Titel: | Zur Technologie des Glases. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 296 |
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Zur Technologie des Glases.
(Fortsetzung des Berichtes S. 283 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Zur Technologie des Glases.
Fabrikation des Glases.
Glasschmelzen.
Ein recht interessanter Artikel über die Compositionsschmelzerei und Fabrikation künstlicher Edelsteine in
Böhmen von R. S. findet sich im Sprechsaal, 1892 S. 981 und 1003. Als
Schmelzgefässe dienen glasirte Töpfe aus Bunzlau in Pr.-Schlesien von 22 bis 25
1 Inhalt. Dieselben werden in grössere Näpfe gestellt und der Zwischenraum wird
mit Sand ausgefüllt. Das Gemenge wird bis zum oberen Rande des Topfes
eingefüllt, ein irdener Deckel aufgesetzt und die Rand fuge mit frischem Lehm
verstrichen, um die Rauchgase möglichst abzuhalten. 6 Töpfe stehen auf den
Bänken eines Ofens und werden durch 7 bis 8 Stunden angewärmt; man verstärkt das
Feuer, bringt auf Schmelzhitze und lässt diese 15 bis 18 Stunden anhalten;
hierauf wird das Feuer gelöscht und der Ofen erkaltet langsam.
Die Form des Schmelzofens ist höchst primitiv und erinnert an die ältesten Oefen
dieser Art. Auf einfachem Rost für Holz oder Steinkohle wird das Feuer
unterhalten; der Rauch entweicht durch keinen Schornstein, sondern durch Löcher
im Kappengewölbe. Die Temperatur wird niedrig gehalten und darf 1200° C. nicht
übersteigen.
Bei guter Arbeit erhält man ein compactes, schlieren- und blasenfreies Stück
Glas, das von Thonscherben gereinigt und in grössere Stücke zerschlagen wird.
Diese Stücke werden erweicht und zu Stangen ausgezogen; die Stangen werden nach
abermaligem Erweichen in die den Steinchen entsprechenden Formen gepresst. Das
Erweichen der Glasmasse geschieht in einem kapellenartigen Raum, der nach vorn
offen ist. An einem anderen kleinen Ofen werden die Arbeiten des Drückers
verrichtet; letzterer hat die Aufgabe, mit Hilfe schmiedeiserner Zangen, die mit
Stahlformen versehen sind, den Steinen die zum Schliff nöthige Form zu
geben.
In einem anderen Aufsatz bespricht Verfasser das Schleifen der künstlichen Edelsteine (Sprechsaal, 1892 S. 1026).
Epstein bespricht das
Glasschmelzen mit Glaubersalz.Sprechsaal, 1891 S. 734. Der
Satz muss genau abgewogen und gut gemischt sein. Nach 6 bis 8 Stunden ist der
erste Eintrag abgeschmolzen. Man überzeugt sich, ob aller Sand aufgelöst ist,
durch eine Probe, die man aus dem Hafen entnimmt. Ist kein Sandkorn in der
Probe, so legt man zum zweiten Mal ein. Diese Fülle schmilzt in 2 bis 3 Stunden
ein, hierauf kommt die dritte Fülle, welche in 2 bis 3 Stunden niedergeschmolzen
ist. Zum Schluss trägt man Bruchglas ein. Nach 1 bis 2 Stunden ist auch dieses
niedergeschmolzen und nun zeigt sich die Galle auf dem Glase als blaugrauer
Fleck. Dieselbe wird durch Aufstreuen von befeuchtetem Holzkohlenpulver
weggenommen; man macht die Flamme russend und sieht nach einigen Minuten nach,
ob die Galle noch sichtbar ist; ist letzteres der Fall, so wirft man von Neuem
Holzkohle auf. Wenn sehr viel Galle vorhanden war, was jedoch nur bei
unrichtiger Zusammensetzung des Satzes vorkommen kann, so muss dieselbe
abgeschöpft werden. Nach dem Verschwinden der Galle zieht man die Luftschieber
und verstärkt damit das Feuer, bis das Glas sich wieder beruhigt hat. Alsdann
kann man das Glas auf Hohlglas verarbeiten. Bei Tafelglas thut man gut, das
geschmolzene Glas noch einmal zu mischen mit Hilfe einer Kartoffel oder eines
Stückes von feuchtem Holz. Zeigen sich beim Läutern grosse Blasen, so ist dies
ein Zeichen, dass die Schmelze gut geleitet war; zeigen sich dagegen kleine
Bläschen (Gispen), so war der ganze Schmelzprocess nicht richtig geführt und
solches Glas wird selten rein, es nutzt dann auch das längere Schüren nichts.
