Titel: | Neuheiten in Feuerungseinrichtungen. |
Autor: | F. H. Haase |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 181 |
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Neuheiten in Feuerungseinrichtungen.
Von F. H. Haase,
Patentanwalt in Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes S. 97 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuheiten in Feuerungseinrichtungen.
Obwohl der neuere Fortschritt in Gesammteinrichtungen
von Feueröfen als positiv und lobenswerth nicht erachtet werden kann, so muss doch
anerkannt werden, dass in der letzten Zeit zahlreiche Einzelconstructionen
geschaffen wurden, welche theils durch Formenschönheit, theils durch Zweckmässigkeit
hervorragen. Es wurde bereits bei Besprechung der Gesammteinrichtung neuerer
Feueröfen mancher beachtenswerthen Detaileinrichtung gedacht.
Anerkennenswürdige Detaileinrichtungen sind in der Regel die Frucht langjähriger
Erfahrung, die in ganz speciellem Felde der Feuerungstechnik gewonnen wurde.
Uebertragungen von Constructiones die aus anderen Fachgebieten, insbesondere aus dem
Maschinenbau, entlehnt sind, in die Feuerungstechnik, verursachen, wenn sie ohne
specielle Erfahrung in dieser vorgenommen werden, oftmals eine Verteuerung des
Gegenstandes der Construction, ohne demselben einen erheblich grösseren praktischen
Werth zu verleihen, wohingegen für schöne äusserliche Gestaltung oft mit sehr
geringen Kosten mehr geschehen könnte. Nicht wenige Oefen, deren innere Einrichtung
mit vieler Sorgfalt behandelt ist, zeichnen sich äusserlich durch absolute
Geschmacklosigkeit aus.
Die Besprechung von Constructionsdetails, welche im Ofeninneren zur Anwendung kommen
und sich lediglich durch eine gewisse Formschönheit auszeichnen, werde ich als
unwesentlich unterlassen; äusserlich zur Anwendung kommende formenschöne
Detaileinrichtungen sind aber seit längerer Zeit in der Feuerungsbranche als Neuheit
nicht mehr vorgekommen. Ornamentale Verzierungen rechne ich nicht zu den constructiven Schönheitsformen.
Unter den Detaileinrichtungen neuerer Construction sind in erster Linie die
Rosteinrichtungen zu erwähnen, und zwar insbesondere Einrichtung von Planrosten und
von Korbrosten.
Beide Rostarten sollen nicht nur Verbrennungsluft in eine aufgehäufte Masse festen
Brennmaterials einströmen lassen, sondern auch der Asche den Durchfall gestatten.
Zugleich soll ein solcher Rost auch der Brennmaterialmasse möglichst wenig
abkühlende Berührungsfläche darbieten.
Textabbildung Bd. 289, S. 181Fig. 10.Rost. Diese Aufgaben erfüllt ein Rost von der Einrichtung, welche die Fig. 10 und 11 erkennen
lassen, nicht in befriedigender Weise. Die Asche sammelt sich auf den breiten
wagerechten Schenkeln i1 der winkelförmigen Roststäbe aa1 an und die schräg ansteigenden Schenkel a derselben bieten dem Brennmaterial eine sehr grosse
Eisenfläche dar,
welche um so mehr abkühlend wirkt, als der Erfinder in möglichster Nähe des Rostes
ein Wasserbad im Aschenfallraum unterhält, in welches sogar einzelne Vorsprünge der
abwärts gerichteten Rippen dieser Roststäbe eintauchen sollen. Derartige Kühlung ist
für den Rost auch höchst wichtig, weil er sonst sehr rasch durchbrennen muss.
