Titel: | Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 262 |
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Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-,
Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 235 d.
Bd.)
Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und
Verbrauchsgegenständen.
Zur Analyse des Dampfschmalzes.
Es ist in letzter Zeit wiederholt in der Literatur darauf hingewiesen worden, dass
die Bestimmung der Jodzahl nicht mehr allein als ein sicheres Kriterium für die
Reinheit eines Fettes gelten kann. Ganz besonders gilt dies bei der Untersuchung des
Dampfschmalzes. Wie wenig Bedeutung bei Dampfschmalz der gefundenen Jodzahl
beizulegen ist, ergibt sich am besten aus der folgenden Zusammenstellung, welche A. Goske mittheilt.
1)
RinderpresstalgSteam
1090
Proc.„
BerechneteJodzahl: 60,5
2)
RinderpresstalgSteam
1585
„„
Jodzahl: 58,25
3)
HammeltalgSteam
3070
„„
Jodzahl: 57,5
4)
RinderpresstalgSteamSchmalzöl
254530
„„„
Jodzahl: 59,75
5)
RinderpresstalgSteamSchmalzöl
352540
„„„
Jodzahl: 57,27
Nach diesen Ergebnissen, die der Wirklichkeit entsprechen, ist wohl der Schluss
berechtigt, dass ein Dampfschmalz, welches schmalzähnliche Beschaffenheit hat, auch
die richtige Jodzahl haben muss, und dass man nicht das Recht hat, dieses
Schmalz ohne weiteres als rein hinzustellen.
Die Verschiedenheit in den Angaben der Jodzahlen, welche von dem Gehalt an Trioleïn
abhängig sind, hat bei Rindertalg ihren Grund in der mehr oder minder starken
Pressung des Talges und der mehr oder minder hohen Temperatur des Pressraumes. Bei
den Schmalzölen trifft man ähnliche Unterschiede in den Jodzahlen; namentlich ist
hier die Temperatur des Pressraumes von Einfluss.
Im Folgenden sind die Jodzahlen eines reinen Schmalzes (I) (Monopol) und eines mit
Rinderpresstalg (II) versetzten angeführt. Die Unterschiede bei dem
halbausgepressten sind nach dem Vorhergegangenen ohne weiteres erklärlich.
I
II
Originalfett
60,7
59,1
halbausgepresst
52,1
52,3
45,5
44,8
sehr stark gepresst
34,5
29,8
Aus einem Vergleich der beiden Versuchsreihen folgt, dass weder die Jodzahlen der
ursprünglichen Fette, noch die der Presslinge Differenzen zeigen, die den Verdacht
eines Talgzusatzes rechtfertigen könnten.
Auch die Bestimmungen des Volumgewichtes des Fettes oder der Fettsäuren bei 100°, der
Verseifungszahl u.s.w. bieten keine sicheren Anhaltungspunkte zur Beurtheilung.
Verfasser ermittelt zur Gütebeurtheilung nur den Erstarrungspunkt, die Krystallform
des aus dem Fett erhaltenen Stearins aus ätherischer Lösung und einen etwaigen
Zusatz von Pflanzenölen mittels der Phosphormolybdänsäurereaction.
Den Erstarrungspunkt bestimmt Verfasser in der Weise, dass er das Fett in einer auf
Wasser von 50 bis 60° schwimmenden Schale vorsichtig schmilzt, das geschmolzene Fett
in einen weiten Reagircylinder, der mit einem schlechten Wärmeleiter umgeben ist,
bis zu einer bestimmten Marke auffüllt und die Temperatur an einem feinen
Thermometer nach dem Wiederansteigen der Temperatur abliest.
Aus den Erstarrungspunktbestimmungen ergibt sich, dass die reinen Dampfschmalzmarken
die niedrigsten, und die gefälschten die höchsten Erstarrungspunkte besitzen.
Verfasser möchte als Grenzzahl die Zahl 28 für den Erstarrungspunkt festsetzen,
wobei das Schmalz der Metzgereien ausser Betracht bleiben müsste, weil dessen
Erstarrungspunkt über 28 liegt (28,62 bis 29,95°).
Als Ausschlag gebend betrachtet Verfasser die Form der Stearinkrystalle, wenn das
Schmalz in Folge eines zu hohen Erstarrungspunktes als verdächtig erscheint.
