Titel: | M. Jamolet's Vielfachumschalter für Telephonanlagen. |
Autor: | Ed. Z. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 80 |
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M. Jamolet's Vielfachumschalter für
Telephonanlagen.
Mit Abbildungen.
Jamolet's Vielfachumschalter für Telephonaolagen.
Die Anwendung eines besonderen Prüfungsdrahtes bei den
in den Vermittelungsämtern städtischer Telephonnetze zu benutzenden
Vielfachumschaltern macht die Einrichtung solcher Umschalter nicht allein
kostspieliger, sondern sie erschwert auch die Führung der Drähte im Amte ganz
wesentlich. Deshalb hat sich Maxime Jamolet in Lüttich,
dessen Anordnung zum Rufen einer einzelnen Sprechstelle bei Einschaltung mehrerer
Sprechstellen in die nämliche Telephonleitung in D. p.
J., 1892 285 * 138, beschrieben worden ist,
bemüht, eine Anordnung aufzufinden, bei welcher – ähnlich wie in W. Oesterreich's und in Mix und
Genest's Umschaltern (vgl. 1899 271 * 408 und *
579 1892 283 * 223) – ein besonderer Draht zur Prüfung
der Leitung auf ihre Betriebsfreiheit nicht erforderlich ist. Die von ihm in
Vorschlag gebrachte, sich sowohl für Telephonnetze mit einfachen Leitungen, wie für
solche mit Schleifenleitungen eignende Anordnung besitzt ausserdem noch die
Eigenthümlichkeit, dass bei der Verbindung zweier Telephonleitungen in irgend einem
Umschalterschranke keine der leitenden Verbindungen, welche bisher in diesem
Schranke bestanden haben, gelöst zu werden braucht; dadurch aber werden die
Stöpsellöcher der Schränke merklich vereinfacht, da sie, abweichend von den
gewöhnlichen Klinkenumschaltern, nicht mit einer beweglichen Contactfeder
ausgerüstet zu werden brauchen.
Nach den Mittheilungen, welche Jamolet mir im März 1893
gemacht hat, ist in Fig.
1 die neue Anordnung für vier Leitungen L1, L2, L3, L4 eines Netzes mit einfachen
Leitungen skizzirt; die Ruf klappen K dieser
Leitungen mögen vier verschiedenen Schränken I, II,...
zugewiesen gedacht sein. Im Schranke I sind zugleich
die beiden Leitungen L1
und L4 als zur Zeit mit
einander zum Sprechen verbunden dargestellt, während der zu der Verbindung von dem
Beamten zu benutzende Apparatsatz ausführlicher in Fig. 2 dargestellt
ist.
Die Leitung L eines jeden Theilnehmers läuft bis zu
demjenigen Schranke, in welchem ihre Rufklappe K liegt,
und setzt sich dann noch in einem Drahte d bis zum
letzten Schranke des Amtes fort. Von ihr aus führt ein Draht l nach dem ihr zugewiesenen Stöpselloche n
eines jeden Schrankes. Demnach brauchen die nach den Schränken führenden Kabel nur
so viele Drähte zu enthalten, als in einem Schranke Stöpsellöcher vorhanden sind.
Die Rufklappe K jeder Leitung ist hinter ihrem
Stöpselloche eingeschaltet und steht durch den Draht h
mit dem Drahte D1,
sodann durch den künstlichen Zusatzwiderstand W mit dem
bei Netzen mit einfachen Leitungen mit der Erde E
verbundenen Drahte D2
in Verbindung. W soll zu 400 Ohm, der Widerstand der
Elektromagnete der Ruf klappen K zu 600 Ohm gewählt
werden.
Die einfachen Stöpsel S1
und S2 (Fig. 2) eines jeden
Apparatsatzes des Amtes sind durch zwei biegsame Schnuren mit je einem
Leitungsdrahte s1 und
s2 mit den Achsen
der beiden Ruftaster t1
und t2 verbunden; die
Arbeitscontacte dieser beiden Taster sind über a mit
einer beliebigen, die Rufstrome liefernden Elektricitätsquelle B verbunden, während von dem ihre Ruhecontacte
verbindenden Drahte u ein Draht v nach dem Taster p weiter läuft. Der Hebel
dieses Tasters, welchen der Beamte auf seinen Arbeitscontact c niederzudrücken hat, wenn er eine Leitung auf ihre
Betriebsfreiheit untersuchen muss, liegt für gewöhnlich an zwei Contactschrauben r1 und r2, welche beide mit
der Erde E verbunden sind, und zwar r1 über a und f (wie c) durch den mikrotelephonischen Sprechapparat T, r2 dagegen über g durch den Elektromagnet J des Schlusssignales und die Prüfungsbatterie b mit constantem Strom. J soll 500 Ohm
Widerstand erhalten.
In jedem Schranke ist b, B und W nur einmal vorhanden, ja, alle drei könnten sogar allen Schränken des
Amtes gemeinschaftlich zugewiesen werden. Arbeiten dagegen an einem Schranke mehrere
Beamte gleichzeitig, so muss jeder einen besonderen Apparatsatz T erhalten.