Das Glas behält die Gispen und diese sind dann durch kein Mittel mehr aus dem
Glase zu entfernen.
Einem häufig geäusserten Wunsche, die schweflige Säure
der Glasöfen nutzbringend zu verwerthen, steht nach J. R. (Sprechsaal,
1891 S. 44) die Schwierigkeit im Wege, dass diese Gase nur während der ersten 10
bis 13 Stunden der Schmelze entwickelt werden und mit hoher Temperatur (800 bis
900° C.) entweichen.
Herstellungskosten von Glas.
Von N. (Sprechsaal, 1891 S. 62 und 1015).
Die ältesten Hafenöfen mit directer Feuerung bester Construction brauchten 2000 k
und mehr (2350 k) Steinkohlen, Glashafenöfen 1500 und die Wannenöfen 750 k
Steinkohlen zum Lauterschmelzen von 1000 k Gemenge. Letzteres kostet für
halbweisse Flaschen, Fensterglas u. dgl. ungefähr 15 M., so dass sich das
Verhältniss des Gemengwerthes zu dem Kohlenwerthe bei den verschiedenen Systemen
annähernd wie 3 : 4, 3 : 3 und 3 : 1,5 stellt. Das Gemengewerthverhältniss zum
Arbeitslohn dürfte dagegen beim Pressglas wie 3 : 3, bei erblasenen Flaschen u.
dgl. wie 3 : 5 und bei der Tafelglasfabrikation, welche grosse Geschicklichkeit
erfordert, wie 3 : 12 sich stellen.
J. R. bespricht unter dem Titel Gutes Glas die Eigenschaften von gutem und
schlechtem Glase und gibt an; welche Gemengsätze und welche Vorsichtsmaassregeln
eingehalten werden müssen, um gutes, widerstandsfähiges Glas zu erhalten (Sprechsaal, Jahrg. 13 Nr. 52).
Unter dem Titel „Die beste Hafenmischung“
wird im Sprechsaal, Jahrg. 13 S. 768 und 789, von
J. R. eine Reihe von Thonmischungen für
Glashäfen angegeben, von denen hier nur folgende angeführt werden mögen:
I. Passauer Thon, weisser
SiO2
55
Proc.
Al2O3
28
„
Mischung:
1,5
Maasstheile
Hafenschollen, feinkörnig,
2,0
„
Chamotte, Passauer Thon, gebrannt, fein-körnig,
3,0
„
Passauer Thon, ungebrannt, fein pulverisirt.
Von 219 Stück Hafen bekamen 15 Stück Trockenrisse (6,8 Proc.) in einem Glasofen
alter Art mit 8 Häfen und Holzfeuerung. Die Schwindung betrug nach 5 Wochen 12
Proc. der Höhe.
VII. Grünstädter Thon (47,3 Proc. SiO2 und 35,0
Proc. Al2O3)
wird mit Thon aus der Champagne gemischt:
2
Maasstheile
Pfälzer
Thon,
ungebrannt,
1
Maasstheil
„
„
gebrannt,
1
„
Champagner
Thon.
Der Thon aus der Champagne enthält 42,0 Proc. SiO2, 1,4 Proc. CaO und 38,9 Proc. Al2O3. Die Häfen waren sehr unempfindlich gegen
Temperaturwechsel und wurden oft bei Regen und Wind übertragen, ohne Schaden zu
leiden.
Versuche mit Asbest-Schmelztiegeln (vgl. 1890 277 34) wurden von J. R.
im Sprechsaal, Jahrg. 13 S. 439, besprochen.
Verfasser stellte Häfchen aus
75
Proc.
Asbest
und
25
Proc.
Thon
60
„
„
„
40
„
„
und
50
„
„
„
50
„
„
her und schmolz in denselben Kalk- und Bleigläser. In der
Schmelzhitze eines Wannenofens waren alle drei Häfchen zu einer flüssigen Masse
geschmolzen.
Auch Magnesitsteine haben sich in der Glasindustrie nicht bewährt.
Ofen zum Umformen oder Ueberschmelzen von Glaswaaren
von Hermann Schulze-Berge in Rochester,
Pennsylvania, Nordamerika (D. R. P. Kl. 32 Nr. 52899 vom 17. September
1889).
Thomas Cooper John Tomas will besseres Glas dadurch
erzielen, dass er in die geschmolzene Glasmasse Gas (am besten Sauerstoff[!])
unter Druck einleitet, in ähnlicher Weise, wie Luft in die Bessemerbirne
gepresst wird zur Herstellung von Gusstahl (Oesterreichisches Privilegium Kl. 32
vom 11. December 1891).
