeiten, die auch jetzt noch keineswegs gänzlich beseitigt sind, zu kämpfen
gehabt.
Zur elektrolytischen Verarbeitung gelangen sowohl Zinkerze, als auch Zinkschaum,
Gichtschwamm, Flugstaub und sonstige zinkhaltige Hütten abfalle. Die Erze werden
meistens zur Entfernung des Schwefels oxydirend geröstet und das entstandene
Zinkoxyd durch verdünnte Säuren ausgelaugt, die erhaltene Lauge nach genügender
Concentration geklärt und sodann der Elektrolyse unterworfen, wodurch sich das Zink
in metallischer Form an der Kathode abscheidet. An der Anode wird eine äquivalente
Menge Säure frei, die von neuem zum Auslaugen der gerösteten Erze u.s.w. verwendet
wird.
Theoretisch steht diesem Processe nichts entgegen. Die praktische Ausführbarkeit
stösst jedoch auf ganz beträchtliche Schwierigkeiten, die zumeist darin bestehen,
dass sich das Zink auf der Kathode nicht in fester, compacter, sondern meistens in
mehr oder minder schwammiger Form niederschlägt, wodurch der Werth desselben ganz
erheblich sinkt. Ueber die Zusammensetzung dieses sogen. „Zinkschwammes“ ist
man sich auch jetzt noch wenig einig; ebenso wenig vermag man über die Ursache
seiner Entstehung, die sowohl in neutraler, als auch in schwach saurer Lösung vor
sich geht, vollkommene Rechenschaft zu geben.
Kiliani, der über die Ursachen dieser Erscheinung
Versuche angestellt hat (Berg- und Hüttenmann. Zeitung,
1883 S. 251), beobachtete, dass auch bei Anwendung löslicher Anoden (Anode und
Kathode bestanden aus Zinkplatten) eine Gasentwickelung stattfand und zwar besonders
bei Strömen von geringer Dichte. Bei steigender Stromdichte nimmt die
Gasentwickelung mehr und mehr ab und hört schliesslich bei einer Stromdichte von
1843 Amp./qm
gänzlich auf. Gleichzeitig fand Kiliani, dass das
ausgeschiedene Zink, welches bei geringer Stromdichte sehr schwammig ausfiel, mit
steigender Stromdichte an Festigkeit gewann und bei 1843 Amp./qm, bei
welcher Stromdichte kein Gas mehr entwickelt wurde, vollkommen fest und
weissglänzend wurde.
Strom-dichten inmg Zink in1
Minuteund 1 qcPolfläche
Ampèrefür1 qm
Gasent-wicklungin cc auf1,5 g
nieder-geschla-genes Zink
Beschaffenheit des Niederschlages
0,0145
7
2,40
Stark schwammig.
0,0361
18
2,27
Desgleichen.
0,0755
38
0,56
Desgleichen.
0,3196
158
0,43
Der Niederschlag wird dichter, nur an den Rändern ist
er noch schwammig.
0,6392
316
0,33
Noch leicht abwischbar.
3,727438,7750
184319181
––
Sehr fest und weissglänzend, an den Rändern knospen- artig
auswachsend.
Aus sehr verdünnten Lösungen erhielt Kiliani sowohl
bei schwachen als auch bei starken Strömen das niedergeschlagene Zink stets als
Schwamm, verknüpft mit lebhafter Wasserstoffentwickelung. Ausserdem schied sich bei
geringen Stromdichten auch Zinkoxyd ab.
Ueber denselben Gegenstand, der für die Gewinnung von Zink auf elektrolytischem Wege
von allergrösster Wichtigkeit ist, liegen auch Versuche von Nahnsen vor (Berg- und Hüttenmänn. Zeitung,
1891 S. 393). Nahnsen führte mit einer neutralen
Zinksulfatlösung folgende drei Versuche aus:
1) Die Zinksulfatlösung wurde durch einen Strom von sehr geringer Dichte (6,64 Amp./qm) zersetzt.
Hierbei wurde lebhafte Wasserstoffentwickelung beobachtet; der Zinkniederschlag war
stark schwammig.
2) Die Zinksulfatlösung wurde durch einen Strom von 159,4 Amp./qm zersetzt.
Hierbei fand keine Gasentwickelung statt; das niedergeschlagene Zink war weiss und
fest.
3) Zu der neutralen Zinksulfatlösung wurde etwas concentrirte Schwefelsäure gefügt
und sodann ein Strom von 159,4 Amp./qm durch die Lösung geschickt. An der Kathode fand
neben der Zinkabscheidung eine Entwickelung von Wasserstoff statt; trotzdem war
jedoch das gewonnene Zink ebenso fest und weiss, wie beim zweiten Versuche.
