Titel: | Hydraulische Pressen. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 121 |
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Hydraulische Pressen.
Mit Abbildungen.
Hydraulische Pressen.
F. W. Walker's Schmiedepresse.
Von der obigen bekannten Firma in Leeds ist nach dem englischen Patent Nr. 15207 vom
25. September 1890 eine neuartige Schmiedepresse (Fig. 1 und 2) in Vorschlag gebracht
worden, in welcher der Hängekolben A in fester
Verbindung mit der Holmplatte C steht, die wieder
mittels vier schräg stehender Schrauben B mit der
Grundplatte und dem Ambossgesenk zu einem System verbunden ist, welches in Folge der
Schräglage der Verbindungsschrauben B ein grösseres
Arbeitsfeld darbietet, als es sonst bei gleicher Holmgrösse möglich wäre.
Textabbildung Bd. 289, S. 121Walker's Schmiedepresse. An diese Schraubenschafte B ist ein
Verbindungsrahmen J angeschraubt, an welchem zwei nach
aufwärts gerichtete Taucherkolben K und zwei
Führungsschienen E angeschraubt sind, welche ihre obere
Befestigung am Holm C finden. An diesen Schienen E führt sich der über den Hängekolben A geschobene Hammercylinder D, an welchem das Gesenk G sitzt. Getragen
wird dieser Hammercylinder durch zwei Hebecylinder H,
welche sich auf die Taucherkolben K schieben.
Hörn und Keetman's Schmiede- oder Biegepresse.
F. Horn und T. Keetman in Duisburg haben nach dem
englischen Patent Nr. 20675 vom 18. December 1890 die in Fig. 3 bis 6 dargestellte
Schmiedepresse construirt.
Am Hammergestell A wird mittels der beiden Säulen G ein Kreuzkopf E mit dem
Hängekolben D getragen. Ueber diesen schiebt sich der
im Gestell A geführte Hammercylinder B, an dessen vorragendem Seitenarm ein zweiter aufwärts
gerichteter Kolben steckt, der im Dampfcylinder F
spielt, welcher an der Gestellvorderwand angeschraubt ist.
Durch diesen Kolben wird der Hammercylinder B nicht
nur mittels Dampf gehoben, sondern es kann derselbe auch bis an das Werkstück
niedergestellt werden.
Hierdurch wird der Hammercylinder mit ungespanntem Wasser nachgefüllt, welches dem
axial durchbohrten Hängekolben (Fig. 4) an der
Rohrleitung H zugeführt wird.
Die Steuerung an diesem Dampfcylinder wird von einem entlasteten Schieber besorgt,
welcher durch den Stellhebel G mit Hand bethätigt
wird.
Nach beendeter Einstellung des Hammercylinders B wird
mit dem Handhebel L das Dampfpumpwerk J in Betrieb gesetzt, dessen beiderseitige
Kolbenstangenenden als Taucherkolben wirken.
Textabbildung Bd. 289, S. 121Horn und Keetman's Presse. Am unteren Ventilkopf N (Fig. 5 und 6) ist noch ein
Hebelstellwerk vorhanden, um das Saug- und Druckventil K zu heben, um sowohl die Rückleitung des Presswassers aus dem
Hammercylinder B, als auch die Nachfüllung desselben
mit ungespanntem Wasser aus dem Saugbehälter zu ermöglichen. Mit diesen
Einrichtungen wird nicht nur ein Accumulator erspart, sondern auch jeder todte Gang
des Arbeitskolbens unter Druck vermieden, was einer grossen Effectersparniss
gleichkommt.
Bei einer neuen, von der Duisburger
Maschinenbau-Gesellschaft nach diesem System ausgeführten Presse ist der
Dampfcylinder F rechts vom Hammerkolben, also zwischen
dem Gestelle angeordnet, sonst aber ein Behälter für freies Wasser am
Gestellobertheil vorgesehen. (Engineering, 1893 Bd. 55
* S. 299.) (Vergl. 1892 284 * 226.)
Schmiedepresse von Haniel und Lueg.
