Titel: | Ueber die Kohlenstoffverbindungen der Elemente. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 165 |
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Ueber die Kohlenstoffverbindungen der
Elemente.
Von Dr. Otto
Mühlhäuser.Auszug aus meinem
Vortrage: „On Carbides of the Elements“,
gehalten am 2. Juni 1893 im Chemical Club of the
University of Chicago.
Mit Abbildungen.
Ueber die Kohlenstoffverbindungen der Elemente.
Bis zum heutigen Tage kennt man etwa 15 Elemente, welche mit Kohlenstoff Verbindungen
eingehen. Einige dieser Elemente sind Metalle, andere Nichtmetalle. Folgende
Elemente bilden Karbide:
I.
Kalium
Calcium
Chrom
Barium
Uran
Eisen
Mangan
II.
Wasserstoff
Sauerstoff
Stickstoff
Silicium
Chlor
Schwefel
Bor
Brom
Jod
Wahrscheinlich sind die Karbide sämmtlicher Elemente darstellbar und dürfte der
Erhalt derselben nur von den Versuchsbedingungen abhängen. Von den bis jetzt
bekannten Karbiden sind die Verbindungen, welche der Kohlenstoff mit Metalloiden
eingeht, rein erhalten worden, in Formen, wie wir sie auf Grund der Valenz der
Elemente und im Rückschluss auf den analogen Fall erwarten können. Nur unrein
dagegen wurden die Karbide der Metalle dargestellt, da man bis jetzt keine Methoden
hat, um sie von den Begleitern zu trennen. Die Existenz der Metallkarbide ist sicher
nachgewiesen, einige Chemiker ziehen es jedoch noch vor, diese Verbindungen als
Legirungen aufzufassen.
Ueber die Zusammensetzung der Metallkarbide wissen wir wenig, aber es scheint, dass
in Bezug auf Verbindungsfähigkeit die Metalle dem Kohlenstoff gegenüber sich ähnlich
verhalten wie Wasserstoff. Es scheinen von einem und demselben Metalle eine Reihe
von Karbiden zu existiren, gerade so wie es Reihen von Wasserstoffkarbiden gibt.
Im Folgenden sind die Darstellungsweisen der Karbide kurz erwähnt und die Resultate
einer Untersuchung (einiger neuer Metalloidkarbide) mitgetheilt, die Verfasser im
vergangenen Jahre ausführte.
I. Karbide der Metalle.
Kaliumkarbid
hat wahrscheinlich die Zusammensetzung C2K2 und die
Constitution:
C–K|||C–K
Man erhält es durch Ueberleiten von Acetylen über geschmolzenes Kalium:
C2H2 + K2 = H2 + C2K2.
Es wurde zuerst in der schwarzen Masse aufgefunden, welche als Nebenproduct bei der
Fabrikation von Kalium abfällt. Eine ähnliche Verbindung,
Calciumkarbid,
hat Wöhler beim Erhitzen einer
Mischung von Calcium mit Zink und Kohlenstoff bei Weissglut erhalten. Maquenne erzeugte kürzlich das Calciumkarbid durch
Erhitzen einer Mischung von Calciumkarbonat mit Kohlenstoff und Magnesium
CaCO3 + 3Mg + C = 3MgO + C2Ca,
in derselben Weise erhielt Maquenne das
Bariumkarbid
durch Erhitzen einer Mischung von
100
Th.
Bariumkarbonat,
40
„
Magnesium mit
15
„
Kohlenstoff
bei Rothglut.
Alle erwähnten Karbide haben die Eigenschaft, Wasser unter Bildung von Acetylen zu
zersetzen:
Textabbildung Bd. 289, S. 165
Eisenkarbid.
Diese wichtige Verbindung bildet einen wesentlichen Bestandtheil der verschiedenen
Eisen- und Stahlsorten, bedingt mit deren Qualitäten. Eisen ist im Stande, ungefähr
4,6 Proc. Kohlenstoff zu binden. Die Zusammensetzung des Karbids ist nicht
bekannt.
Gastner erhielt ein Eisenkarbid durch Erhitzen von
Eisenfeilspänen mit Pech. Er gebraucht das Präparat zur Reduction des Natriumhydrats
zu metallischem Natrium:
6NaOH + FeC2 = 2Na2CO3 + 3H2 + Fe + Na2.