Textabbildung Bd. 289, S. 182Fig. 11.Rost. Ausserdem lässt dieser Rost auch verhältnissmässig wenig Luft in die
Brennmaterialmasse einströmen, weil die Oeffnungen c
nur einen sehr kleinen Theil der wagerechten Ausdehnung der Rostfläche umfassen. Der
Erfinder gibt in seiner Patentschrift die Ansicht kund, dass sein Rost mehr Luft in
die Brennmaterialmasse einströmen lasse als ein Planrost sonstiger Art, weil er die
Möglichkeit bietet, dass die Luft mit einer grösseren Fläche des Brennmaterials in
den durch dessen natürliche Böschungen gebildeten freien Räumen b ungehemmt in Berührung gelangt. Diese Eigenheit
bietet aber doch nicht der Luftzuströmung einen grösseren Einströmungsquerschnitt im
Rost selbst. Wenn die über dem Rost liegende Brennmaterialschüttung von geringer
Höhe wäre, so könnte man zugeben, dass die freien Räume b eine Verminderung des Widerstandes der Luft beim Durchstreichen des
Brennmaterialhaufens bewirken; da aber der Erfinder, wie Fig. 11 erkennen lässt, die Absicht hegt, den Rost recht hoch mit
Brennmaterial zu überdecken, so verliert auch die freie Zuströmung der Luft in die
Lufträume b vollständig an Bedeutung.
Uebrigens sei hier bemerkt, dass man den Widerstand; der sich dem Durchströmen der
Gase durch die Brennmaterialaufhäufung hindurch entgegensetzt, gewöhnlich viel höher
anschlägt als er in Wirklichkeit ist; derselbe ist im Allgemeinen in den meisten
Feuerungsanlagen ein sehr kleiner Bruchtheil der in denselben sich überhaupt der
Gasbewegung entgegensetzenden Widerstände und wird nur dann bedeutend, wenn man mit
stark backendem oder gar mit schmelzendem Brennmaterial und mit nicht genügend
aufmerksamer Bedienung zu rechnen hat.
Will man der Luft eine möglichst grosse Einströmungsöffnung bieten, so hat man dafür
ein sehr zweckmässiges Mittel in Roststäben, welche Querschlitze besitzen und sich
selbst stark nach unten verjüngen, so dass, wenn die Querschlitze tief genug in den
Roststab einschneiden, ein für die gesammte freie (von den Schlitzen eingenommene)
Rostfläche genügend freier Querschnitt für die Luftzuströmung dargeboten wird (vgl.
Fig. 12 und 13). Damit sich nicht in
den Querschlitzen selbst Asche ansammeln und diese etwa anfüllen kann, ist es
nothwendig, die Basis dieser Querschlitze möglichst abschüssig zu machen (vgl. C in Fig. 12). Auch empfiehlt
es sich, die Schlitze von oben nach unten muldenförmig zu erweitern, damit die
Möglichkeit des Liegenbleibens von Asche und kleinen Kohlen-Stückchen in ihnen
vollständig ausgeschlossen ist. Diesen Ausführungsbedingungen entspricht eine grosse
Anzahl neuerer Rostconstructionen sehr gut. Die Querschlitze würden sich auch bei
dem bekannten Cario-Roste (vgl. D. p. J. 1892 286 206) durchführen lassen.
Uebrigens sind solche Querschlitze nur dann am Platze, wenn sich anders die nöthige
freie Rostfläche nur mit ungenügend dicken Roststäben beschaffen lässt.
Textabbildung Bd. 289, S. 182Roststäbe. Würde das Brennmaterial weder Asche noch Schlacke ausscheiden, so brauchte
die freie Rostfläche nicht grösser zu sein als die freie Durchgangsfläche einer
Brennmaterialschicht, welche man durchschnittlich zu 0,2 F veranschlagen kann, wenn F die Grösse des
Gesammtquerschnittes der Brennmaterialschicht ist.
Ist die Ascheausscheidung des zu verfeuernden Brennmaterials sehr gering und ein
Verschlacken oder Verschmieren des Rostes nicht zu befürchten, so genügt es, wenn
man die Spaltfläche des Rostes um 50 Proc. grösser wählt als die freie
Durchgangsfläche einer Brennmaterialschicht, also
f = 0,3.F
. . . . . . . . . . .(1)
wählt, wenn f die. Spaltfläche
des Rostes bezeichnet.
Ist dagegen die Aschen- oder die Schlackenausscheidung des zu verfeuernden
Brennmaterials sehr gross, so muss die Spaltfläche des Rostes (die freie Rostfläche)
2½- bis 4mal so gross als die freie Durchgangsfläche der Brennmaterialschichten
gewählt, also
f = 0,5.F
bis 0,8.F . . . . (2)
genommen werden.
