Titel: | Ueber Walzen und Walzwerke. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 241 |
Download: | XML |
Ueber Walzen und Walzwerke.
(Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Walzen und Walzwerke.
Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 55.Räderwalzwerk von Jones. 6) Walzwerke für Räder und Radreifen. Das
Räderwalzwerk von J. R. Jones in Philadelphia, Pa.
(Amerikanisches Patent Nr. 457922), Fig. 55, hat drei
Arbeitswalzen abc, welche das Kaliber für den Radkranz
bilden, und eine Führungswalze d. Die Walzen ac werden angetrieben, wohingegen b Schleppwalze ist. c ist
fest gelagert, wohingegen die Walze a mittels eines
hydraulischen Kolbens e radial und Walze b mittels eines hydraulischen Kolbens f seitlich verstellbar ist. Um bei der Verstellung von
a die Antriebskegelräder mn, von welchen m auf der Antriebswelle o sitzt, stets in Eingriff zu erhalten, sind dieselben
durch Keil und Nuth auf ihren Wellen verschiebbar und durch Zugstangen unter sich
und mit einem Winkelhebel r verbunden, der durch eine
Zugstange s mit dem gezahnten Winkelhebel t in Verbindung steht. Letzterer wird von der
Kolbenstange des hydraulischen Kolbens e bewegt.
Nach einer Mittheilung der Eisenzeitung vom November
1889 hat sich die Continental Rolled Steel Car Wheel
Company in Norristown, Pa., seit geraumer Zeit damit beschäftigt,
flusseiserne Wagenräder aus Rohstücken zu walzen (Fig.
56), welche annähernd die Form des fertigen Rades besitzen. Auf der von
genannter Firma zu diesem Zwecke erbauten Walzenstrasse, deren beifolgende Abbildung
nach einer ausgeführten Maschine hergestellt ist, wird das erhitzte Walzgut, das
entweder aus Bessemer- oder Flammofenmaterial bestehen kann, zwischen sechs
kräftigen Walzen gewalzt, von denen zwei oben, zwei unten und zwei zu beiden
Seiten des Spurkranzes angebracht sind. Die oben und unten liegenden Walzen stehen
sich symmetrisch gegenüber und bilden die Führung des Rades. Die oberen Kopfwalzen
können während des Ganges mittels Schnecke je nach Bedürfniss gehoben oder gesenkt
werden, wohingegen die unteren Walzen festliegen. Eine Belastung von 142 k/qc hat sich als
die geeignetste Druckgrösse erwiesen.
Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 56.Walzwerke der Continental Rolled Steel Car Wheel
Company. Die Gesellschaft, welche die Versuche ausgeführt hat, beansprucht für ihre
gewalzten Räder ein geringeres Gewicht und eine längere Dauer gegenüber Gussrädern,
sie steht im Begriffe, eine grössere Anlage zu bauen, welche eine tägliche Leistung
von 100 Stück besitzen soll.
Textabbildung Bd. 289, S. 241Fig. 57.Räderwalzwerk von Lake. Das Räderwalzwerk von H. H. Lake in London
bezieh. K. W. Fowler in Chicago ist durch Fig. 57 erläutert. Die Walze B dient zur Formgebung für den äusseren Rand; sie ist im Ständer A gelagert und durch Stellschrauben einstellbar.
Seitlich wird das Rad durch die Flanschen der Walze B
und durch Rollachsen CC1 geglättet. Diese Rollachsen stützen sich gegen den Bund M und sind mittels der Schraube N nachstellbar. Das Rad ist in seiner Nabe G
centrirt mittels zweier Stellschrauben und geeigneter Führungsvorrichtungen. Die
Nebenfigur zeigt eine zum Glätten des Radkranzes bestimmte Walze.
7) Drahtwalzen. Ueber Walzwerke zum Auswalzen von Draht
in einer einzigen Hitze gibt die Oesterreichische
Berg- und Hüttenzeitung, 1892 S. 316, eine
übersichtliche Darstellung, die wir hier folgen lassen:
„In der letzten Zeit sind in Amerika zahlreiche Patente auf Drahtwalzwerke
genommen worden, nach welchen der Draht in einer einzigen Hitze fertig gewalzt
werden soll. Es werden dabei mehrere Walzenstrassen verwendet, von welchen jede
gegenüber der vorangehenden mit einer gesteigerten Geschwindigkeit angetrieben
wird. Sowohl durch die gegenseitige Anordnung der Walzenstrassen, als auch durch
ausgiebige Anwendung von selbsthätigen Führungen zur Ueberführung des Walzstabes
wird auf die möglichste Verringerung der bei der Walzarbeit beschäftigten
Arbeiter hingewirkt. Die combinirten Walzenstrassen werden entweder durch eine
einzige Maschine angetrieben, oder es werden hierbei zwei für sich selbständig
arbeitende Maschinen in Aussicht genommen. In Fig. 58 bis 60 sind einige
Anordnungen von solchen in der neueren Zeit patentirten Anordnungen gegeben.