Neue Anwendung von Häfen zum Schmelzen von besonderen
Gemengen bei Glaswannenöfen von Léon
Mondron in Lodelinsart, Belgien (D. R. P. Kl. 32 Nr. 53733 vom 31.
August 1889).
Filtrirröhre mit Kugelfilter zur Reinigung von
Glasschmelzen von Moritz Epstein in Berlin
(D. R. P. Kl. 32 Nr. 61375 vom 17. Mai 1891).
Steine, Schlieren und Knoten im Glase von Paul Tietze (Sprechsaal, 1892 Jahrg. 25 S. 127; vgl. L.
Appert, 1890 278 319).
Das Anlaufen oder Beschlagen des Weisshohlglases von
W. M. (Sprechsaal,
1892 S. 302).
Tafelglas.
Paul Simon's Erfindung, Tafelglas mittels wellenförmig gerundeter Walzen herzustellen, wird
Sprechsaal, Jahrg. 23 S. 728, erläutert.
(Originalmittheilung s. D. p. J. 1889 274 * 247. D. R.)
Den mechanischen Theil der Tafelglasfabrikation
bespricht J. R. im Sprechsaal, 1891 Jahrg. 24 S. 221. Verfasser spricht sich u.a.
abfällig über Paul Simon's Walzverfahren aus; es
ist nicht leicht möglich, das aus den Walzen kommende Glasband durch langsame
Kühlung vor Springen zu bewahren.
Zum Streckverfahren bei der Fabrikation von
Tafelglas von Lippert (Sprechsaal, 1891 S. 448 und 570).
Textabbildung Bd. 289, S. 297Fig. 8.Tafelglasstreckverfahren von Georg Richter in Dresden (D. R. P. Kl. 32 Nr.
51466).
Apparat zur Herstellung glatter, gerippter und gewellter
Glasplatten von Erwin Wittich in
Saarbrücken (D. R. P. Kl. 32 Nr. 53665 vom 28. Januar 1890). Der Behälter b (Fig. 8) wird mit
flüssiger Glasmasse gefüllt und diese mittels des Stempels a durch einen im Boden c befindlichen Schlitz gepresst. Es entsteht auf diese Weise eine
Glasplatte, welche sich auf den mit einer Steinplatte versehenen Wagen e legt.
Anfertigung von Glaswaaren.
(Bericht über Patente.)
Scheren und anderes Werkzeug des Glasmachers.
Textabbildung Bd. 289, S. 297Fig. 9.Vorrichtung zum Fertigstellen von Flaschenhälsen
von Ch. F. Leng und Charles
Leng in Pittsburg, Penns., Nordamerika (D. R. P. Kl. 32 Nr. 56261 vom
27. März 1890). Die Vorrichtung (Fig. 9) besteht
aus einem Satz umlaufender Presstücke l, welche den
Hals von aussen bearbeiten; und einer konischen Führungsstange oder einem Dorn
l1 mit nach
entgegengesetzter Richtung laufender Bewegung.
Neuerung an Formwerkzeugen für Flaschenhälse von Henry Louis Phillips in London, County of
Middlesex, England (D. R. P. Kl. 32 Nr. 57969 vom 9. October 1890). Die
Vorrichtung dient zum Zusammenhalten der Schenkel der Schere während der
Schlussformung eines Flaschenhalses.
Schere zum Formen von Flaschenmundstücken von H. Friedrich in Düsseldorf (D. R. P. Kl. 32 Nr.
56674 vom 17. October 1890).
Vorrichtung zur Herstellung von Flaschenmundstücken mit
Vertiefungen, Schutzmarken u. dgl. in der Hitze von G. A. Fullerton in Boston (D. R. P. Kl. 32 Nr.
53116 vom 17. April 1889).
Pfeife zum Blasen doppelwandiger Ballons von D. Russel Niver in Chicago, Nordamerika (D. R. P.
Kl. 32 Nr. 56791 vom 31. Mai 1890).
Das Material der Glasformen von J. R. (Sprechsaal,
Jahrg. 24 S. 303). Als Material werden für Formen gegenwärtig verwendet Metalle,
wie Kupfer und Eisen, Holz, Serpentin, Speckstein u.a.m.
Mechanische Herstellung von Flaschen und anderen
Hohlglaswaaren.
Camille Chassevent beschreibt im Genie civil, 1891 S. 357, die mechanische Herstellung von Glasflaschen, wie sie in Frankreich
geübt wird. Es werden alle bedeutenderen Erfindungen auf diesem Gebiete bis zum
Jahre 1880 behandelt; eine Reihe von Figuren sind in den Text eingefügt. Die
ältesten Vorversuche zur Einführung der mechanischen Productionsweise rührt vom
Engländer Ricketts her (1821). Von anderen
Erfindern sind Guibert (1854), Sussex, Bouvresse und Bolly zu nennen; ihre Erfindungen sind Apparate mit festen Formen.