Ist die Ausdehnung der Brennmaterialschichten ebenso gross wie die Gesammtoberfläche
des Rostes, so ist \frac{f}{F} unmittelbar das Verhältniss der
freien Rostfläche zur totalen Rostfläche und es ergibt sich danach auch leicht die
Grenze, bis zu welcher man einen Planrost aus einfachen ungeschützten Roststäben
verwenden kann, wenn man sich über die zulässige Schlitzbreite schlüssig gemacht
hat. Bezeichnet man diese mit b und die Dicke, welche
man den ungeschlitzten Roststäben geben darf, mit d, so
muss die Beziehung
d\,\leq\,\frac{F}{f}\,.\,b . . . . . . . . . .
(3)
erfüllt sein.
Hat man beispielsweise trockenen (nicht backfähigen) Kohlengries zu verbrennen,
welcher keine grössere Spaltbreite als b = 3 mm
gestattet, so darf man bei einfacher prismatischer Form der Roststäbe diesen keine
grössere Dicke als
d=\frac{F}{f}\,\times\,3\mbox{ mm}
geben. Ist also der Aschegehalt dieses Brennmaterials selbst
sehr gering, so darf die Dicke des Roststabes nicht mehr als
d=\frac{1\,\times\,3}{0,3}=10\mbox{ mm}
betragen, bei welcher Dicke die Stäbe sich in starker Hitze
sehr bald derart seitlich durchbiegen, dass der Luftraum zwischen ihnen sehr
ungleich wird und ein Verbrennen der Stäbe deshalb bald zu befürchten ist. Ein
Verbinden mehrerer Stäbe durch Stehbolzen vermindert diesen Missstand
erfahrungsgemäss sehr wenig und zwar selbst dann, wenn die Spaltbreite auf 5 bis 7
mm erweitert wird und die Roststäbe oben weniger als 15 mm dick sind, welche Dicke
als das zulässige Minimalmaass zu betrachten ist.
Will man oberhalb der Brennmaterialschüttung möglichst hoch erhitzte Feuergase haben
(was bei den meisten Feuerungsanlagen nichtindustrieller Art anzustreben ist), so
ergibt eine einfache Betrachtung, auf welche ich hier nicht näher eingehen kann,
dass eine Einengung des Schüttraumes nach oben ein solches Ziel begünstigen würde;
doch würde eine solche Einrichtung die Aufschüttung des frischen Brennmaterials in
grösserer Dicke bedingen, derzufolge der Vortheil, den die Einengung in einer
Hinsicht bieten könnte, durch einen gleichzeitig zur Geltung kommenden Nachtheil bei
weitem übertroffen würde. Zudem würde die Einengung auch den Widerstand der
Feuergase in der Brennmaterialmasse zwecklos erhöhen. Indessen kann man den Vortheil
einer Verminderung der Ausdehnungsfläche der (in Wärmeentwickelung begriffenen) von
den Feuergasen zuletzt zu durchströmenden Brennmaterialschichten in anderer Weise
erstreben, nämlich dadurch, dass man die der Verbrennungsluft zunächst ausgesetzte
Oberfläche des Brennmaterials grösser wählt als die Oberfläche des frisch
aufgeschütteten Brennmaterials, indem man zu diesem Zweck zur Lufteinführung von den
Seiten des Brennmaterialraumes her seine Zuflucht nimmt. Soll dabei durch alle
Stellen der Luftzuführung auch Asche in den Aschenfallraum niederfallen, so gelangt
man für kleine Ausführungen zunächst zu dem Korbrost.
Derselbe wird entsprechend der soeben gegebenen Erklärung zu hoher
Temperaturerzeugung besonders dann empfehlenswerth, wenn das zu verfeuernde
Brennmaterial schwer verbrennlich ist und deshalb zu seiner Verbrennung einer
grösseren Zusammenhäufung bedarf, wie z.B. Koks. Der Korbrost ist demnach aber auch
geradezu dafür bestimmt, sehr hoher Temperatur ausgesetzt zu werden, welcher er nur
dann für hinreichende Dauer widersteht, wenn er äusserlich einem recht lebhaften
Luftzuge ausgesetzt ist.