Textabbildung Bd. 289, S. 242
Drahtwalzen mit Führung.
Fig. 58 zeigt ein
Drahtwalzwerk mit drei hinter einander angeordneten, seitlich verschobenen
Walzenstrassen, welche alle von einer einzigen, bei M aufgestellten Maschine getrieben werden. Die erste Walzenstrasse ist
direct mit der Maschine verkuppelt; die Mittelstrasse und die Endstrasse werden
mittels Riemen, mit zunehmender Geschwindigkeit, angetrieben. Das erste
Walzengerüst enthält drei, alle übrigen nur zwei Walzen in jedem Gerüst. Die
Ueberführung des Walzstabes von der einen zu der anderen Strasse erfolgt durch
lange Führungsrinnen. In das erste Walzenpaar der Mittelstrasse gelangt der
Walzstab erst dann, nachdem er die Walzen der ersten Strasse bereits verlassen
hat. Eine Streckung bezieh. Stauchung des Drahtes zwischen der Mittel- und
Endstrasse wird wegen der zwischen beiden eingelegten langen Führung als
unschädlich angesehen und der Draht wird zwischen den Walzen der Endstrasse
schon gewalzt, noch bevor er die Mittelstrasse verlassen hat. An den durch
Doppellinien gekennzeichneten Stellen wird der Draht von dem einen zum anderen
Walzenpaar durch Rinnenleitungen übergeführt.
Eine ähnliche Einrichtung hat auch das in Fig. 59 angedeutete
Drahtwalzwerk, mit dem Unterschiede, dass hier die gleiche Anzahl von
Walzengerüsten auf vier Strassen vertheilt ist, welche paarweise von je einer
Maschine bethätigt werden. Die beiden Walzenzugmaschinen sind bei M1 und M2 aufgestellt. Die
Maschine M1 ist
direct mit der Walzenstrasse II, welche zwei Walzen
paare enthält, verkuppelt und treibt mittels eines Riementriebes die
Walzenstrasse I mit verminderter Geschwindigkeit.
Die erste Walzenstrasse hat ein Trio- und zwei Duogerüste. Von der Maschine M2 werden die
Strassen III und IV,
mit je vier Duogerüsten, durch Riemen angetrieben. Die Transmission ist so
ausgeführt, dass die Walzen der nach einander folgenden Strassen mit
gesteigerter Umgangszahl gedreht werden.
Bei der aus Fig. 60
ersichtlichen Anordnung eines den gleichen Zweck anstrebenden Drahtwalzwerkes,
welches ebenfalls mit zwei Maschinen und vier Walzenstrassen ausgerüstet ist,
sind die Triowalzen durch sieben hinter einander gestellte Walzenpaare ersetzt,
welche von der Maschine M1 mittels Kegelräder mit zunehmender Geschwindigkeit gedreht werden.
Die Entfernungen zwischen diesen Walzenpaaren sind so bemessen, dass der
Walzstab von dem einen Walzenpaare erst dann erfasst wird, wenn er von dem
vorangehenden freigelassen wurde. Zwischen den ersten drei Walzenpaaren dienen
zur Ueberführung des Walzstückes angetriebene Roll walzen, zwischen den übrigen
sind Führungsrinnen angeordnet. Die Maschine M2 treibt die Walzenstrasse II direct, die Strasse III und IV mittels Riemenumsetzung, und
zwar in der Weise, dass die Geschwindigkeit der Walzen der nach einander
folgenden Strassen zunimmt. Die Ueberführung von der einen Strasse zur anderen
erfolgt wieder mittels Rinnenleitungen. Ob durch die Umgehung des ersten Trios
die Arbeit wesentlich vereinfacht wird, bleibt dahingestellt; die hierbei
erforderliche complicirte feste Transmission ist jedenfalls sehr
umständlich.“
Textabbildung Bd. 289, S. 242Haenel's Drahtkaliber. Ein Verfahren und eine Vorrichtung zum gleichzeitigen Walzen von zwei oder
mehreren Drähten ist durch D. R. P. Nr. 60309 vom 4. April 1891 W. Haenel in Haspe i. W. (Fig. 61 und 61a) patentirt
worden.
