Titel: | Stoffscheuermaschine von Conze und Colsman in Langenberg (Rheinland). |
Autor: | Glafey |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 194 |
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Stoffscheuermaschine von Conze und Colsman in
Langenberg (Rheinland).
Mit Abbildungen.
Stoffscheuermaschine von Conze und Colsman in Langenberg
(Rheinland).
Textabbildung Bd. 289, S. 194Kleinwefer's Stoffscheuermaschine. Bei den Scheuermaschinen älterer Construction wird die pendelnde Bewegung
der Messer (Scheuerplatten) durch eine hin- und hergehende Lade herbeigeführt, indem
die letztere die Schwingung in dem einen Sinne und an jedem Messer angeordnete
Federn die Schwingung in entgegengesetztem Sinne veranlassen. Die hierbei zur
Verwendung gelangenden Federn sind bekanntlich Elemente, welche man wegen der
geringen Dauerhaftigkeit derselben ungern verwendet. Diese Elemente sind denn auch
bei Scheuermaschinen neuerer Construction vermieden; man gelangt aber hierbei zur
Anwendung einer grossen Anzahl von beweglichen Theilen, welche ebenfalls eine nicht
zweckmässige Beigabe bilden und durch die vorliegende Maschine überflüssig gemacht
werden. Die letztere ermöglicht ausserdem eine sanftere Behandlung der zu glättenden
Stoffe und die Regulirung während des Ganges. In den beistehenden Zeichnungen zeigt
Fig. 1 die Maschine,
welche Gegenstand der D. R. P. Nr. 52434 und Nr. 56138 ist, in einer von der Firma
Kleinwefer und Sohn in Crefeld gebauten
Ausführungsform, während die Fig. 1 bis 6
die constructive Durchbildung derselben erkennen lassen.
Auf der einen Seite des Maschinengestells a liegt die
Welle b, welche zwei Excenter c trägt, die mittels der Zugstange z die
Laden mit den an denselben befestigten Messern (Scheuerplatten) l von rechts nach links und umgekehrt über den Stoff
m gleiten lässt. Diese Lade besteht je aus zwei auf
den Führungsstangen d sich verschiebenden Coulissen e, an welchen die mittels Schraubenspindel s hoch und niedrig einzustellenden Schienen f befestigt sind. Die Scheuermesser l sind mit an denselben angebrachten Zapfen q in an den Schienen f
vorgesehenen Löchern gelagert. Mit jedem Scheuermesser l ist bei p (Fig. 2) ein Lenker i verbunden, welcher durch ein Gelenkstück k hindurchgeht, das seinerseits mit an demselben
angebrachten Zapfen n in Löchern gelagert ist, die in
zwei durch die Träger h fest mit dem Maschinengestell
a verbundenen Schienen g vorhanden sind.
Wenn nun die Lade sich auf der Mitte ihres durch die Excenter c bestimmten Bewegungshubes befindet, so nehmen die Scheuermesser l und die an denselben sitzenden Lenker i die in Fig. 3 dargestellte Lage
ein, d.h. die in den feststehenden Schienen g sich
drehenden Zapfen n der Gelenkstücke h und die in den sich bewegenden Schienen f sich drehenden Zapfen q
der Messer li stehen lothrecht über einander. Die
Scheuermesser l greifen bei dieser Stellung am tiefsten
in den zu behandelnden Stoff ein. Hat sodann die Lade ihre Bewegung von links nach
rechts beendet, so nehmen die Scheuermesser l und deren
Verlängerungen die in Fig.
4 gezeichnete Stellung ein. Die Scheuermesser haben sich in dieser
Stellung über die Kante des Stoffes gehoben. Den entgegengesetzten Winkel werden die
Messer bei der Bewegung der Lade von rechts nach links beschreiben, um die in der
Fig. 5 dargestellte
Endstellung zu erreichen.
Die Grösse der Schwingbewegung der Messer ist bei fest eingestellter Lade durch ein
Höher- oder Tieferstellen der Schienen g an den Trägern
h leicht zu reguliren, wie aus Fig. 6 hervorgeht. In
dieser ist mit u der Angriffspunkt des Gelenkstückes
k, mit v der Punkt
bezeichnet, welchen die Achse des Zapfens g bei
senkrecht stehendem Messer l1 einnimmt. Der Punkt w stellt die Unterkante
des Messers dar. Bewegt sich nun der Punkt v
entsprechend der wagerechten Verschiebung der Lade, z.B. nach rechts, so wird derselbe
schliesslich nach v1
gelangen. Da aber das Messer l bezieh. der Lenker i bei jeder Lage von dem Gelenkstück k gestützt wird, so gibt die Verbindungslinie u–v1 die veränderte Richtung des Messers an. Die
veränderte Lage des Punktes w erhält man, wenn man auf
der über v1 hinaus
verlängerten Linie u–v1 von v1 aus die Strecke v–w
abträgt. Der dadurch bestimmte Punkt w1 gibt die veränderte Lage der Unterkante des
Messers an. Wird man zwischen v und v1 mehrere
Zwischenlagen annehmen und ebenso die entsprechende Lage des Punktes w bestimmen, so würde man weitere Punkte der Curve ww1 erhalten. Diese
Curve stellt somit den Weg der Unterkante eines Messers dar. Verschiebt man nun den
Punkt u senkrecht nach oben, bis derselbe
beispielsweise nach ux gelangt, was einer Verstellung der Schiene g entspricht, so wird bei der Bewegung des Punktes v nach v1 der
Punkt w nicht mehr nach w1, sondern
wx1 gelangen. Der Punkt wx1 befindet sich auf
den verlängerten Verbindungslinien v1–ux, wobei v1w1
= vw ist. Die Curve wx1 ist weniger gekrümmt
als die Curve ww1, da
der Punkt wx1 tiefer liegt als der Punkt w1. Da jedoch der Punkt
wx1 der Geraden uvw näher liegt als
der Punkt w1, so folgt,
dass beim Verlegen des Punktes u nach oben die Bahn des
Punktes w verkürzt, d.h. durch Höherstellen der Schiene
g der Ausschlag der Messer verringert wird und
umgekehrt. Ein Auswechseln der Messer ist bei der beschriebenen Anordnung leicht zu
bewirken.
Der Stoff m läuft hierbei in bekannter Weise von einer
mit einer Bremse versehenen Holzwalze ab und wird von der anderen Seite der Maschine
von einer gleichen Walze, die jedoch mit Schraube und Schraubenrad von dem Triebwerk
der Maschine in Bewegung gesetzt wird, langsam aufgerollt. Auf dem Wege durch die
Maschine passirt der Stoff zwei Führungsstangen v und
wird zwischen denselben durch die wie vorbeschrieben sich bewegenden Messer quer zur
Bewegungsrichtung gescheuert.
Wird die Maschine derart gebaut, dass sich die Coulissen e mit den Schienen f nicht quer zum
Gewebelauf, sondern in der Richtung desselben bewegen, so wird die Maschine den
Stoff der Länge nach scheuern (D. R. P. Nr. 56138). Werden endlich beide
Ausführungsformen angewendet; so bearbeiten die Messer den Stoff in zwei zu einander
senkrechten Richtungen.
Glafey.