Eine der vorzüglichsten Korbrost-Einrichtungen und -Anordnungen veranschaulichen die
Fig. 14 und 15. Der Korbrost,
welcher dem Ingenieur H. Kori in Berlin patentirt ist,
besteht aus einem hufeisenförmigen, mit senkrechten Schlitzen versehenen Rahmen K und einem daran drehbar angehängten und vermöge
länglicher Gelenköse in seiner Längenrichtung etwas verschiebbaren Planrost P, welcher an seinem Vorderende einen Handgriff und
seitlich Zapfen hat, mittels deren er an den verzahnten Vorderkanten Z des hufeisenförmigen Rahmens K in verschiedener Höhenlage (mehr oder weniger schräg liegend) festgelegt
werden kann. Beim Anheizen des Ofens wird der Planrost P in wagerechte Richtung gelegt, um Brennmaterial bequem auf ihm
aufschichten und entzünden zu können. Soll später der über der schrägen Richtplatte
des Feuerherdes liegende, in den Figuren nicht ersichtliche Schacht des Ofens
(welcher ähnlich construirt ist, wie der in Fig. 4
dargestellte) mit Brennmaterial vollgefüllt werden, so bringt man den Planrost P zuvor in seine höchste, in Fig. 14 ersichtliche
Schräglage, in welcher ein Herniederfallen von Brennmaterial in den Aschenfallraum
ausgeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 289, S. 183Korl's Korbrost. Zum Entschlacken kann man den Planrost in eine weniger schräge Lage
bringen; zum Entleeren des Ofens wird der Planrost ganz herabgelegt, wie in Fig. 13 dargestellt, und
während des Betriebes endlich kann der Planrost leicht von Zeit zu Zeit in rüttelnde
Bewegung gesetzt werden, um die auf ihm befindliche Asche zum Durchfallen zu
nöthigen. Der Schutz des Korbrostes gegen Verbrennung wird begünstigt durch die
senkrechte Richtung des hufeisenförmig gebogenen Korbrahmens und durch dessen
Freilage in einem sehr grossen Luftraume, sowie durch den an die höchste Stelle des
Korbrahmens sich anschliessenden Luftkanal, welcher das Feuerherdfutter umgibt und
in den Feuerraum einmündet, indem zufolge dieser Einrichtungen Luft in reichlichem
Maasse genöthigt wird, den Rahmen in seiner ganzen Ausdehnung in sehr lebhaftem Zuge
zu bestreichen.
Dazu kommt noch hinzu, dass der Korbrost auch, getreu seiner weiter oben erwähnten
Bestimmung (für hohe Temperaturerzeugung in der höchsten Brennmaterialschicht), nur
in geringer Höhe von Brennmaterial überdeckt wird, welches aus einem im Vorderraume
des Ofens seitlich vom Korbrost befindlichen Füllschacht auf den letzteren
niedersinkt.
Der Korbrost bietet übrigens den Misstand einer nur im Ganzen oder in sehr
umfangreichen zusammenhängenden Theilen möglichen Auswechselung, so dass, wenn er an
einer Stelle durchgebrannt ist, nichts anderes übrig bleibt, als entweder den ganzen
Korbrost oder doch einen umfangreichen Haupttheil desselben durch einen neuen zu
ersetzen. Der Korbrost ist deshalb, wenn er seiner oben erläuterten Bestimmung
gemäss angewendet wird, nur für kleine Ausführungen zu empfehlen.
Für grosse Ausführungen ist eine analoge, etwa aus einzelnen Stäben gebildete
Einrichtung nicht in gleicher Weise verwendbar, weil dabei eine zu grosse Masse
glühender Kohlen erforderlich wäre, um den ganzen Korbrost auszufüllen, als dass es
noch möglich wäre, denselben vor sehr raschem Verbrennen zu bewahren. Es erscheint
deshalb bei grossen Feuerungsanlagen zweckmässiger, künstlich eine der Abzugstelle
der Feuergase zunächst liegende Brennmaterialoberfläche von möglichst kleiner
Ausdehnung in der Weise zu beschaffen, dass man die ganze Brennmaterialmasse nach
Maassgabe ihrer fortschreitenden Zersetzung mehr und mehr nach einer bestimmten
Stelle hin befördert und Vorsorge trifft, dass daselbst stets starkglühende Kohlen
liegen und alle Zersetzungsproducte den an dieser
„Stelle höchster Temperatur der Brennmaterialoberfläche“ entstehenden
Verbrennungsgasen zuströmen müssen, so dass also an dieser Stelle eine vortheilhafte
directe Feuerung mit einer Gasfeuerung combinirt wird.
