Titel: | Metallrohrkuppelung für Heizleitungen. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 251 |
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Metallrohrkuppelung für
Heizleitungen.
Mit Abbildungen.
Metallrohrkuppelung für Heizleitungen.
Bei den k. k. österreichischen Staatsbahnen wurden im Laufe des Winters 1891/92
eingehende Versuche mit einer neuen Metallrohrkuppelung für Heizleitungen
durchgeführt, welche so günstige Resultate ergaben, dass sich die genannte
Bahnverwaltung angeregt findet, diese Versuche fortzusetzen, zu welchem Ende bereits
mehrere dieser Garnituren in Beschaffung gebracht wurden.
Es dürfte nun mit Rücksicht darauf, dass die Frage des Ersatzes der bisher zur
gegenseitigen Verbindung der Heizleitungen der einzelnen Wagen verwendeten
Kautschukschläuche durch passende widerstandsfähigere Verbindungsglieder auf der
Tagesordnung steht, eine Beschreibung dieser von Eduard
Schellerer in Wien construirten Kuppelung einiges Interesse bieten.
Textabbildung Bd. 289, S. 251Schellerer's Metallrohrkuppelung. In nachstehender Zeichnung ist diese Metallrohrkuppelung veranschaulicht
und zwar zeigt Fig. 1
eine Seitenansicht, Fig.
2 eine Draufsicht und Fig. 3 einen senkrechten
Mittelschnitt derselben. In Fig. 4 ist eine der Verbindungen zwischen zwei Rohren in etwas grösserem
Maassstabe im Schnitte dargestellt.
Die Kuppelung besteht, wie aus dieser Zeichnung zu ersehen ist, aus den beiden Rohren
aa1, von welchen
a in die Knierohre b,
a1 dagegen einerseits in ein solches
Knierohr und andererseits in das in der Mittelebene liegende Ventilgehäuse f des zum Ablassen des Condensationswassers dienenden
Ventils g dampfdicht eingesetzt ist. Die gegen die
Wagenstirnseiten zugekehrten Knierohre b der Rohre a und a1 sind durch zwei weitere Knierohre c und d mit den an den
Wagen befestigten kegelförmigen Ansätzen der schmiedeeisernen Dampf leitungsrohre in
gebräuchlicher Weise verbunden.
Das in der Mitte des gesammten Verbindungsschlauches auf das Rohr a aufgesetzte Knierohr b
steht wieder mit dem Ventilgehäuse f in Verbindung. Zur
Herstellung der beweglichen Verbindung der einzelnen Theile dieser
Metallrohrkuppelung sind zwischen die Knierohre b und
c, c und d, und
zwischen dem Kniegelenke b und dem Ventilgehäuse f Gelenke h von
eigenthümlicher Einrichtung eingesetzt. Dieselben gestatten, dass je zwei mit
einander in Verbindung stehende Theile sich leicht gegen einander verdrehen können,
ohne sich in einander verschieben zu müssen. Die eigenartige Zusammenstellung der
auf diese Weise entstandenen fünf Gelenke h lässt
die Dampfrohrkuppelung an diesen Stellen vollkommen dampfdicht erhalten.
Die Construction dieser Gelenke zeigt Fig. 4. Die
Ueberwurfmutter i hat an dem einen Ende ein Rechts-, an
dem anderen Ende ein Linksgewinde eingeschnitten. In eines dieser Gewinde wird das
mit gleichem Gewinde versehene Ende der zu verbindenden Rohrstücke b bezieh. c oder d eingeschraubt. Das andere Ende der zu verbindenden
Rohre bezieh. des Ansatzes am Ventilgehäuse ist so weit abgedreht, dass es in das
innen abgedrehte Ende des zweiten mit Ueberwurfmutter verschraubten Rohres
eingesteckt werden kann.
Auf dieses an der Aussenseite abgedrehte Rohr ist ein Flansch k aufgesteckt, welcher in den zwischen den beiden Gewinden liegenden
glatten inneren Theil der Ueberwurfmutter i genau
einpasst, so dass das zwischen dem Flansch k und dem
eingeschraubten Rohrende eingelegte Dichtungsmaterial l
festgehalten wird. Hinter dem Flansch ist das Rohr so weit abgedreht, dass ein mit
äusserem Gewinde versehener, aus zwei Theilen bestehender Ring m eingelegt und mit der Ueberwurfmutter i verschraubt werden kann. Dieser Ring m wird nun einestheils durch die Abdrehung des Rohres
und den Flansch, anderentheils durch die Verschraubung unverrückbar festgehalten. Da
das andere Rohr mit der Ueberwurfmutter mit entgegengesetztem Gewinde verschraubt
ist, kann zwar eine gegenseitige Verdrehung der beiden auf diese Weise mit einander
verbundenen Rohre stattfinden, eine Lösung der Verbindung ist jedoch unter allen
Umständen ausgeschlossen. Die Dichtung dieser Verbindung ist nebstbei dadurch, dass
das eine Rohr in das andere eingreift, und zwischen Ueberwurfmutter und beweglichem
Rohr ein passendes Dichtungsmaterial eingelegt wird, eine fast vollkommene.
Durch die Einstellung dieser fünf Gelenke zwischen die einzelnen Theile dieser
Heizrohrkuppelung wird nun bei beinahe absoluter Dichtung allen anderen an ein
derartiges Verbindungsglied zu stellenden Anforderungen nachgekommen, indem die die
beiden Knierohre c und d
verbindenden Gelenke ein Pendeln der gesammten Kuppelung ermöglichen, wodurch
dieselbe den seitlichen Schwankungen der Wagen zu folgen vermag, und andererseits
durch die Gelenksverbindungen zwischen b und c bezieh. b und f die bei dem gegenseitigen Nähern oder Entfernen
zweier gekuppelter Wagen erforderliche Veränderung der Winkelstellung der Rohre a und a1 ermöglicht wird.
Bei dem Befahren von Krümmungen schwingt die Kuppelung in Folge der Fliehkraft um die
Gelenke zwischen den Rohren c und d nach aussen, gleichzeitig werden aber die beiden
Rohre aa1, welche sich
um die drei übrigen Gelenke drehen können, in jene Streckenlage gebracht, welche die
hierbei erforderliche Verlängerung der Kuppelung bedingt.
Das Gewicht dieser Kuppelung, welche sich bis zu einem Drucke von 10 at dampfdicht
erwiesen hat, schwankt zwischen 8,5 bis 8,8 k und ist demnach dieselbe trotz der
Verwendung von Metallröhren und Metallgelenken um ein Geringes leichter als die im
Durchschnitt 9 k wiegenden Kautschukschläuche. Dieselben verursachen somit, da die
zum Ankuppeln erforderlichen Handgriffe die gleichen sind wie beim
Kautschukschlauche, zum mindesten auch keine Erschwerniss der Manipulation.
P.