Bei dieser Presse (D. R. P. Nr. 65811 vom 18. September 1891) wirkt der Dampfkolben
a (Fig. 7) auf den
im
Presscylinder b gehenden hohlen Presskolben d in der Weise ein, dass die als Taucherkolben wirkende
Kolbenstange c im Presscylinder b eintaucht und nach Verhältniss des auf den Kolben a thätigen Dampfdruckes eine Wasserspannung q hervorbringt, welche aus
q . c = a .
p = P
bezieh. als
q = (a :
c).p
berechnet werden kann.
Weil nun der auf den Presskolben d wirkende
Wasserdruck
q . d = Q
und weil ferner h der Vollhub
dieses Kolbens ist, so wird die verrichtete mechanische Arbeit des Presskolbens Qh gleich der Dampfarbeit am Kolben a sein müssen.
Sei s = h der einfache
Kolbenhub von a und x die
Anzahl Einzelhübe des Dampfkolbens a, hiernach
x . s . P
die am Dampfkolben geleistete mechanische Arbeit, so wird
xs . P = Qh
und wegen s = h auch
x . P = Q
sein müssen.
Hieraus folgt:
x=\frac{Q}{P}=\frac{q\,.\,d}{a\,p}
bezieh.
x=\frac{a}{c}\,.\,p\,.\,\frac{d}{a\,.\,p}=\frac{d}{c}
die erforderliche Anzahl der Kolbenhübe c, damit der Presskolben d
den Arbeitsweg h zurücklege.
Textabbildung Bd. 289, S. 122Fig. 7.Schmiedepresse von Haniel und Lueg. Damit aber bei der Rückstellung des Dampfkolbens a bezieh. beim Ausheben des Taucherkolbens c
aus dem Presscylinder b die erforderliche Wassermenge
cs nachgefüllt werde, ist derselbe mit dem Behälter
e durch eine Rohrleitung verbunden.
Da nun mit den Dampfhebekolben f die Niederhaltkolben
g verbunden sind, welche als Taucherkolben in die
mit Saug- und Druckventilen versehenen kleinen Cylinder einsetzen und diese sowohl
unter einander, als auch mit dem Presscylinder b in
Verbindung mittels Rohrleitungen stehen, so werden beim Niedergehen des Presskolbens
d die Cylinderräume g
aus den Gefässen e nachgefüllt, hingegen beim
Stillstand des Presskolbens bezieh. nach eintretender Entlastung durch c diese Kolben g die
Nachfüllung des Presscylinders b vermitteln, ein Heben
des Presskolbens d jedoch verhindern.
Wird aber bei hochgestelltem Dampfkolben a der Hahn k geöffnet, so dass die im Cylinder b befindliche Flüssigkeit frei nach dem Gefässe e überströmen kann, so wird unter der thätigen
Einwirkung der Dampfhebekolben f der Presskolben d gehoben und das in den Cylindern g vorhandene Wasser nach den Gefässen e gedrückt.
H. Smith's Biegepresse mit Druckwasserbetrieb.
Runde Kesselböden werden mit der in Fig. 8 und 9 nach dem englischen
Patent Nr. 11610 vom 8. Juli 1891 dargestellten Biegepresse mit
Druckwasserbetrieb in folgender Weise gebördelt.
Textabbildung Bd. 289, S. 122Smith's Biegepresse. Am Hammerständer M ist der
Druckwassercylinder für den lothrecht gehenden Kolben C
angeschraubt und der geneigt liegende Cylinder für den Biegestempel F in das Gestell eingesetzt. Am Kolben C ist ein Stempel D
angebracht, welcher die Kesselplatte A, die sich
übrigens um den Zapfen B im Kreise drehen lässt, an den
Tischansatz H klemmt, währenddem der an einer
Schrägbahn geführte Biegestempel F durch den
Druckkolben E niedergestellt und das Blechstück
niedergebogen wird.