Die Kaliber 1 bis 6 der
Fertigwalzen flachen die zu walzenden Knüppel k
allmählich ab, bis das Kaliber 7 zwei (oder auch mehrere) nur durch einen dünnen
Steg verbundene Drähte ergibt. Diese werden dann durch zwei in der Nebenfigur
skizzirte Schneidwalzen a, die dicht vor dem nun
folgenden Walzenpaar Kaliber 8 aufgestellt sind, in
zwei getrennte Drähte Kaliber 8 zerschnitten, die durch
je eine besondere Führung c je einer besonderen
Fertigwalze 9 zugeführt werden. Von diesen gehen die
Drähte zu den Haspeln o.
Thomas Valentian Allis in New York, Nordamerika, ordnet nach dem D.
R. P. Nr. 64393 vom 27. Januar 1892 (Amerikanisches Patent Nr. 462388) eine
Walzenstrasse mit geneigten Walzen an (Fig. 62 bis 65).
Textabbildung Bd. 289, S. 243Allis' Walzenstrasse. Zum Auswalzen von Draht sind mehrere Walzenpaare geneigt und um 90° gegen
einander versetzt hinter einander angeordnet, so dass der Draht in einem einzigen
Stich fertig gewalzt wird. Die Knüppel a werden dem
Walzwerk durch eine oder die andere der seitlich desselben liegenden Transportketten
b, die über in Wasser sich drehende Kühlwalzen c laufen, zugeführt und in eine vor den Walzen liegende
Rinne geworfen. Aus dieser werden die Knüppel a durch
einen hydraulisch bewegten Kolben d in das
Walzenkaliber geschoben. Jedes Walzenpaar ist mit mehreren gleichen Walzenkalibern
versehen, die durch Längsverschiebung der Walzen in ihren Lagern nach einander
benutzt werden können, um bei Abnutzung eines der Kaliber die Walzen nicht sofort
auswechseln zu müssen. Die hierzu getroffene Lagereinrichtung mit besonderer
Schmierung ist aus der unteren Skizze ersichtlich. Der Antrieb der Walzen erfolgt
von den Wellen i aus; die Verstellung der Walzen
geschieht mittels der Spindeln o. Die Schräge r dient zum Abfall von Walzsinter, Eisenabfällen u.
dgl. in den Kanal s. Eine etwas vereinfachte Form
dieses Walzwerkes zeigt das demselben Erfinder ertheilte amerikanische Patent Nr.
462388. Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Bewegungsübertragung.
Es sei hier noch das Verfahren und Maschine zum Ziehen von Draht (D. R. P. Nr.
67477 vom 26. April 1892) von E. Szandtner in Pressburg
erwähnt (Fig. 66), obwohl wir uns nach der
Patentschrift kein genaues Bild davon machen können, wie der Erfinder die durch die
Eigendrehung der Drähte entstehenden Schwierigkeiten beseitigen will.
Textabbildung Bd. 289, S. 243Fig. 66.Drahtwalze von Szandtner. Als Ziehöffnung wird der Spalt i benutzt, der
gebildet wird von einer Mittelscheibe a und einer
dieselbe umgebenden Ringscheibe b, die sich in
entgegengesetztem Sinne drehen. In dem Spalt können also gleichzeitig mehrere Drähte
gezogen werden. Beim Ziehen drehen sich die Drähte um ihre Mittellinie. Das
Vorrücken der Drähte wird durch richtige Wahl der Geschwindigkeit der Scheiben a und der Ringscheibe b
erzielt.
D. Turk in Dimlach bei Kapfenberg legt in seinem D. R.
P. Nr. 61486 vom 24. Januar 1891 abwechselnd senkrechte und wagerechte Walzen so in
ein grösseres Gerüst, dass der Draht schlangenförmig durch die Walzen hindurchgeht
und von einer zur anderen mechanisch geführt wird. Der Patentanspruch lautet:
„Ein Drahtwalzwerk mit senkrechten Ovalkaliberwalzen und wagerechten
Quadratkaliberwalzen, welche den Draht abwechselnd bearbeiten und so hinter
einander angeordnet sind, dass der Draht mittels selbständiger Umführungen von
zwei unmittelbar hinter einander liegenden Walzenstrassen gleichzeitig
bearbeitet wird.“ Es scheint demnach die Eigenthümlichkeit nur in der
abwechselnden Verwendung der beiden Kaliberarten bezieh. -anordnung zu liegen.