Weit bessere Resultate wurden erzielt mit rotirenden Formmaschinen, deren erste
von Cahuc (Bordeaux) construirt wurde. Bedeutende
Verbesserungen an diesen Maschinen wurden von Aupècle (Chalons sur Saône) 1880 angebracht. Die rotirenden Maschinen
haben sich schnell eingeführt und gewähren bedeutende Vortheile.
Das Beispiel Ashley's befolgend, sind eine Reihe von
Erfindern
aufgetaucht, die die Herstellung von Flaschen auf mechanischem Wege durchführen
wollen. Ashley selbst bringt Verbesserungen an
seinem Apparate, der 1890 278 * 376 beschrieben
wurde, an (D. R. P. Kl. 32 Nr. 52208 vom 2. März 1889 und Nr. 61149 vom 17. Juni
1890).
Textabbildung Bd. 289, S. 298Fig. 10.Textabbildung Bd. 289, S. 298Fig. 11. Die Fig. 10 und 11 zeigen eine Vorder- und Seitenansicht des
verbesserten Apparates. Auf der Säule A ist ein
drehbarer Tisch B angebracht, der je 3 Formapparate
C trägt. Der Apparat C ist um die wagerechte Achse a drehbar
und wird zunächst in die Lage gebracht, dass die Form D nach oben zu liegen kommt. D wird in
dieser Stellung mit flüssigem Glase beschickt. Nun wird der untere Theil des
Apparates in Thätigkeit gesetzt. An der Achse C ist
ein beweglicher Rahmen F befestigt; der theilweise
ausbalancirt wurde durch das Gewicht G. Der Rahmen
und mit ihm die untere Form kann nach rechts und links bewegt werden; die
Bewegung wird gehemmt durch die Bolzen J und H. Befindet sich der Rahmen in der Lage Fig. 10, so kann der Tisch K mit Hilfe eines einfachen, mit einem Trittbrett versehenen
Hebelwerkes gegen den Stempel N gestossen werden,
der dadurch in die weiche Glasmasse gepresst wird und nach seinem Rücktritt
daselbst den Flaschenhals fertig gebildet zurücklässt. Der Apparat C wird nun um 180° gedreht, so dass die Vorform mit
der weichen Glasmasse nach abwärts zu stehen kommt. In diesem Augenblick wird
die Vorform D geöffnet, man lässt etwas Luft durch
N eintreten und stösst K mehrmals gegen das Halbproduct. Durch einen Druck mit dem Knie gegen
den Rahmen bei R wird derselbe in senkrechte Lage
gebracht und nun kommt die offene Fertigform UV direct unter den aufzublasenden Glasklumpen. Die Form wird
geschlossen und die Flasche aufgeblasen.
Einen anderen Flaschenblasapparat liess sich D. Rylands, Stroitfoot, Bansley in England,
patentiren (Englisches Patent Nr. 7145 vom 8. Mai 1890. 8. d.). (Industries, 5. Juni 1890.)
Neuerung bei der Herstellung von Glasflaschen und in
Formen für dieselben von Samuel Washington
in Oaklands Harphurhey bei Manchester, England (D. R. P. Kl. 32 Nr. 57688 vom
31. Juli 1889 und D. R. P. Kl. 32 Nr. 52738 vom 4. April 1889).
Neuerung in der Fabrikation von Glasflaschen von W. Ambler, J. Rhodes und S.
Rhodes in Bradford, England (D. R. P. Kl. 32 Nr. 51682 vom 22. December
1888). Die Flaschen werden dadurch hergestellt, dass man die flüssige Glasmasse
in eine Form bringt, welche sich um ihre Längsachse und eine dazu senkrechte
Achse dreht.
Textabbildung Bd. 289, S. 298Fig. 12. Die Metallform besteht aus dem unteren Theil A (Fig. 12) und aus einem oberen Theil
B. Der untere Theil A hat im Inneren die erforderliche Form und Grösse, entsprechend dem
äusseren Theil und dem Boden der Flasche C; der
obere Theil B besteht aus zwei Hälften, welche im
Inneren die Form und Grösse entsprechend den äusseren Umrissen des
Flaschenhalses und der Schulter haben. Die Mündung der Flasche wird ebenfalls
durch die beiden Hälften B gemeinschaftlich mit
einem entsprechend geformten und wegnehmbaren Pfropfen D gebildet.