Dieselbe erhält man durch Auflösen von 1 bis 1,5 g des geschmolzenen Schmalzes in 10
cc Aether und Stehenlassen des mit einem Wattebausch verschlossenen Reagenzglases an
einem kühlen Ort. Ist nach etwa sechs Stunden der Boden des Glases, aber nur dieser,
mit Krystallen bedeckt, so wird die darüber stehende Flüssigkeit, welche völlig klar
sein muss, abgegossen, und an ihre Stelle etwas farbloses Oel (Arrachis- oder
Cottonöl) hineingegeben. Sobald sich die Krystalle gut mit Oel umhüllt haben, bringt
man eine gut ausgebildete Krystalldruse unter das Mikroskop und betrachtet sie bei
300facher Vergrösserung.
War dem Schmalz Rindertalg zugemengt, so krystallisirt dieser zuerst heraus und ist
daran zu erkennen, dass er grosse Büschel bildet, deren Nadeln mitunter an der
Spitze abgestumpft sind. – Auch das Schweinestearin bildet Büschel; aber diese
bestehen nicht aus Nadeln, sondern aus wohl ausgebildeten Platten, die an ihren
Enden schräg abgeschnitten erscheinen. Bei Beobachtung dieser Platten muss das Licht
möglichst abgeblendet werden.
Zur Ermittelung eines Zusatzes von Pflanzenölen leistet die
Phosphormolybdänsäureprobe gute Dienste; auch die Salpetersäureprobe, sowie die
Beobachtung der Temperaturerhöhung, welche das Fett beim Mischen mit Schwefelsäure
gibt, sind wohl zu gebrauchen.Vgl. 1892 284 261.
Verfasser hält die besprochenen drei Daten vollständig ausreichend, um zu
beurtheilen, ob ein Schweineschmalz rein ist, oder verfälscht. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 1560 und 1597.)
Zur Analyse des Schweineschmalzes.
Da die Literaturangaben über die Jodzahl des Schweineschmalzes immer noch von
einander abweichen, so untersuchten Carl Amthor und Julius Zink einige selbst ausgeschmolzene Schmalze. Es
ergab sich, dass die Jodzahl im Mittel schwankt zwischen 49,5 und 52,6. Ein Schmalz,
dessen Jodzahl nicht unter 49 liegt, kann also ohne weiteres nicht beanstandet
werden. Dem Fette entsprechend wurde auch die Jodzahl der Fettsäuren niedrig
gefunden, nämlich zu 51,6 bis 52,27. Williams fand
64,2.
Schmelz- und Erstarrungspunkte des Schmalzes ändern sich mit dem Alter nicht
wesentlich, dagegen scheinen dieselben bei den Fettsäuren mit dem Alter etwas zu
steigen.
Die Jodzahl des Fettes nimmt mit dem Alter etwas ab; bei den Fettsäuren ist diese
Abnahme ziemlich beträchtlich, namentlich dann, wenn sie offen aufbewahrt
wurden.
Ueber die Art und Weise der Bestimmung der Jodzahl herrschen bekanntlich
Meinungsverschiedenheiten. Nach v. HüblD. p. J., 1884 253
281. soll so viel Jodlösung zugefügt werden, dass die Flüssigkeit
nach 1½ bis 2 Stunden noch stark braun gefärbt ist. Nach BenediktChemische Industr., 1887 Heft 8.
soll der Jodüberschuss nicht unter 30 Proc. der angewandten Jodmenge betragen. HoldeMittheilungen aus den königl. techn.
Versuchsanst., 1891 S. 80. empfiehlt bei Oelen einen
Jodüberschuss von 65 bis 75 Proc. (bezogen auf die gesammte angewandte Jodmenge).
Nach MerklingZeitschrift für analytische Chemie, 1892 Bd. 31
S. 109. und FahrionChemiker-Zeitung, 1891 Bd. 15 S.
1791. sollen die alkoholischen Lösungen von Jod und
Quecksilberchlorid getrennt aufbewahrt und gesondert zur Chloroformlösung des Oeles
zugesetzt werden. BenediktChemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S.
651. verwirft dieses Verfahren, sowie auch den Zusatz der vierfachen
Jodmenge (d.h. viermal so viel Jod als absorbirt wird), was von Fahrion empfohlen ist.
Verfasser untersuchten nun, in wie weit die angegebenen Verbesserungsvorschläge für
Schweineschmalz nöthig sind. Sie fanden, dass die Mittelwerthe nach den drei
Modifikationen nahe übereinstimmen, dass aber bei Verwendung einer alten Lösung die
einzelnen Bestimmungen eine grössere Uebereinstimmung unter einander zeigen. Ein
verschieden grosser Jodüberschuss erwies sich ohne Einfluss auf das Resultat.