Eine sehr lesenswerthe Arbeit über die Erzeugung von Walzdraht, verfasst vom
Civilingenieur R. M. Daelen in Düsseldorf, findet sich
in Stahl und Eisen, Nr. 3 vom Jahre 1889, auf die wir
hier jedoch nur hinweisen können.
8) Specialwalzen. Unter dieser Bezeichnung fassen wir
einige Walzenconstructionen zusammen, die für specielle Zwecke bestimmt sind.
Das amerikanische Patentwalzwerk (Fig. 67 bis 70) Nr. 402087 von Fred.h. Rindl in Chicago, Illinois, betrifft ein
Walzwerk zur Herstellung ornamentirter Bandeisen.
Zwei Walzen ab, welche mit je einer Flansche cd in einander greifen, bilden ein Kaliber, welches
abwechselnd flach liegt und senkrecht steht, so dass ein durchgewalztes Bandeisen
die gezeichnete Gestalt annimmt. Dieses Bandeisen wird dann einem zweiten Walzwerk
w zugeführt, in welchem die umgebogenen Stellen
gelocht werden. Durch Aufeinandernieten derartiger Bandeisen erhält man
geschmackvolle Gitter. (Fig.
68 und 69.)
Ein Walzwerk zur Herstellung von hin und her gebogenen Blechstreifen ist unter
der Nr. 448073 der Price Railway Appliance Company in
Philadelphia für die Vereinigten Staaten in Amerika patentirt worden.
Textabbildung Bd. 289, S. 244Rindl's Walze für ornamentiertes Bandeisen. Um Blechstreifen in der skizzirten Form hin und her zu biegen, benutzt man
zwei Walzscheiben ab (Fig.
71), die zwischen den kreisscheibenförmigen Endflächen einander
entsprechende Zähne und Zahnlücken haben. Die Drehung der Walzscheiben erfolgt durch
eine Verzahnung, die abwechselnd auf dem Boden der Zahnlücken und der Kopffläche der
Zähne liegt, so dass die beiden Walzscheiben ab
abwechselnd mit kleinen und grossen Winkelgeschwindigkeiten sich drehen. Die Folge
ist, dass der Blechstreifen beim Durchgang zwischen die Zähne die skizzirte Gestalt
annimmt.
Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 71.Walze der Price Railway Appliance Company zum Biegen von
Flacheisen.Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 72.Potter's Panzerplattenwalze.Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 73.Löhr's Walzwerk für Rippenbleche. Das unter Nr. 477821 der amerikanischen Patentliste an John A. Potter in Munhall, Pa., ertheilte Walzwerk ist
besonders zum Walzen von Panzerplatten bestimmt. Es hat zwei dünnere angetriebene
Walzen ab (Fig. 72), die
sich nach oben bezieh. unten gegen zwei dickere Schlepp walzen cd stützen. Die unteren Walzen bd ruhen in festliegenden Lagern, wohingegen die oberen Walzen ac mittels der Stangen i
ausgeglichen sind und mittels der Schrauben o
nachgestellt werden können.
Ein Walzwerk zum Walzen von Blechen mit hohen Rippen ist Carl
Löhr in Christinenhütte bei Meggen, Westfalen, unter Nr. 68691 vom 18.
Februar 1892 patentirt worden. Das Walzen von Blechen mit hohen Rippen erfolgt
durch ein Walzwerk mit drei Walzen (Fig. 73), von
denen die Unterwalze z dick und die Oberwalze y dünn ist, welche letztere gemeinsam mit der dicken
Stützwalze x ausbalancirt wird. Die Walze y wird durch Federn f
gegen die durch Lager u getragene Walze x gedrückt.