Nahnsen kommt auf Grund dieser Thatsachen zu dem
Schluss, dass eine Ausscheidung von Wasserstoff an der Kathode an und für sich, d.h.
wenn die Wasserstoffentwickelung eine primäre ist, auf die Beschaffenheit des
Zinkniederschlages von keinem nachtheiligen Einfluss ist. Die
Wasserstoffentwickelung während des ersten Versuches ist aber keine primäre, d.h.
direct durch den elektrischen Strom verursachte, sondern eine secundäre. Das
ausgeschiedene Zink oxydirt sich nämlich zum Theil bei der geringen Stromdichte von
6,64 Amp./qm im
Augenblick seiner Ausscheidung durch den Sauerstoff des Elektrolyten, wodurch
natürlich eine äquivalente Menge von Wasserstoff ausgeschieden werden muss. Demnach
ist der Zinkschwamm gar kein reines Zink, sondern ein Gemisch von Zink und Zinkoxyd.
Hiermit würde die Beobachtung von Kiliani, der
gleichfalls bei geringen Stromdichten Zinkoxyd erhielt, übereinstimmen. Uebrigens
spricht für die Ansicht, dass Zinkschwamm Zinkoxyd enthalten soll, die Thatsache,
dass er nur sehr schwer einzuschmelzen ist, was ja sehr leicht zu verstehen wäre,
wenn er nicht aus reinem Zink, sondern aus diesem und Zinkoxyd, welches bekanntlich
für uns unschmelzbar ist, bestände.
Wie bei den einfachen Zinksalzen in Folge zu geringer Stromdichte oder zu hoher
Temperatur der Zinkniederschlag schwammig wird, so tritt nach den Untersuchungen,
die Nahnsen in neuerer Zeit angestellt hat, derselbe
Uebelstand bei Zinksalzlösungen ein, sobald dieselben einen zu grossen Gehalt an
fremden Metallen haben. Die Wirkung der letzteren ist von ihrer absoluten Menge, dem
Zinkgehalt des Elektrolyten und der Stromdichte abhängig. Bei einem Elektrolyten,
der im Liter 100 g Zink enthält, haben 25 mg/l Kupfer keinen Einfluss auf den Niederschlag; 50
mg/l bewirken
eine eben wahrnehmbare Gasentwickelung, 100 mg/l neben Gasentwickelung Warzenbildung; bei 150 mg/l tritt
letztere früher und intensiver ein, bei 300 mg/l Schwamm. Bei einem Elektrolyten, der nur 20 g/l Zink enthält,
treten bereits bei 10 mg/l Kupfer einzelne Warzen auf; bei 25 mg/l ist ihre
Anzahl grösser;bei 50 mg/l Kupfer bedeckt sich die ganze Elektrode mit
Warzen, und bei 125 mg/l Kupfer wird der ganze Niederschlag schon nach 55 Minuten schwammig.
Andere Metalle, wie Cadmium, Silber, Arsen, Antimon, verhalten sich ähnlich. Ein
Eisengehalt gibt zwar zu Wasserstoffentwickelung Anlass und verunreinigt durch
ausgeschiedenes Oxyd und Oxydul den Elektrolyten und die Bäder, bewirkt aber nicht,
dass der Niederschlag schwammig wird. Dies tritt wenigstens noch nicht ein, selbst
wenn neben 20 g/l
Zink 20 g/l Eisen
als Oxydulsalz oder 2,5 g/l Eisen als Oxydsalz vorhanden ist.
Eisen ausgenommen, beeinflussen also die fremden Metalle den Zinkniederschlag so,
dass annäherungsweise bei einem Verhältnisse von 10000 : 1 kein Einfluss, bei 2000 :
1 Gasentwickelung, bei 1000 : 1 Warzenbildung und bei 333 : 1 Schwamm auftritt.
Dass Verunreinigungen des Elektrolyten den Zinkniederschlag nachtheilig beeinflussen,
ist wohl schon vor Nahmen erkannt worden, und hat man
vorgeschlagen. Zink als Blechabfälle oder Granalien vorzulegen, um die fremden
Metalle niederzuschlagen. Diese Maassnahmen haben sich indessen in der Praxis als
gänzlich unzureichend erwiesen. Das vorgelegte Zink bedeckte sich in kurzer Zeit mit
einem schwer löslichen dichten Ueberzug, welcher das darunter befindliche Zink seine
fällende Wirkung einbüssen lässt. Auch hat man bei der elektrolytischen Verarbeitung
von Rohlaugen diese vor der Fällung mit Kalk mit Zinkstaub behandelt. Allein auch
diese Methode liefert nur bei Laugen mit hohem Zinkgehalt zufriedenstellende
Resultate. Die fremden Beimengungen sind eben schon in so ausserordentlich geringen
Mengen von verderblichem Einfluss, dass die geringste Nachlässigkeit den gesammten
Betrieb in empfindlichster Weise zu stören vermag. Bei der eben erwähnten
Verarbeitung von Rohlaugen hat man dieselben überdies nur in einem einzigen Bottich
mit Zinkstaub behandelt, so dass von einer vollkommenen Ausfällung der fremden
Metalle nicht die Rede sein kann. Die Fällung der letzten Spuren derselben erfordert
nämlich eine ziemlich beträchtliche Zeit.