Mangankarbide.
Mangankarbide sind von Wahl und Greene und von Moissan dargestellt worden.
Erstere fanden, dass die Reduction von Manganoxydul durch Kohle nicht unter Bildung
von metallischem Mangan, sondern unter Bildung von Mangankarbid verläuft. Wahl und Greene schreiben
dem Karbid folgende Formel zu:
Mn3C.
Moissan erhielt Mangankarbide, welche 6,3 bis 14,6 Proc.
C enthalten, durch Erhitzen von Manganoxyd mit Kohle im elektrischen Ofen.
Da im Folgenden der Anwendung elektrischer Oefen öfters erwähnt wird, will ich kurz
einige derselben beschreiben.
Elektrische Oefen sind von Cowles, Moissan und Violle u.a. construirt worden.
Jede thermoelektrische Anlage besteht aus folgenden drei wesentlichen Theilen:
1) dem Wechselstrom-Dynamo (Alternatingcurrent dynamo),
2) dem Transformator (Currentconverter),
3) dem Ofen.
Das Diagramm veranschaulicht die drei Theile zur Anlage vereint:
Textabbildung Bd. 289, S. 165 Die Dynamomaschine D erzeugt den Wechselstrom
(z.B. einen Strom von 50 Ampère und 1000 Volt Spannung); der Transformer T, bestehend aus dem primären und secundären Coil,
verwandelt in unserem Falle jenen Strom in einen solchen von geringerer Spannung und
grösserer elektromotorischer Kraft (sagen wir einen Strom von 500 Ampère und 100
Volt Spannung). Der Ofen O ist der Raum, in welchem der
Strom den Kohlen widerstand (die Elektroden C1 und C2) findet und dadurch in Wärme umgewandelt wird. Joule fand, dass die Zahl der Wärmeeinheiten, welche in
einem Leiter entwickelt werden, proportional ist
1) dem Leitungswiderstande,
2) dem Quadrate der Stromkraft und
3) der Zeitdauer des Stromes,
Die folgende Gleichung, welche diese Beziehungen ausdrückt, ist unter dem Namen des
Joule'schen Gesetzes bekannt:
H = C2.R.t.
C stellt darin den Strom in Ampère, R den Widerstand in Ohm, t die Zeitdauer in
Secunden, H die Wärme in den gewöhnlichen Wärmeeinheiten dar (die Wärmemenge, welche
1 g Wasser um 1° C. erwärmt).
Violle und Moissan
bestimmten die Temperatur, welche sie mit ihrem Ofen erzeugen konnten, mit einem
Calorimeter. Sie fanden 3500° C. Der Violle-Moissan'sche Ofen hat folgende Form:
Der Ofen besteht im Wesentlichen aus einem Kohlecylinder A, in welchem der elektrische Funken von einer Elektrode zur anderen
überspringt. Der Kohlecylinder A hat gleiche Höhe und
Durchmesser. Eine Kohlenplatte bildet den Boden, eine andere den Deckel. Der
Cylinder hat zwei Oeffnungen für die beiden Elektroden E und E1. Der Kohlecylinder
sitzt in einem Kalksteinblock B, der mit einem Deckel
aus demselben Materiale bedeckt ist.
Textabbildung Bd. 289, S. 166 Die Grösse des Ofens bangt von der Kraft des Stromes ab. Für eine Kraft
von 300 bis 500 Ampère ist der Durchmesser von A = 6,5
cm. Der Durchmesser der Elektroden E und E1 ist 3 bis 3,5 cm,
die Länge etwa 24 cm. Der Kalksteinblock B ist 20 cm
hoch und 25 cm lang. Die Elektroden sind mit den Leitungsdrähten durch Klammern
verbunden. Auf dem Boden des Kohlecylinders ist ein Kohletiegel, welcher die
Mischung des Oxyds mit Kohle enthält.
Weit einfacher ist der Cowels-Ofen, welcher für die Fabrikation von Aluminium und für
die Umwandelung von Sand in Silicium bezieh. Siliciumkarbid dienen kann. Folgende
Skizze veranschaulicht den Ofen:
Der Cowles-Ofen ist aus feuerfesten Backsteinen aufgebaut, er ist 1,5 m lang und 0,3
m hoch und breit. Die Elektroden ragen an den Schmalseiten in den Ofen hinein.