9) Einzeltheile. Um sich von den zufälligen
Festigkeitsverhältnissen der gegossenen Brechtöpfe unabhängig zu machen, wendet nach
dem D. R. P. Nr. 51978 vom 10. November 1889 die Duisburger
Maschinenfabrik vorm. Bechern und Keetman einen aus einem mehrtheiligen
Gehäuse a (Fig. 74)
bestehenden Brechtopf an. Die Theile des Gehäuses werden durch Sprengringe c zusammengehalten. Innerhalb des mehrtheiligen
Gehäuses befindet sich ein Stopfen b, dessen Flächen
zum Theil konisch geformt sind. Das Gehäuse a ruht auf
dem Deckel der oberen Lagerschale, von welcher der Walzenzapfen nach oben hin am
Ausweichen verhindert wird, während die Druckschraube auf den oberen Theil des
Stopfens aufsetzt. Wird der Druck der oberen Walzen zu gross, so sprengen die
Kegelflächen des Stopfens b die Sprengringe c aus einander, und die Walzen werden vor Schaden
bewahrt. Die Grösse der zum Zersprengen erforderlichen Kraft kann leicht durch
Rechnung und Versuche bestimmt werden, so dass, wie zu Anfang erwähnt, die
Zufälligkeiten in der Beschaffenheit des Materials wegfallen.
Textabbildung Bd. 289, S. 244Fig. 74.Brechtopf der Duisburger Maschinenfabrik. Einen anderen Weg schlägt W. Parje in
Frankfurt a. M. in seinem D. R. P. Nr. 48532 vom 12. Februar 1889 ein, um die
gebräuchliche starre Brechkapsel durch eine nachgiebige bezieh. elastische zu
ersetzen. Diese ist, wie Fig. 75 zeigt, aus zwei sehr
starken Scheibenfedern a gebildet, welche sich mit
ihren concaven Seiten auf einander legen? so dass
zwischen beiden ein linsenförmiger Hohlraum verbleibt. Dieser Raum wird entweder leer
gelassen (rechte Seite der Figur), oder mit Blei ausgegossen (linke Seite der
Figur). Im letzteren Falle kann beim starken Zusammenpressen der Kapsel das Blei
durch eine seitlich am Bande der beiden Federn ausgesparte Oeffnung e aus dem Hohlraum heraustreten. Ein in die Bleimasse
eingeschraubter Stift c, welcher aus der genannten
Oeffnung herausragt, soll durch seine, bei der Zusammenpressung der Kapsel
erfolgende Verschiebung zur Beurtheilung der Grösse des stattfindenden Höchstdruckes
dienen. Bleibt der Hohlraum leer, so wird zum gleichen Zweck ein durch die obere
Scheibenfeder in denselben eingelassener Stift i
benutzt, welcher beim Zusammenpressen der Kapsel aus derselben heraustritt, und
durch Sperrfedern in jener Stellung erhalten wird, welche er bei dem vorkommenden
Höchstdrucke angenommen hatte.
Textabbildung Bd. 289, S. 245Fig. 75.Parje's Brechtopf. Um die Kuppelmuffen der Walzwerke widerstandsfähiger zu machen und
gleichzeitig die Walzenzapfen zu schonen, spart Valentine
Shervey in Newport (County of Monmouth) nach dem englischen Patente Nr.
5404 vom 29. März 1889 bei a der Fig. 76 im Inneren der Kuppelung, da wo sich der
Walzenzapfen und die Brechspindel treffen, eine Rinne aus, so dass bei winkeliger
Stellung der Walze und der Brechspindel die Kanten derselben auf die Innenfläche der
Muffe nicht schädlich einwirken können und auch selbst nicht beschädigt werden.
Textabbildung Bd. 289, S. 245Fig. 76.Shervey's Kuppelung. 10) Herstellung der Walzen. Nach einer
Mittheilung in Jern. Kont. Annaler, 1892, verwenden Garison und Sleeth und
Black in Pittsburg zu ihren Hartgusswalzen, die, wie üblich, mit
tangentialen Einlauflöchern gegossen werden, nachstehende Coquillenstärken, bei
denen tiefgehende und grosse Härte erreicht wird.
Durchmesser in Millimeter der Coquille
innerer
äusserer
200
380
267
470
330
585
483
788
585
940
825
1460
838
1524
Die Beschickung besteht auf 1500 Einsatz aus 400 Woodstock Nr. 4, 300 Warna Nr. 4,
350 alten coquillharten Eisenbahnrädern, 150 weichem Gusseisenabfall, 300
coquillhartem Walzenabfall.