Verfasser variirten den Jodüberschuss von 21,2 bis 84 Proc. (Nach Zeitschrift für analytische Chemie, 1892 Bd. 31 S.
534.)
Zusammensetzung des überreifen Käses.
Zur Entscheidung der Frage, in wie weit das Reifen eines Käses eine Wirkung auf seine
chemische Zusammensetzung und auf seinen Nährwerth ausübt, untersuchte Arnaldo Maggiora den italienischen gewöhnlichen
überreifen Strachino, dessen Genuss in Oberitalien sehr verbreitet ist. Zur
Untersuchung verwandte Verfasser drei Proben:
Probe I war am wenigsten verfault; speckig weich, mit Penicillium glaucum
überwachsen.
Probe II fast pulpöse, an vielen Stellen klebrige Masse.
Probe III wurde reif sieben Monate unter Luftabschluss aufbewahrt und war dann von
dunkelgelber Farbe, weich und zähe.
Die chemische Analyse ergab folgendes Resultat:
Procentische Zusammensetzung der drei Arten von überreifem
Käse:
Probe
Bestandtheile
I
II
III
Hygroskopisches Wasser
34,41
32,43
37,63
Reinfett
37,52
34,08
36,19
Gesammtmenge des Stickstoffs
4,280
4,15
4,311
Rohproteïn
26,75
25,937
26,94
Stickstoff nach Stutzer
2,592
1,273
0,580
Reinproteïn
16,200
7,956
3,625
Ammoniakstickstoff
0,677
1,264
1,855
Amidenstickstoff
1,011
1,493
1,876
Rohe Asche (weniger NaCl)
2,743
5,778Die
grosse und ganz abnorme Menge von mineralischen Substanzen dieser
zwei Proben lässt sich dadurch erklären, dass die beiden Käsesorten
mit einer künstlichen Kruste von Gyps überzogen waren, um sie
äusserlich zu erhärten und um ihre Form zu erhalten, die wegen
Erweichung des Käses sonst verloren gegangen wäre.
9,545Die
grosse und ganz abnorme Menge von mineralischen Substanzen dieser
zwei Proben lässt sich dadurch erklären, dass die beiden Käsesorten
mit einer künstlichen Kruste von Gyps überzogen waren, um sie
äusserlich zu erhärten und um ihre Form zu erhalten, die wegen
Erweichung des Käses sonst verloren gegangen wäre.
Kochsalz
1,332
0,990
0,017
Aus der Tabelle geht hervor, dass, wenn der Strachino überreif wird, sein Gehalt an
Wasser und Fettstoffen keine nennenswerthen Veränderungen erfährt. Dagegen ändert
sich mit dem Fortschreiten der Zersetzung die Beschaffenheit der Fettstoffe.
Die Säurezahl betrug bei Probe
I
II
III
29,01
37,00
49,53
Da die Menge der Proteinsubstanzen mit zu weit gehender Reife ebenfalls abnimmt, und
zwar nicht unbeträchtlich, wie die Tabelle zeigt, so liegt es wohl auf der Hand,
dass die überreifen Käse einen bedeutenden Nährwerth nicht besitzen. (Nach Archiv für Hygiene, 1892 Bd. 14 S. 216.)
Analyse des Imperialkäses.
Imperialkäse, dessen Zusammensetzung bisher in der Literatur unbekannt war, wurde von
A. Stift analysirt und folgende Zahlen erhalten (in
Procenten):
Wasser
StickstoffhaltigeSubstanzen
Fett
Milchzucker
Salze
31,20
8,38
53,40
3,92
3,10
Dieser Käse ist somit ein Rahmkäse, der viel Aehnlichkeit mit den englischen
Rahmkäsen hat, dieselben jedoch an Stickstoffgehalt übertrifft. Auch sein Fettgehalt
ist hoher als derjenige der entsprechenden französischen und italienischen Käse.
(Nach Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchungen und
Hygiene, 1892 Bd. 6 S. 454, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892 Bd. 26 S. 366.)
Untersuchung der Proteïnmehle.
Um den Nährgehalt der Brotstoffe zu erhöhen, wurden Versuche in der Richtung
angestellt, aus billig zu beschaffendem pflanzlichem Material das Eiweiss möglichst
zu isoliren und es den gewöhnlichen Brotstoffen zuzusetzen. So gewinnt Hundthausen sein Aleuronatmehl aus dem in der
Stärkefabrikation abfallenden Weizenkleber und Nördlinger aus den in der Oelfabrikation bleibenden Rückständen
Proteinmehl.