Textabbildung Bd. 289, S. 166
Den Boden des Ofens kleidet Cowles mit einer Schicht Holzkohlenpulver aus, darauf bringt er dann die
zu schmelzende bezieh. in Reaction zu bringende Mischung.
Moissan erzeugte Mangankarbide, denen wir Werthe
zuschreiben können, die zwischen folgenden Formeln liegen:
Mn3C und Mn3C2
mit einem Strome von 300 Ampère und 60 Volt Spannung.
Chromkarbide.
Chromkarbide bereitete Moissan durch Reduction einer
Mischung von Chromoxyd mit Kohlenstoff bei einer Temperatur, welche er mit einem
Strome von 350 Ampère und 50 Volt hervorbrachte. Die Producte enthielten 8,6 bis
11,9 Proc. C. Das führt zu folgenden Werthen:
Cr3C bis Cr4C3.
Urankarbide
hat Moissan durch Reduction einer
Mischung verschiedener Uranoxyde mit Kohle mit einem Strom von 450 Ampère und 60
Volt erzeugt. Die Producte enthielten 5 bis 13,5 Proc. C, entsprechend UrC – UrC3.
II. Karbide der Metalloide.
Wasserstoffkarbide.
Kohlenstoff bildet mit Wasserstoff eine ausserordentlich grosse Zahl von
Verbindungen, die Kohlenwasserstoffe. Viele dieser Kohlenwasserstoffe sind von
grösster Wichtigkeit, speciell:
Methan
Benzol
Naphten
und deren Abkömmlinge.
Die Kohlenwasserstoffe des Methantypus finden sich in ungeheuren Mengen in den
natürlichen Gasen von Pennsylvanien und Baku und bilden in jenen Ländern das
vollkommenste Brennmittel für Haushaltungs- und Industriezwecke. Dieselben
Kohlenwasserstoffe enthält das Gas, welches in den Gasfabriken für Leuchtzwecke
bereitet wird. Als Nebenproduct der Gasfabrikation fallen die Kohlenwasserstoffe des
Benzoltypus, welche die Basis der Theerfarbenfabrikation bilden.
Die Kohlenwasserstoffe des Naphtentypus setzen das Erdöl von Baku zusammen, jene von
Methantypus bilden das amerikanische Erdöl. Alle Kohlenwasserstoffe deriviren
entweder von der Cellulose (welche in geologischen Zeiträumen in Producte
umgewandelt wird, die wir als Braunkohle, Steinkohle und Anthracit bezeichnen) oder
aber von den Fetten des Thierreiches. Nur ein einziger Kohlenwasserstoff, das
Acetylen, konnte durch directe Vereinigung von Kohlenstoff mit Wasserstoff erhalten
werden.
Halogenkarbide.
sind eine Reihe bekannt. Sie haben indessen technische
Bedeutung nicht. CJ4 und CBr4 erhält man durch Kochen von CCl2 mit AlJ3 bezieh.
AlBr3. CCl4 kann
durch Substitution des sämmtlichen H durch Cl aus CH4 erhalten werden. Unter keinen Umständen gelingt es, die Halogene direct
mit Kohlenstoff zu vereinigen.
Sauerstoffkarbide.
Kohlenstoff und Sauerstoff bilden zwei Verbindungen:
CO und CO2,
das Kohlenoxyd und die Kohlensäure.
a) Kohlenmonoxyd
erhält man:
1) wenn Zinkoxyd, Eisenoxyd, Manganoxyd und viele andere Oxyde mit Kohle erhitzt
werden:
ZnO + C = Zn + CO;
2) wenn Karbonate mit metallischem Zink oder Magnesium erhitzt werden:
CaCO3 + Zn = CaO + ZnO + CO;
3) durch Reduction von Kohlensäure mit Kohle bei Rothglut:
CO2 + C = 2CO;
4) durch Verbrennen von Kohle mit ungenügenden Luftmengen:
C + O = CO.
Auf letztere Reaction sind viele moderne Feuerungsanlagen gegründet. Man erzeugt im
einen Theil des Ofens CO und verbrennt es in einem anderen Theile zu CO2.
b) Kohlendioxyd.