Die Theile B sind bei E
mittels Scharnieren mit dem Theil A und mittels
Stücken F mit dem Ring G verbunden, welch letzterer die Form umschliesst.
Dadurch kann die Form geöffnet werden, wenn der Hals der Form nach unten gedreht
ist, um auf diese Weise das Herausfallen der Flasche zu gestatten. Die Gussform
wird dann wieder nach oben gedreht, bis der Hals der Form eine nach oben
gerichtete Stellung einnimmt (wie durch die punktirten Linien in b dargestellt), damit die zur Herstellung der
Flasche erforderliche Glasmasse auf den Boden der Form geschüttet werden kann,
worauf unverzüglich die Form geschlossen, festgeklemmt und um ihre Längenachse,
sowie auch senkrecht zu derselben gedreht wird. Sobald der Hals der Form wieder
nach abwärts gedreht ist, kann letztere geöffnet werden, um die fertige Flasche frei zu
geben und das Verfahren aufs Neue zu beginnen.
Verfahren und Apparat zur Herstellung von Glasgefässen
mittels Pressluft von M. Bauer in Berlin
(D. R. P. Kl. 32 Nr. 45912 vom 23. März 1889).
Neuerung an Maschinen zum Formen von Flaschen mittels
Druck und Blasen von E. Wolf in Berlin (D.
R. P. Kl. 32 Nr. 52841 vom 23. Mai 1889).
Maschine zur Herstellung von Flaschen von A. d'Heureuse in Berlin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 53331
vom 22. Februar 1889). Auf einem drehbaren Tisch sind die Flaschenformen, acht
an der Zahl, angebracht.
Einrichtung zur Herstellung von Hohlglaskörpern mittels
hocherwärmter Pressluft von Herm. Hilde in
Resswein, Sachsen (D. R. P. Kl. 32 Nr. 57580 vom 15. April 1890; Zusatz zum
Patent Nr. 52665 vom 22. September 1889).
Verfahren zur Herstellung eines in verschiedenen
Färbungen durchscheinenden Glases von F. E.
Grosse in Berlin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 54091 vom 26. Juli 1889).
Verschieden gefärbte Glasflüsse in je einem Hafen abgeschmolzen werden mit der
Pfeife stufenförmig aufgenommen und innig zusammen gewolpert.
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von
Hohlglaskörpern von Herm. Hilde in
Rosswein i. S. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 63540 vom 15. August 1891; Zusatz zum Patent
Nr. 58 961 vom 1. Januar 1891).
Verfahren zur Herstellung gepresster Glaswaaren mit
farbigen, aufgepressten Bändern von L. Wolf
Nachfolger in Köpenick. Der farbige Ring wird fertig gestellt und in
den Ring der Pressform eingelegt. Die gepresste, hochsteigende Masse aus
farblosem Glase vereinigt sich dann mit dem farbigen Ringe.
Pressform für verzierte Presshohlglaskörper von der
Aktiengesellschaft Sächsische Glasfabrik vorm. Berthold
und Hirsch in Redeberg (D. R. P. Kl. 32 Nr. 61365 vom 13. März
1891).
Die Pressform D (Fig.
13) ist an geeigneten Stellen mit radial stehenden Löchern zur
Aufnahme der eisernen Bolzen a und b versehen. Diese Bolzen tragen auf ihrem dem
Mittel der Presse zugekehrten Kopf die Verzierung erhaben, so beispielsweise die
Bolzen a erhabene Kugelflächen, die Bolzen b erhabene Sterne. Mit diesen Verzierungen treten
die Bolzen so weit in die Form hinein, dass bei dem Pressvorgang unter Bildung
eines Bechers in dessen Aussenfläche die vertieften Abdrücke der Verzierung
gebildet werden.
Textabbildung Bd. 289, S. 299Fig. 13. Um den Becher aus der Form entfernen zu können, haben die Bolzen in
ihren Löchern ein gewisses Spiel der Länge nach; sie sind an ihrem Aussenende
mit den Köpfen x bezieh. z versehen, mit denen sie in der schräg gestellten Nuth oder schräg
gestellten Nuthen c eines Ringes d stecken; die Bewegung wird durch Verschiebung
dieses Ringes bewirkt.
Einrichtung zur Herstellung von enghalsigen,
gleichwandigen Glashohlkörpern im combinirten Press- und Blasverfahren
von F. Grotjahn in Radeberg, Sachsen (D. R. P.