Um aus den Oelrückständen ein proteinreiches Product zu gewinnen, extrahirt NördlingerD. R. P. Nr.
52310 und 57311. die Oelrückstände mit Alkohol; unter Umständen
werden die Abfälle noch einem Röstprocess unterworfen bezieh. mit Wasser oder Dampf
ausgelaugt. Neben den freien Fettsäuren werden dadurch Zucker und etwas Neutralfett
ausgeschieden. Nachdem der grösste Theil der Fruchthüllen, Schalen u.s.w. durch
einen mechanischen Process entfernt ist, hinterbleibt ein stickstoffreiches Mehl,
das für sich allein verbacken oder nährstoffärmeren Mehlen zugesetzt werden
kann.
Eine Anzahl dieser Proteinmehle wurde von H. Spindler
untersucht. Der Stickstoffgehalt der Trockensubstanz schwankte zwischen 7,82 bis
9,09 Proc. Die Schwankungen im Fettgehalt sind bedeutend und rühren von der
stärkeren oder schwächeren Entfettung der Oelrückstände her.
Die aus reinem Proteinmehl unter Beifügung der üblichen Zuthaten hergestellten
Backwaaren hatten einen Stickstoffgehalt von 5,45 bis 7,47 Proc.
Die Zusammensetzung von Backwaaren, welche aus Gemischen von Proteinmehlen mit den
sonst üblichen Brotstoffen hergestellt sind, gibt Verfasser in der folgenden
Tabelle:
Waser
Asche
Fett
Stick-stoff-sub-stanz
Roh-faser
Stickstoff-freieExtract-stoffe
In der Trockensubstanz
Fett
Stick-stoff-sub-stanz
Stickstoff-freieExtract-stoffe
Stick-stoff
Brot aus 25 Proc. Proteïnmehl und 75
Proc. Weizenmehl
30,28
1,95
2,57
14,31
2,52
48,37
3,69
20,52
69,38
3,28
Brot aus 25 Proc. Proteïnmehl und 75
Proc. Roggenmehl
25,92
1,84
1,99
14,56
3,13
52,56
2,68
19,65
70,95
3,14
Brot aus 25 Proc. Proteïnmehl und 75
Proc. Stärkemehl
29,38
1,24
2,25
7,69
0,78
58,66
3,19
10,89
83,07
1,74
Brot aus 12½ Proc. Proteïnmehl, 50 Proc. Weizen- mehl
und 37½ Proc. Stärkemehl
14,89
1,44
1,26
9,53
3,16
69,72
1,48
11,20
81,92
1,79
Brot aus 12½ Proc. Proteïnmehl, 50 Proc. Roggen- mehl
und 37½ Proc. Stärkemehl
18,62
1,42
0,90
7,76
3,20
68,10
1,11
9,54
83,68
1,53
Cakes aus etwa 65 Proc. Proteïnmehl und 35
Proc. Fleisch
6,96
–
20,53
34,18
–
–
22,06
36,74
–
5,88
Die aus den reinen Proteinmehlen sowohl als aus den Gemischen von Proteinmehlen mit
anderen Mehlen gebackenen Waaren sollen wohlschmeckend und haltbar sein. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 607.)
Linsenbrot.
In London und Paris werden gut gereinigte Linsen zu einem feinen Mehl vermählen und
zu Brot verbacken. Um das letztere schmackhafter zu machen, wird beim Verbacken eine
geringe Menge Mandelöl zugesetzt. Es dürfte dieses Brot wegen des hohen
Proteïngehaltes der Linsen ziemlich nahrhaft sein. (Nach Deutsche Mühlen-Industrie durch Bayerisches
Industrie- und Gewerbeblatt, 1892 Bd. 27 S. 543.)
Nachweis des Pferdefleisches in Nahrungsmitteln.
Die Vermuthung, dass Pferdefleisch mehr Glykogen enthalte als das Fleisch der
Schlachtthiere, fand W. Niebel bestätigt und gründete
hierauf ein Verfahren zur Unterscheidung des Pferdefleisches von anderem Fleisch.
Der niedrigste Glykogengehalt des Pferdefleisches lag immer über dem höchsten des
Rindfleisches. Auch der Gehalt an Traubenzucker, in den das Glykogen beim Liegen des
Fleisches übergeht, erwies sich im Pferdefleische höher als in den anderen
Fleischarten. Der gesammte Gehalt an Kohlehydraten, berechnet auf die
Trockensubstanz, lag beim Pferdefleische zwischen 3,801 und 6,190 Proc., während das
Maximum der anderen Fleischarten 1,231 Proc. betrug (bei einer Probe Kalbfleisch).