Unter diesen Umständen dürfte ein von Nahnsen ersonnenes
rationelleres Fällungsverfahren (D. R. P. Nr. 64252) für die Fachleute von Werth
sein. Hiernach werden die Rohlaugen, verunreinigt wie sie sind, mit Kalk oder
ähnlichen Mitteln behandelt, wodurch das Zink und die fremden Metalle als Oxyde oder
Hydroxyde gefällt werden. Auf diesen gemischten Niederschlag wird der aus den Bädern
kommende saure Elektrolyt einwirken gelassen. Letzterer löst die Oxyde bezieh.
Hydroxyde, sich hierbei mehr und mehr neutralisirend, nach und nach auf und passirt
sodann eine Anzahl von flachen Bottichen, in denen mittels Rührwerke Zinkstaub
beständig aufgerührt wird. Die fremden Metalle werden also nicht schon in den
Rohlaugen gefällt, sondern Nahnsen lässt sie in den
Elektrolyten übergehen und fällt sie erst aus diesem, und zwar nicht in einem Bottich, sondern in einem System von Bottichen,
so dass die etwa gelösten fremden Metalle successive mit immer reinerem Zinkstaub in
Berührung treten.
Hinter diese Zinkstaubbottiche wird noch ein Absatzbottich eingeschaltet, worin sich
die geringe Menge übergerissener suspendirter Theilchen vollkommen absetzt. Die
Lauge, welche hierauf in die elektrolytischen Bäder eintritt, ist genügend
gereinigt, wenn sie auf Zusatz von Salzsäure und Schwefelwasserstoff keinen Niederschlag
gibt, sondern höchstens eine gelbliche Färbung annimmt.
Es kann nicht geleugnet werden, dass das gesammte Verfahren der Zinkgewinnung durch
diese von Nahnsen vorgeschlagenen Einrichtungen eine
nicht zu unterschätzende Complication erfährt und an seiner ursprünglichen
Einfachheit starke Einbusse erleidet. Doch ist zu berücksichtigen, dass durch diese
Anordnung eine viel grössere Betriebssicherheit gewährleistet wird. Uebrigens bedarf
diese Anlage sehr geringer Unterhaltungskosten und wird sich in vielen Fällen durch
die Gewinnung sämmtlicher fremder Metalle, wie Kupfer, Silber und Cadmium bezahlt
machen, und zwar um so mehr, als der verwendete Zinkstaub nicht verloren geht,
sondern das bei der Fällung der fremden Metalle gelöste Zink in den Bädern
wiedergewonnen wird.
Siemens und Halske neigen hingegen zu der Ansicht, dass
der bei der Elektrolyse von Zinklösungen in Spuren auftretende Zink Wasserstoff
(ZnH2) neben dem gleichzeitig in geringer Menge
auftretenden nascenten Wasserstoff eine molekulare Veränderung des ausgeschiedenen
Zinkes bedinge, welches in dem schwammigen Aggregat zum Ausdruck komme. Dem von der
vorgenannten Firma kürzlich erfundenen Verfahren (D. R. P. Nr. 66592) liegt der
Gedanke zu Grunde, den Zinkwasserstoff sowohl wie den nascenten Wasserstoff durch
Zusätze von freien Halogenen oder von Halogenverbindungen, welche unter Bildung der
betreffenden Halogenwasserstoffe den Wasserstoff binden, zu beseitigen.
Bei der praktischen Ausführung dieser Elektrolyse des Zinkes auf Grundlage des
vorliegenden neuen Verfahrens wird wie folgt operirt:
Die nach irgend einem technischen Extractionsverfahren aus Erzen gewonnene neutrale
oder schwach saure Zinkvitriollauge wird vor der Elektrolyse mit einer schwachen
Chlor-, Brom- oder Jodlösung, oder mit einer schwachen Lösung von freier,
unterchloriger oder unterbromiger Säure versetzt, oder mit Chlor- oder Bromgas
übersättigt, wodurch, wie weiter unten aus den Formeln ersichtlich, unterchlorige
Säure entstehen kann. Auch können zur Vitriollösung solche wasserlösliche Chlor- und
Bromsubstitutionsproducte organischer Körper zugegeben werden, welche ihr Chlor oder
Brom unter Reduction zu niederen Verbindungen an nascenten Wasserstoff abgeben, wie
die halogensubstituirten, wasserlöslichen Chlorhydrine des Glycerins und anderer
Glykole. Ausserdem sind Combinationen dieser vier Vorschriften anwendbar.
Da die Mengen des bei der Elektrolyse störend auftretenden und zu entfernenden
Zintwasserstoffes und nascenten Wasserstoffes äusserst gering sind, so braucht auch
die Menge der Halogene und Halogenverbindungen, welche dem Bade zugesetzt werden,
nur eine geringe zu sein, so dass die Wirkung des freien Chlors u.s.w. auf die
Kathodenmasse während des Stromdurchganges nicht in Betracht kommt. Der Nutzeffect
erfährt demnach keine Beeinträchtigung.
Es ist bei diesem Verfahren nur erforderlich, dass die zu elektrolysirende Lauge
während des Betriebes stets eine deutliche Reaction des freien Halogens oder der
activen Halogensauerstoffkörper zeige.
Das nach diesem Processe auf der Kathode niedergeschlagene Zink soll im Gegensatz zu
dem nach anderenVerfahren anfänglich resultirenden grauen Zink eine silberhelle
Farbe und deutliches krystallinisches Gefüge haben und zwar schon von dem Moment des
Stromschlusses ab.