Kl. 32 Nr. 63731 vom 19. September 1891). Auf dem Presstisch a (Fig. 14 und 15) ist die aus zwei Theilen d und d1 gebildete Form aufgesetzt. Die obere Form ff1 ist mit einem
Gesenke ausgestattet, welches zur Bildung des Flaschenhalses dient. Diese Form
ist auf der Schiene g in der Längsrichtung
verschiebbar. Die Presstange m trägt den
Presstempel n, welcher von einer Excenterwelle auf
und ab bewegt werden kann.
Vor der Presseinrichtung ist ein unten offenes, durch Hahn o abschliessbares Rohr p geeignet befestigt, welches mit seinem oberen Ende in ein an der
Decke oder sonst zweckentsprechend befestigtes; mit einem Luftcompressor u.s.w.
in Verbindung stehendes Luftführungsrohr q mündet,
in dessen Inneren noch ein Dampfheizungsrohr r
angeordnet sein kann.
Textabbildung Bd. 289, S. 299Fig. 14.Die Herstellung von Glasröhren durch Guss von Léon Appert in Paris (Bulletin de la Société d'Enconragement, 1891 Tome VI S. 114).
Verfasser bespricht seine auch in Deutschland patentirte Erfindung (D. R. P. Kl.
32 Nr. 53121 vom 15. September 1889). Das Glas bietet anderem Röhrenmateriale
gegenüber grosse Vortheile, und dem Umstände weiterer Verbreitung ist in erster
Linie die Schwierigkeit der Herstellung gleichmässiger
Röhren von grösserem Durchmesser und geringer Wandstärke im Wege
gestanden.
Um diesem Uebelstande abzuhelfen, construirt Appert
die nachstehend beschriebene Vorrichtung.
Eine hohle, metallische, cylindrisch durchbohrte Form M (Fig. 16) besteht aus mehreren
Theilen, die durch Scharniere verbunden sind. Der innere Durchmesser derselben
ist gleich dem äusseren der zu giessenden Röhre T.
Die einzelnen Theile der Form lassen sich der Länge und Breite nach leicht aus
einander nehmen und gestatten somit, die fertiggestellte Röhre leicht
herauszunehmen. Die Theile werden durch Schrauben oder bewegliche Ringe fest
zusammengehalten und die Wände der Form mit einer kastenartigen Umhüllung E umgeben, mittels welcher man nach Belieben
dieselben erhitzen oder abkühlen kann. Die Länge der Form ist grösser als die
des Rohres um zwei Ansätze n, die an den Enden
vorspringen und dem sie passirenden Kern als Führung dienen. In die Wandungen
der Form eingeschnittene Nuthen m dienen dazu, das
Glas während des Formens zurückzuhalten, damit es vom Kern nicht mitgezogen
wird. Nach vollendetem Guss wird der Kern N von
unten nach oben durchgeschoben und dadurch die Röhre gebildet.
Textabbildung Bd. 289, S. 300Fig. 15. Von dem gewöhnlichen Ausziehen der Röhren unterscheidet sich dieses
Verfahren, wie man sieht, sehr bedeutend; ein Vortheil der neuen Technik besteht
darin, dass das Glas während der Operation in der ganzen Masse gleichmässig
erwärmt bleibt und seine volle Plasticität behält. Mit Hilfe einer Maschine
können im Tag Glasröhren von etwa 500 m Länge hergestellt werden. Die der
Gesellschaft vorgelegten Röhren hatten einen Innendurchmesser von 10 cm und eine
Wandstärke von 6 mm.
Textabbildung Bd. 289, S. 300Fig. 16. Die Maschine erfordert zur Bedienung vier Arbeiter und einen
Jungen.
Appert hofft, dass die Glasröhren, mit metallischen
Verbindungsstücken versehen, das Gusseisen vortheilhaft bei Wasserleitungen
werden ersetzen können; vor Gusseisen haben die Röhren voraus, dass sie durch
Feuchtigkeit und chemische Einflüsse beinahe gar nicht verändert werden.
Glaspresse zur Herstellung hoher Kästen aus
Glas von C. G. Lindner und Sohn in
Friedrichshain, Niederlausitz (D. R. P. Kl. 32 Nr. 61048). Die in beistehender
Abbildung veranschaulichte Kastenpresse gestattet die Herstellung sehr hoher
Kästen. Der Kern A (Fig.
17) ist hohl und wird mit heissem Glase gefüllt; das Glas wird nun
durch den unten befindlichen Kolben B
herausgedrängt, sobald die Form G sich von oben her
über den Kasten schiebt.
Das eigene Gewicht des Glases unterstützt hierbei die Ausfüllung des Raumes
zwischen Kern und Form. Der erwähnte Kolben B wird
von der Welle a aus durch Excenter und
Excenterstange b nach oben bewegt, während durch
die Kurbelscheiben c und die Lenkerstangen d die Form C, welche
senkrecht gerade geführt ist, niederbewegt wird. Die Bewegung der Welle a selbst erfolgt durch einen Hebel e.