Textabbildung Bd. 289, S. 80Jamolet's Vielfachumschalter für Telephonanlagen. Während zwei Leitungen L1 und L4 zum Sprechen verbunden sind, liegt nach Fig. 1 der zum Geben des
Schlusszeichens bestimmte Apparat J nebst der
Prüfungsbatterie b in einer Abzweigung von der
Leitungsverbindung L1L4 zur Erde
E. Diese Abzweigung kann wegen des grossen
Widerstandes von J eine wesentliche Schwächung der
Telephonströme in L1L4 nicht veranlassen;
andererseits vermag die zugleich über g und f durch T und J geschlossene schwache Batterie b das Schlusszeichen J
nicht zu beeinflussen, ihre Abnutzung aber wird weder der Schluss derselben während
der Dauer der Verbindung L1L4, noch
deren beständiger kürzerer Schluss durch T hindurch
wesentlich beschleunigen; nötigenfalls will Jamolet in
den Draht a einen Condensator einschalten, welcher ja
bei der Prüfung nicht stören könnte, weil bei dieser der Taster p niederzudrücken ist. Noch vortheilhafter erscheint
mir aber das Weglassen des Drahtes a (und damit die
Beseitigung des beim Abfragen für a, f, T vorhandenen
Nebenschlusses g, J, b zu p, v,
u, L, E), wobei natürlich der Beamte auch beim Abfragen den Taster p niederdrücken müsste; ausserdem liesse sich wohl auch
für diesen Draht a eine Unterbrechung in dem selbsthätigen Umschalter
des Telephons T anordnen.
Wenn nun in einem mit solchen Vielfachumschaltern ausgerüsteten Amte etwa aus der
Leitung L2 ein Ruf
eintrifft, so bringt der über l2, h2, D1, W und D2 zur Erde E gehende Rufstrom im Schranke II die Klappe K2 zum Abfallen, während die von D1 aus durch die anderen Klappen in alle Leitungen,
sowie von D2 aus über
J in die zur Zeit verbundenen Leitungen sich
abzweigenden Stromtheile in den Klappen K und in J zufolge der von ihnen zu durchlaufenden, W weit übertreffenden WiderständeErforderlichen
Falls liessen sich diese Widerstände noch wirksamer machen: entweder durch
Einschaltung von Widerständen in den Theilnehmerstellen; oder durch
Vergrösserung der Widerstände in den Klappen K
und gleichzeitige Verminderung von W; oder
unter Erhöhung des Klappenwiderstandes auf 1000 Ohm durch Weglassung von W, wobei durch ersteres eine unmässige
Verzweigung des Schlusszeichenstromes durch die beiden Klappen K hindurch und eine Gefährdung der Sicherheit
dieses Zeichens verhütet werden soll. wirkungslos bleiben werden.
Das Fallen der Ruf klappe K2 veranlasst den Beamten, am Schranke II
seinen Stöpsel S1 in
das der Leitung L2
zugehörige Stöpselloch n2 seines Schrankes einzustecken, sich somit über E, T, a, p, v, u, t1, s1, S1, n2, l2 mit L2 zu verbinden und den
Rufenden nach seinen Wünschen zu befragen, wobei die Nebenschlüsse über K1, W und über J kaum störend
wirken werden.
Würde nun z.B. eine Verbindung mit L4 gewünscht, so hielte der Beamte den Stöpsel S2 an das Stöpselloch
n4 seines Schrankes
und drückte den Horchtaster p auf c nieder. Da aber nach Fig. 1 zur Zeit L4 mit L1 verbunden ist, so
sendet b jetzt über J in
I, g, p, v, u, t2,
s2, n4 und l4 in I einen Strom nach L4, l4 und n4 in H, S2, t2, v, p, c, E und D2; das Knacken seines
Telephons T würde also den Beamten belehren, dass L4 zur Zeit nicht frei
ist. Natürlich könnte hierbei an Stelle des Telephons T
auch ein Galvanoskop benutzt werden.
Wäre dagegen etwa die z. Z. mit keiner anderen verbundene Leitung L3 verlangt worden, so
würde in keinem Schranke die Batterie b geschlossen
werden, das Telephon T also schweigen und dem Beamten
melden, dass L3 jetzt
frei sei. In Folge dessen würde der Beamte durch Einstecken seines Stöpsels S2 in das Loch w3 seines Schrankes II
L3 mit L2 verbinden, p
loslassen und darauf durch Niederdrücken seines Tasters t2 den Rufstrom von B über q, t2, s2, S2 und l3 in die Leitung L3 entsenden. Der Widerstand in der Leitung L3 und dem in dieser
liegenden Wecker kann etwa zu 150 Ohm angenommen werden; daher wird die Abzweigung
des Rufstromes aus L3
(bezieh. d3) über l3 und n3 in III durch K3 zur Erde E
unschädlich sein, weil ja der Widerstand K3
+ W weit grösser ist.