Die chemischen Vorgänge an der Kathode bei dem vorstehend gekennzeichneten Verfahren
lassen sich an der Hand der nachstehenden Gleichungen klar übersehen, bei welchen
angenommen wird, dass es sich um Entfernung oder Unterdrückung des Zinkwasserstoffes
ZnH2 oder nascenten Wasserstoffes H als der
störenden Ursache der Schwammbildung handelt.
Ist in der schwefelsauren Lauge um die Kathode ein Halogen, z.B. freies Chlor,
vorhanden, so wirkt dasselbe auf ZnH2 und nascenten
H im Sinne der Gleichungen:
I.
α)
ZnH2 + Cl2
= Zn + 2HCl,
β)
H + Cl = HCl,
wobei die Salzsäure in Folge der grossen Verdünnung nicht
lösend auf die Kathode wirkt.
Die nach α) und β)
entstandenen geringen Mengen HCl wirken auf die unterchlorige Säure HOCl, welche bei
Ueberschuss von Chlor in Zinkvitriollösung stets nach der Gleichung:
2ZnSO4 + 2H2O + 2Cl2 = ZnCl2 + Zn(HSO4)2 + 2HOCl
entsteht, wieder Chlor bildend nach der Gleichung:
HCl + HOCl = H2O + Cl2.
Ist in der Kathodenlauge freie unterchlorige oder unterbromige Säure, so verläuft der
chemische Process nach:
II.
ZnH2 + HOCl = Zn + H2O + HCl,
H2 + HOCl = H2O + HCl.
Wird die Lauge mit Chlorgas übersättigt, so entsteht nach der Gleichung:
III. 2ZnSO4 + 2H2O + 2Cl2 = ZnCl2
+ Zn(HSO4)2 + 2HOCl
unterchlorige Säure HOCl, welche im Sinne von II. auf die
Wasserstoffproducte wirkt. Die ebenfalls dadurch entstehende HCl wirkt auf
überschüssige HOCl nach I. wieder unter Bildung von freiem Chlor, welches auf
Zinkvitriol wieder von neuem nach III. unter Bildung von unterchloriger Säure
reagirt. Aus III. ist ersichtlich, dass zu Anfang neben den übrigen Körpern auch
ZnCl2 vorhanden, also ein Theil des
eingeleiteten Chlors an Zink gebunden festgelegt ist. Dieses Chlor ist jedoch für
den Process nicht verloren, sondern tritt wieder als freies Chlor bezieh. freie
Salzsäure auf, sobald die Lauge durch von der Anode her diffundirte Säure schwach
schwefelsauer geworden ist. Die schwache Schwefelsäure reagirt auf ZnCl2 nach der Gleichung:
ZnCl2 + H2SO4 = ZnSO4 + 2HCl,
also Salzsäure bildend, welche ihrerseits mit freier
Unterchlorigsäure HOCl wieder freies Chlor gibt.
Ist endlich eine chlorabgebende organische Verbindung, wie beispielsweise
Monochlorhydrin des Glycerins, vorhanden, so verläuft bei Gegenwart von nascentem
Wasserstoff die Reaction im Sinne der nachstehenden chemischen Gleichung:
\overbrace{\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }^{\mbox{Monochlorhydrin}}
und
\overbrace{\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }^{\mbox{Propylenglykol}}
\underset{|\ \ \ \ \ \ }{\mbox{CH}_2\mbox{Cl}}
\underset{|\ \ \ }{\mbox{CH}_3}
\underset{|\ \ \ \ \ \ }{\mbox{CHOH}}
+2\,\mbox{H}=
\mbox{HCl}+\underset{|\ \ \ \ \ \ }{\mbox{CHOH}}
\mbox{CH}_2\mbox{OH}
\mbox{CH}_2\mbox{OH}
Werden als Zusätze Gemische der erwähnten Körper verwendet, so können sowohl
die Wirkungen des freien Chlors, wie die des lose gebundenen Sauerstoffes im Falle
II. neben einander herlaufen.
Im Allgemeinen lässt sich die Wirkung der Zusätze dahin zusammenfassen, dass das
freie Halogen sich mit dem Wasserstoff der Wasserstoffproducte der Elektrolyse
verbindet und Salzsäure bildet, welche ihrerseits auf die vorhandene unterchlorige
Säure wieder Chlor bildend einwirkt, welches letztere von neuem im Sinne der
vorstehenden Gleichungen in Reaction tritt, so dass man also mit einem anfänglichen
schwachen Chlorüberschuss bei Gegenwart von unterchloriger Säure, sobald der
elektrolytisch abgeschiedene Wasserstoff mit Chlor unter Bildung von Salzsäure in
Wirkung tritt, immer wieder Chlor zum grossen Theil regeneriren kann.