Nach Rückstellung der beiden Arbeitskolben C und E wird mittels eines Taucherkolbens N ein Gabellager mit der Rolle G, und damit gleichzeitig auch das Werkstück A gehoben, so dass eine Verdrehung desselben um den Zapfen B behufs Einstellung zu einer weiteren Arbeitslage
leicht durchführbar wird.
In Fig. 9 ist ein
Cylinder für Doppelkolben J und K, sowie Rückstellkolben L gezeichnet, mit
welchem auf leichte, mittlere und schwere Arbeit Rücksicht genommen ist, indem
Kraftwasser entweder bloss über K oder bloss über den
Ringkolben (J-K) oder über beide, also im Ganzen über
J für die stärkste Kraftäusserung geleitet
wird.
Diese dreifache Kolbenanordnung kann sowohl für die Klemmung, als auch für den
Biegevorgang in Anwendung kommen.
A. C. Kirk's Biegepresse.
Am Gestell A (Fig. 10)
ist der Druckwasser- oder Dampfcylinder B angegossen,
während am unteren Bügel C die Form D und ein Führungsstück E
für das Biegewerkzeug G angeschraubt ist.
Textabbildung Bd. 289, S. 122Fig. 10.Kirk's Biegepresse. Während sich dieser Biegestempel G mit seinem
linksseitigen Hörn auf das Blechwerkstück F stützt,
führt sich das rechtsseitige Hörn N im Führungsbogen
von E, und sobald vermöge einer Schubstange J mit dem Arbeitskolben der Biegeblock G niedergedrückt wird, vollzieht sich der Biegevorgang
am Werkblech F. (Englisches Patent Nr. 16011 vom 9.
October 1890.)
S. Fox' Biegevorrichtung.
Um Blechscheiben mit einem umgebördelten Rand zu biegen, ist die von S. Fox in Leeds angegebene Vorrichtung bestimmt, welche
nach dem englischen Patent Nr. 11836 vom 11. Juli 1891 folgenden Arbeitsgang
zeigt.
Textabbildung Bd. 289, S. 123Fox' Biegevorrichtung. Eine ebene kreisrunde, mit einem Mittelloch versehene Blechscheibe (Fig. 11 bis 14) wird unter einer
Druckwasserpresse mittels eines beweglichen Kopfstückes E in die Kegelform A gebogen, wobei durch den
Biegering F der innere Lochrand stärker abgebogen wird
(Fig. 11). Wird
dieser Biegering F entfernt und der Mittelboden B mit dem Druckringe H
gehoben, so wird dieser Innenbord noch weiter zurückgebogen (Fig. 12). Bei
abgehobenem Ring H wird dieser Vorgang wiederholt,
wobei durch den Druckring N das Werkstück
fertiggestellt wird.
Stanzpresse mit Druckwasserbetrieb.
Textabbildung Bd. 289, S. 123Stanzpresse mit Druckwasserbetrieb. Von der Leeds Engineering and hydraulic Co.
in Leeds ist nach Engineering, 1893 Bd. 35 * S. 376,
eine Presse zum Ausstanzen der elliptischen Einsteiglöcher in Kesselböden gebaut,
die vermöge vier Tragkolben (Fig. 15 und 16) aus einer Versenkung über die Werkstattflur gehoben wird, eine
Anordnung, die wahrscheinlich durch die Raumbeschränkung bedingt war.
Aus diesem Grunde sind die Verbindungsschrauben hohl und zugleich als Cylinder für
die Tragkolben ausgebildet.
Die Stanzform wird gegen die Matrize durch einen grossen Kolben mittels
Druckwasser niedergeführt, während derselbe durch den auf die untere Ringfläche
thätigen Aufdruck des durch Hahn A zugeleiteten
Presswassers zurückgehoben wird.
Der Kolbenkopf aber ist mit Spannuthen ausgerüstet, um die öfters auszuwechselnden
Stanzformen bequem anschrauben zu können.
Um aber die ganze Presse vor dem Ausheben zu sichern, ist in jedem der vier
Tragkolben eine Winkelbohrung am Kopftheil vorgesehen, durch welche das Druckwasser
aus den Cylindern ins Freie entlassen wird.