Dieses Karbid erhält man durch Zersetzung eines Karbonats entweder durch Hitze oder
durch eine Säure:
CaCO3 = CaO + CO2
CaCO3 + 2HCl = CaCl2 + H2O + CO2;
ferner durch Verbrennen von Kohlenstoff und dessen
Verbindungen. Da dieses Karbid im Haushalte der Natur die erste Rolle spielt, musste
seine Gewinnung kurz erwähnt werden.
Stickstoffkarbid
erhält man durch Erhitzen von Cyanquecksilber:
HgC2N2 = Hg + C2N2.
Man fand es in geringen Mengen in den Hochofengasen und es bildet sich auch, wenn man
eine Mischung von Ammoniak, Kohlenoxyd im Bunsenbrenner verbrennt:
2CO + 2NH3 + O = C2N2 + 3H2O.
Schwefelkarbid.
Schwefelkohlenstoff erhält man, wenn man Schwefeldämpfe über rothglühende Kohle
leitet:
C + S2 = CS2;
ferner durch Erhitzen einer Mischung von Gyps mit Kohle im
elektrischen Ofen. Daneben entsteht wahrscheinlich Calciumkarbid:
2CaSO4 + C13 = 2CaC2 + CS2 + 8CO.
Borkarbid.
Borkarbid erhält man durch Erhitzen einer Mischung von Borsäure (B2O3) mit
Kohleüberschuss im elektrischen Ofen unter Aufwendung eines Stromes von 350 Ampère
und 50 Volt Spannung. Die Reaction geht nach folgender Gleichung vor sich:
B2O3 + 5C = 2BC + 3CO.
Aeusserlich stellt sich die Reaction wie folgt dar: Zunächst erweicht die Masse, dann
findet Umsetzung statt und Kohlenoxyd entweicht in Strömen aus kraterartigen
Oeffnungen so lange, bis alle Borsäure in Karbid umgewandelt ist. Lässt man nun
erkalten, so findet sich das Borkarbid in metallisch glänzenden, kugeligen Massen
zwischen der überschüssigen Kohle eingebettet. Man liest zunächst diese Kugeln aus.
Um daraus das Borkarbid zu gewinnen und es von etwas beigemengtem C zu trennen,
verfährt man wie nachsteht: Man pulvert die kugeligen Massen, füllt das Pulver in
eine Verbrennungsröhre, erhitzt zur Rothglut und leitet einen massigen
Sauerstoffstrom über die Masse. Es verbrennt dann der beigemengte Kohlenstoff und
ein Theil des Borkarbids. Dann bringt man die erkaltete Masse in einen
Porzellanmörser, pulvert wieder und behandelt successive mit Natron, Wasser,
schliesslich mit etwas Salzsäure. Man trocknet und wiederholt die ganze Operation.
Man erhält dann ein Pulver, welches alle äusseren Eigenschaften des Graphits zeigt,
es schwärzt die Finger u.s.w. Beim Erhitzen nimmt das Pulver eine schwammige
Beschaffenheit an und ist dann schmiedbar. Bei sehr hoher Temperatur schmilzt es.
Mit Sauerstoff kann das Karbid nur schwer verbrannt werden, sehr leicht dagegen
verbrennt es; wenn es mit Bleichromat gemischt erhitzt wird. Eine in dieser Weise
ausgeführte C-Bestimmung gab:
51,20 Proc. C,
entsprechend der Formel:
BC.
Mit Soda geschmolzen entsteht borsaures Natron und Kohlensäure. Interessant ist sein
Verhalten unter dem Mikroskop.
Siliciumkarbide.
Siliciumkarbide bilden sich, wenn eine Mischung von Sand, Kohle und Salz im
elektrischen Ofen erhitzt wird. Man bringt in den Ofen von einer Mischung von 20 Th.
Kohle bezieh. Koks 20 Th. Sand und etwas Salz bis zur Höhe der Elektroden, dann
verbindet man die Elektroden mit einer Lage Kohlenpulver von bestimmter Dicke und
umgibt den so gebildeten Kohlenkern mit noch mehr Sand-Kohle-Salzmischung bezieh.
füllt damit den Ofen auf. Dann lässt man einen Strom von bestimmter Kraft während
einer bestimmten Zeit durch die Mischung bezieh. den Kohlenwiderstand gehen, wandelt
dadurch die elektrische Energie in Wärmeenergie um und bringt so die Reaction
zwischen Sand und Kohle zu Stande. Die Reaction geht unter Gasentwickelung vor sich;
sobald letztere aufhört, stellt man den Strom ab und lässt die Masse erkalten.