A. Pertsch in Frankfurt a. M. geht bei seinem kürzlich
veröffentlichten Verfahren der Gewinnung von Zink, Eisen, Blei und Kupfer aus ihren
Haloidverbindungen (D. R. P. Nr. 66185) von der Annahme aus, dass die
Schwammbildung, sowie andere bei der Elektrolyse von Chlorzinklösungen auftretende
Uebelstände durch secundäre Processe hervorgerufen würden und in der Bildung von
Haloidsäuren, Oxychloriden, basischen Oxychloriden und anderen zum Theil noch wenig
bekannten Verbindungen beständen. Er sucht diese Nachtheile dadurch zu vermeiden,
dass er das oxalsaure Salz des auszuscheidenden Metalles dem Elektrolyten zusetzt,
bei Zinkchloridlösung also oxalsaures Zink und zwar 2 bis 4 Proc. beim Kupfer 2 bis
5 Proc. beim Eisen 3 bis 4 Proc. und beim Blei 4 bis 8 Proc. Die Oxalsäuren Salze
der genannten Metalle stellt Pertsch durch Behandlung
des gelösten Chlorides mit Kalium oder Ammoniumoxalat dar. Dieses scheidet sich
stets als unlöslicher Niederschlag, welcher in wässeriger Oxalsäure löslich ist,
aus. Die Elektrolyse wird in einem innen getheerten Holzkasten von etwa ½ m Länge, 1
m Breite und ½ m Höhe der durch Leinwanddiaphragmen in drei Abtheilungen getheilt
ist, ausgeführt.
Die erste Abtheilung hat etwa 10 cm Breite und enthält eine dünne Zinkplatte als
negative Elektrode, auf welcher das Zink abgeschieden wird.
Die zweite Abtheilung hat etwa 20 cm Breite und nimmt die zu zersetzende
Chlorzinklösung auf.
Die dritte Abtheilung endlich hat 20 cm Breite und ist abermals in zwei Theile
getheilt. Dieselbe dient zur Aufnahme der positiven Elektrode (einer Kohlenplatte).
Der freibleibende Kaum ist mit grob gepulvertem Koks ausgefüllt, welcher lose in die
Zelle eingeschüttet wird; in die dem Elektrolyten zugekehrte Seite bezieh.
Halbabtheilung wird das zu zersetzende Mineral eingebracht.
Die Zink- und Kohlenplatte in der ersten bezieh. dritten Zelle dienen als
Stromeinführungsplatten.
Der gepulverte Koks in der dritten Zelle absorbirt diejenigen Gase, welche nicht auf
das eingebrachte Mineral einwirken sollen, und verhindert dadurch nachtheilige
Wirkungen durch Neubildung von Verbindungen.
Das in wässeriger Oxalsäure gelöste oxalsaure Zinkoxyd wird dem Elektrolyten, nachdem
er in die Zersetzungszelle eingefüllt worden ist, zugesetzt und sodann der
Stromkreis geschlossen.
Die Spannung des Stromes darf pro Zelle 1,7 Volt nicht übersteigen und ist während
der Zersetzung auf dieser Höhe zu erhalten. Die Leitungsfähigkeit des
Elektrolytensteigt etwas. Bei Anwendung einer höheren Spannung wird das Zink in
Pulverform ausgefällt.
In dem Maasse, als Zink ausgeschieden wird, wirkt das freiwerdende Chlor auf das
eingeführte Mineral ein und löst es zu Chlorzink auf. Natürlich muss in demselben
Verhältniss, wie sich das Mineral löst, frisches zugeführt werden.
Die Wirkungsweise des dem Elektrolyten zugesetzten, in wässeriger Oxalsäure gelösten
Oxalsäuren Zinkoxyds ist begründet durch seine ausserordentlich leichte
Zersetzbarkeit in Metall und Säureradical.
Bei Gegenwart des Oxalsäuren Zinkoxyds wird die Bildung der Chlor- und chlorigen
Säure vollständig vermieden, ebenso findet keine merkliche Wasserzersetzung statt,
was bei der Elektrolyse des Chlorzinks bekanntlich der Fall ist. Die Elektrolyse
geht glatt von statten, ohne dass man weder auf der Anode noch Kathode eine
Glasblase bemerkt, noch tritt irgend welcher störende Secundärprocess auf.
Uebrigens ist der Gedanke, die durch Sauerstoff, Chlor oder ähnlich wirkende Elemente
leicht zersetzbaren oxalsauren Salze als Depolarisationsmittel zu verwenden,
durchaus nicht mehr neu. Die von Classen ausgearbeitete
und zum Theil sehr gute Resultate liefernde Methode besteht darin, dass die
Oxalsäuren Salze der niederzuschlagenden Metalle mit oxalsaurem Alkali versetzt
werden. Ebenso werden auch in der Galvanoplastik oxalsaure Salze vielfach
angewendet. Diese Methode hat leider den sehr grossen Uebelstand, dass die
Oxalsäure, indem sie durch die polarisirenden Substanzen, diese reducirend, zersetzt
wird und dadurch verloren geht, was bei dem ziemlich hohen Preise der Oxalsäure
bezieh. der Oxalsäuren Salze dieses Verfahren so sehr vertheuerte, dass eine
Rentabilität desselben ausgeschlossen sein dürfte.