Ein umgekehrter Zug der hoch erhitzten Verbrennungsproducte über die weniger
erhitzten Zersetzungsproducte und Verbrennungsgase hinweg (wie er nicht selten in
Gebrauch ist), muss als weniger vortheilhaft bezeichnet werden, weil dabei die an
heissester Stelle entstandene Kohlensäure auf ihrem Wege über die weniger weit
zersetzten Brennmaterialien hinweg oder durch deren gasförmige Ausscheidungen
hindurch eine vollständige Reducirung zu Kohlenoxydgas erleidet, so dass es nöthig
wird, eine zweite Verbrennungsstelle für die aus der ganzen Brennmaterialmasse
entstandenen Generatorgase zu schaffen und so nicht nur
die erste Verbrennungsstelle eventuell zu entwerthen und oft nutzlos die vorzeitige
Abkühlungsfläche erheblich zu vergrössern, sondern auch anstatt einer vortheilhaften
directen Feuerung eine nicht unter günstigsten
Verhältnissen vor sich gehende Gasfeuerung herbeizuführen. Ich sage ausdrücklich
eine nicht unter günstigsten Verhältnissen vor sich gehende Gasfeuerung, weil
vortheilhafteste Gasfeuerung eine vorhergehende Abkühlung der Feuerungsgase, alsdann
erfolgende Mischung mit einem Theil der nöthigen
Verbrennungsluft und darauf folgendes Mischen dieses Gemisches mit dem Reste der
nöthigen Verbrennungsluft in möglichst hoch erhitztem Zustand (dieser letzteren) zum
Zweck möglichst rascher Verbrennung mit einem Minimum an Luftbedarf bedingtDie Gründe
hierfür sind in meinem demnächst erscheinenden Buche über Feuerungsanlagen
ausführlich erläutert., während in dem in Betrachtung stehenden
Falle die zu verbrennenden Gase theilweise schon auf ihrem Wege zur zweiten
Verbrennungsstelle hin verbrennen und bis dahin eine ziemlich hohe Temperatur
behalten. Eine Ausnahme von dieser Regel findet unter
bestimmten Verhältnissen nur bei einer der Ten-Brink-Feuerung ähnlichen
Einrichtung statt.Die Gründe
hierfür sind in meinem demnächst erscheinenden Buche über Feuerungsanlagen
ausführlich erläutert.
Nach dieser Erklärung würde man eine Treppenrosteinrichtung, bei welcher alle sich
entwickelnden Gase über die auf dem dazu gehörigen Planrost zur vollständigen
Verbrennung gelangenden glühenden Kohlen hinwegstreichen, als vortheilhaft erachten
können, wenn nicht die misslichen Eigenschaften der Stufenplatten (bedeutende
Abkühlungsflächen darzubieten, keine Asche durchfallen zu lassen und das Aufbrechen
backender Kohlen zu erschweren) als beschränkend in Betracht kämen. Diese
Beschränkung hat bekanntlich vielfach zur Vereinigung eines schräg liegenden
Planrostes mit einem darunter wagerecht liegenden zweiten Planrost geführt und es
bestehen zahlreiche Einrichtungen dieser Art, welche sich für bestimmte
Brennmaterialien sehr gut bewährt haben und den vorstehend entwickelten Bedingungen
annähernd entsprechen.
Eine hierher gehörige Rosteinrichtung neuerer Art veranschaulicht Fig. 16. Ueber einem langen schräg liegenden Planrost
liegt zunächst ein um sein oberes Ende drehbares Kniestück 6, welches von Zeit zu
Zeit in die punktirte Lage gedrückt wird, um das Brennmaterial abwärts zu drängen.
Ueber diesem beweglichen Kniestück liegt ein Schüttrichter c, unter welchem bei a ein Luftraum frei
gelassen ist, in den einige Flacheisen e schräg
eingeschoben sind, um das Herausfallen des Brennmaterials zu verhüten. Unter dem
schräg liegenden Planrost liegt ein besonders construirter Schlackenrost ff1, über welchem ein
zum Herausziehen der Schlacken genügender Raum frei bleibt. Der Schlackenrost lässt
nur durch seinen Hintertheil f1 Asche durchfallen, während sein Vordertheil
geschlossen ist (angeblich um ein Verbrennen der hier liegenden Brennstoffmasse zu
verhüten?). Im Aschenfallraum wird ein Wasserbad unterhalten.