Dieselben Unterschiede machten sich auch bemerkbar bei geräuchertem bezieh.
gebratenem Fleische, sowie bei Würsten. (Nach Zeitschrift
für Fleisch- und Milchhygiene, 1891, und Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften, 1892 S. 241, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 76G.)
Amerikanischer und holländischer Speck.
Nach Lutz enthält:
Wasser
Stickstoff-substanz
Fett
Asche
Amerikan. Speck
9,0
Proc.
9,0
Proc.
71,5
Proc.
10,5
Proc.
Holländ. Speck
12,0
„
14,5
„
63,5
„
10,0
„
Schmelzpunkt und Erstarrungspunkt sollen verschieden sein. Kaiser konnte demgegenüber einen Unterschied zwischen beiden nicht finden.
(Nach Archiv animalischer Nahrungsmittel, Bd. 6 S. 87,
und Vierteljahrsschrift über die Fortschritte auf dem
Gebiete der Chemie der Nahrungs- und Genussmittel, Bd. G S. 295, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 490.)
Das Grauwerden von Wurst und Fleisch.
Das Grauwerden der Wurst und die Bildung der grauen Ränder wird nach Falk und Oppermann in
erster Linie durch Fleisch bedingt, welches einen zu hohen Wassergehalt besitzt,
zweitens durch Fehler, welche beim Trocknen und Räuchern gemacht werden, und
drittens durch Verwendung schlechter Gewürze.
Da der Wassergehalt des Fleisches je nach der Fütterung sehr schwankt, so darf zur
Fabrikation von Wurst, falls letztere längere Zeit aufbewahrt werden soll, nur
bestes Fleisch genommen werden.
Beim Trocknen und Räuchern der Wurst spielt die Temperatur eine nicht zu
unterschätzende Rolle. Die Temperatur der Aufbewahrungsräume und der Räucherkammer
sollte nie unter 8° sinken und im Maximum nicht über 20° steigen.
Das Gewürz, namentlich der Pfeffer, bewirkt, wenn dieselben verdorben sind,
dadurch ein Grauwerden der Wurst, dass das ätherische Oel des Gewürzes, weil
ebenfalls verdorben, seine conservirenden Eigenschaften verliert.
Verfasser stellten Versuche an, um sowohl das Verderben und Grauwerden des Fleisches
zu verhüten, als auch um grau gewordener Wurst wieder die natürliche rothe
Fleischfarbe zu ertheilen. Als einfachstes Mittel erwies sich das minutenlange
Eintauchen solcher Wurst in eine kochende Salzlösung. Da derartig behandelte Wurst
wieder schnell verdirbt, so empfehlen Verfasser die Wurst mit Torfmull zu verpacken,
welcher mit feinstem Tafelsalz und einigen Procenten leicht löslicher borsaurer
Magnesia gemischt und getrocknet ist.
Was die in der Wurstfabrikation vielfach gebräuchliche Färbung der Wurst mit
Farbstoffen anbelangt, so haben Verfasser gefunden, dass Cochenille bezieh. Carmin
schon in einer Verdünnung von 1 : 30000 die natürliche Fleisch färbe sehr gut
erhalten. Von einer Verfälschung dürfte bei Anwendung solch geringer Farbstoffmengen
wohl kaum die Rede sein, um so weniger, da die Erhaltung der natürlichen
Fleischfarbe nur bei gutem Fleisch gelingt, welches bereits die sogen. Todtenstarre
durchgemacht hat.
Verfasser behandeln schliesslich noch die Frage der Anwendung borsäurehaltiger
Conservirungsmittel. Sie sind der Ansicht, dass letztere ihren Zweck nicht
befriedigend erfüllen; namentlich lassen sich Därme oder riechende Gefässe damit
nicht geruchlos machen. Bessere Dienste leistet in diesem Falle, wie bekannt, das
übermangansaure Kali, welches jeden Geruch völlig hinwegnimmt. Die braune Farbe,
welche dasselbe auf Fleisch u.s.w. erzeugt, lässt sich durch Nachwaschen mit Wasser
leicht beseitigen. (Nach Zeitschrift für
Nahrungsmitteluntersuchungen durch Pharmaceutische
Centralhalle, 1892 Bd. 33 S. 624.)
(Schluss folgt.)