Borchers macht deshalb in seiner Elektrometallurgie
(Verlag von Harald Bruhn, Braunschweig, vgl. 1892 284 192) den Vorschlag, als Depolarisationsmittel
derartige Substanzen zu verwenden, die durch ihre Oxydation durch die an der Anode
ausgeschiedenen elektronegativen Verbindungen nicht an Werth verlören, sondern
gewännen. Das wichtigste Material für diesen Zweck bietet nach der Ansicht von Borchers uns der Steinkohlentheer in Form vieler seiner
Destillationsproducte. Bei seinen zu diesem Zwecke angestellten Versuchen bediente
sich Borchers der flüssigen Carbolsäure, des bekannten
Kresolgemisches, welches nach der Abscheidung der leichter siedenden eigentlichen
Carbolsäure zurückbleibt. Um dieses Kresol, welches in Wasser nur sehr schwer
löslich und zudem ein sehr schlechter Stromleiter ist, verwendbar zu machen, löst
Borchers es in Kali- bezieh. Natronlauge oder in
concentrirter Schwefelsäure auf, je nachdem alkalische oder saure Lösungen gebraucht
werden. Durch Digeriren mit Schwefelsäure bilden sich Kresolsulfonsäuren, die sowohl
als solche, wie auch in ihren Salzen beide Bedingungen für einen guten Elektrolyten,
gute Leitungsfähigkeit und Leichtlöslichkeit in Wasser, erfüllen. Bei genügend
langer Elektrolyse werden die Sulfonsäuren durch die oxydirende Wirkung der Anode
vollständig zu Kohlensäure, Wasser und Schwefelsäure oxydirt; bei rechtzeitiger
Unterbrechung des elektrolytischen Processes lassen sich aber sämmtliche theoretisch
möglichen Zwischenoxydationsproducte herstellen. Leider hat Borchers, so viel mir bekannt ist, weitere Versuche über diesen so überaus
bedeutungsvollen Gegenstand bis jetzt noch nicht veröffentlicht. „So viel steht
jedoch fest, dass man die beabsichtigte Reaction bedeutend besser in der Hand
hat, als dies bei Anwendung der gebräuchlichen Oxydationsmittel der Fall ist;
ebenso wenig unterliegt es einem Zweifel, dass sich eine Anzahl von
Oxydationsprocessen organischer Verbindungen mit der elektrolytischen
Metallfällung zum grossen Vortheil beider Operationen vereinigen lässt. Man kann
dies mit ziemlicher Sicherheit für alle die Fälle annehmen, in welchen als
Oxydationsmittel bisher Superoxyde, eventuell in Gemeinschaft mit Säuren,
Permanganate, Chromsäure, Arsensäure und andere vorwiegend in wässerigen
Lösungen zur Wirkung kommende Verbindungen und Gemische verwandt wurden.
Grundbedingung ist dabei, dass das entstehende Oxydationsproduct sich leicht aus
der elektrolysirten Flüssigkeit abscheiden lässt, anderenfalls würden die
erzielten Vortheile ganz oder zum Theil illusorisch werden. Die Vertheilung der
Kosten der Elektrolyse auf zwei Endproducte, in Verbindung mit der
Herabminderung der zur Zinkabscheidung erforderlichen Stromspannung, sind ferner
höchst beachtenswerthe Vortheile, welche den Vertretern der angewandten
organischen Chemie ebenso willkommen sein dürften, wie den Metallurgen“ (Borchers, Elektro-Metallurgie, S. 98).
Ob und wie weit sich dieser von Borchers ausgesprochene
Gedanke, den wir im Vorstehenden im Auszuge wiedergegeben haben, verwirklichen
lässt, ist bei den vielen Schwierigkeiten, die sich, wie auch Borchers zugibt, seiner praktischen Ausführung
entgegenstellen, eine Frage, die bei dem jetzigen Stande der Dinge weder im
positiven noch im negativen Sinne mit genügender Sicherheit beantwortet werden kann.
Uebrigens sind wir in der Lage, über mehrere hierhin gehörige Verfahren berichten zu
können.
Wir beginnen mit dem Verfahren von Dr. C. Hoepfner (D.
R. P. Nr. 62946), wonach an der Kathode Zink und an der Anode Chlor bezieh. Chlorate
der Alkalien oder alkalischen Erden gewonnen werden. Zur Verwendung gelangen arme
Zink- und Bleierze. Dieselben werden fein gemahlen und sodann in einem Rührwerk mit
einer Alkalilösung behandelt, die das Zinkoxyd und Bleioxyd löst. Diese Lösung wird
durch Zinkstaub gereinigt. Sie fliesst alsdann in einem continuirlichen Strome von
möglichst gleichbleibender Concentration zu den Kathoden eines elektrolytischen
Bades, in dem die Anoden von den Kathoden durch geeignete Membrane oder
Doppelmembrane mit dazwischen befindlicher Lösung von Soda oder Potasche getrennt
sind. An den Kathoden scheidet sich das Zink metallisch ab, und zwar um so
cohärenter, je mehr die Lösung in Bewegung gehalten wird. Diese Zinkgewinnung, die
für sich allein in Folge des unvermeidlichen Verlustes an Alkali wohl schwerlich
rentabel sein würde, combinirt Hoepfner mit der
gleichzeitigen Gewinnung von einem oder mehreren Nebenproducten.