Ueber die Leitung der Feuergase gibt die Figur, welche der Patentschrift Nr. 55319
entnommen ist, keine Andeutung.
Textabbildung Bd. 289, S. 184Fig. 16.Neuere Rosteinrichtung. Wird backende Steinkohle verfeuert, so wird das Kniestück b durch ein gerades Glied ersetzt, welches seinen
Drehpunkt am unteren Ende erhält. Durch zeitweiliges Einwärtsdrücken dieses Gliedes
soll die Steinkohlenmasse energischer abwärts gedrückt werden als bei der in Fig. 16 dargestellten Einrichtung, welche für
halbfette und nicht backende Kohlen bestimmt ist.
Das einfachste Mittel zur Erzielung möglichst hoher Temperatur in der von den
Feuergasen zuletzt durchströmten oder bestrichenen Brennmaterialschicht bietet die
Umkehrung der zumeist gebräuchlichen Bewegungsrichtung der Luft und der Feuergase in
der Brennmaterialaufhäufung, so dass die aus den frischesten Brennmaterialschichten
entstehenden Feuergase nach und nach in Schichten gelangen, in welchen die
Verbrennung immer weiter vorgeschritten ist, also die Pultfeuerung. Der Anwendung dieser Feuerungsart steht jedoch die
Benöthigung eines Rostes als Auflager für die stärkst glühenden Kohlen entgegen,
indem ein solcher Rost sehr rasch verbrennt, wenn er, anstatt von wenig vorerhitzter
Luft durchstrichen zu werden, nur der Einwirkung der höchst temperirten Feuergase
unterliegt. Man hat deshalb in ausgedehnterem Maasse bisher von der Pultfeuerung nur
bei Verfeuerung von Langholz Gebrauch gemacht, welches gegen eine grössere Oeffnung
angestützt werden kann. An Versuchen zur Umgehung der Verwendung eines Rostes für
die Pultfeuerungsart bei anderen Brennmaterialien hat es allerdings nicht gefehlt,
die praktischen Ergebnisse, welche mit solchen Versuchen erzielt wurden, waren aber
für weiteren Verfolg derselben wenig anregend.
In neuerer Zeit hat nun Donneley in Hamburg den Versuch
wieder aufgenommen und sich die in Fig. 17
dargestellte Einrichtung patentiren lassen. Hiernach macht Donneley die Verwendung eines Rostes für kleinstückiges Brennmaterial
durch Y-förmige Gestaltung des Brennmaterialfüllraumes
entbehrlich, indem er zunächst die beiden ersten abwärts gerichteten Schenkel dieses
Raumes für die Brennmaterialfüllung benutzt und durch den dritten Schenkel die
Feuergase aufwärts abführt; während des Verlaufes der Feuerung, nachdem einmal das
Brennmaterial in dem senkrecht stehenden Schenkel in starke Glut gebracht ist und in der
Folge nur durch stark glühende Kohle (bezieh. Koks) ergänzt wird, vollzieht sich die
Verbrennung ganz analog der bei der Pultfeuerung vor sich gehenden. Die
Verbrennungsluft durchstreicht, wie bei dieser, zuerst das frische Brennmaterial und
nimmt von demselben Gase mit sich fort über das stark glühende Brennmaterial hinweg,
während das frische Brennmaterial selbst ganz allmählich bis zur höchsten Temperatur
vorerhitzt wird. Donneley sucht den Process dabei noch
zu beschleunigen durch starke Vorerhitzung der Verbrennungsluft, welche er zu diesem
Zweck zunächst um die Wandung seines eigenartigen Feuerherdkörpers herum (oder auch
über demselben hinweg) leitet, bevor er sie in unmittelbarer Nähe der Schüröffnung
in den Brennmaterialfüllraum einströmen lässt.
Textabbildung Bd. 289, S. 185Fig. 17.Donneley's Rost. Erfahrungsresultate mit dieser Feuerungseinrichtung sind bisher nicht
bekannt geworden, doch dürften bei geeigneter Wahl des Materials des
Feuerherdkörpers, welcher unter der Hitze, der er ausgesetzt ist, stark leiden wird,
gute Erfolge nicht ausgeschlossen sein.
(Fortsetzung folgt.)