Textabbildung Bd. 289, S. 300Fig. 17. Das Füllen des Kernes A mit geschmolzenem
Glase geschieht dann, wenn die Form C in der
höchsten, der Kolben B in der tiefsten Stellung
sich befinden. Durch Drehen des Hebels e um 180°
wird die Form gesenkt und der Kolben gehoben.
Sobald die Form C sich über den Kern geschoben hat,
drängt sich das Glas aus dem Kern A heraus, über
den Rand desselben hinweg und sinkt, während es gleichzeitig gepresst wird, in
den Zwischenraum zwischen Kern A und Form C nieder.
Pressform zur Herstellung von Cylindern für
Wetterlampen von Friedrich Grösche gen.
Grosch in Gifhorn, Hannover (D. R. P. Kl. 32
Nr. 58078 vom 12. August 1890).
In die mit einem beweglichen Bodenstück e (Fig. 18) versehene, zweitheilige Form a wird die Glasmasse c
eingebracht. Durch den Druckstempel o wird die
Glasmasse in die Form a vollständig eingepresst, so
dass die überschüssige Glasmasse bei d von dem
Cylinder abgetrennt wird, und dieser fertig aus der Birne genommen werden kann.
Eine gewisse Aehnlichkeit dieser Erfindung mit jener von Appert zur Herstellung von Glasröhren (s. weiter oben) ist sofort zu
erkennen.
Textabbildung Bd. 289, S. 300Fig. 18.Verfahren zur Herstellung konischer Glasgefässe von
A. Walther in Moritzdorf, Sachsen (D. R. P. Kl.
32 Nr. 61151 vom 18. December 1890). Um derartige Glasgefässe herzustellen,
werden die Werkstücke bei ihrer Herstellung an ihrem oberen Rande mit einem
Wulst und unter diesem mit einer Einschnürung versehen. Nach erfolgtem
Wiedereinwärmen werden dieselben dann geschwenkt, wobei sich die Wandungen unter
dem Einflüsse der Fliehkraft ausstrecken und zugleich auf die Weite der
Einschnürung zusammenziehen.
Form für Bierseidel mit Henkel ohne Naht längs der Mitte
des Henkels von A. Widmer in Köpenick (D.
R. P. Kl. 32 Nr. 52921 vom 26. September 1889).
Verfahren und Apparat zur Herstellung von Ketten aus
gepresstem Glas von Hugo Thunder in Berlin
(D. R. P. Kl. 32 Nr. 57968 vom 28. September 1890).
Sandblasapparate.
Eine neue Sandblasmaschine wird von der Filiale der Tilghman's Sand Blast Co.
lim. in Dresden geliefert. Der Apparat arbeitet mit verdünnter Luft. Die
Abbildung Fig. 19 zeigt uns den Mattirapparat. Dieser
besteht aus einem grossen Blechbehälter, der nach unten sich trichterförmig verjüngt
und in einem Rohre endigt, welches sich unter dem Arbeitstisch hinzieht und in
seinem wagerechten Theil eine Schnecke enthält, welche durch die im Hintergrund
sichtbare Antriebsvorrichtung in langsame Bewegung gesetzt wird. Der Blechbehälter
wird bis wenig über den konischen Theil mit feinem Sand angefüllt, der von der
Schnecke unter die ganze Breite des Operationstisches gebracht wird. Zwei weitere
Rohre, die im Inneren des grossen Behälters bis über die Sandlinie hinauf reichen,
sind ebenfalls unter dem Tisch weitergeführt.
Textabbildung Bd. 289, S. 301Fig. 19. Der Operationstisch hat in seiner ganzen Breite einen auf beiden Seiten
mit Gummiwalzen und Druckrollen versehenen Schlitz, in welchen auch die beiden
zuletzt genannten Rohre durch eine seitliche Oeffnung münden. Die zu bearbeitende
Glasplatte wird nun unter die Walzen und durch diese über den Schlitz geführt, sie
legt sich dabei auch auf zwei leicht federnde Flächen, um so die Verbindung mit der
Aussenluft abzuschliessen, die dann nur noch mit den gedachten Rohren bestehen
bleibt.
In das mit der Schnecke versehene Rohr des Sandzuführungskanals münden Eisenröhrchen,
durch die die äussere Luft eindringt und an dieser Stelle mit grosser Lebhaftigkeit
den Sand gegen das Glas wirft. Das Verbreiten von Staub im Arbeitsraume wird bei
dieser Vorrichtung durch Anwendung der verdünnten Luft vermieden.