Zu diesem Zwecke befindet sich an den elektrolytisch unlöslichen oder schwerlöslichen
Anoden eine möglichst in constanter Concentration erhaltene beliebige Chloridlösung,
welche jedoch auch Alkalichloride enthalten muss, wie z.B. Carnallitlaugen oder die
Endlaugen des Ammoniaksodaprocesses.
Durch den elektrischen Strom vermehrt sich der Alkaligehalt an den Kathoden, während
gleichzeitig an denAnoden Chlor, sowie in Folge der von den Kathoden
ausgehenden Diffusion von Alkali oder Alkalicarbonat Chlorsauerstoffverbindungen
entstehen.
Das freie Chlor kann in zweckmässiger Weise aufgefangen und beliebig verwerthet
werden.
Dem schon von Ch. Watt 1851 gegebenen Beispiel
entsprechend kann jedoch das Auftreten von freiem Chlor an den Anoden auch vermieden
und statt dessen durch Zuführen von alkalischen Erden zur Anode Chlorsauerstoffsalz,
insonderheit Chlorat, gebildet werden. Die Chloratlösung fliesst aus dem Bade ab und
wird in bekannter Weise auf Kaliumchlorat verarbeitet.
Statt alkalische Erden zur Anode zu führen, empfiehlt es sich, gerösteten Galmei
zuzusetzen, weil alsdann das nach bekannter Reaction entstehende Zinkchlorid sehr
gut verwerthet werden kann. Enthält der Galmei viel erdige Bestandtheile, welche die
Anodenzellen verunreinigen könnten, so werden zunächst durch Einwirkung von freiem
Chlor aus denselben unterchlorigsaure Salze gebildet und diese sodann elektrolytisch
zu Chlorat oxydirt.
Von Vortheil ist es bei diesem Verfahren, welches eine fortschreitende Anreicherung
der Kathodenlaugen an Alkali herbeiführt, das Gegenstromprincip derart zur Anwendung
zu bringen, dass die Kathodenlaugen in demselben Apparat entgegengesetzt den
Anodenlaugen in dem benachbarten Anodenraum strömen, wodurch die Diffusion
verringert wird.
Leider hat das theoretisch ausgezeichnet begründete Verfahren von Siemens und Halske, Zink direct aus seinen Erzen mit
Hilfe von Eisensalzen zu gewinnen, nicht den erwarteten Erfolg gehabt. Nach diesem
Verfahren wird eine Eisensulfat enthaltende Zinksulfatlösung der Elektrolyse
unterworfen, wobei an der Kathode metallisches Zink abgeschieden wird, während an
der unlöslichen Anode pro Atom Zink 2 Moleküle Ferrosulfat in Ferrisulfat verwandelt
werden.
I. ZnSO4 + 2FeSO4 + aq = Zn + Fe2(SO4)3 +
aq.
Dieses Ferrisalz wird über schwach geröstete Schwefelzinkerze geleitet, wobei sich
unter Reduction des Ferrisalzes zu Ferrosalz eine entsprechende Menge von Zink zu
Zinksulfat löst, welche Lösung in das elektrolytische Bad zurückgeleitet und von
neuem der Elektrolyse unterworfen wird.
II. Fe2(SO4)3 + ZnS + aq =
ZnSO4 + 2FeSO4 +
aq + S.
So gut sich dieses Verfahren für die Gewinnung des Kupfers aus seinen Erzen bewährt
haben soll, so hat sich bei der Gewinnung von Zink nach diesem Verfahren der
Uebelstand herausgestellt, dass das auf den Kathoden niedergeschlagene Zink stets
eisenhaltig war, was seine einfache Erklärung darin hat, dass das in beträchtlicher
Menge in Lösung befindliche Eisensalz bei der bedeutenden Stromdichte, welche die
Ausscheidung des Zinkes bekanntlich fordert, auch schon eine theilweise Zerlegung
erleidet, in Folge deren sich neben dem Zink auch etwas Eisen auf der Kathode
abscheidet.
Dieser bedeutende Uebelstand dürfte sich kaum durch irgend welche Abänderung dieses
Verfahrens beseitigen lassen, denn die Bedingungen, unter welchen Zink und Eisen
durch den elektrischen Strom aus ihren Lösungen ausgeschieden werden, weichen zu
wenig von einander ab, als dass es bei Verwendung von so beträchtlichen Mengen von
Eisen, wie sie das Verfahren von Siemens und Halske verlangt, jemals
gelingen könnte, ein genügend eisenfreies Zink zu
erhalten.
Es sei an dieser Stelle ein Verfahren von Gunnar Elias
Cassel und Fredrik A. Kjellin in Stockholm (D.
R. P. Nr. 67303) nicht unerwähnt gelassen.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren; um auf elektrolytischem Wege Zink aus
Zinkblende herzustellen.