Den Querschnitt durch den Reactionsball zeigt dann folgendes Bild:
D stellt den Pfad des elektrischen Stromes dar, den die
Elektroden verbindenden Kohlenkern, welcher mit denselben den Kohlen widerstand
bildet, durch welchen die elektrische Energie in Wärmeenergie umgewandelt wird.
Dieser Kohlenkern erleidet während der Reaction keine Veränderung.
Textabbildung Bd. 289, S. 167G stellt eine glänzend schwarze Masse dar, welche den
Kohlenstoffkern D umkleidet. Sie besteht aus
krystallähnlichen Aggregaten, welche radial zur Achse des Kerns D angeordnet sind. Derjenige Theil, welcher dem Kern am
nächsten liegt, besteht aus reinem Kohlenstoff, die mehr davon entfernt liegenden
Antheile sind mehr oder weniger mit Siliciumkarbid gemischt. Ein Muster jenes Theils
G gab bei der Analyse folgende Resultate:
Freier Kohlenstoff
66,29
Proc.
Siliciumkarbid
33,71
„
Der freie Kohlenstoff hat alle Eigenschaften des Graphits, schwärzt die Finger
metallisch glänzend u.s.w. Das Siliciumkarbid, das in dieser Zone gefunden wurde,
hatte folgende Zusammensetzung:
Si
68,26
Proc.
C
30,49
„
Fe2O3
0,77
„
CaO
0,48
„
Um den Graphit bezieh. freien Kohlenstoff von dem Siliciumkarbid zu trennen,
behandelt man die Mischung mit Sauerstoff bei Rothglut. Die auf diese Weise
gewonnenen Siliciumkarbidkrystalle ähneln in ihren Eigenschaften denjenigen, welche
in der Zone C vorkommen, sie zeigen aber kleine
Unterschiede in den optischen Eigenschaften, sie zeigen nämlich die Farben des
Spectrums; besonders schön sind die rothen und violetten Lichteffecte. C repräsentirt das Hauptproduct der Reaction, die
Siliciumkarbidkrystallzone. Diese Zone umgibt die Graphitzone. Die Krystalle sind
radial zur Achse des Kohlekerns angeordnet, in Form einer grünglänzenden Schale. Für
die Analyse wurde ein der Zone entnommenes Muster gepulvert. Es wurden damit
folgende Zahlen erhalten:
Si
62,70
Proc.
C
36,26
„
Fe2O3Al2O3
0,93
„
MgO
0,11
„
Diese Analyse zeigt, dass die Substanz wesentlich aus Kohlenstoff und Silicium
besteht und zwar im Verhältniss von 1 Atom zu 1 Atom. Um das Product zu reinigen –
um es von Eisen-Aluminiumverbindungen u.s.w. zu befreien – wurde das Pulver in
folgender Weise behandelt: Zuerst mit Salzsäure, dann mit verdünnter Natronlauge,
schliesslich mit Wasser. Dann wurde das getrocknete Pulver in einer
Verbrennungsröhre auf Dunkelrothglut erhitzt und ein Sauerstoffstrom etwa eine
Stunde lang darüber geleitet. Der freie Kohlenstoff, und vielleicht auch etwas des gebundenen,
verbrannten und es wurde ein Pulver erhalten, welches Kieselsäure, Spuren von
Magnesia, Aluminium- und Eisenoxyd neben dem Siliciumkarbid enthielt. Durch
Behandlung des Pulvers mit Fluorwasserstoffsäure und etwas Schwefelsäure wurde das
Siliciumkarbid nahezu rein erhalten. Eines der vielen auf diese Weise gereinigten
Muster gab bei der Analyse folgende Zahlen:
Si
69,10
Proc.
C
30,20
„
Al2O3Fe2O3
0,46
„
CaO
0,15
„
Eine Verbindung, welche die Formel
CSi
hat, enthält 70 Proc. Si und 30 Proc. C.