Der Beamte schaltet sich, nach Beantwortung seines Rufes seitens des Gerufenen, durch
Loslassen des Tasters t2 wieder aus, trotzdem bleibt aber sein Schlussignal J nebst b in einer
Abzweigung von dem Stromkreise L2, S1, t1, u, t2, S2, L3 über v und p zur Erde E liegen.
Besonders zu betonen wäre noch, dass in dem so aus L2 und L3 gebildeten Sprechstromkreise gar kein
Elektromagnet des Amtes enthalten ist.
Sollte das Hervorbringen des Schlussignales durch den sich nach Fig. 1 aus L1L4 durch J nach E abzweigenden
Strom bei einem Widerstände J = 500 Ohm als nicht
zuverlässig genug erscheinen, dann könnte dieser Widerstand auf 400 Ohm erniedrigt
werden, und dann würde zugleich der Widerstand der Rufklappen K verkleinert oder auch, unter Weglassung des
Widerstandes W, auf 800 Ohm vergrössert werden können;
selbst bei 400 Ohm wird J noch mehr als hinreichend
sein, um ein Entweichen der Telephonströme zur Erde zu verhüten. 400 Ohm Widerstand
besitzen die Schlussignale in Paris, und dort berechnet sich (vgl. Mayer und Preece, Das
Telephon, Stuttgart 1889 S. 196) die Stärke des Stromzweiges in ihnen zu
19,6 Milliampère. Ich möchte jedoch dabei noch auf einen anderen Ausweg hinweisen,
nämlich dass man das Schlussignal von den beiden durch L1L4 mit einander verbundenen Theilnehmern zugleich
geben lässt; dies wird sich bei Entnahme der Schlussignalströme aus galvanischen
Batterien wohl ohne besondere Schwierigkeiten durchführen lassen, wenn man ihre
beiden Batterien mit demselben Pole an L1L4 legt, so dass deren Ströme in L1L4 entgegengesetzte, in
der Abzweigung durch J zur Erde E hingegen gleiche Richtung haben.
Für Telephonnetze mit Schleifenleitungen wäre die
beschriebene Anordnung M. Jamolet's nur unbedeutend
abzuändern. Die Stöpsel S1 und S2
müssten dann natürlich einen doppelten Contact und Schnuren mit je zwei Drähten s1 und s', s2 und s'' erhalten, auch würden die Ruftaster t1 und t2 als Doppeltaster
auszuführen sein. Die Ruf klappen K sollen jetzt auf
1000 Ohm Widerstand gebracht werden. Die Ruf klappen K1 und K4 der durch s1, s2 und s', s'' zum
Sprechen verbundenen Leitungen L1L1' und L4L4' liegen jetzt jede in einem Nebenschlusse zu L1L4 und L4'L1' und ebenso das zwischen s1s2 und s's''
einzuschaltende Schlussignal J von 500 Ohm Widerstand.
Von dem wiederum allen Umschalterschränken gemeinschaftlichen Erddrahte D läuft ein Draht nach dem Verbindungsdrahte der beiden
Spulen von J und ein zweiter nach dem einen Pole der
Prüfungsbatterie b, deren zweiter Pol am Contacte c des Prüfungstasters p
liegt, während dessen Achse durch das Prüfungstelephon T hindurch mit dem Prüfungsstöpsel S
verbunden ist. Wenn p auf c niedergedrückt und S an das Stöpselloch der
zu prüfenden Leitung L3L''' gehalten wird, so tritt in T ein von b herrührendes
Knacken auf, falls diese Leitung besetzt ist; der Strom geht über p durch T über S nach L3 und s1 (oder nach L''' und
s2), durch eine der
Rollen von J nach D und
zurück zu b. Bei freier Leitung L3L''' ist
aber weder L3, noch L''' über J mit b verbunden, und deshalb kann sich jetzt kein Knacken
in T hören lassen.
Besonders werthvoll werden die beschriebenen Anordnungen für kleine Aemter, deren
Theilnehmerzahl nicht 500 übersteigt, wenn für die beiden Umschalter mit je 250
Rufklappen K ein gemeinschaftlicher Rahmen für die
Stöpsellöcher n benutzt, die beiden Umschalter also mit
dem Rücken an einander gestellt werden. Die aus einfachen Messingröhren gebildeten
und an der einen Seite mit einem Ansätze zum Anlegen des Leitungsdrahtes versehenen
und durch diesen Ansatz zugleich im Rahmen festgehaltenen Stöpsellöcher gehen dann
durch den Rahmen hindurch und von jedem auf der einen Seite in ein Loch
eingesteckten Stöpsel ist die Spitze auf der anderen Seite sichtbar. Beide Beamte
vermögen daher mit einem Blicke zu erkennen, ob eine verlangte Leitung zur Zeit frei
ist oder nicht, und deshalb werden hier die Prüfungsbatterie b, der Horchtaster p und die sonst noch zur
Prüfung erforderlichen Apparate entbehrlich.
Ed. Z.