Weiter gibt die angeführte Quelle an, dass in Milwaukee zu Walzenguss meist,
wenn auch nicht ausschliesslich, Holzroheisen genommen wird, das man meist aus
Michigan, aber auch aus Alabama, Minnesota u.s.w. bezieht. Die betreffenden Hochöfen
sind 12,5 bis 16,6 m hoch, 2,8 bis 3,3 m weit und blasen mit 200 bis 360° warmer
Luft; sie bringen 44 bis 60 Proc. Eisen aus, brauchen 1 bis 20 Proc. Kalkstein, 42
bis 54 hl Kohlen auf 1 t Eisen und liefern täglich 25 bis 50 t. Die Erze enthalten
44,23 bis 64,83 Proc. Eisen und 0,053 bis 0,192 Phosphor, und die amerikanischen
Walzen und Räder 3,40 bis 4,05 Kohlenstoff, 0,51 bis 0,75 Silicium, 0,23 bis 0,61
Phosphor und 0,02 bis 0,16 Schwefel. Die benutzten Holzkohlen sind etwa zu gleichen
Theilen harte und weiche; sie wiegen etwa 18 k auf das Hectoliter und tragen deshalb
gegen 20 Proc. mehr Satz wie nur weiche.
Nach einem englischen Verfahren werden, damit bei den Hartgusswalzen die Härte der
Kruste nicht von aussen nach innen abnimmt, sondern umgekehrt, die Walzen zuvörderst
mit entsprechend schwächerem Ballendurchmesser in einer gewöhnlichen Sandform
gegossen und die Hartkruste durch nachheriges Umgiessen des weichen Kernes in einer
dem Durchmesser der fertigen Walze entsprechenden Sandform hergestellt, wobei die
Abschreckung von innen nach aussen erfolgt. Wir bezweifeln sehr, dass sich auf diese
Weise haltbare Walzen herstellen lassen.
Eine Gussform zum Stehendgiessen der Walzen ist H.
Reusch in Kirchheim u. T. durch D. R. P. Nr. 65991 vom 29. April 1892
geschützt worden. Die Einrichtung ist in den Fig. 77 bis 80 skizzirt.
Textabbildung Bd. 289, S. 245Walzengussform von Reusch. Bei dem Verfahren ist ausser dem tangentialen am unteren Ende der Form
befindlichen Eingüsse a ein zweiter in gleicher
Richtung wirkender tangentialer Einguss b an der oberen
Hälfte der Form und zwar an der unteren Partie des Oberzapfens angeordnet, durch
welchen hitziges Eisen geeigneter Qualität eingegossen wird, sobald das bei a eingegossene Eisen bis zum oberen Eingüsse
aufgestiegen ist, um die gegen oben verlangsamte Wirbelbewegung des Eisens in der
Form zu beschleunigen, dadurch der Porenbildung in der oberen Hälfte entgegen zu
wirken, das beim Gusse von Hartwalzen durch das Aufsteigen an der Coquille kälter
gewordene Eisen wieder zu erwärmen, das vorzeitige Erstarren des Eisens in der
oberen Hälfte der Form und damit die Rissbildung am hartgegossenen Walzenkörper,
sowie die Bildung von Nachsätzen im Inneren durch das hiernach von unten nach oben
erfolgende Erstarren des Eisens zu verhindern.
Diese Vorrichtung ist jedenfalls empfehlenswerth, da bekanntlich die durch die
tangentiale Richtung der Einlaufskanale erzielte Bewegung des Eisens bei der Höhe
des Oberzapfens bedeutend nachgelassen hat. Die sich sonst so gerne bildenden
Saugestellen an dem Oberzapfen werden durch das beschriebene Verfahren, wenn nicht
ganz beseitigt, so doch vermindert.
Textabbildung Bd. 289, S. 246Fig. 81.Herstellung von Walzen von Lorenz. Die Herstellung von Walzen mit unregelmassigen Kalibern erreicht W. Lorenz in Karlsruhe nach seinem D. R. P. Nr. 50063
vom 1. December 1888 (Fig. 81) durch ein kegeliges
Werkzeug, welches mit Längszähnen versehen ist, a (und
dann sich dreht), oder welches mit Quer- oder gewundenen Zähnen versehen ist, bc (und dann sich nur verschiebt und nicht dreht). Das
Werkzeug arbeitet zwischen den sich drehenden, zu kalibrirenden Walzen e mit demjenigen Querschnitt, welcher dem Kaliber an
der betreffenden Walzenstelle entspricht. Die Erzeugende der Werkzeuge abc kann anstatt eine gerade, auch eine Curvenlinie
sein. Desgleichen kann der Querschnitt von abc ein
beliebiger; also ein Kreis, eine Ellipse, ein Viereck u. dgl. sein.
(Fortsetzung folgt.)