Wenn reiner Kohlenstoff und reine Kieselsäure angewendet werden, so erhält man
farblose Krystalle. Enthalten diese Ausgangsmaterialien Eisen, so zeigen die
Siliciumkarbidkrystalle eine grünliche bis grünlichgelbe Färbung.
Die Krystalle lösen sich weder in Flussäure merklich auf, noch in irgend einer
anderen Säure, sie werden wenig angegriffen von verdünnten kaustischen und
kohlensauren Alkalien, sie werden aber beim Schmelzen mit Soda oder Natron zersetzt.
Dann spaltet sich Kohlenstoff ab und das Silicium wird in Kieselsäure umgewandelt,
die ganze Masse wird schwarz, nach einiger Zeit brennt der Kohlenstoff weg und die
Schmelze wird weiss.
Werden die Krystalle genügend fein gepulvert und in Wasser aufgeschlämmt, so setzt
sich das Pulver nicht zu Boden, selbst nicht nach Monaten. Das Siliciumkarbid
verhält sich in dieser Beziehung wie colloidales metallisches Silber. Jene
Eigenschaften werden aber plötzlich gebrochen, wenn man eine Säure oder ein Salz zur
Suspension fügt. Dann setzt sich das Pulver zu Boden.
W stellt eine weisse bezieh. auch gräulichgrün
aussehende Lage eines Stoffes dar, welcher die Siliciumkarbidkrystallzone
umschliesst. Diese Schale besteht aus kleinen Stückchen, welche die Grösse der
ursprünglichen Sandkörner besitzen. Jene Stückchen sind weich und können leicht
gepulvert werden. Die qualitative Analyse zeigt, dass das Pulver ähnlich
zusammengesetzt ist, wie ein der Krystallzone entnommener Antheil. Dieses Pulver
wurde daher auch in derselben Weise gereinigt wie jenes, welches aus den Krystallen
erhalten wurde, nämlich durch successives Behandeln mit Salzsäure, Natronlauge,
Wasser, heissem Sauerstoff und Fluorwasserstoffsäure. Das gereinigte Pulver zeigte
folgende Zusammensetzung:
Si
65,42
Proc.
C
27,93
„
Fe2O3Al2O3
5,09
„
CaO
0,38
„
MgO
0,21
„
Daraus geht hervor, dass die Schale W hauptsächlich aus
Siliciumkarbid besteht. Aber dieses Siliciumkarbid ist verschieden von demjenigen,
welches in der Krystallzone vorkommt, es bildet keine Krystalle, ist amorph und sehr
weich. Man erzeugte es bei einer verhältnissmässig niederen Temperatur, weit vom
Kohlen widerstand entfernt. Es ist identisch mit einem Körper, der kürzlich von P. Schützenberger durch Einwirkung von Kohle auf
Silicium erhalten wurde.
B stellt die nur wenig angegriffene Mischung von
Sand, Kohle und Salz dar. Diese Mischung umkleidet die anderen Schalen. Die Analyse
eines dem oberen Antheile von B entnommenen Musters
hatte die folgende Zusammensetzung:
I.
Wasserlösliche Salze
11,19
Proc.
II.
Freier Kohlenstoff
32,96
„
III.
Asche (in Wasser unlöslich)
55,85
„
Theil I. hat folgende Zusammensetzung:
P2O5
0,02
Proc.
SO3
2,43
„
MgO
0,04
„
CaO
0,19
„
Al2O3
0,04
„
Fe2O3
0,71
„
NaCl
96,57
„
Theil III. – die in Wasser unlösliche Asche – besteht aus:
SiO2
94,28
Proc.
Fe2O3
1,75
„
Al2O3
4,24
„
CaO
0,21
„
MgO
0,14
„
Das bei der Reaction entweichende Gas erwies sich als Kohlenoxyd, die Reaction
verläuft ganz glatt im Sinne folgender Gleichung:
SiO2 + 3C = SiC + 2CO.
Das krystallisirte Karbid kommt unter dem Namen „Carborundum“ in den Handel
(vgl. 1893 288 192). Da das künstliche Mineral in seiner
Härte dem Diamant sehr nahe kommt, so ist es nicht zu verwundern, dass es sich in
verhältnissmässig sehr kurzer Zeit auf dem Schleifmittelmarkte einbürgerte. Den
Process zu seiner Darstellung verdankt die Wissenschaft dem Elektrotechniker Edward Acheson.