Hierzu wird ein elektrolytisches Gefäss von gewöhnlicher Construction angewendet. Die
Kathode besteht aus einer Zinkplatte, die Anode aus metallischem Eisen oder einem
anderen Metall, während die Elektroden mittels einer porösen Wand von Thon oder
ähnlichem Material getrennt werden. Die Kathode wird mit einer Lösung von
Zinkvitriol umgeben, welches in gewöhnlicher Weise durch Röstung von Schwefelzink
und Auslaugung mit Wasser gewonnen ist. Die Anode wiederum wird mit Eisensulfat oder
mit schwefelsaurem Oxyd desjenigen Metalles umgeben, welches man als Anode anwendet.
Beim Gang des Stromes durch den Elektrolyt wird Zink auf die Zinkplatte
niedergeschlagen und eine äquivalente Menge Eisen aufgelöst.
Die poröse Zwischenwand soll verhindern, dass die Flüssigkeiten sich mit einander
vermischen. Der Zweck der Eisenelektrode ist ein zweifacher: einerseits soll dadurch
die bei der Elektrolyse des Zinksulfats freigewordene Säure, welche sonst die
Entwickelung von Sauer- und Wasserstoffgas verursachen würde, gebunden und
andererseits die Potentialdifferenz zwischen den Elektroden verringert werden,
welche sonst für die Zertheilung des Salzes erforderlich sein würde.
Es wird nach diesem Verfahren nicht nur Zink, sondern auch Eisenvitriol gewonnen. Ob
der Eisenvitriol rein genug sein wird, um ihn praktisch verwerthen zu können, lassen
wir freilich dahingestellt; ferner dürfte durch die poröse Scheidewand mit der Zeit
genug Eisenvitriol hindurch diffundiren und die Lösung der Kathodenabtheilung
verunreinigen, dass es nach dem Vorhergehenden nicht ausgeschlossen erscheint, dass
auch hier das niedergeschlagene Zink durch einen Gehalt an Eisen verunreinigt werden
wird.
Chr. Heinzerling in Frankfurt a. M. schlägt ein von den
bisher geschilderten Verfahren gänzlich verschiedenes vor. Dasselbe besteht im
Wesentlichen darin, dass die zur Zinkgewinnung kommenden Erze geröstet, das
hierdurch erhaltene Zinkoxyd mittels concentrirter Chlormagnesiumlösung ausgelaugt,
die nunmehr zinkhaltige Chlormagnesiumlauge der Elektrolyse unterworfen und nach dem
Abscheiden des Zinkes von neuem zur Zinkextraction verwendet wird.
Die zur Zinkgewinnung kommenden Erze, Blende, Galmei werden geröstet und dadurch von
Schwefel und Kohlensäure befreit. Zinkstaub oder andere, Zinkoxyd in freiem Zustande
enthaltende Producte können als solche direct zur Extraction verwendet werden. Die
gerösteten Erze oder zinkoxydhaltigen Producte werden je nach dem Zinkoxydgehalt mit
der 7- bis 14fachen Menge Chlormagnesiumlauge (zweckmässig von 1,26 bis 1,29 spec.
Gew.) entweder in offenen oder geschlossenen Gefässen, am besten unter 2 bis 3 at
Druck, einige Zeit gekocht, bis die Lösung des Zinkoxyds erfolgt ist. Zweckmässiger
Weise wird das zu extrahirende Material durch ein Rührwerk bewegt. Geschieht das
Kochen in offenen Gefässen, somuss, damit sich kein Magnesiumoxychlorid bildet,
das verdampfende Wasser wieder ersetzt werden.
Die zur Extraction verwendete Chlormagnesiumlauge muss, wenn sie möglichst viel
Zinkoxyd lösen soll, möglichst wenig Magnesiumoxychlorid enthalten. Enthält dieselbe
letzteres, so führt man dieses durch Zusatz einer entsprechenden Menge Salzsäure in
Chlormagnesium über.
Nach dem Kochen wird die Lauge von dem Rückstand getrennt. Enthält der Rückstand nach
dem ersten Auskochen noch einen erheblichen Zinkoxydgehalt, so wird derselbe
nochmals mit Chlormagnesium auf die bekannte Weise ausgelaugt und die dabei
resultirende Lauge bei der Extraction wieder verwendet. Die nach dem Auslaugen
verbleibenden Rückstände werden, wenn sie einen genügend hohen Eisengehalt haben,
zur Eisengewinnung verwendet; enthalten dieselben andere Metalle, so können
dieselben daraus abgeschieden werden.
Die zinkoxydhaltige Chlormagnesiumlauge wird zur Gewinnung des Zinks der Elektrolyse
unterworfen und das Zink als Metall an der Kathode abgeschieden. Bei der Elektrolyse
wird die Stromdichte über 200 Ampère für 1 qm Elektrodenplatte gewählt und der
Elektrolyt möglichst kalt gehalten.
Die nach der Ausscheidung des Zinks verbleibende Chlormagnesiumlauge wird, nachdem
sie auf den richtigen Concentrationsgrad gebracht worden ist, zur Extraction wieder
verwendet. Sollte sich in der Lauge Magnesiumoxychlorid gebildet haben, so wird
dieses in der vorher beschriebenen Weise in Chlormagnesium übergeführt.
(Fortsetzung folgt.)