Wagen zu Sandblasapparaten von Paul Hammer in Glogau (D. R. P. Kl. 32 Nr. 54038 vom 5. März 1889).
Neuerungen an Sandstrahlgebläsen von Alfred Gutmann in Ottensen bei Hamburg (D. R. P. Kl. 32
Nr. 58967 vom 10. November 1889).
Verbesserte Sandblasmaschine (Patent Tilghman) für Beleuchtungskörper. Bisher wurde daran
gezweifelt, dass sich das Sandstrahlverfahren mit nassem, feinem Sand und
directem Dampf würde ausführen lassen, da die Gefahr nahe lag, dass die dem
Sandstrahl ausgesetzten Glaskörper in Berührung mit dem heissen Dampfe springen
würden. Durch Versuche ist indessen festgestellt worden, dass die Gefahr des
Springens nur gering, ja bei gleichwandigen Beleuchtungsgegenständen ganz
ausgeschlossen sei.
Diese Erfahrung ermöglicht es nun, nassen, feinen Sand mit Hilfe eines Dampfstrahles
gegen die Glasgegenstände zu schleudern und auf diese Weise Mattirungen von
besonderer Feinheit zu erzielen.
Textabbildung Bd. 289, S. 301Fig. 20. Ganz feiner Sand, wie solcher bei den Glasschleifereien als unbrauchbar
abfällt, wird mit heissem Wasser zu einer breiigen Flüssigkeit in dem unteren,
trichterförmigen Bassin E (Fig. 20) angerührt, durch das Pumpwerk C
wird dieselbe in den oberen Behälter D gehoben und
fliesst durch einen Gummischlauch nach dem Dampfrohr A,
wird von dem ausströmenden Dampf mitgerissen und gegen den im Inneren des Kessels
befindlichen Glaskörper geschleudert; durch eine Welle mit Kugelgelenken wird dem
Glaskörper eine doppelte Bewegung gegeben, so dass alle Punkte desselben mit dem
Sandstrahl in Berührung kommen. Das Schleifmaterial läuft durch den unter dem
Apparat befindlichen Kanal nach dem trichterförmigen Behälter zurück, um von Neuem
verwendet zu werden. Durch das weite Blechrohr B wird
der Dampf abgeleitet. Schliesslich ist noch der Ausrücker G zu erwähnen, der zugleich mit dem Antriebe des Winkelrades auch die
Stange F bewegt und dadurch den Sandzulauf
herstellt.
Das nasse Verfahren schliesst selbstverständlich jeden Staub aus, man erhält durch
Anwendung eines sehr feinen Schleifsandes eine ausserordentlich zarte Mattirung und
es soll auch die Schablonenarbeit mit Hilfe dieses Apparates reiner und schärfer
ausfallen als bei Anwendung des gewöhnlichen Sandstrahlgebläses.
Auf Anwendung nassen Sandschlammes beruht auch die
Vorrichtung zum Mattiren von Glaswaaren von J. E.
Mathewson in Bellefield Works, Sheffield (D. R. P. Kl. 32 Nr. 54988 vom 10.
October 1889).
Glasschleiferei.
Vorrichtung zum Rundschleifen der Endflächen von Hohlgläsern
aller Art von E. Jähde in Penzing und M. Püschner in Görlitz (D. R. P. Kl. 67 Nr. 54443 vom
17. November 1889).
Textabbildung Bd. 289, S. 302Fig. 21.Maschine zum Abschrägen der Kanten von Glasplatten von
P. Wiederer in New York, Nordamerika (D. R. P. Kl.
67 Nr. 54613 vom 8. Juni 1890). Die Glasplatte J (Fig. 21) schwingt um die Achse F und wird mit Hilfe des Hebelgewichtes W
gegen den Schleifstein A gedrückt (D. R. P. Zusatz Nr.
61856 vom 1. August 1891).
Maschine zur Herstellung von Kugelschliff in Glastafeln
von N. Wiederer und Co. in Fürth, Bayern (D. R. P. Kl.
67 Nr. 51552 vom 1. November 1889 und Nr. 52051 vom 13. October 1889).
Automatische Ovalglasschleifmaschine mit balancirendem
Pendelgestell von der Stuttgart-Fürther Holz- und
Spiegelmanufactur Roh. Friedet und Co. in Stuttgart (D. R. P. Kl. 67 Nr.
60759 vom 6. Juni 1891 Zusatz zum Patent Nr. 49820 vom 30. April 1889; ferner D. R.
P. Nr. 59718 vom 24. März 1891).
(Schluss folgt.)